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Trier (Rheinland-Pfalz)
Jüdische Geschichte / Synagogen vom Mittelalter bis zur Gegenwart
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
Mittelalter
In Trier bestand eine bedeutende jüdische Gemeinde zunächst im Mittelalter.
Es ist anzunehmen, dass bereits im römischen Trier und/oder im Trier der
Frankenzeit Juden lebten. Unter den archäologischen Funden aus der römischen
Stadt Trier sind Stücke (u.a. eine Lampe aus Ton und ein Siegel aus Blei mit
Abbildungen der Menora), die als Beweise für eine jüdische Ansiedlung in der
Stadt gewertet werden können.
Die erste urkundliche Bezeugung einer jüdischen Gemeinde in Trier liegt aus dem
Jahr 1066 vor. Damals wurden die Juden der Stadt beschuldigt, durch
Zauberkünste am Tod des Erzbischofs Eberhard beteiligt gewesen zu sein, der
seinerseits die Trier Juden zwangstaufen wollte. Dreißig Jahre später kam es
im Zusammenhang mit dem Ersten Kreuzzug (1096) zu einem ersten
Judenpogrom in der Stadt, wodurch viele - vor allem Frauen und Kinder - ums
Leben kamen.
Bereits in der jüdischen Gemeinde des 11. und 12. Jahrhunderts gab es
zahlreiche jüdische Gelehrte, darunter der Jude Josua, der als Mediziner,
Mathematiker und Astronom sowie Kenner der hebräischen Literatur in hohem
Ansehen stand, jedoch später zum Christentum übertrat. 1262 wurden die
Juden der Stadt erstmals für einige Jahre ausgewiesen.
In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts lebten unter dem Schutz des
Erzbischofs 30 bis 50 jüdische Familien in der Stadt (bis zu 300 Personen). Sie
wohnten gemeinsam in einem jüdischen Viertel unweit des Stadtzentrums
(auf der etwa 0,7 ha großen Fläche zwischen Stockstraße, Stockplatz und
Jakobstraße). Die jüdischen Familien lebten vor allem vom Geldverleih,
darunter was auch der wohlhabende Jakob Daniel, der als erzbischöflicher
Finanzverwalter bereits eine ähnliche Stellung hatte wie die jüdischen
Hoffaktoren im 18. Jahrhundert. Unter den jüdischen Einwohnern gab es auch Händler,
Apotheker und Ärzte.
1348-49 kam es im Zusammenhang mit der Pestzeit zu einer grausamen
Verfolgung, durch die die Gemeinde weitgehend vernichtet wurde. Gegen Ende
des 14. Jahrhunderts waren wiederum etwa 20 jüdische Familien in der Stadt,
die eine neue Gemeinde bildeten. 1418 wurden die Juden von Erzbischof
Otto von Ziegenheim aus Trier ausgewiesen.
Neuzeitliche
Gemeinde vom 17.-20. Jahrhundert
Die neuzeitliche Gemeinde bildete sich im 17.
Jahrhundert. 1640 waren acht jüdische Familien in Trier. 1675 kam
es zu mehrmonatigen antijüdischen Unruhen in der Stadt.
Ende des 18.
Jahrhunderts (1787) lebten 18 bis 19 Familien in der Stadt. Der heute noch
erhaltene alte jüdische Friedhof wurde um 1650 angelegt. Die Familien lebten
überwiegend vom Waren- und Viehhandel und größtenteils bis zum 18. Jahrhundert
in sehr armseligen Verhältnissen. Des öfteren gab es Konflikte mit den
christlichen Zünften, die Schikanen und Bedrückungen zur Folge hatten.
Die Trierer Gemeinde
war in der weiteren Umgebung die bedeutendste jüdische
Gemeinde. Mit der französischen Besetzung 1794 besserte sich die Situation der
jüdischen Einwohner; sie erhielten die vollen bürgerlichen Rechte.
Von großer Bedeutung für die jüdischen Gemeinden der
Region war der Trierer Oberrabbiner. Wichtige Inhaber des Oberrabbinats
waren im 19./20 Jahrhundert: Mordechai genannt Marx Levy (Rabbiner von 1788 bis 1804),
dessen Sohn Samuel Marx (Rabbiner von 1804 bis 1827, 1807 Deputierter des Pariser
Sanhedrions, Großvater von Karl Marx), Moses Lazarus (Rabbiner von 1827 bis
1840); Dr. Josef Kahn (Rabbiner von 1842 bis 1875), Dr. Moses
Samuel Zuckermandel (Rabbiner von 1881 bis 1890), Dr. Jakob Baßfreund
(Rabbiner von 1891 bis 1918) und der in Auschwitz ermordete Rabbiner Dr. Adolf
Altmann (Rabbiner von 1920 bis 1938). Die 1879 gegründete Israelitische
Religionsgesellschaft hatte vorübergehend einen eigenen Rabbiner, von 1879 bis
1886 Dr. Herz Naftali Ehrmann. Weitere Informationen zu den Rabbinern siehe auf
einer Textseite zu den Rabbinern und Lehrern
der Gemeinde.
Im 19. Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen Einwohner bis
um 1880 zu, als etwa 800 jüdische Einwohner gezählt wurden (2,5 % der
Gesamteinwohnerschaft).
In den 1920er-Jahren gehörten jüdischen Personen zahlreiche
Gewerbebetriebe, mehrere Fabriken, Gaststätten, eine Druckerei, eine private
Bank. Es bestand ein reges jüdisches Gemeindeleben.
Um 1925 gehörten dem Vorstand der jüdischen Gemeinde an: die Herren S.
Löwenstein, Moritz Jacobs, Isidor Lazarus, F. Loeser, Moritz Kaufmann. An der jüdischen
Volksschule in der Böhmerstraße wurden durch Lehrer Berlinger 20 Kinder
unterrichtet (1932 waren es 49 Kinder in acht Klassen). 51 Kinder erhielten an
öffentlichen Schulen jüdischen Religionsunterricht, den an den Volksschulen
Lehrer Berlinger, an den höheren Schulen Rabbiner Dr. Altmann erteilte. Als
Schochet war S. Simon tätig, Synagogendiener war Moritz Jacobs. An jüdischen
Vereinen gab es: den 1725 gegründeten Wohltätigkeitsverein Chewra
Gemilus Chessed (Ziele Krankenpflege, Unterstützung Hilfsbedürftiger), den
Männer-Kranken- und Unterstützungsverein Bicur Caulim Kippe, eine
Ortsgruppe des Jüdischen Frauenbundes, einen Jüdischen Jugendbund, die Mosel
Loge U.O.B.B., einen Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, den Verein Wanderfürsorge.
1932 war erster Gemeindevorsitzender Moritz Jacobs.
Im Juni 1933 wurden 796 jüdische Einwohner gezählt (von insgesamt
76.692 Einwohnern). In den Listen, mit denen die Nationalsozialisten zum Boykott
der jüdischen Geschäfte und Gewerbebetriebe aufriefen, standen die Namen von
99 Geschäften, die bis dahin teilweise große Bedeutung für das
wirtschaftliche Leben der Stadt hatten. Über die Hälfte der jüdischen
Einwohner der Stadt verzogen in den folgenden Jahren aus Trier oder wanderten aus
(letzteres 200 Personen). Andererseits zogen aus umliegenden Landgemeinden jüdische
Familien in die Stadt. Im November 1938 wurden 432 jüdische Einwohner gezählt.
Im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört
(s.u.) sowie zahlreiche jüdische Wohnungen demoliert und jüdische Einwohner
misshandelt. 1940/41 waren etwa 450 jüdische Personen in der Stadt. Die
Deportationen begannen im Oktober 1941, als 100 jüdische Einwohner zum Ghetto
Lodz deportiert wurden. 1942 folgten Deportationen nach Lublin, Auschwitz
und Theresienstadt. Nach diesen Deportationen lebten fast keine jüdischen
Personen mehr in der Stadt. Insgesamt sind die Namen von 322 aus Trier
deportierten Personen bekannt. Unter den in Auschwitz Umgekommenen ist auch der
letzte Oberrabbiner Triers, Dr. Adolf Altmann (Rabbiner 1920-1938, umgekommen
1944 in Auschwitz, nach ihm ist seit 1958 in Trier die Dr.-Altmann-Straße
benannt).
Gedenkort am Bischof-Korum-Haus |
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An der Stelle des
ehemaligen - von den Nationalsozialisten beschlagnahmten
Bischof-Korum-Hauses gedenken die Trierer Bürgerschaft der mehr als 400
jüdischen Frauen, Männer und Kinder, die in den Jahren 1941 bis 1943
hier und im ehemaligen Gefängnis in der Windstraße zusammengetrieben
wurden. Von hier aus wurden sie in die Konzentrationslager deportiert, in
denen sie fast ohne Ausnahme ermordet wurden. Die Stadt Trier 1993. |
Hinweis auf die "Stolpersteine" in Trier:
seit 2005 werden in Trier regelmäßig "Stolpersteine"
des Künstlers Gunter Demnig verlegt; bis Februar 2014 wurden insgesamt 166 dieser
Gedenksteine verlegt. Weitere Informationen siehe die Website der AG Frieden
Trier: http://www.agf-trier.de/content/stolpersteine sowie
www.stolpersteine-guide.de.
Neue Gemeinde nach 1945
Nach 1945 zogen zunächst nur wenige jüdische Personen
in der Stadt zu, darunter 14 der ehemaligen jüdischen Trierer, die den
Holocaust überlebt hatten. 1946 wurde eine Nachkriegsgemeinde wieder begründet.
Die Gemeinde wurde zunächst von Dr. Heinz Kahn wiederbegründet. Nachfolger von
ihm war seit 1947 Benno Süßkind (geb. 1900 Jülich, gest. 1966 in Coesfeld), der
das KZ Bergen-Belsen überlebt hatte. Benno Süßkind repräsentierte die neue
jüdische Gemeinde zusammen mit Dr. Jakob Voremberg bis 1962. Erste Gottesdienste
wurden organisiert, bis zum Bau der Synagoge 1956 in verschiedenen angemieteten
Räumlichkeiten.
Vgl. Günter Heidt: "Ich bin so allein und unglücklich, mehr als
je zuvor.". Jüdische Überlebende des Holocaust in der Nachkriegszeit. In:
Jahrbuch - Kreis Trier Saarburg. 2015. S. 1-14. (Artikel
online eingestellt, pdf-Datei). Zu Benno Süßkind http://familienbuch-euregio.eu/genius/?person=493165 https://rpb.lbz-rlp.de/cgi-bin/wwwalleg/srchrnam.pl?db=rnam&recnums=0012007
1956/57 konnte eine neue Synagoge eingeweiht werden (s.u.).
