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3. 1 Grundherrschaft
1124 Erzbischof von Köln Grundherr des Kastells und des nördlich-östlichen Teiles der anschließenden villa (II 2), hier auch der erzbischöfliche Adels- (II 5) und Burghof (zwischen Münsterstraße und Moxsgasse; StaK HUA 8183 = 1413), kein Fronhof
1209 Graf von Jülich Grundherr des nördlich-nordwestlichen Teiles der genannten villa = Palenz (II 2; bona ... palentz in Tulpeto, NrhUB II 27) kein Fronhof. Verblassen (seit dem 16. Jahrhundert) und schließlich Verlust dieser Rechte im 17. Jahrhundert (Schwarz II, S. 270 ff)
1246 Erzbischof von Köln Grundherr der Villikation Mersburden (s. u.) und
1249 der Villikation Geich (NrhUB II 342)
3. 1 Gerichtsherrschaft
Zülpich war ursprünglich wahrscheinlich Königsgut (Königsaufenthalte vom 6. bis zu. 8. Jahrhundert, II 2 und Aubin, Landeshoheit, S. 76 Anm. 250 und S. 186)
981 Pfalzgraf im Besitz (Amtslehen) der Grafschaft im Zülpichgau (hierzu und zum Folgenden insgesamt Schwarz I S. 147 ff)
(1046) Erzbischof von Köln verfügt über den Zülpicher Zoll (Markt?, III 2) und
1124 über castrum Zülpich (s. o.)
(1145 bis 1166) Graf von Are im Besitz (zumindest des südlichen Teiles) der Zülpicher Grafschaft (D K III. 142, UB Siegburg I 62)
1209 Wilhelm von Hengebach (als Graf von Jülich und Nachfolger des vorher belehnten Grafen Wilhelm II. von Jülich, 1176 bis 1207) vom Pfalzgraf Heinrich mit advocatia in Zülpich cum iurisdictione superiori (= Hochgericht = die Landgerichte auf der Kempener Heide und auf dem Schievelsberg; Aubin, Landeshoheit, S. 423) und der Palenz belehnt (s. o.)
1246 durch (Are-)Hochstadensche Erbschaft (REK III 1239) Anfall der villa Mersburden an das Erzstift Köln (s. u. Weistum Mersburden)
1249 Erzbischof von Köln im Besitz der Bede zu Zülpich (III 2)
1255 Schied zwischen dem Grafen von Jülich und dem Erzbischof von Köln: oppidum Tulpetense, castrum et quicquid ibi est (= jüliche Palenz, II 2), esse ligium allodium b. Petri. Graf von Jülich muss mit dem zufrieden sein, was ihm die Zülpicher Schöffen (per sententiam scabinorum) weisen (NrhUB II 410)
1279 Nach erzbischöflichen Sieg über Jülich Sühne zwischen den Grafen von Jülich und dem Erzbischof von Köln: Rückgabe der vom Erzstift lehnrührigen (!) adcocatia innerhalb des oppidum und außerhalb im Bereich des Burgbannes (III 4) an den Erzbischof; die cives des oppidum Zülpich sind nicht zur Gerichtsfolge auf den Schievelsberg (Landgericht) verpflichtet (= Stadtgericht, s. u. und III 4); denarii censuales und omnia iura, que Pelenze vocantur, infra oppidum, das Patronat der Marienkirche (IV 3) ausgenommen, an den Erzbischof von Köln; dem Erzbischof steht es frei, castrum Tulpetense edificare et opidum ibidem munire (NrhUB II 730)
1288 nach der für den Kölner Erzbischof verlustreichen Schlacht von Worringen Eroberung Zülpichs durch den Graf von Jülich (REK III 3196): Die Stadtgemeinde (III 3) verspricht dem Grafen und seinem Bruder, obedire tamquam nostris dominis in Bezug auf ihre Rechtsansprüche innerhalb der Stadt und diese jülichen Rechte mitzuverteidigen (NrhUB II 844)
1291 Sühne zwischen dem Graf von Jülich und dem Erzbischof von Köln: Vogtei an Jülich zurück, ausgenommen Befestigungsrecht, das an die Zülpicher oppidani übergeht (II 2); Freiheit von auswärtiger Gerichtsfolge bleibt bestehen; weder Graf noch Erzbischof dürfen eine Befestigung innerhalb der Stadt errichten; bei einem Krieg zwischen beiden bleiben die oppidani neutral (NrhUB II 907)
