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Westheim (Stadt
Hammelburg, Kreis Bad Kissingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Westheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42.
Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./17. Jahrhunderts zurück. Ein
erster Nachweis für die Ansiedlung mindestens zweier Juden in Westheim gibt es für
spätestens das Jahr 1500 in Dokumenten des Staatsarchives Würzburg (Standbuch
725, fol. 21r und v sowie fol. 68r; Hinw. von Gerd Mentgen, Uni Trier vom
20.3.2016). 1538
wurde ein Jude auf der Straße zwischen Westheim und Hammelburg ermordet. 1568
leben zwei Juden am Ort: Hess-Judt und Löw-Judt. Sie lebten vom Geldverleih. 1655
werden 40 jüdische Einwohner genannt. Sie standen unter dem Schutz der
Freiherren von Erthal. 1699 werden 100 jüdische Personen am Ort
gezählt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt:
1816 206 jüdische Einwohner (35,4 % von insgesamt 582 Einwohnern), 1833 212
(damals war Westheim die größte jüdische Gemeinde im Bereich des heutigen
Landkreises Bad Kissingen),
1848 174, 1867 143 (26,0 % von 550), 1880 116 (22,0 % von 528), 1900 84 (19,0 %
von 441), 1910 75 (16,0 % von 467).
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden auf insgesamt 48
Matrikelstellen (einschließlich Nachträgen) die folgenden jüdischen
Familienvorständen genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Löb
Aron Herrmann (Kapitalist und Viehhändler), Bonfit Aron Herrmann
(Viehhändler), Lazarus Aron Herrmann (Viehhändler), Moyses Jacob Fulder
(Metzger), Witwe von Abraham Jacob Steinberger (Kleinhändler), Rebekka Stern
(Kramhandel), Isak Süßla Stern (Kramhandel), Löb Arij (Baruch) Klingenstein
(Viehhändler und Kapitalist), Seligmann Arij Klingenstein (Viehhändler),
Emanuel David Regensburger (Spezerei- und freier Handel), Witwe von Löb Schlom
Wormser (Kleinhandel), Isak Abraham Katz Kahn (Metzger), Baruch Samuel
Sondheimer (Warenhändler), Feibel Katz Adler (Metzger), Baruch Samuel
Sondheimer (Warenhändler), Feibel Katz Adler (Metzger), Löb Manes Katz Adler
(Metzger), Jacob Mooyses Hanauer (Viehhändler) Manes Moyses Sallheiner
(Viehhändler), Löb Moyses Frankenberger (Viehhändler), Süßmann Moyses
Frankenberger (Viehhändler), Rachel, Witwe des Moyses Haium Frankenberger (Auszüger),
Aron Wolf Frankfurter (Viehhändler), Samson Feist Holländer (Metzger), Feist
Moyses Alsfelder (Viehhändler), Joseph Hirsch Hirschberger (Metzger und
Unterhändler), Jacob Hirsch Hirschberger (Schmuser), Abraham Eisig Forchheimer
(Kramhandel), Witwe von Abraham Jonas Oppenheimer (Kramhandel), Witwe von Wolf
Abraham Goldschmid (Kramhandel), Seligmann Hirsch Rothfeld (Kramhandel), Feist
Aron Mußliener (Kramhandel), Joseph Baruch Sondheimer (Kramhandel), Victor Isak
Rosenberger (Eisen-, Kupfer-, etc. Handel), Jacob Feist Berliner (Viehhändler),
Joseph Feist Berliner (Vieh- und Warenhändler), Isak Schlom Forchheimer
(Kramwaren), Belle, Witwe des Hirsch Gumpel Feigenberger (Lumpenhandel), Rechel,
Witwe des Moyses Abraham Schönberger (Warenhändler), Witwe des Mayer Manes
Rabin (Kramhandel), Kemmla, Frau oder Witwe des Aron Herrmann (Kapitalist),
Moyses Kahn Kulb (Lumpenhandel), Isak Gans Stern (Bote), Salomon Hirsch Rothfeld
(Viehhändler).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Israelitische Volksschule (bis 1924) beziehungsweise eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem
jüdischen Zentralfriedhof in Pfaffenhausen
beigesetzt.
Hinweis: In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden die in Westheim
verstorbenen Juden vermutlich noch in Euerbach
beigesetzt. Dieser Friedhof war nach einer Urkunde von
1672 Begräbnisstätte vor allem für die in Euerbach,
Niederwerrn, Obbach
und Westheim bei Hammelburg lebenden
Juden (Zitat aus dem genannten Dokument: "Ich Adam Ulrich von Steinau ... dass ich einer gesambten
Judenschaft allhier in Euerbach wie auch deren gesambten zu Niederwerrn, Oppach
u. Westheim an der Sahl ... verkauft und erblich zu kauffen gegeben habe ...
Geschehen Euerbach, den 31. Juli des 1672. Jahres; den Hinweis auf das Dokument
im Adelsarchiv der Herren von Münster erhielten wir im März 2014 von Elisabeth
Böhrer).
Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Bad
Kissingen. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer
(bis 1924 jüdischer Elementar-/Volksschullehrer) angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schächter fungierte. Langjährige jüdische Lehrer
waren: um 1844 Abraham Samuel Goldschmidt, von mindestens 1875 bis 1891 Samuel Gutmann, danach bis zu seiner Pensionierung 1912 Salomon Eisemann
(s.u.) und sein Nachfolger Julius Strauß (oder Straus; bis zur Auflösung der
jüdischen Volksschule 1924, danach in Fürth tätig). Nach Auflösung der jüdischen Schule wirkte von
1925 bis 1929 Lehrer Meier Laßmann. Danach wurden die noch am Ort
wohnhaften schulpflichtigen Kinder durch den Lehrer aus Hammelburg
unterrichtet.
Im Ersten Weltkrieg standen 10 jüdische Männer aus Westheim an den
Fronten. Von ihnen ist Willi Hanauer gefallen (geb. 14.11.1887 in Westheim, gef.
21.11.1914); Gefreiter Willi Adler gehört zu den
Vermissten des Krieges (geb. 29.11.1893 in Westheim, als Todesdatum ist der
10.1.1920 vermerkt). Ihre Namen stehen auf der Gedenkstätte für die
Gefallenen der Weltkriege zwischen der Kirche und der Saale unter der Jahreszahl
1914.
Um 1924, als noch 57 jüdische Einwohner gezählt wurden (11,6 % von
insgesamt 490 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Nathan
Berliner, Julius Straus, Hermann Nathan und Philipp Adler. Damals erhielten noch
zwei jüdische Kinder Religionsunterricht. An jüdischen Vereinen
bestanden die Männerchewra (Wohltätigkeits- und Bestattungsverein, 1924
unter Leitung von Herrn Strauß) sowie der Israelitische Frauenverein
(gleichfalls Wohltätigkeits- und Bestattungsverein, 1924 unter Leitung von
Helene Hirschberger).
