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Bad Langensalza (Unstrut-Hainich-Kreis)
Jüdische Geschichte
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Bad Langensalza bestand eine jüdische Gemeinde im Mittelalter. Spätestens
zum Beginn des 14. Jahrhunderts haben sich jüdische Personen in der Stadt
niedergelassen. 1321 werden Meiger und 1323 Mose von Salza als Hausbesitzer in
Erfurt genannt. 1346 wurde die Stadt wegen eines Besitzstreites zwischen
dem Landgrafen von Thüringen und dem Mainzer Erzbischof belagert und zerstört,
jedoch wenig später wieder aufgebaut. Nach der Überlieferung wurde den Juden
die Schuld an der Zerstörung zugeschoben. Viele von ihnen seien damals auf dem
Scheiterhaufen verbrannt worden.
1356 wurde zwischen den Thüringer Landgrafen ein Abkommen mit dem
Erzbischof von Mainz über die Aufnahme von Juden in der Stadt abgeschlossen.
Danach konnten sich unter dem Schutz der genannten Herrschaften wieder mehrere jüdische
Familien in der Stadt niederlassen.
Im 15. Jahrhundert wird mehrfach die bis heute vorhandene "Jüdengasse"
(= "Judengasse") in der Stadt genannt. In den hier vorhandenen 28 Häusern
lebten jedoch auch christliche Familien. In der "Judengasse" war eine Synagoge
(s.u.). Auch ein jüdischer Friedhof war vorhanden, der auf dem
"Jüdenhügel" lag. Der Weg zum jüdischen Friedhof führte
nach der Überlieferung durch das demnach benannte "Klagetor". 1418
werden in einer Steuerliste 16 oder 17 jüdischen Personen (überwiegend
Familienvorsteher) genannt. Damals bestand die jüdische Gemeinde aus etwa 80
Personen. Die Juden der Stadt lebten u.a. vom Geldhandel.
1436 wurden die Juden aus Langensalza verbannt.
Erst im 19./20. Jahrhundert konnten wiederum einzelne jüdische Personen
/ Familien zuziehen, die zur jüdischen Gemeinde in Mühlhausen gehörten.
Die erste Aufnahme war 1853/54 (siehe Bericht unten), als ein jüdischer
Schnittwarenhändler ein Geschäft eröffnete, was zunächst heftige Reaktionen in
der Stadt gegen seine Niederlassung hervorrief. Trotz weiterem Zuzug jüdischer
Familien / Personen kam es in der Folgezeit nicht zur Bildung einer eigenen jüdischen Gemeinde in Langensalza.
1933 wurden 34 jüdische Einwohner gezählt, darunter Geschäftsleute, Händler,
Handwerker und Ärzte. In den folgenden Jahren verließen mehrere von ihnen auf
Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und
der Repressalien die Stadt und wanderten teilweise aus. Unter den ersten war der
Kaufmann Arnola Schächter, der bereits Ende November 1933 mit seiner Familie in
die USA emigrierte. Andere konnten nach Palästina oder nach Portugal
emigrieren. Im Juni 1938 wurde im Reinhardbrunner Hof eine antisemitische
Hetzausstellung gezeigt. Beim Novemberpogrom 1938 wurden der Kaufmann
Artur Goßmann und der Schneider Jakob Salomon in das KZ Buchenwald verschleppt
und dort mehrere Wochen festgehalten. Jakob Salomon hatte in der Bergstraße 21
sein Geschäfte inne, Arthur Gossmann hatte mit seiner Frau Nettchen einen Schuhladen in der Rathausstraße 6
betrieben. Zu
Familie Gossmann gehörten auch seine Tochter Irma mit ihrem Mann Fritz
Schlesinger und deren Sohn Günther. Noch nicht alle Schicksale der jüdischen
Einwohner konnten aufgearbeitet werden.