1299 Erzbischof Wikbold von Köln verpfändet oppidum suum in Zülpich mit Zubehör, vasalli und homines mit ihren feuda ausgenommen, an Graf Gerhard von Jülich, der verpflichtet ist, während der Verpfändung keine Befestigung in castro et oppido Zülpich et circa ac districtu eiusdem zu errichten und die oppidani und scabini in omnibus iuribus et libertatibus zu belassen und keinerlei exactiones von ihnen zu erheben (NrhUB II 1036)
1367 Pfandeinlöse durch den erzstiftlichen Administrator Kuno von Falkenstein (ebda. III 673)
In der Folge zwar weitere Auseinandersetzungen zwischen Jülich und Kurköln bis ins 15. Jahrhundert hinein (zeitweise Doppelherrschaft, jülicher und kurkölnischer Amtmann in Zülpich), doch der Erzbischof ist Stadtherr (vgl. III 3 = 1436), selbst bei der zweiten Verpfändung Zülpichs an Jülich von 1473–1512. Nach der Einlöse endgültiger Rückgang des jülichen Einflusses, Verlust von Vogtei und Palenz, im 17. Jahrhundert schließlich nur noch Patronat über St. Marien (Schwarz II, S. 270 ff)
Hochgericht (St. Peter)
Ursprünglich wahrscheinlich erzbischöfliches Immunitätsgericht des Kastells, dem alle Pfarrangehörigen von St. Peter unterstanden (LAV NRW R JB II 2681 = Gerichtserkundigung von 1706; Simons II, S. 13 f; 1602 ca. 125 von insgesamt 205 Häusern, STAK 35 nr 2815). Durch die Aufhebung der Gerichtsfolge der Zülpicher zum Landgericht auf dem Schievelsberg (nach Aubin, Landeshoheit, S. 21, Zülpich in „zwei Hunschaften zerfallender Marktflecken“, der den zwei genannten Landgerichten folgepflichtig war) 1279 (s. o.) zum Stadtgericht geworden.
Nach dem Zülpicher Weistum von 1375 (s. u.) war alles, was innerhalb des Burgfriedens (III 4) geschah, von den Zülpicher Schöffen zu richten as it zo Zülpich up deme marte geschege (= Marktrecht – s. Weistum u. – innerhalb des Burgfriedens?) und alles eigen erve, das innerhalb des Burgbannes (III 4) lag, vor ihnen zu veräußern. Die in der Stadt vor den beiden Hofgerichten Palenz und Mersburden (s. u.) erfolgten Güterübertragungen waren vor Sonnenuntergang vom Hochgericht zu bestätigen. Nach den Weistümern von 1368 und 1375 (s. u.) waren Verstöße innerhalb des zum Schievelsberg hin gelegenen Teiles des Beifangs (III 4) vor die Schöffen von Zülpich zu bringen (so jedenfalls der erzbischöfliche Anspruch)
Obergericht für die Hofgerichte Geich und Mersburden, appelliert selbst nach Köln (Simons II, S. 13). Schultheiß und sieben Schöffen, ersterer zugleich Schultheiß der Hofgerichte Geich und Mersburden. Termine des ungebotenen Herrengedinges: Montag nach Dreikönige, nach Kölner Gottestracht (= 2. Freitag nach Ostern) und nach Johann Baptist (ebda., S. 17)
Hofgericht Geich genannt Cramhausgericht
(StaZ 37, LAV NRW R Kk XIII 186 ), erzbischöfliche Villikation (mit Eylich, 16, und Füssenich), deren Gerichtsbezirk ursprünglich bis an die Nord-Seite des Marktes reichte (LAV NRW R Kk II 1510, STAK HUA 10328). 1145 genannt locus principalis comitatus comitis de Are = Grafschaft Zülpich., s. o.) wahrscheinlich doch Geich (nicht Gehn, gegen Schwarz I, S. 169 und Aubin, Landeshoheit, S. 72 Anm. 238, mit Gugat, RhVjbl 26, 1961, S. 287 ff) wegen hervorragender Stellung der Geicher Schöffen in der Zülpicher Verfassung: Schöffen von Geich wählen den Zülpicher Gerichtsboten, ihr Votum gibt den Ausschlag bei unentschiedenem Ausgang einer Ergänzungswahl zum Hochgericht Zülpich (ebenso Entscheidungsrecht für Zülpicher Schöffen bei Nachwahl zum Gericht Geich; BJ 44/45, 1868, S. 189 und LAV NRW R JB II 