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Würzburg (Unterfranken)
Jüdische Geschichte / Synagogen nach 1945
Zur jüdischen Geschichte in Würzburg und der gegenwärtigen Gemeinde
siehe vor allem die Website der Israelitischen Gemeinde in Würzburg und Unterfranken
K.d.ö.R.
www.shalomeuropa.de
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Nach 1945 kehrten nur 37 Mitglieder der
Vorkriegsgemeinde (1933: 2.261 Mitglieder von 98.500 Einwohnern) nach Würzburg
zurück, darunter am 10. Juli 1945 21 Personen, die die Zeit im Ghetto Theresienstadt überlebt
haben. Im November 1945 wurde eine neue Gemeinde gegründet, der zunächst 59
Personen angehörten, ein Teil davon waren sogenannte "Displaced Persons",
Verschleppte aus anderen europäischen Ländern, die die NS-Zeit in Lagern
überlebt haben. Als Zentrum der Gemeinde wurde das ehemalige, durch
Kriegseinwirkungen beschädigte Alters- und Krankenheim in der
Valentin-Becker-Straße bestimmt und dieses zunächst notdürftig
hergerichtet. Die Gemeinde hatte in den 1950er-Jahren etwa 200 Mitglieder.
Von 1958 bis 1996 war Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Würzburg und
Unterfranken David Schuster (geb. 1910 in Bad
Brückenau, 1937 im KZ Dachau inhaftiert, 1938 im KZ Buchenwald, zur
Auswanderung gezwungen, 1938 bis 1956 in Palästina / Israel; 1956 nach
Würzburg zurückgekehrt; gest. 1999 in Würzburg). In seine Amtszeit als
Gemeindevorsitzender fielen der Ausbau der Gemeinde, die Wiederherstellung des
Friedhofsgebäudes auf dem jüdischen Friedhof
und der Neubau der Synagoge.
Bis in die 1980er-Jahre blieb die Gemeinde, zu der die in ganz Unterfranken
lebenden jüdischen Personen gehörten, klein (1989 etwa 180
Gemeindeglieder).
Durch Zuwanderungen sogenannter Kontingentflüchtlinge aus den GUS-Staaten nahm
die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder seit Anfang der 1990er-Jahre stark zu
auf etwa 1.100 Personen (Ende 2008) beziehungsweise 1.016 Personen (2012). An
Einrichtungen hat die Gemeinde eine Synagoge (siehe unten) und einem
Gemeindezentrum (u.a. mit Mikwe, Bibliothek, Restaurant mit koscherer Küche
u.a.m.). Rabbiner der Gemeinde ist Jakov Ebert.
Zur Geschichte der Synagoge
Ein erster Betraum wurde nach 1945 im früheren Alters-
und Krankenheim in der Valentin-Becker-Straße eingerichtet. Er wurde bis zur
Einweihung der neuen Synagoge 1970 benutzt.
1964 beschloss die Gemeinde den Bau einer Synagoge. Die Kosten wurden zu
einem beträchtlichen Teil von der Stadt Würzburg und dem Bezirk Unterfranken
übernommen, da dies die finanziellen Möglichkeiten der kleinen Gemeinde weit
überschritten hätte. Am 9. November 1966 war Baubeginn der von den Architekten
Hermann Guttmann und Rudolf Schlick geplanten Synagoge. Die Einweihung war am
24. März 1970. Der Betraum verfügt über 90 Plätze.
1987 konnte neben der Synagoge ein Dokumentationszentrum für
jüdische Geschichte und Kultur eingerichtet werden. 2001 wurde mit dem Bau des
Neuen Jüdischen Kultur- und Gemeindezentrums begonnen. Für den Umbau waren die
Architekten Grellmann, Griebel und Teichmann zuständig. Es erhielt den Namen "Shalom
Europa" und wurde am 23. Oktober 2006 offiziell eingeweiht.
Längerfristige Planung: Am 60. Jahrestag des Novemberpogroms - am 9./10.
November 1998 - kam das Grundstück der 1938 zerstörten
Synagoge in der Domerschulstraße zurück in den Besitz der Jüdischen Gemeinde
Würzburg, die dieses nach schwierigen Verhandlungen von der Diözese Würzburg
erwarb. Ziel ist es längerfristig, dort wieder eine Synagoge zu errichten.
