In (Bad) Kreuznach bestand eine jüdische Gemeinde bereits im
Mittelalter. Erstmals werden Juden in der zweiten Hälfte des 13.
Jahrhunderts genannt. Aus unbekannten Gründen erlitt am 31. März 1283
ein Ephraim ben Elieser ha-Lewi den Märtyrertod auf dem Rad. Mehrere jüdische
Einwohner sind als Geldverleiher genannt. Eine größere Gemeinde bildete sich
erst 1336. 1338 wird ein Rabbiner der Gemeinde genannt. Bei der Judenverfolgung
in der Pestzeit 1348/49 wurden auch in Bad Kreuznach Juden ermordet.
Danach wird erstmals wieder 1375 ein jüdischer Einwohner genannt. In der ersten
Hälfte des 15. Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Familien von drei
auf etwa zehn zu. Unter den bekannten Juden der Stadt ist Gottschalk von
Katzenelnbogen zu nennen, der 1397 dem Frankfurt Rat 600 Gulden lieh, 1385
dem Mainzer Erzbischof 300 Gulden.
Erinnerung an die
mittelalterliche Geschichte: "Gottschalk des Juden Haus"
(Gottschalk starb ca. 1408 in Frankfurt/Main). Das Haus wurde in den folgenden Jahrhunderten
mehrfach umgebaut
1525 wurde den Juden neben dem Geldverleih auch der Handel als
Erwerbsquelle gestattet. In der Mitte des 18. Jahrhunderts (1746) zählte die
jüdische Bevölkerung etwa 30 Familien.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts, als sich Bad Kreuznach zur
wichtigsten jüdischen Gemeinde der Region entwickelte, betrug die Zahl der
jüdischen Einwohner: 1808 286 1848 506, 1880
601 (bei einer Gesamteinwohnerschaft von
15.321).
Die jüdischen Einwohner hatten von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
bis zum Ende der Weimarer Republik eine hervorragende Rolle im
wirtschaftlichen Leben der Stadt inne. Mehrere Kaufhäuser und zahlreiche Gewerbe-
und Handelsbetriebe waren in jüdischem Besitz. Es gab mehrere jüdische Ärzte und
Rechtsanwälte.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine
jüdische Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung
religiöser Aufgaben der Gemeinde war neben dem Rabbiner ein Vorbeter, Schochet
und Lehrer angestellt (siehe Ausschreibungen der Stelle auf Textseite).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Unteroffizier
Benjamin (Benni) Adler (geb. 17.3.1887 in Kreuznach, gef. 27.9.1916), Hermann
Adler (geb. 1.6.1888 in Rhina, gef. 2.7.1916), Unteroffizier Otto Adler (geb.
2.10.1884 in Kreuznach, gef. 28.4.1917), Wilhelm (Willy) Adler (geb. 6.12.1884
in Kreuznach, gef. 30.4.1915), Alfred Brück (geb. 23.12.1882, gef. 26.9.1915),
Gefreiter Wilhelm Israel (geb. 7.10.1893 in Kreuznach, gef. 18.8.1917), Walter
Marx (geb. 25.11.1894 in Kreuznach, gef. 18.7.1915), Alfred Mayer (25.11.1878 in
Kreuzbach, gef. 17.4.1918), Isidor (Isaak) Rauner (geb. 30.4.1884 in Mandel,
gef. 9.4.1918), Karl Rothschild (geb. 15.1.1885 in Kreuznach, gest. 6.9.1916 in
Gefangenschaft), Unteroffizier Karl Schloss (geb. 17.8.1887 in Kreuznach, gef.
31.10.1914), Artur Schloss (geb. 11.12.1891 in Kreuznach, gef. 26.11.1918),
Gefreiter Wilhelm (Willi) Schmelzer (geb. 27.1.1888 in Kirn, gef. 1.2.1915),
Hugo Stern (geb. 8.7.1897 in Obermoschel, gef. 28.11.1917), Erwin Strauß (geb.
20.2.1893 in Alzey, gef. 30.4.1915), Arthur Walter (geb. 6.7.1888 in
Altenbamberg, gef. 26.9.1915), Julius Wolf (geb. 1.9.1876 in Kreuznach, gef.
31.8.1917). An die Gefallenen wird
auf einer Ehrentafel an der Friedhofshalle im jüdischen Friedhof erinnert
(Hinweis: es gibt Differenzen bezüglich der Lebensdaten und der Schreibweise
der Namen; die Liste oben orientiert sich an der Gedenktafel auf dem Friedhof).
Bad Kreuznach war Sitz eines Rabbiners (um 1800 wird Rabbiner Tewele Berlinger
genannt, der 1813 verstarb, um 1808 wird Rabbiner Samuel Straus genannt, der
1820 verstarb), später eines Bezirksrabbiners. Unter den Rabbinern werden
genannt (Angaben teilweise aus dem "Biographischen Handbuch der
Rabbiner" von Brocke/Carlebach):
Rabbiner Joseph Hirsch (Rabbiner in Kreuznach von
1813 bis 1850): geb. in Brochhalt (Bruchhausen?) bei Paderborn, gest. 1850
in Bad Kreuznach; seit 1813 Rabbiner in Kreuznach; seit 1839 war sein 1815
geborener Sohn Rabbiner Lazarus Hirsch sein Substitut
(Rabbinatsverweser).
Beide Rabbiner Hirsch werden in dem Bericht unten von 1840 (Patriotische
Feier) genannt.
Rabbiner Dr. Joseph Samuel Enoch (Rabbiner in
Kreuznach von 1885 bis 1887): geb. 1854 in Altona als Sohn von Rabbiner Dr.
Samuel David Enoch (später Fulda); studierte in Breslau, erhielt 1883/84
die Rabbinatsautorisation; 1883 Rabbinatsassistent in Chemnitz, 1883 bis
1885 Lehrer und Prediger in Aurich,
danach in Bad Kreuznach (wo er 1886 einen Beitrag, vermutlich seine
Dissertation über "Das Achtzehngebet..." publiziert), 1887 bis
1889 Rabbiner in Marienburg und Leiter der Religionsschule; danach nach
Kroatien oder Rumänien entschwunden; später möglicherweise Rabbiner in
Brieg und Breslau; 1903/04 in Friedrichsberg bei Berlin.
Rabbiner Dr. Abraham J. Tawrogi (Rabbiner in
Kreuznach von 1887 bis 1927); geb. 1857 in Russland, studierte u.a. an der
Universität Königsberg, wo er 1885 promoviert wurde; gest. 1929 in Bad
Kreuznach; war Mitglied der Vereinigung der liberalen Rabbiner
Deutschlands.
Rabbiner Dr. Alfred Abraham Jacobs (letzter Rabbiner
in Kreuznach von 1927 bis 1938): geb. 1897 in Nuttlar, Westfalen, gest. 1972
in New York; nach Studium in Berlin (1922 Rabbinerexamen) 1924 Promotion in
Würzburg; 1922 bis 1927 Lehrer an der Talmud-Tauroh-Schule in Köln, danach
Rabbiner in Kreuznach; nach Novemberpogrom 1938 KZ Dachau; 1939 in die USA
emigriert; bis 1966 Hauslehrer für hebräische Bibelkunde,
Talmudwissenschaft und Religionsgesetz in Washington; ab 1966 Ruhestand in
New York. Weitere Informationen zu Rabbiner Dr. Jacobs auf
Textseite.
