Rheinischer Städteatlas Zülpich. Teil 4: Kirche, Schule, Kultur- und Gesundheitspflege

Stadtansicht Zülpich von Westen um 1830. (Aus: P. Simons, Beiträge zu einer quellenmäßigen Geschichte der Stadt Zülpich, Bd. 1, Zülpich 1910)

4. 1 Erste Erwähnung der Kirche bzw. des Geistlichen mit Angabe der ersten Bezeichnung. Erwähnung im Liber valoris

848 temp­lum (= St. Pe­ter, IV 2), 1124 pa­ro­chia­lis bzw. ma­trix eccle­sia (UB Sieg­burg I 36), im Li­ber va­lo­ris eccl. s. Pe­tri Tul­pe­ten­sis
1147 ma­trix eccle­sia (= St. Ma­ri­en) von Füs­se­nich (REK III 456), in­di­rekt be­reits 1124 (II 2), im Li­ber va­lo­ris S. Ma­rie Tul­pe­ten­sis
1190 Iwa­nus (pas­tor) de s. Mar­ti­no (= St. Mar­tin, Mers­bur­den; NrhUB I 526), im Li­ber va­lo­ris Mers­bu­re s. Mar­ti­ni

4. 2 Patrozinium und Altäre

4. 2 St. Peter

848 Pe­trus, Dio­ny­si­us, Chry­san­thus und Daria (MGH PL II, S. 596) 
1140 Hl. Kreuz, Chor wahr­schein­lich dem hl. Mi­cha­el ge­weiht (UB Sieg­burg I 50) 
1324 Ja­ko­bus- und Tho­mas-Al­tar ge­grün­det (eb­da. 259a) 
1339 Ka­tha­ri­nen-Al­tar do­tiert (eb­da. 313a) 
1395 Un­se­rer Lie­ben Frau-Al­tar in der Kruycht (= Kryp­ta; StaZ Schöf­fen­buch) 
1476 Se­bas­ti­an (Fest­schrift zur 500jäh­ri­gen Ju­bel­fei­er, S. 49) 
1640 Jo­hann Bap­tist- und Se­bas­ti­an-, An­to­ni­us-, Agnes- und Lu­cia-Al­tar (eb­da., S. 54)

4. 2 St. Marien

1400 Bea­tae Ma­riae Vir­gi­nis- und Jo­hann Bap­tist-Al­tä­re ver­ei­nigt (Si­mons II, S.35) 
1407 Ni­ko­laus (HST AD Kk II 1510) 
1574 Hl. Kreuz (STAK 35 nr 2815) 
1698 Ins­ge­samt fünf Al­tä­re: Ma­riä Ver­kün­dung (Hoch­al­tar), Ma­riä Ge­burt, Jo­hann Bap­tist, Hl. Kreuz, Wen­de­lin (Si­mons II, S. 28)

4. 2 St. Martin

1698 Ins­ge­samt drei Al­tä­re: Mar­tin (Hoch­al­tar, s. auch IV 1 zu 1190), Mut­ter Got­tes, Hl. Kreuz (eb­da.)

4. 3 Patronats- und Zehntherr

4. 3 St. Peter

1075 Erz­bi­schof An­no von Köln ­über­trägt dem von ihm ge­grün­de­ten Klos­ter Sieg­burg de­ci­ma­tio­nem in Zül­pich, que in be­ne­fi­cio fu­erat Sic­co­nis co­mi­tis (UB Sieg­burg I 8)
(1079/89) Erz­bi­schof ­Si­ge­win von Köln über­trägt Klos­ter Sieg­burg do­na­tio­nem eccle­siae in Zül­pich (eb­da. 15)
(1206) Elekt Bru­no von Köln in­kor­po­riert Klos­ter Sieg­burg die Pe­ters­kir­che (eb­da. 81)

4. 3 St. Marien

1209 Graf von Jü­lich wird vom Pfalz­graf mit dem Pa­tro­nat be­lehnt (III 1), vor 1439 von Jü­lich an Stift Nideg­gen, dem die Kir­che in die­sem Jahr in­kor­po­riert wur­de (LAV NRW R Stift Jü­lich 70)

4. 3 St. Martin

1208 be­stä­tigt Erz­bi­schof Diet­rich von Köln die Pa­tro­nats-Über­tra­gung durch Graf Lo­thar von Hoch­sta­den an Klos­ter Stein­feld (REK III 57)
1219 Be­stä­ti­gung durch Erz­bi­schof En­gel­bert von Köln un­ter Hin­zu­fü­gung des Zehn­ten (eb­da. 231)