Adresse/Standort der Synagoge: Valentin-Becker-Straße
11 - Link
zu den Google-Maps
Fotos
Neuanfang nach 1945
(Fotos bei Flade S. 404.406) |
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Bis 1970 war der Betsaal im
wieder
hergerichteten jüdischen Altersheim
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Am 9. November 1966 begannen
die
Arbeiten zum Bau einer neuen Synagoge
im Garten des früheren
Altersheimes |
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Das Modell der von den
Architekten
Hermann Guttmann und Rudolph Schlick
geplanten Synagoge
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 21.10.2009) |
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Das Modell ist im
Jüdischen Museum ausgestellt. |
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Das jüdische Gemeindezentrum und die
Synagoge
(obere beiden Fotozeilen: links: Hahn, Mitte und rechts Jürgen Hanke,
Kronach). |
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Blick auf das an
der Valentin-Becker-Straße gelegene
jüdische Kultur- und Gemeindezentrum "ShalomEuropa" |
Ein für Bahnfahrer vertrauer
Anblick: die Synagoge -
gesehen von den nahen Eisenbahngleisen " |
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Nachfolgend Fotos in
hochauflösender Form
(Fotos: Hahn; erstellt im September 2017) |
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Die 1970 eingeweihte
Synagoge
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Im Innenhof des
Gemeindezentrums
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Der Eingang in den Betsaal mit
der Portalinschrift
"Wie lieblich sind deine Zelte Jakobs..." (4. Mose
24,5)
links Handwaschbecken (für rituelle Waschung) |
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Die Symbole der 12 Stämme Israels in
den Darstellungen der Eingangstüre
(Ausschnittvergrößerungen des Fotos der Eingangstüre) |
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Stamm Ascher,
siedelt in
fruchtbarem Land |
Stamm Gad mit
der
Darstellung von drei Zelten |
Stamm Simeon mit
einer "festen Burg" |
Stamm Ruben,
"brodelnd
wie Wasser" (1. Mose 49,4) |
Stamm Sebulon,
wohnt "am
Gestade der Schiffe" (1. Mose 49,12) |
Stamm Issachar,
ein "knochiger
Esel" (1. Mose 49,14) |
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Stamm Jehuda, ein
"junger
Löwe" (1. Mose 49,8) |
Stamm Levi mit
Levitenkanne
und Altar (5. Mose 33,10) |
Stamm Benjamin,
der "reißende
Wolf" (1. Mose 49,27) |
Stamm Josef mit
den
Garben (1. Mose 37,7) |
Stamm Naftali,
ein "schneller
Hirsch" (1. Mose 49,21) |
Stamm Dan, wird
"Schlange
am Weg" (1. Mose 49,17) |
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Blick in die
Synagoge zur Bima und dem
dahinter befindlichen Toraschrein |
Bima/Almemor mit
dem Tisch (Schulchan)
für das Vorlesen der Tora |
Lesepult
für den Vorbeter, dahinter Toraschrein mit
Zitat "Erkenne, vor wem du stehst" (Talmud Berachot 28B) |
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Vor linkem
Glasfenster u.a.
ein kleiner Chanukka-Leuchter |
Farbige
Glasfenster rechts und links
des Toraschreines |
Vor rechtem
Glasfenster eine
große Menora |
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Vorlesepult
mit Siddur (Gebetbuch), darüber Tallit
(Gebetsschal); auf Pult und darüber zweimal Zitat
aus Psalm 16,8: "Ich habe den Herrn allezeit vor
mir" |
Toraschrein mit
dem Vorhang (Parochet). Oben die Torakrone
(Abkürzung Keter Tora), Segensspruch: "Gesegnet ist,
der die Tora seinem Volk Israel gibt" und Widmungsinschrift |
Über dem
Toraschrein Gebotstafeln mit den
jeweils ersten beiden hebräischen Worten
der Zehn Gebote |
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Blick zur
Eingangstüre vom Betsaal |
Hinter dem
Vorhang: der Frauenbereich |
Regel u.a.
mit verschiedenen Ausgaben des Siddur (Gebetbuch) |
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Besuch im Jüdischen Museum
im Oktober 2009
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 21.10.2009) |
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Im jüdischen
Museum werden die beim Abriss der "Landelektra" im Stadtteil
Pleich gefundenen 1485 Grabsteine und
Grabsteinfragmente vom
mittelalterlichen jüdischen Friedhof aufbewahrt. Ein kleiner Teil ist im
Ausstellungsbereich,
ein größerer Teil ist in einem Depot untergebracht.
Sie oben links. |
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Mittelalterliche
Grabsteine und Grabsteinfragmente im Museum |
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Torawimpel |
Verschiedene Kultgegenstände,
im Vordergrund Tefilin
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Tahara-Stein (zur
Leichenwaschung)
mit Erklärungen zum Umgang mit
sterbenden und toten
jüdischen Personen |
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Der Chuppa-Stein
(Hochzeitsstein) von der Synagoge in Heidingsfeld
mit erklärendem Hinweis: "In Franken war der Brauch weit verbreitet,
das Glas am Ende der Trauung nicht zu zertreten, sondern gegen den
Chuppastein zu werfen. Die Zeremonie will inmitten der Freude
über die
eben geschlossene Ehe durch die Scherben an die Zerstörung des
Jerusalemer Tempels erinnern."
Anmerkung: der Chuppa-Stein war in ganz Süddeutschland, neben dem
fränkischen vor allem auch im württembergischen Bereich verbreitet.
