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Crumstadt (Stadt
Riedstadt, Kreis Groß-Gerau)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Crumstadt bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17.
Jahrhunderts zurück. Erstmals werden Juden in Crumstadt in Abrechnungen von
Steuerkollektoren der Jahre 1642 und 1645 genannt. In
Gemeinderechnungen wird 1684 Jud Zadok, 1694 Jüdin Güthe und Jud Aron
genannt.
1720 hatte Jud Baruch Hausbesitz in Crumstadt. 1725 wurden drei, 1770
vier jüdische Familien am Ort gezählt. Eine besondere Rolle spielte bei
Landjudentagen in Groß-Gerau der Jude Mosche Crumstadt (1723 bis 1752 genannt).
Eine eigenständige jüdische Gemeinde wurde 1796 in Crumstadt gegründet.
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert wie
folgt: 1828 46 jüdische Einwohner, 1861 82 (5,9 % von insgesamt 1.380
Einwohnern), 1875 62, 1880 84 (6,2 % von 1.358), 1895 80, 1900 64 (4,6 % von
1.394), 1905 65 (4,6 %), 1910 54 (3,8 % von 1.419). Die jüdischen Familien
lebten überwiegend vom Vieh- und Futtermittelhandel.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule und ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter
tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). Die Toten der Gemeinde wurden im
jüdischen Friedhof
Groß-Gerau, teilweise auch in Alsbach
beigesetzt. Die Gemeinde war dem orthodoxen Rabbinat Darmstadt II zugeteilt.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Moritz Bruchfeld
(geb. 7.8.1886 in Crumstadt, gef. 30.10.1915).
Um 1924, als 61 jüdische Einwohner gezählt wurden (4,1 % von insgesamt
1.491), waren die Vorsteher der Gemeinde Gustav Bruchfeld, Abraham
Bruchfeld I und Abraham Bruchfeld III. Als Lehrer, Kantor und Schochet war W.
Bergen angestellt. Er unterrichtete an der Religionsschule damals vier Kinder.
An jüdischen Vereinen bestanden der Israelitische Frauenverein (1932 unter
Leitung von Kätchen Mayerfeld, Arbeitsgebiet: Krankenpflege) und der
Israelitische Männerverein (1932 unter Leitung von Isidor Heim, Arbeitsgebiet:
Krankenpflege). 1932 waren die Gemeindevorsteher Leopold Bruchfeld (1.
Vors.), Leo Fr. Bruchfeld (2. Vors.) und Isidor Heim (3. Vors.). Inzwischen war
als Lehrer, Kantor und Schochet Eugen Groß tätig. Er unterrichtete im
Schuljahr 1931/32 sechs Kinder.
1933 lebten noch 46 jüdische Personen am Ort (2,9 % von 1.567). In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien sowie der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Letzter Gemeindevorsteher
war Isidor Heim. Beim Novemberpogrom 1938 überfielen SA- und NSKK-Trupps
die Synagoge und jüdische Wohnungen, die geplündert und verwüstet wurden, so
bei der Familie des Viehhändlers Isidor Heim (Friedrich-Ebert-Straße 12), bei Familie David
Sonnheim (Friedrich-Ebert-Straße 32), bei Familie Grünewald (Rathenaustraße 11) und bei der
Familie Albert Wolf (Modaustraße 7). Ab 1939 ging die Zahl von elf jüdischen
Einwohnern (1939) auf fünf (am 31. Dezember 1940 und am 2. April 1942) zurück.
Die letzten fünf jüdischen Einwohner wurden von Crumstadt aus deportiert.
Von den in Crumstadt geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch Angaben bei Schleindl s.Lit. S. 232): Abraham
Bruchfeld II (1854), Abraham Bruchfeld (1878), Leopold Bruchfeld (1867), Maier
Max Bruchfeld (1877), Mathilde Gottschall geb. Bruchfeld (1865), Erna Grünewald
(1923), Hanna Grünewald (1925), Karl Grünewald (1892), Otto Grünewald (1929),
Dina Heim geb. Bruchfeld (1870), Isidor Heim
(1879), Johanna Hirsch geb. Bruchfeld (1890), Leopold Hirsch (1886), Bertha Mainzer geb. Morgenthau
(1882), Babette Mayer (1859), Franziska Morgenthau (1888), David Sonnheim (1885), Gretel
(Gretl) Sonnheim (1920), Klara Sonnheim geb. Bruchfeld
(1885), Otto Trepp (1903), Albert Wolf (1881), Manfred Wolf (1923), Margot Käte Wolf (1925), Selma Wolf
geb. Hahn (1891).
Zur Erinnerung an die Geschichte und das Schicksal der früheren Crumstädter
jüdischen Einwohner wurde 1988 ein Gedenkstein auf dem Platz
zwischen Kirche, Kindergarten und Heimatmuseum eingeweiht mit der Inschrift:
"Crumstädter Bürger starben, weil sie Juden waren" und den Namen der
umgekommenen Personen.
Mehrfach wurden in Crumstadt "Stolpersteine" für Opfer der
NS-Zeit verlegt. Im Januar 2015 vor dem Haus Modaustraße 7 für Angehörige
der Familie Wolf: Albert Wolf und Selma Wolf geb. Hahn mit den Kindern Manfred
und Margot Käte; im Juli 2016 vor dem Haus Friedrich-Ebert-Straße 2
für Angehörige der Familie Mayer: Josef und Regine Mayer mit den Kindern
Robert, Flora, Frieda, Rosa und Gerdi; vor dem Haus Friedrich-Ebert-Straße 12
für die Familie Heim: Isidor und Dina Heim mit der Tochter Elsa (Isidor Heim
war letzter Gemeindevorsteher; Elsa konnte mit ihrem Mann Theo Wallach in die
USA emigrieren); vor dem Haus Friedrich-Ebert-Straße 18 für das Ehepaar Willy
und Berta Bach (hatten einen Spezerei- und Fruchthandel sowie eine
Matzenbäckerei); im November 2017 wurden vor dem Haus Walter-Rathenau-Straße 23
"Stolpersteine" verlegt für
Angehörige der Familie Mayerfeld.
Zur Geschichte von Leopold Hirsch und Johanna Hirsch geb. Bruchfeld siehe
Seite zu Büttelborn.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Allgemeiner Bericht
Gemeindebeschreibung von Crumstadt anlässlich der
Einweihung einer Torarolle (1930)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 5. Juni 1930: "Eine Landgemeinde feiert ein Fest...
Beim großen Abbau des jüdischen Landlebens, der mit dem 'Aufbau' der
modernen Kultur einsetzte, scheinen ein paar Gemeinden im Hessischen und
Bayrischen zu ihrem Glücke vergessen worden zu sein. Zu ihnen gehören Pfungstadt
und Crumstadt. Von letzterer Gemeinde soll hier die Rede
sein.
