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in Basel
Basel (Schweiz)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt
von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er-Jahre
Auf dieser Seite:
- Allgemeine Berichte zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Basel
- Berichte zum jüdischen Leben in Basel-Stadt und -Land vom Ende des 18.
bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts
- Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben von der 2.
Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er-Jahre
- Über Ereignisse und Einrichtungen in Basel von überregionaler Bedeutung
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Basel wurden in jüdischen Periodika
gefunden, die in Deutschland erschienen sind (ergänzend einige
Darstellungen aus dem "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz"); daher
endet die Berichterstattung im Laufe der 1930er-Jahre.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. Neueste Einstellung am 22.7.2014.
Hinweis: ein Teil der Texte auf dieser Seite
muss noch abgeschrieben und mit Anmerkungen versehen werden, kann jedoch durch Anklicken der Textabbildungen bereits gelesen werden.
Übersicht:
Allgemeine Beiträge zur jüdischen Geschichte in
Basel
Beitrag über "Die Juden in Basel" von
Rabbiner Dr. Cohn (1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juli
1909: "Die Juden in Basel. Von Rabbiner Dr. Cohn,
Basel.
Unter diesem Titel veröffentlicht die Baseler Zeitschrift 'Für
Geschichte und Altertumskunde' eine Monographie von Dr. M. Fiesturze in
Sulz, in welcher alles verwendbare Material mit wahrem Bienenfleiß
zusammengetragen und verständnisvoll und sachkundig durchgearbeitet ist.
Sie behandelt die beiden jüdischen Gemeinden, die bis zum Jahre 1349
respektive 1394 in Basel bestanden. Aus den bemerkenswerten Details sei
eines herausgegriffen, das bei den Kennern unserer Literatur sicherlich
Interesse erwecken wird. Aus einem Dokumente, welches das Datum des Jahres
1290 trägt, ist ersichtlich, dass die Juden in Basel nicht wie in anderen
Städten im Ghetto wohnten, sondern vom Stift von St. Leonhard eine Anzahl
von Häusern gepachtet hatten, wofür sie außer der Zahlung einer
jährlichen Pachtsumme die Verpflichtung übernehmen mussten, dem Stift zu
jeder Zeit - und das war wohl der Grund ihrer Aufnahme in Basel - fünf Pfund
ohne Zinsen aber gegen gute und vollwertige Pfänder zu leihen. Unter den
von Juden bewohnten Häusern wird neben der Synagoge das hölzerne Haus
des 'Rabbi Rasor' genannt. Der Verfasser meint nun, dass die
Gemeinde in Basel um diese Zeit wohl nur klein, und kaum in der Lage war,
einen Rabbiner anzustellen, dass aber der Titel 'Rabbi' darauf schließen
lasse, dass dieser Rabbi Rasor eine hervorragende Persönlichkeit war, die
nur in Folge eines äußeren Anlasses sich in Basel aufhielt, der Name
Rasor sei durch ein Missverständnis auf R. Ascher = Rabbi Ascher
entstanden. Dieser Rabbi Ascher aber sei kein anderer, als der
berühmte Rabbi Ascher ben Jechiel der RA"Sch, der
Verfasser jenes Werkes, das mit bewunderungswürdiger Klarheit, Kürze und
Schärfe den Gang der Diskussionen im Talmud wiedergibt und entscheidet,
nach wem wir uns beim Widerstreit der Meinungen zu richten haben und das
mit Rücksicht auf seinen Wert und seine Bedeutung in fast allen Ausgaben
dem Talmud beigedruckt ist.
Welcher Lichtstrahl vom Glanze eines unserer größten Geister fällt mit
einem Male auf Basel. Wie viel wertvoller müsste der (hebräisch und
deutsch:) der Rabbinatssitz von Basel sein, wenn ihn wirklich, wenn
auch nur auf kurze Zeit der RA"Sch innegehabt hätte! Ist doch
der R"A eine der drei größten Autoritäten, deren
Entscheidung bei der Feststellung des Schulchan Aruch, unseres religiösen
Gesetzbuches neben Rambam (= Maimonides) und RI"F
(=Isaak ben Jakob Alfassi) maßgebend war.
Doch wie sollte Rabbi Ascher ben Jechiel nach Basel gekommen sein? Wir
wissen von ihm, dass er in Deutschland geboren wurde, wo sein Vater (nach
dem Bericht des Schalscheles) bis zum Jahre 1264 lebte. Er verließ seine
Heimat (Grätz nennt unter Berufung auf den Schalscheles das Jahr 1308,
während sich die Angabe der Jahreszahl in jenem Werk nicht findet),
siedelte nach Spanien über und starb als Rabbiner von Toledo, wo sich
damals die größte jüdische Gemeinde des Landes mit 70.000 Seelen
befand, im Jahre 1327. Der Verfasser glaubt hierüber Aufschluss geben zu
können.
Rabbi Ascher war ein Schüler des Rabbi Meir von Rotenburg ob der Tauber (Maharam
MiRotenburg), welcher unbestritten als der größte jüdische Gelehrte
Deutschlands galt und der fast wie ein Heiliger verehrt wurde. (Er ist der
Verfasser des zu den Klageliedern am 9. Aw gehörenden
Trauergesanges |
gelten
zu lassen, falls sie derjenige von Tosaphot widerspreche. Gerade dieses
letztere Gutachtern, das Rabbi Meir mit den Worten unterschreibt - wer
kann sich der Wehmut enthalten, wenn er diesen Seufzer eines Großen in
Israel liest - 'was weiß ich Armer, schon drei und ein halb Jahre weile
ich in Finsternis und Todesschatten, vergessen von allem Guten' - und das
also aus dem Jahre 1290 stammt, ist an Rabbi Ascher gerichtet, der damals
nach des Verfassers Ansicht in dem hölzernen Hause bei der Synagoge in
Basel wohnte. Wenn aber in dieser Anfrage von einem Manne berichtet wird,
welcher dem Leichenzug seiner Mutter außerhalb der Stadt bis zum Brunnen
folgte, so scheint dieses Detail nicht auf Basel zu passen, wo die Juden
damals nach den Angaben des Verfassers den Friedhof in Arsclaf, also in
der Stadt hatten.
Einen Anhaltspunkt für die Zeit der Abfassung der Gutachten bietet der
Umstand, dass sie meistens die Unterschrift tragen Meir B'R Baruch er
möge leben, den Vater Rabbi Meirs also als lebend erwähnen, während
der aus dem Gefängnis datierte Brief mit Meir B'R Baruch - sein
Andenken sei zum Segen in Ewigkeit unterschrieben ist, der Vater aber
gestorben ist, bevor das Unglück über seinen Sohn
hereinbrach." |
Auf der Reise in die Schweiz - Besuch in Basel
(1924)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar
1924: "Eine Schweizerreise nach Jahren. Fahrplan und Gebetzeiten.
Wenn man im Winter mit dem Frühzuge von Frankfurt abfährt, so entsteht
die Frage des Tefillinlegens, dieweil die Winterfahrpläne den Gebetzeiten
im 'Israelit' keine Rechnung tragen. Wenn man aber im glücklichen Besitze
eines Fenstereckplatzes ist und zudem einen großen Pelzmantel von seinen
Vätern ererbt hat, den man als Deckmantel der Liebe für allerlei
Anlässe gebrauchen kann, lässt sich das bei der starken Dunkelheit im
Wagen, ohne im geringsten aufzufallen, ganz gut machen.
Wie ich mit meinen Gebete fertig bin und aus meiner Pelzvermummung an die
morgengraue Öffentlichkeit komme, sehe ich, dass nur einer an meiner
gewagten Handlung Anstoß nahm. Ein Mann mir gegenüber, dem man es auch
im Zwielicht ansieht, dass seine Väter am Sinai standen... Die Väter
gerade nicht, die werden vielleicht in der Gegend von Krojanke oder
Neutomischel kleinen Handel betrieben haben, die Ur-Ur-Väter haben am
Sinai gestanden. Aber der Ur-Urenkel hat bitterböse Blicke für den Mann,
der es wagt, in einem weiland königlichen Eisenbahnwagen die Tefillin
behutsam zusammenzulegen. Ich merke es an der Art, wie er wütend in sein
Brot hineinbeißt - es muss nicht gerade Schinkenbrot sein, es ist nur
Einbildung von mir. - Ich glaube, wenn ich in meinem Gebete noch länger
verharrt, der gute Mann würde seine ganzen Vorräte auf einmal verzehrt
haben...
In Karlsruhe stieg ein junger katholischer Geistlicher ein, der kaum, dass
er Platz genommen hatte, ein schwarzes Buch aus der Tasche herauszog, sich
bekreuzte und halblaut zu beten anfing. Da schämte ich mich. Ich schämte
mich für mein Gegenüber, aber auch für mich selbst, der ich Deckung
hinter einem Pelzmantel suchen zu müssen glaubte.
Am Odenwalde vorbei. Die Bäume des Odenwaldes stecken bis zum Knie
in blendend weißem Schnee. Auch ihre Köpfe und verschlungenen Arme sind
weißgetupft. Aber die Sonne lacht schalkhaft über den Wipfeln und reißt
ihnen die weiße Haube vom Kopfe. Wenn der Wald zu Ende ist, dann stehen
hie und da kleine Baumgruppen am Fahrdamm. Als hätten sich die einzelnen
Bäume hier zum Morgengebete versammelt! Abseits stehen aber einzelne
verschneite junge Buchen und Erlen, einsam und allein, die aussehen, als
hätten sie ihre Hände in die Taschen vergraben und würden sie der
betenden Baumgemeinde spotten...