4. 4 Pfarrbezirk und Filialen, Dekanatszugehörigkeit

4. 4 St. Peter

In­ner­halb der Stadt süd­lich der Köln(Rö­mer)stra­ße (II 5) mit ehe­ma­li­ger Sieg­bur­ger Props­tei (IV 5) ne­ben St. Pe­ter, Gast­haus­ka­pel­le (er­hal­ten) auf dem Müh­len­berg und ehe­ma­li­ges Ka­pu­zi­ner-Klos­ter (IV 5); au­ßer­halb der Stadt die süd­lich der Rö­mer­stra­ße im Halb­kreis um Zül­pich ge­le­ge­nen sie­ben Fi­lia­len Lan­gen­dorf (Cy­ria­kus), Mer­ze­nich (Se­ve­rin), Lö­ve­nich (Agnes), Ül­pe­n­ich (Ku­ni­bert), Nem­me­nich (Pe­trus), Lüs­sem (Ägi­di­us) und Rö­ve­nich (Pan­kra­ti­us). Al­te Pe­ters­kir­che 1944 durch Bom­ben zer­stört (Kryp­ta er­hal­ten), Neu­bau 1953 bis 1955. Seit 1802 (Auf­he­bung und Zu­wei­sung von St. Ma­ri­en und St. Mar­tin an St. Pe­ter) ein­zi­ge Pfarr­kir­che und -ge­mein­de in­ner­halb der mit­tel­al­ter­li­chen Stadt (s. u.). St. Pe­ter (mit Le­wald, RhVjbl 24, 1959, S. 149 ff ge­gen Heus­gen, P. Heus­gen, Das De­ka­nat Zül­pich, S. 111) wahr­schein­lich doch die äl­tes­te Pfar­rei in Zül­pich

4. 4 St. Marien

In­ner­halb der Stadt nörd­lich der Rö­mer­stra­ße zwi­schen Burg und Markt (II 5) mit den au­ßer­halb nörd­lich der Rö­mer­stra­ße ge­le­ge­nen drei Fi­lia­len Jun­ters­dorf (Ger­trud), Füs­se­nich (Ni­ko­laus) und Geich (Ro­chus). 1802 Ma­ri­en­pfar­rei auf­ge­ho­ben, mit dem in­ner­städ­ti­schen Pfarr­spren­gel zu St. Pe­ter, Kir­che in der Fol­ge ein­ge­stürzt, Res­te wur­den bis auf das (er­hal­te­nes) Haupt­por­tal ab­ge­tra­gen

4. 4 St. Martin

In­ner­halb der Stadt nörd­lich der Köln(Rö­mer)stra­ße, und öst­lich des Mark­tes (II 5) mit 1347 ge­grün­de­ter Ka­pel­le (Hl. Sa­kra­ment) auf dem Gotts­berg (do­mus dei; LAV NRW R Stein­feld Akt 33/1; vor 1830 ab­ge­bro­chen) und au­ßer­halb nörd­lich der Rö­mer­stra­ße ge­le­ge­nen drei Fi­lia­len Bes­se­nich (Chris­to­phe­rus und Ja­ko­bus), Sie­ver­nich (Jo­hann Bap­tist) und Wei­ler in der Ebe­ne (Ul­rich), das 1351 zu St. Mar­tin ge­hör­te (Bibl. Nat. Nan­cy Msc 992 Bd. 15 = Kor­rek­tur zu Fa­bri­ci­us von 1, S. 218). 1802 Mar­tins­pfar­rei auf­ge­ho­ben, in­ner­städ­ti­scher Pfarr­spren­gel zu St. Pe­ter, Kir­che pro­fa­niert, 1952 ab­ge­brannt (Turm und Lang­haus er­hal­ten)
Al­le drei Pfarr­kir­chen ur­sprüng­lich im De­ka­nat Zül­pich, Erz­bis­tum Köln; 1802 Kan­to­nal­pfar­re Zül­pich (= St. Pe­ter) zum 1801 neu er­rich­te­ten Bis­tum Aa­chen, 1827 Pfar­rei Zül­pich zum De­ka­nat Le­che­nich im Erz­bis­tum Köln, seit 1925 wie­der De­ka­nat Zül­pich. Seit der Ein­ge­mein­dung von Ho­ven 1922 zwei Pfar­rei­en in Zül­pich: St. Pe­ter und St. Mar­ga­re­ta (Ho­ven) mit Klos­ter Ma­ri­en­born