1933 lebten noch 39 jüdische Personen in Westheim (1936 28, 1937 18). Es
gab unter den jüdischen Gewerbetreibenden damals fünf Viehhändler, einen
Metzger, einen Handelsangestellten und eine Schneiderin. Im Schuljahr 1934/35
erhielten sechs jüdische Kinder der Gemeinde zweimal wöchentlich jüdischen
Religionsunterricht durch den Lehrer aus Hammelburg. Im April 1935 wurde der
jüdische Metzger Stern mit seinem Gehilfen verhaftet, weil er gegen das
Schächtverbot verstoßen hatte. Der wirtschaftliche Boykott traf die Juden in
Westheim starb, sodass bereits im Mai 1937 sechs der 18 Gemeindemitglieder
unterstützungsbedürftig waren. Im Zuge der Novemberpogrome von 1938 kam es am 10. November 1938 in Westheim - um die Mittagszeit - zu schweren gewalttätigen Ausschreitungen von auswärtigen SA-Sturmverbänden und zur Schändung der Synagoge mit teilweiser Zerstörung der Inneneinrichtung. Männer des SA-Sturms Hammelburg/Bad Kissingen fuhren am 10. November 1938 um ca. 13 Uhr mit einem Lkw von Hammelburg nach Westheim, um auch dort den Pogrombefehl Goebbels zu vollziehen. Die jüdischen Familien Westheims waren vorgewarnt durch das Pogromgeschehen, das sich am frühen Morgen desselben Tages in Hammelburg ereignet hatte. Sie verriegelten ihre Hoftore und Haustüren. Mit brachialer Gewalt verschafften sich die auswärtigen Pogromschläger Zutritt und zertrümmerten in barbarischer Weise die Inneneinrichtung der jüdischen Häuser. Danach wurden die jüdischen Männer des Ortes auf den Lkw der SA getrieben und in das Amtsgerichtsgefängnis Hammelburg gefahren. Der für die Pogrome im Kreis Hammelburg verantwortliche, damals 26-jährige SA-Sturmführer, Karl Hartmann, geboren 1911 im Lager Hammelburg, ist 1941 im Russlandkrieg gefallen und konnte nach 1945 für seine schweren Straftaten, die er am 10. November 1938 in allen jüdischen Gemeinden des Kreises Hammelburg vollziehen ließ und selbst eigenhändig mit ausgeführt hat, nicht zur Verantwortung gezogen werden.
Quellennachweis: Erinnerungen von Augen- und Zeitzeugen; Spruchkammer Hammelburg, Akten von Männern des SA-Sturms Hammelburg, Staatsarchiv Würzburg.
Von den jüdischen Einwohnern Westheims sind zwischen 1933 und 1940 20 in
andere deutsche Orte verzogen (elf nach Frankfurt, zwei nach Würzburg, sieben
in andere Städte). 20 konnten bis 1939 emigrieren (neun in die USA, vier nach
Palästina, drei nach Südafrika, zwei nach Holland, je einer nach Dänemark und
England). Zwei Gemeindemitglieder starben 1934 bzw. 1937 an Suizid. Im Februar
1942 lebten noch drei jüdische Personen in Westheim. Sie wurden wenig später
über Würzburg in die Durchgangslager Krasniczyn bzw. Izbica bei Lublin
deportiert.
Von den in Westheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Bernhard Adler (1878), Klara Adler (1872),
Leopold Adler (1877), Max Adler (1870),
Moses Adler (1864), Isidor
Berliner (1887), Jakob Berliner (1894), Min(n)a Berliner geb. Lichtenauer (1890), Nathan Berliner
(1885), Frieda Daniel geb. Berliner (1900), Dr. Karl Eisemann (1895), Dr. Josef Goldschmidt (1865),
Moritz Goldschmidt (1869), Amalie Hanauer (1881), Ferdinand Hanauer (1881), Erna
(Ernestine) Heinemann geb. Goldschmidt (1874), Elsa Herrmann (1923), Lothar
Herrmann (1922), Nathan Herrmann (1887), Rosa Herrmann geb. Lippstädter (1894), Jakob
Hirschenberger (1879), Rosa Justus geb. Hanauer (1878), Bernhard Klingenstein
(), Joseph Klingenstein (1893), Thekla Levi geb. Klingenstein (1903), Jenny Lichtenauer geb. Berliner (1893),
Betty Ostertag geb. Hanauer (1870), Meta Pflaum geb. Berliner (1884), Anna
Schmidt geb. Hanauer (1872), Henriette Sonn geb. Adler (1870).
Unklar ist die Zuteilung nach Westheim bei
Hassfurt oder Westheim bei Hammelburg bei folgenden in den
o.g. Listen genannten Personen: Meier Braun (1885), Thekla Dittrich geb. Katz (1880),
Frieda Kleeberg geb. Weißenklee (1871),
Babette Lonnerstädter (1877), Therese Pollack
geb. Bein (1857), Alfred Rosenbaum (1904), Emilie Rosenberger geb. Löwentritt (1880), Albert Schöndorf (1870), Bruno Stamm (1909), Max Stamm (1892),
Paul Stamm (1893), Rika Stamm geb. Eichwald (1865), Amalie (Molly) Stein geb.
Stamm (1902).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Vgl. allgemein den Beitrag "Streifzüge durch das
fränkische Saaletal" von Lehrer Julius Straus in
Westheim auf der Seite zu Hammelburg.
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers und
Kultusbeamten (1924)
Anmerkung: diese Ausschreibung erfolgte nach der Auflösung der
Israelitischen Elementarschule (daher wird nur noch ein Religionslehrer gesucht)
und nach dem Weggang von Lehrer Julius Straus nach Fürth.
In der Anzeige unterschreibt als Gemeindevorsteher im 1924 Nathan Berliner.
Andere Vorstände waren u.a.: Salomon Loeb Berliner (1881), Simon Goldschmidt
(1888-1890), Beni Hirschenberger (1891-1901), Max Adler (1911), Bernhard Adler
(1935).
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juli 1924:
"Israelitische Kultusgemeinde Westheim bei Hammelburg (an
Bahnlinie nach Bad Kissingen) sucht Religionslehrer und Kultusbeamten.
Gehalt nach Besoldungsordnung. Schöne Wohnung vorhanden. Bewerbungen
nebst Belegen an
Vorstand: Nathan Berliner." |
Gedanken des Lehrers Salomon Eisemann
Vorbemerkung (nach Strätz Biographisches Handbuch Würzburger Juden
Bd. I S. 129): Salomon Eisemann (geb. 1860 als Sohn des Lehrers Elieser
(= Lazarus) Eisemann in Steinbach/Ufr. bei Lohr, gest. 1930 in
Würzburg) wurde an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg
ausgebildet (Examen 1879). Er unterrichtete zunächst an der jüdischen
Volksschule in Haßfurt, danach an der jüdischen Volksschule
in Westheim. Nach der Pensionierung 1912 zog er nach Würzburg. Er war
verheiratet mit Berta geb. Grünbaum (geb. 1861 oder 1862 in Wiesenfeld, gest.
1936 in Würzburg).
- Der Sohn Dr. Lazarus Eisemann (geb. 1891 in Westheim) war
Weltkriegsteilnehmer (EK II) und ließ sich nach dem Studium 1920 in Nürnberg
als Arzt (Internist) nieder; in der NS-Zeit über Frankreich nach Palästina
emigriert; gest. in Jerusalem.
