Worin liegt das Projekt?
Im Jahr 1995 erbaute Pfarrer Pirmin Spiegel aus der Pfalz in Brasiliens ärmsten Staat Maranhao eine Landwirtschaftsschule. Diese Schule bietet ca. 140 Schülern der Region die Möglichkeit, das 3.-8.- Schuljahr zu besuchen und gleichzeitig Haus- und Landwirtschaft zu erlernen. Sie verbringen jeweils 14 Tage in der Schule und 14 Tage in ihren Heimatdörfern, um das Gelernte dort gleich in die Praxis umzusetzen und an die Dorfbewohner weiterzugeben. Dies verhindert, dass zu viele Jugendliche die Dörfer verlassen, um in den Städten vergeblich nach Bildungschancen und Arbeit zu suchen...ein Weg, der oft nur in das Massenelend der Slums endet. Viele Schüler der Schule haben dank dieses Schulabschlusses später Aussichten auf ein Studium, und tragen verantwortungsvoll zur besseren Zukunft für diese Dörfer bei. Allein im Jahr 2001 hat die Schule 20 Tonnen Acerolakirschen geerntet. In der Vermarktung der Kirschen liegt ein Schlüssel zu größeren finanziellen Unabhängigkeit. Dazu war es notwendig einen Weg zu finden, die Kirschen haltbar zu machen, da so große Kühlkapazitäten derzeitig nicht vorhanden sind, um die Kirschen vor ihrem Abtransport vor dem Verderb zu bewahren. Diesen Weg fanden wir in der Solartunneltrocknung. Mittels einer Solartunneltrockenanlage ist es möglich, die Kirschen schonend zu trocknen, so dass ihr Vitamin-C-Gehalt erhalten bleibt und die erhaltene Trocklensubstanz, entweder Fruchtleder oder Fruchtpulver, als Basis für Vitamin-C-reiche Produkte aller Art verkauft werden kann.
Bsp. für eine Solartrockneranlage:
Das Ziel der Projektgruppe Acerola Remagen:
Wie aus den Informationen zum Hintergrund ersichtlich, wird an der Landwirtschaftsschule ein Überschuß an Acerola-Kirschen produziert, der mangels Kühlhäuser und Absatzmarkt vernichtet wird. Mittels einer technisch weitaus einfacherern, auch vor Ort einsetzbaren Technik - der Solartrocknung - kann dem raschen Verderben der Kirschen entgegen gewirkt werden. Das in getrockneter Form gewonnene Vitamin C haltige Acerola kann dann verkauft werden. Hierbei ist natürlich eine gezielte Vermarktung der getrockneten Kirschen nötig. Die zu fördern und damit sowohl die Landwirtschaftsschule zu unterstützen als auch einen Beitrag zur Hungerbekämpfung in der Region zu leisten und die Infrastruktur für den Handel auszubauen ist unser Ziel.
Bislang wurde der Finanzbedarf der Landwirtschaftsschule von etwa 55.000 Euro pro Jahr zu gut 2/3 durch Spenden aus Deutschland gedeckt. Durch den Verkauf der getrockneten Acerolakirschen und weiterem Ausbau der Trocknungs- und Lagerungskapazität hoffen wir, diese Summe weitgehendst abzubauen.
Die Gründungsphase der Acerola-Gruppe
Am Montag, dem 21. Januar 2002 haben sich Interessierte der Fachhochschule Remagen auf Initiative von Prof. Dr. Birzele getroffen, um näheres über eine Familien- Landwirtschaftsschule im Nordosten von Brasilien zu erfahren, sowie deren Bestreben mittels des Anbaus der Acerola- Kirsche (Frucht mit dem höchsten natürlichen Vitamin C- Gehalt) eine finanzielle Unabhängigkeit von Spenden aus Deutschland zu erreichen.
Prof. Dr. Birzele hatte zwei Gäste eingeladen, die uns näheres erzählen sollten: Frau Dorothea Halter und Herr Klemens Flick von der Universität Hohenheim. Frau Halter, die 4 Monate in der Landwirtschaftsschule unterrichtet hat, konnte uns konkret über die Situation in Brasilien informieren und uns die derzeitige Problematik schildern. Diese besteht darin, dass die Landwirtschaftsschule durch den Anbau der Acerola- Kirsche eine finanzielle Unabhängigkeit erreichen will, ein Absatzmarkt für die Acerola- Kirsche in Brasilien aber nur sehr begrenzt vorhanden ist, so dass derzeit ¾ der Acerola- Kirschen nicht geerntet werden. Unsere Aufgabe sollte nun darin bestehen, die Kirschen in Deutschland, aber auch in Brasilien zu vermarkten und zu verkaufen. Zum besseren Verständnis zeigte Frau Halter uns Dias, die Sie während Ihres Aufenthalts in Brasilien gemacht hatte.