Von der Verfolgung betroffen waren auch Personen mit teilweise jüdischer
Abstammung. So galt der Bäcker Lothar Kahn in der NS-Sprache als
"Mischling II. Grades". Er war 1938 bis 1940 in der Wehrmacht, ist
jedoch Ende 1944 vermutlich im KZ Auschwitz ermordet worden.
Von den in Bad Langensalza geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Gertrud Hartmann
(1907, stammt aus Bad Tennstedt), Jakob Jakob (1899), Günther Schlesinger (1926), Irma (Irene)
Schlesinger geb. Gossmann (1905).
Nach 1945: In der Stadt lebte 1946 - nachdem er zwei KZ-Aufenthalt
überstanden hatte - wieder Jakob Salomon, der mit einer nichtjüdischen Frau
verheiratet war.
Berichte aus der
jüdischen Geschichte in Bad Langensalza
Über die erste Aufnahme jüdischer
Personen in Langensalza Mitte des 19. Jahrhunderts (1853/54)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Dezember 1853:
"Langensalza, 15. November (Nordhäuser Zeitung). In letzter Zeit herrschte in unserer Stadt eine
nicht geringe Aufregung. Bis jetzt war hier kein Jude domiliziert. Vor
nicht langer Zeit jedoch mietete sich ein jüdischer Kaufmann ein und
beabsichtigte, ein Geschäft mit Schnittwaren zu etablieren. Die Konzession
zum Betrieb seines Geschäfts erhielt er von der königlichen Regierung in
Erfurt. Kaum war dies geschehen, als hiesige Bürger sich die Mühe gaben, den
neuen Ankömmlinge wieder zu vertreiben. Abgesehen von Privatschritten wurde
vor einigen Tagen durch den öffentlichen Ausrufer der Stadt eine Versammlung
aller Gewerbe- und Handeltreibenden angekündigt, welche über eine für die
Stadt höchst wichtige Angelegenheit zu beraten haben werde. In dieser
Versammlung wurde beschlossen, sofort eine Deputation nach Magdeburg an den
Oberpräsidenten der Provinz Sachsen zu entsenden, damit den Bürgern von
Langensalza das angebliche Recht, keinen Juden unter sich dulden zu müssen,
erhalten bleibe. Es wird nämlich behauptet, dass die ehemals königlich
sächsischen Städte der preußischen Provinz Sachsen, im Widerspruch mit der
preußischen Gesetzgebung, bei der Übernahme obiges Recht garantiert erhalten
hätten. Die Deputation, welche gleich anderntags abreiste, brachte dem
Vernehmen nach den Bescheid mit, dass die Stadt Langensalza die
betreffenden Beweismittel einreichen möge, worauf dann weitere Antwort
folgen werde. Inzwischen hat der jüdische Kaufmann, gestützt auf die
Konzession der Erfurter Regierung, getrost angefangen, seinen Laden in Stand
zu setzen.