- Der Sohn Dr. Karl Eisemann (geb. 1895 in Westheim) wurde an der
Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg ausgebildet (Examen 1914). Er
war Lehrer an der Volksschule in Würzburg; seit 1921 Studium in Berlin,
Promotion in Bonn, arbeitete als Schuldirektor in Berlin, zuletzt verantwortlich
für die jüdischen Schule. Am 26. Oktober 1942 deportiert und ermordet.
- Die Tochter Lea (Lina) heiratete 1928 den Tierarzt Dr. Max Birk.
Im Mai 1936 verzog das Ehepaar mit den inzwischen beiden Kindern Shlomoh Birk
(ursprünglich Walter, geb. 1930 in Gemünden) und Mirjam (geb. 1936 in
Gemünden, verh. Lippmann) nach Palästina/Israel und konnten sich in
Netanya niederlassen.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. August 1892:
"Westheim, 27. Juli (1892). Zum Beweise, dass unsere heilige Tora
selbst in den unbedeutend erscheinenden Anordnungen nach höchster Weisheit
verfährt und hierbei mit den wahren Resultaten der Wissenschaft in vollem
Einklange steht, mag Folgendes dienen. Bekanntlich sagt die Gemara in Berachot
Fol. 5, dass unsere Betten von Nord nach Süd aufgestellt sein sollen. Nun
lese ich diesbezüglich in dem Beiblatte des 'Würzburger
General-Anzeigers' vom 23. dieses Monats: 'Wie soll man sein Bett
stellen?' Der Naturforscher Reichenbach hat Beobachtungen gemacht, nach
welcher der Erdmagnetismus von großem Einflusse auf das Nervenleben des
Menschen ist. Er schlägt deshalb vor, dass die Menschen in der Lage, in
welcher sie sich während ihrer Lebenszeit am meisten befinden, d.i. im
Bette, sich nach den magnetischen Polen der Erde richten sollen, also auf
der nördlichen Halbkugel mit dem Kopfe nach Norden gerichtet, sich zu
Bette legen. Für den Blutumlauf und gewisse Störungen im Organismus soll
diese Lage von besonderem Vorteil sein. Ursachen zu bestimmten
Leiden seien schon oft durch einfaches Wechseln der Bettstellung
aufgehoben worden. Die Lage des Kopfes nach Westen soll die ungesündeste
sein. S. Eisemann." |
Zum Tod von Lehrer Salomon Eisemann (1930, Beisetzung in
Würzburg)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
Oktober 1930: "Salomon Eisemann - seligen Andenkens, Würzburg.
Unbarmherzig hält der Tod reiche Ernte in den Reihen der bayerischen
jüdischen Lehrer. Nach Marx Gutmann, Wolf, Nußbaum, Rosenblatt aufs neue
ein schwerer, schmerzlicher Verlust. Am 1. Elul, dem Tage, an welchem
Bayerns jüdische Lehrer zur Fünfzigjahresfeier des 'Jüdischen
Lehrervereins' versammelt waren, hauchte nach schwerem Krankenlager, in
fast vollendetem 70. Lebensjahre Salomon Eisemann - seligen Andenkens -
seine fromme Seele aus.
Die unerwartete Kunde von dem Tode dieses Edelmenschen löste in allen
Herzen des großen Freundes- und Bekanntenkreises und besonders bei den
zum Feste versammelten Amtsgenossen, die um eben diese Stunde sich zur
Rückfahrt in die Heimat rüsteten, tiefe Trauer und Wehmut aus.
Mit Salomon Eisemann - seligen Andenkens - hat ein seltenes Leben geendet,
hat eine starke, charaktervolle Persönlichkeit ihre Vollendung gefunden.
Kluger Sinn, reiche Menschenliebe, Güte, Vornehmheit und Milde zeichneten
diesen schlichten, allzu bescheidenen Mann aus. Tiefe Frömmigkeit, die
innerster Überzeugung entquoll, beseelte ihn und stellte all sein Tun und
Lassen in den Dienst des Höchsten. Sein Haus war ein Tempel, in dem alle
diese Tugenden ihren Segen ausstrahlten, sodass reinstes Familienglück
blühte, das in der 42 Jahre währenden Ehegemeinschaft niemals auch nur
durch die leiseste Dissonanz getrübt wurde und in dem die Kinder zu
wahren Juden und Menschen heranwuchsen.
Salomon Eisemann gehörte zu jenen adeligen Naturen, die nicht nur mit dem
zahlen, was sie leisten, sondern auch mit dem, was sie sind. Sein
bescheidenes, zurückhaltendes Wesen, das allem Äußeren und
Scheinenwollen abhold war, ließ nur wenig Außenstehende ahnen, welch
edles Herz und welch hoher Geist in diesem Manne, der, wie es von Mose
heißt: ein sehr sanftmütiger Mann war (4. Mose 12,3), wohnten.
Sein allzu früher Heimgang bedeutet denn auch einen schweren Verlust
nicht nur für die trauernd Hinterbliebenen, für Verwandte und Freunde,
sondern auch für die Kultusgemeinde Würzburg, der er seine vielfachen
Kenntnisse in mannigfachen Dienstleistungen zur Verfügung stellte, sowie
für den 'Jüdischen Lehrerverein Bayerns' und die Bezirkskonferenz seines
Wohnortes.
Salomon Eisemann - seligen Andenkens - wurde am 29. November 1860 zu
Steinbach (Unterfranken) geboren. Seine Wiege stand in einem altjüdischen
Elternhause. Die Eindrücke des Elternhauses und der Unterricht des
gelehrten Vaters bildeten eine gute und geeignete Vorbildung für den zukünftigen
Beruf. In der Präparandenschule Höchberg und im
Würzburger Seminar
gehörte er zu den befähigsten Schülern. Sein Lehrerexamen und die
Anstellungsprüfung für den Staatsdienst hatte er mit 'sehr gutem
Erfolge' bestanden, sodass er wohl vorbereitet die Religionslehrerstelle
Haßfurt übernehmen konnte. Schon nach siebenjähriger Tätigkeit als
Religionslehrer wurde der Verblichene durch die Regierung von Unterfranken
an die Volksschullehrerstelle Westheim bei Hammelburg berufen. Die
Berufung an eine staatliche Volks- |
schullehrerstelle
war die Auszeichnung für gute Qualifikation und damals das Wunschziel
aller jüdischen Lehrer. Ein Vierteljahrhundert wirkte er in Westheim als
Lehrer, Chasan und Schochet. Erfolgreich war er als Pädagoge tätig, eine
Pestalozzinatur, die in der Erziehung der Jugend ihre Hauptaufgabe sah.
Seine Erfolge waren so groß, weil er als Lehrpersönlichkeit, durch sein
Leben auf die Jugend stark einwirkte und weil, wie bei Pestalozzi, der
Geist seiner Erziehung Liebe war. Durch seinen klugen Sinn und die hohe
Begeisterung ist es ihm gelungen, den göttlichen Funken in den Herzen der
Kinder zu entzünden und durch die Jugend auch auf die Erwachsenen
erzieherisch zu wirken. So war Salomon Eisemann das Musterbild eines
idealen Jugendbildners, dem die allergrößte Anerkennung seiner Behörden
und Vorgesetzten zuteil wurde.
