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Friedhöfe in der Region"
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Übersicht: "Jüdische Friedhöfe im
Landkreis Bad Kreuznach"
Bad Kreuznach
(Rheinland-Pfalz)
Jüdische Friedhöfe
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge
in Bad Kreuznach (interner Link)
Zur Geschichte der Friedhöfe
In Bad Kreuznach bestand
bereits im 16. Jahrhundert ein (alter) jüdischer Friedhof. Nach einer
Quelle von 1548 durften die hier lebenden Juden "in der Nähe von Kreuznach
einen Platz ankaufen, um die Ihrigen oder andere Juden - woher sie waren - dort
zu begraben". Dieser Friedhof lag in der Nähe des Schlossberges unterhalb
der Kauzenburg im Gebiet des heutigen Rittergutes Bangert.
Ein neuer Friedhof wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts
angelegt. Der älteste erhaltene Grabstein ist von 1630. Der Friedhof wurde
in den folgenden 300 Jahren mehrfach erweitert. Die Friedhofsfläche umfasst
heute 78,30 ar. Im ältesten Teil befinden sich etwa 300 teilweise stark
verwitterte Grabsteine. Im "jüngeren" Teil sind etwa 400 Gräber
angelegt worden; einige davon für Kurgäste der Stadt, die während ihrem
Aufenthalt hier verstorben sind. Der Kreuznacher Friedhof gilt neben dem alten jüdischen
Friedhof von Worms zu den besterhaltenen jüdischen Friedhöfen in
Rheinland-Pfalz. Die Friedhofsfläche umfasst 75,30 ar. Die Totenhalle des
Friedhofes wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut, 1894 erweitert und 1987
restauriert. An der Westseite ist eine schwarze Marmortafel mit den Namen der im
Ersten Weltkrieg gefallenen jüdischen Soldaten angebracht. Die Tafel stammt aus
der zerstörten Synagoge.
Schändungen des Friedhofes kamen bereits im 19. Jahrhundert vor. 1885
wird von zwei Schändungen innerhalb weniger Monate berichtet:
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Juni 1885: "Kreuznach.
Dem hiesigen Anzeiger entnehmen wir nachstehende Bekanntmachung:
Bekanntmachung. 20 Mark Belohnung. Im Anfange dieses Monats sind in
der Halle des Friedhofes der hiesigen Synagogengemeinde 37 Fensterscheiben
vorsätzlich und rechtswidrig zerstört beziehungsweise eingeworfen
worden. Indem ich einen Jeden, der über die Täterschaft Auskunft zu
geben vermag, um sofortige Erstattung der Anzeige dringend ersuche,
bemerke ich, dass derjenige, der die Täterschaft dergestalt zur Anzeige
bringt, dass gegen dieselbe die gesetzliche Strafe ausgesprochen werden
kann, obige Belohnung erhält.
Kreuznach, 17. Juni 1885. Der Königliche Amtsanwalt, Bösken.
Seit wenigen Monaten ist dies der zweite Fall, dass man unsrem Friedhofe
unlieb, ja unmenschlich nahte. Anfangs dieses Jahres wurden auf demselben
Grabmonumente teils demoliert, teils in einer Weise besudelt, wie man es
am Ende des erleuchteten 19. Jahrhunderts kaum für möglich gehalten
hätte." |
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Die Friedhofshalle um
1900 |
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Über den Bögen
befinden sich die Inschriften (hebräisch und deutsch aus Sprüche 23,18):
"Wahrlich, es gibt eine Zukunft und deine Hoffnung gehet nicht zu
Grunde". |
Im Mai 2003 wurde der Friedhof geschändet.
Acht der insgesamt 13 von der Schändung betroffenen Grabsteine wurden mit schwarzem Lack besprüht und
Hakenkreuze, SS-Runen sowie antisemitische Parolen aufgemalt.
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt im Westen der Stadt an der "Stromberger
Straße".