Mitte der 1920er-Jahre gehörten etwa 600 Personen zur jüdischen
Gemeinde der Stadt (2,2 % von etwa 27.000 Einwohnern). Dem Synagogenvorstand gehörten
damals an: Adolf Marx, Isidor Haas, Nathan Levy, Adolf Rothschild; der Repräsentanz
gehörten an: Julius Vogel, Stadtrat Heinrich Wolff, Hugo Frank, Leopold Strauß,
Josef Haymann, Josef Strauß, Heinrich Lieben, Emil Wolff I., Max Dach, Dr. med.
Kullmann. Rabbiner war Dr. A. J. Tawrogi, Lehrer und Kantor R. Bachrach sowie
Lehrer und Hilfs-Kantor M. Brodreich. Die Religionsschule unter Leitung des
Rabbiners wurde von 43 Kindern besucht.
Anfang der 1930er-Jahre war 1.
Vorsitzender der Gemeinde Karl Heymann, 2. Vorsitzender Isidor Haas, Schriftführer
Julius Wolf. Der Repräsentanz unter den Vorsitzenden Heinrich Lieben und Max
Bach gehörten insgesamt neun Mitglieder an. Inzwischen war als Rabbiner Dr.
Jacobs tätig, als Lehrer und Kantor Leo Jankelowitz. Zum jüdischen
Gemeindeleben gehörten auch mehrere Vereine, unter den sozial engagierten
Vereinen insbesondere der Armenunterstützungsverein, der Verein Biger
Cholim (gegründet 1803), eine Chevra Kaddischa (gegründet 1760 zur
Unterstützung Hilfsbedürftiger und für das Bestattungswesen) sowie der Israelitische
Frauenverein (gegründet etwa 1830). An weiteren Vereinen gab es eine
Ortsgruppe des Centralvereins
deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, einen Jüdischen
Jugendverein und den Reichsbund jüdischer Frontsoldaten. Die Jüdische
Kinderheilstätte in der Roonstraße 50 hatte 118 Plätze. Der
Religionsunterricht wurde 1932 von 75 Kindern besucht.
1933 wurden 713 jüdische Einwohner gezählt. Auf Grund der Boykottmaßnahmen
durch die Nationalsozialisten verließen alsbald zahlreiche der jüdischen
Einwohner die Stadt. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die Synagoge sowie
zahlreiche jüdische Geschäfte und Häuser demoliert. Mitte 1939 waren noch 200
jüdische Einwohner in der Stadt. Von ihnen wurden zwischen 1942 und Anfang 1945
fast alle deportiert.
Neue Gemeinde nach 1945:
Nach 1945 wurde eine zunächst sehr kleine jüdische Gemeinde in Bad
Kreuznach wieder begründet. 1947 bestand sie aus 23 Mitgliedern. Zwischen 1950
und 1960 wuchs sie auf 150 Personen an, von denen die meisten in den folgenden
Jahren verstarben oder abwanderten, sodass 1980 nur noch 15 Gemeindeglieder in
der Stadt wohnten. Mit dem Zuzug von jüdischen Kontingentflüchtlingen aus den
GUS-Ländern nahm die Zahl in den 1990er-Jahren wieder zu. Eine neue Synagoge
für die im Bereich der Kreise Bad Kreuznach und Birkenfeld lebenden jüdischen Personen konnte am 20. September
2002 in einer früheren Kapelle der amerikanischen Streitkräfte in der Alzeyer Straße eingeweiht werden.
Die Kapelle wurde
bereits während der Garnisonszeit auch für jüdische Gottesdienste
verwendet. 2002 hatte die neue Gemeinde etwa 160 Mitglieder, im Februar
2007 waren es 204 Mitglieder, davon 95 % Zuwanderer aus den GUS-Ländern, im
September 2013 192 Mitglieder.
Im September 2012 konnte das zehnjährige Bestehen der neuen Synagoge
gefeiert werden, verbunden mit der Einweihung einer neuen Torarolle.
In der Stadt Bad Kreuznach finden immer wieder Veranstaltungen zur
Unterstützung der jüdischen Gemeinde und ihrer Integrationsarbeit statt, so
ein Benefizkonzert am 2. März 2007, veranstaltet von der Gesellschaft für
Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Bad Kreuznach. Im Blick auf den Erlös
des Konzertes wurde bestimmt, dass Einrichtungen der jüdischen Gemeinde
gefördert werden (Treff für junge Familien, Klub für Senioren und für junge
Menschen, aber auch Religionsunterricht und dafür bestimmte
Unterrichtsmaterialien).
Zur Geschichte der Synagogen
Bereits vor der Verfolgung in der Pestzeit war vermutlich ein Betsaal
oder eine Synagoge vorhanden.
Anfang des 15. Jahrhunderts (1404) gab es beim Feiern der
Gottesdienste Schwierigkeiten, da nach einem
zeitgenössischen Bericht noch kein Minjan (zehn erwachsene jüdische Männer)
in der Stadt vorhanden war. Damals mietete die Judenschaft für die Festtage einen Vorsänger
und zusätzliche Männer aus Dörfern der Umgebung. Nach einem Bericht von 1482
war eine Synagoge ("Judenschule") vorhanden: der Betsaal der Männer
befand sich damals zusammen mit der
Frauensynagoge, der Wohnung der Synagogendieners und der Mikwe in einem
Gebäudekomplex. Möglicherweise stand diese Synagoge bereits auf dem Grundstück des Nachfolgebaus in
der Fährgasse 2.
Eine Synagoge in der Fährgasse 2 (damals "kleine Eselsgass")
wird erstmals 1715 genannt.
An ihrer Stelle wurde 1737 eine barocke Synagoge erbaut. Es
handelte sich um einen einfachen Putzbau mit zwei hohen Rechteckfenstern und
einem kleinen Oculus an der Seite zur Fährgasse.
Patriotische Feier in der Synagoge - Tag der
Erbhuldigung und des Geburtstagesfestes des Landesvaters (1840)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. November
1840: "Kreuznach, 31. Oktober (1840). Wir geben diesen Bericht
über den vielbesprochenen Gegenstand, weil er einiges Eigentümlich
enthält). Wie öffentliche Feierlichkeiten besonders geeignet sind, den
Geist im Volke lebendig zu erhalten, und wie die Wohltaten einer humanen
und väterlichen Regierung ein dauerndes Bindemittel zwischen Fürst und
Untertanen sind, davon hat die hiesige israelitische Gemeinde neulich ein
hochherziges Bild gegeben. -
Es war an dem Morgen des für Preußen doppelt wichtigen Tages der
Erbhuldigung und des Geburtsfestes unseres Landesvaters, als die metallnen
Zungen unserer Türme ihren Gruß nach der Hauptstadt sendeten, da
verfügten sich still und gemütswarm die festlich gekleideten jüdischen
Brüder in die zu diesem Zwecke sinnreich ausgeschmückte Synagoge,
alle nach und nach sämtliche Beamten, Geistlichen, und eine schöne
Auswahl der Bürgerklasse sich einfanden, und eröffneten die des Tages
würdige Feier, mit einem , von einem wohlgeordneten Sängerchore
unter melodischer Musikbegleitung trefflich ausgeführten Hallelujah,
worauf der ehrwürdige Rabbine Herr (Joseph) Hirsch, die heilige
Tora im Arme haltend, durch ein herrliches Gebet in hebräischer Sprache,
des Allerhöchsten reichste Segnungen dem geliebten Herrscherpaare
herabflehte.
