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Freudenburg
Jüdischer Friedhof
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Beschreibung
Am Abhang eines Ausläufers des Eiderberges und am nördlichen Rand der alten Ortslage (d.h. oberhalb des Ortskerns) gelegen. Von der Strasse in Richtung Taben-Rodt beschildert. Der weiträumige und dicht belegte Friedhof mit Grabmälern vom 19. Jahrhundert bis in die frühen 1930er Jahre lässt die ehemalige Größe und Bedeutung der jüdischen Gemeinde erkennen. An bevorzugten Grabmaltypen überwiegen die Stele, das Pfeilerpostament und der Cippus aus heimischem, roten Sandstein.

Der Jüdische Friedhof Freudenburg ist mit 3544 qm der mit Abstand größte von insgesamt noch 15 derartigen Friedhöfen im Kreisgebiet Trier-Saarburg.
(Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland)

Jüdischer Friedhof Freudenburg
seit 1694
Der jüdische Friedhof in Freudenburg ist urkundlich seit 1694 nachgewiesen. Am 02. 08. dieses Jahre hinterlegten zwei Mitglieder der jüdischen Gemeinde einen Erbpachtzins für den "Juden-Kirchhof". Der Friedhof ist aber möglicherweise wesentlich älter, nach einer Nachricht von 1919 schon im dreissigjährigen Krieg entstanden (wenn auch nur auf einem kleinen Teil des heutigen Geländes). Der Freudenburger Friedhof ist deshalb nicht nur wegen seiner Größe von 3544 qm bemerkenswert, er ist auch einer der ältesten jüdischen Friedhöfe in der Region Trier. Er liegt - heute von einem Neubaugebiet eingeschlossen - etwa 150 Meter entfernt vom alten Ortskern in einem leicht nach Süden abfallenden Gelände. Da sich das Grundstück parallel zum Hang erstreckt, konnten die Toten gemäß jüdischer Sitte mit dem Gesicht nach Jerusalem bestattet werden. Ursprünglich wurden in dem Friedhof aus einem großen Einzugsbereich bestattet. Nachweisbar sind Begräbnisse von Juden aus Merzig (jüdische Besiedlung nachweislich seit 1652, eigener Friedhof ab 1770), Könen (1728-1855), Kirf und Meurich (1762-1929) sowie Hilbringen. Möglicherweise sind auch Juden auch aus Perl, Grevenmacher hier begraben.

Im Jahr 1832 sollte der Friedhof wegen einer Quelle verlegt werden, doch scheiterte dies, da die Ortsgemeinde hierzu kein Land zur Verfügung stellen wollte. Im 19. Jahrhundert wurde der Friedhof entweder durch freiwillige oder durch nach Haushaltungen aufgeworfene Beiträge unterhalten. Hierbei hatten die Freudenburger mit 14 Familienhäuptern mehr als die Hälfte der Kosten zu tragen, da die Gemeinschaften in Kirf (9) und Meurich (2) erheblich kleiner waren. 1860 und 1900 hatte die jüdische Gemeinde 1192 bzw. 1275 qm große Grundstücke erworben und der Friedhof wurde auf seine heutige Größe hin erweitert. Da die Kirfer Gemeinde immer weiter wuchs und die Freudenburger konstant zwischen 60 und 70 Mitglieder zählte, wurde 1912 über eine Erweiterung oder Verlegung des Friedhofs diskutiert. Nach längerer Diskussion und den Bestrebungen der Kirfer Gemeinde mit 100 (1895) bzw. 78 (1925) Mitgliedern nach mehr Eigenständigkeit legten die Gemeinden Kirf und Meurich zusammen einen eigenen Friedhof an und lösten damit auch die Platzprobleme in Freudenburg. 1917 und 1919 kam es zu Schändungen bei der 15 bzw. 14 Grabsteine umgekippt und demoliert wurde. Dieses Verbrechen rief auch bei der katholischen Bevölkerung Entsetzten hervor, zumal beide Konfessionen seit jeher in bestem Einvernehmen lebten. Auch zur NS-Zeit kam es zu Zerstörungen und Beschädigungen. In den letzten Kriegsmonaten soll sich eine Feldküche der Wehrmacht auf dem Friedhofsgelände befunden haben. Nach Kriegsende wurde der Friedhof noch 1946 "aufgeräumt und in einen ordnungsgemäßen Zustand gebracht".