(Wir können den Mut unseres Glaubensgenossen auf sein gutes
Recht nur beloben. Dass die Stadt Langensalza nicht verlangen kann, was das
Gesetz längst aufgehoben, ist sicher, dass sie es nicht erlangen wird,
hoffen wir. Redaktion). " |
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Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. März 1854: "Langensalza,
im März. Die Leser erinnern sich aus Nr. 50 des vorigen Jahres, dass hier
ein Jude sich niedergelassen, während Magistrat und Bürger durch
Protestaktionen, Petitionen und Deputationen bis ans Ministerium dagegen Einsprache erhoben. Jetzt haben sie von Letzterem den Bescheid
erhalten, dass dem Juden das Gesetz zur Seite stehe. Nun wollen Sie noch
einmal dagegen remonstrieren: die Juden hätten bei ihrem Abzuge im
15. Jahrhundert geschworen, nie wieder zu kommen! Unser Glaubensgenosse
meint, dass er nicht unter den Schwörenden gewesen. "
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Über die Beisetzung von zwei jüdischen Soldaten in Bad Langensalza
(1867)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. September 1866:
"Langensalza, (Ein Soldaten Begräbnis.) Der Nordhäuser Zeitung schreibt man
von hier: am 15. dieses Monats wurde ein hannoverscher Infanterist
jüdischen Glaubens beerdigt, und da in Langensalza keine jüdische Gemeinde
ist, so musste derselbe ohne Geistlichen beerdigt werden. Der Feldwebel
Kühnaß, welcher die zur Ehrensalve kommandierten Mannschaften befehligte, trat an die Gruft und sprach: Kameraden! Wir begraben hier einen der
tapferen, die auf dem Schlachtfelder von Langensalza angefochten. Er ist
nicht unseres Glaubens, aber er war würdig, in unseren Reihen zu kämpfen: er
ist darum auch würdig, in den Reihen derer zu ruhen, welche den Friedhof von
Langensalzaer zieren. Möge der allmächtige Gott Ihn das Heil finden
lassen, welches er in seinem Glauben gehofft hat! Am 15. wiederholte sich
der Fall, und der Feldwebel Kühnaß erfüllte seine Aufgabe in der selben
würdigen Weise." |
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Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Oktober 1867: "Hannover,
27. September (Privatmitteilung). Wie seinerzeit auch in diesen Blättern
berichtet worden, sind im vorigen Jahre zwei jüdische Soldaten der
vormaligen Hannoverschen Armee in dem Lazarett zu Langensalza an ihren
Wunden verstorben, und weil daselbst keine jüdische Gemeinde ist, auf dem
christlichen Friedhof begraben worden. Auf Veranlassung des hiesigen Land
Rabbiners Dr. Meyer ist denselben nunmehr auch ein Leichenstein mit
hebräischer und deutscher Zuschrift gesetzt worden, welche lautet:
(hebräisch und deutsch) "Hier
ruhen die Hannoverschen Soldaten Jacob Driels (hebräisch: Jaakov ben
Naftali Halevi) aus Emden und Hermann
Herzfeld (hebräisch: Zwi ben Jizchak) aus Mühlhausen gestorben den Heldentod für König und Vaterland
infolge ihrer Wunden in der Schlacht bei Langensalza. Das vor einiger Zeit
gesetzte Monument ist sehr schön gearbeitet und hat die Anerkennung der
Langensalzaer Behörden als eine Zierde des Friedhofs erhalten. Die Kosten
hat der leider bald Hannover verlassende Oberkommerzrat Simon hierselbst mit
gewohnter Liberalität bestritten und um die ganze Angelegenheit hat sich
Herr Stadtrat Oppé in Mühlhausen namhafte Verdienste erworben."
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Artikel
in der Zeitschrift "Ben Chananja" vom 15. Oktober 1867: "Im
vorigen Jahre sind im Lazarett von Langensalza noch zwei jüdische
hannöversche Soldaten an ihren Wunden gestorben. Da dort keine jüdische
Gemeinde ist, so wurden sie auf dem christlichen Friedhofe begraben, wobei
von hannöverschen Kameraden treffliche Worte der Anerkennung und
religiösen Duldsamkeit gesprochen sind, wie seiner Zeit im 'Ben Chananja'
berichtet wurde. Ein Antrag an den Landrabbiner Dr. Mayer in Hannover, sie
ausgraben und auf einem jüdischen Friedhof begraben zu lassen, ist von
demselben als dem Geiste des Judentums widersprechend, abgelehnt worden.
Vielmehr wird auf seine Veranlassung den beiden Soldaten, die zufällig an
zwei aufeinander folgenden Tagen gestorben und nebeneinander begraben
sind, ein Leichenstein mit hebräischer und deutscher Inschrift gesetzt.