Gesundheitliche Rücksichten zwangen den Dahingeschiedenen im Jahre 1912
in den Ruhestand zu treten. Er siedelte nach Würzburg über. Auch auch
jetzt noch galt sein Streben der Weiter- und Fortbildung. Bei
Trauerfällen tröstete er Leidtragende im Trauerhause durch
trostspendende Worte und während der Omertage folgte ein aufmerksames
Publikum seinen feinsinnigen, geistreichen Vorträgen.
Das Leichenbegängnis des Verlebten gestaltete sich denn auch zu einer großen
Trauerkundgebung. Die geräumige Halle des Würzburger israelitischen
Friedhofes konnte die zahlreichen Teilnehmer aus allen Kreisen der
Gemeinde und den Reihen der Amtsbrüder nicht fassen. An der Bahre entwarf
Bezirksrabbiner Dr. Hanover in tief empfundenen Worten und in
schmerzlicher Klage ein getreues und erschöpfendes Bild von Salomon
Eisemann - seligen Andenkens -. Studiendirektor Stoll entbot im Auftrage
des 'Jüdischen Lehrervereins für Bayern' und namens der
'Bezirkskonferenz Würzburg' die letzten Grüße der Kollegen. Nachdem
noch Oberlehrer Düring für den 'Bayerischen Lehrerverein' und den
'Bezirkslehrerverein Würzburg-Stadt' mit herzlichen Worten Abschied
genommen hatte, sprachen in schmerzbewegten Worten Weil (Hof) im Namen der
weiteren und Dr. Eisemann (Nürnberg) als Sohn im Namen der engeren
Familie Worte des Abschiedes und des Dankes.
So war das Leben des teuren Toten reich an Mühe und Arbeit, aber auch
gesegnet von Erfolgen Glück und Freude.
Wir dürfen von ihm die Worte Friedrich Th. Vischers für seinen toten
Freund Berthold Auerbach sagen: 'In fernen Tagen wird dein Name über
manche Lippen gehen, die in warmem Gespräch dich nennen und ehren und
rühmen. Du bist sterbend nicht gestorben. Leb wohl Toter! Sei gegrüßt,
Lebendiger!' Leopold Weil, Hof a.d.
Saale." |
Grabstein für Lehrer Salomon Eisemann im jüdischen
Friedhof Würzburg. |
Beitrag von Lehrer Julius Straus (1925)
Der Beitrag ist in der Wiedergabe in der "Bayerischen Israelitischen
Gemeindezeitung" ausgeschrieben auf der Seite
zu Hammelburg.
"Streifzüge durch das
Fränkische
Saaletal" (Schluss in der Zeitschrift
"Der
Israelit" vom 2. Juli 1925)
(Beitrag, erschienen sowohl in der
Zeitschrift "Der
Israelit" wie auch
in der "Bayerischen Israelitischen
Gemeindezeitung") |
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Lehrer Maier Laßmann kommt von Harburg nach Westheim (1925; Lehrer in Harburg von 1920
bis 1925, danach in Westheim)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Mai 1925: "Harburg
(Schwaben), 5. April (1925). Nach einer nahezu fünfjährigen
Wirksamkeit in der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde verlässt Herr
M. Lassmann seinen hiesigen Posten als Kultusbeamter, um die vakante
Stelle in Westheim bei Hammelburg anzutreten. Obwohl wir Herrn
Lassmann nur ungern von hier scheiden sehen, so gönnen wir ihm doch seine
bedeutende Verbesserung in seinem neuen Wirkungskreise. Wir verlieren an
ihm einen tüchtigen Lehrer und vorzüglichen Vorbeter, besonders auch
eine friedliebende und charaktervolle Persönlichkeit. Unsere herzlichsten
Glückwünsche begleiten ihn und seine lieben Angehörigen nach seinem
neuen Wirkungskreise!" |
Lehrer Maier Laßmann verlässt Westheim (1929, Lehrer seit 1925)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Mai
1929: "Westheim bei Hammelburg. Herr Meier Laßmann, der hier seit
vier Jahren als Lehrer, Schochet und Chasen amtiert hat und gleichzeitig
in der Nachbargemeinde Völkersleier diese Ämter verwaltete, verlässt
die hiesige Gemeinde, um sein Amt in der Gemeinde Rimpar anzutreten. Wir
sehen mit aufrichtigem Bedauern diesen tüchtigen Mann von hier scheiden.
Er besitzt ein überaus großes jüdisches Wissen, ist ein tüchtiger
Schochet und hat auch beim Religionsunterricht große Erfolge erzielt. Mit
allen Gemeindemitgliedern lebte er in bestem Einvernehmen. Auch der
zuständige Rabbiner, Herr Dr. Bamberger (Kissingen) hat sich jederzeit
lobend über die Wirksamkeit unseres Lehrers ausgesprochen, dies
insbesondere bei der kürzlich stattgehabten Religionsprüfung. Die besten
Wünsche unserer Gemeinde begleiten Herrn Lehrer Laßmann in seinen neuen
Wirkungskreis, woselbst er auch die verdiente Anerkennung finden
möge." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Flora Klingenstein (1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. April 1894:
"Westheim bei Hammelburg. Am 31. März (1894), 23. Adar Scheni starb
dahier Frau Flora Klingenstein in einem Alter von 47 Jahren. Mit ihr ward
eine edle Seele in die ewige Heimat abberufen. In frommer, tugendhafter
Weise erfüllte sie ihre häuslichen Pflichten und erzog ihre Kinder in
echt jüdischem Geiste. Freundlich, zuvorkommend und gefällig gegen
jedermann, hatte sie insbesondere ein gutes Herz gegen Arme und Hilflose.
Keine Kollekte ließ sie unberücksichtigt, sie spendete immer gerne, wenn
es galt, ein wohltätiges Werk zu unterstützen und zu fördern und übte
zahlreiches an Wohltätigkeit im Verborgenen, indem sie für
zurückgezogene, verschämte Bedürftige stets eine offene Hand bekundete.
Allgemein war daher auch die Teilnahme und die Trauer bei ihrem
Leichenbegängnisse. Man merkte, dass ein beliebtes Biederweib zur letzten
Stätte begleitet wird. Möge die Verklärte in Frieden ruhen und vor Gott
den Lohn ihrer Tugend genießen! Mögen aber ihre Hinterbliebenen in
diesem Gedanken Trost und Beruhigung finden." |
Verhandlung vor dem Verwaltungsgerichtshof auf Grund
einer Beschwerde des Handelsmannes Josef Klingenstein betreffs der
Umlagenerhebung in der jüdischen Gemeinde Westheim (1903)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 13. November 1903:
Artikel ist noch nicht ausgeschrieben - zum Lesen bitte Textabbildungen
anklicken. |
|
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorstandes Benjamin Hirschenberger (1904)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. November 1904:
"Westheim bei Hammelburg. Wenn einer größeren Gemeinde ein
einflussreiches Mitglied durch den Tod entrissen wird, so macht sich
immerhin eine fühlbare Lücke bemerkbar; um so großer ist der Verlust,
wenn derselbe eine nur kleine Gemeinde, wie die hiesige ist, trifft.
