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Wallerstein 1031 Inschriften (1558-1945)

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TEI P5

Projekt

Dank einer Förderung durch das BMI (s.u.) konnte das Verzeichnis der Grabinschriften des jüdischen Friedhofs Wallerstein in epidat aufgenommen werden. Es wurde angefertigt vom Wallersteiner Lehrer Hieronymus Stein, nach dessen Tod am 1. Oktober 1899 von seinem Sohn Siegmund Stein weitergeführt und im Juli 1937 vom letzten Lehrer und Friedhofsverwalter Gustav Erlebacher (siehe bei Grabstein 990) mit Hilfe seines Sohnes Hermann abgeschlossen. Gesponsert wurden die Arbeiten 1895 von Emil Wassermann, Mitinhaber des Bankhauses Wassermann in Bamberg, der aus Wallerstein stammte (siehe bei Grabstein 486). Durch dieses Inschriften-Verzeichnis, von dem heute eine Kopie in den Central Archives for the History of the Jewish People (CAHJP) in Jerusalem liegt, sind über 1000 Grabinschriften überliefert, während die Grabsteine größtenteils während der NS-Zeit zerstört wurden.

Das Projekt wurde initiiert und unterstützt von Rolf Hofmann (Harburg Project), der uns auch vielfältiges biografisches Material zur Verfügung stellte.

Anlage

Der Friedhofsgelände in Form eines in Ost-West-Richtung ausgerichtetes langgestreckten Rechtecks umfasst eine Fläche von etwa 122 a. Die Fronten der Grabmale wiesen und weisen heute wieder nach Westen, in Richtung Wallerstein.

Geschichte

Der vermutlich auf den Anfang des 16. Jahrhunderts zurückgehende Friedhof in Wallerstein diente ab spätestens nach dem Dreißigjährigen Krieg als zentraler Begräbnisplatz in der Grafschaft Oettingen, auf dem neben der Wallersteiner Gemeinde unter anderem auch die Juden aus Oettingen, Hainsfarth, Kleinerdlingen (traditionell "Erlangen" genannt), Oberdorf und Pflaumloch ihre letzte Ruhe fanden, bevor diese Mitte des 19. Jahrhunderts eigene Friedhöfe anlegten (die Kleinerdlinger Juden begruben ihre Toten seit den 1880er Jahren auf dem neu angelegten Friedhof in Nördlingen). Die letzte Beisetzung in Wallerstein fand im Juni 1941 statt.

Schon 1926 kam es zu einer Schändung des Friedhofs, während der NS-Zeit wurde ein Großteil der Grabmale abgeräumt und zerschlagen, verbliebene Grabmale wurden nach Kriegsende von Bewohnern der umliegenden Ortschaften entwendet und meist zerstört. Auf Anordnung des amerikanischen Militärs wurden noch erhaltene Grabplatten zurückgebracht und willkürlich auf der leeren Fläche wieder aufgestellt. Zusammen mit den stehengebliebenen jüngsten Grabsteinen existieren damit noch ca. 300 von einstmals über Tausend Grabmalen. Ein Tahara-Haus links vom Eingangstor wurde 1974 abgebrochen, nachdem es völlig verfallen war.