In den 1980er-Jahren gehörten kaum mehr als etwa 60 Personen zur jüdischen
Gemeinde. Damals drohte die Gemeinde wegen der starken Überalterung ihrer
Mitglieder auszusterben. Seit 1991 stieg die Zahl der Mitglieder der jüdischen
Kultusgemeinde durch Zuwanderung von Juden aus den Ländern der ehemaligen
Sowjetunion. 2007 zählt die Gemeinde etwa 470 Gemeindeglieder. Das
Gemeindeleben wird außer dem gottesdienstlichen Leben geprägt durch die
Aktivitäten mehrerer Gruppen (Seniorengruppe, Frauengruppe, Gruppen für Kinder
und Jugendliche, Religionsunterricht, Kinder- und Erwachsenenchor). Erstmals
konnten 2004 gemeinsam mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Trier
"Israelische Kulturtage" in Trier veranstaltet werden (Bericht,
Link zur DIG).
2007: Bericht zum 50jährigen
Bestehen der Synagoge mit Gemeindebeschreibung auf Seite des Zentralrates.
2017: Bericht zum 60jährigen Bestehen der Gemeinde siehe Presseartikel
unten aus dem "Jüdischen Allgemeinen".
Zur Geschichte der Synagogen
Die Synagogen im Mittelalter
Im Zusammenhang mit dem Judenpogrom zu Beginn des 1. Kreuzzuges 1096 wird
erstmals ein Betsaal genannt, der sich in einem festen Haus, vermutlich
einem Wohnturm befand. Die plündernden Kreuzfahrer stahlen die Ritualien. Es
ist nicht bekannt, wo sich dieser Betsaal genau befand. 1235 ist von
mehreren Beträumen beziehungsweise Synagogen die Rede ist ("scolae
iudeorum bzw. "in scolis iudeorum"), womit jedoch die in
Männer- und Frauensynagoge aufgeteilte Synagoge gemeint sein wird. Im 13./14.
Jahrhundert gab es jedenfalls am "Großen
Judenplatz" im Judenviertel in der Nähe des Hauptmarktes im 13./14.
Jahrhundert eine nach Geschlechtern getrennte Synagoge (heutiges
Grundstück Simeonstraße 41a/Ecke Stockstraße). Nach der
Judenverfolgung in der Pestzeit 1348/49 gelangten diese Gebäude in den Besitz
christlicher Bürger. Seit Anfang der 1370er-Jahre konnte hier wiederum die
Synagoge eingerichtet und bis zur Vertreibung der Juden 1418 benutzt werden.
Darstellungen der mittelalterlichen Synagogen sind nicht bekannt. Die Synagoge
am "Großen Judenplatz" wird man sich ähnlich wie die
mittelalterlichen Synagogen in Worms und Speyer
vorstellen dürfen.
Zeugen des
mittelalterlichen Antijudaismus: Ekklesia und Synagoge an der
Liebfrauenkirche neben dem Trierer Dom |
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Figurengruppe mit
Ekklesia (Symbolfigur für das aus Sicht
der Kirche triumphierende
Christentum) |
Figurengruppe mit
Synagoge (Symbolfigur für das aus Sicht
der Kirche unterlegene Judentum) |
Die Synagoge bis 1762 in der Weberbach
Spätestens im 17. Jahrhundert wurde in dem in dieser Zeit entstehenden
jüdischen Wohnviertel in der Weberbach wiederum ein Betsaal beziehungsweise
eine Synagoge
eingerichtet. Diese wurde im Zusammenhang der monatelangen antijüdischen
Unruhen in der Stadt von September 1675 bis Ende Februar 1676 zum Ziel von Anschlägen. Dabei wurden mehrere Torarollen geschändet und
zerstört. Im Zusammenhang mit den Unruhen kamen auch mehrere jüdische
Gemeindeglieder ums Leben.
Die Synagoge von 1762 - 1859 in der Weberbach 64
Gegen Ende des Jahres 1761 konnte die jüdische Gemeinde das auf einem
440 qm großen Grundstücke stehende Gebäude in der Weberbach 64 kaufen. Im
folgenden Jahr 1762 wurde auf dem rückwärtigen Teil des Grundstückes
in der Weberbach 64 eine neue Synagoge erstellt. Das Vorderhaus wurde zum
"Schul- und Wohnhaus" des Rabbiners umgebaut. Fast 100 Jahre lang war
diese Synagoge religiöses Zentrum der jüdischen Gemeinde in Trier.
Bericht in der Allgemeinen
Zeitung des Judentums vom 8. August 1840: "Trier,
4. Juli. In hiesiger Synagoge hielt heute das Rabbinatskandidat Herr Moses Heß
die erste deutsche Predigt. Außer einem zahlreichen israelitischen Auditorium
waren auch mehrere Beamte unserer Stadt, an ihrer Spitze der Regierungspräsident,
Herr von Schaper und eine Anzahl christlicher Damen zugegen. (Die Preußische
Staatszeitung teilt dies auch so mit, und ist dies darum bemerklich, weil dieses
Blatt von einer israelitischen Predigt im Preußischen Staate bis jetzt nichts
wissen wollte). |
Moses Hess war einer der
Kandidaten für die nach dem Tod von Moses Lazarus neu zu besetzende Stelle des
Ober-Rabbiners in Worms, auf die 1842 jedoch Josef Kahn gewählt wurde.
Über die feierliche Einführung von Oberrabbiner Josef Kahn in einem
Synagogengottesdienst am 18. Dezember 1841 berichtete die "Allgemeine
Zeitung des Judentums".
Bericht
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. März 1842:
"19.
Dezember (1841). Gestern
am Samstag mit der Toralesung wajigasch (18. Dezember 1841) endlich fand
die feierliche Installation (sc. des neuen Rabbiners Josef Kahn) in der hierzu
festlich geschmückten Synagoge unter Anwesenheit des Königlichen Landrats,
mehrerer Regierungsräte, vieler anderer Honoratioren christlicher Bürger, und
einer großen Menge Israeliten, die auch aus den übrigen Gemeinden
herbeiströmten, statt. Nach de Schacharit (Morgengebet)-Dienst führte der
bisherige Rabbinatsverweser Herr Lambert Schloß den Oberrabbiner auf die vor
dem Aron Hakodesch (Toraschrein) errichtete Kanzel und richtete an ihn eine sehr
passende und gehaltvolle Anrede unter dem Texte 4. Mose 27,18, worin derselbe
ihm die Funktionen seines Amtes übergab und den priesterlichen Segen aus vollem
Herzen erteilt hatte. Diese in Liebe, Freundschaft und Würde gehaltene kurze
Anrede war höchst ergreifend und stimmte schon im Voraus alle Anwesenden zur
größten Andacht. Hierauf begann der Oberrabbiner seinen Vortrag mit den Worten
Katonti mikol HaChasadim "Ich bin zu gering für all die
Gnaden..." (1. Mose 32,11), schilderte in der bündigsten Sprache seine
Jugendgeschichte bis zu diesem heiligen Momente seines Eintritts in das
geistliche Amt. Alles lauscht in tiefster Andacht den Worten des Redners und das
ganze Gebet, so würdevoll und begeistert gesprochen drang tief in Aller Herzen
ein und verursachte einen nicht zu beschreibenden Eindruck. Nachdem nun den
Redner in der Einleitung kurz und bündig den politischen und religiösen
Fortschritt im Gebiete des Judentums, besonders seit Mendelssohn geschildert und
scharf das gründliche und wissenschaftliche Streben der jüdischen Geistlichen,
besondern in der letzten Zeit, dem mehr oberflächlicheren der Frühern
entgegengestellt hatte, bekannte er sich frei und offen als Jünger dieser neuen
Richtung und behandelte das schöne Thema: dass dieses Neue das wahre Alte
sei welchem er eine Stelle aus awot (Buch der
Väter) Zitat und Jesaja 54,13 Zitat zu Grunde legte. Höchst
scharfsinnig und gelehrt vereinigte er diese beiden, so wie die ganze Rede
streng homiletisch ausgearbeitet war. Es ist uns unmöglich einen Auszug aus
dieser sehr gelungenen Rede zu geben, - es würde ohnedies auch die Grenzen
dieses geschätzten Blattes überschreiten, - und wir hoffen, dass unser
verehrter und bescheidener Herr Oberrabbiner den Bitten vieler nachgehen wird,
diese Rede im Druck erscheinen zu lassen.... |
Der neue Oberrabbiner konnte sich nicht so schnell, wie er und viele der
Gemeindeglieder es sich wünschten, an gottesdienstliche Reformen und auch einen
Neubau der Synagoge machen. In einem Artikel in der "Allgemeinen Zeitung
des Judentums" vom 9. Juli 1842 wird der neue Oberrabbiner zwar hoch
gelobt, dennoch klagt der Verfasser über die bis
dahin noch ausgebliebenen
Reformen in Trier:
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Juli
1842: "Bei dieser Gelegenheit können wir es uns nicht versagen, die
rastlose Tätigkeit unseres allgemein verehrten, neuen Oberrabbinen
hervorzuheben. Die Regierung nicht minder, wie alle Beamten, bei denen er
vermöge seiner Offenheit und Freimütigkeit in größtem Ansehen steht,
kommen ihm deshalb auch in allen seinen guten Unternehmungen auf das
liebreichste entgegen, und auch die sämtlichen Israeliten hiesiger Stadt
sowohl, als seines ganzen Rabbinats sind ihm darum mit der aufrichtigsten
Hochachtung und Liebe ergeben. Während seiner kaum sechsmonatlichen
Amtsführung fühlen wir alle schon die Folgen seines segensreichen
Wirksamkeit, und es bestätigt sich immer mehr, dass die Notabeln nur die
richtige Wahl getroffen, daher wir täglich mehr Grund haben, zu glauben,
dass derselbe alles, was er in seiner tüchtig gediegenen Antrittspredigt
versprochen, glücklich durchführen werde. Ein neues Leben ist seit
seinem ersten Auftreten überall erwacht und der Sinn für das wahrhaft
Gute und Schöne, der nun einmal geweckt ist, wird besonders in der
hiesigen Gemeinde forterhaltne werden. - Sein Hauptaugenmerk richtete
unser geistlicher Obere zuerst auf den sehr vernachlässigten
Jugendunterricht, und seinen vielfachen Bemühungen ist es Gott sei Dank! gelungen,
dass viele, selbst geringe Gemeinden seines Sprengels sich entschlossen
haben, geprüfte Lehrer mit dem nächsten Zeitpunkt aufzunehmen. -
Überdies ist die Regulierung des Schulwesens und die Errichtung neuer Elementarschulen
dadurch erschwert, dass der Mangel an geprüften Lehrern noch immer so
groß und dass es und des ungeachtet nicht gestattet ist, Ausländer
anzunehmen. Hochlöbliche Regierung wird, wie in Allem, so auch hierin dem
Antrage des Herrn Oberrabbinen willfahren und ihm erlauben, letztere
hereinzuberufen.
