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in Basel
Basel (Schweiz)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt
von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er-Jahre
Hier: Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Basel wurden in jüdischen Periodika
gefunden, die in Deutschland erschienen sind; daher enden die Berichte in den
1930er-Jahren.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.
Hinweis: die meisten Texte auf dieser Seite
müssen noch abgeschrieben und teilweise mit Anmerkungen versehen werden,
können jedoch durch Anklicken der Textabbildung bereits gelesen werden.
Auf dieser Seite stehen keine Texte zu den Rabbinern, Lehrern und anderen Kultusbeamten
der Gemeinde, siehe hierzu die Seiten
- Zur Geschichte des Rabbinates und
der jüdischen Lehrer in Basel
Übersicht:
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde von der Mitte des 19.
Jahrhunderts bis in die 1930er-Jahre
Über den aus Villingen
stammenden Juden Mathis Eberler und die Geschichte seiner Nachkommen in Basel
(zu einem Vortrag von 1905)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. März
1905: "Basel. In der hiesigen historischen Gesellschaft hielt
Herr Dr. August Burkhardt einen äußerst interessanten Vortrag über 'die
Eberler genannt Grünzweig, eine Basler Familie des 14. und 15.
Jahrhunderts.'
Es ist dies die Geschichte einer jüdischen Familie im ausgehenden
Mittelalter und zugleich ein Stück Rechts- und Kulturgeschichte. Basel
hat die Juden früher als andere oberdeutsche Städte aufgenommen und
schon am Anfang des 13. Jahrhunderts existierte hier eine starke jüdische
Kolonie. Bischof Heinrich von Thun musste den Juden im Jahre 1223 den
Domschatz verpfänden. Das Ghetto befand sich am Rindermarkt, im heutigen
Grünpfahlgässchen, der Friedhof da, wo jetzt der Werkhof steht. Im 14.
Jahrhundert ging es auch den Juden in Basel schlecht, weil man sie, wie
überall, falsch beschuldigte, die Brunnen vergiftet zu haben. Im Jahre
1349 wurden alle erwachsenen Juden in einem hölzernen Haus auf einer
Rheininsel verbrannt, die Kinder aber getauft und im christlichen Glauben
erzogen. Der Rat verbot, dass fernerhin Juden in der Stadt wohnen
dürften. Doch bald waren dieselben wieder hier ansässig. Sie wurden
Bürger und werden sogar zu Staatsämtern zugelassen, ein gutes Zeugnis
für die Toleranz im 14. und 15. Jahrhundert gegenüber späteren Zeiten.
Das typische Beispiel einer solchen jüdischen Familie sind die Eberler
oder Eberlin, die den Beinamen 'Grünzweige' annahmen. Der Stammvater
Mathis Eberler aus Villingen erlangt 1393 auf dem Muttenzer Zug mit
500 anderen das Basler Bürgerrecht. Er ist Schlosser, steigt in
politischen und militärischen Ämtern rasch aufwärts und wird 1445
Hauptmann des eroberten 'Steins zu Rheinfelden'. So überraschend
entwickeln sich Reichtum und Macht der Familie, dass ein Enkel des
eingewanderten Villinger Juden Schlossherr zu Hiltalingen und Gemahl einer
Geroldseck wird. Natürlich hört damit auch das Geschlecht auf, ein
jüdisches zu sein. Doch andererseits ist es Tatsache, dass, nachdem sich
dieses Geschlecht mit den angesehensten Familien der Stadt verschwägert
hatte, heute noch unter den alten Baslern keiner ist, in dessen Adern
nicht das Blut des Juden Mathis Eberler von Villingen rollt." |
Zum Tod von Leopold Dreyfus-Hirsch und Herrn
Dreyfus-Rosenblatt (1885)
Anmerkung: Leopold Dreyfus ist 1818 geboren als Sohn von Isaac
Dreyfus (1786-1845, seit 1812 in Basel) und der Judith geb. Bernheim.
Sein Vater hatte 1813 in Basel ein Handelshaus gegründet. Unter dessen Söhnen
Samuel Dreyfus-Neumann (siehe unten) und Leopold Dreyfus-Hirsch wurde die 1849
in Isaac Dreyfus Söhne umbenannte Firma zu einer der führenden Basler
Privatbanken. Leopold Dreyfus war verheiratet mit Sophie Agathe geb. Hirsch,
Tochter von Rabbiner Pinchas Hirsch. Die beiden hatten 12 Kirnder. Weitere
Informationen siehe Wikpedia-Artikel
Dreyfus Söhne % Cie. sowie www.dreyfusbank.ch
(Abschnitt "Geschichte").
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Januar
1885: "Basel, 16. Januar (1885). Die auch in weitern Kreisen
bekannte, allgemein geachtete Familie Dreyfus ist leider in letzter
Zeit von schweren Heimsuchungen betroffen worden. - Vor 3 Wochen verschied
Herr Leopold Dreyfus-Hirsch im Alter von 66 Jahren und vor einer
Woche wurde Herr Dreyfus-Rosenblatt im besten Mannesalter von 38
Jahren ihr durch den Tod entrissen. Beide Männer gehörten zu den besten
Mitgliedern unserer Gemeinde und genossen, sowohl als Staatsbürger, wie
auch als Menschen überhaupt einen ausgezeichneten Ruf.