4. 5 Klöster und Stifte

1124 durch Erz­bi­schof Fried­rich von Köln in der do­mus epi­sco­pa­lis ne­ben St. Pe­ter Sieg­bur­ger Props­tei ge­grün­det (UB Sieg­burg I 36), mit (in der Fol­ge) Seel­sor­ge­recht und -pflicht der Be­ne­dik­ti­ner-Mön­che in Pfar­rei St. Pe­ter (eb­da. 81 = 1206) und ih­ren Fi­lia­len (LAV NRW R JB II 2681 = vor 1602). Props­tei 1794 ein­ge­zo­gen. Prop­stei­ge­bäu­de seit 1909 Hei­mat­mu­se­um
1635 Ka­pu­zi­ner-Klos­ter ge­grün­det, Klos­ter­bau Ecke Köln­stra­ße/Mox­gas­se (heu­te Bra­ben­der­stra­ße) 1638 voll­endet. 1655 Grund­stein­le­gung, 1656 Ein­wei­hung der Klos­ter­kir­che. 1797 mit 14 Pa­tres und sechs Lai­en­brü­dern, 1802 auf­ge­ho­ben (StaK Chron. u. Darst. 49, P. Heus­gen, Das De­ka­nat Zül­pich, S. 146 ff). Ge­bäu­de in der Fol­ge Kran­ken­haus (IV 6)

4. 6 Hospitäler und Krankenhäuser, Ärzte und Apotheken

1350 Hos­pi­tal (Reg Aa­chen II 882) bzw. Gast­haus auf dem Müh­len­berg in Pfar­rei St. Pe­ter (Si­mons I, S. 15 und II, S. 57 ff), Gast­haus­ka­pel­le er­hal­ten
1574 Le­pro­sen (Sie­chen­haus) am Ma­ri­en­forst an der Stel­le, da die Köln(Rö­mer)stra­ße die früh­mit­tel­al­ter­li­che Aa­chen-Frank­fur­ter-Heer­stra­ße kreuz­te (STAK 35 nr 2815)
1658 Meis­ter Phil­ipp. arzt zu Zül­pich (Si­mons II, S. 42)
1729 chyr­ur­gus (eb­da. I, S. 164)
1747 Apo­the­ker (eb­da., S. 165, der 1779 (nach Er­lass der Me­di­zi­na­l­ord­nung und be­stan­de­nem Ex­amen) die Er­laub­nis er­hielt, sei­ne Apo­the­ke wei­ter­zu­füh­ren (LAV NRW R Kk II 5606)
1883 Kran­ken­haus durch Köl­ner Vin­zen­ti­ne­rin­nen im ehe­ma­li­gen Ka­pu­zi­ner-Klos­ter ge­grün­det (P. Heus­gen, Das De­ka­nat Zül­pich, S. 140 f)

4. 7 Wallfahrten

1698 Pro­zes­si­ons­ord­nung der je­des sieb­te Jahr von Erp nach St. Ma­ri­en (nach der Auf­he­bung nach St. Pe­ter) ge­hen­den Bitt­pro­zes­si­on ge­gen Ha­gel­schlag (Si­mons I, S. 4 f). 1740 beim Schluss­se­gen 4000 Teil­neh­mer (LAV NRW R Kk II 997)

4. 8 Juden, Synagogen, Friedhof, Privilegierung

1275/97 erst­mals Ju­den in Zül­pich ge­nannt (REK III 3532)
1366 Lom­bar­den (Si­mons II, S. 20)
1374 Lom­bar­den und Ju­den (LAV NRW R Kk 858)
1396 Jud­den bat in Haus in der Bach­stra­ße (StaZ Schöf­fen­buch)
1404 Lom­bar­den­haus, das nun dem Erz­bi­schof von Köln ge­hört (II 5)
1438 Ju­den­schoele (LAV NRW R Kk Kart 3) auf dem 1404 ge­nann­ten schoil­hof (StaZ Schöf­fen­buch) hin­ter dem Lom­bar­den­haus (an der öst­li­chen Markt­sei­te = Kor­rek­tur der Lo­ka­li­sie­rung bei Si­mons II, S. 12 Anm. 2)
1602 Ju­den ha­ben vor­zei­ten (s. o.) in Zül­pich syn­ago­ge oder jud­den­scholl ge­habt (eb­da.)
1604 Fried­hof vor dem Müns­ter­tor auf dem Wall (eb­da. I, S. 103)
1673 drei jü­di­sche Fa­mi­li­en, 1681 = fünf (LAV NRW R Kk II 996), 1722 = sechs (Si­mons I, S. 104)
1717 Aus­wär­ti­ge (= jü­li­che) Ju­den be­su­chen (ge­gen kur­k­öl­ni­schen Land­tags­be­schlüs­se) häu­fig Syn­ago­ge in Zül­pich (eb­da., S. 103)
1739 Bit­te des Ma­gis­trats beim Kur­fürs­ten, die zur­zeit in zwölf Haus­hal­tun­gen be­ste­hen­de Ju­den­schaft wie­der auf die von al­ters üb­li­che Zahl von fünf bis sechs Fa­mi­li­en zu be­schrän­ken (LAV NRW R Kk II 996)
1749 Kla­ge der Stadt bei der kur­k­öl­ni­schen Hof­kam­mer: Auf 150 Bür­ger kom­men 70 Ju­den (in 14 Häu­sern), Bit­te um Ver­min­de­rung und die üb­ri­gen in die ab­ge­le­ge­ne grü­ne gaß (s. Ta­fel 2, Grund­riss) bey­sam­men zu ver­wei­sen. Be­scheid: Kein neu­es Ge­leit, bis die al­te Zahl von sechs Fa­mi­li­en er­reicht ist (LAV NRW R Kk II 1005 und 1006)
1830 Syn­ago­ge am Markt (Ur­riss)