2680) Nach den Weistümern (1368) und 1375 (s. u.) waren Verstöße innerhalb des zur Kempener Heide hin gelegenen Teiles des Beifanges (III 4) vor die Schöffen von Geich zu bringen (so jedenfalls der erzbischöfliche Anspruch). Vielleicht Verlegung des locus principalis von Kagun/Geich zur Kempener Heide. Spätestens seit dem 16. Jahrhundert tagt das Gericht im erzbischöfllichen Cramhaus an der Nord-Seite des Marktes (II 5, = Ergänzung zu Schwarz I, S.167). Schultheiß (= Zülpicher Schultheiß, s. o.) und sieben Schöffen, nur hofrechtliche Kompetenzen, Appellation an das Zülpicher Hochgericht (Simons II, S. 13)
Hofgericht Palenz (St. Marien)
Hofgerichtsbezirk entsprach dem innerstädtischen Teil der Marienpfarrei (= 1602 ca. 30 von insgesamt 205 Häusern, STAK 35 nr 2815). Nach dem Weistum von 1404 (s. u.) erstreckte sich die Palenz nördlich des Kastells, im Süden von der ehemaligen Römerstraße (= Breder- bzw. Kirchgasse, II 5), im Westen von der Stadtmauer und im Norden von der Weiherstraße und dem Markt (dessen südlicher Teil zur Palenz gehörte) begrenzt. Im Osten muss die Palenz über die Schuhmacherstraße hinaus mindestens bis zum in die Kölnstraße mündenden Teil der Rathausgasse gereicht haben (Ergänzung zu Schwarz I, S. 158 ff). Einwohner der Palenz waren im Herzogtum Jülich zollfrei und zu keiner Bannmühle verpflichtet (ebda., S. 164). Unveränderter Grundzins von insgesamt 18 Schillinge 2 Denare (= 7 Denare pro Haus) bei drei ungebotenen Hofgedingen (Dienstag nach Dreikönige, nach Kölner Gottestracht = 2. Freitag nach Ostern und nach Johann Baptist) an Jülich. Hofgericht tagte im Haus des Zinsmeisters an der Ecke Markt, Käsmarkt, im 15. Jahrhundert der Palaß genannt (II 5). Zinsmeister und sieben Schöffen, nur hofrechtliche Kompetenzen (Simons II, S. 13 f, Schwarz I, S. 164 ff)
Hofgericht Mersburden (St. Martin)
Ursprünglich wahrscheinlich pfalzgräflich, 1246 durch (Are-)Hochstadensche Erbschaft an Erzstift gelangte (REK III 1239) Villikation mit Bessenich, der nach Zülpich gelegenen Hälfte von Sievernich, Hertenich (I 6), Weiler in der Ebene und Dover (I 6; s. u. Weistum Mersburden). Innerstädtischer Teil des Hofgerichstbezirkes = innerstädtischer Teil der Martinspfarrei (= 1602 ca. 50 von insgesamt 205 Häusern, STAK 35 nr 2815). Schultheiß (= Zülpicher Schultheiß, s. o.) und sieben Schöffen, nur hofrechtliche Kompetenzen; Appellation an das Zülpicherer Hochgericht (Simons II, S. 13 f, Schwarz I, S. 347 f)
3. 1 Weistümer
1375 Hochgericht (besiegelte kopiale Überlieferung 1379 StaZ 2a, bester Druck: AHVN 73, 1902, S. 15 ff; im Übrigen – auch für die folgenden Weistümer – Schwarz II, S. 310 Übersicht, S. 318 ff Untersuchung dieses Weistums; genannte Archivbelege sind alle Ergänzungen bzw. Korrekturen zu Schwarz)
(1368) Weistum der Schöffen von Zülpich und Geich (zeitgleich Kopie LAV NRW R Kk II 1510, Druck: Grimm II, S. 711 ff)
(1368) Hofrecht Mersburden (älteste kopiale Überlieferung Anfang 16. Jahrhundert Arch Gracht K2 II 63, bester Druck: BJ 44/45, 1868, S. 181 ff)
1404 Hofrecht Palenz (für Lokalisierung wichtige kopiale Überlieferung 1581 LAV NRW R JB II 2681, ungedruckt, Druck in Vorbereitung)
(1408) Marktrecht (zeitgleich – von Schwarz nicht benutzte – kopiale Überlieferung LAV NRW R Kk II 1510, unvollständig – ca. 1/3 – Druck: BJ 44/45, 1868, S. 184 ff, vollständiger Druck in Vorbereitung)
1395 Weistum der Honschaften auf dem Schievelsberg und der Kempener Heide (Or LAV NRW R Jülich 472, ungedruckt)