Crumstadt, ein idyllisch gelegenes Dort mit sauberen Straßen und schönen
Häuschen hat eine jüdische Gemeinde von 12 bis 15 Familien. Als aber die
Gemeinde am Donnerstag das Fest eine Toraeinweihung feierte, waren
an hundert Menschen in der kleinen Synagoge und später an der langen
Tafel im Festsaale versammelt. Das macht: weil die kleineren jüdischen
Niederlassungen rundherum alle sich um die Gemeinde Crumstadt wie um einen
Brunnpunkt scharen und ihre Feste als die eigenen mitfeiern; ferner weil
die Kinder, die Crumstadt in die Großstadt, in die weite Welt, ja über
das Meer hinausgeschickt hat, noch treu zur alten Muttergemeinde halten
und es sich nicht nehmen lassen, sie gelegentlich im Festschmucke zu
sehen. Es waren wirklich auch Amerikaner mit dabei, die ihre
fällige Europareise so eingerichtet haben, dass sie in ihrer
Heimatgemeinde das Fest mitfeiern könnten.
Dabei kann uns, wie ein Frankfurter Redner an der Tafel betonte, ein Zug
an der Gemeinde Crumstadt gar nicht gefallen, er verleidet uns sogar das
Hinkommen. Das ist nämlich der Zug, der von Darmstadt nach Goddelau
fährt und nicht weiter, und uns dann einem Untier von Omnibus
überantwortet, der uns für fünfzig Reichspfennige eine halbe Stunde so
durchschüttelt, dass wir mitten im Starkenburgischen Hochlande
'seelkrank' werden und schließlich beglückt wie Kolumbus beim Anblick
der ersten Häuser rufen: Land! Land! ... Aber man ist bald entschädigt.
Unter dem gastlichen Dach - nein, wir sitzen obdachlos im Hof der
Familie M. - harret unserer ein Käsekuchen von Dimensionen, die die ganze
Schowuausfreude uns vorauskosten lassen. Die unversiegbaren Kaffeekannen
dampfen, und dazu die strahlenden Gesichter der Gastgeber. Hausherr,
Hausfrau, Söhne und Töchter überbieten sich förmlich in der Bewirtung
und Betreuung der Stadtgäste. Man erhebt sich nun, um zur Feier in die
Synagoge zu gehen, und nur, um nachher wieder zu kommen.
Man tritt in einen langen Vorhof. Zwischen Kartoffelpflanzen, eingebettet
steht die kleine Synagoge, eine Puppensynagoge, wie aus dem
Baukasten von Kinderhand sauber dahingestellt. Um zwei Uhr sollte es
beginnen. Aber zwei volle Stunden warten die Frauen auf der Galerie oder
im Hofe in der Sonnenglut, indes die Männer im Nebenraum, der eine Schule
darstellt, die Tora zu Ende schreiben. Diesen Nebenraum haben die
Großväter vor hundert Jahren mit der Synagoge für Kinder und
Kindeskinder gebaut, aber an die Festzylinder ihrer Urenkel haben sie
dabei nicht gedacht. sie hätten dann die Deckehöher legen müssen. Alle
Männer und Frauen der Gemeinde sind festlich gekleidet, festlich gestimmt
und tief bewegt. Die letzten Buchstaben werden versteigert und zu
verhältnismäßig hohen Preisen an den Mann gebracht. 'Jedes Los
gewinnt', und der Gewinnende bekommt noch dazu einen Mischeberach,
alles gegen bar.... Die Herzen sind offen und die Hände nicht
minder.
Die Synagoge ist mit Laub und Tannen geschmückt und gestopft voll.- Die
Männer der Gemeinde haben einen halben Arbeitstag dafür geopfert und
alles mit eigener Hand geschafft. Die elektrischen Birnen bestrahlen das
frische Grün und mit dem Violett des Tageslichtes ergibt es einen
schönen Zusammenklang. Die neue Tora, vom Herrn Rabbiner getragen, wird
von den trägern der anderen heiligen Rollen vor der Türe empfangen.
Rundgänge und Chorgesänge, Einheben. Dann die Predigt. Eine der
schönen, herzenswarmen und lebensfrischen Reden des Herrn Dr. Merzbach.
Ein Sinaifest feiert die Gemeinde, und das Doppelgelöbnis: 'Wir wollen
tun und hören', erfülle, wie damals, alle Herzen. Dank der Gemeinde,
Dank den Spendern, (deren manche besonders ehrend genannt werden), Dank
dem Lehrer (Herr Beni Saffra, ein Frankfurter Kind), der mit
Einsetzung seiner ganzen Kraft, seit zwei Jahren Leben aus Ruinen
zaubert und ein wahrer Führer seiner Gemeinde ist.
Es folgt eine kurze Ansprache des Herrn Lehrers, der das Wort 'Chinnuch'
aufgreift, um auch auf die andere Bedeutung dieses Wortes: 'Erziehung'
hinzuweisen und nach dieser Richtung ein wenig zu ermahnen. Noch einige
Gesänge, und wir sind wieder im Hofe unseres 'Stammlokales'.
Wer die in der Großstadt längst vergessene alte echte jüdische
Gastfreundschaft unter dem Eschel Abrahams kennen will, der komme nach
Crumstadt und gleich in den Hof der Familie M. Man hatte für die Gäste
aus 'Extraaufsicht' alles bezogen, und der Oppenheimer Wein trägt
Aufsichtssiegel für Pessach. Es ist alles in bester Ordnung.
Aber das alles ist nur kulinarischer Auftakt. Das Festmahl beginnt
eine Stunde später im großen Saale und wickelt sich nach einem
feststehenden Programm mit Ansprache, Theaterstücken, Couplets,
Musikeinladen und allem anderen ab, wie in der Großstadt auch. Auch die
Menschen, einschließlich der Einheimischen, sind |
durchaus großstädtisch - die Grenze ist längst mehr oder weniger
verwischt - städtisch i Kleidung, Sprache und Benehmen, nur von
gesunderem Aussehen, und im Herzen wohnt mehr Ruhe, mehr Ausgeglichenheit,
etwas von der Geruhigkeit und Ebenheit der Korn- und Kartoffelfelder
draußen, und viel von der alten, unverfälschten Opferfreude und
Gastfreundlichkeit.
Es spricht und begrüßt der erste Vorsteher, Herr Leopold Bruchfeld;
der Herr Rabbiner, der ein gut Teil des Verdienstes um die Erhaltung
dieser letzten jüdischen Werte auf dem platten Lande seines Bereichs für
sich in Anspruch nehmen darf; Herr Rabbiner Wassermann eindringlich
und lebendig; Herr Mayerfeld, ein Crumstädter Kind, aber längst
Weltkind im Großbetriebe der Weltstadt. Ein Frankfurter Gast hält eine
Rede voll lustiger Einfälle, versteckt sich aber hinter den Späßen viel
Ernstes und Nachdenkliches über die jüdischen Dinge in Stadt und Land.