Angesichts dieser Geschichte stellt das im Auftrag des damaligen "Friedhofs-Comitees" erstellte Inschriften-Verzeichnis einen kostbaren Schatz dar, durch den Grabinschriften aus fast vier Jahrhunderten bewahrt werden konnten, während die Grabsteine selbst größtenteils zerstört wurden. Auch das Original des Inschriften-Verzeichnisses ist vermutlich verloren gegangen, das in den Central Archives for the History of the Jewish People (CAHJP) in Jerusalem liegende Exemplar besteht aus gebundenen Photostatkopien mit Stempeln des Reichssippenamtes, ein Mikrofilm des Verzeichnisses wurde im Auftrag des Reichssippenamtes von der Duisburger Firma Gattermann angefertigt. Trotz einiger textlicher Ungenauigkeiten (s.u.) ist das Inschriften-Verzeichnis, soweit das aus heutiger Sicht zu beurteilen ist - erstaunlich vollständig. Eine Seite der Abschrift fehlt (mit den Nummern 885-887). Sieben Nummern fehlen im Verzeichnis (Nrn. 17, 18, 260, 277, 458, 575, 725), wahrscheinlich waren diese Grabsteine schon zu Hieronymos Steins Zeiten so verwittert, dass eine Lesung nicht mehr möglich war. Bei einigen wenigen Inschriften wurden nicht mehr lesbare bzw. verwitterte Textstellen durch Punkte markiert. Einige dem Abschreiber offensichtlich unverständliche Textstellen ließen sich im Vergleich mit anderen Inschriften auslösen. Einiges hat Hieronymus Stein vermutlich vereinheitlicht, so beginnen sämtliche von ihm - meist fortlaufend ohne Zeilentrennung wiedergegebene - Inschriften mit derselben Einleitungsformel, auch die Wiedergabe der Ortsnamen ist auffallend einheitlich. Markierte Buchstaben von Akrosticha und Chronogrammen wurden leider nicht wiedergegeben, konnten aber größtenteils rekonstruiert werden. Seine drei Nachfolger haben besondere Inschriften zeilengetreu wiedergegeben, Akrosticha und optisch hervorgehobenen Reim markiert.

Archivalische Quellen

Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, Inv-87.3

Hinweis

Abkürzungszeichen wurden - unabhängig von der Art der Wiedergabe in der Abschrift - nach heutigen Konventionen gesetzt. Offensichtliche Fehler in der Abschrift wurden in der Inschrift korrigiert und im Kommentar angemerkt. In der Abschrift ergänzte Buchstaben wurden mit geschweiften Klammern {x} markiert, fehlende Buchstaben, die ergänzt wurden, sind durch eckige Klammern [x] markiert. Textliche Ergänzungen in den Übersetzungen sind mit runden Klammern (x) markiert.
Deutlich werden in der Abschrift mundartliche Einflüsse, vor allem bei der wiederholten Verwechslung von ‎‏ב‏‎/b und ‎‏פ‏‎/p (‎‏בעלת‏‎ oder ‎‏פעלת‏‎, ‎‏שבתותיה‏‎ oder ‎‏שפתותיה‏‎). Dazu kommen Schreibfehler (z.B. ‎‏ארבא‏‎ statt ‎‏ארבע‏‎ u.ä.) und viele kleine Unachtsamkeiten, Buchstabendreher und fehlende Buchstaben. Die häufig ungenaue Wiedergabe der Buchstaben ‎‏כ/ב‏‎, ‎‏ח/ה‏‎, ‎‏ר/ד‏‎ und ‎‏ז/ו‏‎ wurde kommentarlos richtiggestellt.

Unsere Numerierung entspricht der Numerierung im Inschriften-Verzeichnis, den wenigen Nummern mit dem Zusatz a,b,c wurden die Zahlen 1000 etc. vorangestellt (d.h. Nr. 195a entspricht 1195, 195b = 2195, 195c = 3195 usw.).

Soweit Grabsteine heute noch existieren, wurde die Inschrift nach dem Grabstein wiedergegeben und Abweichungen zur Abschrift vermerkt. Diese Arbeiten wurden mithilfe von Fotografien aus den letzten Jahrzehnten begonnen. Ein Besuch vor Ort zur Vervollständigung dieses Teils der Dokumentation musste aufgrund der Corona-Krise verschoben werden und soll im Laufe des Sommers 2020 nachgeholt werden.

Edition

Nathanja Hüttenmeister, Anna Martin

Förderer

Zuschuss für die Förderung der jüdischen Gemeinschaft, der christlich-jüdischen Zusammenarbeit sowie des interreligiösen und interkulturellen Dialogs des Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, 2019.

Zitation der digitalen Edition

Digitale Edition - Jüdischer Friedhof Wallerstein (1558-1945 / 1031 Einträge)
URL: http://www.steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat?id=wls

 

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