Wenn nun dagegen auch im Gottesdienste noch keine wesentlichen
Verbesserungen eingetreten sind, so haben wir es doch unserem neuen
Rabbiner zu danken, dass jetzt die größte Ruhe während desselben
herrscht, dass die Kohanim den Segensspruch nicht mehr ohne
Fußbedeckung verrichten und dass wir alle Sabbat recht nette und
belehrende deutsche Vorträge hären, die an den in der Muttersprache
wiederholten, mit einem Gebete um Emanzipation verbundenen Hanoten
Teschuah angeknüpft werden. Dass aber in der Tat auf diesem Felde noch so blutwenig
geschehen und noch so vieles brach liegt, - daran ist nicht sowohl der
Eifer unseres Geistlichen, als vielmehr außer so vielen persönlich und
örtlichen Verhältnissen und Schwierigkeiten, die sehr alte, baufällig
Synagoge und der ebenso alte, wenn nicht ältere Chasan (Vorbeter) Schuld.
Beide müssen erst neu sein, ehe der Gottesdienst neu werden kann. Die
Gemeinde, der die Mittel dazu durchaus nicht fehlen, wird sich nun endlich
bewegen lassen, ein neues Gotteshaus zu errichten, das wahrlich sehr Not
tut! Wie wir vernehmen, will unser wackerer Synagogen-Vorstand mit
Genehmigung des Herrn Oberrabbinen dessen Antrittspredigt zum Besten des
Synagogenbaues drucken lassen. Wir machen im Voraus hierauf aufmerksam und
hoffen mit Sicherheit, dass sowohl der herrliche, sehr beherzigenswerte
Inhalt der Predigt, als der edle Zweck ihrer Veröffentlichung, derselben
einen recht bedeutenden Absatz verschaffen werde." |
In dieser Zeit Anfang der 1840er-Jahre scheint das Verhältnis zwischen
Christen und Juden in der Stadt sehr freundlich gewesen zu sein. Nachdem in der
Stadt der offenbar baufällig Zustand der Synagoge bekannt war, gab es von
Seiten der städtischen Behörden die Bereitschaft, sich bei der Einrichtung
einer neuen Synagoge zu engagieren:
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In der Zeitschrift "Der Israelit im 19.
Jahrhundert" war am 29. März
1842 zu lesen: "Gleiche Humanität beweisen die Christen
in Trier gegen ihre israelitischen Mitbürger. Sie bieten ihnen freundlich die
Hand zu allem Bessern, und nicht nur haben sie an einem der städtischen
Gebäude ein Schullokal für die israelitische Jugend und eine Wohnung für
deren Lehrer angewiesen und aus städtischen Mitteln eine Zulage zum Gehalte des
Ersteren verwilligt, sondern wollen mit gleicher Bereitwilligkeit ein Lokal für
eine neue Synagoge hergeben. - Das erledigte Rabbinat daselbst ist nun mit einem
Herrn Kahn besetzt, der sich in seiner Antrittsrede offen und freimütig zum
Systeme der rationellen Rabbinen bekannt..." |
Es brauchte jedoch noch 15 Jahre, bis die Pläne für eine neue Synagoge
gezeichnet und mit dem Bau einer neuen Synagoge begonnen werden konnte.
Fotos / Pläne zur Synagoge in der Weberbach
(Quelle der Pläne, Ansichten und Schnitte: Landesamt s. Lit. S.
366; Grundlage: Bestandsaufnahme durch die städtische Denkmalpflege 1930)
Pläne von Grundstück und
Hinterhof/Synagoge
Weberbach 64 |
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Die Bebauung Weberbach /
Ecke
Rahnerstraße |
Ausschnitt des
Synagogengrundstückes,
auf dem linken Plan schraffiert gezeichnet |
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Ansichten und Schnitte |
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links die Hoffront der
Synagoge |
Querschnitte |
Toraschrein |
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Bereich der Trierer Altstadt
"Weberbach" heute |
Gebäude der Pax
Bank mit Hinweistafel, angebracht im September 1997: "Dieses Gebäude
der Pax Bank nimmt einen historisch bedeutsamen Standort ein, der Zeugnis
europäischer Geschichte und Kultur ist. Der "Weberbach" galt
schon zur Zeit der Römer als eine bekannte Strasse, an welche sich viele
Siedlungen anschlossen. Von 1761 bis 1859 stand hier als religiöses
Zentrum des Trier Judentums die Synagoge. Mit dieser Gedenktafel wollen
wir an die kulturelle und wirtschaftlich-geistige Tradition der Stadt
Trier erinnern und sie lebendig erhalten." |
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Die Synagoge von 1859 bis 1938 in der Zuckerbergstraße
Nach jahrelangen Bemühungen und Planungen konnte am 6. Oktober 1857 die
feierliche Grundsteinlegung für eine neue Synagoge durchgeführt werden. In der
"Allgemeinen Zeitung des Judentums" wurde hierzu im Herbst 1857
berichtet:
Die Grundsteinlegung für die neue Synagoge (1857)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. November
1857: "Trier, 1.
November (1857). Am 6. Oktober (1857) fand die feierliche Grundsteinlegung zur
hiesigen Synagoge statt und sind die betreffenden Reden, Dokumente, Gedichte und
Gebete in einem besonderen Heftchen erschienen. In demselben wird die Ansprache
des Ältesten Herrn Allmayer mitgeteilt, welche in kräftiger Rede die
Anwesenden begrüßte; ferner auch die wackere Festrede des Herrn Oberrabbiner
Kahn, welche in geschickter Weise die in der heiligen Schrift erwähnten zwei
Grundsteinlegungen, das Laubhüttenfest, dessen vierter Tag gerade war, und die
bisherige Geschichte dieses Synagogenbaues verband. Die Spitzen der Behörden
und viele Bürger aller Konfessionen wohnten der Feier bei. Die hiesige Zeitung
würdigte diese Feier und ihre Bedeutung in anerkennendster Weise. Überhaupt
werden in dem hiesigen Sprengel jetzt viele Synagogen gebaut, und wurden in
diesem Sommer zwei vom Oberrabbiner Kahn eingeweiht.
|
Mit großem Engagement sammelte auch Rabbiner Kahn selbst in den folgenden
Monaten finanzielle Mittel für den Neubau der Synagoge. In die Bauzeit der
Synagoge fällt der Tod von Kahns erster Frau. Hierüber und über das
Engagement Rabbiner Kahns berichtete die Zeitschrift "Der israelitische
Volkslehrer" in der Ausgabe vom Oktober 1858 (Seite 331):
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelitische Volkslehrer" vom Oktober
1858 S. 331: "Aus
Trier wird uns mitgeteilt, dass man daselbst mit dem frommen und löblichen
Vorhaben sich beschäftige, der ausgezeichneten und Allen, die sie kannten,
unvergesslichen, seligen Gattin unseres Freundes, Herrn Oberrabbiners Kahn
dasselbe, ein geeignetes Andenken in der dortigen, eben im Bau begriffenen neuen
Synagoge stiften zu wollen. Dasselbe soll jedoch nicht von dem betreffenden
Bau-Komitee aus den vorhandenen Mitteln, sondern aus freiwilligen Beiträgen von
zahlreichen Freunden und Freundinnen, Anverwandten und Verehrern der, mit
seltenen Gaben des Geistes und Herzens ausgestatteten Frau begründet werden,
wozu sich bereits vor der Konstituierung des bezüglichen Komitees, welches, während
wir dieses schreiben, wohl schon gebildet sein wird, Beitragende von Trier und
auswärts gemeldet haben. Wir begrüßen diese schöne Idee mit all der innigen
Teilnahme, welche uns der schmerzliche Hintritt und die wehmutsvolle Erinnerung
an jene teuere, auch von uns so tief verehrte Freundin in seligen Angedenkens
einflößt. – Möchte unser schwer gebeugter Freund in der Ausführung dieses
schönen Gedankens einigen Trost finden. Die Selige war für den neuen
Synagogenbau, wie für alle Gute, Schöne und Heilige, warm begeistert; wir
haben in der, über die betreffende Grundsteinlegung herausgegebenen Broschüre
ein sinniges Gedicht gelesen, welches die Verewigte gedichtet, das von einer
Tochter derselben bei jener Feier vorgetragen wurde, und worin sich ihre schöne,
fromme Seele klar abspiegelt. Um so mehr empfiehlt sich die Stiftung zu ihrem
Andenken in einem Gotteshause, welches ihr pflichteifriger Gatte in unermüdlichem
Bestreben zustande gebracht, und in welchem die anschauliche Erinnerung an die
Selige, die Töchter Israels zu allem Guten und Edlen begeistern möge. – Zu
dem Synagogenbau in Trier hat Herr Oberrabbiner Kahn, als Selbstsammler, zu
Frankfurt am Main namhafte Beiträge erhalten; demselben sind auch zu diesem
Zwecke durch Vermittlung des für alle heilige Angelegenheiten so gerne tätigen
Herrn Albert Cohn zu Paris, eintausend Franken von Seiten des edlen Herrn Baron
James von Rothschild daselbst zugesandt worden. "
|
Die Pläne für die neue Synagoge hatte der Trierer Architekt Christian
Wilhelm Schmidt gezeichnet. Die Bauausführung übernahm der Maurer- und
Zimmermeister Joseph Weis.
In der neuen Synagoge soll ein Andenken an die
verstorbene Gattin von Oberrabbiner Kahn geschaffen werden
(1858)
Anmerkung: Rabbiner Dr. Joseph Kahn war seit 1844 mit Rebecka van Biem
verheiratet; nach ihrem Tod frühen heiratete er im Juli 1848 Veronika geb.
Straßer, die im Sommer 1858 verstarb.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelitische Volkslehrer"
vom September 1858 S. 331: "Aus Trier wird uns mitgeteilt,
dass man daselbst mit dem frommen und löblichen Vorhaben sich
beschäftige, der ausgezeichneten und Allen, die sie kannten,
unvergesslichen seligen Gattin unseres Freundes, Herrn Oberrabbiners Kahn
daselbst, ein geeignetes Andenken in der dortigen, eben im Bau begriffenen
neuen Synagoge stiften zu wollen. Dasselbe soll jedoch nicht von dem
betreffenden Baukomitee aus den vorhandenen Mitteln, sondern aus
freiwilligen Beiträgen von zahlreichen Freunden und Freundinnen,
Anverwandten und Verehrern der, mit seltenen Gaben des Geistes und Herzens
ausgestatteten Frau begründet werden, wozu sich bereits vor der
Konstituierung des bezüglichen Komitees, welches, während wir dieses
schreiben, wohl schon gebildet sein wird, Beitragende von Trier und
auswärts gemeldet haben. Wir begrüßen diese schöne Idee mit all der
innigen Teilnahme, welche uns der schmerzliche Hintritt und die
wehmutsvolle Erinnerung an jene teuere, auch von uns so tief verehrte
Freundin seligen Andenkens einflößt. - Möchte unser schwer gebeugter
Freund in der Ausführung dieses schönen Gedankens einigen Trost finden!