Alles atmete heilige Ruhe, ein Gefühl durchströmte alle Anwesende, da
bestieg der Rabbinatskandidat Herr (Lazarus) Hirsch, Sohn des
hiesigen Rabbinen, die Kanzel, und erhöhte das Interesse des Tages,
mittelst einer in deutscher Sprache gehaltenen Rede, worüber ein hoher
Berichterstatter in hiesiger Zeitung sich folgendermaßen ausspricht: 'War
der Redner beflissen, die Begründung der religiösen Gesinnungen seines
Stammes auf Rechtschaffenheit und Vaterlandsliebe zurückzuführen, und
die Vorurteile zu beleuchten, die andere Meinungen aufkommen ließen, und
denen ein mehrere tausend Jahre altes Bestehen widerspreche, was nur auf
dem Grunde, nicht des Menschlichen, sondern des Göttlichen, möglich sei,
so konnte ihm die wärmste Teilnahme der dicht gedrängten Zuhörer aller
Konfessionen nicht fehlen, und man glaubte den einzigen Weg deutlich zu
sehen, auf welchem derselbe, aus eigener sittlicher Kraft, zu den
gewünschten völligen Gleichstellung am schnellsten kommen könne."
Der Schluss des feierlichen Aktes bildete ein deutscher Gesang für König
und Vaterland. - Möge diese Erscheinung, die hier allgemein einen tiefen
Eindruck hinterlassen, und von dem guten Willen der jüdischen Gemeinde
hinlängliches Zeugnis ablegt, nicht ohne Hoffnung auf die Zukunft
vorübergehen und der israelitische Vorstand dahin wirken, dass auch
fortan regelmäßige deutsche Vorträge gehalten werden, damit der
Gottesdienst, der so sehr vernachlässigt ist, erbaulicher und
erquicklicher werde; und besonders durch die Bildung einer jüdischen
Schule für die jetzt ohne Religionsunterricht aufwachsende Jugend gesorgt
werde. - A.M.L."
1844 wurde die Synagoge renoviert und sollte
eigentlich am Tag vor dem Neujahrstag 5605, das heißt am 13. September 1844
feierlich eingeweiht werden, was jedoch auf Grund einer Intervention des
Rabbiners unterblieb.
Die (unterbliebene) Einweihung der Synagoge nach der umfassenden Renovierung
1844
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7 Oktober 1844:
"Kreuznach, 16. September (1844). Mit wahrer Freude sehen wir heute,
wie unsere noch vor sieben Monaten im verfallenen Zustande befundene
Synagoge durch neue Restauration sehr schön geordnet ist, und alles, was
zur Verschönerung und Zweckmäßigkeit derselben geschehen ist, lässt
nichts mehr zu wünschen übrig. Dank dem neuen Vorstande für seine
Regsamkeit, die er dabei gezeigt, und wünschenswert wäre es, wenn der
Gottesdienst recht bald ebenso schon geregelt würde, wie es das
freundlich schöne Bethaus geworden ist. So rasch auch die Arbeiten der
Synagoge betrieben wurden, so konnte der Ausbau doch erst in der Woche vor
Rosch Haschana (Neujahrstag) beendigt werden und zur Einweihung des
Tempels, worin Rosch Haschana der Gottesdienst unumgänglich zu
halten nötig war, blieb keine andere Zeit, als am Vorabende des Rosch
Haschana, nämlich Freitags vor Sman HaMincha (Freitags vor der
Zeit des Nachmittagsgebetes). Mehrere Sänger und Musiker aus der
israelitischen Gemeinde, mit ihnen an der Spitze der treffliche Vorsänger
Herr Ochs erhielten von dem löblichen Vorstande die Erlaubnis, einen Chor
zu bilden um die Einweihung durch Absingen einiger Psalmen mit
Musikbegleitung zu verherrlichen.
Als man sich mit der Anordnung dieser Festesbegehung beschäftigen wollte,
kam das Verbot des Herrn Rabbiners, 'er könne die Einweihung des Tempels
durch Gesang mit Musikbegleitung am Erew Rosch Haschana
(Vorabend/Vortag vor dem Neujahrstag) nicht erlauben', an. Daraufhin
unterblieb jede Zeremonie einer Einweihung und die Synagoge wurde an Erew
Rosch Haschana zum erstenmal besucht, um den Gottesdienst abzuhalten, was
die Herzen vieler Gutgemeinten wirklich betrübte. Man beruhigte sich zwar
mit dem Verbot des Rabbiners, weil er dasselbe doch ohne Grund nicht
erlassen haben würde; da er einen solchen aber nicht namhaft gemacht hat,
so dürfte es wohl nicht unangemessen sein, denselben zu bitten, 'er möge
so gefällig sein und uns in der Zeitung des Judentums gütigst anzeigen,
aus welcher Ursache es nicht erlaubt werden könnte, am Erew Rosch
Haschana kodem Mincha (am Nachmittag des Tages vor dem Neujahrsfest)
eine Synagoge durch Gesang und Musikbegleitung einzuweihen? Namens
mehrerer Gemeindemitglieder."
Die Antwort von Rabbiner Joseph Hirsch
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25.
November 1844: "Kreuznach, 24. Oktober (1844). Auf die Anfrage
einiger Mitglieder meiner Gemeinde in No. 41 dieses Blattes, kann ich
Ihnen schriftlich nur dieselbe Antwort erteilen, die ich auch mündlich
gegeben. Ich hielt es nämlich aus religiösen Gründen, gestützt auf die
Stelle im Traktat Rosch Haschana fol. 32b für unstatthaft, am
Vorabende des Rosch Haschana, am Tage des göttlichen Gerichtes
über Leben und Tod, vor dem allmächtigen Weltenrichter mit Musik zu
erscheinen. Auch Erew Rosch Haschana ist ein Fast-, Buß- und
Bettag. - Lieb, sehr lieb wäre es mir daher gewesen, wenn man nach meinem
Wunsch die Einweihung am Tage vor Erew Rosch Haschana (gemeint also
Donnerstag) abgehalten hätte, und noch lieber - wenn das bescheidene X
statt schriftlich mich mündlich um meine Meinung ersucht hätte, obgleich
ich das Licht der Öffentlichkeit nicht scheue. Joseph Hirsch,
Rabbiner."