Bei weiteren Aufräumungsarbeiten, die sich bis 1956 hinzogen wurden neben den 6 unbeschädigten Grabsteinen weitere 90 Grabsteine wieder aufgestellt, wobei 78 Stück mit Mörtel versetzt, bzw. wo erforderlich ausgebessert und verfugt wurden. Die Arbeiten wurden jedoch ausgeführt, ohne Fachleute hinzuzuziehen, so daß alte, historisch-kulturell wertvolle Steine mit hebräischen Inschriften vermauert wurden. Zudem wurden viele nicht an ihrem ursprünglichen Standort aufgestellt, da keiner zugegen war, der sagen konnte, wo jeder Stein gestanden hatte. Die Pflege und Betreuung des jüdischen Friedhofs obliegt seit den 1950er Jahren der Ortsgemeinde und erfordert nach jüdischer religiöser Auffassung die Bewahrung der Ruhe der Toten und Erhaltung des Friedhofs als in die Landschaft eingefügte Gesamtheit. Hiernach muss die Gemeinde zumindest für die Einfriedung mit einem verschließbaren Tor, die Unterhaltung der Zugangs- und Hauptwege, den Grasschnitt und die Beseitigung von Unkraut Sorge tragen. Das diese Aufgaben erfüllt werden kontrollieren Vertreter der jüdischen Kultusgemeinde Trier und der Bezirksregierung (bzw. deren Rechtsnachfolger). 1974 stellte das Land 10000 DM zur Sanierung von 62 nicht mehr standsicheren Steinen zur Verfügung. 1990 stürzte eine Tanne auf dem Friedhof um und beschädigte die Mauer, die erst, nachdem die Finanzierung von etwa 20000 DM geklärt war, 1991 wieder hergestellt werden konnte. Im Jahre 1994 beschloss die Ortsgemeinde Freudenburg, den jüdischen Friedhof nach Rücksprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der Kreisverwaltung Trier-Saarburg in die Liste der Kulturdenkmäler des Landes für den "Tag des offenen Denkmals" aufnehmen zu lassen. In Zusammenarbeit mit dem Gymnasium Saarburg wurde der Friedhof am Sonntag dem 11. September 1994 zu ersten Mal der Öffentlichkeit unter dem Motto "Zeugnisse jüdischer Kultur" vorgestellt. Am Nachmittag versammelten sich ehemalige jüdische Mitbürger sowie zahlreiche Bürger aus Freudenburg und Umgebung sowie Vertreter der jüdischen Gemeinde Trier und der Politik zu einer Kundgebung auf dem jüdischen Friedhof und riefen dazu auf, sich dem sich wieder zeigenden Antisemitismus und Ausländerhass entgegenzusetzen.

(Günter Heidt, Dirk S. Lennartz; Fast vergessene Zeugen, Juden in
Freudenburg und im Saar-Mosel-Raum 1371-1943, Selbstverlag 2000)


Lage des Kulturobjekts (Gauss-Krüger-Koordinaten)
R_gk: 2538715
H_gk: 5489710
Koordinaten beziehen sich auf die exakte Lage des Objekts



Karte mit Detailinformationen

Detailkarte

Quelle
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Kreis Trier-Saarburg, 12.1 Wernersche Verlagsgesellschaft 1994 und Heidt / Lennartz; Fast vergessene Zeugen.

Bild-Quelle
© Helge Rieder, Konz, 2000 / © Helge Rieder, Konz, 2000

Internet
http://www.vg-saarburg.de/

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