Die Selige war für den neuen Synagogenbau, wie für alles Gute, Schöne
und Heilige warm begeistert: wir haben in der , über die betreffende
Grundsteinlegung herausgegebenen Broschüre ein sinniges Gedicht gelesen,
welches die Verewigte gedichtet, das von einer Tochter derselben bei jener
Feier vorgetragen wurde, und worin sich ihre schöne fromme Seele klar
abspiegelt. Umso mehr empfiehlt sich die Stiftung zu ihrem Andenken in
einem Gotteshause, welches ihr pflichteifriger Gatte in unermüdlichem
Bestreben zustande gebracht, und in welchem die anschauliche Erinnerung an
die Selige, die Töchter Israels zu allem Guten und Edlen begeistern
möge. - Zu dem Synagogenbau in Trier hat Herr Oberrabbiner Kahn, als
Selbstsammler, zu Frankfurt am Main namhafte Beiträge erhalten; demselben
sich auch zu diesem Zwecke durch Vermittlung des für alle heilige
Angelegenheiten so gerne tätigen Herrn Albert Cohn zu Paris, eintausend
Franken von Seiten des edlen Herrn Baron James von Rothschild daselbst
zugesandt worden. - Gaben für Palästina aus dem Trierer Bezirke werden
wir im nächsten Hefte verzeichnen. L.S." |
Einweihung der neuen Synagoge in Trier (September 1859)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Oktober 1859:
"Trier,
11. September (1859). Wir feierten vorgestern einen großen Tag; er galt der
Einweihung unseres neuen herrlichen Gotteshauses, dessen Vollendung wir nicht
allein der beharrlichen Ausdauer der Gemeindemitglieder, deren Zahl gering,
sondern auch der wahrhaft hochherzigen Unterstützung des Gemeinderats, an
dessen Spitze der Oberbürgermeister Buß, und unserer christlichen Mitbürger
verdanken.
Freitagnachmittag 2 Uhr begann die Feier. Nachdem in der alten hundertjährigen,
schon seit lange den Ansprüchen der Jetztzeit nicht mehr entsprechenden
Synagoge der letzte Gottesdienst abgehalten und die übliche Abschiedsrede von
unserm alten, ehrwürdigen Vorbeter Herrn Schloß in sehr rührender Weise
vorgetragen, setzte sich der feierliche Zug nach der neuen in Bewegung. Die Straßen,
durch welche er ging, prangten in reichem Laub- und Fahnenschmuck, einige Häuser
waren mit Teppichen und passenden Bildern verziert und an mehreren Stellen
wanden sich geschmackvolle Girlanden von einer Häuserreihe zur andern. Eine
ungeheure Menschenmenge hatte sich von Nah und Fern zu dieser seltenen Feier
teils als Teilnehmer, teils als Zuschauer eingefunden.
Vorne ging die Schuljugend mit bunten Fahnen, geführt vom Lehrer; ihr folgte
das Musikcorps und der Synagogen-Gesangverein; dann kamen die Träger der mit
Blumenkronen geschmückten heiligen Torarollen, umgeben von weißgekleideten Mädchen,
die Kränze und Girlanden trugen. Hinter diesen wurden die vergoldeten Schlüssel
der neuen Synagoge getragen. Ihnen folgte unser verehrter Oberrabbiner J. Kahn;
diesem schlossen sich das Bau-Komitee, die Mitglieder des israelitischen
Konsistoriums, die hohen Regierungs- und Staatsbehörden und endlich unsere
ganze Gemeinde mit einer großen Anzahl von Glaubensgenossen aus dem
ausgedehnten Rabbinatssprengel und unsere hiesigen Mitbürger an. Auch das jüdische
Militär hatte sich auf höchsten Befehl in voller Parade-Uniform dem Zuge
beigesellt. Der ganze Zug ging in musterhafter Ordnung und würdiger Haltung vor
sich und machte, wie wir von allen Seiten hören, auf sämtliche Zuschauer einen
erhebenden, ja rührenden Eindruck.
Es würde zu weit führen, die nun folgende Hauptfeier zu beschreiben; diese, so
wie die wahrhaft zeitgemäßen Festpredigten werden in einer binnen Kurzem
erscheinenden Broschüre zur Kenntnis gelangen. |
Schrift zur Einweihungsfeier der neuen Synagoge von
Oberrabbiner Dr. Kahn (1861)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 9. Juli 1861: "...Hierzu gesellen sich noch einige
Casualpredigten. Die Feier der Einweihung der neuen Synagoge zu Trier von Oberrabbiner
J. Kahn, Trier 1860. Zweite Auflage. Das Heftchen enthält eine
Darstellung, wie der Synagogenbau zustande gekommen, sowie eine
Beschreibung der Synagoge, Gedichte, Weihegebete und zwei
Einweihungsreden. Die letzteren sind in der, von uns früher schon
erwähnten Predigtweise des geschätzten Verfassers, der es versteht, in
der einfachsten, populärsten Sprache aufs Schlagendste und Zutreffendste
seine Zuhörer zu rühren und zu überzeugen." |
Nach Fertigstellung der Synagoge erhielt mit Beschluss der
Stadtverordneten-Sitzung vom 7. August 1863 die von der Metzelstraße
zum Zuckerberg führende Straße (früherer Name "Zippelgasse") die
Bezeichnung "An der Synagoge" ("Allgemeine Zeitung des
Judentums" vom 1. Januar 1863).
Die Zippelgasse erhält den Straßennamen "An der
Synagoge" (1863)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 1. Januar 1863: "Trier, 12. Dezember (1863). Aus manchem
anscheinend nur äußerlich Kleinem lässt sich häufig an den ihm
innewohnenden oder es hervorgerufenen höheren Geist schließen. Dieser
Satz findet Anwendung auf einen neuen Beschluss unseres hiesigen
Stadtrates, den die 'Trier'sche Volks-Zeitung' in Nr. 286 auf folgende
Weise mitteilt: 'Trier, den 5. Dezember. In der Stadt-Verordneten-Sitzung
vom 7. August dieses Jahres war beschlossen worden, diejenigen Straußen
in- und außerhalb Triers, welche in der, in den Jahren 1851-52
vorgenommenen neuen Nummeration noch keine Namen erhalten hatten, einer
feierlichen Taufe durch Anbringung von Straßenschildern zu unterwerfen,
und ist dieser Akt auch im Verlaufe der verflossenen Woche ins Werk
gesetzt worden. Die von der Metzelstraße nach dem Zuckerberg führende
Straße, welche früher 'Zippelgasse' genannt wurde, ist mit dem
prachtvollen Namen 'An der Synagoge' benannt worden.' - Dieser
Beschluss und dessen Ausführung entsprechen so ganz dem humanen Geiste
unseres Stadtrates und der hiesigen christlichen Bürger, den diese
besonders durch ihre bedeutende Beisteuer zum Baue unserer neuen Synagoge
und erwiesene Teilnahme bei Einweihung derselben so großmütig bewährt
haben. Früher, und auch jetzt noch in manchen Städten, wusste und weiß
man nur von 'Judengassen', 'Judenplatz' und 'Judenschule'. Hier in unserem
lieben Trier existiert zwar auch noch ein 'Judenplatz', in dem aber seit
Menschen Gedenken kein Jude wohnte. J. Kahn,
Oberrabbiner." |
Zum Aussehen der Synagoge (vergleiche Foto und Pläne) liegen
Erinnerungen von Jacques Jacobs vor: "Die Synagoge war ein äußerlich
schmuckloser, unverputzter Sandsteinbau. Ein den Blick durchlassendes Gitter gab
Eingang zu dem von einer Mauer abgeschlossenen Vorhof. Einige Stufen führten
zum Eingang des Gebäudes; eine hebräische Inschrift über dem Eingang der
Vorhalle bezeichnete die Bestimmung des Hauses. Das Innere der Synagoge war
eindrucksvoll. Teppiche befanden sich in den zwei Gängen zwischen den drei
Reihen Bänke des Erdgeschosses. Die mit Teppichen belegten Reihen reichten bis
zu den Stufen, die zum Vorplatz der heiligen Lade führten. Ein großer Teppich
zierte diesen Platz, über dem ständig eine rote Ewige Lampe leuchtete. Die
heilige Lade selbst war ein Schrein, in dem die Thorarollen aufbewahrt wurden.
Vor dem Schrein befand sich ein kostbarer Brokatvorhang (...) Vor der letzten
Bank der Mittelreihe befand sich das Vorlesepult des Kantors auf einer Art
Empore; rechts davon waren die Kanzel und links der Platz des Rabbiners - der
Gemeinde zugewandt. Die vorderste Reihe der Mittelbank war für die Kinder
reserviert."
(Jacques Jacobs, Existenz und Untergang der alten Judengemeinde der Stadt
Trier, Trier 1984, S.33ff.)
Erklärung der Israelitischen Gemeinde zum
"nicht-reformierten" Gottesdienst der Gemeinde
(1884)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
23. April 1884: "Erklärung.
In dem von mir herausgegebenen 'Lexikon der jüdischen Gemeinden
Deutschlands' befindet sich unter Trier die Notiz: 'Gottesdienst
reformiert'. Der Vorstand und das Rabbinat der Synagogengemeinde schreibt
mir:
'Wir erklären dem gegenüber, dass unser Gottesdienst ganz nach alter
Weise besteht. Wir haben weder Orgel in der Synagoge, noch deutsche
Gebete, noch überhaupt an den Gebeten, wie sie überall bestehen, eine
Änderung vorgenommen.'
Gleichzeitig werde ich aufgefordert, obige Erklärung in dieser Zeitung zu
veröffentlichen, was hiermit geschieht.
Frankfurt am Main, den 14. April 1884. B. Heidingsfelder."
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Eine Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten
Weltkrieges wird in der Synagoge angebracht (1921)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 8. Juli 1921: "In der Synagoge zu Trier wurde
kürzlich eine Gedenktafel für die im Weltkriege gefallenen 17 Mitglieder
der Gemeinde enthüllt. Abordnungen der einzelnen Kriegervereine und viele
Gäste waren erschienen." |
Dankgottesdienst in der Synagoge in Trier zur
"Befreiungsfeier" (1930)
Anmerkung: Trier stand nach dem Ersten Weltkrieg bis zum Juni 1930 unter
französischer Besatzung.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 10. Juli 1930: "Trier, 1. Juli (1930). Den Reigen der im
großen Stil einsetzenden verschiedenen kirchlichen und weltlichen
Befreiungsfeiern in Trier eröffnete der feierliche Dankgottesdienst in
der Synagoge in Trier am Samstag, den 28. Juni. Die feierlich
erleuchtete Synagoge ... Eine besondere Weihe erfüllte den ehrwürdigen
heiligen Raum. Kantor M. Isenberg trug schön und eindrucksvoll
einen jubilierenden Psalm vor. Hierauf bestieg Oberrabbiner Dr. Altmann
die Kanzel zur Festrede. Die Predigt ging von dem Textwort der Haftora
aus Samuel aus: 'Denn nicht lassen wird der Ewige sein Volk um seines
großen Namens willen, denn der Ewige hat beschlossen, euch sich zum Volke
zu machen.' Wie bekannt wurde, ist Herr Oberrabbiner Dr. Altmann seitens
der Behörden zu der großen mitternächtlichen Befreiungsfeier sowie zu
der Kriegerdenkmaleinweihung und den sämtlichen Veranstaltungen der
Stadt, des Landes, der Regimenter, der Schulen und Sportorganisationen,
ebenso zu den Feierlichkeiten anlässlich der Anwesenheit des
Reichspräsidenten von Hindenburg, am 23. Juli in Vertretung der Judenheit
in Stadt und Land Trier, offiziell eingeladen." |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde am Morgen des 10. November 1938 das
Innere der Synagoge geplündert und zerstört. Dreiundzwanzig der vierundzwanzig
Torarollen verbrannten, nur eine konnte den Krieg über im Bistumsarchiv
versteckt und damit gerettet werden. Mehr als 100 jüdische Männer wurden an
diesem Tag verhaftet und ins Gefängnis in der Windstraße gebracht.