1407 Weistum der Honschaften wie Vorgenannte (Or LAV NRW R Jülich 577, Druck: Lac Arch 7, 1869, S. 60 ff)
3. 1 Amtsträger und Bedienstete
1140 advocatus (UB Siegburg, 150)
1147 (erzbischöflicher) villicus (UB Köln, 159) = Kölner burgensis
1238 erzbischöflicher scoltetus (UB Köln, II 174)
1251 erzbischöfliche scabini in Zülpich (NrhUB II 376)
1278 erzbischöfliche castrensis in Zülpich (NrhUB II 718) mit Residenzpflicht
1279 scabini in Geich (LAV NRW R Füssenich Akt 28)
1329 sieben scabini in Mersburden (LAV NRW R Füssenich 28)**
(1368)** erzbischöfliche Erfamptluide: Kemener, Plumer, Berenmeister (Grimm 11, S. 712) werden aus Einkünften der Villikation Geich besoldet
1370 erzbischöflicher Amptmann und Burchmanne (LAV NRW R Kk 758)
1395 scriba des Hochgerichtes (StaZ Schöffenbuch)
1395 erzbischöflicher Kellner (LAV NRW R Kk 1235)
3. 2 Münze
Im 7. Jahrhundert Prägungen (Drittelsolidi) fränkischer Münzmeister im Mainzer und Maastrichter Stil (Werner, S. 18 f)
3. 2 Zoll
(1046) Erzbischof von Köln im Besitz des thelonium (Marktzoll, s. u. Markt) de Zülpich (Angeblich Or XII, REK 1810)
1324 thelonium lignorum (Teil des Marktzolles) in Zülpich (UB Siegburg I 259a)
1372 Erzbischof von Köln im Besitz des thelonium panis (Teil des Marktzolles) in Zülpich (LAV NRW R Kk Kart 3)
Kurkölnische Landzollstätte bis 1794 (ebda. Kk II 982,987 und IV 86)
3. 2 Bede
1249 erhebt der Erzbischof von Köln in Zülpich eine petitio von mindestens 40 Pfund (NrhUB II 342)
3. 2 Markt
1303 forum Tulpetense (UB Siegburg 1206)
1317 commune forum Tulpetense (LAV NRW R Füssenich 19)
1321 forum panis (ebda. 26)
1329 forum Raynder mart (ebda. 27)
1347 forum caseorum (AHVN 24, 1872, S. 287) = 1376 Keismart (LAV NRW R Füssenich 37) = Käsmarkt
(1408) Kornmart (III 1 Weistum Marktrecht)
Nach Rost (= Stadtchronik von 1602 = Zülpicher Chronik des Zülpicherer Bürgermeisters Heinrich Rost von 1602) hatte Zülpich von alters vier freie Jahrmärkte (davon zwei 1391 von Erzbischof Friedrich von Köln gefreit) auf: Michaeli (29. September), Martini (11. November; 1439 durch Erzbischof Friedrich von Köln mit dem Recht des Michaelimarktes verliehen, WDZ 17, 1898, Korrespondenz-Blatt Sp. 188 ff nr 94), Donnerstag nach Macherdag (= Aschermittwoch) und auf dem newen marcktag Quirini (30. April, wurde am 1. Sonntag im Mai gehalten, Simons II, S. 10 und 70) sowie Wochenmarkt am Donnerstag (LAV NRW R BJ II 2681)
Michaelimarkt der älteste, wahrscheinlich bis in fränkische Zeit (s. o. Münze) zurückreichend, Marktherr ursprünglich wahrscheinlich der Pfalzgraf (III 1), dann (11. Jahrhundert?) der Erzbischof von Köln (Schwarz I, S. 173–181). Weisung des Marktrechtes (und Standordnung, V 5) auf den Marktgedingen am 30. September und 1. Oktober durch den erzbischöflichen Schultheiß, sieben Hochgerichtsschöffen und 15 Mitglieder (je ein Meister und zwei Brüder) fünf Zülpicher Bruderschaften (= Zünfte, III 7): Markt (28. bis 30. September) unter erzbischöflichem Banner auf dem Kramhaus (II 5), aber nach Marktschluss Errichtung eines Kreuzes auf dem Markt (für 14 Tage) durch Zöllner des Herrn von Sinzenich (jüliche Unterherrschaft), Marktzoll an den Erzbischof, aber Rekognitionsgebühr an den Herrn von Sinzenich (ehemaliges pfalzgräfliches Lehen?). Freies Geleit für Marktbesucher während der Marktfreiheit (28. bis 30. September) innerhalb der Bannmeile (III 4) durch den Erzbischof von Köln. Rechtsverletzungen während der Marktfreiheit (mit Sonderrechten für Schuster) und Überbau durch Marktgeding geahndet (III 1 Weistum Marktrecht)