Rechtes Foto: der Hochzeitsstein steht im Museum unter einem
Baldachin. |
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Torarolle |
Gedenken an die in
der NS-Zeit ermordeten
Juden aus Würzburg (Namen auf den
durchsichtigen
Platten rechts und links) |
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Einzelne Presseberichte
Oktober 2014:
Über das jüdische Gemeindezentrum
"Shalom Europa"
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Artikel
von Ralph Bauer in der "Jüdischen Allgemeinen" vom 27. Oktober
2014:
"Würzburg. Schalom in Unterfranken. Seit 2006 ist das
Gemeindezentrum ein Treffpunkt von Juden aus ganz Europa. Die neue
Würzburger Synagoge in der Valentin-Becker-Straße war schon fast 30 Jahre
Mittelpunkt der jüdischen Gemeinde, als 1999 die ersten Pläne für 'Shalom
Europa' entstanden. Dabei sollte nicht nur die Synagoge an sich vergrößert
werden, in dem großzügigen Bau sollte auch Platz für das Museum
'Unterfränkisches Judentum', einen auch synagogal nutzbaren Gemeindesaal für
400 Personen, einem Speisesaal mit koscherer Küche sowie die Büroräume der
Gemeinde sein. Die Idee nahm im Mai 2003 Gestalt an, der erste Bauabschnitt
konnte bezogen werden. Zu Pessach 2006 feierte die jüdische Gemeinde die
Fertigstellung von Shalom Europa.
Dokumentationszentrum. Integriert sind dort auch Räume für
Tagungen und Seminare, Flächen für Schulräume, eine Jugendbegegnungsstätte
sowie ein Altenklub und das Dokumentationszentrum der Stadt Würzburg und des
Bezirks Unterfranken. Der Bau des mehr als 4700 Quadratmeter umfassenden
Komplexes kostete mehr als 15 Millionen Euro. Er wurde bezuschusst von
bayerischer Staatsregierung, Bezirk Unterfranken, Bayerischer
Landesstiftung, Landesplan für Altenhilfe, dem Investitionsprogramm 'Zukunft
Bildung und Betreuung' und ist ein Projekt der amerikanischen Lauder
Foundation. Hinzu kamen kirchliche und private Spenden, sodass ein offener
Betrag von 1,4 Millionen Euro übrig bleibt. Davon ist rund eine Million über
langfristige Darlehen abgesichert. Hier hoffen die Israelitische Gemeinde
und der Initiativkreis 'Shalom Europa' auf weitere Zuschüsse und Spenden. Es
ist nicht nur für den Vorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde in Würzburg
und Unterfranken, Josef Schuster, etwas Besonderes, wie er bei der Eröffnung
sagte: 'Die Verschleppten und Ermordeten hätten nie von ihm zu träumen
gewagt.' Der damalige Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) nannte Shalom
Europa einen 'Meilenstein für Würzburg, Unterfranken und Bayern' und ein
'herausragendes Symbol deutsch-jüdischer Aussöhnung'.
'Judensteine' Es ist in den fast zehn Jahren seit der Eröffnung zu
einem wichtigen Treffpunkt für deutsch-jüdischen Dialog geworden. Shalom
Europa beherbergt zudem den weltweit größten Fund an Grabsteinen aus einem
mittelalterlichen jüdischen Friedhof, die 'Judensteine aus der Pleich'. Mehr
als 1500 Grabsteine und Grabsteinfragmente, datiert auf die Zeit von 1129
bis 1346, haben hier ihre endgültige Bleibe gefunden. Als kulturelles
Gedächtnis eines über viele Jahrhunderte europaweit respektierten Sitzes
jüdischen Lebens – Unterfranken hatte deutschlandweit die dichteste
Besiedlung – bilden sie im Basisgeschoss unter dem Innenhof gleichsam das
Fundament. Seinem Namen macht es alle Ehre, weit über die Region hinaus: Die
in Zusammenarbeit mit der Ronald S. Lauder Foundation, New York, entstandene
Jugendtagungsstätte bietet Schabbatprogramme und religiöse Fortbildungskurse
für junge Juden aus Deutschland und Europa.
Aussenwirkung Trotz allem besinnt sich Shalom Europa auf das
Wesentliche. 'Wir sind kein Kulturverein. Im Mittelpunkt bleibt die
Synagoge', sagt Schuster, der auch Vizepräsident des Zentralrats ist und
dessen Würzburger Gemeinde in den vergangenen Jahren auf rund 1100
Mitglieder gewachsen ist. Das Gemeindeleben sei nun deutlich aktiver. Auch
die Außenwirkung sei wichtig. So übernimmt das Zentrum die
Nachmittagsbetreuung der David-Schuster-Realschule, und es gibt koscheres
Essen. 'So wird auch für nichtjüdische Schüler jüdisches Leben und Kultur
etwas ganz Normales', betont Josef Schuster. "
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Links und Literatur
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Literatur:
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