"...Jawohl, das Verhältnis zwischen Vater und Kindern, aber nicht
das heutige, europäische, abendländische, liebende, das uns mit Wegmut
erfüllt bei den einfachen Worten des Dichters: 'es ist der Vater mit
seinem Kind', sondern das asiatische, morgenländische, patriarchalische,
wo der Vater zugleich Stammhaupt, Selbstherrscher, Richter, gar
Vollstrecker ist; da wird die Liebe von Ehrfurcht, und diese von Furcht
überwogen; das ist ein ganz verschiedenes Verhältnis; deshalb heißt es:
'Aller Dinge erstes ist die Furcht Gottes', nicht die Liebe zu Gott, und Herr
Joseph Hirsch, Rabbiner zu Kreuznach gab die jüdische Ansicht über
dieses Verhältnis richtig wieder, als er seiner Gemeinde die Einweihung
der Synagoge am Vorabend des Neujahrsfestes nicht erlaubte, weil es
unstatthaft sei, am Tage des göttlichen Gerichtes über Leben und Tod,
vor dem allmächtigen Weltenrichter mit Musik zu
erscheinen."
Gottesdienstregelungen unter Rabbiner Dr.
Joseph Samuel Enoch (1885)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1885:
"Kreuznach, im Juli (1885), Unser Rabbiner, Herr Dr. Enoch, Sohn des
verstorbenen Provinzialrabbiners Dr. Enoch - das Andenken an den Gerechten
ist zum Segen - in Fulda, hat es schon in der kurzen Zeit seiner hiesigen
Wirksamkeit verstanden, den religiösen Sinn in der Gemeinde zu wecken.
Während sonst in den Wochentagen unser Gotteshaus verschlossen blieb
findet nunmehr jeden Nachmittag und am Montag und Donnerstag auch in der
Frühe Gottesdienst statt. Ich rufe unserem Rabbinen auf aufrichtiges 'sei
stark und fest' zu; bei dem reichen Feld segensreicher Tätigkeit, das
unsere Gemeinde bietet, unterliegt es keinem Zweifel, dass ein
beharrliches und ernstes Streben im Sinne unserer altehrwürdigen Religion
von dem besten Erfolg gekrönt sein wird."
Im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gab es mehrfach Pläne, eine
neue Synagoge zu erstellen. Doch wurden die Pläne nicht ausgeführt - die
barocke Synagoge wurde bis 1938 als Gotteshaus der jüdischen Gemeinde
verwendet. 1935 wurde die Synagoge als Kulturdenkmal erfasst.
1937 konnte noch die 200-Jahrfeier der Synagoge in bescheidener
Weise gefeiert werden:
Mitteilung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober 1937: "Bad
Kreuznach. Die Synagoge ein Bad Kreuznach besteht nun 200
Jahre."
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1937:
"Synagogenjubiläum in Bad Kreuznach.
Bad Kreuznach, 18. Dezember
(1937). Am Schabbos wajechi (Schabbat mit der Toralesung wajechi,
das war 18. Dezember 1937) nach Nacht, traf pünktlich im eleganten
Reiseauto der Synagogenchor der Frankfurter Israelitischen
Religionsgesellschaft zu einem Gastspiel hier ein. Die altehrwürdige
zweihundertjährige Synagoge war von Einheimischen und Gästen aus der
Umgegend dicht gefüllt. Mit dem Ma towu-Gesang überreichte uns
der Chor zunächst seine Visitenkarte. Dann sprach Herr Rabbiner Dr.
Jakobs kurze Begrüßungsworte an die Frankfurter Gäste und die
erschienenen Zuhörer. Anlehnend an die heute verlesene Sidro gab
der Herr Rabbiner Erklärungen hierzu so wieder, wie Herr Dr. Jakobs sie
selbst teilweise von seinem verewigten Lehrer, Rabbiner Dr. Salomon Breuer
- das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - vernommen hat und ermahnte
dabei die Anwesenden, trotz der schweren Zeit so wie Jaakow owinu
(Jakob unser Vater) nie zu verzagen, auf Gottes Beistand zu bauen, eine
Religion der Tat zu leben, um so Trost für die ferneren Zeiten zu finden.
Nach einem weiteren Gesang machte der Dirigent, Herr Max Neumann, in einem
kurzen, klar gefassten Referat die Hörer bekannt mit der Entwicklung der
synagogalen Musik und Gesangesweisen. Als Chordirigent lieferte er den
Beweis, wie Gesang und Religion, harmonisch vereint, den Menschen über
sich selbst hinaus erheben kann. Es folgten dann die verschiedenen
Gesangsvorträge und es ist erstaunlich, mit welcher Meisterschaft Herr
Neumann seinen aus etwa 20 Herren und 30 Knaben bestehenden Chor leitet.
Die Darbietungen werden mit größter rhythmischer Präzision,
ausgezeichnet gegeneinander abgestimmter Tonstärke der einzelnen Stimmen
und tiefstem Verständnis für die Eigenart der verschiedenen
Gesangsstücke gegeben. Ernste Chöre wechselten mit Solodarbietungen
frohen Charakters ab, wobei die Solostimmen bald von Erwachsenen, bald von
Knaben gesungen, vom Chor eine feinsinnige Untermalung
erhielten.
Es war ein auserlesener Abend für die Gemeinde und auch den Fernstehenden
ging eine Ahnung auf von der Kraft und der Innigkeit unserer Gebete, und
so wurde die Veranstaltung hier zu einer wertvollen jüdischen
Bereicherung. Diesem Empfinden gab auch Herr Karl Heymann als Vorstand mit
kurzen Dankesworten Ausdruck. Bei einem kleinen Imbiss blieb man nachher
im Gemeindehaus noch einige Zeit gemütlich zusammen, bis dann die
älteren Mitglieder wegen der vorgerückten Zeit auf Heimfahrt drängten.
Wir sagen auf diesem Wege nochmals Herrn Neumann und allen Chormitgliedern
für das uns so wunderbar Gegebene unseren innigsten Dank. S-r."
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge
völlig zerstört, nach nicht eindeutigen Aussagen von Zeitgenossen kam es auch
zu einer Brandstiftung. Einen Monat später ging das Gebäude in den Besitz des
Mühlenbesitzers Thress über. Er plante zunächst einen Umbau des Gebäudes zu
Wohn- und Lagerzwecken (Baugesuch vom 5. August 1939), doch kam es offenbar
nicht zur Ausführung. Im Zweiten Weltkrieg (1943) wurde die ehemalige
Synagoge als Kriegsgefangenenlager zweckentfremdet. Gegen Kriegsende
wurde das Gebäude durch einen Bombentreffer offenbar weitgehend zerstört. Um
1950 stand nur noch ein Teil der Umfassungsmauern. 1953/54 brach der
Eigentümer das Gebäude bis auf einen Mauerrest ab; 1975 wurde auch dieser Rest
beseitigt. Eine Gedenktafel wurde angebracht. Die Gedenktafel für die
jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkrieges aus der Synagoge wurde an einer
Außenwand der Trauerhalle auf dem jüdischen Friedhof angebracht.
Eine Torarolle aus der Synagoge blieb erhalten. Sie war 1930 durch Rabbiner
Jacobs in der Kreuznacher Synagoge eingeweiht worden. Rabbiner Jacobs rettete
die Torarolle vor der späteren Vernichtung, indem er sie in die Emigration nach
Amerika mitnahm (1939). Später wurde die Torarolle durch einen seiner Söhne,
Aryeh Leo Jacobs, nach Israel gebracht, wo sie in einer Synagoge aufbewahrt
wurde. Über Kontakte zur Familie Jacobs gelang es (u.a. über den Verein
Jüdischer Nationalfonds), die Torarolle im Mai 2010 wieder zurück nach Bad
Kreuznach zu bringen (Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" - Regional
Bad Kreuznach/Bad Sobernheim/Kirn "Original-Thora kehrt nun heim" vom
5.6.2010).
Adresse/Standort der Synagoge: Fährgasse 2
Fotos (schwarz-weiße Fotos aus "und dies ist die Pforte des
Himmels" s.Lit. S. 87-88;
farbige Fotos Hahn, Aufnahmedatum 30.3.2005)
Die 1737 erbaute Synagoge in
der Fährgasse
Die barocke Synagoge
in der
Fährgasse
Blick in die Synagoge
Toraschrein der
Synagoge
Die Zerstörung der Synagoge:
1938 -
1953/54 - 1975 (siehe Text oben)
Reste der Umfassungsmauer
der
Synagoge (um 1950)
Das Grundstück der ehemaligen
Synagoge 2005
Blick auf das ehemalige
Synagogengrundstück
Gedenkstein mit
Inschrift: "An dieser Stelle stand seit 1737 die Synagoge der
Jüdischen Kultusgemeinde Bad Kreuznach. Sie wurde in der Nacht vom 8. auf
den 9. November 1938 durch Brandlegung zerstört. Diese Tafel wurde
angebracht zum Gedenken an unsere jüdischen Mitbürger, die in den Jahren
des Dritten Reiches vertrieben oder umgebracht wurden. Rat und
Bürgerschaft der Stadt Bad Kreuznach".
Die neue, 2002
eingeweihte
Synagoge
(Foto links: Hahn,
Aufnahmedatum 24.5.2010)
Außenansicht der Synagoge
/
ehemaligen Kirche
Innenansicht der Synagoge mit
der Inschrift "Sch'ma Jisrael..."
Juli 2009: Denkmal
mit den Namen der in der NS-Zeit umgekommenen jüdischen Bad Kreuznacher
auf der Alten Nahebrücke beschlossen
Artikel vom 14. Juli 2009 in der
"Allgemeinen Zeitung" (Artikel) Stele mit Namen der Opfer.
BAD KREUZNACH. GEDENKEN - Dauerhafte Erinnerung an jüdische Mitbürger auf der Alten Nahebrücke
(red). Die namentliche Erinnerung an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger von Bad Kreuznach, die Opfer des Naziterrors wurden, erhält einen festen Ort auf der Alten Nahebrücke. "Wir möchten an einer exponierten Stelle mitten in unserer Stadt an diese Menschen dauerhaft erinnern", erläuterte Kulturdezernentin Helga Baumann dem Kulturausschuss in seiner letzten Sitzung einen
Gestaltungsentwurf. Auf der alten Nahebrücke wird eine Stele installiert. Auf ihr werden die Namen von 155 Männern, Frauen und Kindern erfasst, die nachweislich ihr Leben durch die national-sozialistische Gewaltherrschaft verloren. Um den visuellen Eindruck in den Abendstunden zu betonen, wird die Stele von innen beleuchtet. Dieses Konzept fand die einhellige Zustimmung der Mitglieder des
Kulturausschusses..."
Mai
2010: Torarolle
kehrt nach 71 Jahren nach Kreuznach
zurück
Artikel von Isabel Mittler in der "Allgemeinen Zeitung" vom 6.
Juni 2010 (Link zum
Artikel): "Original-Thora kehrt nun heim.
BAD KREUZNACH. TRAUM WIRD WAHR Jüdische Kultusgemeinde möchte Rolle restaurieren lassen / Zur Zeit ist sie nicht koscher
Grund zur Freude gibt es für die jüdische Kultusgemeinde Bad Kreuznach: Nach 71 Jahren ist die Original-Thora der ehemaligen Synagoge in die Gemeinde und in die Nahestadt zurückgeholt worden.
Für Valerjan Ryvlin, Zweiter Vorsitzender der Kultusgemeinde, und
Vorstandsmitglied Sabina Viron war der 28. Mai 2010 ein wunderbarer Tag.
Denn seither befindet sich die Thora im Schrank der Synagoge in der Alzeyer
Straße. Schon seit Jahren hatte man versucht, das Original wieder zu
bekommen. Bislang vergeblich. Nun war es aber Heinz Hesdörffer gelungen, die
Schwiegertochter des ehemaligen jüdischen Rabbiners Dr. Alfred Jacobs dazu
zu bewegen, die Thora, die jüdische Bibel in hebräischer Schrift,
zurückzugeben. Rabbiner Jacobs, der von 1927 bis 1938 in Bad Kreuznach
amtierte, hatte die Rolle vor der Vernichtung gerettet, in dem er sie in die
Emigration nach Amerika mitnahm. Er flüchtete 1939 vor den Nazis. Die Rolle
wurde später durch einen seiner Söhne, Aryeh Leo Jacobs, ebenfalls Rabbiner,
nach Israel gebracht. Dort bewahrte man sie bis jetzt in einer Synagoge auf. Hesdörffer nimmt Kontakt auf. Bei seinem jüngsten Besuch in Israel im
Mai nahm Heinz Hesdörffer Kontakt zur Witwe Aryeh Leo Jacobs auf, der 2002
starb. Hesdörffer hatte seine Kindheit in Bad Kreuznach verbracht und war
Schüler von Rabbiner Dr. Jacobs. Gemeinsam mit Moshe Oppenheimer,
Rechtsanwalt und Delegierter des Vereins Jüdischer Nationfonds (er setzt
Spenden unter anderem für Baumpflanzaktionen ein), konnte er die
Schwiegertochter von Dr. Jacobs überzeugen, dass die Thora 'nach Hause'
kommen soll. Die Kreuznacher Gemeinde hatte sich in einem Brief an die Witwe
gewandt, unterzeichnet auch vom Vorsitzenden Masoud Y. Gilardy und
Vorstandsmitglied Alexander Fukelmann. Mit ein Grund, warum der lang gehegte
Wunsch in Erfüllung ging, kann die Tatsache sein, dass die Thora in
Gottesdiensten nicht mehr verwendet werden konnte. Denn sie ist in Teilen
leicht beschädigt, unter anderem fehlen Buchstaben oder es gibt kleine
Löcher. Damit ist die Thora nicht mehr koscher. Allerdings, so betonen
Ryvlin und Viron, 'die Thora war in Israel gut aufgehoben'. Der ideelle Wert
der Rolle ist für die jüdische Kultusgemeinde immens. 'Die heutige jüdische
Gemeinde dankt der Witwe für die Rückgabe und Herrn Hesdörffer für seinen
Einsatz und seine Bemühungen von ganzem Herzen und freut sich über dieses
wertvolle Erinnerungsstück', betont der Vorstand. Hesdörffer hatte Auschwitz
überlebt. Er emigrierte 1947 nach Südafrika, wo er mit seiner Frau lebte,
bis das Ehepaar aufgrund der dort zunehmenden Kriminalität Mitte der 90er
Jahre nach New York zu ihrem einzigen Sohn auswanderte. Mittlerweile lebte
Heinz Hesdörffer wieder in Deutschland, in Frankfurt/Main war die Heimat.