Der Augenzeuge Karl Steinborn erinnert sich: "Der Schulweg am nächsten
Morgen (. . .) zum Hindenburg-Gymnasium führte meinen Freund und mich durch die
Metzelstraße an dem an die Synagoge angelehnten Bethaus vorbei, hinter dessen
zugezogenen Gardinen wir im Erdgeschoss öfters Juden beim Morgengottesdienst
beobachten und hören konnten. Am Morgen des 10. Novembers jedoch waren die
Fenster eingeschlagen, Kultgegenstände lagen verstreut umher." (Trierischer
Volksfreund, 9. 11. 1988).
Die Synagoge und ein angrenzendes Wohnhaus, in dem die Familie von Oberrabbiner
Dr. Altmann gelebt hatte, wurden 1939 verkauft und 1944 durch
Bombenangriffe völlig zerstört.
Am 7. November 1985 errichtete die Stadt an diesem Platz einen Gedenkstein.
Fotos der Synagoge von 1859
(Quelle der Pläne, Ansichten und Schnitte in der oberen Zeile:
Stadtarchiv Trier)
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Pläne zum Bau der
neuen Synagoge 1857; unterzeichnet von Maurer- und Zimmermeister
Joseph
Weis: von links: Vorder-Ansicht der Synagoge, Seiten-Ansicht und
Durchschnitt |
Die ehemalige Synagoge
nach
dem Bombenangriff
auf Trier 1944 |
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Blick über das ehemalige
Synagogengrundstück |
Straßenschild "An der
alten
Synagoge" mit ergänzender
Hinweistafel |
Gedenkstein von 1985 mit der
Inschrift: "An dieser Stelle
stand die Synagoge der jüdischen
Gemeinde Trier, erbaut 1859,
zerstört am 9. November 1938 durch
Nationalsozialisten" |
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Die orthodoxen Betsäle / Synagogen des 19./20. Jahrhunderts
Nach der Wahl des liberalen
Dr. Kroner zum Rabbiner der jüdischen Gemeinde in Trier 1879 kam es zur
Abspaltung der orthodoxen jüdischen Gemeindeglieder. Sie gründeten die "Orthodoxe
Israelitische Religions-Gesellschaft in Trier". Es war im Bereich Preußens
die zweite Gemeindespaltung (nach Wiesbaden). In der "Allgemeinen Zeitung
des Judentums" wurde am 22. Juli 1879 berichtet:
"Trier,
6. Juli (1879). Die "Saar- und Mosel-Zeitung" meldet: Aus Anlass der
Rabbiner-Wahl ist in der hiesigen Synagogengemeinde eine bedauerliche Spaltung
eingetreten, die zunächst dahin geführt hat, dass vorgestern 31 der
strenggläubigen Mitglieder vor dem Königlichen Friedensrichter ihren Austritt
aus der Gemeinde angezeigt haben. Dem Vernehmen nach werden ihnen in dieser
Woche noch etwa ebenso viele Mitglieder folgen. Die Ausgetretenen, welche zu den
Vermögendsten der Gemeinde gehören, beabsichtigen, eine neue Synagoge zu bauen
und die Trennung von den freisinnigen Mitgliedern auch in der Schule und auf dem
Friedhofe durchzuführen. Da der israelitische Friedhof von der Stadt einen
Jahreszuschuss von 150 Talern erhält, so wird die Angelegenheit demnächst, -
wie wir hören, schon am Mittwoch - das Stadtverordnetenkollegium beschäftigen.
(Es ist also hiermit dem Separatismus gelungen, in Preußen zwei Gemeinden zu
sprengen: Wiesbaden und Trier, denn die Bresche, die er in Frankfurt am Main
gelegt, ist nur unbedeutend.)" |
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In der orthodoxen Zeitschrift "Der Israelit" konnte bereits am
13. August
1879 vom ersten Gottesdienst in einem offenbar sehr schnell eingerichteten
Betsaal der Religionsgesellschaft berichtet werden: "Schabbat Nachamu
(sc. der Schabbat mit der Prophetenlesung/Haftara aus Jesaja 40
"Tröstet...") war der erste Gottesdienst in dem neu hergerichteten
Betlokale.... Alles einfach und prunklos, aber feierlich anregend, ganz der
Institution entsprechend". |
Zwei
Jahre später konnte die Religionsgesellschaft ein Haus zur Einrichtung einer
Synagoge und einer Schule kaufen.
Darüber berichtetet die Zeitschrift "Der
Israelit" am 9. November 1881: "Trier.
Die Israelitische Religionsgesellschaft hat dieser Tage ein im Mittelpunkt der
Stadt vorzüglich gelegenes Haus für eine Synagoge und Schule angekauft und
damit einen wesentlichen Schritt für ihre Konsolidierung getan. Erwägt man die
beträchtlichen Lasten, welche das junge Gemeindewesen seinen Mitgliedern
auferlegt, dass die Mitglieder zur Zeit auch noch zur Synagogen-Gemeinde ihren
vollen bisherigen Beitrag beisteuern, so erklärt dieser neue Beweis
opferfreudiger Gesinnungstüchtigkeit die herzlichen Sympathien, welche der
Religionsgesellschaft aus alten gesinnungsgenössischen Kreisen anlässlich
dieser Akquisition so reichlich entgegen gebracht wurden."
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Bei diesem Haus handelte es
sich vermutlich um ein Gebäude in der Hosenstraße, das für einige Jahre als
gottesdienstliches Zentrum der Religionsgesellschaft diente.
Die Synagoge nach 1945
1956/57 wurde durch den Architekten und früheren Stadtbaurat Alfons Leitl
eine neue Synagoge in der Kaiserstraße 25 (an der Grünfläche des ehemaligen
Neumarktes) erstellt. Die Grundsteinlegung war am 26. August 1956, die
feierliche Einweihung am 18. August 1957. Architektonisch zeichnete sich dieser
Bau durch eine klare stereometrische Großform aus. Die kupfergedeckte Kuppel
mit dem Davidstern überragt den blockförmigen Bau. Der Betsaal hat eine
Frauenempore. Daneben sind ein Gemeindesaal und die Räume der
Gemeindeverwaltung vorhanden.
Im August 2007 konnte das 50jährige Bestehen der Synagoge
gefeiert werden. Zum Festakt sprach u.a. die Präsidentin des Zentralrates der
Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, der Trier OB Klaus Jensen. Zehn Jahre
später - im August 2017 - wurde in Anwesenheit der Ministerpräsidentin von
Rheinland-Pfalz Malu Dreyer das 60jährige Bestehen der Gemeinde gefeiert (siehe
Presseartikel unten).
Fotos der neuen Synagoge
(Fotos: Hahn; obere Zeile April 2006, weitere Zeilen 17. Juni 2009)
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Blicke auf die
Synagoge von der Kaiserstraße |
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Eingang zur Synagoge |
Portalinschrift
aus Jesaja 56,7:
"Mein Haus wird ein Bethaus für
alle Völker genannt werden" |
Grundstein:
"Dieser Stein aus der zerstörten
Trierer Synagoge wurde gesetzt am
19. Elul
des Jahres 5716, dem 26. August 1956." |
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Gestifteter Stein mit den
ersten
Worten des Sch'ma Jisrael
(Hebräisch) |
Die Tafel für die Gefallenen
der jüdischen
Gemeinde des Ersten Weltkrieges aus der
Synagoge
Zuckerbergstraße |
Gedenktafel: "Den Opfern
der Verfolgung
aus Trier und Umgebung zum Gedenken.
Den Lebenden zur
Mahnung. 1933-1945." |
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"Davidstern" -
Fenster im
Eingangsbereich zur Synagoge |
Ausschnittsvergrößerung
des Fotos links |
Blick in den Betsaal |
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Der Toraschrein |
Das Vorlesepult (Schulchan),
dahinter der Toraschrein |
Leuchter rechts
und links des Toraschreines
mit 6 Armen zum Gedenken an die
6 Millionen
ermordeten Juden in der NS-Zeit. |
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Torarollen im Toraschrein |
Gebotstafeln über dem
Toraschein |
"Ner tamid" - Ewiges
Licht |
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Blick zur Frauenempore |
Blick zur Kuppel über dem
Betsaal |
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Die Synagoge im Herbst
2012
(Fotos: Michael Ohmsen; Website mit
Fotoseiten
zu Trier |
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Das
Synagogengebäude von Süden |
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Ansicht von Osten |
Eingangsbereich
der Synagoge mit Portalinschrift |
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Adressen / Standorte der
Synagogen / Zusammenstellung
| Mittelalter: Ecke Simeonstraße 41/Stockstraße |
| 17. Jahrhundert (vor 1675 bis 1762): Weberbach: |
| 1762 - 1859: Weberbach 64 |
| 1859 - 1938: Zuckerbergstraße, heute Platz "An der
alten Synagoge" |
| 1881 - ? Hosenstraße - Synagoge der
Religionsgesellschaft |
| 1890er-Jahre Betsaal des "Freundschaftsbundes"
in der Nagelstraße 17 |
| 1956 bis zur Gegenwart: Kaiserstraße 25 |
Einzelne Presseberichte
Januar 2010:
Führung zu Trierer
Stolpersteinen |
Artikel im "Trierischen
Volksfreund" vom 7. Januar 2010 (Artikel):
"Führung zu Trierer Stolpersteinen.
Zum Abschluss seiner Veranstaltungsreihe zu den "Dunklen Orten" Triers hat das Bürgerforum Trier-Mitte/Gartenfeld in Kooperation mit der Trierer Arbeitsgemeinschaft Frieden einen Rundgang zu ausgewählten Stolpersteinen in der Trierer Innenstadt präsentiert.