Oder fühlen sie sich verlassen und trauern sie ob ihrer Einsamkeit?
Vielleicht sind die unterirdischen Wurzelfäden, die von den abseits
Stehenden zu den Baumgruppen führen, feiner und reicher als wir ahnen.
Ich sehe dabei merkwürdigerweise mein Gegenüber an und er wird mir um
einige Nasenweiten näher, sympathischer...
Der Weg. Das feinste Wurzelwerk unserer Seele ist die Erinnerung. Mehr
denn anderthalb Jahrzehnte sind es her, dass ich diese Strecke fuhr, in
umgekehrter Richtung. Der Odenwald war damals genauso verschneit wie
heute. Was lag alles dazwischen?
Den Weg zur Größe über Not und Tod, über Gerstensuppe und Dörrgemüse
gingen wir - und zurück; den Weg von der Mark zur Billion - und zurück.
Den Weg zum geeinten Volke von Brüdern - und zurück
...
Wie ich die Menschen von drüben und damals, denen all diese Wege und
Rückwege erspart blieben, die noch scheinbar im Schnee von 1908 stecken,
antreffen werde? |
Feuer.
An der Grenzbarriere im Badischen Bahnhof in Basel steht der grüne
Zollbeamte auf dieser und der braune Käppi-Mann auf der andern Seite, und
die Verhandlungen zwischen Deutschland und der Schweiz bewegen sich ohne
Noten und Ultimata in den friedlichsten Bahnen.
'Du, Eidgenosse, brennt Dein Stumper?' fragt der Grüne.
'Ja!'
'Gib Feuer ani!'
Und die Schweiz feuert nach Deutschland hinüber, dass ein dichter
Rauchqualm über die Grenze stiebt.
Und dann unterhalten sich der Grüne und der Braune über das 'Chaibi
Schwi', das bei 'bester Fütterung' gar nicht fett werden will und
dergleichen mehr.
Und ich denke: Wenn sich doch alle Völker von Grenze zu Grenze
Zigarrenfeuer reichten - dass alle Bosheit wie Rauch vergehe - und sich
nur von Wesen unterhielten, die im Stall nicht fett werden
wollen.
Alte Freunde. Alte Freunde begrüßen mich auf Schweizerboden (der
Nachdruck ist auch auf alte zu legen.) Überall die gleiche
Begegnung. Man reicht sich die Hand und aus beider Mund kommt zugleich das
Wort: 'Sie sind aber grau geworden!'
'Na ja, man kann auch in Deutschland alt und grau werden.'
'Ist es drüben immer noch so schlimm?'
'Schlimm? Wir kamen hoch, bis zur Billion und wandern jetzt zurück zur
Mark. Man wird bald wieder um Pfennige betteln.'
'Ihr habt schlimme Zeiten hinter euch.'
'Die Welt hat schlimmere gesehen.'
'Wie das?'
'Das steht im Konzepte meines Vortrages.'
'Konnte man bei den Zuständen überhaupt leben?'
'Ja, man konnte es. Beweis: Wir leben...'
'Womit haben die Kinder bei euch am letzten Chanukka
gespielt?...'
Sie haben gar keine andern Sorgen, die dicken, lieben guten Freunde, die
mich zuerst auf Schweizerboden begrüßen.
Baseler Sabbat. In Basel ist das jüdische Leben im vollsten Fluss,
besonders am Sabbat, da von Morgenfrühe bis zum Abend das Rad des
geistigen Lebens nicht stille steht. Die Synagoge ist beim
Morgengottesdienst, der von einem Chasan mit nie versagender Tenorstimme
geleitet wird, gut besetzt. 'Nach Schul' ist im angefüllten Nebenraum
Vortrag des Herrn Rabbiners und nach dem Minchogebet zähle ich bei dem
Gemoroschiur im Bes hamedrasch über fünfzig Teilnehmer. Viel Jugend
dabei, die der Reihe nach die vom Rabbiner vorgelernten Gemorostellen
wiederholt. Ein herrlicher Anblick. Und ich erfahre, dass in diesem
Raume allabendlich fleißig gelernt wird, unter der Leitung des Rabbiners
wie eines angestellten Lehrers, eines hervorragenden Toragelehrten von ungarischer
Abstammung. Es soll auch 'Andere' in Basel geben, die man in
Synagoge |
und
Lehrhaus nicht sieht... Ich habe sie nicht gesehen und kann daher von
ihnen nichts erzählen...
Dennoch höre ich, dass auch diese zu Erhaltung der Torainstitutionen
reichlich beitragen und an allen philanthropischen Aktionen stark
beteiligt sind. Zur Deutschlandhilfe hat manch einer aus
französischem Patriotismus nur geheim beigesteuert ... Tragikomi!
des Golus...
Und abends ist Vortrag. Es fällt in diesem Milieu nicht schwer, von der
Aguda und von der Seele der Aguda, der Toralehre und der Toratat zu
sprechen.
Es fehlt hier wie in anderen Städten der Schweiz auch nicht an jungen
Freunden, die ein wenig diskutieren, opponieren, protestieren möchten,
unabhängig von dem, was der Redner sagt oder nicht sagt. Und sie
erklären vorweg, bevor sie noch ein Wort des Referates gehört: 'Sie
werden schon entschuldigen, wenn wir... denn Sie wissen, wir
sind...'
'Ich entschuldige alles, denn ich weiß, Sie sind....' Ich liebe
diese stürmische Jugend über alle Maßen, die so voraussetzungslos, so
unbefangen in die Versammlungen kommen, mit einem fertigen Protest in der
Tasche, egal gegen was. Und ich bedauere es immer von Herzen, wenn aus irgendwelchen
taktischen Gründen von der Leitung eine Diskussion verhindert wird.
(Fortsetzung folgt)." |
Die
Diffamierung von Juden und Judentum in der Schweiz wird vom Regierungsrat
verboten (1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Dezember
1934: "Diffamierung von Juden und Judentum in der Schweiz verboten.
Basel, 11. Dezember (1934).
In Basel besteht seit einiger Zeit eine kleine politische Gruppe, die eine
antisemitische Zeitung unter dem Namen 'Volksbund' herausgibt. Der Regierungsrat
des Kantons Basel-Stadt hat nun der Zeitung und ihren Hintermännern unter
Androhung strafrechtlicher Ahndung jede gemeine Schmähung oder
Verunglimpfung der jüdischen Rasse oder des jüdischen Glaubens verboten.
Unter dieses Verbot fallen insbesondere der öffentliche Gebrauch der
bekannten Verwünschungen, die öffentliche Verbreitung des Anwurfs, dass
die Juden zu rituellen Zwecken Menschen töten, die öffentliche
Aufforderung, sich des Verkehrs mit Juden als etwas Entehrendem zu
enthalten, jede gemeine Verspottung oder böswillige Verunglimpfung der
Gegenstände, die von den Juden aus religiösen Gründen verehrt werden
oder ihrem Kultus dienen." |
Strafen
gegen eine antisemitische "Malkolonie" (1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November
1934: "Basel. Eine antisemitische Malkolonie, die die
Aufgabe hatte, Häuser, Brücken und Synagogen mit antisemitischen
Anschriften zu besudeln, wurde vom Gericht zu Gefängnisstrafen,
respektive zu hohen Geldbußen verurteilt. Die Beschmierung einer
Synagogenwand wird in der Urteilsbegründung als eine rohe Büberei und
eine Religionsschändung bezeichnet. Die Verurteilen haben auch an
die jüdische Gemeinde Schadensersatz zu entrichten." |
Berichte
zum jüdischen Leben in Basel-Stadt und -Land vom Ende des 18. bis zur Mitte des
19. Jahrhunderts
Über die
1789 nach Basel geflüchteten elsässischen Juden (Beitrag von
1886)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Juni
1886: "Die Juden in Basel 1789. Es schreibt ein Berner
Korrespondent: In Basel ist im Verlage von Ferd. Riehm eine Sammlung von
Beispielen über alle biblischen Hauptbegriffe in alphabetischer
Reihenfolge usw. für Lehrer und Familien erschienen. Darin heißt es: Im
Sommer des Jahres 1789 plünderten die Bauern die Juden im Elsass und
verjagten sie. Mehrere hundert Personen, darunter Greise, Kinder, Kranke,
wurden aus ihren Wohnungen vertrieben. Sie flüchteten nach dem nahen
Basel. Die Regierung und die Bürger daselbst nahmen die Verfolgten auf, beherbergten
sie und speisten die Armen unter ihnen. Der berühmte Zürcherische Prediger
Lavater hielt sich zu derselben Zeit in Basel auf. Er ließ zum Besten der
verfolgten Juden eine Schrift erscheinen. Als die Juden wieder in ihre
Heimat zurückkehren konnten, beteten sie jeden Sabbat in ihren Synagogen
für ihre Wohltäter. Sie flehten Gott um Segen für diejenigen, welche sie
aus der Gewalt der Verfolger gerettet hatten. Sie beteten: 'Herr Gott
unserer Väter, lass ihr Almosen vor deinem Thron sich erheben, blicke auf
sie herab von deiner heiligen Wohnung und gieße über sie den Becher
deines Segens' usw. Das ärgerte diejenigen, die das Volk aufgehetzt
hatten. In einer Druckschrift spottete einer derselben über die
barmherzigen Basler; er sagte darin: 'Wundert euch nicht über die Basler,
dass sie die Juden aufgenommen haben; denn ihren großen Reichtum haben
sie auch auf jüdische Weise erworben'. Die Basler kränkten sich nicht
über solche boshafte Worte; sie fuhren fort, barmherzig zu sein, wie ihr
Vater im Himmel barmherzig ist.". |
Judenfeindliche Stimmung im Kanton Basel-Land
(1839)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. August
1839: "Basel, 9. Juli (1839). Baselland hat den Juden
jeden Aufenthalt auf seinem Gebiete, außer an den Markttagen, untersagt.