Nächstes Ziel ist, die Thora zu restaurieren. 'Das kostet viel Geld', weiß
Valerjan Ryvlin. Deshalb hofft die Gemeinde darauf, dass die Stadt
vielleicht über das Stadtarchiv und die Bürger über Spenden helfen. Nach
einer Restaurierung wäre die Rolle mit den fünf Büchern des Mose wieder
koscher und somit in den Gottesdiensten einsetzbar...".
Anmerkung: Im obigen
Abschnitt sind einzelne biographische Angaben nicht ganz korrekt. Richtig
ist: Heinz Hesdörffer ist 2002 mit seiner Frau von Südafrika nach New York
gezogen. Dort vertrug er das Klima schlecht, sodass er Ende 2008 nach
Deutschland übersiedelt (Informationen von Susanne Reber).
Zusätzlich zur Schulzeit von Heinz Hesdörffer eingestellt: Udo Reinhardt:
"All diese Leiden musste ich still ertragen...". Der Bericht des letzten
jüdischen Schülers über seine Erfahrungen an der Kreuznacher 'Deutschen
Oberschule' (1933-1938). In: Bad Kreuznacher Heimatblätter Nr. 11/2017 S.1-4
(eingestellt als
pdf-Datei).
Beitrag: Dana Tobin: "Erstsemester mit 90 Jahren". Heinz Hesdörffer schreibt
sich als ältester Student in Heidelberg ein. In: Jüdische Allgemeine vom 22.
Oktober 2013.
Link zum Artikel
Juni 2010:
Eine Erinnerungstafel an den
verstorbenen Landrat Schumm wird an der Synagoge angebracht
Artikel von Fred Lex in der "Allgemeinen
Zeitung" vom 15.6.2010 (Artikel): "Tafel für einen treuen Freund
BAD KREUZNACH.
SYNAGOGE - Jüdische Gemeinde ehrt den verstorbenen Landrat Hans Schumm.
Als am 13. Juni 2007 Hans Schumm, Landrat des Kreises Bad Kreuznach von 1967 bis 1990, im Alter von fast 80 Jahren starb, verlor die jüdische Gemeinde in Bad Kreuznach einen warmherzigen Förderer. Heute erinnert eine Gedenktafel an der Synagoge in der Alzeyer Straße an den
'treuen Freund und unermüdlichen Helfer', wie es in dem Text heißt..."
Juli 2018:
Neue Gedenkstätte zur
Erinnerung an die ermordeten Bad Kreuznacher Juden eingeweiht
August 2019:
Auch in Bad Kreuznach werden die
ersten "Stolpersteine" verlegt
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 26.
August 2019: " Stolpersteine kommen auch nach Kreuznach. BAD KREUZNACH - (hg). Auch in Bad Kreuznach werden nun
'Stolpersteine' verlegt, die an von den Nazis ermordete jüdische Mitbürger
erinnern. Der Planungsausschuss hat dies nun vorbehaltlich der Zustimmung
des Kulturausschusses beschlossen.
Die Jüdische Kultusgemeinde Bad Kreuznach hatte um die Erlaubnis gebeten,
den Künstler Gunter Demnig einladen zu dürfen. Demnig erinnert an die Opfer
der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbst gewählten Wohnort
Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. Inzwischen liegen diese
Stolpersteine schon in 1265 Kommunen Deutschlands und in 21 Ländern Europas.
Begonnen wird in Bad Kreuznach nun mit einem Stolperstein in der Hochstraße
42 im Gedenken an die Familie Baruch: Die beiden legendären Sportler des ASV
03 Bad Kreuznach, die Europameister Julius (1924 im Gewichtheben) und
Hermann Baruch (1924 im Ringen), starben ebenso wie weitere
Familienmitglieder im Konzentrationslager."
Link zum Artikel
Februar 2020:
"Stolpersteine" werden verlegt
Artikel von Helena Sender-Petry in der
"Allgemeinen Zeitung" vom 27. Januar 2020: "Schüler informieren über ihr
Projekt 'Stolpersteine'
Eine Arbeitsgruppe der IGS Sophie Sondheim machte den Anfang. Das
Lina-Hilger-Gymnasium schloss sich an. Das Ziel: An Bad Kreuznacher Juden,
die von den Nazis ermordet wurden, zu erinnern.
BAD KREUZNACH - Auch in Bad Kreuznach lebten Männer, Frauen und Kinder,
die gedemütigt, geschändet, beraubt und ermordet wurden – einzig, weil sie
Juden waren. Für sechs Opfer des verbrecherischen Nazi-Terrors, sechs von
sechs Millionen, für Hermann, Julius, Karoline und Emma Baruch, für
Auguste Oppenheimer, wird der Kölner Künstler Gunter Demnig so genannte
Stolpersteine verlegen. Kleine Betonquader mit einer Haube aus Messing,
Mahnmale des Erinnerns, die den Toten Identität und Heimat zurückgeben. Es
ist das erste Mal in Bad Kreuznach, dass in dieser Form diesem
Jahrhundertverbrechen gedacht wird. Und es ist bemerkenswert, dass sich
junge Menschen, Schülerinnen und Schüler der IGS Sophie Sondhelm und des
Lina-Hilger-Gymnasiums, dafür stark gemacht haben. Am Freitag hatten die
Jugendlichen auf dem Kornmarkt einen Stand aufgebaut, um über das Projekt zu
informieren. Seit vielen Monaten gehören Stolpersteine zum Schulalltag,
bereits Anfang 2018 hatte die IGS diese Initiative gestartet, die nicht nur
von Oberbürgermeisterin Heike Kaster-Meurer, sondern auch von der Jüdischen
Kultusgemeinde getragen und unterstützt wurde. Derweil in der IGS eine
Arbeitsgruppe unter der Leitung von Tina Engelberger, sie unterrichtet
Sozialkunde und Biologie, mit der Recherche begann, keimte die gleiche Idee
auch im Lina-Hilger-Gymnasium auf. Was lag also näher, als dass sich beide
'Schulen ohne Rassismus und Gewalt' gemeinsam ans Werk machten? 'Eine
Zusammenarbeit war sinnvoll', ist Ulrich Eymann, Lehrer für Geschichte und
Deutsch, überzeugt. Es sei eine 'gute Kooperation'. Und Engelberger fügt
hinzu: 'Das Ziel ist ein schulübergreifendes Projekt, denn es soll
weitergehen.' Es war die IGS, die früh den Kontakt zu Demnig gesucht hatte,
um die Stolpersteine für die Familie Baruch vor dem Haus in der Hochstraße
zu verlegen. Im Fokus der Arbeitsgruppe des Lina-Hilger-Gymnasiums stand
dann Auguste Oppenheimer, die liebevoll 'Tante Gustchen' genannt wurde, die
mit 79 Jahren 1942 ermordet wurde.