Leider haben wir durch den Tod des Herrn Benjamin Hirschenberger einen
Mann verloren, wie solche heutigen Tages selten in kleinen Gemeinden zu
finden sind; wie schwer uns dieser Verlust trifft, zeigte sich besonders
bei seinem Leichenbegängnis. Obwohl der weitaus größte Teil der
Gemeindemitglieder durch ihren Beruf gezwungen sind, tagsüber auswärts
sich zu beschäftigen, ermöglichten dieselben es doch, am Beerdigungstage
des Verstorbenen rechtzeitig zuhause zu sein, um vollzählig demselben die
letzte Ehre zu erweisen. Herr Lehrer Eisenmann schilderte in einer
ergreifenden Trauerrede die Verdienst des Verblichenen, dass er 13 Jahre
Vorstand der israelitischen Gemeinde gewesen, eine große Reihe von Jahren
der Verwaltung der politischen Gemeinde angehörte, bei der freiwilligen
Feuerwehr, deren Mitbegründer er gewesen, verschiedene Ehrenämter
begleitet; insbesondere hob er dessen Friedensliebe, Freundlichkeit und
Gefälligkeit gegen Jedermann hervor, sowie seine große Liebe für Schule
und Lehrer.
Außer den Glaubensgenossen beteiligten sich an dem Leichenbegängnisse
die gesamte Verwaltung der politischen Gemeinde, die freiwillige
Feuerwehr, sowie noch eine große Zahl von Freunden und Bekannten von
auswärts. Auf dem Zentralfriedhofe in Pfaffenhausen, wohin die Leiche
überführt wurde, erwartete dieselbe Herr Distriktsrabbiner Dr. Bamberger
aus Kissingen, der wiederholt die guten Eigenschaften des Verstorbenen in
einer längeren Trauerrede hervorhob: dass er strenge Sabbat und Feiertage
gehalten, gewissenhafte Reellität in Handel und Wandel zeigte, sodass ihm
Jedermann das größte Vertrauen entgegenbracht. 'Möge der Verstorbene',
so schloss Herr Bamberger, ein rechter Fürsprecher für uns alle sein.'
Die trauernde Gattin und deren Kinder möchten einigermaßen Trost darin
finden, dass die Trauer um den Verstorbenen von allen Seiten geteilt
wird." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Jacob Berliner sucht eine Stelle als Vorbeter zu den Hohen
Feiertagen (1908)
Anmerkung: Zur Entlastung des eigenen Vorbeters suchten viele jüdische
Gemeinden zu den Hohen Feiertagen Hilfsvorbeter.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September 1908:
"Ich suche für die bevorstehenden hohen Feiertage eine
Hilfsvorbeterstelle,
übernehme solche auch ganz in einer kleinen Gemeinde
auch als Balkore (gewöhnlich: ehrenamtlicher Vorbeter). Honorar
mäßig. Offerten sind zu richten an Jacob Berliner, Westheim bei
Hammelburg, Unterfranken". |
Weiteres Dokument zu einem jüdischen Gewerbebetrieb
Bestellung der Fa. S.
Goldschmidt & Sohn aus
Westheim bei Hammelburg an die Firma Isaak
Eisenheimer
(Eisenwarenhandlung) in Schweinfurt
(Quelle: aus der Sammlung von
Peter Karl Müller,
Kirchheim/Ries) |
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Die Karte datiert
auf den 13. Juli 1890 (mit Poststempel Hammelburg und Schweinfurt) |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge wurde 1768 erbaut. In ihr wurden
(aus einer früheren Synagoge bzw. einem Betsaal) einige wertvolle Ritualien aufbewahrt, darunter ein Toraschild von 1731 oder 1736, ein
Toraschreinvorhang
von 1760 oder 1766 und ein Gemeinderegister für die Jahre von 1788 bis 1792.
Der Stil der Inneneinrichtung war von der Rokoko-Epoche geprägt.
Regelmäßige Gottesdienste - am Schabbat und an den Feiertagen - fanden bis Ende 1936 statt. An jedem Montag und Dienstag gab es bis dahin Toralesungen in
der Synagoge. Beim Novemberpogrom 1938, der in Westheim am 10. November 1938 um die Mittagszeit stattfand, brachen Männer des SA-Sturms Hammelburg/Bad Kissingen unter Anführung des Hammelburger SA-Sturmführers Karl Hartmann in die Westheimer Synagoge ein, um dort den Pogrombefehl Goebbels zu vollziehen. Die Synagoge wurde im Innenraum kontrolliert angezündet und
"ausgeräuchert". Der Brand wurde nach einiger Zeit wieder gelöscht. Die jüdischen Symbole und Kultgegenstände wurden zerstört. Nur der Rokoko-Thoraschrein blieb unversehrt erhalten.
Im März 1939 wurde die geschändete Synagoge nach einem Besitzerwechsel zu einem Holzlager umfunktioniert. Heute ist das einstige jüdische Gotteshaus ein Privathaus. In den 1980er-Jahren wurde das Gebäude zu einem Wohnhaus umgebaut. Der Thora-Schrein der einstigen Synagoge Westheims wurde 1954 durch das Mainfränkische Museum in Würzburg
erworben.
Adresse/Standort der Synagoge:
Kellergasse 7
Fotos
(Historische Fotos von Theodor Harburger,
Quelle: Central Archives for the
History of the Jewish People, Jerusalem; veröffentlicht in Th.
Harburger: "Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern.
1998 S. 777-779; neuere Fotos: Hahn, September 2006).
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
November
2008: "Hirschenbergers Genisa"
- Ausstellung vom 1.-30. November 2008 |
Sonderausstellung im Stadtmuseum Herrenmühle in
Hammelburg vom 1.-30. November 2008 -
erarbeitet und zusammengestellt von Cornelia und Michael Mence (Hammelburg) Hirschenbergers Genisa besteht aus Fundobjekten der Familie Hirschenberger
in Westheim bei Hammelburg. Die schriftlichen Dokumente, Postkarten, Briefe, Rechnungen,
Notizbücher, Zeitungsartikel, Broschüren und Boten reichen bis ins ausgehende
18. Jahrhundert zurück. Sie betreffen sowohl die Vorgänge in der jüdischen
Gemeinde als auch das Alltagsleben der Familie Hirschenberger. Die dazu
erschienene Monographie enthält Angaben über 193 Funde, die aus
Hirschenberger's Genisa stammen. 131 weitere Objekte wurden dem
'Dokumentationszentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken' in
Würzburg übergeben.
Literatur: Cornelia Mence/Michael Mence: Hirschenberger's
Genisa. 58
Seiten, 87 Bilder (teils farbig) zweisprachig deutsch-englisch. 2008.
Zu
beziehen über Cornelia und Michael Mence E-Mail
Preis 22 € zuzüglich Versand und Verpackung. |
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Fotos der
Ausstellung: Elisabeth Böhrer |
Briefdokument |
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Bei der
Ausstellungseröffnung
am 31. Oktober 2008 |
Ausgabe der Zeitschrift
"Der Israelit" |
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Pressebericht
über die Ausstellung "Hirschenbergers Genisa" in Hammelburg: |
Foto
links von Gerd Schaar: Cornelia und Michael Mence bereiteten zusammen die
Ausstellung 'Hirschenbergers Genisa' vor.
Artikel von Gerd Schaar in der "Main-Post" vom 2. November
2008:
"HAMMELBURG - Jüdisches Leben vor langer Zeit -'Hirschenbergers
Genisa' in der Herrenmühle
Bereichert wird das Städtische Museum Herrenmühle durch die bis zum 30. November andauernde Sonderausstellung
'Hirschenbergers Genisa'. Diese von Kreisheimatpflegerin Cornelia Mence und Ehemann Michael in langer Arbeit bereitete Ausstellung spiegelt jüdisches Alltagsleben vom 19. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre des vorigen Jahrhunderts wider.