Alle Handlungsdiener jüdischen Glaubens sollen binnen einigen Tagen das
Land verlassen.
- Wir haben diese Nachricht bis jetzt nur in einer Berliner Zeitung
gefunden, und erwarten deren Bestätigung aus dem 'Lande der freien
Schweizer' selbst." |
Kritik an der judenfeindlichen Stimmung im Kanton Basel-Land
(1839)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Oktober
1839: "Hegenheim (im
Elsass, an der Schweizer Grenze). 12. September (1839). Ich freue mich,
Ihnen aus guter Quelle ein Dokument zustellen zu können, welches, wie es
zugleich eine nähere Beleuchtung des berüchtigten Gesetzes von Basellandschaft
gibt, zugleich den Beweis darlegt, dass unser Frankreich nicht
müde wird, gegen die Intoleranz und elende Beschränktheit anzukämpfen.
Es ist dies ein Schreiben des jetzigen Gesandten Frankreichs, des Grafen Mortier,
vom 24. August dieses Jahres an den Tagsatzungspräsidenten Heß in
Zürich. Sie werden daraus ersehen, dass der Religionshass und
Verfolgungsgeist in Basellandschaft gegen die Israeliten noch die
schimpflichsten Gesetze des Mittelalters festhalten, und dass keine Spur
liberalen Geistes in diesem Ländchen der sogenannten Freiheit zu fin(den
ist). Und so ist denn das Maß der Verfolgungen und Bedrückungen, welchen
die Juden seit einiger Zeit in diesem Kanton zum Ziel waren, erfüllt, das
Land ist jedem Juden verboten, ohne Unterschied, welchem Stande er zugehöre,
ob er Handwerker oder Schriftsteller, Handelsmann oder Künstler, wie und
was sein Lebenswandel sein möge.
Es reisen gegenwärtig Israeliten als Naturforscher in den unzivilisierten
Ländern Asiens und Afrikas. Sollte zufälliger Weise ein jüdischer
Gelehrter im Gebiete Basel-Landschafts irgendeine naturwissenschaftliche
Untersuchung unternehmen wollen: laut neueren Gesetzen wäre es ihm nicht
einmal gestattet, auf diesem Boden zu übernachten, und erstaunt würde er
erfahren, dass es in Europa noch ein Land gibt, wo Menschenrechte weniger
geachtet werden, als in den barbarischen Ländern Afrikas. O welche
Schande! Im 19. Jahrhundert, zwischen den gebildetsten Staaten Europas
soll es noch einen Winkel geben, der einer gewissen Menschenklasse wegen
Religionsverschiedenheit verschlossen wird!
Um Freiheit, heißt es, haben die Bewohner von Basel-Landschaft gekämpft,
nun zeigt es sich, in welchem Sinne des Wortes. Frei wollten sie sein, um
frei und unumschränkt gegen schutz- und wehrlose Menschen tyrannisieren
zu können. O Ihr Bewohner Helvetiens! die Ihr im Allgemeinen Euch
so hart und unduldsam gegen die Israeliten beweiset, wo bleiben Euere
Grundsätze von Freiheit und Menschenrechte? Wo bleibt Euere christliche
Nächsten- und Menschenliebe, Euere evangelische Duldsamkeit?
Die Juden, sagt Ihr, handeln hin und wieder gewissenlos gegen die
Christen. - Aber soll denn einer für den andern büßen? Kann eine ganze
Nation, wegen der Vergeh'n einiger Einzelner, angeklagt werden?
Ihr wählt einen unwissenden Dorfjuden, der von seiner Jugend an nicht den
geringsten Unterricht genossen, für den Typus des ganzen Judentums, mit
den Fingern auf ihn deutend: 'seht, was sind die Juden'. Aber mit
demselben Rechte könnten wir auf einen unwissenden, fanatischen Bauern
hinweisen, deren es so manche gibt, die sich nicht die geringsten
Gewissensbisse machten, einen Juden bis aufs Blut zu misshandeln - mit
demselben Rechte könnten wir, auf denen solchen deutend, sagen: 'seht,
was sind die Christen'. Gibt es Juden, die gewissenlos gegen Christen
handeln, so hat jede Regierung Mittel in Händen, den Missetäter zu
züchtigen; aber den Unschuldigen mit dem Schuldigen zu verdammen, das ist
himmelschreiend!
Gedenket Christen! es gibt ein ewiges Gericht. Dorthin appellieren die
Juden. M.N.R." (= Moses Nordmann, Rabbiner)
|
Über die judenfeindliche Stimmung im Kanton
Basel-Land (1839)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Oktober
1839: "Basel, 17. September (1839). Damit Sie ersehen,
dass trotz den retrograden Schritten, welche unsere Landschaft in der
neuesten Zeit in der Angelegenheit der Israeliten getan, auch hier sich
die öffentliche Stimmung zu Gunsten der Letzteren erklärt, übersende
ich Ihnen einen Artikel, welchen No. 139 der Baseler Zeitung unter der
Rubrik 'Religionsverfolgung' brachte, zum gefälligen Abdruck.
Während Licht und Wissenschaften, Freiheit und Menschenrechte in
unserem aufgeklärten Jahrhundert tätige Fortschritte machen, die meisten
Völker Europas rüstig dem mächtigen Ruf des Zeitgeistes nachfolgen,
Vorurteile und Missbräuche, Religionshass und Gewalttätigkeitssinn
ablegen, mildere Gesinnungen und mildere Sitten annehmen, und bei dieser
wohltätigen Umgestaltung auch die Juden hie und da ihre Ketten schwinden
sehen, in vielen Ländern emanzipiert werden, und selbst da, wo sie dieser
Wohltat noch nicht genie0en, doch wenigstens milder und gelinder als
früher behandelt werden; tritt ein winziges Völklein auf, das die
finsteren Zeiten des Mittelalters mit ihren grausamen und barbarischen
Gesetzen gegen jene Unglücklichen wieder hervorruft. Während die
gebildeten Staaten Europas mit dem schönen Beispiel vorangehen, die
Juden, die doch gewiss nur allzu viel schon gelitten, wie die andern
Kinder des Landes zu behandeln, aus ihrem gesunkenen Stande sie erheben,
zu allen ehrbaren Gewerben, zu allen glänzenden Ämtern den Weg ihnen
öffnen: sucht der Regierungsrat von Basel-Landschaft die alten Gesetze
der Inquisition wieder hervor; gibt ein Dekret heraus, das den Juden jedes
Verweilen in seinem Gebiet, außer einem Markttag, untersagt. Während
Frankreich Juden in die Deputierten-Kammer aufnimmt, London dieses Jahr
einen zweiten jüdischen Serif (= Sheriff) erwählt, was beweist, wie sehr
man mit der Verwaltung des Ersteren zufrieden sein muss: bezeichnet die
Polizei von Liestal allen Israeliten, die in irgendeiner Eigenschaft in
ihrem Bezirk sich aufhalten, (es waren einige in christlichen Kaufläden
als Ladendiener angestellt) binnen wenigen Tagen den Kanton zu
verlassen." |
Auf Grund der judenfeindlichen Verhältnisse ging die Zahl der
jüdischen Familien in Basel zurück
(1841)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. April
1841: "....Zu bedauern ist das Los der Juden zu Basel,
wo keinem jungen Ehepaare Niederlassung gestattet wird, und jeder
Neuvermählte gezwungen wird, seine ihm wahrlich nicht umsonst lieb
gewordene Vaterstadt zu verlassen, sodass von 25-30 Familien, die
früher hier wohnten, nur noch 10 hier zu treffen sind. Auf solche Weise
ist diese Gemeinde zusammengeschrumpft, von deren Bildung und
Wohlhabenheit so manches zu erwarten war. Ihre Vorliebe für Bildung
zeigte sich darin, dass sie sich immer um gute Hauslehrer bemüht, und
gern ihre Kinder auf öffentliche Anstalten schickten. Die meisten jungen
Israeliten daselbst haben eine echt kaufmännische Bildung sich erworben,
wieder andere gehören dem Gelehrtenstande an, mehrere haben als Künstler
sich ausgebildet. Und diese junge Leute alle, unter denen kein einziger
sogenannter Schacherer zu treffen ist, dürfen unter gegenwärtigen
Verhältnissen nun nicht daran denken, sich an ihrem Geburtsorte
niederzulassen. Rühmlicher Erwähnung verdient die Mildtätigkeit
besonders der jüdischen Frauen zu Basel, die so gerne die Nackten kleiden
und so oft die Hungrigen sättigen." |
Die Lage der Juden in Basel bessert sich
(1841)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Juni
1841: "Basel, 14. Mai (1841). Wenn es eine Aufgabe der
Presse ist, Unbilligkeiten gegen welche man auf keinem anderen Wege
Abhilfe zu erlangen im Stande war, öffentlich zu rügen, und auf diese
Weise an die öffentliche Meinung zu appellieren, so ist es nicht minder
eine Aufgabe der Presse, des mehr als ein individuelles Interesse habenden
Guten zu erwähnen, und es rühmend anzuerkennen. Eine Ungerechtigkeit
aber wäre es, da eine Rüge ohne berichtigende Erwiderung zu lassen, wo
diejenigen, welchen diese Rüge gegolten, durch eine, wenn auch zur Zeit
noch unvollständigen Zurücknahme der schon lange bestehenden
Unbilligkeiten eher Lob als Tadel verdient hätten. Ein solcher Vorwurf