3. 3 Stadtrechtsverleihung bzw. Freiung
Stadtrechtsverleihung an die Bürger der „gewachsenen“ Stadt Zülpich nicht überliefert
1279 Freiung der cives des oppidum Zülpich von der Gerichtsfolge auf den Schievelsberg genannt (III 1)
1299 Jülich hat während der Verpfändung oppidanos et scabinos in Zülpich in omnibus iuribus et libertatibus zu belassen und keinerlei exactiones von ihnen zu erheben (III 1)
1436 reformiert Erzbischof Dietrich von Köln (aus gegebenem Anlass) die Zülpicher Rechts- und Marktordnung: Vollzähligkeit der Schöffen bei den Gerichten zu Zülpich, Geich und Mersburden; niemand soll gleichzeitig Schöffe in Zülpich und Mersburden sein. Zülpicher Gericht tagt alle 14 Tage, Bestimmungen über Urteilsweisung und Konsultation des Oberhofes, Gebührenordnung. Kein Zülpicher Schöffe darf in anhängigen Sachen Rat erteilen oder Geschenke annehmen. Strafen für Scheltworte. Bei gütlichem Vergleich dürfen nicht mehr als vier Schillinge vertrunken werden. Auswärtige dürfen in Zülpich alle Waren zu Markte bringen, doch ist der Verkauf von Wein, Bier, Brot und Schuhen den Bürger vorbehalten. Strafen für Feilhalten verdorbener Fische. Prüfung des Brotgewichtes durch Schultheiß und Bürgermeister zweimal wöchentlich. Handhabung der Marktpolizei durch Bürgermeister und Schöffen. Bestimmung über die Art der Einschätzung zu den öffentlichen Abgaben (Schatz), jährliche Rechnungslegung des Bürgermeisters vor Schöffen und Rat unter Hinzuziehung zwei oder drei von der Gemeinde zu wählender Bürger. Festsetzung der Höhe des Weinkaufs bei Veräußerung von Grundbesitz oder Vieh. Eheleute können nur gemeinsam Erbgut veräußern. Diese Bestimmungen gelten auch für Mersburden. Strafe für falsches Maß und Gewicht. Falls ein Ehegatte sein Leben verwirkt, bleibt das Gut des anderen Gatten und der Kinder davon unberührt. Eingeführter Wein darf erst nach Ausschank des einheimischen angeboten werden. Einschränkung des Aufwandes für Bruderschaftszwecke (AHVN 62, 1896, S. 205–208)
1470 Von den Bürgern zu leistende Stede dienste: Wachen, Portzen hueden, usshauwen, graven. Schöffen sind von diesen Diensten gefreit, haben aber zu Fehdezeiten Schildwache zu leisten (LAV NRW R Kk 2661)
1602 Freiheit der Stadt Zülpich: Alle Bürger binnen den rinckmauren sind aller leibeigenschaft, romischen tributz, churmuden in todtsfallen, froen dienst und schatz, aller ding, wie sie namen haben mogen, von allen Churfursten privilegirt und frei geben. Das auch ursach gibt, warum Nobile Tulpetum (III 5) dicatur. Fisch- und Jagdrecht sowie zehntfrei, dafür Zielvieh von der Stadt zu halten (Zülpicher Chronik des Zülpicherer Bürgermeisters Heinrich Rost von 1602)
1604 Erzbischof Ferdinand von Köln bestätigt den Bürgern der Stadt Zülpich ihre von Erzbischof Friedrich von Saarwerden und 1439 von Erzbischof Dietrich von Moers erlangten Privilegien, die sie für die in die Stadt einzuführenden (und dort zu verbrauchenden) Güter von den Landzöllen zu Rheinbach, Heimerzheim, Weilerswist, Liblar, Brüggen, Brühl und Hermühlheim befreien, bis auf Widerruf (LAV NRW R Kk 4909)
1856 Verleihung der preußischen Städteordnung für die Rheinprovinz
3. 4 Stadtgericht (Bannmeile, Außenbürger)
1279 extra oppidum infra terminum, qui distinguitur per quatuor lapides propinquiores (NrhUB II 730) = Burgbann (s. u.)
1299 oppidum Zülpich et circa ac districtus eiusdem (NrhUB II 1036 = Stadt, Burgfriede und Burgbann (s. u.)
1339 territorium oppidi Tulpetensis (StaK Ausw. 377 nr 60) = Beifang (s. u.)
