Diese Notizen schreibe ich nieder für diejenigen, die sich vielleicht fragen, wen wir denn wohl so alles getroffen haben während der 12 Tage in Israel, welche Ostfriesen z.B. dabei waren und ob man den einen oder die andere vielleicht auf einem der vielen Fotos wiedererkennt.
Nachdem die ersten Tage im Süden Israels eher touristisch abwechslungsreich und interessant gestaltet waren und uns aufgrund des einen oder anderen Regenschauers die Akklimatisierung gar nicht so schwer fiel, begann der
"offizielle" Teil unserer Reise mit dem Besuch in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem und der Übergabe der Broschüren über Recha Freier aus Norden und über ostfriesische und Emder Juden an eine wissenschaftliche Mitarbeiterin der Gedenkstätte durch Reinhold Kolck und Walter
Theuerkauf (Foto 1). Die Leichtigkeit des Seins war nach dem Gang durch diese bedrückende Ausstellung nur schwer wieder zu finden. Die Fahrt mit Ulrich Sahm rund um Bethlehem lenkte die Aufmerksamkeit dann aber wieder auf die täglichen Probleme des Zusammenlebens in Israel und den besetzten Gebieten.
Der nächste Tag hielt die Ausstellungseröffnung der Ostfriesland-Haggadah in der Knesset für uns bereit. Zunächst musste das obligatorische Foto vor der großen Menorah geschossen
werden (Foto 2). Da war dann auch schon Reinhold Robbe, der Präsident der DIG, dabei, unser Freund aus Bunde, der schon lange in Berlin lebt. Gleich darauf traf ich auf Yossi Abergel aus dem Kibbutz
Moran (Foto 3 mit Wolfgang). Ihn kenne ich schon seit fast 20 Jahren. Und dann natürlich Abraham und Juanita
Wolffs (Foto 4 mit Ursula Freitag und Ulrich Kötting). Diese alten Freunde hatten sich aus Beit Jizchak auf den Weg nach Jerusalem gemacht. Ingo Carl konnte Kolleginnen aus der Schule Zikhron Ya´akov
(Foto 5) und der ORT-Schule in Binyamina (Foto 6) begrüßen. Ricardo sieht man auf dem
Foto 7 mit Shulamit Ya´ari Nussbaum. Sie ist eine Verwandte aus Emden und die Kusine vom berühmten Maler Felix Nussbaum. Auf
Foto 8 stehen Yair Klinger und seine Frau bei mir. Die beiden sind Mitglieder des Chores Kolot Bat Yam.
Foto 9 zeigt Eli Yarif und seine Frau. Die beiden waren schon häufig in Aurich und kommen aus der Partnerstadt des Landkreises, aus Bat Yam, wo Eli für die nächste Bürgermeisterwahl kandidieren wird.
Michelle Stein-Teer, Enkelin von Rudi Wolff aus Norden, war mit ihren Eltern und ihrem Sohn in die Knesset
gekommen (Foto 10 zeigt die Familie zusammen mit Claudia de Levi, deren Familie ebenfalls aus Norden stammt).
Zu Ehren von Ricardo Fuhrmann, der schon eine Woche vorher aus Norden angereist war, um seine Ausstellung vorzubereiten, hatten sich weitere illustre Gäste in den Räumen der Knesset eingefunden. Zu ihnen zählte der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel, s E. Andreas Michaelis, der Präsident der Israelisch-Deutschen Gesellschaft, Doron Arazi sowie Nachman Shai, Sprecher der Israelisch-Deutschen Parlamentariergruppe in der Knesset
(Fotos 11 und 12). Auf Foto 13 zusammen mit Claudia de Levi. Weitere Fotos zeigen Yona und Avram Fadida sowie Yair Klinger und seine Frau von Kolot Bat Yam
(Foto 14) sowie zusammen mit Wolfgang Freitag und Margot Blesene (Foto
15). Foto 16 zeigt Michelle und mich, auf Foto 17 sind Ricardo, Claudia und ihr Bruder zu sehen,
Foto 18 zeigt mich mit Nir Wallheimer, dem Sohn von unserem alten Freund Berni, der leider am
5. Februar 2006 verstarb und der am Ende so sehr an Aurich hing. (s. auch Foto
21). Die Fotos 19 und 20 zeigen ebenfalls die fröhliche Stimmung. Auf
Foto 22 sieht man Reinhold und Monika Kolck mit Shulamit Ya'ari Nussbaum und deren Tochter Mira Hed, auf
Foto 23 zusätzlich mit Claudia und ihrem Mann Rafael sowie ihrem Bruder zusammen mit Ricardo. Das letzte Foto aus der Knesset zeigt Reinhold Robbe, Doron Arazi, Ricardo und Wolfgang.