Die letzte lautet: 'Hier ruhen die hannöver'schen Soldaten Jakob Driels
aus Emden und Herman Herzfeld aus Mühlenhausen, gestorben den Heldentod
für König und Vaterland in Folge ihrer Wunden in der Schlacht bei
Langensalza.' Die hebräische Inschrift hat denselben Inhalt; ihren
Wortlaut jedoch kann ich nicht angeben. Das Monument ist vor einiger Zeit
gesetzt, sehr schön gearbeitet und hat die Anerkennung der Langensalzaer
Behörden erhalten, da es eine Zierde des dortigen Friedhofes
bildet." |
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Artikel
von Lehrer Joseph Oppenheimer in Bad Salzuflen-Schötmar in der
Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Oktober 1867: "Aus Lippe-Detmold.
Mehrere Zeitungen berichteten unlängst von Langensalza eine
Tatsache, welche gewiss auch für viele Leser Ihres geschätzten Blattes
von Interesse sein dürfte. Der erwähnte Bericht
lautet:"
Bericht wie oben. |
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Hinweis: Der (christliche) Friedhof
in Bad Langensalza mit Gräbern bis 1945, unter denen auch die Gräber der
beiden Soldaten waren, wurde 1972 eingeebnet und auf dem Gelände ein
Tierpark errichtet. |
Eine antijüdische Beleidigung wird
vom Amtsgericht bestraft (1926)
Artikel
in der der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins) vom 7. Mai 1926: "Nach
Langensalza in Thüringen. Bestraft wurde vom Amtsgericht in Langensalza
der verantwortliche Redakteur des 'Langensalzaer Tageblattes', Dr. Artur
Wartmann, mit 100 Mark Geldstrafe oder zehn Tagen Gefängnis und
Veröffentlichung des Urteils im gleichen Blatt. Hartmann hatte den Kaufmann
Max Stern, Inhaber des Kaiser-Bazar in Langensalza, durch
Schimpfworte in der Zeitung beleidigt." |
Zur Geschichte der Synagoge
Im Mittelalter gab es eine Synagoge auf dem Grundstück
Judengasse 4. Sie ist nicht erhalten.
Fotos
Siehe Abbildungen
in der Publikation von Hartmut Rosinger (siehe Lit. unten) |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
2005: Projekt
von Schülerinnen und Schülern des Salza-Gymnasiums: Recherche über
"Jüdisches Leben in Bad Langensalza" |
Bericht
über das Projekt (Quelle):
"Im Zeitensprünge-Projekt des Forscherteams aus Bad Langensalza ging es darum, Zeitzeugen zu suchen, um Erinnerungen wieder zu beleben. Die fünf Schülerinnen und Schüler des
'Salza Gymnasiums' gingen der Frage nach, ob jüdisches Leben etwas Bleibendes in ihrer Stadt hinterlassen hat.
'Es stellte sich schnell heraus, dass dies eine mühevolle Arbeit war – eine Spurensuche im wahrsten Sinne des
Wortes.' Die Recherchen waren umfangreich, die Archivarbeit langwierig und die Suche nach Zeitzeugen aufwändig. Es gibt kaum noch Erinnerungen an das jüdische Leben in der Stadt. Doch exemplarisch konnten die Jugendlichen Straßennamen identifizieren oder durch Berichte und die Arbeit im Stadtarchiv den ehemaligen Standort einer Synagoge ausfindig machen. Die Broschüre dokumentiert aber nicht nur die aufwändigen Recherchen. Sie gibt einen Überblick über historische Hintergründe und beschreibt anhand von Einzelschicksalen das Leben der jüdischen Bevölkerung in Bad Langensalza.
" |
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Mai 2010:
Verlegung von "Stolpersteinen" in Bad
Langensalza ab 14. Juni 2010 |
Artikel von Britt Mandler in der "Thüringer
Allgemeinen" vom 27. Mai 2010 (Artikel):
"Stolpersteinen erinnern an Opfer der Judenverfolgung
Über 25 000 Stolpersteine hat Gunter Demnig schon verlegt.
Sechs sogenannte Stolpersteine werden ab dem 14. Juni in Bad Langensalza an die Opfer der Judenverfolgung erinnern. Geschaffen wurden sie vom Kölner Bildhauer Gunter Demnig, der gestern zu einer Feierstunde in die Kurstadt kam.
