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Kreisverwaltung Ahrweiler - Wandel der Landnutzung im Projektgebiet

Wandel der Landnutzung im Projektgebiet

Über Jahrhunderte hinweg war in der Eifel die sogenannte Rott- und Schiffelwirtschaft eine der wichtigsten Landnutzungsformen. Hierbei wurden große Waldareale gerodet und zeitweilig als Acker und Schafweide zwischengenutzt. Je nach Intensität der Nutzung entwickelten sich Niederwälder oder Zwergstrauchheiden.

Zusätzlich wurden die Wälder von Köhlern zur Produktion von Holzkohle genutzt. Der Ort Ohlenhard wurde in seinen Anfängen (erste urkundliche Erwähnung 1481) vermutlich von einer Ansammlung von Köhlerhütten gebildet. Holzkohle war der Energielieferant für die Verhüttung von Erzen, die bereits seit der Keltenzeit in der Eifel oberirdisch und im Untertagebau abgebaut wurden. Beispielsweise bestand in Wimbach ein Bergwerk zur Gewinnung von Bleierzen, die in einer Mühle am Goldbach aufbereitet wurden.

Eichenwälder wurden im großen Stil zur Lohegewinnung genutzt, wobei die Rinde geschält wurde, die sich wegen ihres hohen Gerbsäuregehaltes gut zum Gerben von Tierhäuten zur Herstellung von Leder eignete. Die Aufbereitung der Eichenrinde erfolgte in Lohemühlen, von denen es zahlreiche an den größeren Fließgewässern gab, wie zum Beispiel am Adenauer Bach, am Trierbach, am Armuthsbach, am Dreisbach und am Wirftbach. An die Existenz einer Lohmühle in Adenau erinnert die Lohmühlenstraße. In Antweiler gab es die Lohmühle „Auf Brogh", die zu einer Gerberei auf dem Anwesen der ehemaligen Herzoglich Arembergischen Brauerei gehörte.

Die Talauen wurden wegen guter Voraussetzungen (Boden, Wasser, Klima, ebene Flächen) als Äcker, Wiesen oder Weiden landwirtschaftlich genutzt. Durch das Fehlen von Kunstdünger beschränkte sich die Nachlieferung von Nährstoffen auf die Ausbringung von Wirtschaftsdüngern, wie z.B. Stallmist. So konnten sich unter dem Einfluss der extensiven Nutzung artenreiche Acker- und Grünlandgesellschaften entwickeln.

Heute erinnern noch zahlreiche Ortsnamen in der VG Adenau an die vormalige Nutzung der Landschaft und an die enge z.T. auch schicksalhafte Verflechtung zwischen Mensch und Gewässer. So deutet z.B. der Name Dümpelfeld auf eine Siedlung auf feuchtem Land hin und der Name Meuspath bedeutet "Siedlung am Sumpfbach". Dazu kommen die „Bach-Orte", wie Gilgenbach, Leimbach, Lückenbach und Müllenbach (= Bach mit Mühlen). Der Name Antweiler wird u.a. als „Ort am wogenden Wasser" gedeutet (wogendes Wasser = Hochwasser).

Mit der Industrialisierung vollzog sich ein tiefgreifender Wandel in der Landschaft und ihrer Nutzung. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts begann der Niedergang der Rott- und Schiffelwirtschaft. Heiden wurden aufgeforstet oder durch Einsatz von Kunstdünger landwirtschaftlich intensiviert.

Mit der Entwicklung von industriell hergestellten mineralischen Gerbstoffen hatte die heimische Eichenlohe keine Marktchance mehr, was den vollständigen Rückgang der Lohewirtschaft einleitete, der sich noch bis in die 1950 er Jahre hinzog.

Die Köhlerei verlor bereits Mitte des 18. Jahrhunderts ihre Bedeutung, als Holzkohle durch Stein- und Kokskohle bei der Erzverhüttung ersetzt wurde.

Auch die meisten Mühlen fielen dem technischen Fortschritt zum Opfer.

Der tiefgreifende Wandel durch die Intensivierung der Landwirtschaft erfolgte einerseits durch den Einsatz von Dünger und Maschinen und andererseits durch Grundstückszusammenlegungen und -meliorationen. Diese Entwicklung führte einerseits zu mehr Produktivität, ging aber andererseits zu Lasten der Biotop- und Artenvielfalt.

Heute existieren nur noch Relikte der einst für die Region typischen alten Kulturlandschaft in Form von durchgewachsenen Niederwäldern, kleinflächigen Heiderelikten, Mühlgräben, verbrachten Sumpfwiesen und Magergrünland.



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