der Ungerechtigkeit würde der hiesigen israelitischen Gemeinde gemacht
werden können, wenn sie den in No. 17 der Allgemeinen Zeitung des
Judentums enthaltenen, vom 30. März datierenden Korrespondenzartikel aus
der Schweiz, worin auch der Juden zu Basel Erwähnung geschieht, ohne
berichtigende Erwiderung ließe. Zwar kann Ihrem Korrespondenten kein
Vorwurf der Ungenauigkeit gemacht werden, da zur Zeit, von welcher sich
dessen Artikel datieret, die Verhältnisse der hiesigen Juden genau so
waren, wie sie derselbe beschrieben; aber seit dieser Zeit ist in der
Stellung der Juden dahier eine Verbesserung eingetreten, welche als
Nachtrag zu dem genannten Artikel eine Erwähnung verdient. Auf eine schon
vor geraumer Zeit von den hiesigen Israeliten an die betreffende, Wohllöbliche
Behörde dahier eingereichte Bittschrift, dahin lautend, dass ihren
Söhnen die Erlaubnis erteilt werden möge, sich nach deren etwaigen
Verheiratung dahier niederlassen zu dürfen (was seit 1815 noch keinem
bewilligt worden) wurde ihnen im Laufe des Monats April der Bescheid, dass
einigen, namhaft genannten das Wohnungsrecht dahier gestattet sei, ohne
den Übrigen die Hoffnung auf eine einstige, gleichfallsige Bewilligung
des genannten Begehrens zu benehmen. Dieses ist zwar erst ein
Schritt gegen das, was von einer so billig denkenden Regierung, wie die zu
Basel, schon lange erwartet werden konnte; aber ein Schritt nach
sechsundzwanzigjähriger, unerschütterlicher Stabilität ist in
jetziger, immer vorwärtsschreitender Zeit schon Etwas, das als
eine erfreuliche Vorbedeutung betrachtet werden darf, und den guten Willen
verrät, sich andern, dem jetzigen Zeitgeist angemesseneren Grundsätzen
zu nähern, und denselben gemäß zu handeln. Musste sich bisher einem
jeden, sich für die Sache interessierenden Beobachter die peinliche Frage
aufdrängen, wie in Basel, das in gesellschaftlichem Umgange gewiss ein
Muster religiöser Toleranz genannt werden darf, gegen die hier geborenen,
hier erzogenen und stets hier lebenden Israeliten, wider deren
Lebenswandel man auch nicht das Geringste einzuwenden hatte, so grausam
verfahren werden konnte, dass ihnen nicht einmal gestattet war, nach ihrer
Verehelichung ihre Geburtsstadt als Wohnungsort zu wählen: so muss
hingegen der schon erwähnte Beschluss, welcher dem den Baslern besonders
eigentümlichen Billigkeitsgefühle weit angemessener ist, als das bisherige
Verfahren, gewiss einen jeden Betreffenden mit Freude und Dank gegen die
hiesige Wohllöbliche Regierung erfüllen; die jungen Basler Israeliten
aber muss er zu der Hoffnung berechtigen, dass ihnen in Zukunft ein
besseres Los bevorstehen werde, und dass sie nicht mehr den Zeitpunkt
ihrer ehelichen Verbindung gleichsam auch als den Zeitpunkt ihrer
Verweisung aus ihrer Geburtsstadt werden betrachten müssen, wozu sie
durch ihr bisheriges Betragen noch keine Veranlassung gegeben haben, und
gewiss auch in Zukunft keine geben werden." |
Über die in Basel lebenden Juden
(1847)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Januar
1847: "Die Juden in Basel sind wegen ihres loyalen Benehmens
von den dortigen Bürgern wohlgelitten und zeichnen sich aus durch echt
israelitische Mildtätigkeit. Sie stehen unter dem ebenso gelehrten als
für die Verbesserung und Reform in Israel eifrig bemühten und
verdienstvollen Rabbiner Nordmann zu Hegenheim
im Elsass. Die in St. Gallen
wohnenden Juden - aus Hohenems im
Vorarlberg - bringen dieser Stadt enorme Summen durch ihre
Einkäufe." |
Die Aufnahme von Juden im Kanton Basel-Land bleibt umstritten
(1852)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Januar
1852: "Baselland, 15. Dezember (1852). Erlauben Sie mir,
Ihnen zwei Korrespondenzen aus dem gediegensten Schweizerblatte, dem in
Bern erscheinenden 'Bund' mitzuteilen, um die hiesigen Verhältnisse
richtig zu beurteilen.
'Schreiber dieses hat sich nicht zu Aufgabe gemacht, eine Apologie der
Juden zu geben. Allein haben die Juden ihre Fehler, so sind auch die
Christen nicht vorwurfsfrei. Soll im 19. Jahrhundert über eine ganze
Religionsgenossenschaft so unbarmherzig, mir Nichts dir Nichts, der Stab
gebrochen werden? Ist so mancher Vorwurf, der den Juden gemacht wird,
nciht unbegründet, so ist es die Aufgabe des Gesetzes, dafür zu wachen,
dieselben in Schranken zu halten. Sind die bestehenden Strafgesetze nicht
hinreichend, so können dieselben verschärft werden; aber nicht gerecht
ist es, die Gesamtheit für den Einzelnen verantwortlich zu machen.
Übrigens hat Baselland durchaus nicht Ursache, mit solche Schärfe gegen
die Juden einzuschreiten. Die Zahl der Juden, die in unserem Kanton
Warenlager haben, beträgt im ganzen 4, welche sämtlich in ihren
Gemeinden als tätige, fleißige und rechtliche Männer bekannt sind,
denen sonst kein Vorwurf gemacht werden kann. es ist daher ebenso
lächerlich als ungerecht, wegen unbegründeter und übertriebener
Besorgnisse ein so hartes, drakonisches Gesetz zu erlassen. Gestehen wir
es uns offen, der ganze Grund des erhobenen Sturmes gegen die Juden ist,
dass man ihre Konkurrenz nicht dulden will. Aber machen nicht die Schweizer
auch in anderen Ländern Konkurrenz?? (Anmerkung: man denke z.B. an die
Schweizer Konditoren, die im Auslande sich Reichtümer erwerben und
Bedürfnisse erwecken, die nicht zu den unentbehrlichsten gehören.
Redaktion der Allgemeinen Zeitung des Judentums). Und was würden wir
sagen, wenn auch andere Länder gegen uns so hart verfahren würden? Je
nun was wir nicht gerne haben, das man uns tue, das sollen wir auch keinem
Andern tun, möge er Christ oder Jude sein.'
Die Züricher Korrespondenz, welche Sie (aus der Magdeburger Zeitung) in
No. 50 Ihres Blattes wiedergeben, verdient die Berichtigung, dass in St.
Gallen den Juden ja gestattet ist, eine Wohnung zu mieten und eigenen Herd
zu führen, worüber in Ihrem Blatte No. 3 dieses Jahres hinlänglich Erwähnung
gemacht worden.
Ferner: 'Veto gegen das Judengesetz. Es hat sich vor wenigen Tagen im
Waldenburger Tal ein Komité von 7 achtbaren Männern gebildet, die einen
gedruckten Aufruf ergehen ließen zur Ergreifung dieses Veto. Die Sprache
dieses Aufrufes trifft so ziemlich mit dem Volksgeschmacke zusammen. Und
hätte ein in Einzelheiten würdigere Sprache den Behörden gegenüber
zugesagt. Die darin enthaltenen Befürchtungen wegen der Regierung von
Frankreich finden wenig Glauben. Gegenseitige Beschuldigungen werden
bereits in der Bevölkerung laut. Die, welche die Ausweisung der Juden
betrieben, werden angeklagt, nur den eigenen Vorteil im Auge gehabt zu
haben; die, welche nun das Veto betreiben, werden jetzt wieder mit
gleicher Münze zurückbezahlt. Namentlich will sich ein zwar
unverbürgtes Gerücht geltend machen, die Juden hätten einesteils
Versprechungen gemacht, andernteils ihre Schuldner mit Betreibungen
bedroht. Die Regierungsbeamten sind der Ansicht, mit dem Durchdringen des
Veto vergebe Baselland für immer das Recht, die Juden fern zu halten, und
bedauern (!!) die Folgen dieses Rechtsverlustes. Die in Liestal
erscheinenden Blätter haben die Sache noch nicht besprochen. Der
'Baselbieter' ist entschieden für das Veto, wie er entschieden ein Gegner
der Regierung ist. Landrat Walser sagt in seinem 'Volksblatt': 'Dieses
Veto wäre Wasser auf unsere Mühle, weil wir uns im Landrat gegen das
fragliche Gesetz ausgesprochen haben. Dennoch raten wir, die Sache lieber
liegen zu lassen wie sie liegt, wenn man nicht den Mut oder die Kraft hat,
das ganze Unrecht abzuschaffen, und die Juden mit anderen Menschen
gleichzustellen; denn nur für die wenigen im Kanton wohnenden Juden ein
Veto zu ergreifen, wäre des souveränen Volkes der Basellandschaft
unwürdig, da nicht für Personen, sondern für Grundsätze dieses schöne
Recht in Anwendung gebracht werden soll.' Wir sind so ziemlich dieser
Ansicht.' |
Über die Situation der Juden in Basel
(1852)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Januar
1852: "Basel, 29. Dezember (1852). Die Note wegen der
französischen Juden ist noch nicht zu öffentlicher Kenntnis gelangt.