Herr Leopold Dreyfus-Hirsch, ältester Sohn des Herrn Isaak Dreyfus
selig und Mitinhaber der Firma Isaak Dreyfus Söhne in Basel, wurde als
außerordentlich begabtes Kind von seinen Eltern für das Rabbinat
bestimmt. - Nach sorgfältiger Erziehung und Vorbereitung besuchte er das
französische Rabbiner-Seminar in Metz, woselbst unter anderem auch der
jetzige Groß-Rabbiner von Frankreich, Herr Isidor, zu seinen
Studien-Kollegen gehörte. -
Nachdem jedoch durch andauernde Kränklichkeit der Vater nicht imstande
war, das Geschäft zu führen, entschloss sich der Jüngling seine Studien
aufzugeben, um seinem Vater Hilfe und Stütze zu sein. - 1842 verehelichte
sich Herr L. Dreyfus mit Frl. Sophie Agathe Hirsch, Tochter des einst so
berühmten Rabbiners Pinchas Hirsch, und führte eine überaus glückliche
mit 12 Kindern gesegnete Ehe. - 1845 übernahmen nach Hinscheiden ihres
Vaters die drei Brüder, Leopold, Samuel und Jacques Dreyfus vereint die
Leitung und Fortsetzung des väterlichen Geschäfts. - Es bewährte sich
die richtige Voraussicht und das zutreffende Urteil des Herrn L. Dreyfus
selig im Geschäftsleben derart, dass er selbst in den schwierigsten und
verwickelsten Geschäftsverhältnissen um seinen einsichtsvollen Rat
befragt wurde, den er auch jedermann mit Freundlichkeit und bereitwilligst
erteilte. Die hiesige Israelitengemeinde beehrte ihn mit dem Amte eines
Gemeinde-Präsidenten, dem er während 17 Jahren zu allgemeiner
Zufriedenheit vorstand. So führte er ein glückliches und geehrtes,
bescheidenes und doch so segensreiches Leben, bis die Zeit der Prüfung
ihm nahte. Vor 2 Jahren riss der unerbittliche Tod die treue
Lebensgefährtin von seiner Seite und bald darauf hatte er das Unglück,
seinen jüngsten, hoffnungsvollen Sohn im Alter von 19 Jahren zu
verlieren. Seit dieser Zeit blieb er den Freuden des Erdenlebens
verschlossen, sehnte er sich nach der ewigen Heimat, nach
Wiedervereinigung mit den Lieben, die ihm in die Ewigkeit vorangegangen.
Bald sollte sein Sehnen gestillt werden; am 7. Tebeth (= 25. Dezember
1884) schied er, in Folge eines Gehirnschlages, sanft und ruhig aus
diesem Leben. Das Leichenbegängnis, bei welchem Herr Rabbiner Dr.
Löwenstein aus Gailingen eine
ergreifende Trauerrede in hiesiger Synagoge hielt, war ein beredtes
Zeugnis der allgemeinen Beliebtheit und der Achtung, die der Verewigte bei
Juden und Christen genoss. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
70. Geburtstag des Gemeindevorstehers Samuel Dreyfus-Neumann
(1890)
Anmerkung: weiteres zur Person siehe unten (Artikel von 1895)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Mai
1890: "Basel, 13. April (1890). Am vergangenen 7. Tag des
Pessachfestes (= 11. April 1890), feierte der Vorsteher der hiesigen
Gemeinde, Herr Bankier Samuel Dreyfus-Neumann seinen 70. Geburtstag
und zugleich das Jubiläum seiner 25-jährigen Amtstätigkeit. Die Feier
legte deutliches Zeugnis ab von der allgemeinen Anerkennung der Verdienste
des Jubilars, unter dessen Leitung die Gemeinde aus kleinen Anfängen zu
ihrer jetzigen Größe sich entwickelt hat. Nachdem Herr Dreyfus zur Haftarah
aufgerufen worden war, sang der Verein 'Erholung' den Psalm 13. In seiner
darauf folgenden Festpredigt über den Text: 'und sie glaubten an den
Ewigen und an Mosche, seinen Diener' (2. Mose 14,31) gedachte unser Rabbiner
Herr Dr. Cohn, der unermüdlichen Hingebung des Jubilars für das Wohl
der Gemeinde, seiner trotz seines hohen Alters jugendlichen
Arbeitsfreundlichkeit, wie er in Bezug auf die Erhaltung der religiösen
Institutionen und in Bezug auf den Gottesdienst die Gemeinde bisher auf
dem Wege unseres heiligen Religionsgesetzes erhalten habe und wie er in
Bezug auf Wohltätigkeit weit und breit ein leuchtendes Vorbild sei. Mit
dem Segenswunsche, dass Gott den Jubilar noch recht lange zum Wohle und
zum religiösen Gedeihen der Gemeinde wirken lasse, schloss die Rede, die
auf die dichtgedrängte Zuhörerschaft sichtlich tiefen Eindruck machte.
Nach dem Gottesdienst wurde unter verschiedenen, vorzüglich ausgeführten
Gesängen der 'Erholung', von dem Vizepräsidenten der Gemeinde, Herr
Constant Levy, mit einer Ansprache Herr Dreyfus eine prachtvolle,
künstlerisch auf Pergament ausgeführte Adresse überreicht. Dieser
dankte tief gerührt für alle Anerkennung, die ihm zuteil geworden, indem
er bescheidener Weise alles Lob, das ihm gespendet worden, der Gemeinde
und ihrer musterhaften Opferwilligkeit
zuerkannte." |
Hohe Anerkennung von Professor Dr.