So, nach so vielen Bildeindrücken aus der Knesset geht es nun weiter in Bat Yam. Dort trafen wir uns am Abend des 13. Mai in einem Strandcafé mit Mitgliedern des Chores Kolot Bat Yam. Yona und Avram Fadida
(Foto 25) gehörten ebenso dazu wie eine Reihe anderer, die sich zum Gruppenfoto Nr. 27
aufgestellt haben. Auf Foto 26 sieht man Wolfgang und mich bei der Überreichung der Urkunde für die Stolperstein-Patenschaft für Rosa Wallheimer, die im Haus Breiter Weg 1 gelebt hatte. Kolot Bat Yam hatte diese Patenschaft am
12. Juni 2012 übernommen.
19 Mitglieder unserer Reisegruppe machten sich am folgenden Tag auf den Weg in den Norden Israels. Zunächst ging es nach Zikhron Ya´akov zum deutsch-christlichen Kibbuz BethEl. Hier traf Ingo seine Kollegen wieder und wir wurden herzlich empfangen
(Fotos 28 und 29). Dann stand der Besuch in der ORT-Schule Binyamina auf dem Programm, der Partnerschule der freien christlichen Schule Ostfriesland (fcsO) in Veenhusen. Auch hier wurden wir überschwänglich begrüßt und das Foto Nr. 30 entstand. Ein Gang durch den Rothschild-Park rundete den Tag ab.
Gegen Abend trafen wir im Kibbuz Moran ein. Müde und voll Erwartung auf den nächsten Tag saßen wir noch einige Stunden draußen vor unseren Appartements und genossen koscheren Wein und das warme Wetter.
Der nächste Tag verging mit vielen interessanten Eindrücken. Galiläa mit den christlichen Stätten Domus Galilae, Berg der Seligpreisung, Kapernaum, Tabgha, der See Genezareth und eine Taufstelle am Jordan wollten entdeckt werden. Dabei habe ich natürlich wieder vielfach auf den Auslöser gedrückt, aber mein Bericht soll weitergehen mit dem Besuch von Nachkommen ehemaliger Auricher Mitbürger jüdischen Glaubens, die wir am Abend im Kibbuz begrüßen konnten. Es handelte sich um Gabriel und Zwia Zuntz
(Foto 31), seinen Bruder Amram Zunz (Foto 32) sowie Abraham Wolffs (auf Foto 33
zusammen mit Ingo Carl, Rudolf Janssen und mir sowie auf Foto 34). Die beiden Brüder hatten mir eine DVD mit vielen Foto- und Dokumentendateien mitgebracht, die wir sehr gut für die weitere Recherchearbeit gebrauchen können und über die sich inzwischen Jörg Peter aus unserem Arbeitskreis hergemacht hat. Für die Mutter von Gabriel und Amram, Helene Zuntz geb. Hoffmann, für ihre Eltern Friedrich und Rebekka geb. Wallheimer sowie für ihre Schwester Eva Fabbri geb. Hoffmann und ihren Bruder Heinz werden am 17. Juli 2014 vor dem Haus Wallstraße 19 Stolpersteine verlegt. Die Familienangehörigen aus Israel werden mit voraussichtlich 18 Personen an den Gedenkfeierlichkeiten teilnehmen, worüber ich mich sehr freue.
