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Wiltingen
Weingut Van Volxem
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Beschreibung
(Vormals: Weingut Jordan&Jordan)

Das historische Gutshaus des Weingutes Jordan&Jordan
Architektur und Kunstgeschichte im Weinbau an der Saar

Wiltingen - Die ing-Form des Ortsnamens weist auf eine Gründung in der fränkischen Siedlungsperiode hin. 1168 erscheint der Name bereits in der heute üblichen Schreibweise, nachdem es 1030 als Wiltinga, 1036 als Wiltinch genannt wird. Ein Teil der historischen Ortslage und insbesondere das Gebiet um die Kirche erhebt sich über den Resten eines größeren römischen Gutshofes. Genau in diesem Herzen Wiltingens, dem Zentrum des Saarweinbaus, direkt gegenüber der Kirche steht auf den Fundamenten dieser römischen Villa unser Weingut aus dem Jahre 1743. Einst im Besitz des luxemburgischen Jesuitenkollegs wurde das denkmalgeschützte architektonische Juwel bald zu einem weithin bekannten und für sein Qualität berühmten Weingut.

Ein Architekturführer beschreibt das denkmalgeschützte Anwesen : Wiltingen, Dehenstraße 2

Weingut, ehem. Gut des Luxemburger Jesuitenkollegiums. Das einen ganzen ummauerten Block einnehmende ehem. Hofgut der Jesuiten unterstreicht städtebaulich den Ortskern. Zentral im Ortskern gelegenes, dem Quadrat angenähertes, von einer Schieferbruchsteinmauer eingefasstes Hof- und Gartenareal, das sich mit dem Hofhaus nach Süden zur Kirche wendet. Ursprungsbau ist ein eingeschossiges Quereinhaus. Dieser Teilbau ist am Keilstein des hofseitigen Torbogens 1743 datiert (der ebenso rundbogige straßenseitige Torbogen am Scheitelstein mit bemerkenswerter Blattmaske besetzt) und mit einem IHS-Monogramm am Keltereiteil über
dem Kellerzugang als Jesuitenbesitz bezeichnet. Nach dem
Erwerb des säkularisierten Gutes durch den Trier Bierbrauer Gustav van Volxem wurde das Hofgebäude aufgestockt und schließlich 1899 um einen, die Fassadenlinie beibehaltenden giebelständigen Anbau
erweitert und, den Bestand einbeziehend, in neubarocken Formen zu einem einheitlichen Ganzen überformt. Der breitgelagerte Putzbau unter schiefereingedecktem Krüppelwalmdach ist an seiner langezogenen Fassade im Erdgeschoss putzgebändert und vom hohen Obergeschoss durch ein Gesims abgesetzt. Darauf stehen die in drei weit- und drei enggestellten Achsen verteilten Rechteckfenster mit angedeuteten Ohrungen, gelängt von Brüstungen und Gebälkverdachung auf Konsölchen. Das profilierte Kranzgesims mit Zahnschnitt. Zwischen den Fenstergruppen und die Mitte der Front akzentuierend eine Hausmadonna in bewegt ausgreifender Baldachinarchitektur sowie eine verschieferte Laterne mit welscher Haube.

Der giebelständige Bauteil in den Formen entsprechend, jedoch ohne Geschoßbänderung und in den Halbgiebeln aus Fachwerk; an der Fassade verschiefert und an der Hofseite ein geschnitztes Zierfachwerk sowie Datierung 1899. Hier im Erdgeschoss ein Saal mit der aufwendigen Ausstattung aus der Erweiterungszeit (Holzbalkendecke, ansprechendes Jugendstil Buntglasfenster, originale Einrichtung). Gleichzeitig die gartenseitige gusseiserne Veranda (Quint, Trier) sowie die im Obergeschoss aus Fachwerk bestehenden Wirtschaftsgebäude. Das einschließlich seiner Feingliederung (Fenster, Bauschmuck) erhaltene Anwesen vermittelt im
hausgeschichtlichen Kontext die Wandlung vom geistlichen Weingut zum Familiengut.

