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Rheinböllen (Rhein-Hunsrück-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Rheinböllen bestand eine jüdische
Gemeinde bis nach 1933. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18.
Jahrhunderts zurück.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie
folgt: 1808 34 jüdische Personen, 1823 53 Erwachsene und elf Kinder, 1841 75
Erwachsene und 17 Kinder, 1913 33 jüdische Einwohner.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule,
ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war im 19. Jahrhundert zeitweise ein Lehrer angestellt,
der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Als solcher wird 1840 Lazarus
Schwab aus Odenbach genannt; 50 Jahre
später (als "Israelitischer Kultusbeamter") 1892 Julius Löwenthal (siehe Anzeige
unten). Nach 1900 finden sich nur noch Ausschreibungen für die Übernahme des
Vorbeterdienstes an den Hohen Feiertag (siehe unten). Zu den gewöhnlichen
Gottesdiensten wurden die Vorbeterdienste von Gemeindegliedern übernommen.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde der Gefreite Bruno
Hessel (geb. 6.3.1894 in Rheinböllen, gef. 5.7.1918), Otto Hessel (geb.
27.12.1892 in Rheinböllen, gef. 18.2.1915) und Eugen Michels (geb. 17.10.1887
in Rheinböllen, gef. 19.6.1915).
Um 1924, als zur Gemeinde noch 28 Personen gehörten (1,9 % von insgesamt
etwa 1.500 Einwohnern), war Gemeindevorsteher Ferdinand Hessel. Den
Religionsunterricht der damals noch drei jüdischen Kinder erteilte Lehrer
Bernhard Lehmann aus Simmern (Lehrer dort von
1911 bis 1929).
1933 lebten noch etwa 20 jüdische Personen am Ort. In
den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert.
Von den in Rheinböllen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Rosa Altstädter geb.
Hessel (1872), Jacob Blum (1889), Ruth Falk geb. Süssmann (1908), Else
Grünewald (1890), Julius Grünewald (1885), Simon Grünewald (1883), Norbert
Günther (1923, vgl. Kennkarte unten), Herta Haimann geb. Süssmann (1907), Mina (Minna) Hermann geb.
Michels (1875), Emilie Hessel (1899), Toni Hessel (1893), Theodor Kahn (1879),
Josef Kann (1885), Adolf H. Keller (1924), Eleonore Keller geb. Michels (1903),
Gideon Keller (1939), Günter E. Keller (1927), Liselotte Keller (1926),
Henriette Lilie geb. Michels (1865), Else Löwenstein geb. Kann (1883), Sara
Löwenstein geb. Kann (1883), Rosa Mayer geb. Kann (1880), Helene Michels
(1866), Arthur Rauner (1882, später in
Hargesheim, siehe dort), Leopold Rauner (1869), Rosa Rosskamm geb. Kann
(1889), Rosetta Sender geb. Grünewald (1881), Emma Jette Stern geb. Michels
(1873), Emma Süssmann geb. Hessel (1874).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Vorbeters zu den Hohen Feiertagen 1900 / 1903 /
1908
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. August 1900:
"Für Neujahr und Versöhnungstag suche einen
Vorbeter. Offerten mit Angabe des Honorars erbitte an
Wilhelm Michels II., Kultusvorsteher,
Rheinböllen, Hunsrück." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. September 1903:
"Die Gemeinde Rheinböllen sucht für die jüdischen Feiertage
einen
Chassen. Reflektierende wollen sich unter Angabe ihres Honorars bei
dem Vorstande melden.
Rheinböllen, 9. September.
M. Heßel, Vorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. August 1908:
"Gemeinde Rheinböllen sucht
für die hohen Feiertage Rosch Haschana (Neujahr) und Jom Kippur
einen Vorbeter.
Reflektierende wollen sich mit Angabe ihrer Bedingungen an den Vorstand Ferdinand
Heßel II dort wenden." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Spendenaufruf für eine neue Torarolle (1892)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November 1892: "Edle
Glaubensgenossen!
Die hiesige Gemeinde, welche nur aus 11 Mitgliedern besteht, die zum
meisten Teil mittellos sind, besaßen seither drei Torarollen,
wovon nun eine begraben werden muss, weil solche ganz unbrauchbar
ist. Auch die übrigen zwei sind fast unbrauchbar und ist die
Anschaffung einer neuen Torarolle dringend notwendig. Wir richten
daher an Euch edle Glaubensgenossen die herzliche Bitte uns mit Rat und
Tat an Hand zu gehen, damit es uns ermöglicht wird, dieser heiligen
Pflicht Genüge zu leisten.
F. Hessel I., Vorstand.
Julius Löwenthal, israelitischer Kultusbeamter,
Rheinböllen." |
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Grabstein für
"Jeanette Grünewald geb. Michels
von Rheinböllen - Rheinpreussen.
Geb. den 13. Sept. 1802
Gest. den 29. Aug. 1875
Alter 72 Jahre 11 Monate". |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarten
zu Personen,
die in Rheinböllen geboren sind |
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KK (Mainz 1939) für Norbert
Günther (geb. 24. März 1923
in Rheinböllen), Schneiderlehrling, wohnhaft in Mainz, am 25. März
1942
deportiert ab Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski,
umgekommen |
KK (Mainz 1939) für Heinrich
Hessel
(geb. 13. März 1866
in Rheinböllen) |
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Zur Geschichte der Synagoge
1840 wird ein Betsaal genannt. Möglicherweise handelt
es sich dabei bereits um den Betsaal in dem heute noch vorhandenen ehemaligen
Synagogengebäude. Das Gebäude - ein kleiner Fachwerkbau mit Krüppelwalmdach
(7,40 m x 6,80 m) - hatte etwa 25 Plätze für Männer und eine
Frauenempore.
Kurz vor dem Novemberpogrom 1938 - im Oktober 1938 - wurde die Synagoge
durch den letzten Gemeindevorsteher als Malermeister Damm verkauft. Dadurch
blieb das Gebäude beim Novemberpogrom unzerstört. Auf Höhe der Frauenempore
wurde beim Umbau zur Malerwerkstatt eine Zwischendecke eingezogen.
Adresse/Standort der Synagoge: Bacharacher
Straße 57
Fotos
(Quelle: Landesamt s. Lit. S. 329)
Das ehemalige
Synagogengebäude
in Rheinböllen |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Dieter Diether: Die jüdische Gemeinde von
Rheinböllen. In: Rhein-Hunsrück-Kalender 1989. S. 69-73.
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| Gustav Schellack: Ein Kapitel jüdischer
Schulgeschichte in Rheinböllen. In: Hunsrücker Heimatblätter 35. 1995 S.
322-326. |
| Gustav Schellack: Das jüdische Schulwesen in den
ehemaligen Kreisen Simmern und St. Goar im 19. Jahrhundert. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor
und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für
politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad
Kreuznach. 5. Jahrgang, Ausgabe 2/95 S. 23-27. Beitrag
online zugänglich (pdf-Datei). |
| Hans-Werner Ziemer: Die jüdischen Gemeinden im
Jahre 1913 in Orten des heutigen Rhein-Hunsrück-Kreises. In: Hunsrücker
Heimatblätter 36. 1996. S. 436-437. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 320 (mit weiteren Literaturangaben).
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n.e.
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