Wenn indes die vom 'Bunde' seinerzeit gemachten Mitteilungen richtig
sind, so muss man annehmen, die französische Regierung begründe ihre
Klagen gegen Basel auf durchaus irrtümliche Berichte. Von gewalttätiger
Expulsion französischer Juden aus Basel ist hierorts so wenig Etwas
bekannt, dass vielmehr die seit Jahren hier regelmäßig angesessenen Juden
nicht die geringste Belästigung erfahren haben. Nach der Volkszählung von 1847 befanden sich circa 100 Juden in Basel, dagegen sollen
circa 40 Baseler Familien in Frankreich niedergelassen sein. Dass vor nicht nicht
vier Jahren zahlreiche Juden, die durch Pöbelbanden aus Frankreich
vertrieben wurden, hier Aufnahme und Schutz fanden, ist ebenfalls genugsam
bekannt-"
|
Elsässische Juden lassen sich in Basel nieder
(1872)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Oktober
1872: "Basel. Die 'Swiss Times' meldet, dass sich in Basel
viele elsässische Israeliten, die für Frankreich optiert, niedergelassen
haben, um in der Nähe ihres früheren Wohnsitzes zu sein." |
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er-Jahre
Verschiedene Mitteilungen aus dem Gemeinde- und
Vereinsleben (1891)
(Sammlung für notleidende russische Gemeinden -
Wohltätigkeitsveranstaltung des Vereins "Erholung" - Synagogenbau -
Schüler schreiben nicht am Sabbat)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai
1891: "Basel, 5. Mai (1891). In Ihrer jüngsten Korrespondenz
aus Basel sind mehrere Irrtümer enthalten, die ich mir zu berichtigen
erlaube. Was zunächst die Sammlung für unsere notleidenden Brüder in
Russland anbetrifft, so hat das Comité, bestehend aus Herrn Rabbiner
Dr. Cohn, dem Gemeinde-Präsidenten, Herrn Dreyfus-Neumann und
dem Präsidenten des Lokalkomités der Alliance, Herrn
Dreyfus-Brettauer, bereits gegen 10.000 Frcs. (davon die Hälfte aus
Basel) teils an die Alliance, teils an Herrn Rabbiner Dr. Rülf in
Memel abgeliefert. Es verdient diese Tatsache allerdings hervorgehoben zu
werden; denn bisher hören wir wenig von ähnlichen Sammlungen, die doch nach
den herzzerreißenden Schilderungen des dortigen Elends überall energisch
in Angriff genommen werden sollten. Es ist Ehrenpflicht für
alle wohlhabenden Glaubensgenossen, nicht alles den kleinen Gemeinden an
der russischen Grenze zu überlassen, sondern tatkräftig zu
helfen, dass die Ausgewiesenen und Flüchtenden ein rettendes Asyl
finden.
Bei einer hiesigen, von dem Verein 'Erholung' veranstalteten
Wohltätigkeits-Vorstellung soll nach dem Berichte Ihres Korrespondenten
ein 'offizielles' trefenes (sc. = nicht koscheres) Souper stattgefunden
haben. So tief sind wir Gottlob denn doch nicht nicht gesunken, dass diese
möglich wäre, ohne dass maßgebende Persönlichkeiten dagegen Einspruch
erhoben hätten. Vielmehr hat erst jüngst der 'neue Cercle', eine
Vereinigung von größtenteils jungen Männern, sein Etablissement rituell
eingerichtet. Bei jenem Feste war ein Essen gar nicht beabsichtigt; es war
vielmehr nur für Erfrischungen und für kalte, natürlich koschere Küche
gesorgt. Lebhaft zu bedauern ist es allerdings, dass einige trotzdem und
gegen die Verabredung, ohne Rücksicht auf Andersdenkende, sich trefene
Speisen reichen ließen.
Was den Synagogenbau angelangt, so steht allerdings zu hoffen, dass
die Entweihung des Gottesnamens, des Bauens am Sabbat, der hier
umso größer wäre, als der Sonntag von den Christen überaus streng
gehalten wird, vermieden werden wird, zumal in der Synagoge, die nur
vergrößert wird, während der Bauzeit regelmäßig Gottesdienst
abgehalten werden soll.
Da Sie die leider unleugbar vorhandenen Schattenseiten unseres
Gemeindelebens hervorgehoben haben, so gestatten Sie mir wohl auch auf
zwei Lichtpunkte aufmerksam zu machen. Unser Rabbiner hat es durch seine
Bemühungen erreicht, dass von den etwa 200 jüdischen Kindern, die hier
die niederen und höheren Schulen besuchen, seit einiger Zeit keines mehr,
weder Knaben noch Mädchen, am Sabbat schreibt. Überhaupt wehr in unserer
Jugend der Geist, der zu den schönsten Hoffnungen berechtigt. Ferner will
ich nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, dass mit Rücksicht auf unseren
Rabbiner die Gemeinde die Orgelfrage vorläufig vollkommen ad acta
gelegt hat." |
Pestalozzifeier in der Synagoge
(1896)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Januar
1896: |
Gemeindeversammlung mit umstrittenen Beschlüssen
(1898)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar
1898: |
Generalversammlung der Gemeinde zu verschiedenen
Fragen (1902)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Januar
1902: |
Neuwahlen für das Handelsregister
(1902)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juli
1902: |
Rücksichtnahme auf die israelitischen Schüler an
Schabbat und den Feiertagen (1902)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September
1902: |
Hilferuf
zur Unterstützung von rumänischen Juden in Basel (1902)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 10. Oktober 1902: "Berlin, 6. Oktober (1902). Wir erhalten
aus Bonn am Rhein die folgende dringende Bitte: 'Von einem
christlichen Augenzeugen wurde mir berichtet, in welchem bejammernswerten
Zustande unsere rumänischen Brüder und Schwestern in Basel ankommen.
Es müsste den rohesten und fühllosesten Menschen erschüttern, wenn er
die Leidensgestalten dieser unglücklichen Menschen betrachtet. 'Zerlumpt,
frierend, schleichen diese Armen über den Perron, blass und verstört
aussehend. Mütter tragen fast nackte Kinder auf den Armen und suchen sie
an ihrem selber frierenden Körper zu erwärmen. Viele führen außerdem noch
kleine Kinder an der Hand, und selbst diese Kleinen sind so notdürftig
gekleidet, dass sie sicher den kommenden kalten Nächten erliegen müssen.
Teure Brüder und Schwestern! Das hier Mitgeteilte ist nur das Bruchstück
einer Schilderung von Elend und Schrecken, wie sie nur noch im Burenkrieg
vorgekommen sein mögen. Aber hier entfaltet sich unmittelbar vor unseren
Augen ein Massenelend, mitten im Herzen Europas und nicht etwa in einem
fernen Weltteil. Hier handelt es sich um Exliierte, denen so gut wie keine
Sympathien und nicht einmal ein geringer Teil von Mitleid und Hilfe
zugewandt wird wie den Buren. Hungernde, frierende, blutlose, obdach- und
heimatlose Juden, mit vor Kälte halb erstarrten Kindern und Frauen, die
sich um keinen wärmespendenden Ofen setzen, in kein schützendes Bett
legen, in keine warmen Kleider schlüpfen können, harren unserer Hilfe.
Ungewöhnlich früh haben die kalten Nächte eingesetzt, und in diesen
kalten Nächten, während Ihr in einem schützenden Heim der Ruhe pflegen
könnt, sitzen und liegend Tausende armer jüdischer Kinder, Frauen,
Männer und Greise im zugigen Eisenbahnwagen auf hartem Boden, ohne sich
und die Ihrigen wärmen zu können. Bedarf es da noch vieler Worte? Helfet
die Nackten kleiden und die Frierenden erwärmen! Spendet Kleider! Öffnet
Eure Schränke!! Bildet Komitees! Sammelt in Euren Gemeinden, was sich
an Wäsche, Unterkleidern, Strümpfen, Schuhwerk, Röcken, Jacken,
Halstücher und dergleichen auftreiben lässt und schickt es unverzüglich
an die bekannten Stellen, nach Basel, und Ihr norddeutschen Brüder,
schickt alles, was Ihr sammelt, an die nächstliegenden Sammelzentralen
und nach Bremen. Jedenfalls sammelt eifrig, lasst Eure Kinder
gleichfalls sammeln, bis Euch über den schnellstmöglichen
Weitertransport an dieser Stelle Weiteres mitgeteilt wird. Auch an die
Herren Rabbiner, Prediger und Lehrer richte ich die herzliche
Bitte, an den hohen Festtagen in obigem Sinne für unsere rumänischen
Brüder von der Kanzel herab wirken zu wollen. Auch bei eventuellen
Toraspenden mögen die am meisten Hilfsbedürftigen bedacht werden. Ihr,
teure Brüder und Schwestern, die Ihr an diesen Festtagen ein gesichertes
Heim habt, die Ihr in Euren Häusern Eure Kinder und Eltern, Eure Brüder,
Schwestern und Verwandten das Glück habt, in Frieden und Freude um Euch
versammeln zu können, vergesset nicht unserer Blutsverbundenen, die heute
alles, alles entbehren müssen und am Neujahrfest als heimatlose
Fremdlinge in der weiten Welt umherirren müssen. Gedenket der Armen und
Gott wird Eurer zum Leben gedenken. Dr. med. Arthur Kahn."
|
Jahresbericht
der jüdischen Armenkasse (1904)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16.