Der von einer sehr alten Bruchsteinmauer umgebene Park mit seinem Goldfischteich beherbergt einige besonders schöne alte Bäume, darunter eine eindrucksvolle Tuja Occidentalis und zwei mächtige Kastanienbäume, die um die Mitte des vorigen Jahrhunderts gepflanzt worden sind. Seit einigen Jahren sind umfangreiche Restaurierungsarbeiten im Gange, um dem Anwesen wieder den Glanz früherer Zeiten zu geben.


(e. r.) Für Luxemburg in der Region Trier steht das Weingut Van Volxem in Wiltingen. Im Jahr 1743 ließ das Luxemburger Jesuitenkollegium den Kernbau des Anwesens in der Dehnenstraße 2 errichten. Der Orden im Dienste der päpstlichen Allgewalt verstand sich schließlich auch in eigener Sache auf Besitzstandswahrung. Und wenn es um Wein ging, erwies sich die "Kompanie Jesu" in der Regel als ausgesprochene Kennerin.
Für sein Anwesen mitten im malerischen Weinort an der Saar errichtete der vom Bischof unabhängige Orden zunächst lediglich ein eingeschossiges Quereinhaus mit schöner regelmäßiger Fassade. Noch heute weist das IHS-Monogramm am Keltereiteil das Gebäude als Jesuitenbesitz aus. Die geistliche Freude an Wiltingen und seinen Ländereien währte indes nicht lange. Schon ein paar Jahrzehnte später wurde das Gut nach dem Einmarsch der Franzosen säkularisiert. Seinem neuen Besitzer, dem Trierer Bierbrauer Gustav Van Volxem, genügte das schlichte Quereinhaus nicht. Wo vormals jesuitische Strenge und Nüchternheit geherrscht hatten, sollte jetzt gleichermaßen bequemes wie repräsentatives Landleben einer wohlhabenden Familie stattfinden.

Der ambitionierte Unternehmer ließ deshalb den Bau aufstocken und verlängern. Zur Gartenseite wurde eine gusseiserne Veranda angebaut. Als Kind seiner Zeit war Van Volxem dem aktuellen denkmalpflegerischen Bewusstsein verpflichtet. Weshalb er 1899 den im Ursprung barocken Bau neubarock überformen ließ.

Das von seinen derzeitigen Besitzern sorgfältig restaurierte Denkmal ist in vielerlei Hinsicht reizvoll. Steht doch das Anwesen für die Wandlung eines ehemals geistlichen Gutes zum ländlichen Familiengut. In ihm verwirklichte sich der Zeitgeist eines aufstrebenden Bürgertums, das sich vorzugsweise in einem historisierenden Ambiente darzustellen wünschte.

Bis heute ist im Erdgeschoss der aufwendig ausgestattete Saal mit seiner "altdeutschen" Holzbalkendecke, der Wandtäfelung und den schönen Buntglasfenstern erhalten. Das Weingut ist überdies ein interessantes Beispiel für die Wandlung denkmalpflegerischer Lehrmeinung. Der restauratorische Blick zurück wurde von einer Art neuer Ehrlichkeit am Denkmal abgelöst. Pflegte man noch vor 100 Jahren historisierend zu reparieren und rückwärts gewandt zu erweitern, so bleiben heute zeitgenössische Anbauten und Zutaten als solche erkennbar. Genauso wie ein Denkmal ehrlich zu seiner wechselvollen Baugeschichte mit ihren unterschiedlichen stilistischen Ausprägungen stehen soll.

(Eva-Maria Reuther im Trierischen Volksfreund vom 6.9.2)


Lage des Kulturobjekts (Gauss-Krüger-Koordinaten)
R_gk: 2542561
H_gk: 5502674
Koordinaten beziehen sich auf die exakte Lage des Objekts



Karte mit Detailinformationen

Detailkarte

Quelle
© Weingut Jordan&Jordan, Wiltingen, 2000. http://www.saarwein.com/index.html und Eva-Maria Reuther im Trierischen Volksfreund vom 6.9.2 Intrinet: http://www.intrinet.de/news/kultur/144517.php3

Bild-Quelle
© Weingut Jordan&Jordan. Wiltingen, 2000. http://www.saarwein.com/index.html / © Weingut Jordan&Jordan, Wiltingen, 2000. http://www.saarwein.com/index.html

Internet
http://www.vanvolxem.de

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