Foto 35 entstand bei der Verabschiedung in Moran am nächsten Vormittag. Neben dem Busfahrer Zeid ist auch unsere kompetente und sehr sympatische Reiseleiterin Ingrid Velleine abgebildet. Das Foto machte Yossi, der dafür auf
Foto 36 alleine in Großaufnahme zu sehen ist.
An diesem Freitag, dem 16. Mai, stand für mich eine besondere Begegnung bevor. Ich hatte mich schon von Aurich aus mit Ernst Wolff verabredet. Wir wollten uns im kleinen Gründungsmuseum in Kiryat Bialik treffen, wo wir mit der Gruppe eine Führung haben sollten und wo wir Dokumente über Recha Freier überreichen würden.
Nur wenige Minuten nach unserem Eintreffen kam Ernst um die Ecke. Obwohl wir uns noch nie begegnet waren, erkannten wir uns gleich und fielen uns gegenseitig in die Arme. Auf Ernst war ich auf merkwürdige Weise aufmerksam gemacht worden. Eine Freundin aus Groningen hatte zufällig eine Wochenzeitung aus Haren gelesen. Dort war von Frau Joke Boersma-Weert in zwei Artikeln
"Von Aurich bis Auschwitz" über sein Schicksal berichtet worden. Ernst hat seinen Lebensbericht und viele Dokumente an das hier genannte Museum in der Nähe von Akko übergeben. Sie sind online abrufbar. Ich empfehle, dort nachzulesen, was der inzwischen 90 jährige Ernst Wolff in Westerbork, Theresienstadt, Auschwitz, Schwarzheide, Ruhland und nochmals Theresienstadt erlebte und überlebte, bis er schließlich im Alter von 20 Jahren und schwer an TBC erkrankt mit einem Gewicht von 27 kg befreit wurde, nur noch aus Haut und Knochen bestehend.
http://iis.infocenters.co.il/gfh/multimedia/Files/Idea/%D7%A0%D7%9B%D7%A0%D7%A1%20032611.pdf#search=ernst%20wolff
"Es gibt schlechte Menschen, aber wie ein ganzes Volk so ein Regime hinnehmen und respektieren konnte, das kann ich nicht verstehen. Weißt Du, Günther, je älter man wird, desto näher kommt einem die Vergangenheit. Es wird nicht besser, es wird immer schlimmer. Ich habe mir meine Nummer A1273 herausoperieren lassen. Auch das half
nicht" waren die letzten Worte von Ernst, bevor wir auseinander gingen. Am 27. Januar 2015, dem Tag der Befreiung des KZ Auschwitz vor 70 Jahren, werde ich Pate für seinen Stolperstein vor dem Haus Wallstraße 56 sein. Auch für seine Großmutter Sarah, seine Eltern Daniel und Henny und seine Geschwister Karoline, Senta und Helmut werden wir dann Steine verlegen. Die Fotos 37 – 40 entstanden im Museum.
Ein abschließendes Foto soll die Nummer 41 tragen. Es zeigt die Mitglieder der Reisegruppe nach der Rückkehr auf dem Flughafen Bremen.
Der Text ist nun doch viel länger als gedacht geworden und die Anzahl der Fotos größer als erwartet. Ich hoffe, der Überblick ist mir einigermaßen gelungen. Ich möchte aber nicht schließen, ohne mich bei denen zu bedanken, die diese Reise so wertvoll gemacht haben. Ingrid, Wolfgang, Ingo, Euch drei meine ich besonders, aber auch Ihr anderen alle, die mitgereist sind, die gekommen waren, um uns zu treffen, Euch allen gilt mein Dank.
Aurich, am 6. Juni 2014
Günther Lübbers.
Fotos 21-41: