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Zur Übersicht über die Synagogen
Aurich (Kreisstadt,
Ostfriesland)
mit Egels, Kirchdorf und Sandhorst (Stadt
Aurich)
sowie Ostgroßefehn, Westgroßefehn und Timmel (Gemeinde Großefehn)
und Jheringsfehn (Gemeinde Moormerland, Kreis Leer),
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Hinweis:
die Berichte und Fotos zu den "Stolpersteine"-Verlegungen sind auf
den Seiten zur Erinnerungsarbeit in Aurich:
2002-2015 (Seite 1),
2016-2018 (Seite 2),
ab 2019 (Seite 3).
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Aurich bestand eine jüdische Gemeinde bis 1940. Ihre Entstehung geht in die
Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Sie beginnt mit der Hofjudenfamilie
Calman Abrahams und seinem Sohn Samson Calmans, die 1635 Wohnrecht in der Stadt
erhielten. Ihre Schutzbriefe wurden 1645 um 12 Jahre verlängert. 1657 erhielt
auch einer der Brüder des Samson Calman Wohnrecht in Aurich. 1660 starb Calman
Abrahams. Die Hofjudenfamilie war in der Residenzstadt aufgenommen wurden, um
Waren für den Hofbedarf zu besorgen, insbesondere auch Luxusgüter. Der
Auricher Hofjude (den Titel "Hofjude" gab es bis 1744) war als Parnaß,
Rabbiner und Richter zugleich das Oberhaupt der gesamten ostfriesischen
Judenschaft mit Ausnahme der in Emden lebenden Juden. Im 18. Jahrhundert war das
Amt bei der Familie Beer: 1708 bis 1740 war Aaron Abraham Beer, der mit
einer Tochter von Meyer Calmans verheiratet war, Landrabbiner und Richter
der ostfriesischen Judenschaft, danach sein Sohn Abraham Beer schließlich bis
1808/24 der Enkel Isaak Beer.
Im Laufe des 18. Jahrhunderts stieg die Zahl der jüdischen in Aurich.
1690 waren es noch fünf Familien in der Stadt, 1708 acht Familien, 1736 bereits
14 Familien. Die jüdischen Familien lebten bis zur 2. Hälfte des 19.
Jahrhunderts insbesondere in der Norderstraße, Marktstraße, Osterstraße und
der Wallstraße (letztere wurde im Volksmund auch Judenstraße genannt).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1804 166 jüdische Einwohner (von insgesamt 2.128 Einwohnern), 1829
267 (von insgesamt 3.163), 1835 53 jüdische Familien mit 257 Personen; 1840 59
jüdische Familien mit 288 Personen; 1864 348 jüdische Einwohner (von 4.608),
1871 359 (von 4.264), 1885 406 (von 5.395), 1905 370 (von 6.141).
Die in der Umgebung von Aurich lebenden jüdischen Familien gehörten
schon im 18. Jahrhundert zur Gemeinde in Aurich. 1708 gab es im Amt Aurich (ohne
die Stadt) sechs Familien. 1736 wird eine Familie in Wiegboldsbuhr genannt.
Unklar ist, wo damals die anderen fünf jüdischen Familien im Amtsbezirk
lebten. Im 19. Jahrhundert waren die in den Orten Egels, Großefehn,
Jheringsfehn, Kirchdorf, Sandhorst und Timmel lebenden jüdischen Personen der
Gemeinde in Aurich zugeteilt. 1867 wurden in Großefehn 9, in Jheringsfehn 1, in
Kirchdorf 1, in Sandhorst 2 jüdische Einwohner gezählt, 1895 waren es in Großefehn
16, in Jheringsfehn 5, in Kirchdorf 9, in Sandhorst 6 jüdische Einwohner.
Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts für für die jüdischen Bewohner
Ostfrieslands eine Zeit des Ringens um die Erlangung der bürgerlichen Recht. Später
als in anderen Regionen wurden hier die Rechtsverhältnisse der Juden geklärt
(insbesondere durch ein Gesetz von 1842 und durch die Folgen des
Revolutionsjahres 1848). Im Dezember 1848 wurde ein erster jüdischer Einwohner
der Stadt zum Stadtverordneten gewählt (F. S. Seckel).
An Einrichtungen bestanden insbesondere eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule (Elementar- und Religionsschule), ein rituelles Bad und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde gab es im 19./20. Jahrhundert
Lehrer und weitere Kultusbeamte. Nachdem der Sitz des Landrabbinats für ganz
Ostfriesland nach der Pensionierung bzw. dem Tod von Isaak A. Beer (1808 bzw.
1826) nicht mehr in Aurich, sondern in Emden war, stellte die Auricher Gemeinde
seit den 1840er-Jahren als erste Lehrer vorzugsweise Personen mit
rabbinischer Autorisation an, um zumindest noch einen Ortsrabbiner zu
haben. Unter anderem waren als Lehrer (Hauptlehrer, Oberlehrer) und Prediger mit
rabbinischer Autorisation tätig: von 1843 bis 1853 Rabbiner Gabriel Hirsch /
Naftali Lippmann (später Rabbiner in Bad
Kissingen), 1864 bis 1876 Rabbiner Dr. Philipp Kroner (nach 1876 Rabbiner in
Brandenburg, nach 1888 Rabbiner der Gemeinde Bne Brith in Berlin), 1873/74 bis
1876 Rabbiner Dr. Gabor Gedalia Goitein (später Rabbiner der Israelitischen
Religionsgesellschaft in Karlsruhe), 1878 Rabbiner Dr. Salomo A. D. Chodowski
(später an verschiedenen Orten, u.a. in Oels tätig), von August 1883 bis Juni
1885 Rabbiner Dr. Joseph Samuel Enoch (später u.a. Rabbiner in Marienburg), von
1885 bis 1894 Rabbiner Dr. Daniel Fink (später Rabbiner in Zwittau, Wien und
Berlin).
Seit Ende des 19. Jahrhunderts waren die ersten Lehrer und Prediger der
Gemeinde: 1894 bis 1912 Heinrich Reuß, 1912 bis 1922 Benjamin Wolff (zuvor
zweiter Lehrer), 1925 bis nach 1936 Max Moses. Die zweiten Lehrer waren:
1840er-Jahre Lehrer Rosenberg, 1878 bis 1912 Benjamin Wolff (zuvor 3 Jahre
Lehrer in Neustadt am Rübenberge; ab 1912 erster Lehrer in Aurich), um 1911/15
Lehrer Pfifferling (genannt bei der Zentennarfeier der Synagoge, 1915 im Krieg
eingezogen), um 1921 Lehrer Moritz Goldschmidt, bis 1926 Lehrer Wetzler, von 1926 bis
1941 Moritz Lachmann. Als Kantor und Schochet war von 1859 bis 1909 Jonas
Wolff tätig (gestorben 1911).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Max Feilmann
(geb. 1.9.1898 in Jever, gef. 10.3.1919), Jakob F. Hoffmann (geb. 30.9.1874 in
Aurich, gef. 31.10.1918), Sally Peiser (geb. in Ostrowo, gef. 13.6.1918), Josef
Sternberg (geb. 21.7.1896 in Aurich, gef. 5.12.1914), Meinhard Sternberg (geb.
30.11.1893 in Aurich, gef. 21.7.1916), Abraham Wolff (geb. 4.10.1893 in Großefehn,
gef. 23.9.1915), Leopold M. Wolff (geb. 6.8.1891 in Aurich, gef. 23.5.1916).
Naftali B. Wolff (geb. 25.8.1891 in Aurich, gef. 23.7.1916), Levy Melech Wolffs
(geb. 26.6.1886 in Aurich, gef. 16.5.1917), Siegfried M. Wolffs (geb. 11.5.1875
in Aurich, gef. 26.10.1918), Simon Wolffs (geb. 25.5.1898 in Aurich, gef.
21.10.1920). Außerdem sind gefallen: Gefreiter Abraham Simon Samson (geb.
8.2.1893 in Aurich, vor 1914 in Halberstadt wohnhaft, gef. 12.5.1916), Albert
Seckels (geb. 20.1.1891 in Aurich, vor 1914 in Köln wohnhaft, gef. 6.7.1917),
Siegmund Seckels (geb. 2.5.1887 in Aurich, vor 1914 in Köln wohnhaft, gef.
17.3.1917), Meyer Moritz Wolffs (geb. 13.2.1876 in Aurich, vor 1914 in Fraustadt
wohnhaft, gef. 24.11.1915).
Um 1924, als zur Gemeinde etwa 420 Personen gehörten (7 % von insgesamt
etwa 6.040 Einwohner), waren die Gemeindevorsteher Abraham van Dyk,
Lippmann Knurr und Abraham Wolf Wolffs. Der Repräsentanz gehörten an:
Jacob Sternberg, Sally Wolff, Levy Abraham Wolff, Herz Samson, Josef Hess, Louis
Hoffmann, Sally Goldschmidt, Karl Gidansky, Abraham Moses Cohen, Josef Wolf
Wolffs, Meyer Wolffs, Abraham Isaac Wolff. Als Prediger war Lehrer i.R. Bernhard
Wolff tätig, als Schochet und Synagogendiener Herr Halpern. An jüdischen Vereinen
bestanden es u.a.: der Israelitische Wohltätigkeitsverein für hiesige Arme
(gegründet 1887; 1924/32 unter Leitung von David A. Wolff, Norderstraße mit
etwa 100 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Gewährung zinsloser Darlehen an
Vereinsmitglieder, Kranken- und Armenunterstützung), der Israelitische
Frauenverein (gegründet 1802; 1924 unter Leitung der Frau von Josef Heß,
1932 unter Leitung von Regina Wallheimer, Norderstraße 18 mit 46 Mitgliedern;
Zweck und Arbeitsgebiet Unterstützung Bedürftiger, Krankenpflege), der Israelitische
Mädchenverein Malbisch Arumim (gegründet 1872; 1924 unter Leitung von Frl.
Leers, 1932 unter Leitung von Minna Wallheimer mit 45 Mitgliedern; Zweck und
Arbeitsgebiet: Unterstätzung Bedürftiger, Brautausstattung), der Israelitische
Jünglingsverein (1924 unter Leitung von Benjamin Samson), der Talmud
Thora Verein (1924 unter Leitung von A. van Dyk), der Jüdische
Brautverein (als Stiftung, unter Leitung des Gemeindevorstandes).
In der Umgebung von Aurich lebten 1924/32 jüdische Personen in Großefehn
(1924 12, 1932 7) sowie einzelne in Timmel (1905 6, 1924/32 vermutlich keine
mehr), Jheringsfehn (1932 2), Sandhorst (1932 8) und Kirchdorf (1932 6).
1932 waren die Gemeindevorsteher Abraham van Dyk (1. Vors., wohnt
Wilhelmstraße), Lippmann Knurr (2. Vors., Norderstraße 2) und Abraham Wolffs
(3. Vors. wohnt Wallstraße). Als Lehrer und Kantoren waren Max Moses (1.
Lehrer) und Moritz Lachmann tätig (Kirchstraße 13).
1933 wurden noch 395 jüdische Einwohner in Aurich gezählt (von
6.558 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen
Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der
zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise
ausgewandert. Nach dem Tod des Gemeindevorstehers Abraham van Dyk im Jahr 1934
wurde sein Sohn Karl vyn Dyk zum Gemeindevorsteher gewählt. Er emigrierte mit
seiner Familie im Juni 1938. Danach war Gemeindevorsteher Jacob Wolff. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge niedergebrannt (siehe unten). Die jüdischen
Einwohner wurden aus ihren Wohnungen verschleppt und zur Landwirtschaftlichen
Halle verbracht, wo sie zahlreiche Demütigungen und Misshandlungen über sich
ergehen lassen mussten. Nach unter 60 Jahre alten Männer wurden am folgenden
Tag über Oldenburg in das KZ Sachsenhausen verschleppt und über mehrere Wochen
festgehalten. Bis 1939 verließen zahlreiche weitere Familien die Stadt.
Insgesamt sind von den 1933 in der Stadt lebenden jüdischen Personen insgesamt
152 emigriert, davon 65 nach Holland, 34 in die USA, 14 nach Argentinien, elf
nach Palästina, je sieben nach England und Paraguay, sechs nach Belgien, fünf
nach Luxemburg und je eine Person nach Italien, in die Schweiz und nach
Schweden. Ende Januar 1940 wurde die in Aurich noch lebenden jüdischen
Familien / Personen zum baldigen Wegzug aus der Stadt gezwungen. Die meisten
siedelten daraufhin zunächst nach Hannover, Berlin und andere Städte
Deutschlands über. Mit Beginn der Deportationen wurden sie von dort
verschleppt.
Im Oktober 1941 wurden die folgenden Personen in das Ghetto Lodz
deportiert: Friedrich Hoffmann, Rebekka Hoffmann geb. Wallheimer, Lehrer Moritz
Lachmann, Friedrike Lachmann geb. Hess, Abraham Wolff, Isaak Wolff, Betty Wolff
geb. Weinberg, Rosetta Wolff geb. Schönthal, Rosa Wolffs, Wilhelm Wolffs.
Von den in Aurich geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Jenny (Johanna)
Altgenug (1897), Aron Adolf Aron 1869), Hermann Aron (1901), Johanne Aron
(1904), Sophie Aron (1873), Jakob Bargebuhr (1855), Cäcilie (Cilly) Behr geb.
Wolffs (1910), Betty Behrens geb. Samson (1908), Elli (Else) Bendix geb. Haase
(1888), Otto Bendix (1888), Herta Berg geb. Wolff (1909), Paula Blitz geb. Aron
(1905), Mirjam Bloch geb. Ballin (1851), Selma Blumert geb. Wolff (1896),
Abraham Cohen (1887), Auguste Cohen geb. Wolff (1894), Goldine Cohen geb. Wolff
(1876), Hanne (Hanna, Hannchen) Cohen geb. Wolff (1892), Jakob Cohen (1877),
Jakob Cohen (1882), Joseph Cohen (1917), Manfred Cohen (1930), Martha Cohen
(1927), Moses Jakob Cohen (1911), Adelheid Cohn (1871), Dodo Cohn (1922), Emmy
(Emma) Dannenberg geb. Wolffs (1877), Erna van Dyk (1893), Karl van Dyk (1894),
Margrit van Dyk (1929), Salomon Abraham Engländer (1873), Betti (Betty) Fränkel
(1922), Riki (Ricka) Fränkel geb. von der Berg (1892), Edith Frank geb. Wolffs
(1909), Gerda Frenkel geb. Walden (1915), Hannchen Fromme geb. Hoffmann (1878),
Helene Goldschmidt geb. Wolffs (1913), Berta Gottheim geb. Wolff (1910), Ottilie
Gottschalk geb. Seckels (1897), Hendel J. Grobfeld geb. Cohen (1867), Elli Grünberg
geb. Wallheimer (1900), Goldina Grünberg geb. Wallheimer (1858), Rosa Grünberg
geb. Wolff (1899), Caroline Gudema geb. Cohen (1888), Ilse Gutmann geb. Wolff
(1913), Georgine Haberer geb. Seckels (1893), Elise Halpern geb. Seckels (1892),
Adolf Hartog (1891), Berta Rika Hartog (1872), Cossmann Hartog (1877), Friedel
Hartog (1922), Henny Hartog (1882), Hermann Hartog (1887), Oskar C. Hartog
(1877), Paul Hartog (1924), Sara Hartog (1875), Dora Herzog geb. Wolff (1882),
Caroline (Lina) Hess geb. Meyer (1885), David Hess (1876), Hertha Johanna Hess
(1924), Karoline Käthe Hess (1901), Max Hess (1929), Wolf Heß (1887), Georgine
Gütel Heymann (1868), Hedwig Hiller (1901), Agnes Keyla Hirschberg geb. Ballin
(1869), Fanni Hirschberg geb. Wallheimer (1890), Artur J. Hoffmann (1910), David
Hoffmann (1877), Feodor J. Hoffmann (1908), Friedrich Hoffmann (1889), Friedrich
Hoffmann (1899), Goldine Hoffmann geb. Wolffs (1879), Hannchen Hoffmann geb.
Wolf (1889), Heinz Hoffmann (1924), Henriette Hoffmann geb. Hurwitz (1869),
Menno Hoffmann (1926), Mirjam Hoffmann (1929), Rahel Hoffmann (1869), Rahel
Hoffmann geb. Wolff (1892), Rebecka Hoffmann geb. Wallheimer (1893), Samuel (Semmi)
Hoffmann (1888), Scheintje Hoffmann (1873), Wilhelm Hoffmann (1905), Bella Isaak
geb. Wolff (1895), Netta Levi Izaaks geb. Wolff (1915), Gerda Jacobs geb. Wolff
(1906), Betti Kannegieter geb. Cohen (1879), Elli Katz (1934), Erna Katz geb.
Wolff (1909), Gustav Katz (1898), Jenny Kleeberg geb. Plaut (1898), Henni
(Henny) Kleerekoper geb. Wolff (1907), Bertha Köhler geb. Bargebuhr (1875),
Wilhelm Kroner (1870), Elfriede Kussel (1925), Hugo Kussel (1894), Marianne
Kussel geb. Wolff (1891), Lehrer Moses Moritz Lachmann (1874), Friederike
Lachmann geb. Hess (1873), Rosalie Laube geb. Levy (1874), Caroline (Kendel)
Leers (1863), Karoline Leers (1858), Ruben Leers (1872), Sara Leers geb.
Goldschmidt (1873), Victor Leers (1861), Claertjen Leezer geb. Cohen (1882),
Johanna de Levie geb. Wolf (1912), Gelly Meyerstein geb. Wolff (1888), Susanne
Moses geb. Hoffmann (1882), Hanny Nordheim geb. Wolffs (1889), Else Nussbaum
geb. Heymann (1896), Selma Österreicher geb. Hoffmann (1881), Jakob (Seckels)
Pels (1884), Sara Agnes Pels geb. Usansky (1897), Elisabeth Rosenthal geb.
Kirchner (1896), Erna A. Salomons geb. Wolffs (1905), Eva Salomons geb. Wolff
(1895), Hedwig Salomons geb. Friedenberg (1886), Isaak Salomons (1901), Marianne
Salomons geb. Wolff (1908), Thea Salomons (1937), Abraham Samson (1870), Abraham
Samson (1885), Benjamin Samson (1860), Carla Samson geb. Hoffmann (1906), Frieda
Samson geb. Wolff (1892), Goldine Samson geb. Wallheimer (1879), Hedwig Samson
geb. Goldschmidt (1880), Herz Samson (1863), Iwan Samson (1889), Johanna Samson
(1872), Josef Samson (1900), Mina Samson geb. Windmüller (1881), Minna Samson
(1881), Resi Samson (1906) Ruben Samson (1868), Siegfried Samson (1925), Simon
Samson (1857), Simon Samson (1877), Ida Samulon geb. Hoffmann (1883), Selma
Schanzer geb. Wallheimer (1884), Herbert Schmalzbalch (1929), Marie Schmalzbalch
geb. Pirak (1901), Frieda Schönthal geb. Wolff (1888), Fritz Seckels (1907),
Harry Seckels (1898), Joseph Seckels (1911), Moses Seckels (1857), Richard
Seckels (1898), Rosa Seckels geb. Kleinberger (1886), Selma Seckels geb. Moses
(1895), Milli Seligmann geb. Wallheimer (1887), Bertha Silbermann geb. Wolff
(1890), Edith Sorsky geb. Wolffs (1913), Gelli (Gretchen) Steinhagen geb. Wolff
(1884), Irma Stern (1908), Minna Stoppelmann geb. Wolff (1887), Therese
Strellnauer geb. Hoffmann (12871), Betty Valk geb. Cohen (1913 oder 1914),
Bertha de Vries geb. Wolffs (1885), Eva van der Wall geb. Wolff (1895), Gerda
von der Wall (1927), Henriette von der Wall (1930), Joseph von der Wall (1889),
Manfred von der Wall (1922), Horst Wallheimer (1928), Karl (Calmer) Wallheimer
(1868), Karoline Wallheimer (1890), Reisi Wallheimer geb. Fröhlich (1899), Röschen
Wallheimer (1885), Simon Wallheimer (1887), Vera Wallheimer (1930), Wilhelm
Wallheimer (1897), Wilhelm Wallheimer (1897), Wolf Wallheimer (1889), Louis
Watermann (1891), Marie Weihmann (1892), Jeanette (Nettchen, Natta) Weinberg
geb. Sternberg (1891), Seba Weinberg (1863), Alfred Wertheim (1889); Clementine
Winter (1879), Abraham Wolff (1894), Abraham Levy Wolff (1901), Adolf Wolff
(1920), Albert Wolff (1937), Alfred Abraham Wolff (1919), Aron Wolff (1933),
Benno (Benjamin) Wolff (1883), Berndt Wolff (1930), Bertha Wolff (1878), Betty
Wolff (1884), Daniel Wolff (1895), David Wolff (1889), Erika Wolff (1933), Erna
Wolff geb. Wallheimer (1896), Esther Wolff geb. Hiegentlich (1897), Ewald Wolff
(1931), Fritz Jakob Wolff (1921), Gelte Wolff (1880), Gisela Wolff (1926),
Gustav Wolff (1902), Guste (Gusta) Beate Wolff geb. Wolff (1910), Hanna Wolff
(1933), Hans Sally Wolff (1928), Hedwig Wolff geb. van der Walde (1883), Helene
Wolff geb. Goldwein (1884), Helmut Wolff (1929), Henny Wolff geb. Hartogsohn
(1891), Henriette Wolff geb. van der Walde (1875), Hermann Wolff (1893), Hertha
Wolff geb. Löwenstein (1894), Hildegard (Hilde) Wolff geb. Simson (1906),
Ingrid Wolff (1928), Isaak Levy Wolff (1879), Iwan Wolf (1891), Iwan Abraham
Wolff (1913), Jakob Wolff (1907), Jakob Wolff (1910), Jakob Isaak Wolff (1887),
Jeanette Wolff geb. Samson (1879), Jeanette Wolff (1899), Johanna Wolff geb.
Samson (1913), Jonas Wolff (1911), Jonas Wolf Wolff (1905), Josef Wolff (1911),
Joseph Wolff (1931), Karl Wolff (1874), Karoline Wolff (1897), Kurt Wolff
(1921), Lazarus Wolff (1917), Leo Wolff (1896), Leo Wolff (1930), Levi Wolff
(1884), Levin D. Wolff (1877), Lili Wolff geb. Donner (1887), Louis Wolff
(1929), Ludwig Wolff (1905), Lydia Wolff (1922), Magnus Wolff (1902), Marianne
Wolff geb. Karseboom (1894), Martin Wolff (1894), Moritz Wolff (1890), Nachmann
(Nachmon) Wolff (1905), Netti Wolff geb. Samson (1879), Recha Wolff (1900),
Regina Wolff geb. Gumpert (1891), Regine Wolff (1890), Regine Wolff (1936),
Renate R. Wolff (1923), Rosa Wolff (1926), Sara Wolff (1860), Senta Wolff
(1927), Siegbert Wolff (1922), Werner Wolff (1925), Wilhelm Wolff (1896),
Wilhelm Wolff (1907), Wolf Jacob Wolff (1855), Wolf Jonas Wolff (1871), Abraham
Wolffs (1868), Abraham Meloch Wolffs (1872), Adolf Wolffs (1896), Benjamin
Wolffs (1885), Benjamin Bendix Wolffs (1871), Betti Wolffs (1877), Betty Wolffs
geb. Wallheimer (1877), Clärchen Wolffs (1872), Clara Wolff (1870), Hannchen
Wolffs geb. Wallheimer (1883), Henriette (Jettchen, Jette) Wolffs geb. Rosenthal
(1888), Joseph Wolffs (1880), Lotte Wolffs geb. Samson (1919), Moses Wolffs
(1873), Paula Wolffs geb. Hess (1893), Rose Wolffs geb. Stahl (1890), Rose
(Rosa) Wolffs (1879), Sara Wolffs geb. Wolffs (1898), Siegfried Wolffs (1870),
Theodora Wolffs geb. Goldbach (1882), Wilhelm Wolffs (1905), Wolff Wolffs
(1918), Wolff Heimann Wolffs (1917), Amalie van der Wyk geb. Wolffs(1881).
Weitere Informationen siehe die "Liste
der Opfer auf den Auricher Gedenkstelen auf dem Synagogenplatz" (310 Namen mit Geburtsdatum/-Ort, Adresse in
Aurich, Wegzug und soweit bekannt: Todesort/Todesdatum), bearbeitet von Günther
Lübbers (erstmals erstellt am 28. Februar 2002, danach ständig überarbeitet;
Stand der Recherchen: 21. März 2020; eingestellt als pdf-Datei).
Dazu auch die Website
"Stolpersteine - Im Gedenken an Aurichs Opfer des Nationalsozialismus".
Aus Großefehn (Ost- bzw. Westgroßefehn) sind umgekommen: Hanne
(Hanna, Hannchen) Cohen geb. Wolff (1892), Riki (Ricka) Fränkel geb. van den
Berg (1892), Liny Menkel van den Berg (1890), Röschen Paskusz geb. Wolff
(1867), Jeanette Wolff (1899), Jakob Wolffs (1873), Margret Wolffs (1921), Selma
Wolffs geb. Elkan (1894), Sophie Wolffs geb. Gutkind (1890), Wilhelm Wolffs
(1882).
Aus Jheringsfehn sind umgekommen: Sara de Vries geb. Weinthal (1895),
Moritz Weinthal (1902), Wilhelm Weinthal (1897).
Aus Kirchdorf sind umgekommen: Abraham Cohen (1887), Auguste Cohen geb.
Wolff (1894), Sophie Rosenthal geb. Cohn (1888), Julie Wallheimer geb.
Salinger (1868), Karl Wallheimer (1868).
Aus Sandhorst sind umgekommen: Hedwig Samson geb. Goldschmidt (1880),
Hedwig Seckel geb. Marx (1910), Gustav Wolff (1902), Adolf Wolffs (1896).
Aus Timmel sind umgekommen: Erich Jakob van der Berg (1918), Betti
(Betty) Fränkel (1922).
Zur Geschichte der Synagoge
Mit dem durch Graf Ulrich II. ausgestellten
Generalgeleitsbrief von 1645 war der ostfriesischen Judenschaft gestattet, nach
eigener "jüdischer Ordnung" leben zu können. Im Generalgeleitsbrief
von 1670 war ausdrücklich bestimmt, dass die Juden in ihren Wohnungen oder in
Synagogen Gottesdienste abhalten konnten.
Bis 1810 war eine erste Synagoge im Anbau (Hinterhaus) zum Haus der Familie Beer in der Langen Straße beziehungsweise Wilhelmstraße
untergebracht. In diesem Jahr konnte die jüdische Gemeinde den Grundstein zu
einer neuen Synagoge in der Kirchstraße legen. Vorausgegangen waren mehrere
Jahre der Planungen. Die Einweihung der Synagoge war am 15./16. September
1811.
Selig Schachnowitz schreibt 1936 über die Geschichte der Synagoge unter anderem (Bericht):
"...ist die (Auricher) Synagoge selbst ein Denkmal der engen Verbundenheit der Auricher Juden mit der Heimat.
1810 wurde mit Hilfe der Fürsten und der Einwohnerschaft der Grundstein zum Tempelbau gelegt und im September konnten die heiligen Rollen in großem Festzuge aus dem Hinterhause der Beers, wo bis dahin der Gottesdienst abgehalten wurde, in den neuen einfachen, aber schönen und nach den Gesetzen strenger Sachlichkeit ausgeführten Bau überbracht werden. Es war ein Festtag für die ganze Stadt und Umgebung, der Tag der Einweihung. In gedruckten, künstlerisch ausgeführten Einladungen an die Stadtväter und Spitzen der Behörden, wie in polizeilichen Verhaltungsmaßnahmen, in Erwartung des Andrangs der Festgäste aus allen Teilen der Bevölkerung, im Auricher Stadtarchiv ist die Feststimmung verewigt wie eine alte verklungene Melodie auf Wachsplatten.
Zum hundertsten Jubiläum der Synagoge 1911 wurde sie gründlich renoviert und erweitert. Von der Kanzel dieser Synagoge hat sechs Jahre lang, von 1841 bis 1847, der
Landrabbiner Samson Raphael Hirsch zu seiner Gemeinde gesprochen. Er kam, wie heute noch die Auricher mit Stolz erzählen, gern und oft in diese seiner größten Bezirksgemeinden und mancher seiner ewigen Hochgedanken mag hier in der stillen Beschaulichkeit der rund um die schmucken roten Häuschen herum blühenden Gärten seine letzte Reife erhalten
haben".
Über die im Bericht von Schachnowitz erwähnte Hundertjahrfeier der Synagoge
liegen aus den Zeitschriften "Der Israelit" und der "Allgemeinen Zeitund
des Judentums" folgende Berichte vor":
Hundertjahrfeier der Synagoge in Aurich (1911)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 28. Dezember 1911: "Zentennarfeier der Synagoge zu Aurich.
Am 15. und 16. September dieses Jahres war es der Auricher
Synagogengemeinde vergönnt gewesen, gleichzeitig mit dem Einzuge in die
neu restaurierte Synagoge auch das Jahrhundertfest dieses ehrwürdigen
Hauses durch eine gottesdienstliche Feier zu begehen. Gern hätte die
Verwaltung an diese religiöse Feier ein gemütliches Fest angeschlossen,
allein sie musste damals in Rücksicht auf die Nähe der
ehrfurchtgebietenden Tage von der Begehung eines solchen absehen und eine
geeignetere Zeit abwarten. Der Vorstand der Gemeinde hat darum mit den
Vorständen der Vereine in einer besonderen Sitzung das Chanukkafest zur
Abhaltung dieser Festlichkeit bestimmt, das nun am 2. Abende gefeiert
wurde und einen glänzenden Verlauf nahm.
Gegen 9 Uhr abends versammelten sich die Mitglieder im Saale des 'Adamschen
Gartens', wo zunächst Frl. Gelli Wolffs einen Prolog sprach, der das
Chanukkafest verherrlichte. Sodann begrüßte unser hochverehrter
Synagogenvorsteher Herr v. Dyk die Erschienenen, wies in trefflichen
Worten auf die Bedeutung unseres Gotteshauses für die Gemeinde hin und
ermunterte namentlich die Jugend zum Verharren in Frömmigkeit und Wohltun.
Herr Lehrer und Kantor Pfifferling zündete dann die
Chanukkalichter an und die Gemeinde sang Maos Zur. Danach betrat der erste
Lehrer der Gemeinde B. Wolff das Podium, um in kurzen Strichen die
Entwicklungsverhältnisse der Synagogengemeinde Aurich von ihren Anfängen
bis zum Jahre 1811 zu schildern. Den interessanten Ausführungen folgten
die Anwesenden mit Spannung. Längere Zeit verweilte der Redner bei dem
Bau der Synagoge und deren Einweihung vor hundert Jahren. Er führte etwa
folgendes aus:
In der preußischen Zeit, also vor 1806, besaß die Gemeinde kein
Gotteshause; der Gottesdienst wurde in einem Hinterraume eines Hauses in
der heutigen Wilhelmstraße abgehalten, wo der Landparnass Beer wohnte.
Nach der für Preußen so unglücklichen Schlacht bei Jena und Auerstadt
war König Friedrich Wilhelm III. gezwungen, mit Frankreich den Frieden zu
Tilsit zu schließen. In diesem Frieden riss Napoleon auch Ostfriesland an
sich. Für die Juden unserer Heimat begann nun eine bessere Zeit. Die
Begünstigungen, die ihnen unter französisch-holländischer Herrschaft
zuteil wurden, bewogen unsere Vorfahren eine eigene Synagoge zu bauen,
wozu sie schon im Jahre 1809 die ersten Vorkehrungen trafen. Sie wurden
dabei durch eine Subvention, die ihnen regierungsseitig gewährt wurde,
unterstützt, und auch die nichtjüdischen Bürger Aurichs steuerten zu
dem Bau, was aus einer Danksagung hervorgeht, die unterm 22. August 1810
im 'Courant voor het Departement Oost-Vreesland' erschien. Sie lautet:
'Der uns so werten Stadt Aurich und insonderheit allen denjenigen, welche
uns so milde, so liebreich zum Bau unserer der Verehrung und Anbetung des
Ewigen, unseres gemeinschaftlichen Gottes, Vaters und Erhalters gewidmeten
Hauses, Beiträge zu schenken beliebt haben, statten wir die
Endesgenannten Deputierten der hiesigen israelitischen Gemeinde namens
derselben den gehorsamsten und verbindlichsten Dank ab. Hatten wir gleich
zu der wohltätigen Unterstützung der sich von jeher so freigebig
bewiesenen Stadt Aurich das gerechteste Vertrauen bei der Eröffnung
unserer Kollekte, so übertrifft sie bei dem Drange der Zeiten alle unsere
Erwartungen! Sie erfüllt daher unsere Herzen mit den größten und
gerührtesten Empfinden! Psalm 115,12-18. Namens der Israelitischen Gemeinde:
Jonas Abraham Wolffs. Wolf Meyer Ballin, Aron Schwabe. Moses Ballin. Jos.
Dawid Ballin.'
Im Sommer des Jahres 1811 war das Gebäude vollendet und sollte am 13.
September seiner Bestimmung übergeben werden. Vorher aber sahen sich die
Deputierten der jüdischen Gemeinde zu einer öffentlichen Bekanntmachung
veranlasst, in der sich die Stimmung der Bürger am deutlichsten
widerspiegelt: 'Einem hochverehrten Publiko wird von den unterzeichneten
Deputierten der hiesigen jüdischen Gemeinde ergebenst angezeigt, dass am
Freitage, den 13. dieses Monats die neu erbaute, an der Kirchstraße
hieselbst stehende Synagoge mit großer Feierlichkeit eingeweiht, und
damit morgens 9 Uhr Anfang gemacht werden soll. Um hierbei aber vor einem
Überlauf von Menschen gesichert zu sein, ist eine Billetten Austeilung
nötig erachtet worden. Jede Person, welche am besagten Tage dieser Feier
in der neuen Synagoge beizuwohnen wünscht, zahlt also für ein Billet 18
Stieber po cour. Auch sind diese Billeten vorläufig bei dem Kaufmann
Jacob Joseph Ballin zu haben. Aurich, 4. September 1811. Die
Deputierten".
Die Einweihungsfeier ist denn auch offenbar unter Beteiligung aller Kreise
der Einwohnerschaft vor sich gegangen, was aus einer weiteren Danksagung
der jüdischen Gemeinde zu entnehmen ist, die im
'Courant' |
am
18. September erschien und folgendermaßen lautet: 'Wir sämtlichen
Mitglieder der Israelitischen Gemeinde in Aurich finden uns verpflichtet,
unseren gehorsamsten Dank den Herren des hiesigen Liebhaber Konzerts und
allen andern geehrten Einwohnern dieser Stadt öffentlich abzustatten,
dass sie die Güte gehabt, der Feier der am 13. dieses geschehenen
Einweihung unserer neuen Synagoge mit beizuwohnen, und dadurch dies für
uns unvergessliche Fest in unserem der Anbetung des Ewigen gewidmeten
Hause zu erhöhen. Dankbar sind wir auch unserem Mitgliede, Herrn Abraham
Joseph Ballin, der mit seinem trefflich singenden Sohne an dem feierlichen
Tage nicht nur unsern Gesang geleitet, sondern sich auch auf eine
edelmütige Art erklärt hat, es noch ferner tun zu wollen.
Gott, der Gebet alles Guten, erhöre übrigens die inbrünstigen Gebete,
die wir an dem Tage zu ihm hinaufgeschickt haben, und weiter an ihn
richten werden, er erhalte fernerhin Friede und Eintracht unter uns, damit
sein heiliger Name immer mehr und mehr verherrlicht werde, und er nie
Veranlassung finden möge, seine segensreiche Hand von uns unseren
Nachkommen abzuwenden.'
Nachdem der Festredner dann noch einen Rückblick auf die
Synagogenvorsteher des letzten Jahrhunderts geworfen hatte, schilderte er
die Verdienste unseres jetzigen Vorsitzenden um die Entwicklung unserer
Gemeinde, und das Hoch, das er Herrn v. Dyk widmete, fand brausenden
Widerhall.
Es folgten nun noch Vorträge und Aufführungen humoristischen Inhalts,
die die Jugend bis zum anbrechenden Morgen
zusammenhielt."
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Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Oktober 1911:
"Die jüdische Gemeinde in Aurich beging am 13. vorigen Monats
die Hundertjahrfeier ihrer Synagoge, die am 13. September 1811 feierliche
eingeweiht wurde. Bis dahin war der Gottesdienst in einem Mietshause
abgehalten worden. Die gerechtere Behandlung, die den Bekennern mosaischen
Glaubens unter der holländischen Regierung 1808 zuteil wurde, veranlasste
sie im nächsten Jahre zum Synagogenbau, der nach zwei Jahren vollendet
wurde." |
Nach der umfassenden Renovierung der Synagoge 1911 und
der Zentennarfeier zum Chanukkafest in diesem Jahr blieb das Gebäude nur noch
27 Jahre Mittelpunkt der religiösen Lebens der jüdischen Gemeinde am Ort. Noch
1936 waren die Gottesdienste sehr gut besucht. Selig Schachnowitz schreibt nach
seinem Besuch an einem Schabbat Anfang November 1936 (Text unter Berichte): "Die
Synagoge ist abends wie morgens voll gefüllt und der Gottesdienst geht unter
Leitung eines routinierten melodienreichen Chasan und vortrefflichen Baalkore in
Andacht und Anstand vor sich. Das Hauptgebet wird mit Psalmen eingeleitet und es
schließen sich ihm andere Psalmen und eigene Nachgebete an. Denn Aurich ist
eine Gemeinde mit Traditionen, an denen festgehalten wird, und auch einer alten
Geschichte".
Kindergottesdienst in der Synagoge (1936)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
15. Oktober 1936: "Aurich, 12. Oktober (1936). Nachdem im
vorigen Jahre ein Kindergottesdienst anlässlich Simchas Tauroh
veranstaltet worden war, kam man in diesem Jahre dem Wunsche vieler
Erwachsener nach, um diese Einrichtung weiter auszubauen. Die bis auf den
letzten Platz gefüllte Synagoge gab einen Beweis für die rastlose
Tätigkeit der hiesigen Ortsgruppe der Agudas Jisroel unter ihrem
bewährten Führer, Herrn Simson Samson, in dessen Händen die
Leitung der Veranstaltung lag und durch Frl. Minna Wolff, sowie Herrn
Willi und A. Glück unterstützt wurde. Wer die Begeisterung der
Kleinen sah, mit welcher Hingabe und Kenntnis die Nigunim (Melodien( und
das Leienen ausgeführt wurden, der konnte sich überzeugen, dass hier
noch alte Tradition fortgeführt wird,. Die Feier wurde eingeleitet durch
den Vorsteher Herrn Karl van Dyk, der in einer längeren Ansprache
an die ganze Gemeinde appellierte, den Namen der alten ehrwürdigen
Gemeinde Aurich stets in Ehren zu halten und die uns auferlegten Pflichten
gewissenhaft zu erfüllen, um so auch der Jugend ein schönes Beispiel zu
geben, die Tradition weiter zu hegen und zu pflegen. Nach Beendigung der
Feier wurden den Kindern kleine Gaben durch die Ortsgruppe der Agudas
Jisroel überreicht, und man ging in dem Bewusstsein nach Hause, einer
Veranstaltung beigewohnt zu haben, die allen Teilnehmern noch lange in
Erinnerung bleiben und der Agudas Jisroel neue Mitglieder zuführen
wird." |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch SA-Männer und andere
Nationalsozialisten in Brand gesetzt. Das Gebäude brannte nieder, zusammen mit
den in ihr befindlichen Torarollen und Gebetbüchern. Die Feuerwehr war anwesend
und hatte die umliegenden Häuser zu sichern. Zahlreiche jüdische
Gemeindemitglieder wurden nach ihrer Verhaftung durch SA-Leute teilweise an der
brennenden Synagoge vorbeigeführt und zur Landwirtschaftlichen Halle verbracht,
in der viele von ihnen schwer misshandelt wurden.
In der Folgezeit konnten - bis zu den Deportationen der letzten jüdischen
Einwohner - Gottesdienst noch teilweise in zwei Wohnräumen im Haus der
Lehrerwitwe Amalie Wolff geb. Fromm in der Straße Krähennestergang
stattfinden. Die Brandruine der ehemaligen Synagoge wurde beseitigt. Auf dem Gebäude
der früheren jüdischen Schule, hinter dem sich die Synagoge befand, wurde das
Haus der Ärztekammer errichtet.
Nach 1945: Heute erinnert ein Gedenkstein auf dem Hohen Wall an die
Synagoge und an die Pogromnacht von 1938. Im Oktober 2012 wurde zusätzlich ein
Gedenkplatte (Granitplatte) vor dem Sozialgericht in das Pflaster eingebettet.
Ein Pfeil zeigt in Richtung der ehemaligen Synagoge.
Fotos
(Quelle der historischen Skizzen und des historischen Fotos
des Innenraumes: Frisia Judaica. 1988 S.
147-148)
Lageplan der Synagoge |
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Lageplan der Synagoge zwischen
dem
Hohen Wall und der Kirchstraße |
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Skizzen der
Synagoge |
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Skizze der ehemaligen
Synagoge |
Grundriss der Synagoge
mit
Eintragung der Sitzplätze |
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Foto des
Innenraumes
der Synagoge |
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Blick auf den Lesepult
(Schulchan), links
der Mitte des Fotos der Toraschrein (links
der Mitte), davor das "Ewige Licht" |
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Gedenkstein und Rekonstruktion
(Quelle: Wikipedia-Artikel
zur
"Jüdischen Gemeinde Aurich) |
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Computer-Rekonstruktion
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Außenansicht |
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Gedenkplatte
(Gehwegplatte)
vor dem Sozialgericht |
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Die Gedenkplatte mit Pfeil in
Richtung des
Synagogengrundstückes wurde im
Oktober 2012 angebracht |
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Links und Literatur
Literatur:
| Karl Anklam: Die Judengemeinde in Aurich. In:
Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums. Jahrgang 1927
Heft 4 S. 194-206.
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| Georg Eggersglüß: Hofjuden und Landrabbiner in
Aurich und die Anfänge der Auricher Judengemeinde (ca. 1635-1808). In: Frisia Judaica. Beiträge zur Geschichte der Juden in Ostfriesland
(Hg. von Herbert Reyer und Martin Tielke). Aurich 1988 (=
Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands. Bd. 67). S. 113-127. |
| Hans-Joachim Habben: Die Auricher Juden in
hannoverscher Zeit (1815-1866). In: Frisia Judaica. Beiträge zur Geschichte
der Juden in Ostfriesland... s.o. S. 127-163. |
| Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in
Niedersachsen und Bremen (Hrsg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit
mit David Bankier und Daniel Fraenkel). Bd. II Göttingen 2005 S. 126-151 (Abschnitt zu
Aurich von Herbert Reyer).
Hier
finden sich S. 150-151 zahlreiche weitere Literaturangaben. |
| Reise
ins jüdische Ostfriesland. Hrsg. von der Ostfriesischen Landschaft -
Kulturagentur Georgswall 1-5 26603 Aurich. Tel.
04941-179957 E-Mail:
kultur[et]ostfriesischelandschaft.de. Erschienen im Juli 2013. 67 S.
Kostenlos beziehbar.
Internet: www.ostfriesischelandschaft.de
"Reise ins jüdische Ostfriesland" ist ein gemeinsames Projekt im Rahmen des dritten kulturtouristischen Themenjahres
"Land der Entdeckungen 2013". Am 9. November 2013 jährte sich zum 75. Mal die Pogromnacht von 1938 in Deutschland. Dies haben 17 Einrichtungen, davon neun Museen und fast alle ehemaligen Synagogengemeinden zum Anlass genommen, sich unter dem Titel
"Reise ins jüdische Ostfriesland" zusammenzuschließen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verschwand die jüdische Kultur im Vergleich zum übrigen Deutschland hier bemerkenswert schnell aus dem bis dahin gemeinsamen Alltagsleben von Juden und Nichtjuden.
"Reise ins jüdische Ostfriesland" will an das einst lebendige jüdische Leben in der Region erinnern.
Die Projekte zeigen in beeindruckender Weise, wie ein Thema aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden kann. Allen jedoch geht es insbesondere darum, dem vielfältigen jüdischen Leben in Ostfriesland bis zur Shoah und darüber hinaus wieder ein Gesicht zu geben. Denn Erinnerung ist ein Weg zur Heilung und damit zur Versöhnung. |
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Bernd-Volker Brahms (Autor) / Ulrich Völkel
(Hrsg.) "Spurensuche gegen das Vergessen." AURICH. Stolpersteingeschichten.
Erschien bei Eckhaus Geschichte 2018. 16,80 €. Mit einem Vorwort von Jörg
Armbruster.
Informationen zu dieser Publikation: Aurich war einst Hauptstadt der
Grafschaft und des späteren Fürstentums Ostfriesland, wovon noch heute
prächtige Bauwerke zeugen. Zur Geschichte der Stadt gehört ein vielfältiges
jüdisches Leben, dessen Anfänge bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen.
Aurich ist ohne den Beitrag jüdischer Bürger kaum denkbar. 1933 machten sie
6,5 Prozent der Bevölkerung aus. 1940 war Aurich als Folge rassistischer
Pogrome, Vertreibung und Ermordung 'judenfrei', wie es im Jargon der
Nationalsozialisten hieß. Die Stadt war eines wesentlichen Teils ihrer
'Seele' beraubt. Liest man die Biografien der in diesem Buch vorgestellten
Personen, begreift man den Verlust, der der Stadt zugefügt wurde. Umso
wichtiger sind die Bemühungen der Auricher Bürger, sich ihrer Geschichte zu
stellen und durch Erinnerungsstätten Mahnmale des Gedenkens zu schaffen, die
vor allem auch in die Zukunft weisen wollen: Nie wieder darf es ein solches
Verbrechen geben!
Link zur Website des Verlages:
https://eckhaus-verlag.de, weitere Informationen auf der Seite:
https://eckhaus-verlag.de/produkt/stolperstein-geschichten-aurich/
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Laura
Hillman: Ich pflanze einen Flieder für dich. Aus dem Englischen
übersetzt von Adrian Mills. ISBN 978-3-945294-31-4 160 S. Einige Abb.
Eckhaus-Verlag 2019.
www.eckhaus-verlag.de /
https://eckhaus-verlag.de/produkt/hillman/
Zum Inhalt: Im Frühjahr 1942 besucht die gebürtige Auricherin Hannelore
Wolff mit ihren Freundinnen eine Schule in Berlin, als sie die furchtbare
Nachricht ereilt, dass ihre Mutter und die Brüder durch die Gestapo
deportiert werden sollen. Hannelore fällt die folgenschwere Entscheidung,
ihre Familie auf diesem Weg zu begleiten. In den nächsten Jahren übersteht
sie die Schrecken von insgesamt acht Arbeits- und Konzentrationslagern.
Obwohl sie vom Tod und von unerträglichem Leid umgeben ist, verliebt sie
sich in einen polnischen Kriegsgefangenen. Beide, Hannelore und Dick,
schöpfen Hoffnung, als sie einen Platz auf Schindlers Liste ergattern. Aber
die versprochene Rettung ist noch nicht besiegelt und Hannelore findet sich
plötzlich allein vor den Toren von Auschwitz wieder. Mehr als nur eine
Lebenserinnerung, zeigt diese beeindruckende wie erschreckende Geschichte,
wie auch in den grausamsten Zeiten Liebe und Hoffnung gegen den Hass
gewinnen. |
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Esther
Wallheimer: Ein riesiges Gefängnis. Erinnerungen an das Ghetto
Litzmannstadt. 2022. 7,50 €. ISBN 978-3-942240-40-6.
Hinweis: Esther Wallheimer (geb. 1927) überlebte mehrere
Konzentrationslager und heiratete nach dem Krieg den gebürtigen Auricher
Bernhard (Berni) Wallheimer (geb. 1925).
Links: Artikel zum Buch von Werner
Jürgens in der "Ostfriesenzeitung" vom 2. Juli 2022. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Aurich, Hanover. Jews settled
in Aurich in 1635, their number growing from nine families in 1645 to 219 Jews
in 1824 and 406 in 1885. The community established a synagogue (1810), a school,
and a cemetery (1764). A rabbi was employed until 1826. The community's
religious orientation was Orthodox. In 1848 and again in 1913, a Jew was elected
a member of the city council. When the Nazis came to power in 1933, there were
398 Jews in Aurich. Boycott measures were directed especially against the 50 (of
a total 58) Jewish cattle traders and butchers who were falsely accused of fraud
and cruelty to animals. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the
synagogue was burned down. Jewish men were rounded up and maltreated, and 40-50
men were detained for several weeks in the Sachsenhausen concentration camp. In
early 1940, there were about 155 Jews in Aurich. They fled to the biggger towns
upon hearing about plans for their evacuation. In March 1940, there were 20 Jews
and they also left Aurich before long. About 150 local Jews managed to emigrate,
about 160 perished. Many who had fled to Holland were rounded up again when the
Nazis occupied the country.
nächste Synagoge
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