1375 Beschreibung von Burgfrieden, Burgbann, Beifang und Bannmeile im Zülpicher Weistum (III 1):
Burgfrieden von der Kölnstraße (heute Römerallee) in Höhe des Nemmenicher Weges über die Wichtericher- und Münsterstraße, hinter Kloster Hoven über die Straße nach Nideggen, Bürvenich, Geich, Bachstraße, durch die Partele (nordwestlich von Mersburden, I 6) wieder zur Kölnstraße (= Umkreis von 0,5–1 km)
Burgbann von der Kölnstraße in Höhe Mersburden über Lüssem, Nemmenich, Lövenich, Floren, Langendorf, Junkersdorf, Füssenich, Geich, Hertenich (I 6) wieder zur Kölnstraße (= Umkreis von 2–2,5 km)
Beifang von der Kölnstraße in Höhe Marienforst über Wichterich, Bollheim, (Elsig, LAV NRW R Kk II 1511 = 1596), Wißkirchen, Virnich, Schwerfen, oberhalb Bürvenich, Wollersheimer und Vettweißer Forst, Dirlau, Sievernich wieder zur Kölnstr. (= Umkreis von 5,5–7 km)
Bannmeile von Frauenthal (an der Römerstraße) über Weilerswist, Roitzheim, Burgfey, Kall, Heimbach, Abenden, Nideggen, Burgau, Jakobwüllesheim, Blatzheim, Frauenthal (= Umkreis von 12–17 km). Nach Aubin, Landeshoheit, S. 23, Bannmeile wahrscheinlich = Zülpichgau
3. 5 Schöffen- und Stadtsiegel (Beschreibung)
1259 siegeln Zülpicher Schöffen mit sigillum oppidi Tulpetensis (LAV NRW R Füssenich 13)
1297 siegeln sieben Zülpicher Schöffen mit ihren persönlichen Siegeln (LAV NRW R Hoven 22; s. u.)
1375 besiegeln die Schöffen und der Bürgermeister das Zülpicher Weistum (III 1) mit unse Stede gemeinen Ingesiegels und zur größeren Sicherheit mit unser jeglich syn Scheffen Siegel
1454 siegeln Bürgermeister, Schöffen und Rat mit unser Stadt gemeyne Sigel geheissen ad causas (AHVN 16, 1865, S. 213)
1586 siegeln Bürgermeister, Schöffen, Geschworene und Rat mit unser Stadt Meisten Insiegel (StaZ 38)
1329 siegelt für die Schöffen von Mersburden, die kein eigenes Siegel haben, nach alter Gewohnheit der Pfarrer von St. Martin (LAV NRW R Füssenich 28), zuletzt noch 1407 (LAV NRW R Kk II 1510)
1426 siegeln die Schöffen von Mersburden mit ihrem gemeynen Scheffensegele (StaK HUA 10328)
1375 siegeln für die Schöffen von Geich, die kein eigenes Siegel haben, die Schöffen von Zülpich (III 1 = Weistum Zülpich)
1452 siegelt für die Schöffen von Geich, die kein eigenes Siegel haben, nach alter Gewohnheit der Pfarrer von St. Marien (StaK HUA 12410)
1479 siegeln die Schöffen von Geich mit ihrem Schöffensiegel (ebda. 13527)
1443 siegeln für die Schöffen von der Palenz, die kein eigenes Siegel haben, Zülpicher Schöffen (StaK HUA 11645)
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(kleineres) Stadtsiegel Bild: Petrus mit Schlüssel im Mauerring (= erkennbarer Rest), Umschrift abgebrochen, Gegensiegel mit jülicher Wappen (LAV NRW R Hoven 19 = 1270)
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(großes) Stadtsiegel Bild: Auf Stadtbefestigung thronender Petrus mit Schlüssel (rechts) und Burgmodell (links) Umschrift: SIGILLVM NOBILIS TVLPETI
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Gegensiegel zu 2. Stadtsiegel Bild: Schild mit Kölner Stiftskreuz Umschrift: CONTRAS NOBILIS TVLPETI (LAV NRW R Jülich 16 = 1288)
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Gegensiegel zu 2. Stadtsiegel Bild: Schild mit jülicher Löwen (während der Verpfändung an Jülich von 1299–1367, III 1) Umschrift: CONTRASIGILLVM OPIDI TVLPETENS. (LAV NRW R Kurköln 682 = 1361)
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(kleines) Stadtsiegel Bild: Verkleinerter freier Nachschnitt des 2. Stadtsiegels Umschrift: SIGILLVM NOBILIS TVLPETI (LAV NRW R Siegburg = 1671) Nach Rost (Zülpicher Chronik des Zülpicherer Bürgermeisters Heinrich Rost von 1602) hatte die Stadt drei Siegel im Gebrauch, das erste stand nur dem Rat, das zweite dem Rat und der Gemeinde und das dritte nur dem Gericht zu. Daneben kleines, vom Bürgermeister geführtes Siegel mit zwei übereinandergelegten Schlüsseln und einem griechischen T (1599 zerbrochen). Schöffen benutzten in gemeinen contracten ihre eigenen angeborenen insiegel (s. o.) und nicht sigillum ad causas (Simons II, S. 9 f, 16)