Georg Jellinek (1890)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 20. November 1890: |
Prof. Dr. Georg Jellinek wird Dekan der juristischen
Fakultät (1890)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember
1890: "Basel. Herr Prof. Dr. Georg Jellinek ist zum Dekan
der hiesigen juridischen Fakultät gewählt worden". |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 4. Dezember 1890: "Herr Prof. Dr. Georg Jellinek
ist zum Dekan der juridischen Fakultät in Basel gewählt
worden". |
Prof. Dr. Georg Jellinek hat einen Ruf nach Heidelberg
erhalten (1890)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Dezember
1890: "Basel, 50. November (1890). Herr Professor
Georg Dr. Jellinek hat einen Ruf als Professor des Staats- und
Völkerrechts nach der Universität in Heidelberg erhalten. Es ist dies
die zweite Berufung im Laufe eines Jahres, nachdem derselbe seine
Demission als a.o. Professor an der Wiener Universität gegeben
hatte." |
Goldene Hochzeit des Gemeindevorstehers Samuel Dreyfus-Neumann
(1895)
Anmerkung: Samuel Dreyfus ist geboren am 16. April 1820 in Sierentz
als Sohn von Isaac Dreyfus (1786-1845, seit 1812 in Basel) und der Judith geb.
Bernheim. Er war verheiratet mit der am 5. März 1821 in Randegg
geborenen Marie (Mirjam) Levy Neumann (Tochter von Joseph Neumann, Kaufmann in Randegg
und der Esther geb. Pikard). Die beiden hatten sechs Kinder: Jules (?), Herminie
(1847), Isaac Émile (1847), Mathilde (1850), Clémence (1852). Samuel Dreyfus
starb 1905 in Basel.
Der Vater von Samuel Dreyfus hatte 1813 in Basel ein Handelshaus gegründet.
Unter seinen Söhnen Samuel Dreyfus-Neumann und Leopold Dreyfus-Hirsch
(1818-1885) wurde die 1849 in Isaac Dreyfus Söhne umbenannte Firma zu einer der
führenden Basler Privatbanken. Samuel war - wie später auch sein Sohn Jules -
Präsident der israelitischen Gemeinde Basel. Weitere Informationen siehe Wikpedia-Artikel
Dreyfus Söhne % Cie. sowie www.dreyfusbank.ch
(Abschnitt "Geschichte").
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai
1895: "Basel, 12. Mai (1895). Der Vorsteher der hiesigen
Gemeinde, Herr Samuel Dreyfus-Neumann, feierte mit seiner Gattin in
körperlicher und geistiger Rüstigkeit das seltene Fest der goldenen
Hochzeit. Ein ihm von der israelitischen Gemeinde angebotenes Fest hatte
der Jubilar in seiner Bescheidenheit abgelehnt, und so wurde der Tag nur
im engsten Familien- und Freundeskreise gefeiert. Herr Rabbiner Dr.
Cohn hob in seiner Ansprache die großen Verdienste des Jubilars um
die israelitische Gemeinde hervor, die während seiner mehr als
30-jährigen Amtsführung von 12 auf circa 300 Familien angewachsen sei.
Auch sei es vornehmlich sein Verdienst, wenn diese große geeinigte
Gemeinde auf dem Boden des orthodoxen Judentums stehe. Der Jubilar dankte
gerührt und in bewegten Worten. Gottes Gnade habe ihm seit seiner
frühesten Jugend wunderbar geholfen, und habe ihn auch so manche schwere
Heimsuchung getroffen, so habe Gott ihm die Kraft gegeben, sie zu
überwinden. Nicht sein Verdienst, sondern das Verdienst frommer Eltern
sei ihm zur Seite gestanden. Er ermahnte schließlich seine Kinder und
Enkel zur Gottesfurcht und Wohltätigkeit.
- Zahlreiche Geschenke und zahllose Telegramme waren bei dem Jubelpaare
eingelaufen. Besonders hervorzuheben ist, dass nicht nur die ersten
hiesigen Bankhäuser, mit denen der Jubilar in Geschäftsverbindung steht,
und die Alliance Israelite, zu deren Zentralkomitee er gehört, sondern
auch die Regierung des Kantons Basel, vertreten durch ihren
Präsidenten, den Vorsteher des Polizei-Departements, Regierungsrat Julin,
und der hiesige Bürgerrat, gleichfalls durch seinen Präsidenten
vertreten, ihre Glückwünsche aussprachen und wertvolle Ehrengaben
übermittelten.
Möge das Jubelpaar noch recht lange zu segensreichem Wirken erhalten
bleiben." |
Samuel Dreyfus-Neumann tritt von dem Amt des Gemeindepräsidenten
zurück - Wahl des Nachfolgers Isaac Dreyfus-Strauß (1897)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Januar
1897: "Basel, 12. Januar (1897). Am 1. Januar ist Herr
Samuel Dreyfus-Neumann von dem Amte des Gemeinde-Präsidenten, welches
er seit 33 Jahren mit großem Geschick und mit musterhafter Pflichttreue
verwaltet hat, freiwillig zurückgetreten. Unter seiner Leitung ist die
Gemeinde aus 14 Mitgliedern zu der stattlichen Zahl von 300 Familien
angewachsen. Und diese aus drei Nationalitäten (Schweizer, Elsäßer und
Deutsche) zusammengesetzte, den verschiedensten Ortschaften in der Nähe
und in der Ferne entstammte Gemeinde, verstand Herr Dreyfuß oder 'der
Parnes', wie er schlechtweg genannt wurde, mit diplomatischer Gewandtheit
zu einigen und zu einem großen einheitlichen Gemeinwesen zu gestalten.
Unendlich viel hat er für die zahlreichen und - Gott sei Dank - in
erfreulichem Aufschwung befindlichen Wohltätigkeitsinstitutionen getan,
besonders rühmend darf die durch Herrn Dreyfus in Hegenheim bei Basel
erfolgte Gründung eines Asyls hervorgehoben werden, in welchem 18
altersschwache Israeliten unentgeltliche Aufnahme und Verpflegung finden.