Mai 1904: "Basel. Dem Jahresbericht der Israelitischen
Armen-Kasse in Basel für das Jahr 1903 entnehmen wir:
Die gesamten direkten Einnahmen erbrachten im Jahre 1903 13.627,91 Frs.
gegen 12.128,52 Frs. im Vorjahre, also einen Mehrertrag von 1.498,39
Frs.
Auch die Ausgaben weisen eine Steigerung auf. Für die Armen Basels und
der nächsten Umgebung verausgabten wir 7.868,44 Frs. (gegen 7.767,67 Frs.
im Vorjahre), während die Durchreisenden uns Kosten im Betrage von
4.232,40 Frs. (gegen 4.011,80 im Jahre 1902) verursachten. Noch immer wird
die Kasse von durchreisenden Russen und Rumänen stark in Anspruch
genommen, die entweder in der Ferne eine Zuflucht suchen, oder, durch die
rigorosen Zulassungs-Bestimmungen in Amerika gezwungen, in die Heimat
zurückkehrten. Wir verausgabten allein für Reiseunterstützungen 902,30
Frs. (gegen 574,25 im Vorjahre). Nur durch peinliche Sparsamkeit hat
obiger Satz erreicht werden können." |
Jahresbericht
der jüdischen Armenkasse
(1905)
Artikel
im "Frankfurter israelitischen Familienblatt" vom 12. Mai
1905: "Basel. Die jüdische Armenkasse verausgabte
im abgelaufenen Jahre Fr. 4077 für Passanten und außerdem Fr. 1404 für
Reisevergütungen. Von den unterstützten 1058 Passanten waren 229 aus
Deutschland (davon 97 aus Elsass-Lothringen), 18 aus Frankreich, 233 aus
Österreich-Ungarn, 42 aus Rumänien, 494 aus Russland und nur 12 aus der
Schweiz. Die einzelnen Gaben beliefen sich von 50 Centimes bis 40 Fr. Es
erhielten 1 Fr. 36 Personen, 1,50 Fr. 40 Personen, 2 Fr. 209 Personen,
2,50 Fr. 219 Personen, 3 Fr. 240 Personen, 5 Fr. 112 Personen, 10 Fr. 40
Personen, 20 Fr. 18 Personen. Darunter und darüber liegende Summen nur
einige wenige Personen. Gar keine Geldunterstützung erhielten 36 Personen
resp. Familien, wohl aber stattdessen einen Bon, der zum Schlafen (50 Cts.)
und zum Frühstück (20 Cts.) in der Herberge zur Heimat berichtigt oder -
für solche, die über Samstag in Basel waren - eine Anweisung auf zwei
Mahlzeiten". |
B. W. Rosenzweig wird Präsident des Vereins "Misrachi"
(1905)
Artikel
im "Frankfurter israelitischen Familienblatt" vom 17. März
1905: "Basel. In der Generalversammlung des Vereins 'Misrachi'
wurde an Stelle des Nach Zürich übersiedelnden Herrn S. Teplitz Herr
B.W. Rosenzweig als Präsident gewählt. Es wurde sodann beschlossen, alle
14 Tage eine Versammlung abzuhalten, um für die Ideen des Vereins eifrig
tätig zu sein. Herrn Tepkitz zollte man den dank für seine Tätigkeit;
er wurde zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt." |
Jahresbericht
der Armenkommission der Gemeinde (1906)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11.
Mai 1906: "Basel. In einem gedruckten Bericht legt die Armenkommission
der hiesigen Gemeinde Rechenschaft ab über die Ergebnisse des Jahres
1905. Die Ausgaben sind im Verhältnis zu den Einnahmen gestiegen, wodurch
ein größeres Defizit entstanden ist, weshalb sich die Kommission
veranlasst sieht, an die Mildtätigkeit der Gemeindemitglieder zu
appellieren. Eingenommen wurden im ganzen Fr. 14.765,27. An Passanten
wurden verteilt Fr. 4.640,40, für Reisevergütungen verausgabte man Fr.
1.654,25. Im ganzen wurden 1135 Personen resp. Familien unterstützt. Der
Bericht macht auf die bekannte Tatsache aufmerksam, dass die meisten
Passanten plan- und ziellos in der Welt herumreisen und dass die großen
Geldsummen, die überall, wo jüdische Herzen schlagen, den Unglücklichen
verabfolgt werden, nur den Eisenbahnen und den Herbergen zugute kommen.
Nach der Heimat waren von den Unterstützten 168 aus Deutschland, 277 aus
Österreich, 472 aus Russland usw. Die Armen Basels und Umgegend wurden
mit ca. 9.000 Fr. unterstützt." |
Der
Schomreh-Thorah-Männer-Verein veranstaltet wieder Abend-Schiurim (1907)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. Januar
1907: "Basel. Nach einer Pause von 4 Monaten ist es dem hiesigen
Schomreh-Thorah-Männer-Verein endlich gelungen, seine gewohnten
Abend-Schiurum wieder aufzunehmen, indem der Verein in der Person des Herrn
Freilich einen tüchtigen Lamdon und Lehrer gewonnen hat.
J.-M." |
40-jähriges
Bestehen der Chewre Espérance (1907)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 1. Februar
1907: "In Basel feierte die Chewre 'Espérance',
deren Präsident seit 30 Jahren Herr J. Dreyfus-Strauß ist, das Fest
ihres 40-jährigen Bestehens." |
Jahresbericht des israelitischen Frauenvereins
(1908)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Januar
1908: "Basel, 28. Januar (1908). Dem Jahresbericht des
hiesigen israelitischen Frauen-Vereins (Präsidentin Frau
Dreifus-Strauß) entnehmen wir, dass der Verein 367 Mitglieder zählt,
Einnahmen und Ausgaben balancieren mit 7.700 Frcs., das Vermögen beträgt
20.200 Frcs., wozu noch ein unantastbares Kapital von 3.000 Fr.
kommt." |
Über die Chewra Kadischa (Wohltätigkeitsverein) der Gemeinde
(1911)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar
1911: "Basel, 2. Januar (1911). Wir besitzen in
unserer Gemeinde eine Chewra Kadischa, die ihresgleichen sucht. Sie
hat 18 (18) aktive Mitglieder, zu denen noch einige passive und als
Ehrenmitglied unser Rabbiner zählen. Die Mitglieder dieser Chewre, die
dem Kaufmannstande angehören, sind von großem Pflichtgefühl beseelt und
aufopferungsvoll in ihrer Tätigkeit. Ob sie bei Tag oder bei Nacht
gerufen werden, sie sind zur Stelle, bereit bei jedem Sterbenden und bei
jedem Toten ihre heiligen Pflichten zu erfüllen. Es stirbt kein Jude in
unserer Stadt, und es wird kein Toter durch Basel dem benachbarten Friedhof
in Hegenheim zugeführt, dem nicht eine Abordnung der Chewra Kadischa,
die jüdische Bruderpflicht erfüllend, das letzte Ehrengeleite gibt. Am
Chanukkafeste feierte die Chewre Kadischa ihr 25-jähriges Stiftungsfest.
Bei dieser Gelegenheit verlieh Herr Rabbiner Dr. Cohn, dem
unermüdlichen Präsidenten des Vereins, Herrn L. Eisenmann, der
auch als gesuchtester Mohel der Schweiz für die Opfer, die er dieser
großen Mizwo bringt, Anerkennung verdient, den 'Chower' (Titel eines
Ehrenrabbiners). Allgemeine Rührung herrschte, als er das Diplom,
welches Herr Kantor Löb künstlerisch hergestellt hatte, vorlas
und übersetzte. Alle Mitglieder der Chewra fühlten sich durch die ihrem
Präsidenten zuteil gewordene hochverdiente Ehre
mitgeehrt." |
Vorstandswahlen in der Gemeinde
(1911)
Artikel
im "Frankfurter israelitischen Familienblatt" vom 29. Dezember
1911: "Basel. Die Vorstandwahl in der jüdischen
Gemeinde hatte folgendes Ergebnis: J. Dreyfus-Brodsky
(Präsident), J. Mayer-Sommer, M. Jacobsohn, S. Bloch-Roos, S.
Günzburger-Hirsch, Viktor-Wyler, Elias Haas, J. Bloch-Bloch, Dr. M.
Ditisheim (sämtlich bisher dem Vorstande angehörend), Dr. O.
