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Hermeskeil
Ehemalige Landwirtschaftsschule
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Beschreibung
1906-07 vom Landkreis Trier errichtet, der aus zwei Teilkuben zusammengestellter Baukörper verbindet sich mit einem ansprechenden Bauschmuck aus aufwendigen Hausteinelementen, Zeugnis für die Architektur seiner Zeit.
(Deutsche Stiftung Denkmalschutz. 2002.)


Armut, Not und Elend

Der Tag des offenen Denkmals führt den Besucher zurück in schwere Zeiten - Landwirtschaftliche Winterschule im Mittelpunkt


Von unserem Redakteur
JÖRG PISTORIUS

HERMESKEIL. Der bundesweite Tag

des offenen Denkmals bietet am kommenden Sonntag einen Blick auf die Geschichte der Stadt Hermeskeil: Das Naturpark-Informationszentrum in der Trierer Straße präsentiert in historischen Bildern und Dokumenten seine Vergangenheit als landwirtschaftliche Winterschule.

"Die jungen Bauernsöhne und Töchter sind nur im Winter zur Schule gegangen, da sie in den warmen Monaten natürlich im Betrieb der Eltern gebraucht wurden." Irmgard Hamann hat die landwirtschaftliche Winterschule von 1955 bis zur Auflösung 1969 geleitet. "Von November bis April wurden die Mädchen ganztägig im Rahmen eines Vollinternats unterrichtet. Die Jungen hatten Unterricht und mussten zusätzlich auf den Höfen mithelfen."

Frühschoppen der "Ehemaligen"

Die Auflösung der Schule Ende der 60er damals war sie bereits in eine "Beratungs- und Weiterbildungsstelle für Landwirtschaft und Hauswirtschaft" umgewandelt worden lag laut Irmgard Hamann auch an einem zu großen Mangel an Lehrkräften. "Viele Lehrer sind damals zu Berufsschulen oder anderen weiterführenden Schulen gegangen."

Auch die ehemalige Leiterin wird dabei sein, wenn sich am Sonntag die "Ehemaligen" der landwirtschaftlichen Winterschule um 11 Uhr zum Frühschoppen treffen. Der kulturhistorische Verein und der Trägerverein des Naturparks Saar-Hunsrück werden von 11 bis 18 Uhr die Ausstellung "111 Jahre von der landwirtschaftlichen Winterschule zum Informationszentrum des Naturparks Saar-Hunsrück" präsentieren.

"Wir haben viele historische Fotos gesammelt, die durch Original-Zeugnisse und andere Dokumente ergänzt werden", so Geschäftsführerin Gudrun Rau. "Noch interessanter sind natürlich die Anekdoten und Schulgeschichten der Ehemaligen."

Auch an die jüngeren Besucher hat der Trägerverein gedacht. "Wir bieten ein Kinder-Aktivprogramm an", sagt die Geschäftsführerin. Die Kinder mahlen Getreide mit einer historischen Handmühle und backen Brötchen zum sofortigen Verzehr.

Die Geschichte der landwirtschaftlichen Winterschule führt den Interessenten zurück in eine schwere, aber gleichzeitig auch faszinierende Zeit. "Armut, Not und Elend an allen Orten" herrschte im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, berichtete Bernhard Weber in seiner "Chronik der landwirtschaftlichen Schule Hermeskeil" von 1997. Die Landbevölkerung im Hochwald litt vor allem am Wucher, "da es an soliden Bank- und Kreditinstituten fehlte".

Zwischen 1880 und 1900 hat es im Hochwaldraum viele Neugründungen gegeben. Weber sieht diese "wahre Flut von Einrichtungen" auch als eine Reaktion auf die Not der Bevölkerung. 1891 wurde die landwirtschaftliche Winterschule gegründet. Der Unterricht begann mit acht Schülern. "Vielen der ärmeren jungen Bauernburschen wurden Teile des Schulgelds von 20 Mark pro Winterhalbjahr erlassen", berichtet Bernhard Weber. "Andere versuchten, sich in der Winterzeit ein finanzielles Zubrot zu verdienen."

Ein "ruhiger, aber steter Fortschritt" kennzeichnete die Zeit zwischen 1900 und dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Neue Kunstdünger-Arten, Tierrassen und Ackergeräte sowie die Abkehr von der Dreifelderwirtschaft kennzeichneten die Landwirtschaft im Hochwald. Zwischen 1901 und 1915 besuchten 293 Junglandwirte die Schule. Der Krieg beendete den Unterricht. Erst im Winterhalbjahr 1919/1920 ging es weiter.

Das 1937 errichtete Direktorenhaus soll ab 2003 das Heimatmuseum beherbergen (der TV berichtete). Ab 1931 gab es an der Schule eine Mädchenabteilung, in der die jungen Damen in Kochen, Backen, Nähen, Flicken, allgemeiner Haushaltsführung, Kinder- und Säuglingspflege und Kälber- und Ferkelaufzucht unterrichtet wurden.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war der größte Teil des Schulinventars zerstört. Stühle und Brennholz mussten die Schüler selbst mitbringen.

Das Wirtschaftswunder der folgenden Jahre war ein Rückschlag für die Landwirtschaftsschule, da viele Klein- und Kleinstbauern ihren Betrieb aufgaben und Arbeitnehmer wurden. "Die ungünstigen Preisverhältnisse landwirtschaftlicher Produkte ergaben auch keinen Anreiz mehr, eine landwirtschaftliche Grundausbildung anzustreben", schreibt Bernhard Weber.

Anfang der 60er Jahre war das Ende der Schule gekommen. Die Institution beschränkte sich auf Beratertätigkeiten mit Fortbildungslehrgängen, bis sie endgültig aufgelöst wurde.

Die ehemalige landwirtschaftliche Winterschule ist heute das Informationszentrum des Naturparks Saar-Hunsrück. Fotos:


Lage des Kulturobjekts (Gauss-Krüger-Koordinaten)
R_gk: 2568407
H_gk: 5502506
Koordinaten beziehen sich auf die Ortslage



Karte mit Detailinformationen

Detailkarte

Quelle
Deutsche Stiftung Denkmalschutz. 2002. Jörg Pistorius im Trierischen Volksfreund vom 7.9.2002 http://www.intrinet.de/regionales/trsb/145611.php3

Bild-Quelle
© Jörg Pistorius, Trierischer Volksfreund, 7.9.2002 / © Jörg Pistorius, Trierischer Volksfreund, 7.9.2002

Internet
http://www.hermeskeil-web.de http://www.hermeskeil-web.de/

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