In religiöser Beziehung war er konservativ. Er war es, der vor 12 Jahren
einen streng-orthodoxen Rabbiner an die Spitze unserer Gemeinde berief,
und er stand unserem Rabbiner in schwierigen Lagen treu und mit dem
Aufgebot seines ganzen großen Einflusses zur Seite. Besonders soll es
unvergessen bleiben, wie er, als die Gemeinde die Anschaffung einer Orgel
beschloss, seine Demission gegeben und dadurch die Spaltung der Gemeinde
verhindert hat. Die Gemeinde ernannte gestern in einer außerordentlichen
Generalversammlung den scheidenden Präsidenten einstimmig zum
Ehrenpräsidenten, bat ihn, den Ehrensitz auf dem Almemor auch fernerhin
beizubehalten und beschloss, ihm einen kostbaren Pokal zu widmen. - Möge
es Herrn Dreyfus-Neumann noch viele Jahre vergönnt sein, sich am
Aufblühen und an der Einigkeit der Gemeinde, die ihm ihre heutige Blüte
verdankt, zu erfreuen.
Mit großer Spannung sah die Gemeinde der Neuwahl entgegen. Es ward, ohne
Gegenkandidat, mit großer Majorität Herr Isaac Dreyfus-Strauß,
ein Neffe des früheren Parnes, zum Gemeinde-Präsidenten gewählt. Dieser
ist einer der wenigen, die auf dem Boden des gesetzestreuen Judentums
stehen und wird gewiss bestrebt sein, die Gemeinde, so wie sie bisher
geleitet worden ist und im Sinne seines noch heute oft rühmlichst
genannten Vaters, des frommen und gelehrten Leopold Dreyfuß - seligen
Andenkens - zu führen." |
Der jüdische Richter Dr. Prosper Wolf wird als
Zivilrichter in Basel gewählt (1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. November
1900: "Basel, 20. November 1900. In der Schweiz werden
bekanntlich die Richter durch das Volk gewählt, vor welches, wie bei der
Wahl der Regierungsbeamten, jede politische Partei mit ihren Vorschlägen
tritt. Am 11. November fand hier die Wahl eines Zivil- und eines
Strafrichters statt. Als Zivilrichter wurde Herr Dr. Prosper Wolf
gewählt, der von den LIberalen vorgeschlagen, im ersten Wahlgang 3.300
Stimmen erhielt. Rühmend hervorzuheben ist, dass, obgleich die
Konservativen und die Sozialisten Gegenkandidaten aufgestellt hatten, das
Wort 'Jude' in dem ganzen Wahlkampf nicht gehört wurde und auch die
Gegner anerkannten, dass Herr Dr. Wolf, der durch einen Kommentar zur
Bundesgesetzgebung sich rühmlichst hervorgetan, des Richteramtes würdig
sei." |
Zum Tod von Elise Halff (1903)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März
1903: "Basel, 9. März (1903). Im Alter von nahezu 87
Jahren starb dahier Frau Elise Halff, betrauert von ihrer
zahlreichen Familie und von allen, die sie kannten. Sie war ausgezeichnet
durch Frömmigkeit und Wohltätigkeit. Mit großer Gewissenhaftigkeit
übte sie die Pflichten des jüdischen Religionsgesetzes, und erzog ihre
Kinder in der Liebe zu Gott und in der Ehrfurcht vor unserer heiligen
Tora. Mit bewundernswerter Gottergebenheit trug sie die schweren
Schickungen, die ihr das Leben brachte, insbesondere den Tod dreier
Kinder, die ihr in der Blüte der Jahre entrissen wurden. An jedem
Fasttage fastete sie, bis vor wenigen Jahren stand sie am Jom Kippur den
ganzen Tag in der Synagoge. Unermüdlich war sie im Wohltun. Bei jeder
Sammlung beteiligte sie sich mit großer, oft mit der größten Summe. An
ihrer Beerdigung nahm fast die ganze Gemeinde und viele Freunde von Nah
und Fern teil. Nachdem die Leiche aus dem Hause entfernt war, entrollte
Herr Rabbiner Dr. Cohn, selbst tief bewegt, das Lebensbild der
Entschlafenen. Hierauf bewegte sich der schier endlose Leichenzug zum
Bahnhof, von wo, dem letzten Willen der Entschlafenen entsprechend, ihre
irdischen Reste nach Weißenburg im
Elsass, ihrer früheren Heimat, überführt
wurden." |
Zum Tod von Serrette Schmoll
(1904)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August
1904: "Basel. Eine wackere und vortreffliche Frau haben wir am
Montag (27. Aw = 27. August 1904) zur letzten Ruhestätte geleitet.
Frau Serrette Schmoll gab in ihrem Leben und Wirken ein ideales
Beispiel, wie Wohltätigkeit geübt wird. Ihr Gesicht, das Güte
und Freundlichkeit ausstrahlte, war der Spiegel ihrer edlen Seele.
Selbstlos und bescheiden, lebte sie nur für ihre Nebenmenschen. Bald
eilte sie da-, bald dorthin; zu den Fröhlichen, um ihnen ihre aufrichtige
Teilnahme an ihrer Freude zu bezeugen, zu den Dürftigen, um ihre Not zu
lindern, zu den Kranken, um ihnen Mut zuzusprechen, zu den Trauernden, um
zu trösten und überall hin, wo es zu raten und zu helfen gab. Als
Mitglied des Frauenvereins behielt sie es sich vor, den Sterbenden den
letzten Liebesdienst zu erweisen. Sehr häufig wurde sie mitten in der
Nacht zu einer Sterbenden gerufen, und nie zeigte sie Unmut darüber; sie
versah den traurigen Dienst mit Liebe und Hingebung. Den vielfachen
Anstrengungen und der rastlosen Tätigkeit war jedoch ihr schwacher
Körper nicht gewachsen und so schied sie aus dem Leben, erst 56 Jahre
alt, ein Opfer ihrer Nächstenliebe. Sie ließ eine gramgebeugte Familie
und eine trauernde Gemeinde zurück. Herr Rabbiner Dr. Cohn brach
seinen Badeaufenthalt ab und eilte aus weiter Ferne herbei, um der edlen
Frau einen würdigen Nachruf zu halten. Es waren Worte, die dem Herzen
entströmten und sie fanden einen lebhaften Widerhall bei den zahlreich
erschienenen Trauergästen, denn wegen ihres Seelenadels und ihrer
Herzensgüte erfreute sie sich einer allgemeinen Beliebtheit und Verehrung
in der ganzen Stadt, auch in Kreisen von Andersgläubigen. Ihre
zahlreichen Freunde und Verehrer werden ihr gewiss auch ein treues
Andenken bewahren. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.
