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Odernheim am Glan (VG
Sobernheim, Kreis
Bad Kreuznach)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(erstellt unter
Mitarbeit von Andreas Ott, Odernheim)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Odernheim am Glan bestand eine jüdische Gemeinde bis 1898. Ihre Entstehung
geht in die Zeit des 15./18. Jahrhunderts zurück. 1403 gestattete
Ruprecht III. der Stadt Odernheim die Aufnahme von Juden. 1462 wird in einer
Urkunde dem Juden Etzing gestattet, sich auf fünf Jahre in Odernheim
niederzulassen und einen „Lehrmeister“ zu sich zu nehmen. 1538 wird in Odernheim
Myer Judden genannt, 1679 Jud Josep, 1692 Meyer Jud.
1720 werden zwei jüdische Hausbesitzer am Ort genannt. 1766 wurden 40
jüdische Einwohner gezählt. 1768 waren bereits acht jüdische Familien am Ort mit
insgesamt 48 Personen (Zahl von 1774, wobei es sich um sieben jüdische Männer,
sechs Frauen, sechzehn Söhne, siebzehn Töchter, einen Knecht und eine Magd
handelte). 1771 erreichte die Zahl jüdischer Einwohner ihren höchsten Stand, es
wurden 50 Personen gezählt (6,8 % der Gesamteinwohnerschaft).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl wie folgt: 1804 25 jüdische
Einwohner 3,4 % der Gesamteinwohnerschaft, 1808 27, 1825 24 (2,2%) 1848 (in
sieben Familien) 1875 18, 1898 drei jüdische Familien. 1900 waren nur noch sechs
jüdische Einwohner in Odernheim am Glan.
1809/10 werden folgende Haushaltsvorstände genannt: David Jung
(Viehhändler), Gotthard Jung (Viehhändler), Jacques Neu (Viehhändler), Joseph
Neu (Viehhändler), Jacques Neuberg (Schrotthändler), David Stern (Viehhändler)
und Jacques Stern ebenfalls Viehhändler.
An Einrichtungen bestand ab 1833 eine Synagoge (s.u.), im 18. Jahrhundert
war ein judenschulmeister in Odernheim am Glan tätig, und möglicherweise
ein rituelles Tauchbad. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden in
Meisenheim beigesetzt. Im 19. Jahrhundert
und bis 1930 gingen die jüdischen Kinder aus Odernheim in
Staudernheim zum Religionsunterricht,
der von dem jüdischen Lehrer aus Sobernheim
abgehalten wurde.
Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde am 6. Oktober 1898
(Beschluss des Bezirksamtes Kirchheimbolanden) wurden die noch am Ort lebenden
jüdischen Personen der israelischen Kultusgemeinde in
Obermoschel nach langen Verhandlungen
zugeteilt. Die jüdischen Einwohner Odernheims wollten eine Zuteilung zu der
jüdischen Gemeinde Staudernheim erwirken, diesem Ersuchen wurde aber nicht
stattgegeben. Die Zuteilung erfolgte nach Obermoschel, weil dort eine
israelische Kultusgemeinde als Körperschaft des Öffentlichen Rechts existierte.
Auch waren politische Gründe für die Entscheidung ausschlaggebend. Staudernheim
lag in Preußen, Odernheim und Obermoschel lagen in Bayern. Trotz der offiziellen
Zuteilung nach Obermoschel besuchten die jüdischen Einwohner Odernheims den
Gottesdienst in der Synagoge in Staudernheim.
1924 wurden vier jüdische Familien in Odernheim am Glan gezählt. 1938
gab es noch eine jüdische Familie (Familie Ludwig Meyer und Anna Neu geb.
Falkenberg) in Odernheim am Glan. Im Zuge der Bürckel-Aktion am 22. Oktober 1940
wurden die jüdischen Odernheimer Einwohner nach Gurs deportiert.
Von den in Odernheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Ludwig Maier (1906), Anna Neu
geb. Falkenberg (1877), Paula Ochs geb. Scholem (1890), Emil Scholem (1875),
Heinrich (Henri) Scholem (1885), Mathilde Strauß geb. Neu (1873).
(Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hertha Maier
geb. Neu (1907), Johanna Maier (1935), Ludwig Maier (1906), Anna Neu geb.
Falkenberg (1877), Paula Ochs geb. Scholem (1890), Emil Scholem (1875), Heinrich
(Henri) Scholem (1885), Mathilde
Strauß geb. Neu (1873).
Informationen zu den genannten Personen siehe Beitrag von Andreas Ott (unten im
Literaturverzeichnis).
Zur Geschichte der Synagoge
Seit dem 18. Jahrhundert bestand eine Betstube in
Odernheim, die sich in einem der jüdischen Häuser befand. 1824 wird eine
Betstube in einem jüdischen Privathaus erwähnt, ohne Standortangabe.
1832 kaufte die jüdische Gemeinde Odernheim das Grundstück (No. 34) zur
Errichtung einer Synagoge. Die Odernheimer Synagoge hatte eine Grundfläche von
ca. 30 qm und war eingeschossig. Unter der Synagoge befand sich ein Keller, der
aber nicht im Eigentum der jüdischen Kultusgemeinde war. Fotos des Gebäudes sind
nicht vorhanden. Am 8. März 1898 ist das Synagogengebäude in Folge eines
Scheunenbrandes in der direkten Nachbarschaft ausgebrannt. Dies nahm das
Bezirksamt Kirchheimbolanden zum Anlass, dass sich die klein gewordene jüdische
Gemeinde am Ort aufgelöst hat. Die Ruine des Gebäudes mit der Betstube wurde an
einen Privatmann verkauft.
Nachdem im Nachbarort Staudernheim 1896
eine neue Synagoge eingeweiht worden war, besuchten die Odernheimer Juden
möglicherweise - trotz der offiziellen Zuteilung nach Obermoschel
- in der Folgezeit die Synagoge in Staudernheim.
Adresse/Standort der Synagoge:
Parzelle 34 Odernheim (mit Wohnhaus bebaut)
Fotos
Fotos zur
jüdischen Geschichte in Odernheim sind noch nicht vorhanden; über
Hinweise
oder Zusendungen freut sich der Webmaster der "Alemannia
Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Alfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum
gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20.
Jahrhunderts. 1992. |
| Karl Schworm u.a.: Odernheim am Glan. Koblenz 1984.
S. 372-373. |
| Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 132-133. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 304 (mit weiteren Literaturangaben).
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| Andreas Ott: Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Odernheim am Glan. Beitrag von 2018. 8 S.
online zugänglich (pdf-Datei).
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ders.: 500 Jahre jüdisches Leben in Odernheim am Glan. Dokumentation einer
Spurensuche. Rediroma Verlag 2018. ISBN
978-3-96103-442-0.
Hinweis
auf Verlagsseite
Hinweis: das Buch ist beim Autor Andreas Ott für 19,50 € (zuzüglich 3,50 €
Versandkosten) erhältlich. E-Mail:
andreasott62@googlemail.com
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