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Lage des jüdischen Friedhofes
in Bad Kreuznach auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken:
der Link zeigt die Lage des jüdischen Friedhofes an;
oder unter
"Einrichtungen" weiterklicken zu
"Friedhof, israel." |
Link zu den Google-Maps
Größere Kartenansicht
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 30.3.2005 und 24.5.2010; Fotos
zum jüdischen Friedhof Bad Kreuznach auch in den Fotoseiten von Stefan Haas
https://www.blitzlichtkabinett.de/friedhöfe/friedhöfe-in-rlp-iv/)
Der Friedhof im März
2005
(Aufnahmen rechts) und
im Mai 2010 (weitere Fotozeilen) |
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Das Eingangstor |
Die Hinweistafel |
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Das Eingangstor |
Hinweise zum
Erhalt des Schlüssels |
Blick auf den
neuesten Friedhofsteil
- vom Eingang kommend |
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Im neuesten
Friedhofsteil, rechts mit Gräbern von 2010 |
Gräber der
1930er-Jahre, dazwischen
auch Gräber nach 1945 |
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Grabstein im Vordergrund für
Siegmund Morgenstern (1870-1936) |
Grabstein im
Vordergrund für
Julius Gamiel (1875-1933) und
Rosa Gamiel geb. Baum (1874-1937) |
Grabstein vorne
links für
Lina Grünewald geb. Schwarz (1881-1964),
rechts für Dr. G. Arfeld (1896-1962) |
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Grabstein für
Rabbiner
Dr. A. J. Tawrogi (1857-1929) und
Rahel Tawrogi geb. Kahlberg
(1863-1934) |
Grabstein für
Hugo Wolff
(1871-1930)
mit Gedenkinschriften für Emilie Wolff
geb. Heymann (1876 -
1943 Theresienstadt)
und weiteren Angehörigen |
Grabstein für
Helene Berendt geb. Wachenheimer
(1861 in Kippenheim - 1937) |
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Grabstein
für
Ida Nachmann geb. Goldmann
(1871 - 1938 in Langenlonsheim) |
Grabstein für
Julius Schneider
(1862-1941?) und Gedenkinschriften
für mehrere deportierte Angehörige |
Kindergräber |
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Grabstein in der Mitte für
Thekla Lehmann
geb. Ellenbogen (1871-1923) |
Hoher Grabstein
für Daniel Rothenberg
(1850-1922) und Jeanette Rothenberg
geb. Marx
(1854-1935), rechts daneben für
Dr. Franz Josef Seligmann (1889-1964) |
Grabstein
für
Albert Mayer (1877-1924) und
Selma Mayer geb. Löwenberg
(1883-1919) |
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Die Friedhofshalle
inmitten des Friedhofes |
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Blick auf die Friedhofshalle |
Ehrentafel für
die im Ersten Weltkrieg
aus der jüdischen Gemeinde
Bad Kreuznach Gefallenen -
ursprünglich in der Synagoge |
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"Zur
Erinnerung aller Kreuznacher Juden, die
als Opfer des Nationalsozialismus
ihr Leben
lassen mussten. Die Überlebenden in aller Welt!" |
Eingangstor
zur
Trauerhalle / Friedhofsynagoge
in der Friedhofshalle |
Blick in die
Trauerhalle |
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Inschrift
(hebräisch und deutsch):
"Gedenke o Herr, der Seelen der
Heiligen
Gemeinde Bad Kreuznach" |
Einer der beiden Menorot
(Leuchter)
in der Friedhofshalle |
Blick in den Friedhof |
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Grabstein für Leopold
Weiler
(1887 in Steinbach am Glan - 1902) |
Teilansicht des
um 1900 belegten Friedhofsteiles |
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Grabstein links für
Alfred
Wolf (1885-1914),
rechts für Gertrude Kahn geb. Kahn
(1856-1913) und
Isaak Kahn (1858-1936) |
Grabstein links
für August Schloss (1858-1927)
und Lina Schloss geb. Jonas (1854-1909),
Mitte für Esther Neuberger geb. Mayer
(1866 San Francisco - 1909), rechts
für
Michel Michel (1845-1908) |
Vermutlich das ehemalige
Taharahaus zur Leichenwaschung
(wird nicht mehr benutzt) |
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Teilansicht - im
Hintergrund
die Friedhofshalle
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Grabsteine mit maurischer
Form;
der rechte Grabstein mit
"segnenden Händen" der Kohanim |
Am Rand des Friedhofes:
Fragmente
einer Inschriftenplatte |
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Aufwändig
gestaltete Grabsteine mit reicher
Ornamentik, rechts "segnenden
Händen" der
Kohanim für Ferdinand Scheyer, links für
seine Frau
Rosa Scheyer geb. Salm (1828-1878) |
Teilansicht;
im Hintergrund die Friedhofshalle |
Hoher Grabstein in
der Mitte für
Ferdinand Rheinstein (1842-1909)
und Esther Rheinstein geb. Abraham
(1844-1888) |
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Grabstein für die im Ersten
Weltkrieg
gefallenen Arthur Schloss - Unteroffizier -
(1891-1918) und Karl
Schloss - Unteroffizier -
(1887-1914), beide Inhaber des EK II |
Oben: Vorder- und
Rückseite derselben Grabsteine. Die hohen Steine (auf rechtem Foto
rechts)
für Moses Bermann (1831-1911) und Henriette Bermann geb.