Fr." |
Zum Tod von Bankier Samuel Dreyfus-Neumann
(1905)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 5. Mai 1905: "In Basel ist am 22. vorigen Monats der Bankier
Samuel Dreyfus-Neumann, einer der besten und angesehensten
Glaubensgenossen im Land, im Alter von 85 Jahren
gestorben." |
Nathan Höchstetter wird in den Großrat gewählt
(1905)
Artikel
im "Frankfurter israelitischen Familienblatt" vom 19. Mai
1905: "Basel. Bei den am 6. und 7. dieses Monats stattgehabten
Großratswahlen wurde u.a. Herr Nathan Höchstetter, ein Kandidat
der sozialdemokratischen Partei, gewählt." |
Stiftung
des Gemeindepräsidenten Dreyfus-Brodsky (1906)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20.
April 1906: "Anlässlich der Barmizwoh seines ältesten Sohnes machte
unser Gemeindepräsident, Herr Dreyfus-Brodsky, der Gemeinde die
Mitteilung, dass er zum Andenken an seine verewigten Eltern, besonders an
seinen Vater, den langjährigen Präsidenten und Ehrenpräsidenten der
Gemeinde, Herrn Dreyfus-Neumann seligen Andenkens, die Summe von
100.000 Franken zu einer vom Vorstande noch näher zu bestimmenden
Stiftung schenke". |
90.
Geburtstag von Sori Bloch (1907)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. Mai
1907: "Basel. Ihren 90. Geburtstag feierte am 28.
dieses Monats die aus Hegenheim
stammende und seit 50 Jahren in Basel wohnende Frau Sori Bloch,
Witwe des Herrn David Bloch seligen Andenkens". |
Finanzielle Unterstützungen durch das Ehepaar H.
Dreyfus-Strauß (1908)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. April
1908: "Basel, 8. April (1908). Herr und Frau J.
Dreyfus-Strauß haben aus Anlass ihrer silbernen Hochzeit die hiesigen
Armen, sowie die wohltätigen Bereiche und Anstalten Basels reichlich
beschenkt. Das jüdische Spital, dessen Präsident Herr J.
Dreyfuß-Strauß ist, erhielt 4.000 Francs." |
Dr.
med. Edmond Wormser wurde in den Großen Rat von Basel gewählt (1912)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Oktober
1912: "Basel. Dr. med. Edmond Wormser ist in den Großen
Rat gewählt worden." |
Prof.
Dr. Karl Joel wurde zum Rektor der Universität gewählt (1912)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 29.
November 1912: "Basel. Prof. Dr. phil. Karl Joel wurde
zum Rektor der Universität gewählt." |
|
Anmerkung: Weiteres zu Karl Joël siehe Wikipedia-Artikel
zu Karl Joël (Philosoph) |
Goldene
Hochzeit von J. Lang-Grumbach und seiner Frau (1913)
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 23. Mai 1913: "Basel. Vergangenen
Mittwoch feierte hier Herr J. Lang-Grumbach die schöne Feier der
goldenen Hochzeit. Herr Lang, der vor einigen Jahren aus
Stotzheim nach Basel zu seinem
Schwiegersohn Herrn Kantor Löb, gezogen ist, versäumt trotz seines
ansehnlichen Alters keinen Gottesdienst und erfreut sich in allen Kreisen
besonderer Beliebtheit, wie die ihm anlässlich seiner Familienfeier
erwiesenen Aufmerksamkeiten bewiesen haben. A." |
Emil Heymann wird Präsident des "Schomre Thora
Jünglingsvereins" (1915)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. April
1915: "Basel, 5. Januar (1915). In der jüngsten
Generalversammlung des 'Schomre Thora Jünglingsvereins' (im
A.J.J.B.) wurde Herr Emil Heymann, der eine Wiederwahl als
Präsident ablehnte, in Würdigung seiner langjährigen Verdienste, die er
sich um den Verein erworben, zum Ehrenmitglied ernannt. Zum Präsidenten
wurde Herr Hermann Cohn nahezu einstimmig gewählt." |
70. Geburtstag von Bergingenieur Louis Rosenthal
(1916)
Anmerkung: über den 1846 in Niedermeiser geborenen Louis Rosenthal siehe
weitere Informationen auf der Seite zu Niedermeiser.
Artikel
im "Frankfurter israelitischen Familienblatt" vom 8. September
1916: "Basel. Bergingenieur L. Rosenthal, der auch den
Lesern des Frankfurter Israelitischen Familienblattes durch seine
Erzählungen bekannt ist, beging seinen 70. Geburtstag". |
Jules Dreyfuß-Brodsky wird wieder zum Präsidenten der
jüdischen Gemeinde gewählt (1918)
Artikel
im "Frankfurter israelitischen Familienblatt" vom 4. Januar
1918: "Basel. J. Dreyfuß-Brodsky wurde mit fast
sämtlichen abgegebenen 171 Stimmen wieder zum Präsidenten der
jüdischen Gemeinde gewählt". |
Zum Tod von Berg-Ingenieur Louis Rosenthal
(1921)
Anmerkung: über den 1846 in Niedermeiser geborenen Louis Rosenthal siehe
weitere Informationen auf der Seite zu
Niedermeiser.