Die Theaterstücke werden von temperamentvollen jungen Damen und Herren
charmant gespielt, und ein kleiner Junge geigt zwischendurch ganz
vortrefflich. Anzügliche 'Neuigkeiten' werden in einem Couplet verlesen,
das mehr Strophen hat als die Gemeinde Häuser. Und alles trägt den
Charakter des Intimen. Jeder ist mit jedem glücklich und zufrieden. Wir
haben einen halben Tag nichts von der Not der Zeit
gehört....
So verlaufen die Stunden. Er wird neune und zehne. Bald ist schon elf.
Unten wartet geduldig der Omnibus. Er kann warten, er hat Zeit. Wir werden
ihm nciht entgehen. Und hat er uns, dann schüttelt und rüttelt er
uns wieder eine halbe Stunde hübsch durcheinander bis Goddelau, wo ein
Züglein von nicht viel aufregenderer Konstruktion als der Omnibus
gemütlich unserer harret. Es fährt so, als müsste der Zugführer in
jeden Bauernhof am Wege einen schönen guten Abend hineinrufen. In Darmstadt
aber kommt auf Geleise vier der Zug von irgendwo wie der Wind angesaust,
hält nur drei Minuten. Einsteigen! Abfahrt! Tempo! Tempo! Die Maschine
der Zeit mit ihrem gewaltigen Räderwerke hat uns wieder in ihrer
Gewalt.
Es war ein schöner Traum. Möchte er sich öfters wiederholen.
-tz". |
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers / Vorbeters / Schochet 1890 / 1893 / 1897
/ 1901
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. März 1890: "Die
israelitische Religionsgemeinschaft Crumstadt sucht per 1. April diesen
Jahres einen Lehrer, Vorsänger und Schächter ledigen Standes. Gehalt 450
Mark. Nebenverdienst ca. 200 Mark nebst freier Wohnung.
Der Vorsteher: A. Bruchfeld." |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Juli 1890: "Die israelitische
Religionsgemeinde Crumstadt sucht sofort einen Lehrer, Vorsänger und Schächter
nicht verheiratet, mit einem jährlichen Gehalt von 450 Mark und ca. 250
Mark Nebenverdienst nebst freier Wohnung. Lehrer können sich wenden an
den
Vorstand A. Bruchfeld." |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1893: "Die
israelitische Gemeinde Crumstadt bei Darmstadt sucht zum alsbaldigen
Eintritt einen Religionslehrer, Kantor und Schochet. Gehalt Mark 450 nebst
Nebenverdiensten, freier Wohnung und Heizung. Seminaristisch gebildeter
junger Mann bevorzugt.
Bewerber wollen sich unter Vorlage ihrer Zeugnisse bei dem Vorstand A.
Bruchfeld melden." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. September 1897:
"Die israelitische Gemeinde Crumstadt bei Darmstadt sucht
zum sofortigen Eintritt einen Religionslehrer, Kantor und Schochet.
Derselbe muss die Befähigung durch ein von einer staatlichen
Prüfungsbehörde ausgestelltes Zeugnis nachweisen können. Gehalt Mark
550, nebst ca. Mark 300 Nebenverdienst, freier Wohnung und Heizung.
Bewerber wollen sich bei dem Vorstand A. Bruchfeld melden." |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1901: "Wir suchen zum
sofortigen Eintritt einen Vorsänger, Lehrer und Schochet. Gehalt 750
Mark, freie Wohnung und Nebenverdienst.
Der Vorstand:
Gustav Bruchfeld,
Crumstadt bei Darmstadt." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Blimchen Bruchfeld (1893)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Januar 1893: "Crumstadt bei
Darmstadt, 10. Januar. Es war ein sehr schmerzlicher Gang, von dem soeben
die sämtlichen Gemeindemitglieder sowie auch eine große Anzahl
Teilnehmender aus allen umliegenden Orten zurückgekehrt sind, sie hatten
einer edlen frommen Israelitin, Frau Blimchen Bruchfeld zu ihrer letzten
Ruhestätte begleitet. Sie war ein wahres Vorbild echt jüdischer Frömmigkeit,
im Stillen übte sie große Wohltaten, wenn es ihr möglich war, fehlte
sie nie in unserer Synagoge. Nicht allein ihrem Gatten und Kindern ist sie
nun entrissen, unsere ganze Gemeinde verliert in ihr eine fromme, wohltätige
Frau. Im Trauerhause sprach unser verehrter Herr Rabbiner Dr. Marx aus
Darmstadt tief empfundene und zu herzen gehende Worte. Möge der liebe
Gott dem Gatten, den Kindern und Verwandten seinen Trost spenden.
G." |
Zum Tod des aus Crumstadt stammenden Kultusbeamten
Samuel Montag (1903 in Friedrichstadt)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1903:
"Friedrichstadt, 30.
April (1903). Plötzlich und unerwartet starb heute am Herzschlag im Alter
von 55 Jahren der Kultusbeamte, Herr Samuel Montag, gebürtig in Crumstadt.
Derselbe war hier 9 1/4 Jahre, vorher 19 Jahre in Griesheim
bei Darmstadt. Herr Ober-Rabbiner Dr. Lerner aus Altona kam zur
Beerdigung und hielt am Grabe eine ergreifende Rede. Frau und Kinder des
Heimgegangenen sind nun plötzlich ihres Ernährers beraubt. Hoffentlich
nimmt sich die Gemeinde der Witwe und Waisen an." |
Goldene Hochzeit von Moritz Grünebaum und seiner Frau
(1903)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 11. Mai 1903: "Friedrichstadt,
3. Mai (1903). Herr Moritz Grünebaum und Frau, geb. Montag, in Crumstadt
bei Darmstadt (Pension für Nervenleidende), feierten am 1. Mai dieses
Jahres das Fest ihrer silbernen Hochzeit." |
Zum Tod von Hannchen Reinhardt geb.
Montag (Tochter von Lehrer Montag s.o., 1910)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. Dezember 1910: "Hanau.
Ein schier endloser Leichenkondukt bewegte sich am letzten Monat aus den
Straßen von Wachenbuchen dem hiesigen Friedhofe zu. Es galt die
irdischen Überreste der Frau Hannchen Reinhardt geb. Montag zur
letzten Ruhestätte zu geleiten, einer Esches-chajil (wackere Frau) in
des Wortes wahrem Sinne. Schon in ihrem elterlichen Wohnhause - sie war die
Tochter des ehemaligen Lehrers N. Montag in Crumstadt bei
Darmstadt - genoss sie eine gute religiöse Erziehung zur Gottesfurcht und
pflanzte auch diese Emmah tief in die Herzen der Kinder ein." |
Zum Tod von Käthchen Grünebaum geb. Montag
(Tochter von Lehrer Montag, s.o., 1921)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 17. November 1921: "Darmstadt. Am 2. Marcheschwan
verstarb in dem benachbarten Crumstadt Frau Witwe Käthchen Grünebaum im
72. Lebensjahr nach längerem Leiden. Sie war eine Tochter des
verstorbenen Lehrers Montag in Griesheim und eine gottesfürchtige Frau
und wohltätig gegen Arme. Die Bestattung fand in Groß-Geraus statt und
gestaltete sich als eine Wertschätzung allgemeiner Hochachtung. Möge sie
sanft ruhen". |
Zum Tod von Babette Mayerfeld (1922)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1922: "Crumstadt, 31. Mai
(1922). Am Sonntag, 28. dieses Monats, haben wir die älteste Frau unserer
Gemeinde, Witwe Babette Mayerfeld im 83. Lebensjahre zu Grabe getragen.
Sie war eine Enkelin des Rabbi Löb Mahr, des berühmten Mitarbeiters des Baal Schem von Michelstadt. Ein großes Trauergefolge legte Zeugnis
ab von der Beliebtheit, deren sich die Entschlafene allerseits erfreute.
Mit ihr ist eine Mutter aus dem Leben geschieden, deren Sinn immer nur auf
Edles, Schönes und Hohes gerichtet war, die in diesem Sinne ihre Kinder
erzog, die nach dieser Richtung hin ihren heilsamen Einfluss auf die sie
umgebenden Enkelkinder ausübte. Sie nahm sich der Armen und Dürftigen
an, denen sie nach Möglichkeit zu helfen suchte. Arme Wanderer fanden bei
ihr gastfreundliche Aufnahme und Verpflegung. Als Vorsitzende unserer Chewra Noschim (Frauen-Wohltätigkeitsverein) hatte sie reichlich
Gelegenheit Wohltätigkeit zu üben.
Möge ihr Andenken unserer Gemeine zum Segen werden! Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Abraham Levi (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1929: "Crumstadt
bei Darmstadt, 20. März (1929). Der hiesigen Gemeinde wurde ihr
Gemeindeältester, Abraham Levi, im Greisenalter von 81 Jahren durch den
Tod jäh entrissen. Mit ihm ist eine Stütze der Gemeinde dahingegangen.
Der Verstorbene zählte noch zu den wenigen, die auf dem Lande dem
alt-orthodoxen Judentume treu geblieben. So wich das Buch der Psalmen
nicht von seiner Hand. Übermäßig groß war bei ihm die Wohltätigkeit
den Armen gegenüber. Ein alter Veteran des Jahres 1870/71 wurzelte er
fest in der Heimat, aber auch im Glauben seiner Väter, was er in der
Lebensart bis zuletzt noch voll zum Ausdruck brachte. Die überaus große
Beteiligung bei der Beisetzung legte beredtes Zeugnis davon ab,
dass er auch bei Andersgläubigen wohlgeachtet war. Im Trauerhause entwarf
Herr Rabbiner Dr. Merzbach in tief zu Herzen gehenden Worten noch einmal
das Lebensbild dieses Mannes. Kurze Abschiedsworte zollte ihm noch Herr
Lehrer B. Saffra namens der Gemeinden. In endloser Reihe setzte sich der
Trauerzug in Bewegung. Wenn ihn auch der Ewige ins Gottesreich zu sich
gerufen hat, sein jüdischer Geist aber wird im Elternhause sowie in der
Gemeinde weiter fortleben. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Zum Tod von Gustav Bruchfeld, 30 Jahre Gemeindevorsteher (1929)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober 1929: "Crumstadt bei
Darmstadt, 4. Oktober (1929). Unter überaus großer Beteiligung wurde
kurz vor dem Rausch-Haschanoh-Feste
(Neujahrsfest) der erste Vorsteher unserer Gemeinde zu Grabe getragen.
Gustav Bruchfeld, der vor 30 Jahren das Amt des 1. Vorstandes der Gemeinde
übernommen hatte, verstand es, die Gemeinde in altjüdischem Sinne zu führen.
Aufopfernd, keine Mühe und Arbeit scheuend, bekleidete er dieses Amt zur
Ehre Gottes. Einen schweren überaus großen Verlust hat die Gemeinde
dadurch zu verzeichnen. Es gab kein Minjan (gemeint: gottesdienstliche
Veranstaltung), bei dem der Verstorbene fehlte. Galt es Zedokoh (Wohltätigkeit)
auszuüben, so war auch er es, der mit tatkräftigstem Beispiele
voranging. Welche Beliebtheit der Heimgegangene sich bei der Allgemeinheit
erworben hatte, ließ das überaus große Geleite der Ortsbevölkerung
erkennen. Am Trauerhause würdigte Herr Rabbiner Dr. Merzbach in tief zu
Herzen gehenden Worten das Lebensbild des Verstorbenen. Namens der
Gemeinde und des Vorstandes überbrachte Herr Lehrer Saffra Abschiedsworte
des Dankes. In der heiligen Stätte ist sein Platz verwaist, gar bitter
und groß ist die Lücke, die unserer kleinen Gemeinde gerissen wurde,
sein Name jedoch wird in den Annalen der Gemeinde unauslöschlich bleiben.
Möge dies der Trost der Hinterbliebenen und der Gemeinde sein. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Geburtstage von Josef Mayer und seiner Frau
Regina geb. Mayerfeld (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1934: "Crumstadt
bei Darmstadt, 22. Mai (1934). In diesen Tagen feierten Herr Josef Mayer
und Gemahlin Frau Regina geb. Mayerfeld ihren 73. resp. 74. Geburtstag. In
ihrer körperlichen und geistigen Frische erfreut sich das jugendliche
Greisenpaar in näherer und weiterer Umgebung Crumstadts in allen
Schichten der Bevölkerung größten Ansehens und wird verehrt von ihren
Kindern in Birkenau im Odenwald, in Biebesheim und Amerika. Wir schließen
uns deren innigen Wünschen an. (Alles Gute) bis 120." |
Zum Tod des aus Crumstadt stammenden Sally Grünbaum (gest. 1938 in
Frankfurt)
Artikel
im "Jüdischen Gemeindeblatt Frankfurt" August 1938 S. 11:
"(Frankfurt). Sally Grünebaum seligen Andenkens.
Am 25. Juni ist der Bestattungsleiter unserer Gemeinde und Synagogenwart
der Hauptsynagoge Sally Grünebaum plötzlich verstorben. Sally
Grünebaum, der am 14. Mai 1880 zu Crumstadt (Kreis Groß Gerau)
geboren wurde, ist seit 1910 in unserer Gemeinde tätig gewesen. Zunächst
in der Westendsynagoge und im Bestattungswesen beschäftigt, kam Sally
Grünebaum im Jahre 1923 als Synagogenwart in die Hauptsynagoge. Zu dieser
Funktion übernahm er 1928 die Leitung des Bestattungswesens. In diesen
seinen Tätigkeiten ist Sally Grünebaum mit weitesten Kreisen unserer
Gemeinde in schönen und schweren Stunden in Beziehung gekommen. Überall
hat er sich durch sein taktvolles, freundliches Wesen, seine Ruhe und
Hilfsbereitschaft Dank und Zuneigung gesichert.
Sally Grünebaum hat den Weltkrieg während seiner ganzen Dauer
mitgemacht. Mehrmals verwundet und mit höchsten Auszeichnungen geehrt -
Grünebaum hatte u.a. das Eiserne Kreuz, die Hessische Tapferkeitsmedaille
- hat er sich mit gleicher Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit den
Aufgaben gewidmet, die sein Beruf ihm stellte. Der Mann, der im Kreise
seiner Mitarbeiter Freundschaft spendete und empfing, hat auch ins einer
engeren und weiteren Familie Liebe gesät und geerntet. Seine Gattin und
seine Söhne verlieren in ihm den treusorgenden Mann und Vater, mit ihnen
trauern die Freunde und Mitarbeiter um den geschätzten
Freund.
Bei der Beerdigung am 27. Juni ließ Rabbiner Dr. Salzberger ein Bild
Sally Grünebaums erstehen, auf den er die Worte anwendete, die vom
Hohepriester Aaron zu lesen sind: 'Er eilte mitten hinein in die Gemeinde'
und 'Er stand zwischen den Lebenden und den Toten'. Ein Mitglied des
Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten zeichnete Sally Grünebaums
Verdienste als Soldat und Kamerad.
Das Andenken dieses Mannes wird bei allen, die ihn kannten, in hohen Ehren
gehalten werden"" |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Verlobungsanzeige von Clara Tannenwald und Max
Mayerfeld (1930)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 17, Juli 1930:
"Clara Tannenwald - Max Mayerfeld. Verlobte.
Nürnberg Zufurstraße 15 - Crumstadt
(Hessen) Juli 1930". |
Anzeige zur Geburt eines Sohnes von Sali Mayerfeld und
Helene geb. Heidingsfeld (1933)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. März 1933: "Die
- Gott sei gepriesen - glücklich erfolgte Geburt unseres
Erstgeborenen zeigen in dankbarer Freude an
Sali Mayerfeld und Frau Helene geb. Heidingsfeld.
Crumstadt/Ries, 26. Adar 5693 - 24. März 1933. z.Zt.
Rothschild'sches Hospital." |
Hochzeitsanzeige von Flora Plaut und Manfred Rabenstein (1936)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1936: "Gott
sei gepriesen.
Flora Plaut - Manfred Rabenstein zeigen ihre - so Gott will -
am Dienstag, den 31. März 1936 - 8. Nissan 5696, in Eschwege,
Hotel Löwenstein, stattfindende Vermählung an.
Frankershausen Bezirk
Kassel - Crumstadt/Darmstadt." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betsaal vorhanden.
1826 kaufte das jüdische Gemeindeglied Zacharias Bruchfeld ein
Grundstück mit einem Gebäude und schenkte es der jüdischen Gemeinde. Auf dem
Grundstück konnte bis zur Einweihung 1828 eine neue Synagoge erbaut.
werden Sie hatte nach einer Erweiterung
von 1890 72 Männer- und 32 Frauenplätze.
1928 konnte das hundertjährige Bestehen der Synagoge feierlich begangen
werden:
Hundertjahrfeier der Synagoge 1928
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar 1928: "Crumstadt bei
Darmstadt, 3. Januar (1928). Am 14. Januar 1928 Schabbat
Koddesch Paraschat Schemot (Schabbat mit der Toralesung Schemot)
begeht die israelitische Kultusgemeinde Crumstadt das Fest des hundertjährigen
Bestehens ihrer Synagoge. Dem am Vormittag stattfindenden Festgottesdienst
schließt sich eine öffentliche akademische Feier an." |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1928:
"Crumstadt, 14. Januar. Am Schabbat Kodesch Paraschat
Schemot beging die Israelitische Gemeinde Crumstadt das Fest des
Hundertjährigen Bestehens ihrer Synagoge. Schon der Rüsttag des Sabbat
und der Freitagabendgottesdienst in einer festlich geschmückten Synagoge
ließen erkennen, welche Arbeit ein rühriges Festkomitee unter der
bewährten Leitung des Herrn Leo F. Bruchfeld geleistet hatte. Die Feier,
die um 1/2 11 Uhr ihren Anfang nahm, versammelte neben den
Gemeindemitgliedern und ehemaligen Crumstädtern eine Reihe auswärtiger
Ehrengäste u.a. Herrn Kreisdirektor Dr. Merk, den Bürgermeister und den
Vertreter des evangelischen Kirchenvorstandes. Als Einleitung diente ein
Prolog einer kleinen Schülerin zu Ehren des Stifters Zacharias Bruchfeld,
dem sich ein Chorgesang anschloss, worauf der zweite Vorsitzende, Herr Max
Bruchfeld, die Begrüßungsansprache hielt, in der er ganz besonders die
Verdienste der seit 27 Jahren amtierenden ersten Vorsitzenden Herrn Gustav
Bruchfeld würdigte. Dem folgte Herr Rabbiner Dr. Merzbach - Darmstadt mit
einer groß angelegten Festrede, in deren Verlauf er es meisterhaft
verstand, den höheren Gottesbegriff und den erzieheríschen Wert der
Synagoge sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesamtheit
klarzulegen. Nach einem Tenorsolo des Herrn Gottlieb - Frankfurt brachten
nacheinander Kreisdirektor Dr. Merck für die hessische Regierung,
Bürgermeister Heil für die politische Gemeinde und Pfarrer Högy für
den evangelischen Kirchenvorstand der israelitischen Kultusgemeinde ihre
besonderen Glückwünsche dar, alle immer wieder betonend, welch gutes Einvernehmen
zwischen den einzelnen Bürgern und den Konfessionen her herrscht. Den
Schluss der Ansprachen bildete die des seit kurzem hier amtierenden
Lehrers Herrn Benjamin Saffra, der in markanten Worten auf die Bedeutung
des Gotteshauses im öffentlichen wie im privaten Leben hinwies. Er dankte
nochmals der politischen und kirchlichen Gemeinde für ihr freundliches
Erscheinen und mit einem kurzen Überblick über die Geschichte der
Emanzipation, der Entstehungszeit der Synagoge, im Vergleich zum
momentanen Stande des jüdischen Volkes wünschte er allen Anwesenden,
dass diese Stunden recht lange bei ihnen nachhalten mögen. Ein Chorgesang
beschloss die ca. zweistündige Feier, die auf jeden einen tiefen Eindruck
machte. Der Abend versammelte sämtliche Gemeindemitglieder und
auswärtige Gäste zum gemütlichen Zusammensein bis in die späten
Nachstunden hinein. Es wird dieser Tag der Gemeinde sowie den Gästen ein
Tag besonderer Erinnerung sein." |
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Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom
27. Januar 1928: "Crumstadt. (Synagogen-Jubiläum). Die
kleine jüdische Gemeinde konnte letzten Sabbat die Feier des
hundertjährigen Bestehens ihres Gotteshauses durch Festgottesdienst mit
nachfolgender gemütlicher Zusammenkunft der Mitglieder und Gäste würdig
begehen". |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge
stark beschädigt und wenig später durch einen Maurermeister abgetragen. Das
Grundstück wurde nach 1945 mit einer Scheune und Stallungen überbaut; der
genaue Standort der Synagoge ist heute nicht von der Straße einsehbar.
Adresse/Standort der Synagoge: Walter-Rathenau-Straße
33 (frühere Bismarckstr. 33)
(Für den Hinweis danken wir Klaus Bitsch, Mitarbeiter im "Förderverein
für Heimat und Geschichte Crumstadt im Ried"; die zunächst hier
angegebenen Adresse Friedrich-Ebert-Straße 33 war nicht korrekt).
Fotos
(Quelle: oberes Fotos links Arnsberg Bilder S. 33;
übrige historische Fotos Schleindl S. 349; Farbfotos: Hahn, Aufnahmedatum
6.7.2007)
Historisches Foto |
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Außenaufnahme um
1935 |
Innenaufnahme von 1928
(Jubiläum der Synagoge) |
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Das Synagogengebäude nach
den Zerstörungen in der
Pogromnacht 1938 |
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Das Denkmal bei der Kirche |
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"Einen
Gedenkstein zu Ehren früherer jüdischer Mitbürger, die durch das
Nazi-Regime ihr
Leben lassen mussten, wurde am gestrigen Sonntag nach dem
Gottesdienst auf dem Platz
neben der Kirche enthüllt. Die Errichtung des
Gedenksteins geht auf die Initiative von
Georg Karl Wenner zurück
(links), der auch die Gedenkrede hielt. Wenner ist Leiter des
Crumstädter
Heimatmuseums". Heimatzeitung vom 5.12.1988 |
Standort des Gedenksteins
neben der Kirche |
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Namen der
ermordeten jüdischen Crumstädter |
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Familienfoto der
Familie Abraham Bruchfeld III
in Crumstadt
(um 1925; erhalten von
Else Levy geb. Hirsch 2011) ) |
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Auf dem Foto sind
zu sehen: obere Reihe von links nach rechts: Leo Friedrich Bruchfeld,
Johanna Hirsch geb. Bruchfeld, Leopold Bruchfeld, Lina Fuchs geb.
Bruchfeld, Jakob Fuchs, Max Bruchfeld; untere Reihe von links nach rechts:
Rosa Bruchfeld geb. Liebmann, Else Hirsch (später verheiratete Levy,
wohnt 2011 in den USA), Abraham Bruchfeld III.
Zur Familiengeschichte Hirsch - Bruchfeld siehe auf Seite Büttelborn. |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Hinweis: Im Blick auf die Erinnerungsarbeit
in Riedstadt engagiert sich die PROJEKTGRUPPE DES FÖRDERVEREINS JÜDISCHE GESCHICHTE
UND KULTUR IM KREIS GROSS-GERAU (FJGK).
Wer sich für die Mitarbeit in der Projektgruppe interessiert, kann bei einem der Treffen vorbeikommen. Außerdem werden weiter Sponsoren gesucht, die sich finanziell an dem Projekt beteiligen möchten. Dies ist beispielsweise durch die Übernahme einer Patenschaft für einen Stolperstein möglich, wofür ein Betrag von 120 Euro zu zahlen ist.
Für weitere Auskünfte steht der Vorsitzende des Fördervereins, Walter Ullrich (Ringstraße 50, 65468 Trebur-Geinsheim, Telefon 06147- 83 61, E-Mail:
walter.ullrich@freenet.de) zur Verfügung. |
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Februar 2015:
Erste Verlegung von "Stolpersteinen" in
(Goddelau und) Crumstadt |
Artikel in Echo-Online.de vom 31. Januar 2015: "Riedstadt. Stolpersteine erstmals auch in Crumstadt
RIEDSTADT - Gedenksteine – Dritte Riedstädter Verlegungsaktion mit Gunter Demnig am 4. Februar in Goddelau und Crumstadt
In Riedstadt werden in der kommenden Woche zum dritten Mal Stolpersteine zum Gedenken an die Opfer des deutschen Faschismus verlegt.
Am Mittwoch (4.) ab 10.30 Uhr wird der Kölner Künstler Gunter Demnig zum dritten Mal nach Riedstadt kommen, um für 15 ehemalige Nachbarn seine Stolpersteine zu verlegen. Die Aktion ist von einer Projektgruppe des Fördervereins Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau (FJGK) vorbereitet worden.
Die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung treffen sich in Goddelau, Starkenburger Straße
17... siehe Text auf der Seite
zu Goddelau
Mit der dritten Stolpersteinaktion am 4. Februar wird auch in Crumstadt an Nazi-Opfer erinnert. Gegen 11.45 Uhr beginnt die Gedenkveranstaltung in der Modaustraße 7 – mit Stolpersteinen für die Familie Wolf. Albert und Selma Wolf zogen nach Crumstadt, als Selma das Gebäude in der damaligen Moltkestraße erbte. Sie lebten dort mit ihren Kindern Manfred und Margot Käte, die beide in Crumstadt geboren wurden. Albert Wolf arbeitete bei Opel in Rüsselsheim, seine Frau half bei Bauern in der Landwirtschaft. Die beiden Kinder besuchten den evangelischen Kindergarten, dann die Volksschule. Der Vater war als Büttenredner bei der Fastnacht bekannt. Die gut integrierte Familie empfand für lange Zeit keine Bedrohung.
Am 11. Juli 1938 zog die Familie Wolf nach Verkauf ihres Hauses nach Frankfurt um. Aus Briefen wird deutlich, dass dieser Umzug nicht freiwillig erfolgte. Weiter wird berichtet, dass zunächst Manfred zur befreundeten Familie Levi nach Montevideo fahren sollte. Margot sollte nach ihrem Lehrabschluss nachfolgen. Für beide reichte die Zeit allerdings nicht mehr. Die vierköpfige Familie wurde am 11. November 1941 in einem Massentransport nach Minsk deportiert und dort ermordet."
Link zum Artikel: Stolpersteine erstmals auch in Crumstadt (Echo Online, 31.01.2015) " |
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Juli 2016:
Weitere "Stolpersteine" werden in
Crumstadt verlegt |
Artikel von Angelica Taubel in "Echo
online.de" vom 6. Juli 2016: "Neue Stolpersteine werden in Crumstadt
verlegt.
CRUMSTADT - Bereits zum fünften Mal werden am Donnerstag, 7. Juli,
Stolpersteine in Riedstadt verlegt. Dazu kommt der Kölner Künstler Gunter
Demnig nach Crumstadt. Ab 9 Uhr wird er an vier Standorten zehn kleine
Betonquader mit den Messingtafeln und eingravierten Namen und Lebensdaten
von Crumstädter Opfern der Nationalsozialisten in den Bürgersteig einbauen.
Die Kunst- und Erinnerungsaktion wird in Riedstadt von einer Projektgruppe
unter der Federführung des Fördervereins Jüdische Geschichte und Kultur im
Kreis Groß-Gerau und mit Unterstützung der Stadt organisiert. Start ist in
der Darmstädter Straße 26. Dort wohnte einst Jakob Hiemenz, der als Mitglied
der SPD und deren Unterorganisation 'Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold' zu den
politischen Widerstandskämpfern zählte und seine politische Grundhaltung mit
dem Leben bezahlen musste.
Verhängnisvolle Offenheit. Hiemenz berichtete im Februar 1933 bei
einer Kundgebung der Crumstädter SPD-Ortsgruppe von dem Gerücht, dass zwölf
seiner Kameraden ermordet werden sollten. Nach dieser öffentlichen Äußerung
wurde der Pfleger im Philippshospital im Juli 1933 zusammen mit mehreren
Kollegen entlassen. Das Amtsgericht Gernsheim verurteilte ihn zu sechs
Wochen Gefängnis wegen 'Beleidigung, übler Nachrede und groben Unfugs'.
Nachdem er der Aufforderung, sich bis zum 10. Dezember 1933 in der
Strafanstalt Butzbach zu melden, nicht gefolgt war, wurde er am 28. Dezember
inhaftiert. Das Gnadengesuch seiner Frau vom 4. Januar 1934 wurde nicht
beantwortet. Ihr wurde später mitgeteilt: 'Hiemenz starb am 20. Januar 1934
um 4.30 Uhr infolge einer Bauchfellentzündung'. Zeugen hingegen sagten aus,
dass er in der Haftanstalt ermordet wurde. Sein Bruder hat ihn im
plombierten Sarg nach Crumstadt überführt und gegen das Verbot den Sarg
geöffnet. Er hat so die geschundene Leiche seines Bruders mit eigenen Augen
gesehen, ergaben die Nachforschungen.
An das Schicksal von Jakob Hiemenz wird der Erste Stadtrat Andreas Hirsch
bei der Feierstunde erinnern. Hirsch vertritt dabei auch den SPD-Ortsverein
Crumstadt, der die Patenschaft für den Stolperstein übernommen hat, teilt
die Stadtverwaltung mit. Anschließend werden die Besucher der Verlegung zur
Friedrich-Ebert-Straße 2 gehen. Dort wohnte bis zum Nazi-Terror die jüdische
Familie Mayer. Das Ehepaar Josef und Regine Mayer übernahm das Geschäft für
Spezereien und Früchte von Regines Eltern. Josef und Regine hatten fünf
Kinder: Robert (starb zwei Wochen nach seiner Geburt), Flora, Frieda, Rosa
und Gerdi. Regine Mayer starb am 2. August 1935, sie wurde in Alsbach
beigesetzt. Josef Mayer verkaufte wegen der Verfolgung das Haus in Crumstadt
und wanderte zusammen mit seiner jüngsten Tochter Gerdi und deren Familie in
die USA aus. Gerdi hatte am 12. Januar 1922 Germann Goldschmidt aus
Biebesheim geheiratet, ihre Kinder hießen Else und Walter. Else,
verheiratete Spitz, lebt heute in der Nähe von Chicago. Nächste Station der
Stolpersteinverlegung ist in der Friedrich-Ebert-Straße 12. Dort lebte die
Familie Heim – Familienvater Isidor, dessen Frau Dina sowie Tochter Elsa,
die 1912 in Crumstadt geboren wurde. Isidor war im Ersten Weltkrieg Soldat
und kam verwundet zurück. Er hatte militärische Ehrenauszeichnungen erhalten
und glaubte, dass er dadurch vor den Verfolgungen der Nazis geschützt sei.
Letzter Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Isidor Heim war der letzte
Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Crumstadt. Dina Heim nahm sich das
Leben. Sie starb am 24. Juli 1942. Isidor Heim wurde als letzter Crumstädter
Jude deportiert. Er wurde im April 1945 in Theresienstadt ermordet. Elsa
Heim floh zusammen mit ihrem Mann Theo Wallach 1938 in die USA.
Vierte und letzte Anlaufstelle am 7. Juli wird der ehemalige Wohnsitz der
Familie Bach in der heutigen Friedrich-Ebert-Straße 18 sein. Auch Willy Bach
betrieb mit seiner Frau Berta einen Spezerei- und Fruchthandel sowie eine
Matzenbäckerei."
Link zu Artikel |
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Mai 2017:
Weitere Verlegung von "Stolpersteinen"
in Crumstadt |
Artikel von Sebastian Philipp in "Echo
online.de" vom 13. Mai 2017: "Riedstadt. Jeder Stolperstein ein Schicksal.
ERINNERUNG Künstler Gunter Demnig verlegt zwölf weitere Mahnmale in Crumstadt
CRUMSTADT - Eine Erklärung, was der Künstler Gunter Demnig da auf den Knien macht, ist vielerorts nicht mehr nötig. Längst haben sich die sogenannten
'Stolpersteine', die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern und mittlerweile über 61 000 Mal in 21 Ländern in die Bürgersteige eingelassen wurden, einen Namen gemacht.
Selbstverständlich ist das Verlegen der quadratischen Betonsteine, die eine
zehn mal zehn Zentimeter große Messingplatte mit den Namen der Opfer ziert,
allerdings nie geworden. Das ist immer dann gut, wenn damit gegen das
Vergessen nationalsozialistischer Verbrechen gekämpft wird. Es kann aber
auch zu Diskussionen führen, wie jetzt anlässlich der bereits sechsten
Stolpersteinverlegung in Crumstadt. Denn bevor Demnig überhaupt ans Werk
ging, äußerte sich Walter Ullrich, Vorsitzender des Fördervereins für
Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau, kritisch angesichts
einer Entscheidung des Parlaments im Nachbarort Biebesheim, auf
Stolpersteine verzichten zu wollen.
Hatte eine Mehrheit im Parlament von Biebesheim diesen Beschluss mit bereits vorhandenen Gedenkformen vor Ort begründet, erklärte Ullrich, dass es schon ein
'Geschmäckle' habe, wenn nicht einmal dort Stolpersteine genehmigt würden, wo Angehörige von im Nationalsozialismus Geflohenen darum gebeten hätten, dass Stolpersteine vor ihrem Anwesen verlegt würden und sogar für die Kosten aufkommen wollten.