Auch IGS-Schülerin Emily Borth steht auf dem Kornmarkt, trotz der Kälte an
diesem Vormittag. Sie bringt im Gespräch mit dieser Zeitung auf den Punkt,
was alle in den Arbeitsgruppen antreibt: 'Für mich ist es wichtig, dass der
Holocaust nicht vergessen wird. So etwas darf sie niemals wiederholen.' Von
Stolpersteinen hatte Emily vorher noch nie gehört. 'Ich habe schon welche
gesehen. Aber ich wusste nicht wirklich, was sie bedeuten.' Das hat sich nun
grundlegend geändert, wie auch die anderen Schülerinnen und Schüler steht
Emily den Passanten Rede und Antwort, die mehr über die kleinen Mahnmale in
Bad Kreuznach erfahren wollen. Wird es weitere Stolpersteine geben? 'Gerne
wollen wir diese Form des Gedenkens etablieren. Die Voraussetzung ist, dass
es die Nachfahren der Ermordeten auch wünschen', stellt Tina Engelberger
klar. VERLEGUNG DER STOLPERSTEINE: Gunter Demnig wird am Mittwoch, 5. Februar,
Messingtafeln (mit Namen, Geburts- und Deportationsdaten) in den Bürgersteig
verlegen. Zunächst um 9 Uhr vor dem Haus in der Hochstraße 38. Dort wohnte
die Familie Baruch. Im Anschluss wird ein Stolperstein in der Römerstraße 2
für Auguste Oppenheimer verlegt...".
Link zum Artikel
Vgl. Artikel von Nathalie Doleschel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 6.
Februar 2020: "'Erinnerung bekommt neue Kultur'. Der Vorsitzende der
jüdischen Gemeinde in Bad Kreuznach ist froh, dass für Hermann, Julius,
Karoline, Emma und Johanna Baruch sowie Auguste Oppenheimer Stolpersteine
verlegt wurden..."
Link zum Artikel
Februar 2020:
Wie soll künftig Erinnerungsarbeit
in Bad Kreuznach betrieben werden?
Artikel von Nathalie Doleschel in der
"Allgemeinen Zeitung" vom 1. Februar 2020: "Zeit des Erinnerns – aber wie?
Stolpersteine, Stelen, Rosenbüsche – reicht das, um in Bad Kreuznach an das
Schicksal der ermordeten Juden zu erinnern?
BAD KREUZNACH - Man muss nicht religiös oder besonders kulturell
interessiert sein, um zu verstehen, dass die Schuhe am Ufer der Donau eine
Bedeutung haben. Im Nebel dieses kalten und trüben Tages muten sie von
Weitem an wie seltsam vergessenes Laufwerk, das von einer Meute Touristen
umlagert und mit Eifer fotografiert wird. 60 gusseiserne Paare, wie gerade
erst getragen von jüdischen Frauen und Männern. Beinahe nachlässig
abgestreift, liegen sie in einer Reihe, wie zufällig verteilt. Und doch sind
sie unverrückbar festmontiert. Nicht nur auf der Kaimauer. Es ist nicht
schwer, sich vorzustellen, wie ungarische Kollaborateure die nicht
deportierten jüdischen Bewohner Budapests in den Jahren 1944 und 1945
zusammentrieben. Wie sie sie an das Ufer der Donau stellten, sie zwangen,
sich mit dem Gesicht zur Donau zu drehen und die Schuhe auszuziehen. Wie die
barfüßigen Frauen und Männer von hinten erschossen wurden und ihre leblosen
Körper in die Donau fielen. Die 'Schuhe am Donauufer' sind ein stilles und
ergreifendes Monument des ungarischen Künstlers und 2012 verstorbenen
Bildhauers Gyula Pauer, der das Mahnmal zusammen mit dem ungarischen
Filmemacher Can Togay 2005 realisierte. Was hat das Budapester
Holocaust-Mahnmal mit Bad Kreuznach zu tun? Eine Menge, wenn man den Fokus
auf die Art und Weise der Erinnerungskultur legen will. In diesen Tagen
werden in Bad Kreuznach Stolpersteine für die ebenso unter
Nazi-Terror-Regentschaft ermordete Familie Baruch und für Auguste
Oppenheimer gelegt. Baruchs wohnten in der Hochstraße 38, 'Tante Gustchen'
Oppenheimer lebte bis zu ihrer Deportation nach Theresienstadt in der
Römerstraße 2. Ein nicht mal 20-minütiger Fußweg liegt zwischen den beiden
Adressen.
Die kleinen Gedenktafeln im Boden vor den Wohnhäusern sollen an die
ermordeten, vertriebenen, deportierten, in den Suizid getriebenen Opfer des
Nationalsozialismus erinnern. Die Idee des Künstlers Gunter Demnig hat sich
in Deutschland und Europa als ein wesentlicher kultureller Beitrag zur
deutsch-jüdischen Erinnerungskultur durchgesetzt. Auf der Homepage des
Künstlers ist zu lesen, dass das Projekt Ende 2018 auf fast 70 000
Stolpersteine in über 2000 europäischen Kommunen angewachsen sei. Auch in
der ungarischen Hauptstadt liegen Stolpersteine. Doch Demnigs Lebenswerk ist
nicht unumstritten. 'Die Opfer werden – wieder einmal – mit Füßen getreten',
ist eine oft gehörte Kritik an den Steinen, nicht nur in Deutschland. Es ist
aber auch nicht die einzige Art von Erinnerungskultur. Auch nicht in Bad
Kreuznach. Die Stele auf der Alten Nahebrücke mit den Namen aller 226
jüdischen namhaft bekannten ermordeten Bad Kreuznacher Juden zeigt
sinnbildlich, dass jüdisches Leben in dieser Stadt sehr lebendig war. Die
Opfer des NS-Terrors waren keine gestaltlosen Unbekannten, sondern Nachbarn
und mitten unter uns. Wer den Weg von der Hochstraße durch die Neustadt
Richtung Römerstraße über die alte Nahebrücke nimmt, kommt an der Stele
vorbei. In der Diskussion um die Form des Erinnerns waren auch immer wieder
Rosenbüsche, die an die Wände jener Häuser gepflanzt werden sollten, in
denen jüdische Familien lebten. Stele und Steine, vielleicht auch Rosen –
reicht das, um zu erinnern? Valeryan Ryvlin, Vorsitzender der jüdischen
Gemeinde, hält eine aktive Verbindung dieser kulturellen Gedenkstätten, etwa
durch einen 'Gedenkmarsch der Erinnerung', für eine sehr gute Idee. Mit den
Stolpersteinen hat er kein Problem. Er ist dankbar für solche Initiativen.