Zur Vernissage am Freitagabend ertönte Klezmer-Musik aus dem Recorder. Bürgermeister Ernst Stross begrüßte rund 50 Gäste im Foyer der Herrenmühle. Er erinnerte an die Reichskristallnacht vor 70 Jahren. Er begrüßte die Aufarbeitung der Historie.
'Juden lebten mit uns und schrieben auch hier Geschichte'. Stross dankte dem Ehepaar
Mence.
Es gehe nicht um den Holocaust, sondern um etwa 200 Jahre des friedlichen Zusammenlebens davor, wies Michael Mence auf einen umfangreichen Dokumentfundus von Briefen, Postkarten, Rechnungen, Notizbüchern, Zeitungsartikeln, Broschüren und Notenblättern hin. Diese ausgestellten 193 Schriftstücke beträfen sowohl die Vorgänge in der jüdischen Gemeinde Westheim als auch das Alltagsleben der Familie
Hirschenberger. Weitere 131 Dokumente seien dem Würzburger Dokumentationszentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken übergeben worden. Eine jüdische Ausstellung
'Letzte Spuren' hatte Mence schon 1988 veranstaltet.
Beim Abriss des Hirschenberger Familienhauses in der Westheimer Paulstraße 9 anfangs der 80er Jahre seien all diese Unterlagen des Verstecks
'Genisa' im Schutt gefunden worden, berichtete Mence. Anton Kraft habe sie gesichert und ihm später in einer Kiste übergeben. Das noch nicht gereinigte Material habe sie ganz schön in Atem gehalten, schilderte Cornelia
Mence. Die meisten Unterlagen seien von Benjamin Hirschenberger, dem Vorstand der Westheimer jüdischen Kultusgemeinde (1891 bis 1904). Von ihm seien auch die Ordnungsaufrufe für das richtige Verhalten in den Gottesdiensten. Sohn Arnold Hirschenberger war im ersten Weltkrieg als deutscher Soldat gefallen.
Schon 1833 habe Westheim mit 212 Juden als die größte jüdische Gemeinde innerhalb der Grenzen des heutigen Landkreises Bad Kissingen gegolten, so Michael
Mence. Aufgrund der zunehmenden Armut auf dem Lande ging die Zahl der Juden ab Mitte des 19. Jahrhunderts kontinuierlich zurück. Die Abwanderung hatte größere deutsche Städte oder die USA zum Ziel. 1910 bildeten 75 Juden einen Anteil von 16 Prozent der Einwohner Westheims.
Übersetzungen und Kommentare erleichtern das Verständnis der in Sütterlin abgefassten Briefe. Das älteste Dokument sind handgeschriebene Notenblätter auf Pergamentpapier für Klarinette vom ausgehenden 18. Jahrhundert. Zu den ältesten Briefen gehört jener aus 1849, in welchem sich jemand über das Fehlen eines Musterfässchens Most beschwert.
Diese Ausstellung sei ein Spiegel der Bedürfnisse damals lebender Menschen, kommentierte Cornelia
Mence. Jetzt sei die Chance gekommen, vorurteilsfrei zusammenzuwachsen, wies sie auf die Partnerschaft der Landkreise Bad Kissingen und Tamar in Israel hin. Jüdische Schulen seien auch für Nichtjuden offen. Hoffentlich vorbei sei jene Zeit, als es noch Drohbriefe auf solche Ausstellungen gab, meinte Michael
Mence." |
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November
2010: Ausstellung über Lilli Adlers
Poesiealbum |
Lilli
Adler, ein jüdisches Mädchen aus Westheim, erhielt zu ihrem 15.
Geburtstag 1929 ein Poesiealbum.
Sowohl dieses einmalige Fundstück, als auch Fotos, Texte und
Hintergrundinformationen
waren vom 5. bis 26. November 2010 in der Stadtbibliothek Hammelburg
ausgestellt.
Stadtbibliothek im Roten Schloss, Kirchgasse, Hammelburg.
Konzept - Ausführung: Cornelia und Michael Mence. |
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Blick in die Ausstellung in der
Stadtbibliothek Hammelburg |
Presseartikel in der "Saale-Zeitung"
vom
6. November 2010 über die Ausstellung
(zum Lesen bitte anklicken) |
Anmerkung: nach
ergänzenden Angaben von Cornelia und Michael Mence konnte
Lilly Adler 1937 noch nach Palästina emigrieren. |
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November
2008: Nachkommen der Familie
Hirschenberger in Hammelburg: Artikel von Gerd Schaar in der
"Main-Post" vom 1. Dezember 2008 (Artikel): "Auf den Spuren der
deutschen Ahnen. Nach weltweiter Suche Hirschenberger-Nachfahren ausfindig
gemacht" - eingestellt als pdf-Datei |
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Juli
2011: Standortsuche für neues Denkmal
für die frühere Synagoge |
Artikel in der
"Main-Post" vom 3. Juli 2011 (Artikel): "WESTHEIM - Denkmal an die frühere Synagoge
(dübi) Drei mögliche Standorten sind in Westheim für ein neues Denkmal im Gespräch, das an Leid und Ermordung jüdischer Mitbürger im Dritten Reich erinnern soll. Der vom Stadtrat initiierte Arbeitskreis
'Letzte Spuren bewahren' traf sich erstmals in dem Stadtteil. Ortsbeauftragte Gabi Ebert begleitete die Mitglieder des Arbeitskreises mit Bürgermeister Ernst Stross und einzelnen Westheimer Bürgern.
Im Gespräch als Platz für das Denkmal sind der Freihof, das Kriegerdenkmal und der Grünstreifen vor der ehemaligen Synagoge. Laut Gabi Ebert kommt nur der Standort in der Nähe der ehemaligen Synagoge in Frage, aber dass diese Option und andere damit verbundene Themen in einer weiteren Sitzung des Arbeitskreises unter aktiver Beteiligung Westheimer Bürger diskutiert und entschieden werden sollten.
Im Rahmen der Diskussion im GEFIGA-Heim stimmten alle dem Standortvorschlag von Gabi Ebert zu. Danach stellte Diskussionsleiter Michael Mence die Entwicklung der Geschichte der jüdischen Kultusgemeinde in Westheim von 1568 bis 1933 dar. Seine Ausführungen ergänzte er mit einem Situationsplan von 1907 sowie alten Fotos.
Bei der nächsten Sitzung wird über Texte, Namensliste und Beschaffenheit des Denkmals diskutiert und abgestimmt. Darüber hinaus steht die mögliche Benennung des Parkplatzes in
'Hirschenberger Platz' als Diskussionspunkt auf der Tagesordnung. Alle Bürger sind eingeladen, an der Sitzung am Dienstag, 2. August, um 18 Uhr im GEFIGA-Heim teilzunehmen." |
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August
2011: Holocaust-Denkmal am
"Benjamin-Hirschenberger-Platz" |
Artikel von "si" in der
"Main-Post" vom 9. August 2011 (Artikel):
"HAMMELBURG - Denkmal für die Holocaustopfer
Platz wird Benjamin Hirschenberger gewidmet (si) Der vom Stadtrat initiierte Arbeitskreis
'Letzte Spuren bewahren' traf sich zum zweiten Mal in Westheim. Bei der ersten Sitzung hatte der Arbeitskreis sich einstimmig für den kleinen öffentlichen Platz in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Synagoge als Standort für ein Holocaust-Denkmal ausgesprochen. Bei der jüngsten Sitzung überreichte nun Ortsbeauftragte Gabriele Ebert zwei Entwürfe dafür.