Älteres Siegel des Hofgerichtes Mersburden Bild: St. Martin zu Pferde einem Bettler seinen Mantel reichend Umschrift: S SCABINORVM MERSSBVRDENSIVM IN TVLPETO (StaK Kartäuser 559 = 1451)
Jüngeres Siegel des Hofgerichtes Mersburden Bild: wie älteres Siegel Umschrift: S DES HOFFGERICHTS MERSBVRDEN R. 1676 (StaZ = 1677)
Siegel des Hofgerichtes Geich Bild: Madonna mit Kind von Blumen umgeben Umschrift: S SCABINORVM DES HOIFFS ZO GEICH (StaK HUA 13527 = 1479)
3. 6 Gemeinde, Bürgermeister, Rat
1140 commune eiusdem loci ( = Zülpich) civium omnium (UB Siegburg I 50)
(1144/46) Steinfelder Mühlenbau und Abzweig eines Wasserlaufes mit Konsens des Erzbischofs von Köln und des populus der villa Zülpich (ZAGV 18, 1896, S. 303)
(1193) Güterübertragung an Kloster Hoven in presentia totius Tulpetensis civitatis (NrhUB 1541)
1288 iudices, scabini ac universi oppidani Tulpetenses (ebda. II 844, III 1 )
(1368) sprechen die Schöffen von Zülpich und Geich für die Gemeinde von Zülpich (III 1 Weistum)
1371 Burgermeister, scheffen und gemeyne burger (StaK HUA 2678)
1375 Burgermeister, scheffen, rait und burger allgemeine, rijche ind arme besiegeln Zülpicher Weistum (III 1)
1407 gesworen schryver und notarius der stayt zo Zülpich (LAV NRW R Kk II 1510)
1436 jährliche Rechnungslegung des Bürgermeisters vor Schöffen und Rat unter Hinzuziehung zwei oder drei von der Gemeinde zu wählender Bürger (= Gemeinsmänner, III 3)
1493 magister civium, scabini, consules et proconsules (StaZ 18)
1603 Städtische Angestellte: zwei Baumeister, Müdder (= Fruchtmesser), Weinschröder, Landmesser, Wasenmeisten (= Abdecker), Kuh- und Schweinehirt, Schäfer, Feld- und Weingartschütze, Turm-, vier Tor- und Nachtwächter, Trommelschläger (Simons I, S. 114 ff)
1605 Magistrat = Bürgermeister, sechs Schöffen, fünf Geschworene Ratspersonen, Secretarius, zwei gemeine Ratsleute, Ratsdiener, Rats- und Stadtbote = 17 Personen (ebda. S. 91) Bürgermeisterwahl auf Bartholomei (24. August, ebda., S. 94 )
3. 7 Bruderschaften
1190 Erzbischof Philipp von Heinsberg wird Mitglied der in Zülpich bestehenden fraternitas s. spiritus paraclyti (NrhUB I 526) = (überwiegend Priester-) Bruderschaft von Hl. Geist = 1382 geistliche Bruderschaft Vnser Vrauwen sent Maryen (StaZ 3) = 1397 Hl.-Geist-Bruderschaft (UB Siegburg 1621) = 1426 Priesterbruderschaft unser Frawen (StaK HUA 10328)
1433 Gründung der Bruderschaft der Armen, Krüppel und Blinden zu Ehren der hl. Dreifaltigkeit, der Muttergottes (1456 zu Ehren ULF, St. Barbara) und St. Georgs im Hospital durch den Pfarrer von St. Peter (StaZ 23).
1454 Genehmigung der Statuten durch Bürgermeister und Rat (AHVN 16, 1865, S. 210 ff), auch Hospitals- oder Gasthaus-Bruderschaft genannt (StaZ 18 = 1493, PfaZ 25 = Bußordnung von 1496 und IV 7 Hospital)
1443 St. Sebastianus-Bruderschaft genannt (Festschrift zur 500jährigen Jubelfeier, S. 41 f). 1444 durch sieben Adelige der Umgebung Erneuerung dieser Bruderschaft in St. Peter (ebda., S. 44 ff). Nach den Statuten von 1703 soll die Bruderschaft vor 300 und mehr Jahren gegründet worden sein (ebda., S. 55 und Simons I, S. 49 ff)
1474 Bruderschaften des hl. Antonius und der Schuhmacher (s. u.) zu Ehren der Mutter Gottes genannt (ebda., S. 55 Anm.**). Beide Bruderschaften noch 1542 und 1600 genannt (LAV NRW R Kk VI 1119, STAK 35 nr 2815)