Herr Flick von der Universität Hohenheim hat uns die technischen Möglichkeiten der Trocknung erklärt, die dann einen Transport möglich machen würden. Die bisher verwendeten Trocknungsverfahren wie die energieintensive Gefriertrocknung oder die Sprühtrocknung unter Stickstoffatmosphäre seien technisch aufwendig, teuer und damit für den Einsatz in Brasilien ungeeignet, obgleich bei den genannten Methoden der Vitamin C- Gehalt der Früchte nahezu erhalten bleibt. Eine den Fähigkeiten und Möglichkeiten der Bevölkerung angepasste Methode sei die solare Trocknung, da die Landwirtschaftsschule in Brasilien nahe am Äquator läge und sie zudem einfach zu realisieren sei. Herr Flick würde uns dann auch den Kontakt zu Herrn Markus Bux, ebenfalls von der Universität Hohenheim, vermitteln, der bereits in verschiedenen Entwicklungsländern Trockenanlagen gebaut hat. Im März plant Herr Bux vor Ort in Brasilien zu testen, ob sich der Kirschsaft bzw. die Kirschen mittels der Solartrocknung trocknen lassen, und ob der hohe Vitamin C- Gehalt der Frucht erhalten bleibt.
Aufgrund der noch nicht durchgeführten Tests wird das nächste Treffen auf den April gelegt. Zu diesem Zeitpunkt haben sich bereits drei Interessierte für die Mitarbeit an dem Projekt entschieden. Das heißt konkret, Absatzmöglichkeiten für die Kirschen zu finden, um die Existenz der Landwirtschaftsschule langfristig zu sichern.
Beim nächsten Treffen am 03.04.2002 hat sich die feste Projektgruppe bestehend aus Torsten Sasse, Annette Selzner und Britta Ullrich unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Birzele gebildet und damit das Acerola- Projekt ins Leben gerufen. Frau Hülster, die für den Technologietransfer und die Innovationsflächen in der Fachhochschule Remagen zuständig ist, war ebenfalls bei diesem Treffen anwesend und hat uns später ein Büro zugeteilt sowie Telefon, Computer, Büromaterial etc. zur Verfügung gestellt, damit wir sofort mit unserer Arbeit anfangen konnten.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Tests in Brasilien immer noch nicht abgeschlossen. Dennoch haben wir uns entschieden, das Acerola- Projekt offiziell zu starten.
In Absprache mit Herrn Prof. Dr. Birzele wurde unser langfristiges Ziel festgelegt: Die Vermarktung und der Verkauf der Acerola- Kirsche, um der zunehmenden Landflucht im Nordosten von Brasilien entgegenzuwirken, die Ernährungssituation zu verbessern und den Kindern eine Schulausbildung zu ermöglichen.
Als mittelfristige Ziele wurden vereinbart, sich über die Bewilligung von Fördergeldern für Entwicklungshilfeprojekte zu erkundigen und zuständige Institutionen anzuschreiben, Einfuhrbedingungen für landwirtschaftliche Produkte aus Entwicklungsländern zu klären und Möglichkeiten des Absatzes zu finden.
Das technische Konzept zur Erreichung unserer Ziele
Alternative Trocknungsverfahren zur Solartrocknung:
- Warmlufttrocknung: Nachteil: hoher Verbrauch an fossilen Brennstoffen
- Sprühtrocknung: Geschieht in Sprühtürmen (N2-Atmosphäre)
Vorteil: durch das gute Lösungsverhalten nutzbar für Milchprodukte, Blutplasma, Klebstoffe, pharmazeutische Produkte und und Fruchtpulver
Gefriertrocknung/Vakuumtrocknung: Nachteil: hoher Energieverbrauch etwa wie beim 3-monatigem Einfrieren, da Wasserentzug unter 0 ° Celsius bei Unterdruck geschieht
Bisherige Herstellung der Acerolaproben und Bestimmung des Vitamin C-Gehalts
Die getrockneten Acerola-Proben wurden durch Warmlufttrocknung im belüfteten Trockenschrank bei 40 bis 60 °C hergestellt. Als Ausgangsstoff wurde tiefgefrorene Acerola Pulpa aus Brasilien verwendet. Diese Pulpa enthält Fruchtfleisch und noch geringe Mengen an Kernen.
Zur Zeit werden weitere Trocknungs- und Alterungsversuche an Vitamin C-haltigen Proben durchgeführt, um die Bedingungen bei einer solaren Trocknungsanlage besser einstellen zu können.
Die Bestimmung des Vitamin C Gehalts erfolgte durch eine nasschemische Titrationsmethode. Dabei wird eine Fruchstsaftlösung mit einer Stärke-Lösung versetzt und mit einer wässrigen Jod-Lösung bis zum Farbumschlag titriert. Die Methode wurde durch eine Eichreihe mit definierten wässrigen Vitamin C-Lösungen geeicht. Für spezielle Rückfragen oder Musterbestellung wenden Sie sich bitte an
Herrn Prof. Dr. Email: kflickfh-heilbronn.de
Klemens Flick
Max-Planck-Str. 39 Tel: 07131/504-308
74081 Heilbronn
oder an das Acerola Büro acerolarheinahrcampus.de
Hinweis zur Solartunneltrockenanlage:
Die hier skizzierte Solartunneltrockenanlage entspricht dem Typ Hohenheim, den Herr Dr. Markus Bux an der Technischen Universität Hohenheim mitentwickelt hat.
Für weitere Fragen bezüglich der Technik wenden Sie sich bitte an
Herrn Dr.Markus Bux
Universität Hohenheim
Institut 495, Garbenstr. 9
70599 Stuttgart
Email: buxats.uni-hohenheim.de
Tel.: 0711-459-3112
Fax: 0711-459-3298