Rosenthal (1839-1882); der
kleine Grabstein für Karoline Seligmann
(1819-1882); auf den Steinen ist die Hauptinschrift
auf der Vorderseite
noch traditionell ganz in hebräisch abgefasst; die deutsche Inschrift
auf
der Rückseite. |
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Hölzernes Grabdenkmal für
Gustav Löb
(1849-1913), Alfred Löb (1882-1914), Ludwig Löb
(1879-1919)
und Kätchen Löb (1853-1935) |
Grabstein für Bertha
Engel
geb. Lazarus (1853-1882)
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Grabstein für Michel Rauner
(1833 in Rheinböllen -
1892 in Hargesheim) |
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Grabstein links für
Sara
Brück
geb. Nathan (1851-1880), rechts für
Rosa Adler geb. Woog (1825-1880) |
Grabsteine rechts
mit Amphoren / pflanzlicher
Ornamentik; kleinerer Grabstein links für
Sara Feist geb. Heymann (1819-1917) und
Eduard Feist
(1810-1896) |
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Im alten
Friedhofsteil |
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Ansichten des
alten Friedhofsteiles |
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Einzelne,
teilweise bereits stark verwitterte Grabsteine; auf Foto in der Mitte
Grabstein links mit Levitenkanne |
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Ein Teil
des alten Friedhofsteiles ist stark verwildert |
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Versunkene Grabsteine |
Teilansicht
des
alten Friedhofsteiles
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Blick vom alten
zum neueren
Friedhofsteil; rechts ist die
Friedhofshalle erkennbar |
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Einzelne Presseberichte zum jüdischen Friedhof
Mai 2010:
Bericht über eine Führung über den jüdischen
Friedhof |
Artikel von Christine Jäkel in der "Allgemeinen Zeitung" vom
26. Mai 2010 (Artikel):
"Begräbnisstätte angelegt für die Ewigkeit.
JÜDISCHER FRIEDHOF Totenruhe oberstes Gebot / Trauerkultur bei seltener Führung vorgestellt / Inschriften in Hebräisch
Bei seiner Gründung lag er außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauern, heute ist der Jüdische Friedhof umgeben von Wohnhäusern, der Öffentlichkeit allerdings nur zugänglich anlässlich von Führungen. Die seltene Möglichkeit nutzten am Pfingstmontag rund 50 Bürgerinnen und Bürger, die sich der von Sigrid Brandstetter geführten Exkursion anschlossen.
Das Gelände an der Stromberger Straße war ein Stück Land, das sich nicht für die landwirtschaftliche Nutzung eignete, daher konnte die Jüdische Gemeinde 1661 das Grundstück erwerben, erläuterte Brandstetter. Zudem gab es im jüdischen Bestattungsritus schon früh die Vorschrift, dass Begräbnisstätten mindestens 50 Ellen entfernt von der Stadt liegen sollten.