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. April
1921: "In Basel starb der Bergingenieur Louis
Rosenthal, der lange Jahre in Kassel gewohnt und sich nicht nur in
seinem Fach, sondern auch als Novellist mit nicht unerheblichem Talent
schriftstellerisch betätigt hat. In der Nummer von 4. März dieses Jahres
brachten wir eine Besprechung seines im Verlag von Gustav Engel (Leipzig)
erschienenen Buches 'Ernstes und Heiteres aus dem jüdischen Leben'. Es
war seine letzte Arbeit". |
Zum
Tod von Professor Dr. Felix Lewandowsky und Übersiedlung von David ben Joseph
Kahan nach Jerusalem (1921)
Hinweis: zu Prof. Dr. Felix Lewandowsky weitere Informationen siehe Wikipedia-Artikel
zu Felix Lewandowsky
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24.
November 1921: "Basel. Dr. Felix Lewandowsky, ordentlicher
Professor der Dermatologie und Vorsteher der dermatologischen Klinik, eine
Koryphäe seines Berufes und ein vornehmer Mensch, ist - erst 42 Jahre alt
- verschieden. Er war ein Verwandter des Komponisten Louis
Lewandowsky und des Philosophen Hermann Cohen. -
David ben Joseph Kahan, der sich mit seinen
religionsphilosophischen Aufsätzen bereits einen Namen gemacht hat, hat
Basel nach siebenjährigem Aufenthalt als Student und als Lehrer am
Beth-Hamidrasch verlassen, um nach Jerusalem überzusiedeln. Kahan, ein
begeisterter Anhänger der Ideen von Rabbi A. J. Kook, wird in dessen
jüngst begründetem 'Merkas Horaw' eine hervorragende Stellung einnehmen.
Der junge vielversprechende Gelehrte hat sich mit seiner idealen
Gesinnung, die er in Lehre und Leben kündete, in Basel, vor alle
unter der Jugend, eine stattliche Gemeinde von Verehrern geschaffen, die
seinen Wegzug außerordentlich bedauert. (J.P.Z.)". |
Zum Tod von Massia Sternbuch
(1923)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juli
1923: |
60-jähriges Geschäftsjubiläum der Wollfirma A. H.
Guggenheim (1923)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August
1923: |
Sally Guggenheim (Allschwil) wird Vizekonsul von
Jugoslawien (1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März
1925: |
Zum Tod von Adolf Heyman
(1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November
1928: |
Zum Tod von Isaac Rokowsky, Mitbegründer des
Schomre-Thora-Vereins (1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Februar
1931: |
Zum Tod der
aus Basel stammenden Frau Fabian geb. Dreifuß (1931 in Darmstadt)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 15. Oktober 1931: "Darmstadt, 12. Oktober (1931). Überraschend
plötzlich verschied nach kurzer Krankheit im Alter von 42 Jahren Frau
Max Fabian - sie ruhe in Frieden - aus Darmstadt. Am (Feiertag)
Simchat Tora trug man sie in Frankfurt schweigend und etwas fern
von dem Kreise, in dem sie gelebt hatte, zu Grabe. So sei an dieser Stelle
in wenigen Worten der Wert ihrer Persönlichkeit erwähnt.
Ein Kind der hoch angesehenen Familie Dreifuß in Basel, blieb sie
ihr ganzes Leben hindurch in hohem Maße ihrer Familienherkunft
verwurzelt. Dreifacher Adel, der Herkunft, der Gestalt und der
Seelengröße ruhte auf ihr. In echter Frömmigkeit als eine, die die
Gebote sehr ernst nimmt, suchte sie auch über ihren Kreis hinaus
Freundinnen auf dem Wege der Mizwaus (religiösen Gebote) zu gewinnen. Wo
immer es galt, Aufgaben der jüdischen Frau zu erfüllen, stand sie an
erster Stelle. Ihr offenes ehrliches Wort scheute sich niemals, wenn es
galt, die Wahrheit der Tauroh (Tora) zu verbreiten. Die Güte ihres
Herzens strahlte überallhin aus und erwarb ihr einen großen
Freundeskreis. Mit einer bewundernswerten Tapferkeit kämpfte sie an der
Seite ihres Gatten, mit dem sie fast 25 Jahre vereint gewesen ist, gegen
all die schweren Schläge, die immer mehr sie zu zerbrechen suchten. Emuno
(Religion) und Bitochaun (Gottvertrauen) gaben ihr den Halt ihres Lebens.
Emono und Bitochaun mögen dem Gatten und der greisen Mutter zur Seite
stehen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
|
Konsul Sally Guggenheim wird zum Generalkonsul ernannt
(1932)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juni
1932: |
Zum
Tod von Else Rokowsky-Finkel (1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Mai
1934: |
75.
Geburtstag von Gemeindepräsident Jules Dreyfus-Brodsky (1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November
1934: |
Zum Tod von Dr. Hirsch Plato
(1935)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Mai
1935: |
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Zum Abschied von Dr. Isaac Breuer (Übersiedelung nach Erez
Jisroel, 1936)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März
1936: |
Zum
Tod von Isaak Dreyfus-Strauß (1936)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13.
August 1936: |
Zum Tod von Naftali Sternbuch, von 1902 bis um 1925 ein Mittelpunkt des
jüdisch-orthodoxen Lebens in Basel (gest. 1937 in St. Gallen)
Anmerkung: der von ihm gegründete Minjan war eine der Wurzeln der
israelitischen Religionsgesellschaft in Basel.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar
1937: "Rabbi Naftali Sternbuch - das Andenken an den Gerechten
ist zum Segen.