Nach längerer Diskussion entschied sich der Arbeitskreis einstimmig für ein bildstockähnliches Denkmal aus rotem Sandstein mit Bronze-Schrifttafel. Auch mit der Namensliste der Westheimer Holocaust-Opfer befassten sich die Arbeitskreis-Mitglieder. Anhand von Fotos und Schriftstücken wurden die Lebensläufe betroffener Familien aus den Häusern im Umkreis der ehemaligen Synagoge in der Kellergasse lebendig.
Eine ausführliche Diskussion gab es über den Vorschlag einer Namenswidmung als
'Hirschenberger Platz'. Die Geschichte der Familie Hirschenberger geht mindestens bis ins 18. Jahrhundert zurück. Am Parkplatz vor der ehemaligen Synagoge stand bis in die 1980er Jahre das Anwesen der Familie Hirschenberger. Dieser Grundbesitz bestand aus Wohnhaus, Gemischtwarengeschäft und Scheune. Damals war Beni Hirschenberger (1852-1904) Vorsitzender der israelitischen Gemeinde, Mitglied im Gemeinderat und Mitbegründer der Feuerwehr.
Martin Steinel plädierte für die Verwendung des vollständigen Namens Benjamin Hirschenberger bei der Namenswidmung für diesen Platz. Waldemar Greß schlug vor, ein entsprechendes Schild mit dem Text
'Benjamin Hirschenberger – Vorstand der israelitischen Gemeinde
1891-1904' anzubringen. Der Arbeitskreis stimmte der Empfehlung für eine Namenswidmung des Platzes einstimmig zu.
Bei der nächsten Sitzung des Arbeitskreises am 27. September um 18 Uhr im Roten Schloss wird über den Sinnspruch auf der Metalltafel für das Holocaust-Denkmal in Westheim abgestimmt." |
November 2013:
Der "Benjamin-Hirschenberger-Platz" mit
dem Holocaust-Denkmal wird eingeweiht |
(Foto links: Stadt Hammelburg). Am 24. November 2013 wurde ein Gedenkstein
für die ehemaligen jüdischen Einwohner Westheims gesetzt. Gleichzeitig
erhielt der Platz der der ehemaligen Synagoge die Bezeichnung "Benjamin-Hirschenberger-Platz".
Dazu Artikel von Gerd Schaar in infranken.de vom 26. November 2013: "Jeder
Name steht für ein Schicksal". |
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Artikel in der "Saale-Zeitung" vom
26. November 2013: "34 Männer und Frauen wurden von den Nationalsozialisten ermordet
Westheim - Auch der Geschichtskreis Hammelburg hat sich mit dem Schicksal der Westheimer Juden befasst. Laut Online-Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz und der Yad Vashem Data Base wurden 34 Männer und Frauen Opfer des NS-Regimes. Etliche begingen Selbstmord.
Schon im Oktober 1934 nahm sich Max Adler das Leben, im August 1937 ging der jüdische Viehhändler Heinemann Klingenstein in die Saale.
'Er stand kurz vor der Emigration', berichtete damals die 'Hammelburger
Zeitung'. Vier Verwandte wählten den Freitod in Amsterdam, als die Deutschen Anfang Mai 1940 die Niederlande überfielen: Bernhard Klingenstein und seine Frau Ida, Josef Klingenstein und seine Frau Klara. Sie waren im März 1939 nach Holland geflohen.
Auch Betty Ostertag setzte ihrem Leben ein Ende. Sie sollte im August 1942 von Stuttgart aus deportiert werden. Leopold Adler kam im November 1941 nach Riga und wurde im Wald von Rumbula ermordet. Im selben Deportationszug befand sich auch Amalie Hanauer aus Westheim. Aus Hammelburg wurden in besagtem Wald Franziska Oppenheimer mit Ehemann und Tochter erschossen.
SS nahm Erschießungen vor. Jakob Berliner kam im November 1941 nach Kowno (Litauen) in das berüchtigte Fort IX. Hier nahm die SS Massenerschießungen deportierter Juden vor. Auch Hilda Flörsheim aus Hammelburg gehörte zu den Opfern. In der Gaskammer von Auschwitz-Birkenau starben Ferdinand Hanauer und Rosa Justus aus Westheim. In Treblinka wurden Isidor Berliner und Henriette Sonn ermordet. Die anderen Holocaust-Opfer aus Westheim wurden in die Lager und Ghettos Ostpolens verschleppt. Sie starben dort an Hunger, Kälte, Krankheit und Epidemien.
Die letzte jüdische Familie, die bis 1942 in Westheim wohnte, war die Familie Hermann: Nathan und Rosa mit ihren Kindern Elsa und Lothar. Mit 18 Jahren wollte Lothar Hermann 1940 nach Paraguay auswandern. Die jüdischen Flüchtlinge wurden aber nach Europa zurückgeschickt. Von Südfrankreich aus wurde der junge Mann dann deportiert.
Eltern und Schwester wurden im April 1942 nach Krasnystaw/Lublin gebracht. Was mit ihnen genau geschah, ist unbekannt. Insgesamt wurden im April jenen Jahres 26 Juden aus dem Bezirk Hammelburg deportiert. Im selben Transport befand sich auch Jakob Hirschenberger, der in Laudenbach wohnte und 1879 in Westheim geboren wurde.
Zwei Juden überlebten. Zwei Westheimer Juden überlebten den Holocaust: Bernhard Adler und Betty Leikauf, geborene Klingenstein. Von Adler ist bekannt, dass er im Frühjahr 1946 von Frankfurt nach Hammelburg reiste. Sein erster Weg führte ihn zum jüdischen Friedhof in Pfaffenhausen. Danach bat er den Landrat Jörg in einem Schreiben darum, dass die hier umgestoßenen Grabsteine wieder aufgerichtet werden.
Betty Klingenstein, geboren 1908, heiratete den Prokuristen der Bank Schilling, Hans Leikauf, der evangelisch war. Sie wurde ebenfalls Protestantin, blieb aus Sicht der Nazis aber eine
'Volljüdin'. Sie stand 1943 mit Eva Purucker auf der Deportationsliste nach Theresienstadt und Auschwitz. Zeitzeugen berichteten, dass Betty Leikauf in einer Weinbergshütte vor dem Zugriff der Gestapo versteckt wurde. Auch ihre Kinder Herman und Sofie überlebten die Verfolgung." |
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Januar 2019:
Das Mikwe-Häuschen (rituelles Bad)
soll erhalten bleiben |
Artikel von Wolfgang Dünnebier in der "Saale-Zeitung"
(inFranken.de) vom 30. Januar 2019: "Zeitzeugen. Historisches Ritualbad
retten
Der Stadtrat beriet unter dem Eindruck des Holocaust-Gedenktages seine
Erinnerungskultur. Er beschloss, ein im Landkreis einmaliges Gebäude zu
erhalten.