Bad Langensalza. Mehr als 25 000 Stolpersteine hat Gunter Demnig in den vergangenen zehn Jahren geschaffen. Zur Routine ist es für den Kölner Künstler aber bis heute nicht geworden, die Betonquader zu gießen und mit einer beschrifteten Messingplatte zu versehen. Denn in wenigen Worten ist dort das Schicksal ganzer Familien zusammengefasst. "In den Büchern ist nachzulesen, dass im Dritten Reich sechs Millionen Juden verfolgt und ermordet wurden. Das ist auch für mich eine abstrakte Zahl", gab er zu.
Doch wer sich mit der Geschichte der einzelnen Opfer beschäftige, erhalte eine andere Sicht auf die Dinge. Schulklassen und Vereine arbeiteten Demnig die Daten der Shoa-Opfer zu. In Bad Langensalza schlossen sich die Alternative Jugend Unstrut- Hainich, der Kulturverein Stadtmauerturm und Stadtführer zusammen. Die Initiative fand auch in Mühlhausen Anklang, so dass dort gestern ebenfalls Stolpersteine verlegt werden konnten. Der Stadtrat hatte in der Kreisstadt zwar seine Unterstützung versagt. Widerstände entmutigen ihn aber nicht, meinte Demnig schulterzuckend.
"80 bis 90 Prozent der Besitzer von Häusern, in denen jüdische Opfer gelebt haben, wollen nicht, dass mit einer Plakette an ihrer Fassade an sie erinnert wird", so seine Erfahrung. Die Stolpersteine hingegen werden in die Gehsteige direkt vor den Wohnhäusern eingelassen. Eine tatsächliche Stolpergefahr besteht nicht. "Aber man stolpert mit dem Kopf und den Herzen", zitierte Mary Fischer einen Hauptschüler, der eines der Demnig-Projekte mit vorbereitet hat und der dieses Zitat einst einem Reporter in den Block diktierte.
Bad Langensalza sei die 556. Kommune in Deutschland, die diese Gedenksteine erhält, verriet Demnig. Vor zehn Jahren hatte er das Konzept zu den Stolpersteinen entworfen. Eine Million davon wollte er verlegen. "Dabei habe ich allerdings nicht daran geglaubt, Unterstützer zu finden", gab er zu. Doch er irrte. Die über 25 000 Stolpersteine, die bislang in acht europäischen Ländern ins Trottoir eingelassen wurden, wurden so wie auch in Bad Langensalza über Spenden finanziert. Und die Aktion geht weiter, um den Namen der Opfer auch dann noch zu bewahren, wenn die Zeitzeugen bereits verstorben sind. Schön findet Demnig, dass man sich automatisch vor den Opfern verneigt, wenn man ihre Namen und Lebensdaten liest. Hartmut Rosinger erläuterte, um wen es sich bei den sechs Juden handelt.
Jacob Salomon sei vielen Kurstädtern bekannt. Er lebte in der Bergstraße 21 und überlebte zwei KZ-Aufenthalte. In der Rathausstraße 6 betrieb Arthur Gossmann mit seiner Frau Nettchen einen Schuhladen. Zur Familie gehörten auch seine Tochter Irma Schlesinger, deren Mann Fritz und Enkel Günter. Gossmanns wurden 1938 deportiert. Arthur Gossmann kam zwar wieder frei, als er sein Haus unter Druck verkaufte, erhielt er dafür aber nur 5000 statt der erhofften 60 000 Reichsmark. Die Familie ging schließlich nach Frankfurt, wo sie erneut deportiert worden sein soll.