Trier..." |
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Stolpersteine in
Trier
(Foto: Michael Ohmsen) |
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Links:
Stolperstein u.a. für Rabbiner Adolf Altmann in der
Zuckerbergstraße;
weitere Fotos von Häusern mit Stolpersteinen finden sich in der
Website von Michael Ohmsen:
Fotoseiten - Seite
45 und Seite
46 |
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März 2010: Neues
Gedenkbuch - die jüdische Gemeinde steht vor großen
Herausforderungen |
Artikel von Magdalena Schüßler im "Trierischen
Volksfreund" vom 21. März 2010 (Artikel):
"Die Jüdische Gemeinde in Trier steht vor Herausforderungen.
'Trier vergisst nicht' - die Stadt erinnert ab dem 24. März mit einem Gedenkbuch an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. "Das ist heute wichtiger denn je", sagt Daniel Botmann von der jüdischen Gemeinde. Die steht derzeit vor großen Herausforderungen..."
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Ausstellung
vom März bis Juni 2010: "Max Lazarus.
Trier - St. Louis - Denver. Ein
jüdisches Künstlerschicksal"
Sonderausstellung im Stadtmuseum
Simeonstift Trier vom 21. März 2010 - 27. Juni 2010.
Dem Trierer Maler Max Lazarus (1892 – 1961) widmet das Stadtmuseum Simeonstift Trier im Frühjahr 2010 seine nächste Sonderausstellung. Lazarus gilt als der bedeutendste jüdische Trierer Künstler der Vorkriegszeit und als der gefragteste Synagogenmaler im westlichen Teil Deutschlands.
In Trier geboren, studierte Max Lazarus zunächst an der hiesigen Handwerker- und
Kunstgewerbeschule. Vor allem in den 1920er Jahren schuf er beeindruckende expressiv-realistische Gemälde und Lithographien mit Motiven seiner Heimatstadt und der Region um Trier.
Zeitgleich begann er, sich als Synagogenmaler einen Namen zu machen. In der ersten Hälfte der 1920er Jahre malte er die
Synagoge in Merzig aus, worüber eine jüdische Wochenzeitung begeistert berichtete:
'Im vorigen Jahre war durch den Trierer Maler, Max Lazarus, die Synagoge in einer so eigenartigen Weise ausgemalt worden, dass man hier von einem Wendepunkt in der künstlerischen Behandlung derartiger Aufgaben sprechen kann. Die Merziger Gemeinde ist eine Sehenswürdigkeit
geworden.' Was folgte, waren Aufträge für die Ausgestaltung der Synagogen in
Homburg/Saar, Trier und Langen/Hessen sowie
Neumagen/Drohn, Lübbecke, Thalfang und Herford.
Ende der 1930er Jahre musste Lazarus vor den Nationalsozialisten in die USA fliehen und begann dort zunächst in St. Louis, später in Denver eine zweite Karriere als Landschafts-, Städte- und Wandmaler. Auch mit seinen druckgrafischen Arbeiten machte er sich in Amerika einen Namen und war in mehreren Ausstellungen vertreten. 1961 starb er nach langer
Krankheit in Denver.
Das Stadtmuseum Simeonstift Trier, das bereits mehrere Gemälde aus seiner Hand besitzt, würdigt dieses jüdische Künstlerschicksal ab 21. März 2010 in einer Sonderausstellung. Die Ausstellung zeigt neben eindrucksvoll farbintensiven Trierer Stadt- und Moselansichten
erstmals im Zuge der vorbereitenden Forschungsarbeiten neu entdeckte, farbige Vorzeichnungen und Fotografien, die Aufschluss über das Aussehen der heute zerstörten Synagogen gibt.
Ausschreibungstext
als pdf-Datei |
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Rechts zwei im Besitz des Stadtmuseums
Simeonstift Trier befindlichen Gemälde von Max Lazarus aus den
1920er-Jahren |
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Stadtmuseum Simeonstift Trier
Simeonstr. 60, neben der Porta Nigra
54290 Trier
Tel. 0651 / 718 14 59 E-Mail
Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag 10 - 18 Uhr
jeden ersten Sonntag im Monat Eintritt frei |
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Rote Felsen bei Pallien |
Blick von Pallien auf die
Mosel |
Oktober 2011:
Das Denkmal für die Synagoge wurde
geschändet |
Pressemitteilung vom 12. Oktober 2011: Stele an der Synagoge wieder aufgestellt
Trier Die Gedenkstele am früheren Standort der Trierer Synagoge ist von Mitarbeitern des städtischen Tiefbauamts wieder aufgestellt und dabei fest verankert worden. Sie ist am Wochenende von bislang noch unbekannten Tätern umgeworfen worden.
Die Stele an der Ecke Zuckerberg-/Metzelstraße erinnert an die Schändung der Synagoge und die Verfolgung und Drangsalierung der Trierer Juden während der Reichspogromnacht am 9. November 1938.
Hinweise zu den Tätern oder dem Tatvorgang nimmt die Polizei Trier entgegen unter der Nummer: 0651/9779-322. |
Pressemitteilung vom 17. Oktober 2011: Gewaltakt gegen Gedenksäule: Belohnung für Hinweise
Die Staatsanwaltschaft Trier hat 1000 Euro Belohnung für Hinweise auf die Täter ausgesetzt, die eine jüdische Gedenksäule in der Stadt umgestoßen haben. Es werde wegen des Verdachts der gemeinschaftlichen Sachbeschädigung ermittelt, teilte die Polizei Trier am Montag mit. |
Zum Nachlesen: Artikel im "Trierischen
Volksfreund" vom 10. Oktober 2011: "Gedenkstele bei
Synagoge beschädigt"
Link
zum Artikel - auch als
pdf-Datei eingestellt |
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Februar 2014:
Weitere Verlegung von "Stolpersteinen"
in Trier |
Artikel von Dorothee Quaré im "Trierischen
Volksfreund" vom 23. Februar 2014: "Brutal aus dem Leben
gerissen. 19 neue Stolpersteine sind in Trier verlegt worden. Hier
jedem steht eine menschliche Tragödie - und eine menschenverachtende
Haltung der Gesellschaft, die sich nicht wiederholen darf..."
Link zum Artikel |
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April 2015:
Weitere Verlegung von
"Stolpersteinen" in Trier |
Artikel in lokalo24.de vom April 2015: "Den
Opfern ihre Namen zurückgeben – weitere Stolpersteine für Trier
TRIER. Den Opfern ihre Namen zurückgeben, das wollen der Kulturverein
Kürenz und die AG Frieden, die das Stolpersteinprojekt des Künstlers Gunter
Demnig 2005 nach Trier gebracht haben. Seitdem wurden rund 150 Gedenksteine
für Opfer des Nationalsozialismus in Trier verlegt. Am Mittwoch, den 22.
April, verlegt Gunter Demnig um 14.30 Uhr im Auftrag der AGF nun fünf
weitere Stolpersteine vor dem Haus Neustraße 92. Dort, im Haus seines
Cousins Jakob Herrmann, lebte seit 1938 der aus
Irrel stammende Metzgermeister und
Gastwirt Adolf Kallmann mit seiner Frau Sophie geb. Baum, aus
Laufersweiler und den Kindern Josef
Arnold, Adele und Leopold. Alle wurden am 1. März 1943 nach Auschwitz
deportiert und ermordet. Leben und Schicksal der Familie sind durch
Recherchen vieler Beteiligter, auch eines hochbetagten Neffen in USA,
belegt. Zum 22. April kann er leider nicht anreisen und plant einen späteren
Besuch. Stolperstein-Paten und Mitgestalter der Feier sind Trierer
Bürgerinnen, eine Frauengruppe der Pfarrei Hl. Edith Stein, der Ortsverein
der SPD Trier-Mitte sowie der Enkel von Sophie Kallmanns Freundin, der die
Verlegung initiiert hatte..."
Link zum Artikel
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September 2017:
60 Jahre neue jüdische Gemeinde in
Trier und Ausstellung |
Artikel von Dieter Ebeling in der "Jüdischen
Allgemeinen" vom 4. September 2017: "Trier. Zu Hause in der ältesten
Stadt. Die Gemeinde feiert 60 Jahre jüdisches Leben – begleitet wird das
Jubiläum von einer Wanderausstellung
Natürlich ist die jüdische Gemeinde in Trier viel älter. Denn jene 60 Jahre,
die die Gemeinde jetzt feierte, begannen erst 1957 mit der Einweihung einer
neuen Synagoge in der Stadt an der Mosel. Der Bau des Bethauses folgte
damals der offiziellen Wiedergründung der jüdischen Kultusgemeinde von 1946.
Fast 800 Mitglieder zählte die Gemeinde noch 1938. Nach Holocaust und Krieg
waren nur noch '14 tapfere Überlebende', so die Gemeindevorsitzende Jeanna
Bakal, in die alte Heimat zurückgekehrt und hatten die Gemeinde
wiederaufgebaut. Und schließlich auch eine neue Synagoge. Die alte war durch
die Nazis und Bomben zerstört worden. In der alten römischen Kaiserresidenz
Trier, die sich gerne als 'älteste Stadt Deutschlands' bezeichnet, wird die
jüdische Geschichte nicht in Jahrzehnten, sondern allenfalls in
Jahrhunderten gemessen. Als älteste Beweise für Juden in Trier gelten ein
Öllämpchen und eine Menora aus dem Jahr 350. Urkundlich wird die
'Judengemeinde' 1066 in einer Stadtchronik erwähnt. 'Dies ist bestimmt eine
der ältesten jüdischen Gemeinden in Deutschland', sagt der Kunsthistoriker
Ralf Kotschka, der eine Ausstellung über die Geschichte der Juden in Trier
gestaltet hat. Sie wurde von der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin
Malu Dreyer eröffnet und soll später auch als Wanderausstellung durch die
Schulen des Landes geschickt werden.
Ministerpräsidentin. Die 14 Überlebenden trugen laut Dreyer
grundlegend dazu bei, dass jüdisches Leben und jüdische Tradition, die
vernichtet worden waren, wieder ganz langsam in der Stadt aufblühen konnten.
'Wir wollen, dass sich dieses jüdische Leben weiterentwickelt in unserem
Land', fügt sie, an die Festgäste im Betsaal der Synagoge gerichtet, hinzu.
'Sie bereichern unser Leben. Und wir wünschen uns, dass Menschen jüdischen
Glaubens ihre Religion offen und frei weiterleben können.' Der 'Geist der
Nationalsozialisten' sei 'schon wieder im Denken der Rechten auch in unserem
Land verbreitet', und allzu viele Menschen seien 'offen für diese Gedanken,
für Rassismus, für Ausgrenzung und Intoleranz'. Dies mache sie 'traurig und
betroffen'. 'Verschiedene Fürstbischöfe haben im Mittelalter immer wieder
einmal die Juden aus der Stadt vertrieben', sagt Peter Szemere, der
Besuchern das jüdische Trier erklärt. Oft ließen sich die Juden dann
außerhalb der Stadtmauern nieder. Was man noch heute daran sieht, dass zur
Trierer Gemeinde 40 Friedhöfe gehören, von denen sich nur zwei im
Stadtgebiet befinden. 'Es gibt keine ununterbrochene Generationennachfolge
in der Gemeinde', erklärt Kotschka. 'Über Hunderte von Jahren lebten gar
keine Juden in Trier. Das war immer ein Auf und Ab', sagt
Gemeindevorsitzende Bakal.