Meyer und Jakob Wyler (neu)." |
Abmachung
zwischen dem badischen Oberrat und dem Gemeindevorstand von Basel im Blick auf
Amtshandlungen der badischen Rabbiner in Basel (1912)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 19. Januar 1912: "Der badische Oberrat und der Gemeindevorstand
von Basel haben eine Vereinbarung getroffen, wonach die badischen
Rabbiner in Basel Amtshandlungen nur mit schriftlicher Einwilligung des
Präsidenten der Gemeinde Basel oder seines Stellvertreters, der Rabbiner
von Basel in Baden nur mit schriftlicher Erlaubnis seines Präsidenten und
des zuständigen badischen Rabbiners (von Fall zu Fall) vornehmen
dürfen." |
Ein
jüdischer Soldat will am Jom Kippur nicht vom Dienst befreit sein (1912)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. Oktober
1912: |
Generalversammlung
der zionistischen Ortsgruppe (1912)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 1. November
1912: |
Vorstellung
der jüdischen Gemeinde Basel (1916)
Aus dem "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 5677 Jahrgang
1916/17 S. 195: "Basel.
In Basel wurde im Jahre 1848 eine jüdische Gemeinde gegründet, welche
heute 467 Gemeindemitglieder mit ca. 2.500 Seelen zählt. Vorstand:
J. Dreyfuss-Brodsky, Präsident; S. Günzburger, Vizepräsident; S.
Bloch-Roos, Sekretär; B. Disisheim, Kassier; weitere Mitglieder: Dr. M.
Ditisheim, E. Hess, J. Mayer-Sommer, Jules Spira, Viktor Wyler. Beamte:
Dr. A. Cohn, Rabbiner; S. Druyan, Oberkantor; Dr. L. Hausmann,
Religionslehrer; M. Löb, Kantor und Religionslehrer, S. Nordmann und M.
Günzburger, Synagogendiener.
Institutionen der israelitischen Gemeinde: Synagoge:
Eulerstraße 2-6 (Abwart: R. Levy). Gemeindehaus mit Betsaal. - Rituelles
Bad. - Schächt- und Fleischkommission (Präsident: Elias Haas). -
Religionsschule mit 4 Lehrern und 335 Schulkindern (Präsident: J.
Mayer-Sommer). - Friedhof (Präsident: S. Bloch-Roos). - Israelitische
Leihkasse (Präsident: J. Spira). - Rabbiner Dr. A. Cohn'sche
Jubiläumsstiftung Hachnossas-Kallo. - Israelitischer Armenfonds. -
Pensionsfonds. - Synagogenchor Schir-Zion (Präsident: S.
Günzburger-Hirsch).
Weitere Jüdische Institutionen: Beth Hamidrasch (Israel.
Lehrhaus) Spalentorweg 32, reichhaltige Bibliothek, tägliche
Lernvorträge. - Bethaus Kleinbasel, Florastraße 20 (Präsident: J.
Scheps), Gottesdienst am Sabbat und an den Feiertagen. - Bethaus Linas
Hazedek, Hegenheimerstraße (Präsident: K. Jacubowitz), Gottesdienst an
Sabbat und an den Feiertagen. - Israelitisches Waisenhaus (Präsident: J.
Dreyfus-Brodsky). - Israelitisches Spital (Präsident: J. Dreyfus-Bernheim).
- Kuratorium für jüdische Krankenschwestern (Präsident: Dr. med. E.
Wormser). - Hilfskomitee für israelitische Auswanderer (Präsident: J.
Bollag-Feuchtwanger). - Jüdische Bibliothek (Präsident: Rechtsanwalt Dr.
S. Brunschwig). - Schweizer jüdische Volksbibliothek, Spalentorweg
32.
Vereine: Loge Bnei-Bris (Präsident: Notar Dr. Werner Bloch)
- Chevra Kadischa (Präsident: L. Eisenmann). - Schomre Thora
Männer-Verein (Präsident: Charles Nordmann), unterhält eine hebräische
Fortbildungsschule (Lehrer M. Schwarz) und veranstaltet täglich Schiurim.
- Schomre Thora Jünglingsverein (Präsident: Hermann Cohn),
Vereinsversammlung jeden Sonntag. - Chewro Espérance (Präsident: J.
Dreyfus-Strauss). - Chewro Ez-Chaim (Präsident: Dr. M. Ditisheim). -
Chewro Dowor Tow (Präsident: B. Levaillant). - Israelitischer
Frauenverein (Präsidentin: Frau Dreyfus-Strauss). - Jüdisch-polnischer
Frauenverein (Präsidentin: Frau M. Orzel). - Chewro Malbisch Arumim
(Präsidentin: Frau Dreyfus-Nördlinger). - Verein für Erziehung
israelitischer Waisen (Präsident: J. Dreyfus-Strauss). - Agudas Isroël
Ortsgruppe. - Agudas Jisroël Frauen- und Mädchengruppe. - Zionistische
Vereinigung (Präsident: Rechtsanwalt Dr. F. Arnstein). - Verein Zion. -
Alliance Israélite Universelle, Lokalkomitee. - Verein Erholung. - Verein
Achdus. - Jüdischer Turn- und Sportverein. - 'Hachower' zionistischer Studentenverein.
- 'Nehardea' jüdisch-akademische Vereinigung. - Verein der
jüdisch-nationalen Studenten. - 'Kibbuz Akademi Jwr'
(Hebräisch-akademische Vereinigung)." |
Vorstandswahl
der Ortsgruppe der "Agudas Jisroel" (1919)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 21. Februar 1919: "Aus der 'Agudas Jisroel'-Bewegung.
Basel. Die Generalversammlung der Ortsgruppem wählte den bisherigen Vorstand
- Rabbiner Dr. Cohn (Ehrenpräsident), R. Schterenbuch (Präsident), Ch.
Nordamnn, M. Schwarz, J. Rokowsky, E. Heymann und E. Botschko - wieder und
Adrien Blum neu." |
Bessarabische Juden auf der Durchreise nach Brasilien (1920)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 1. Oktober 1920: |
Vorstandswahlen in der Israelitischen Gemeinde
(1921)
Artikel
im "Frankfurter israelitischen Familienblatt" vom 7. Januar
1921: "Basel. Die Israelitische Gemeinde wählte in
geheimer Urabstimmung ihrer Mitglieder J. Dreyfuß-Brodski wieder
zum Präsidenten und S. Ginsburger-Hirsch, S. Bloch-Roos, Dr. Werner
Bloch, Dr. M. Ditisheim, J. Spira, Alfred Bodenheimer, E. Heymann, J.
Jung, L. Levy-Hemmendinger und Großrat Dr. Wormser als
Vorstand..." |
Bericht
über die jüdische Abteilung des Museums für Völkerkunde (1922)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 23. März
1922: "Basel. Dr. Cohn, seit 37 Jahren
Rabbiner der Baseler Judenheit und ein idealer Vertreter seines Berufes,
beging den 60. Geburtstag.
Über die jüdische Abteilung des hiesigen Museums für Völkerkunde
heißt es in dem letzten Berichte des Institutes: 'Um einige schöne und
interessante Stücke ist die jüdische Abteilung vermehrt worden. In
erster Linie sei eine reich ornamentierte Zinnplatte, sogenannte
'Sederplatte', erwähnt, wie sie am Sederabend des Pessachfestes zur
Aufnahme der bitteren Kräuter usw. verwendet wird. Das Stück trägt in
der Mitte einen achtzackigen Stern, in dessen Zentrum drei gekreuzte
Fische eingezeichnet sind, am Rand das Osterlamm und Inschriften (Leihgage
der Israelitischen Emanzipationsstiftung). Ein Schlachtmesser (Chalef),
ein jüdisches Unterkleid mit den sogenannten Schaufaden und ein
Notizbüchlein mit den Aufzeichnungen eines Beschneiders (Mohelbüchlein)
wurden durch einen bewährten Gönner dieser Abteilung, Emil Dreyfus in
Genf, geschenkt. Seiner Vermittlung verdanken wir auch die Schenkung einer
Schekelmünze durch Th. Levi und Louis Lebach in Genf'." |
Besuch von Oberrabbiner Kuck in Basel
(1924)
Anmerkung: es geht um einen Besuch des Großrabbiners Abraham Isaak Kook
(Kuck) (1865-1935) in Basel; zu seiner Person siehe Wikipedia-Artikel
Abraham Isaak Kook.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Dezember
1924: "Basel, 9. Dezember (1924). Oberrabbiner Kuck weilte
über Sabbat in Basel und wurde von seinen zahlreichen Verehrern enthusiastisch
gefeiert. An dem Empfang beteiligten sich alle Vereine einschließlich der
Agudas Jisroel-Ortsgruppe. In mehreren Vorträgen entwickelte Oberrabbiner
Kuck seine Ideen über die Zukunft Erez Jisroels; man müsse von jeder
Partei das Gute nehmen und für eine Stärkung des rabbinischen
Geisteslebens in Jerusalem sorgen." |
Jüdische Schüler können auf Antrag der Eltern vom
Schulbesuch an Sabbat und Feiertagen dispensiert werden
(1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Mai
1930: |
Sijum-Feier des Talmud-Thora-Vereins
(1936)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Dezember
1936: "Basel, 21. November (1936). Man kann es ruhig sagen,
dass in Basel schon lange keine jüdischer Feier stattgefunden hat, die
auf einem solch geistigen Niveau stand und mit soviel Elan und Geschick
geleitet wurde, wie die Sijumfeier der Talmud Thora am Sonntag, den
15. dieses Monats. Im vollbesetzten Saale des Spalenkasino wurde das Fest
eingeleitet mit dem Hadron-Vortrag des Herrn Rabbiner D. I. Schochet,
der es verstand, in einstündiger freier Rede, die Materie bis ins Tiefste
beherrschend, sich die volle Anerkennung der zahlreich anwesenden
Thorakundigen zu erwerben. Mit einer Begrüßungsansprache des
Präsidenten Herrn Gabriel Plaut und Dankesworten für den Leiter
der Talmud Thora wurde die eigentliche Sijumfeier eröffnet. Es folgte
dann Nummer auf Nummer. Geistvolle Ansprachen, gewürzt mit Thoraworten
von Herrn Rabbiner Dr. Bohrer, Gailingen,
Rabbiner Schochet, Dr. Eugen Fränkel, Dr. W. Ringwald,
humoristische Vorträge der Herren Max Meyer, stud. med. Prenzlauer,
Manfred Plaut, Tischlieder, für die verantwortlich zeichneten Frau
Dr. Estella Fränkel und Kurt Stern, trugen zur
Verschönerung des Festes bei und ließen keine Minute der Langeweile
aufkommen. Volles Lob und Anerkennung verdient noch das Damenkomitee, das
sich um das reichlich und schön servierte Menü und die reizvolle
Tafelausschmückung bemühte. Trotz der vorgerückten Stunde ergab die
Versteigerung des Benschens einen befriedigenden Betrag. Alles in allem
kann das schöne Fest als ein in jeder Beziehung gelungenes bezeichnet
werden." |
Über Ereignisse und Einrichtungen in Basel von
überregionaler Bedeutung
Anmerkung: Über die zionistischen Kongresse in Basel werden - außer den
nachstehenden kurzen Berichte - keine Presseberichte zusammengestellt, da dies
den Rahmen der Darstellung der Geschichte der jüdischen Gemeinde in der Stadt
sprengen würde.