Genaue Daten gibt es darüber nicht. Gossmanns Neffe Fred Baden, der in den USA lebt, vermerkte im Yad-Vashem-Archiv aber, dass Arthur 1943 verstorben sein soll. Dass die Stolpersteine gestern nicht gleich verlegt wurden, hat einen simplen Grund: Die Gewährleistungsfrist für die neu sanierte Fußgängerzone läuft noch. Daher wird die Fachfirma die Steine einbetonieren. Termin hierfür ist der 14. Juni." |
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Juni 2010: Die
ersten "Stolpersteine" sind verlegt |
Artikel in der "Thüringer Allgemeinen" vom 15. Juni 2010 (Artikel):
"Stolpersteine erinnern an Opfer der Judenverfolgung.
Sechs Stolpersteine wurden gestern in Bad Langensalza verlegt. Sie erinnern an jüdische Mitbürger, die hier einst lebten und wegen ihres Glaubens verfolgt wurden.
Bad Langensalza. An die Zeit vor der Reichspogromnacht erinnert sich Gerhard Rudolph noch genau. Das Schaufenster des Schuhladens von Familie Gossmann in der Rathausstraße war mit Parolen beschmiert worden. Kurze Zeit später wurden das Inhaber- Ehepaar, ihre Tochter und ihr Enkel deportiert. Sie kamen zwar zurück, mussten ihr Haus aber weit unter Wert verkaufen. 1939 wurden sie von Frankfurt aus erneut deportiert und kamen nie zurück.
An das Schicksal der Gossmanns und ihres Schwiegersohns, der keine jüdischen Wurzeln besitzt und wohl überlebt hat, erinnern fünf Stolpersteine, die gestern im Pflaster vor der Rathausstraße 6 eingelassen wurden. Schon vor ein paar Tagen gab es hier eine Gedenkfeier mit dem Bildhauer Gunter Demnig, der die Stolpersteinaktion ins Leben gerufen hat.
Nach Bad Langensalza geholt wurde sie vom Kulturverein Stadtmauerturm, der Alternativen Jugend Unstrut-Hainich und den Stadtführern. Zur gestrigen Verlegung kamen sogar noch mehr Gäste als zur Gedenkstunde. Drei Klassen der Wiebeckschule gestalteten das Programm mit. "Man muss nicht für alles einen Stadtratsbeschluss haben", spielte Bürgermeister Bernhard Schönau auf die Mühlhäuser an, deren Rat der Aktion die Unterstützung versagt hat. "Man muss im Gedächtnis bewahren, was an Unrecht geschehen ist", erklärte Schönau, warum sich in der Kurstadt sofort Unterstützer fanden.
Einer von ihnen ist Matthias Conrad. Dessen Großvater Jacob Salomon ist der sechste Stein gewidmet, der vor der Bergstraße 20 verlegt wurde. Der Schneidermeister hatte zwei KZ-Lager überlebt und starb 1977. Matthias Conrad spendete im Gedenken an ihn für die Stolpersteine und dafür, dass die Broschüre "Jüdische Geschichte der Stadt Bad Langensalza" neu aufgelegt werden kann." |
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September 2011:
Auf den Spuren jüdischen Lebens in Bad
Langensalza |
Artikel von Matthias Schenke in der
"Thüringer Allgemeinen" vom 1. September 2011: "Schüler
auf den Spuren jüdischen Lebens in Bad Langensalza" (Link
zum Presseartikel; auch als
pdf-Datei eingestellt) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,1 S. 469-470; III,1 S.
718-720. |
| Israel Schwierz: Zeugnisse jüdischer Vergangenheit
in Thüringen. Eine Dokumentation - erstellt unter Mitarbeit von Johannes
Mötsch. Hg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen ( www.lzt.thueringen.de)
2007. Zum Download
der Dokumentation (interner Link) S. 58-59. |
| Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des
Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Band 8 Thüringen. Frankfurt 2003. S.
303-305. |
| Hartmut Rosinger: Jüdisches Leben in Langensalza.
Eine Spurensuche. Hrsg. vom KULTurverein Stadtmauerturm e.V. Bad Langensalza
www.kulturvereinturm.de.
Eigendruck 2020. 2022². 76 S.
Online einsehbar:
Eingestellt als pdf-Datei. |
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