Rabbinerpersönlichkeiten Martin Przybilski, Professor für ältere
deutsche Philologie in Trier und Jiddist, betont beim Festakt: 'Trier hat
wie andere Orte in Aschkenas ganz wesentlich gewirkt durch seine bedeutenden
Rabbiner.' Er verweist auf David Josef Sintzheim, den Napoleon als Leiter
des neuen Sanhedrin einsetzte. Oder auf den von den Nazis ermordeten
Rabbiner Adolf Altmann, der 'als Vertreter eines gleichzeitig weltoffenen
und traditionsbewussten Trierer Judentums' bekannt war. 'Trier ist also ein
wichtiger kultureller Bezugspunkt für das aschkenasische Judentum', so
Przybilski. Die 'Trierer Schul' sei 'eine Mischung aus Weltoffenheit,
Modernität und Traditionsbewusstsein'. Zudem sei dies eine lebendige
Gemeinde. 'Damit gibt sie ein Vorbild dafür, wie Judentum in Deutschland
weiter gelebt werden und sich entwickeln kann, ohne selbstvergessen zu
werden.' 'Die Gemeinde stand vor dem Aus', sagt Szemere über die 80er-Jahre.
Die Zahl der Gemeindemitglieder in Trier war auf 80 gesunken. In der schönen
und großen Synagoge mit rund 100 Sitzen blieben viele Plätze leer. 'Das
Fortbestehen der Gemeinde war dramatisch gefährdet. Aber der Mensch denkt,
und Gott lenkt', sagt Bakal. 'Denn es kam der wunderbare Zuzug der jüdischen
Bürger aus der Sowjetunion.'
Karl Marx Von den mehr als 200.000 sowjetischen Juden, die seit 1991
nach Deutschland einwanderten, kamen auch einige nach Trier. Heute haben von
den knapp 500 Gemeindemitgliedern etwa 99 Prozent eine Vergangenheit in der
Sowjetunion, neben Deutsch wird vorwiegend Russisch gesprochen. Bakal selbst
stammt aus Moldawien. 'Ich bin eigentlich durch Karl Marx hierhergekommen',
erinnert sie sich. Als die deutsche Botschaft wissen wollte, wohin sie in
Deutschland wolle, habe sie sich an einen Film über Marx, den berühmtesten
Sohn der Stadt, erinnert: 'Ich habe mir gedacht, dass das so eine schöne
Stadt ist. Und ich wusste, dass sie nah an Frankreich und Luxemburg liegt.'
Marx sei ja Jude gewesen und habe sich dann taufen lassen. 'Und wir wussten,
dass früher in Trier viele Juden lebten.' Es war eine Entscheidung, die
Jeanna Bakal nicht bereut hat. 'Antisemitismus vonseiten der deutschen
Bevölkerung spüren wir fast nicht', sagt die Gemeindevorsitzende. 'Was jetzt
den Antisemitismus ausmacht, das ist antiisraelische Politik. Jetzt kommt
der Antisemitismus von der arabischen und palästinensischen Seite.' Die
Gemeinde bemühe sich ständig um ein friedliches Miteinander. Es gibt
gemeinsame interreligiöse Veranstaltungen mit Christen und Muslimen. Und es
gibt aktive Jugendgruppen. Die Gemeinde versuche auch, jenseits der Religion
etwas Heimat zu schaffen: Bei gutem Wetter sitzen die Mitglieder des
Schachklubs stundenlang draußen im Schatten der Synagoge. 'Die jüdische
Gemeinde ist im öffentlichen Leben der Stadt angekommen', sagt Bakal. 'Wir
möchten hier in Deutschland für unsere Kinder eine Zukunft aufbauen. Aber
wie sie sich entwickelt, das kann niemand sagen.'"
Link zum Artikel |
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Oktober 2017:
Zur Erinnerung an den aus Trier stammenden
Architekten Gustav Kasel |
Anmerkung: Der aus Trier stammende sozialdemokratische jüdische Architekt Gustav Kasel entwarf die Rekonstruktion des Karl-Marx-Hauses und hatte auch die Bauleitung inne. Während der Nazizeit emigrierte er nach Palästina. 1950 kehrte Kasel kurz in seine Heimatstadt zurück.
Bei HaGalil.com findet sich eine Würdigung seiner Person und seines
Lebenswerkes: http://www.hagalil.com/2017/10/gustav-kasel/ |
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November 2018:
"Tag der offenen Tür" in der
Synagoge |
Artikel im "Trierischen Volksfreund" vom
November 2018: "Glaube: Trierer Synagoge öffnet ihre Türen für Besucher.
Trier Die Synagogengemeinde Trier hat erstmals zu einem Tag der
offenen Tür in die Kaiserstraße eingeladen. Schon seit mehr als 60 Jahren
steht die neue Trierer Synagoge dort.
Die Präsidentin der Synagogengemeinde, Jeanna Bakal, freute sich, dass sehr
viele Besucher der Einladung zur Premiere gefolgt waren – mehr als 100
Besucher. Bakal berichtete vom Neuaufbruch in der Gemeinde, die heute 470
Mitglieder zählt, seit der Zuwanderung von Juden aus der ehemaligen
Sowjetunion, die heute 95 Prozent der Gemeindemitglieder stellen. Leider
kämen auch diese Zuwanderer seit 1990 nicht aus intakten jüdischen
Gemeinden, erklärte sie, sondern seien auf der Suche nach ihren jüdischen
Wurzeln auch in Trier. Zu diesen Wurzeln gehören das berühmte osteuropäische
Shtettl, die jiddische Sprache und die Klezmer-Musik. Der Chor der Synagoge
gab einen Einblick in sein Können. Peter Szemere führte durch die lange
Geschichte der jüdischen Gemeinde Trier, durch Sitten und Gebräuche und das
Synagogengebäude. Fast 800 Mitglieder zählte die Gemeinde noch 1938. Nach
dem Holocaust waren nur noch 14 Überlebende in die alte Heimat
zurückgekehrt. Schließlich bauten sie auch eine neue Synagoge, die alte war
durch die Nazis und Bomben zerstört worden. Martin Przybilski, Professor für
ältere deutsche Philologie in Trier und Jiddist, vertrat den Rabbiner, den
es in Trier wegen der geringen Anzahl der Mitglieder nicht mehr gibt. Er
öffnete den Torahschrank, wo sich einer der ältesten Torahmäntel
Deutschlands aus dem 17. Jahrhundert befindet, eines der wenigen Utensilien,
die aus der alten Synagoge in der Zuckerbergstraße 1938 bei deren Zerstörung
gerettet werden konnte."
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März 2019:
Christlich-jüdische
Gemeinschaftsfeier in der Synagoge |
Artikel im "Trierischen Volksfreund" vom 19.
März 2019: "Glaube: Zeichen gegen Judenhass und für Versöhnung
Trier. Zwei siebenarmige Leuchter aus der Pauluskirche sind an die
jüdische Kultusgemeinde Trier übergeben worden.
'Mensch, wo bist du? – Gemeinsam gegen Judenfeindschaft' lautete das
Leitwort der diesjährigen Woche der Brüderlichkeit. Zum Abschluss fand am
Sonntag in der Trierer Synagoge eine jüdisch-christliche Gemeinschaftsfeier
statt, in deren Mittelpunkt die feierliche Übergabe der siebenarmigen
Leuchter aus der profanierten Pauluskirche in Trier an die jüdische
Kultusgemeinde stand. Das Ziel aller Veranstaltungen und somit auch der
gemeinsamen Feier in der Synagoge sei es, den Dialog zwischen den Religionen
zu fördern, die im Laufe ihrer Geschichte Tiefen und Höhen erlebt hätten und
doch so eng miteinander verbunden seien: Jeanna Bakal, Vorsitzende der
Jüdischen Kultusgemeinde Trier, erinnerte in ihrer Ansprache an die
Stolpersteine für Juden in Trier und betonte gleichzeitig die große
Hilfsbereitschaft und den Einsatz vieler Menschen, die sich nicht versteckt
hätten bei der Frage 'Mensch, wo bist du?'. Immer wieder passiere es, dass
Antisemitismus aufflamme. 'Aber es gibt die Menschen, die ihr Gesicht, ihren
Mut und ihr Statement dagegensetzen.' Und so sei die Übergabe der Menorot
(Mehrzahl von Menora) aus der Pauluskirche an die jüdische Kultusgemeinde
ein deutliches Zeichen von Hilfe und Freundschaft. Bevor Thomas Schiffler,
Vorsitzender des Verwaltungsrates der Pfarrei Liebfrauen, zu der die im
November 2017 profanierte (entweihte) Pauluskirche gehört, die
Schenkungsurkunde verlas, schilderte Peter Bamler, Vorstandsmitglied der
Trierer Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, die Geschichte
der Leuchter. Diese waren 1908 'zur feierlichen Ausschmückung' der neu
erbauten Pauluskirche gestiftet worden und zierten den Kirchenraum bis zu
dessen Renovierung im Jahr 1967. Einer der siebenarmigen Leuchter wurde
danach in einen Seitenraum gestellt, der andere verschwand. Erst Jahre
später tauchte er auf der Marienburg auf und konnte dank einer
Stiftungsinschrift zugeordnet und zurückgegeben werden. Im Zuge der
Profanierung der Kirche habe der Verwaltungsrat überlegt, wie mit den
Menorot zu verfahren sei. 'Insgeheim habe ich mir immer gewünscht, dass sie
in der Synagoge ihren Platz finden', gestand Peter Bamler. Umso erfreuter
sei er, dass die Leuchter jetzt, '111 Jahre nach ihrer Stiftung an die
Pauluskirche, eine neue Heimat an ihrem geistlichen Ursprung gefunden haben
und zur Ehre des Herrn und zur Freude der Gemeinde den Eingangsbereich der
Synagoge schmücken'. Deutlich sprachen sich Ignatius Maaß, Abt von St.