St. Gallen, 17. Januar (1937). Am 29. Tewes durcheilte die
gesetzestreue Judenheit die erschütternde Kunde vom plötzlichen
Hinscheiden des weit über die Grenzen seines Landes hinaus bekannten
Naftali Sternbuch. Jeder empfand den Verlust wie persönlichen
Schmerz.
In Kischinew als Sohn einer aristokratischen Familie geboren und auf dem
Boden eines russischen Torazentrums aufgewachsen, war Rabbi Naftali
Sternbuch schon in jungen Jahren durch sein phänomenales Gedächtnis und
seinen Scharfsinn allgemein bekannt. Den Kaufmannsberuf ergreifend, machte
er sein Haus an der Seite seiner edlen Gattin zu einem Kleinen
Heiligtum, in dem Tag und Nacht Hilfe gesucht und gefunden wurde. Nach
dem großen Pogrom in Kischinew wanderte Naftali Sternbuch vor 35 Jahren
(1902) nach Basel aus. Bald verband ihn eine innige Freundschaft
mit dem Basler Raw, Dr. Arthur Cohn - das Andenken an den Gerechten ist
zum Segen, der in dem großen Talmudgelehrten und Gottesfürchtigen
eine ausgezeichnete, vorbildliche Führernatur großen Formats erkannte.
Infolge seiner Herzensgüte und seiner außergewöhnlichen Gewissenhaftigkeit
wurde er von allen Kreisen, von Juden und Nichtjuden, gleich hoch
respektiert. Der Name Sternbuch bedeutete ein Programm.
Als in Kattowitz der Grundstein zur Agudas Jisroel gelegt wurde,
trat Rabbi Naftali Sternbuch mit der Festigkeit und Unbeugsamkeit seines
Charakters an der Seite der damaligen Gaonim in die vorderste Reihe, und
bis zu seinem letzten Atemzuge hing er mit jeder Faser seines Herzens an
dem Agudaideal. Die Agudas Jisroel verliert in ihm einen ihrer
markantesten Kämpfer und überzeugtesten Anhänger. Seiner chassidischen
Neigung entsprechend, gründete er sich ein eigenes Minjan, und bald wurde
sein Haus wieder, speziell nach dem großen Kriege, als die vielen jungen
jüdischen Flüchtlinge in die Schweiz kamen, zu einem Zentrum jüdischer
Menschen. Als der Basler Raw seine Augen für immer schloss, übersiedelte
Rabbi Sternbuch nach St. Gallen, dem Orte seiner bedeutenden
geschäftlichen Unternehmungen, und die Freunde seines Basler Kreises
verbanden sich nachher bald in der durch die Initiative des Herrn Salli
Guggenheim ins Leben gerufenen Israelitischen
Religionsgesellschaft.
In St. Gallen entwickelte sich das Sternbuch'sche Haus zu dem
exponiertesten toratreuen Bollwerk der Schweiz. Von allen Enden des
jüdischen Galut strömten hilfsbedürftige Menschen zu dem großen
einzigartigen Philanthropen, und nicht selten mussten die eigenen Kinder
den Meschulochim ihre Schlafplätze überlassen, da man ja jeden Fremden
als ein Mitglied des Hauses ansah. Mit welchem Stolz zeigte Naftali
Sternbuch seinen Besuchern die eigene Mikwe, die eine Sehenswürdigkeit
eigener Prägung ist. Man muss Rabbi Sternbuch 'dawnen' gesehen haben, um
sich einen Begriff von dem großen Zidkut (hier wohl: umfassende
Wohltätigkeit gepaart mit Frömmigkeit) dieser Persönlichkeit zu
machen. Für jede einzelne Mizwoh (religiöse Weisung) wusste er seine
ganze Kraft einzusetzen. Und wer nur einmal einen Blick in seine
grenzenlose Menschenliebe erhalten hatte, erkannte erst das goldene Herz
eines großen Menschen. Mein seiner faszinierten Begeisterungsfähigkeit
riss er alle mit. Es war ein Feuer in ihm, das auch auf andere
hinausströmte und sie zur Ausübung göttlicher Mizwot hinriss.
Sein geschärfter Geist blieb auch bei seinem jüdischen Wissen nicht
stehen. Jeden Morgen stand er um 4 Uhr zum Lernen auf, und wer Gelegenheit
hatte, seinen talmudischen Ausführungen zu lauschen, bewunderte seinen Scharfsinn
und sein Bewandertsein.
Wollten wir Rabbi Sternbuch im einzelnen schildern, wir müssten die
patriarchalische Gestalt zeichnen, vor der sich jeder ehrfurchtsvoll
verneigte, seine äußere und innere Ausgeglichenheit, die sprudelnde
Quelle von Wahrheit, liebe und Güte in ihm beschreiben, von dem
jüdischen Stolz und der jüdischen Demut, der Vornehmheit und
Aufrichtigkeit,
|
die
diesen Mann auszeichneten, berichten. - Verwaist und verlassen stehen nun
seine Kinder und Enkel da, die die Freude seines Lebens waren und die nun
die Krone ihres Hauptes verloren haben.
Hatte doch der Verewigte das seltene Verdienst, Kinder der Welt zu
schenken, von denen jedes eine Persönlichkeit für sich ist. Erst vor
einem Jahre wurde die Familie Sternbuch so furchtbar heimgesucht und nur
das ungeheure Gottvertrauen konnte den Schmerz der Eltern lindern, und nun
steht die teure, ihm ganz ebenbürtige Gattin wieder vom Leid
niedergedrückt da.