4. 9 Einführung der Reformation

1569 Nul­li her­eti­ci in Zül­pich, om­nia ca­tho­li­ca et in bo­no sta­tu (Fran­zen, Vi­si­ta­ti­ons­pro­to­kol­le, S. 236 ff)
1601 wur­den et­li­che schis­ma­ti­ci ha­e­r­eti­ci aus Zül­pich ver­trie­ben (Si­mons II, S. 8)
1680 Vi­si­ta­ti­ons­be­richt: Nicht­ka­tho­li­ken ha­ben in der Mar­tins­pfar­rei ein Haus ge­kauft, in dem sie got­tes­dienst­li­che Zu­sam­men­künf­te hal­ten (eb­da., S. 27)

Seit 1927 al­le vier Wo­chen evan­ge­li­scher Got­tes­dienst durch den Pas­tor von Eus­kir­chen in der land­wirt­schaft­li­chen Schu­le, nach de­ren Zer­stö­rung im Krie­ge im Klos­ter Ma­ri­en­born (Ho­ven). 1951 Kir­che und Pfarr­haus ein­ge­weiht, 1954 aus Ge­mein­de Eus­kir­chen aus­ge­pfarrt und evan­ge­li­sche Ge­mein­de Zül­pich im Kir­chen­kreis Bonn ge­grün­det (Ro­sen­kranz, S. 139 f)

4. 10 Konfessionszahlen

4. 11 Schulen und Bildungseinrichtungen

1596 no­vum gym­na­si­um a se­na­tu in­sti­tu­tum est (Si­mons II, S.8)
1600 volks­schu­le bei St. Pe­ter, dann im Bru­der­haus an der Schieß­bahn, dann im Gast­haus, 1856–1909 in ehe­ma­li­gem Prop­stei­ge­bäu­de
1636 La­tein­schu­le der Ka­pu­zi­ner (IV 5) bis 1803
1785 be­ste­hen in Zül­pich ei­ne Schu­le für Jun­gen, ei­ne Schu­le für Mäd­chen, ei­ne La­tein­schu­le (LAV NRW R Kk II 1522)
1840 bis 1843 pri­va­te hö­he­re Schu­le, 1848 neu er­öff­net, 1863 in städ­ti­sche hö­he­re Schu­le um­ge­wan­delt, 1881 ge­schlos­sen, 1891 Neu­grün­dung ei­ner pri­va­ten hö­he­ren Schu­le, bis 1897; 1902 wie­der­er­öff­net, 1908 von der Stadt über­nom­men, 1940 in Mit­tel­schu­le um­ge­wan­delt, 1944 ein­ge­stellt. 1947 Neu­grün­dung ei­ner hö­he­ren Schu­le, 1950 als alt­sprach­li­ches Gym­na­si­um mit neu­sprach­li­chem Zweig mit vier Klas­sen ge­neh­migt, 1961 Pro­gym­na­si­um, seit 1966 Voll­an­stalt (P. Heus­gen, Das De­ka­nat Zül­pich, S. 142 und H. v. d. Bro­eck, 2000 Jah­re Zül­pich, S. 125 ff)
1880 Land­wirt­schaft­li­che Schu­le ge­grün­det

Grundriss der Stadt Zülpich im Verhältnis 1:2.500 nach der Urkarte von 1830. (LVR-INstitut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

 
Zitationshinweis

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Flink, Klaus, Rheinischer Städteatlas Zülpich. Teil 4: Kirche, Schule, Kultur- und Gesundheitspflege, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-zuelpich.-teil-4-kirche-schule-kultur--und-gesundheitspflege/DE-2086/lido/5fce115032e9c9.03858114 (abgerufen am 05.07.2023)

Auch über Rheinischer Städteatlas Zülpich, bearbeitet von Klaus Flink