Matthias, Ulrich Dann, ehemaliger Pfarrer in der evangelischen Gemeinde
Trier und Vorstandsmitglied der Trierer Gesellschaft für Christlich-Jüdische
Zusammenarbeit, sowie Vorstandsmitglied Thomas Kupczik gegen jegliche Form
von Antisemitismus aus. Weitere Informationen zur Trierer Gesellschaft für
Christlich-Jüdische Zusammenarbeit unter
www.gcjz-trier.de"
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur (kleine Auswahl):
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 365-370 (mit zahlreichen weiteren Literaturangaben).
|
| Jacques Jacobs: Existenz und Untergang der alten
Judengemeinde der Stadt Trier. Trier 1984. |
| Reinhard Bollmus: Stätten jüdischen Lebens,
Leidens und Gedenkens in Trier. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor
und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für
politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad
Kreuznach. 4. Jahrgang Ausgabe 2/1994 Heft Nr. 7 S. 17-21. Online
eingestellt (pdf-Datei). |
| Hans-Joachim Kann: Juden im antiken Trier? In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor
und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für
politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad
Kreuznach. 5. Jahrgang Ausgabe 2/1995 Heft Nr. 10 S. 18-22. Online
eingestellt (pdf-Datei). |
| ders.: Juden im antiken Trier. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor
und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für
politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad
Kreuznach. 6. Jahrgang, Ausgabe 1/1996 Heft Nr. 11 S. 5-18. Online
zugänglich (pdf-Datei). |
| Heinz Monz: Zur Geschichte des Trierer jüdischen
Konsistoriums. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor
und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für
politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad
Kreuznach. 7. Jahrgang, Ausgabe 1/1997 Heft Nr. 13 S. 73-76. Online
zugänglich (pdf-Datei). |
| Heinz Monz: Die Synagogen an der Weberbach in Trier.
Zur Wiederansiedlung von Menschen jüdischen Glaubens im 18. Jahrhundert. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor
und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für
politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad
Kreuznach. 8. Jahrgang
Ausgabe 1/1998 Heft Nr. 15. S. 53-58. Online
zugänglich (als pdf-Datei eingestellt). |
| Reinhold
Bohlen / Benz Botmann (Hrsg.): Neue Adresse: Kaiserstraße. 50
Jahre Synagoge Trier. Festschrift. Schriften des Emil-Frank-Instituts (Hrsg.
von Reinhold Bohlen) Bd. 10. Trier 2007
(mit zahlreichen weiteren Literaturangaben S. 97-110: Literaturliste zur
Geschichte der Juden in Trier und um Trierer Land. Zum 50. Jahrestag der
Einweihung der neuen Trierer Synagoge zusammengestellt von Marianne Bühler
- Stand: Oktober 2006). |
|
Stolpersteine erzählen. Ein Wegbegleiter zu den
Mahnmalen für Nazi-Opfer auf den Bürgersteigen der Stadt Trier. Hrsg. von
der Arbeitsgemeinschaft Frieden e.V. Trier. 2008.
Online zugänglich. Weitere Auflagen der Publikation sind
erschienen:
2. Auflage im Februar 2016:
http://lokalo.de/artikel/102480/stolpersteine-erzaehlen-buch-im-weltladen-trier-erhaeltlich/
|
| Willi Körtels: Die jüdische Schule in der Region
Trier. Hrsg. Förderverein Synagoge Könen e.V. 2011. Online
zugänglich (pdf-Datei). |
| Thomas
Schnitzler: "Das Leben ist ein Kampf". Marianne Elikan -
Verfolgte des Nazi-Regimes. Tagebuch, Briefe und Gedichte aus Trier und
Theresienstadt. Wissenschaftler Verlag Trier 2008. ISBN 10:
3868211004 ISBN 13: 978-3868211009.
Presseartikel von Katharina Grün über eine Ausstellung 2009 zu Marianne
Elikan in der Universitätsbibliothek Trier: "Das
Leben ist ein Kampf" (Trierischer Volksfreund vom 14. September
2009). |
| Günter Heidt: "Ich bin so allein und
unglücklich, mehr als je zuvor.". Jüdische Überlebende des Holocaust
in der Nachkriegszeit. In: Jahrbuch - Kreis Trier Saarburg. 2015. S. 1-14. (Artikel
online eingestellt, pdf-Datei). |
| Franz-Josef Schmit: Theaterstück als Anregung zur
Recherche. Vor 50 Jahren in Trier gestorben: Der deutsch-jüdische
Viehhändler Sigmund Haas aus Hetzerath. In: Die Woche (Trierischer
Volksfreund) vom 6. April 2019 S. 8.
Online eingestellt (pdf-Datei). |
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Dokumentation
der Aktivitäten im Rahmen der Aktion "Grenzenlos gedenken" in vier
luxemburgischen und vier deutschen Gemeinden zwischen dem 13. und 17.
Oktober 2019.
"Grenzenlos gedenken" wird gemeinsam durchgeführt von AG "Grenzenlos
gedenken" - Henri Juda (Comité Auschwitz Luxemburg) - Peter Szemere (Jüdische
Gemeinde Trier) - René Richtscheid (Emil-Frank-Institut Wittlich) - Wolfgang
Schmitt-Kölzer (Wittlich) - Matthias Schmitz (Dekanat Schweich-Welschbillig)
- Ralf Kotschka (Trier).
Die acht beteiligten Orte waren: Luxemburg - Trier - Ettelbrück - Mondorf -
Medernach - Neumagen - Schweich - Wittlich.
Die
Dokumentation ist online eingestellt (pdf-Datei, 50 S.)
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| Wolfgang Schmitt-Kölzer / Ferd. Zeimetz:
Verfolgt und unerwünscht. Aus dem Leben des Jakob Hirschkorn. Geschichte -
Aus Echternach deportiert, vor 75 Jahren befreit, 1960 nach London
emigriert... In: "Luxemburger Tageblatt" vom 11. Juni 2020
Nr. 134 S. 6.
Eingestellt
als pdf-Datei.
Anmerkung: Dargestellt wird die Geschichte eines polnischen Juden, der
nach dem 1. Weltkrieg mit seiner Familie in den Trierer Raum kam (ab 1920 in
Wawern) und 1938 nach Luxemburg
emigrierte. Seine Luxemburger Zeit und die Entschädigung stehen im Zentrum
des Artikels. |
| Mil Lorang: Kein Recht mehr auf Leben. Über das
Schicksal der Gymnasiasten Leo Abelis und Bernard Herrmann. In: "Luxemburger
Tageblatt" vom 15. Oktober 2021.
Eingestellt als
pdf-Datei. Hinweis: Bernhard Herrmann ist am 19. Januar 1923 in
Trier geboren als Sohn des Kaufmanns Jacob Herrmann und der Hedwig geb.
David. |
| Claudia Hasskamp: Wilhelmine Cohen und Benno
Süsskind: Gemeinsamer Neu-Anfang 1947 in Deutschland. Erschien 2020.
Eingestellt
als pdf-Datei. |
| Wolfgang Schmitt-Kölzer: Sie bekamen keine Karten
für die Schiffspassage. Das Leben von Ernst Meyer (1895-1942), Hedwig Kahn
(1906) und Lilly Kahn (1917-1995). Artikel in "Die Warte Perspectives" der
Tageszeitung "Luxemburger Wort" vom 27. April 2023. Der Beitrag (eingestellt
als pdf-Datei) findet sich auch im digitalen Holocaust-Memorial
Luxemburg www.memorialshoah.lu
unter
https://www.memorialshoah.lu/de/story/0121-meyer-kahn. Hinweis: Ernst
Meyer (aus Erfurt) und Hedwig geb. Kahn
(aus Gonnesweiler) heirateten am 29.
Juli 1928 in Trier, wo sie bis zur Emigration 1933 nach
Luxemburg lebten.
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Trier (Treves).
The Jewish community was probably founded in the time of the Franks. The first
explicit reference to it dates from 1066. In 1096, during the massacres
of the First Crusade, many (mainly women and children) drowned themselves and a
few converted to save their lives. In the 11th and 12th centuries, the community
included doctors and Torah scholars. By the first half of the 14th century it
numbered 30-50 families and was one of the most important in the Rhineland. The
Jews inhabited a Jewish quarter open to Christian residence until it was closed
off by three gates in 1338 following an agreement between Archbishop Baldwin and
the municipality. Under the protection of Baldwin, the Jews flourished as
moneylenders, serving him in various financial and administrative capacities in
the manner of the future Court Jews. In the Black Death persecutions of 1348-49,
the Jews were robbed, beaten, and murdered with a few escaping. Baldwin
published a formal order of expulsion in 1351 and together with his successor,
Archbishop Boemund, made himself the beneficiary of their property and
uncollected debts. A community of 15-25 families was reestablished in the late
14th century, continuing to engage in moneylending. But in 1418, the community
ended, not to be renewed until the 17th century, when all were expelled from the
archbishopric.
In 1640, there were eight Jewish families (82 Jews) in the city, growing
to 18-19 families by 1787. A cemetery was opened around the 1650s and a
synagogue was erected in 1762. From the beginning of the 18th century, the
community was the most important in the Upper Trier district and the seat of the
district rabbi. In the late 18th century, Jews engaged in trade, with cattle
dealing and its auxiliary activities becoming the central means of livelihood.
The expanding activity of the Jews brought them into conflict with the Christian
merchant guilds. From 1806, Shemuel Levi Marx, the grandfather of Karl Marx,
served as district rabbi, participating in the Paris Sanhedrin and becoming the
chief rabbi of the Trier consistory in 1809. In the first half of the 19th
century, many of the established Jewish families converted, including Rabbi
Marx's son along with the six-year-old Karl. In 1817, the Jewish population
reached 280. From the mid-19th century, the Jewish population again grew rapidly,
exceeding 800 in the 1880s (2,5 % of the total) before dropping somewhat in the
early 20th century. Economic conditions continued to improve with Jews formerly
engaged in petty trade and peddling becoming shopkeepers and sons of well-to-do-
families entering the professional class. Jews from Eastern Europe began
settling in the city at the turn of the 19th century. Reform made inroads under
Rabbi Yosef Khan (Josef Kahn), who even proposed that circumcision
cease to be obligatory. A new synagogue was consecrated in 1859. The Jewish
elementary school, which opened in 1825, had 70 pupils in four grades in 1860
and was recognized as a public school in 1890. A Jew was elected to the
municipal council in 1877 and Jews joined various societies though some still
excluded them into the 20th century. There was also some Zionist activity at the
time. In the Weimar period, Jews continued to be prominent in trade and the
professions. They owned at least three factories (wallpaper, brushes, leather),
department stores, restaurants, a printing press, and a private bank.
In 1933, the Jewish population was 796 (total 76,692). From the outset of
Nazi rule, Jews were persecuted, physically attached, and arrested. According to
Nazi lists, 99 Jewish businesses were active at the time, including 29 selling
textiles and 17 selling food products. These were targeted for boycott. At the
same time the community expanded its cultural and social activities. The
Zionists had 78 members in 1926 and youth groups studied Jewish history and
modern Hebrew. By 1938 the Jewish population had dropped to 400. On Kristallnacht
(9-10 November 1938), the synagogue was burned together with 24 Torah scrolls
and Jewish homes and stores were vandalized. Another 165 Jews subsequently left
but others arrived, so that in 1940-41, the Jewish population was about 450. On
16 October 1941, 100 Jews were deported to the Lodz ghetto; 98 were then sent to
the Lublin district, Auschwitz, and the Theresienstadt ghetto on 26-27 July
1942; 69 were deported on 1 March 1942 and 22 on 15-16 March.
The postwar community numbered 61 in 1984.
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