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2. 1 Burg
1168/90 Bau einer curtis ca. 200 m östlich der Straße nach Köln (I 4), in einer Niederung am Rande eines (wohl schon bestehenden) erzbischöflichen Wildparks (1288 diregaert (REK III 3186); vgl. auch II 2) durch den Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg (I 3), die zwischen 1285 und 1295 wohl im Zuge des Stadtaufbaues durch Erzbischof Siegfried von Westerburg zum castrum ausgebaut worden ist (I 4)
Zweiteilige Wasserburg außerhalb der Stadt, aber im Verbund mit dem östlichen Teil der Stadtbefestigung (Tafel 1, Gesamtplan von Schlaun), als Vorgängeranlage des heutigen, seit 1725 erbauten barocken Schlosses Augustusburg (Renard)
Um 1530 Ausbau des Wirtschaftshofes der Vorburg zu Verwaltungsgebäuden (RhSuUB 82) (III 9) und Erwerbung einer wüsten Hofstätte in der Stadt (Ecke Markt und Schlossstraße), die zum neuen Burghof ausgebaut wurde (BrHb 114, 1957, S. 34). Seit 1730 Hauskäufe im Nordosten der Stadt (Burbacher Hof) zur Erweiterung der Schlossanlage (LAV NRW R Kk 5511, 5532, 5553)
2. 2 Vorstädtische Entwicklung, Siedlungsentwicklung, Befestigung
Die inmitten der zum Teil weit älteren Ortsteile Pingsdorf (I 2; 7. Jahrhundert Pinnesdorp, REK I 46), Badorf (I 2; 1213 Beedorp, StaK Domstift 67), Eckdorf (I 2; 1200 Ekkedorp, UB Georg, S. 281), Geildorf (1176 Geilegedorp, Gysseling, S. 391), Schwadorf (1109 Suauenthorp, NrhUB I 27), Palmersdorferhof (929 Palmerstorp, REK I 323), Vochem (1067 Uochena, REK I 970), und Merreche/Kierberg (I 6) gelegene Siedlung Brühl ist auf erzbischöflichen Areal am nordwestlichen Rande eines ummauerten erzbischöflichen Wildparkes bzw. Tiergartens (II 1 und Tafel 1, Brühl aus der Vogelschau um 1610; 1325 lucusgulus, (Arch Gracht 208) wohl aus lucus und brogilus, daher auch wohl der Ortsname „der Bruel“) wahrscheinlich im 12. Jahrhundert entstanden. Der Wildpark war ein Teil des durch König Ludwig dem Kölner Erzbischof übertragenen Wildbannes (Bestätigung von 973 (REK I 510)
Nach dem Ende des 12. Jahrhunderts durch Erzbischof Philipp von Heinsberg erfolgten Bau der curtis Brühl (II 1) seit Mitte des 13. Jahrhunderts die Entwicklung zur planmäßig angelegten Stadt (1285 Stadtrechtsverleihung, III 3) mit rechteckigem Grundriss, wobei die Stadt zur Vorburg der wohl gleichzeitig erbauten erzbischöflichen Burg (II 1) wurde
Über eventuellen älteren Siedlungskern beim nicht näher bestimmbaren, aber sicher außerhalb der Stadt gelegenen, 1351 genannten antiquum forum (LAV NRW R Benden 13) (1442 im 3. Gewann 1 Viertel Weingut geheischen der Aldemart, Erzbischof von Köln grundzinspflichtig, LAV NRW R Bödingen 66) ist sonst nichts bekannt. Der im Rheinischen Städtebuch genannte Siedlungskern im Süden der Stadt um Fischmarkt und Huntesgasse (nicht = Hunschaft!) ist erst seit 17. Jahrhundert genannt (II 5)
Beim Abzug der französischen Truppen 1689 weitgehende Zerstörung von Burg und Stadtbefestigung (Renard), die, mit Ausnahme der Torbauten (II 3), nicht wieder errichtet worden ist. Stadtbrände 1530 (II 1) und 1689
Bis zur Industrialisierung keine wesentliche Ausdehnung über den mittelalterlichen Mauerring hinweg. Bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Garten- und Villenstadt reicher Kölner, dann Ausdehnung insbesondere nach Westen, Südwesten und Nordwesten zu den Hängen des Vorgebirges; allmähliches Zusammenwachsen mit den Vororten (Schmidt)
2. 3 Tore
Seit 1299 (LAV NRW R Benden 7) zwei Tore genannt: 1371 Colner portz (= Kölntor) und Uyllportz (= Uhltor, StaK Kunibert 312). Beide Torbauten (Tafel 2, Grundriss) wurden 1825–28 niedergelegt
2. 5 Straßen, Plätze, Gebäude
Gitterförmiges Straßennetz; die von Süden nach Norden durch die Stadt führende Straße Bonn-Köln ist in der Stadtmitte in ihrem nach Norden verlaufenden Abschnitt zu dem heute fast rechteckigen Marktplatz verbreitert worden (Tafel 2, Grundriss). Am südlichen Ende des 1325 erstmals genannten Marktes (forum, Arch Grach 208), Ecke Steinweg und Uhlstraße steht das 1563 (BrHbl 23, 1966, S. 11) erstmals genannte Rathaus (Bürgerhaus)
1325 domum dictum caput carnificis (Arch Gracht 208)
1496 batstove an der Uhlstraße (AHVN 34, 1879, S. 154)
Die von den Toren zum Markt führenden Teilstrecken der Bonn-Köln-Straße sind nach dem Kölntor Kölnstraße (1496 Colnerstraisse) und nach dem Töpferviertel (V 4) im südlichen Stadtteil Uhlstraße (um 1440 Uylgasse) genannt. Diese beiden Straßen erscheinen in den Simpelregistern des 17. und 18. Jahrhunderts als Gesamtbezeichnung für den nördlichen und den südlichen Stadtteil, wobei der Markt zur Kölnstraße zählte (StaBr 15 und 15b)
(1440) Kirchgasse, am Markt, up der bach, Burchgasse (= 1664 Bourbachergasse, nach dem dort gelegenen Hof des Klosters Burbach, StaBr 15), an dem Wall (LAV NRW R Kk Kart 3)
1618 Fischgeßgen (AHVN 34, 1879, S. 160) = 1669 am Fischmarkt (StaBr 2,4)
1711 Bischofsgasse (LAV NRW R Bödingen Akt 16) = 1719 Hunthesgasse (StaBr 2,12) (nach dem dort gelegenen erzbischöflichen Hundehaus) = heute Böninger Gasse (nach dem dort gelegenen Hof des Klosters Bödingen)
1719 Malchemsgasse (StaBr 2,12)
2. 7 Größe des umwehrten Areals in ha (Nord-Süd und West-Ost-Ausdehnung)
West-Ost 200-250 m, Nord-Süde 500 m = ca. 12 ha
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Flink, Klaus, Rheinischer Städteatlas Brühl. Teil 2: Topographie, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-bruehl.-teil-2-topographie/DE-2086/lido/5d316bc85e9b86.93332735 (abgerufen am 19.08.2024)