Die Zionisten wollen Basel zum Zentrum ihrer Arbeit
machen (1898)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September
1898: |
Dr. Theodor Herzl erhält eine Antwort vom Sultan
(1898)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September
1898: |
Gründung
des Vereins "Schomre Schabbos, jüdischer Stellen-Vermittlungs-Verein für
die Schweiz" (1902)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 10. November 1902: |
Zum 6. Zionistenkongress (1903)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 27. August 1903 (nur erste Seite des Berichtes abgebildet): |
|
Artikel
im "Frankfurter israelitischen Familienblatt" vom 11. September
1903: |
Das Kasino - Tagungsort der zionistischen Kongresse -
wird umgebaut (1905)
Artikel
im "Frankfurter israelitischen Familienblatt" vom 17. März
1905: |
7. Zionistenkongress in Basel
(1905)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 19. Mai 1905: "Der siebente Zionistenkongress
findet laut Bekanntmachung des Agitationskomitees am 27. Juli dieses
Jahres und den folgenden Tagen in Basel
statt." |
Delegiertentag des schweizerischen Zionisten-Verbandes
in Basel (1906)
Artikel
im "Frankfurter israelitischen Familienblatt" vom 15. Juni
1906: |
Über die Zionistische Vereinigung in Basel
(1906)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. November
1906: |
Der
Führer der Katholiken wendet sich im Großen Rat von Basel gegen das
schweizerische Schächtverbot (1907)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. Januar
1907: |
Gründung des Vereins zur Förderung des
gesetzestreuen Judentums in der Schweiz (1907)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August
1907: |
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Bericht
vom 10. Zionistenkongress (1911)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. August
1911: |
Kurze
Vorstellung des "Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes" (1916)
Aus dem "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 5677 Jahrgang
1916/17 S. 203: |
Kurze
Vorstellung des "Vereins zur Förderung des gesetzestreuen Judentums in der
Schweiz" (1916)
Aus dem "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 5677 Jahrgang
1916/17 S. 204-205: |
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Kurze
Vorstellung des "Schweizerischen Komitees für Erez Jisroël" (Suisse
Comité pour Erez Jisroël) (1916)
Aus dem "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 5677 Jahrgang
1916/17 S. 208: |
Anzeige
des Internationalen Pro Falascha-Komitees (1916)
Aus dem "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 5677 Jahrgang
1916/17 S. 211: |
In
Basel wird ein jüdisches Auswanderungsbüro eröffnet (1920)
Artikel
im "Frankfurter Jüdischen Familienblatt" vom 5. März 1920:
"Ein jüdisches Auswanderungsbüro in Basel.
In einer Versammlung der Vertreter sämtlicher jüdischer Vereinigungen
Basels legte Rabbiner Dr. Cohn die Notwendigkeit eines
Auswanderungsbüros dar, wie dieses vor dem Kriege unter der
mustergültigen Leitung des seligen J. Bollag-Feuchtwanger bereits
bestanden hatte. Die Versammlung beschloss einstimmig die Errichtung eines
solchen Büros und wählte als Komitee H. Dreyfus-Brodsky
(Ehrenpräsident), Jules Jung, Joseph Bollag, Frau Dreyfus-Strauß,
Willy Eisner, Victor Wyler. Das Büro will die in Basel eintreffenden
Auswanderer bekleiden und verpflegen, vor allem aber ihnen die direkte
Durchreise zum Einschiffungshafen ermöglichen. Das Büro hat mit seiner
Tätigkeit bereits begonnen. Adresse. Jules Jung, Austraße
57." |
Vorstellung des Schweizerischen Comité's für Erez-Jsroel
(1921)
Artikel
im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 5682 Jahrgang 1921/22
S. 222:
"Schweizerisches Comité für Erez Jsroel.
Das Comité erstrebt die Förderungen der jüdischen humanitären,
kulturellen und kolonisatorischen Bestrebungen in Palästina.
Fördert die gemeinnützigen Institutionen im Lande unserer Väter!
Spendet bei allen freudigen und traurigen Anlässen!
Ermöglicht uns die Schaffung eines schönen Friedenswerkes im
Lande unserer Zukunft!
Gedenket in Treue unserer Brüder in Erez Jisroël!
Zentrale für Zuschriften: J. Dreyfuss-Strauss, Basel, Präsident des
Komitees.
Zentrale für Geldsendungen: Schweiz. Postcheck-Konto V 708 (Konto des
Komitees).
Zentral-Kassier: Emanuel Goldschmid in Basel, Austrasse 96.
Zweigsitz in Zürich: Jakob Gut junior, Brandschenckestrasse 45 (Postcheck
VIII 1087).
In keinem jüdischen Hause sollte eine Erez Jisroël-Sammelbüchse
fehlen." |
Generalversammlung des "Schweizerischen Komitees für
Erez Jisroël" (1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juni
1921: "Basel, 2. Juni (1921). Das unter Leitung von Rabbiner
Dr. Cohn, Basel, stehende Schweizerische Komitee für Erez Jisroel hielt
am 22. Mai seine Generalversammlung, in der Herr Gabriel Ortlieb über
seine Erez Jisroel-Reise berichtete. das Komitee hat im Jahre 1920 rund
20.000 Frcs. vereinnahmt und 19.000 Frcs. an Hospitäler, Altershäuser
und Talmud Tora-Schulen in Palästina überwiesen. Vertrauensmann des
Komitees in Jerusalem ist Herr Wolf Schocher. Es wurde beschlossen,
den vorhandenen Bestand von 19.000 Frcs. alsbald nach Jerusalem zu
überweisen." |
Tagung des Schweizer thoratreuen Zentralvereins im
Bet-ha-midrasch in Basel (1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Februar
1930: "Basel, 30. Januar (1930). Vor kurzem hatte der vom
Baseler Raw - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -
gegründete 'Schweizer toratreue Zentralverein' im Baseler
Beshamidrasch Zusammenkunft und gemeinsames Lernen. Nachdem der bekannte
Leiter der Chewras Schaß, Herr M. Schwarz in Basel, die Gäste im
Namen des Vorstandes in einer kurzen, mit Toraworten geschmückten
Ansprache begrüßt hatte, hielt der Leiter der Jeschiwa in Montreux,
Herr E. Botschko, einen tiefgründigen halachischen Vortrag über
eine Sugja in Traktat 'Kettubot'. Zuerst gedachte er in warmen Worten des
Begründers der Schweizer Lern-Vereinigung und teilte seine Erinnerungen
mit, wie dieses 'Lernen' innerhalb der Chewras Schaß ihn eigentlich auf
die Idee brachte, eine Jeschiwa in der Schweiz zu gründen, um den
Nachwuchs für die Tora zu sichern. Darauf folgte das Lernen. Mit einem
Schlusswort und der Bitte, der Jeschiwa in Montreux zu gedenken,
schloss Herr Botschko seinen inhaltsreichen Vortrag. Die Aussprache der
Freunde, die nicht minder interessant zu werden versprach, wurde leider
durch die zu kurz bemessene Zeit verhindert.
Die feine dem Feste zugrunde liegende Idee hat auch diesmal ihr Ziel
vollauf erreicht. Der gemeinsame Aufmarsch der zerstreuten Torafreunde der
Schweiz hat den Mut und die Lust der Anteilnehmer gestärkt. Der Eindruck
war erfrischend und erfreuend zugleich. Mit neubelebter Liebe zur Tora im
Herzen ging es froh und mutvoll nach Hause." |
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