Unter außerordentlicher Anteilnahme des In- und Auslandes wurde Rabbi
Naftali Sternbuch auf dem Friedhofe der Israelitischen Religionsgesellschaft
in Zürich zu Grabe getragen. Herrn Rabbiner Kornfein sprach im
Namen der Gemeinde und der Aguda und gab in bewegten Worten der großen Trauer
Ausdruck. Als der Schwiegersohn, Rabbi E. Botschko in herzerreißender
Weise die letzten Grüße und Gelöbnisse der Familie überbrachte, blieb
kein Auge tränenleer. Der letzte Redner, Herr Rabbiner Dr. Heinrich
Cohn, Berlin sprach im Namen eines großen Freundeskreises in bewegten
Worten. Letzten Sonntag fuhren wiederum eine größere Anzahl von Freunden
von allen Städten der Schweiz nach Montreux, wo die Trauernden die
Schiwa halten. Hespedim (Trauerreden) hielten die Herren Oberrabbiner
Rottenberg, Antwerpen, Herr Blech, Zürich, Herr Aschekenasi,
Wien und Herr Dr. Ascher, Bex, wie auch der Enkel Moses Botschko.
Mögen die schwer geprüften Hinterbliebenen sich im Bewusststein erheben,
einen Gatten und Vater gehabt zu haben, der heute als Großer in Israel
allgemein beweint wird. Sein Verdienst wird ihnen auch weiter beistehen. Das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Ph-d." |
Zum Tod von Generalkonsul Sally Guggenheim
(1937)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Oktober
1937: |
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Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und
Privatpersonen
Anzeige des Israelitischen Gasthofes zur Kanne
(1865)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. Januar
1865: |
Anzeige
des Mode- und Manufakturwarengeschäftes A. Levy (1869)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 24. August 1869: |
Anzeige des koscheren Gasthofes zum Engel
(1873)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. April
1873: |
Anzeige des Kolonialwarengeschäftes von Charles
Nordmann (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juni
1901: |
Anzeigen
von Hotels in Basel (1911)
Anmerkung: ob es sich um jüdisch geführte Hotels handelt, wird nicht
gesagt.
Anzeigen in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10.
Februar 1911: |
Anzeige
der Hebräischen Buch- und Ritualienhandlung P. M. Goldschmidt (1916)
Artikel im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 5677 Jahrgang
1916/17 S. 222: |
Anzeige
der Geflügelhandlung P. Puricelli (1916)
Artikel im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 5677 Jahrgang
1916/17 S. 223: |
Anzeige
des Schweizer Uhrenhauses von M. Ruschineck (1916)
Artikel im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 5677 Jahrgang
1916/17 S. 227: |
Anzeige
des Bildhauer-Ateliers Lucien Bloch (1916)
Artikel im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 5677 Jahrgang
1916/17 S. 229: |
Anzeige
der Geflügelhandlung von Frau Wagner (1916)
Artikel im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 5677 Jahrgang
1916/17 S. 236: |
Anzeige
der Konditorei und Feinbäckerei Salomon (1916)
Artikel im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 5677 Jahrgang
1916/17 S. 236: |
Anzeige
des Restaurants Kahn (1916)
Artikel im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 5677 Jahrgang
1916/17 S. 238: |
Anzeige
des "Spezialhauses in koscheren Waren" Firma Charles Nordmann
(1916)
Artikel im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 5677 Jahrgang
1916/17 S. 238: |
Anzeige des Photographie-Salons J. Horowitz-Weil
(1916)
Artikel
im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 5677 Jahrgang 1916/17
S. 239: |
Anzeige des Herren-Gardeoben-Geschäftes E. Melter
(1916)
Artikel
im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 5677 Jahrgang 1916/17
S. 239: |
Verlobungsanzeige von Flora Grünbaum (Oberaltertheim) und Max Kahn (Basel)
(1924)
Anmerkung: Max Moise Kahn ist am 27. Februar 1899 in Basel
geboren, er starb ebd. am 4. April 1984.
https://www.geni.com/people/Max-Moise-Kahn/319227422280003728, Flora geb.
Grünbaum ist am 30. Januar 1900 in
Oberaltertheim geboren. Fotos aus der Familie (BA BASJ-Archiv/407):
https://digicopy.afz.ethz.ch/?&guid=3ff56d74923b41f9b2c4c16d825c212c (hier
auch Foto von der Hochzeit von Max Kahn und Flora Grünbaum am 20. April 1925 in
Basel sowie Foto von Flora Kahn-Grünbaum ca. 1930 in Basel sowie Foto von Flora
Kahn-Grünbaum mit Bruder Leopold Grünbaum in Basel ca. 1935).
Anzeige
in "Der Israelit" vom 25. Dezember 1924: "Statt Karten.
Flora Grünbaum - Max Kahn. Verlobte.
Oberaltertheim bei Würzburg - Basel
Hutgasse 1". |
Geburtsanzeige für Abraham Jakob Finkel (1926)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. April 1926: "Abraham
Jaakow.
Die - Gott sei gepriesen - glückliche Geburt eines kräftigen
Jungen zeigen hocherfreut an
Max Finkel und Frau Ilse geb. Rokowsky.
Basel Eulerstraße 83. 2. Ijar 5686 - 16. April
1926." |
Geburtsanzeige
einer Töchter von Gabriel Plaut und Flora geb. Eisenmann (1930)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juni
1930: |
Trauungsanzeige für Minni Nussbaum und Nathi Samuel
(1935)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April
1935: "Statt Karten.
Wir beehren uns, unsere - so Gott will - am 14. April, 1 1/4 Uhr,
in Basel, Synagoge Ahornstraße, stattfindende Trauung anzuzeigen.
Minni Nussbaum - Nathi Samuel.
Basel, Salmenstraße 25 - Mulhouse, 6, Rue des Cordiers". |
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