1542 Bruderschaften St. Urban (1698 in St. Martin, Simons II, S. 28) sowie Anna und Quirin (s. auch u. Zünfte zu 1501) genannt (LAV NRW R KkVI 1119)
1620 Matthias-Bruderschaft gegründet (G. Broix, Erinnerungen an das alte berühmte Tolbiacum, S. 132)
1677 Bruderschaft des hl. Scapuliers in St. Martin genannt (StaZ 58)
1687 Sakramentsbruderschaft genannt (PfaZ 48)
3. 7 Zünfte
(1408) Ämter (= Zünfte) der Bäcker, Brauer, Fleischhauer, Fischmenger, Gewandschneider, Kordwerder (= Schuhmacher), Pelzer und Alträuscher (= Trödler) genannt; bei den fünf erstgenannten Ämtern soll jeweils ein Schöffe Amtsmeister sein (III 1 Weistum Marktrecht)
1501 Handwerksbrief der Pelzer, Quirini-Bruderschaft (Simons I, S. 176 ff)
1551 Zunftbrief der Schneider, Erneuerung einer vor langen Zeiten gegründeten Cathrinen-Bruderschaft zu Ehren der Hl. Antonius und Catharina (ebda., S. 178 ff)
1602 Bruderschaften der Bäcker, Schuhmacher, Löhrer, Pelzer, Gewandschneider und Alträuscher genannt (ebda. II, S. 16 und LAV NRW R JB II 2681)
1603 Ambachs (= Handwerks) Brief der Schuhmacher genannt (ebda.), der 1604 beim Stadtbrand verloren ging und 1616 erneuert wurde, Bruderschaft zu Ehren der Hl. Bernhard, Crispinus und Crispinianus, Gottesdienst in St. Marien (Simons I, S. 190 ff)
1776 Ordnung und Satzungen des Bäcker Ambachs, Bruderschaft zu Ehren des hl. Antonius (ebda., S. 186 ff)
1792 Zunftbuch des Bäcker Ambachs, Trennung des zeitweilig vereinigten Bäcker und Schneider Ambachs (ebda., S. 183 ff)
3. 8 Wehrwesen
1444 die schutzen der St. Sebastianus-Bruderschaft genannt (Festschrift zur 500jährigen Jubelfeier, S. 47)
1458 jährliches Vogelschießen der St. Sebastianus-Bruderschaft am 1. Sonntag im Mai (vgl. III 2 Markt) innerhalb der Stadtmauern (Simons I, S. 54 f)
1581 Teilnahme der Zülpicher Schützen am Schießspiel in Köln, Zülpicher Schützenkönig (Buch Weinsberg III, S. 105)
1606 Erneuerung der Ordnung für die Bürgerwacht: zwölf Rotten mit je einem Rotten- und einem Wachtmeister sowie elf bewaffneten Bürgern. Aufgaben: Morgens Stadttore öffnen, abends schließen, tagsüber bewachen, täglicher Wechsel der Rotten (Simons I, S. 107 ff)
1611 St. Sebastianus-Bruderschaft erhält vom Magistrat Stadtgraben zwischen Weiherpforte und Schloss zur Fortpflanzung eines löblichen Exercitii oder freien Uebung des Schießens mit handrohren (ebda., S. 149)
1730 Bruderschaftsordnung: jährliches Schieß- und Schützenspiel am Pfingstmontag und -dienstag, jeder Bruder soll ein Handrohr besitzen (ebda., S. 58 ff)
3. 9 Stellung im Territorium
70 nach Christus in finibus Agrippinensium (I 3)
6. bis zum 8. Jahrhundert Aufenthaltsort fränkischer Könige bzw. Hausmeier (II 2)
7. bis 12. Jahrhundert Vorort des Zülpichgaus (699 = Wampach, Gesch. Echternach 12 nr 6; 1177 = CDRhM 1200)
925 infra regnum Lotharii (I 4)
Im 13. Jahrhundert bis 1288 bzw. bis zur Verpfändung von 1299 (III 1) Grenzfeste Kölns gegen Jülich. Nach der Einlöse von 1367 (III 1) Einrichtung der kurkölnischen Kellnerei und des kurkölnischen Amtes Zülpich, zu dem neben der Stadt Zülpich Eylich (I 6), Füssenich, Geich, Bessenich und Weiler in der Ebene gehörten (LAV NRW R Kk II 1527 = 1453, Fabricius II, S. 73 = 1789)
1794 bis 1798 Municipalität Zülpich, Kanton Rheinbach, Arrondissement Bonn
1798 bis 1815 Canton Zülpich im Roer-Departement
1816 Bürgermeisterei Zülpich (= Stadt Zülpich und Bessenich) mit Friedensgericht im Kreis Lechenich, seit 1827 im Kreis Euskirchen, Regierungsbezirk Köln. Zur Verwaltungsreform von 1969 s. I 7
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Flink, Klaus, Rheinischer Städteatlas Zülpich. Teil 3: Herrschaft und Gemeinde, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-zuelpich.-teil-3-herrschaft-und-gemeinde/DE-2086/lido/5fce10f2efff96.47607571 (abgerufen am 05.07.2023)