Die Ursprünge jüdischen Lebens in Bad Kreuznach reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück, der erste Friedhof der Gemeinde, so Brandstetter, der im Gebiet des heutigen Rittergutes Bangert lag, ging im Dreißigjährigen Krieg unter. Auf dem zweiten Friedhof, der heute noch für Bestattungen der Jüdischen Kultusgemeinde Bad Kreuznach/Birkenfeld genutzt wird, befinden sich 800 noch sichtbare Begräbnisstätten. Dass die Begräbnisstätte bis heute erhalten blieb, verdanke sich wahrscheinlich dem Umstand, dass die Anlage eines jüdischen Gräberfeldes auf dem Hauptfriedhof der Stadt als zu teuer angesehen wurde, erklärte Brandstetter. Solche Maßnahmen wurden vielerorts im 19. Jahrhundert durchgeführt, als die Kommunen die Zuständigkeit für die Friedhöfe erhielten.
Da jüdische Friedhöfe für die Ewigkeit angelegt werden und die Totenruhe oberstes Gebot ist, wurden sie wie auch die Anlage in Bad Kreuznach sehr alt und ermöglichen einen mehrere Jahrhunderte umfassenden Überblick über die jüdische Trauerkultur.
So sind die Inschriften an den etwa 300 Gräbern im ältesten Teil in Hebräisch, während die Grabsteine im neueren Teil sowohl hebräische als auch deutsche Inschriften tragen. Kunsthistorikerin Brandstetter wies auf einige markante Dinge der jüdischen Trauerkultur hin, wie die ursprünglich sehr schnelle Bestattung der Toten, die rituell als unrein galten. Auch zum Friedhof habe man im Judentum ein eher zwiespältiges Verhältnis, damit auch die an strenge Einhaltung der rituellen Reinheit gebundenen Kohanim an Beerdigungen teilnehmen konnten, wurde diese häufig in der Trauerhalle oder im Eingangsbereich abgehalten, damit die Geistlichen keine unreine Erde betreten mussten, erläuterte Brandstetter. Auf dem Bad Kreuznacher Friedhof errichtete man in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Totenhalle etwa in der Mitte des Grundstücks, die 1894 um einen östlichen Anbau erweitert wurde.
Im Mittelteil der dreiachsigen Fassade ist die aus der ehemaligen Synagoge in der Fährgasse stammende Marmortafel angebracht, die an die im 1. Weltkrieg gefallenen 16 jüdischen Mitbürger erinnert. Eine kleinere Marmortafel daneben ist dem Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus gewidmet." |
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Juli 2016:
Ausstellung zum jüdischen Friedhof
Bad Kreuznach |
Artikel von Beate Vogt-Gladigau in der
"Allgemeinen Zeitung" vom 26. Juli 2016: "Bilder von 'einer fantastischen
Welt'
BAD KREUZNACH - Die Ausstellung 'Haus der Ewigkeit' im Schlossparkmuseum
mit Fotografien von Toni Nemes über den jüdischen Friedhof in Bad Kreuznach
spiegelt auf berührende Weise und in einfühlsamer Perspektive eine
Grabkultur wider, hinter der sich viele Facetten auftun. Denn anders als im
Christentum haben die Toten ewiges Ruherecht – die Gräber dürfen nicht
abgeräumt oder eingeebnet werden. Die alten Grabsteine verlieren im Laufe
der Jahrhunderte ihren festen Halt, versacken, sind mit Pflanzen bewachsen,
Teile bröckeln ab oder zerfallen zu Staub. Museumsleiter Marco van Bel
vergleicht diesen Prozess mit dem mysthischen Kreislauf des Lebens. Alte
Monumente verlieren festen Halt und versacken. 'Mit Bezug zu seinem
lebensbejahenden Charakter und der Messias-Erwartung wird der jüdische
Friedhof – nach einem jiddischen Ausdruck – auch 'guter Ort‘ genannt',
führte van Bel aus. Im Ausstellungskonzept löste er die Präsentation aus der
einengenden Perspektive des Holocaust und der Erinnerungskultur und lässt
die Fotos mit einfühlsamen Details, mit aussagekräftigen Motiven und
poetischen Stimmungsbildern für sich und eine andere Grabkultur sprechen.
Auch Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer hob hervor, dass van Bel
dieses auch für den Landkreis wichtige Thema in einen künstlerischen Kontext
stellte. Denn die Aufnahmen sind zurückhaltend in ihrer Aussage, geben dem
Betrachter den Raum für seine eigene Interpretation. Das war und ist die
Absicht von van Bel.