'Bad Kreuznach ist eine offene, lebendige und gastfreundliche Stadt mit
verschiedenen Kulturen, und wir sind ein kleiner Teil davon', spricht Ryvlin
über die 180 Mitglieder große jüdische Gemeinde, die die Stadt und die
Landkreise Bad Kreuznach und Birkenfeld umfasst. Viele der Mitglieder sind
russischstämmig und besuchen den Gottesdienst in der Synagoge in der Alzeyer
Straße. Ehrenamtliche, die der jüdischen Gemeinde nahestehen, veranstalten
Führungen durch das Gotteshaus. GEDENKABEND. Schüler und Schülerinnen der IGS Sophie Sondhelm und des
Lina-Hilger-Gymnasiums werden die Stolpersteine am 5. Februar morgens
gemeinsam mit dem Künstler Gunter Demnig verlegen. Am Vorabend, Dienstag, 4.
Februar, veranstaltet die jüdische Gemeinde mit den Schülern und
Schülerinnen um 18.30 einen Gedenkabend in der Synagoge in der Alzeyer
Straße 63. Gemeinsam wird der ermordeten Bad Kreuznacher Familienmitglieder
Baruch und Auguste Oppenheimer gedacht. Valeryan Ryvlin spricht für die
jüdische Gemeinde und lädt zur Teilnahme an der Gedenkfeier ein.
Hier, auf der Empore, will der Vorstand seit Längerem bereits ein Museum
einrichten – eine Art Dokumentationszentrum jüdischen Lebens in Bad
Kreuznach. Die bestehende Chroniktafel, die bis zum Jahre 2002 reicht, soll
um Fotos, Texte und Dokumente erweitert werden. In ein bis zwei Jahren,
schätzt Ryvlin, könnte die Sammlung komplettiert und übersetzt worden sein.
Der Vorsitzende wünscht sich, dass das jüdische Leben mehr sichtbar wird.
Aber es ist eine Frage der personellen Kapazität und auch der Sicherheit.
Nach dem Anschlag auf eine Berliner Schule vor drei Jahren empfahl das
Landeskriminalamt, Türen der bis dahin offenen Bad Kreuznacher Synagoge
stets verschlossen zu halten, schildert Ryvlin. Das Gebäude in der Alzeyer
Straße wurde mit neuen Sicherheitsfenstern ausgestattet, der Kellereingang
erhielt Gitter. 'Wir sind eine offene Gemeinde und halten unser Gebäude doch
geschlossen', merkt Ryvlin nachdenklich an, 'das passt nicht zusammen.'
Ständige Überwachung und ständige Furcht, dies sei keine Option. 'Die Juden
sind doch Optimisten.'"
Link zum Artikel
2023:
Video zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Bad Kreuznach nach 1945 - Vortrag und Gespräch mit Nicolaus Blättermannn Anmerkung: Thema ist das jüdische
Leben im Kreis Kreuznach nach 1945. Nicolaus Blättermann (Jahrgang 1921)
überlebte den Holocaust und fand seit 1953 in Bad Kreuznach eine neue
Heimat. Im Gespräch mit Uli Holzhausen erzählte er am Mittwoch, 23. August
2023, 19.30 Uhr, im Haus der Begegnung/ehemalige
Synagoge in Meisenheim von seinem
Jahrzehnte andauernden Engagement für das jüdische Leben im Landkreis Bad
Kreuznach seit den 1950er-Jahren. Eine Veranstaltung auf Einladung des
Träger- und Fördervereins Synagoge Meisenheim e.V. am 23. August 2023 im
Haus der Begegnung Meisenheim mit Nicolaus Blättermann dem Ehrenvorsitzenden
der jüdischen Gemeinde Bad Kreuznach.
Germania Judaica II,1 S. 456f und II,1 S. 782-783 (Art. zu Sponheim);
III,1 S. 686-690.
Andrea Fink: "...uns allen eine Mahnung zur
Wachsamkeit." Bad Kreuznacher Mahnmale für im Dritten Reich verfolgte
und ermordete jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor
und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für
politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad
Kreuznach. 6. Jahrgang, Ausgabe 1/1996 Heft Nr. 11 S. 5-18. Online
zugänglich (pdf-Datei).
Kerstin Zehmer: Zwischen Ruhm und Verfolgung -
Hermann und Julius Baruch, zwei jüdische Sportler aus Bad Kreuznach. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor
und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für
politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad
Kreuznach. 9. Jahrgang, Ausgabe 1/1999. S. 43-49.
Siehe dazu die Website www.baruch-archiv.de
und die Website www.juedische-sportstars.de
mit einer Seite zu
Julius und Hermann Baruch
Andrea Fink: Jüdische Familien
in Kreuznach. Vom 18. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg. Bad Kreuznach
2001.
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 87-90 (mit weiteren Literaturangaben).
Bad KreuznachRhineland.
A number of Jewish moneylenders were present in the 13th century. In 1336 Count
Sponheim was authorized to settle 60 Jews on his estate and in 1338 the
community had its own rabbi. The community ended in the Black Death persecutions
of 1348-49, when the Jews were murdered or expelled. Jews were again present in
the last quarter of the 14th century but in 1404 all were arrested and their
property confiscated. Jews were arrested again 1434, when the community included
around ten families.
In 1525, the Jews were allowed to engage in trade in addition to moneylending. A
new cemetery was opened in 1661 and a synagogue that remained in use for 200
years was constructed in 1737. In 1746, the Jewish population reached 30
families.
In 1808, under French rule, the number of Jews increased to 286 with the
community becoming one of the most important in the region. In the same year it
was attached to the Bonn Consistory. A private Jewish school was opened in 1820
but it soon closed and other attempts to establish Jewish schools failed. A
community center was built in 1844-45. Most Jews engaged in trade. The Jewish
population subsequently grew to 506 in 1848 and 601 (total 15,321) in 1880. In
the Weimar period, the economic position of the Jews remained satisfactory.
Although there were doctors, lawyers, artisans, and brokers, most remained
tradesmen, selling textiles, shoes, furniture, hardware, musical instruments,
household silver, and antiques. There were also butchers and wine and grain
merchants. Jews were members of local choirs and sports clubs, the Baruch
brothers winning national and European championships in weightlifting and
wrestling. A Jewish school for religious education enrolled 75 children in 1932.
The communities of Muenster am Stein and Planig were attached to the
congregation.
In 1933, the Jewish population was 713 but already in the first months of Nazi
rule about 200 Jews left the city. A children's sanatorium founded in 1920
became one of the two largest in Germany for Jewish children with 118 beds in
1933. Social and cultural life continued to flourish in the Nazi era. A Zionist
group was founded in 1933 and numerous courses were offered in the community. A
Jewish public school was opened in 1937 with 34 children. However, unrelenting
anti-Jewish agitation accompanied daily life. On Kristallnacht (9-10
November 1938), the children's sanatorium was shut down for good and SA troops
and Hitler youth wrecked the synagogue and caused serious damage to at least 22
Jewish homes and stores. Jewish men were sent to the Buchenwald and Dachau
concentration camps. Jewish emigration continued throughout the period. In
mid-1939, barely 200 Jews remained. Those who stayed were deported to the east:
58 on 1 May 1942; 16 on 14 June; 50 on 28 July; and two in January 1945.
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