Ein seltenes Zeugnis jüdischen Lebens in Westheim soll erhalten bleiben.
Kreisheimatpflegerin Cornelia Mence warb im Stadtrat dafür, ein Ritualbad
vor dem endgültigen Verfall zu bewahren. Der Stadtrat plädierte dafür, diese
bedeutsame Erinnerung an die jüdische Gemeinde vor Ort zu erhalten. Sie sei
auch deshalb eine Besonderheit, weil sie, nahe der Kirche,
jüdisch-christliches Zusammenleben vor dem Dritten Reich dokumentiert. In
einem ersten Schritt beschloss der Stadtrat, das Gartengrundstück mit einer
von zwei Mikwaots darauf zu erwerben und das Dach zu sichern, um weitere
Feuchteschäden zu verhindern. Dann soll, in Zusammenarbeit mit Cornelia
Mence, ein Konzept und ein Zeitplan für das weitere Vorgehen und die
künftige Präsentation erarbeitet werden. Zudem muss der Kostenrahmen
abgesteckt werden, der bis zu mehreren Zehntausend Euro gehen könnte.
Einbindung in einen Wanderweg. Cornelia Mence kann sich die
Einbindung in einen kulturhistorischen Wanderweg und Führungen vorstellen.
Seit Jahren sammelt sie mit ihrem Mann im Landkreis Zeugnisse der jüdischen
Kultur. Gemeinsam haben sie zu den beiden Häuschen in der Paulstraße, die
fast ein bisschen wie Gartenhäuschen wirken, Fakten zusammengetragen. Die
ältere Mikwe, aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, ist ein kleiner,
verputzter Bruchsteinbau mit kräftigen Blockrahmen aus Sandstein. Das Innere
besteht aus einem Flur und drei Räumen mit einigen Ausstattungsresten, sowie
einem steinernen Ausguss und farbigen Wandfassungen. Dieses Badehaus diente
ursprünglich allen Gemeindemitgliedern. Um 1900 wurde eine weitere kleinere,
wesentlich schlichtere Mikwe, ausschließlich für Frauen, errichtet. Sie
bleibt im Privatbesitz.
Gedenken an die Deportation. Auch das Gedenken an den Holocaust soll
stärker im Stadtbild verankert werden. Einig waren sich die
Stadtratsmitglieder, das Leid, angesichts steigender Geschichtsvergessenheit
unter jungen Menschen, möglichst anschaulich darzustellen. Dazu beteiligt
sich die Stadt mit Zustimmung des Stadtrates am DenkOrt Aumühle. Von dem
inzwischen aufgelösten Verladebahnhof in Würzburg wurden 1941/42 insgesamt
2069 unterfränkische Juden in die Konzentrationslager deportiert - auch aus
Hammelburg und seinen Stadtteilen. An dem DenkOrt sollen, mit einem
historischen Foto als Grundlage, symbolisch Gepäckstücke drapiert werden.
Decken, Rucksäcke und Koffer waren alles, was die Nazis den Juden auf dem
Weg in die Todeslager ließen. Als Pendant soll in möglichst allen Gemeinden,
aus der Juden deportiert worden sind, je so ein Gepäckstück an die Gräuel
erinnern. Weil es in Hammelburg, Westheim und Untererthal je eine jüdische
Gemeinde gab, will man dort jeweils ein Gepäckstück aufstellen. Auf rund
9000 Euro werden die Kosten geschätzt. Stadtrat und Bauunternehmer Alexander
Stolz bot an, das Vorhaben mit der Fertigung symbolischer Koffer im
Betonwerk Untererthal zu unterstützen. An der Ausarbeitung des Konzeptes
wird sich Cornelia Mence beteiligen. Erst kürzlich wurde der Beitrag zu dem
DenkOrt in Gerolzhofen eingeweiht. Zu den Kosten warnte Bürgermeister Armin
Warmuth im Zuge der weitgehend einvernehmlichen Aussprache vor einer
unwürdigen Debatte in der Öffentlichkeit, wenn anderseits Wünsche nach
Investitionen in manches Vereinsheim unerfüllt bleiben müssen. "Wir setzen
hier ein Zeichen, das sind wir den Nachkommen schuldig", machte Warmuth
deutlich. Das dunkelste Zeugnis deutscher Geschichte dürfe sich nicht
wiederholen. Eine Mikwe ist ein rituelles Tauchbad, dem in den jüdischen
Gemeinden hohe Bedeutung zukommt. Darin muss Wasser besondere Anforderungen
erfüllen. Es muss "lebendiges", also fließendes, Wasser sein. Nur Quell-,
Grund- oder Regenwasser kommen in Frage. Der Sinn des rituellen Tauchbades
liegt darin, den Menschen beziehungsweise einen Gegenstand im kultischen
Sinne zu reinigen. Dies gilt für Männer und Frauen für die Zeit nach der
Heilung von bestimmten Krankheiten und nach Kontakt mit Toten. Traditionelle
Regelungen schreiben das Tauchbad für Männer vor dem Sabbat oder dem
Versöhnungstag Yom Kippur vor, für Frauen am Vorabend der Hochzeit, nach der
Menstruation oder der Geburt eines Kindes. Während häufig in jüdischen
Gemeinden die Mikwaots in Kellern von Wohnhäusern und anderen Gebäuden
eingerichtet wurden, handelt es sich in Westheim um freistehende Häuschen."
Link zum Artikel
Ders. Artikel von Wolfgang Dünnebier in der "Main-Post" vom 30. Januar 2019:
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1992² S. 136. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. |
| Volker Rieß: Jüdisches Leben in und um Hammelburg.
Katalog zur Ausstellung im Stadtmuseum Herrenmühle 12. Oktober – 10.
Dezember 2000, Hammelburg 2001.
|
| Cornelia Binder und Michael (Mike) Mence: Last Traces /
Letzte Spuren von Deutschen jüdischen Glaubens im Landkreis Bad Kissingen.
Schweinfurt 1992. |
| dieselben: Nachbarn der Vergangenheit / Spuren von
Deutschen jüdischen Glaubens im Landkreis Bad Kissingen mit dem Brennpunkt
1800 bis 1945 / Yesteryear's Neighbours. Traces of German Jews in the administrative district of Bad Kissingen focusing on the period
1800-1945. Erschienen 2004. ISBN 3-00-014792-6. Zu beziehen bei den
Autoren/obtainable from: E-Mail.
Info-Blatt
zu dieser Publikation (pdf-Datei). |
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 114-115. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Westheim bei Hammelburg
Lower Franconia. Jews fled the town in the Thirty Years War (1618-1648). A
synagogue was built in 1768 and the Jewish population reached 206 (total 582) in
1816. In 1830-54, 82 Jews emigrated overseas and the community continued to
dwindle, numbering 39 in 1933. The Jewish public school closed in 1924. Under
Nazi rule, the Jews suffered from the economic boycott. Most were cattle traders
operating auxiliary farms. The synagogue was sold off in 1938. In 1933-40 20
Jews left for other German cities. Another 20 emigrated from Germany in 1935-39.
The last three were deported to Izbica in the Lublin district (Poland) on 25
April 1942.
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