Eine der seltenen Führungen mit Kunsthistorikerin Sigrid Brandstetter über
den jüdischen Friedhof an der Stromberger Straße vor knapp neun Jahren
veränderte die Sicht des Fotografen Toni Nemes auf einige Aspekte
nachhaltig, wie er selbst sagt. Acht Jahre hatte Nemes bis zu diesem
Zeitpunkt 'gleich um die Ecke' gewohnt und noch keinen Blick hinter das
unscheinbare schmiedeeiserne Tor werfen können. Da jüdische Friedhöfe meist
abgeschlossen sind, erhielt er durch Vermittlung der damaligen
Kulturdezernentin Helga Baumann 2009 von der jüdischen Gemeinde einen
Schlüssel. In den ersten drei Jahren war Nemes jeden Sonntag auf dem
Friedhof, auf dem jüdische Mitmenschen begraben sind. Nach seinem Umzug 2012
nach Wiesbaden besuchte Nemes den Friedhof zwar seltener, aber regelmäßig.
In diesen sieben Jahren gelang ihm auch per Zufall, den Zerfall eines
Grabsteines als Werden und Vergehen zu dokumentieren. Es ist der Grabstein D
178 im ältesten Teil des Friedhofs.
Prägende Eindrücke hinterlässt diese Ausstellung auch, da Nemes bestimmte
Situationen als Sequenzen zu unterschiedlichen Zeiten fotografierte. Nemes
betont außerdem, er habe sich nicht als Kunsthistoriker oder
Religionswissenschaftler oder dem Projekt genähert, sondern mit den Augen.
'Was meine Fotos wiedergeben wollen, ist der subjektive, staunende und
unverstellte Blick auf ein fantastisches Stück Kreuznacher Geschichte und
auf die Gegenwart.' Nemes betrachtet den jüdischen Friedhof in Bad
Kreuznach, der Mitte des 17. Jahrhunderts angelegt und in den folgenden 300
Jahren mehrfach erweitert wurde, als einen 'zu bewahrenden Schatz', zumal er
die Nazizeit weitgehend unbeschadet überstand. 'Der jüdische Friedhof in Bad
Kreuznach ist eine fantastische Welt.' Dieses Erbe müsse erhalten bleiben.
'Das ist uns Verpflichtung', unterstrich auch van Bel.
'Friedhöfe sind Orte der Geschichte und der Geschichten, sie sind sprechende
Orte. Indem sie von den Verstorbenen reden, erzählen sie vom Leben.' Dieses
Zitat vom Salomon Ludwig-Steinheim-Institut war für van Bel Ausgangspunkt
für das Ausstellungskonzept in den musealen Räumen. In seiner Einführung
ging van Bel auf die interessante Geschichte jüdischer Sepulkral-Kultur ein.
Einen jüdischen Friedhof hatte das heutige Bad Kreuznach, das seit dem
Frühmittelalter einen jiddischen Namen trägt (Zelemochum), übrigens schon
früher, der aber erst Mitte des 16. Jahrhunderts erwähnt wurde. Er lag in
der Nähe des Schlossberges, im Gebiet der heutigen Museumsinsel. Von ihm
gibt es aber keine Reste mehr."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Matthias Molitor/Jörg Julius Reisek:
Neue Erkenntnisse über den ältesten jüdischen Friedhof in Bad Kreuznach. In:
Beiträge zur jüdischen Geschichte in Rheinland-Pfalz 1 1991 1, S. 36-41. Online
zugänglich (als pdf-Datei eingestellt) -
Auch in: Bad Kreuznacher Heimatblätter 1991 S. 19; 24 (Erg.); Leicht gekürzt
u.d.T.: Ältester jüdischer Friedhof lag am Schlossberg : neue Erkenntnisse über
die Verlegung 1881 [vielm. 1661] an die heutige Stelle in Bad Kreuznachs
Neustadt. |
| Maren Heyne: Stille Gärten - beredte Steine. Jüdische
Friedhöfe im Rheinland. Bonn 1994 S. 138-142. |
| Dokumentation Jüdische Grabstätten im Kreis Bad
Kreuznach. Geschichte und Gestaltung. Reihe: Heimatkundliche Schriftenreihe
des Landkreises Bad Kreuznach Band 28. 1995. S. 41-112. |
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