Dann jedoch stand Crumstadt im Mittelpunkt, wo am Freitagvormittag zwölf weitere Stolpersteine unter den Augen von etwa zwei Dutzend Bürgern vor drei Häusern verlegt wurden. Neben einer musikalischen Begleitung durch Wolfgang Seidemann und Felix Brandt von der Riedstädter Musikwerkstatt war auch Bürgermeister Marcus Kretschmann (CDU) anwesend.
'Was die Nationalsozialisten in den dreißiger und vierziger Jahren in Deutschland und Europa angerichtet haben, übersteigt für mich sowohl vom Ausmaß als auch von der Gewalttätigkeit und Brutalität jede
Vorstellungskraft.'
Kampf für Toleranz und Integration. Kretschmann mahnte, dass der Kampf für Toleranz und Integration nicht aufhören dürfe.
'Einen Schlussstrich unter die deutsche Vergangenheit darf es nicht geben.' Er verwies darauf, dass Crumstadt in den dreißiger Jahren mit insgesamt 47 Mitbürgern nach der Kreisstadt Groß-Gerau die größte jüdische Gemeinde im Kreis hatte.
'Die damals gut integrierten Nachbarn waren angesehene Geschäftsleute, Arbeitskollegen, Freunde, Stammtischbrüder, Schul- und
Spielkameraden.' Erst durch ein 'ideologisch verblendetes und unmenschliches
Regime' seien sie zu Volksfeinden erklärt, gedemütigt, ausgegrenzt, verfolgt, ermordet oder zur Flucht gezwungen worden.
'Viele der Deutschen machten mit, sahen zu oder ließen zumindest geschehen und schauten
weg', betonte Kretschmann.
Im Anschluss wurde dann ganz konkret an jene Menschen erinnert, denen am Freitag mit der Verlegung eines Stolpersteins gedacht wurde. Verlegt an jenem Ort, der der letzte Wohnort war, an dem die die Opfer freiwillig gelebt hatten. Den Beginn machte das Ehepaar Adolf und Bertha Morgenthau mit ihrer Tochter Rosa Elisabeth. Sie führten in der Friedrich-Ebert-Straße 48 bis 1935 den größten Metzgerei-Betrieb in Crumstadt. Zwei Jahre später musste das Geschäft aufgegeben werden und die Familie floh nach Argentinien.
Vor dem Anwesen in der Friedrich-Ebert-Straße 32 wurde der Familie Sonnheim gedacht. Vieh- und Textilhandel waren ein einträgliches Geschäft, bis am 18. März 1942 David und Klara Sonnheim sowie ihre Tochter Gretel von der Gestapo abgeholt wurden. Lediglich ihr zweites Kind Bertha starb nicht in einem Vernichtungslager. In der Walther-Rathenau-Straße 11 lebte einst die fünfköpfige Familie Grünewald. Die gesamte Familie wurde 1941 nach Minsk deportiert und dort ermordet."
Link zum Artikel |
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Juli 2016:
Weitere Verlegung von "Stolpersteinen" in
Crumstadt
Anmerkung: Unter den "Stolpersteinen" wurde einer
für den nichtjüdischen Jakob Hiemenz verlegt. |
Artikel von Angelica Taubel in
Echo-Online.de vom 6. Juli 2016: "Riedstadt. Neue Stolpersteine werden in Crumstadt verlegt.
CRUMSTADT - Bereits zum fünften Mal werden am Donnerstag, 7. Juli, Stolpersteine in Riedstadt verlegt. Dazu kommt der Kölner Künstler Gunter Demnig nach Crumstadt. Ab 9 Uhr wird er an vier Standorten zehn kleine Betonquader mit den Messingtafeln und eingravierten Namen und Lebensdaten von Crumstädter Opfern der Nationalsozialisten in den Bürgersteig einbauen.
Die Kunst- und Erinnerungsaktion wird in Riedstadt von einer Projektgruppe unter der Federführung des Fördervereins Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau und mit Unterstützung der Stadt organisiert. Start ist in der Darmstädter Straße 26. Dort wohnte einst Jakob Hiemenz, der als Mitglied der SPD und deren Unterorganisation
'Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold' zu den politischen Widerstandskämpfern zählte und seine politische Grundhaltung mit dem Leben bezahlen musste...
An das Schicksal von Jakob Hiemenz wird der Erste Stadtrat Andreas Hirsch bei der Feierstunde erinnern. Hirsch vertritt dabei auch den SPD-Ortsverein Crumstadt, der die Patenschaft für den Stolperstein übernommen hat, teilt die Stadtverwaltung mit.
Anschließend werden die Besucher der Verlegung zur Friedrich-Ebert-Straße 2 gehen. Dort wohnte bis zum Nazi-Terror die jüdische Familie
Mayer. Das Ehepaar Josef und Regine Mayer übernahm das Geschäft für Spezereien und Früchte von Regines Eltern. Josef und Regine hatten fünf Kinder: Robert (starb zwei Wochen nach seiner Geburt), Flora, Frieda, Rosa und Gerdi. Regine Mayer starb am 2. August 1935, sie wurde in Alsbach beigesetzt. Josef Mayer verkaufte wegen der Verfolgung das Haus in Crumstadt und wanderte zusammen mit seiner jüngsten Tochter Gerdi und deren Familie in die USA aus.
Gerdi hatte am 12. Januar 1922 Germann Goldschmidt aus Biebesheim geheiratet, ihre Kinder hießen Else und Walter. Else, verheiratete Spitz, lebt heute in der Nähe von Chicago.
Nächste Station der Stolpersteinverlegung ist in der Friedrich-Ebert-Straße 12. Dort lebte die
Familie Heim – Familienvater Isidor, dessen Frau Dina sowie Tochter Elsa, die 1912 in Crumstadt geboren wurde. Isidor war im Ersten Weltkrieg Soldat und kam verwundet zurück. Er hatte militärische Ehrenauszeichnungen erhalten und glaubte, dass er dadurch vor den Verfolgungen der Nazis geschützt sei.
Letzter Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Isidor Heim war der letzte Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Crumstadt. Dina Heim nahm sich das Leben. Sie starb am 24. Juli 1942. Isidor Heim wurde als letzter Crumstädter Jude deportiert. Er wurde im April 1945 in Theresienstadt ermordet. Elsa Heim floh zusammen mit ihrem Mann Theo Wallach 1938 in die USA.
Vierte und letzte Anlaufstelle am 7. Juli wird der ehemalige Wohnsitz der Familie Bach in der heutigen Friedrich-Ebert-Straße 18 sein. Auch Willy Bach betrieb mit seiner Frau Berta einen Spezerei- und Fruchthandel sowie eine Matzenbäckerei.
Link zum Artikel: Neue Stolpersteine werden in Crumstadt verlegt (Echo Online, 06.07.2016) |
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November 2017:
In Leeheim und Crumstadt
werden weitere "Stolpersteine" verlegt |
Artikel von Anke Mosch in der "Bürstädter
Zeitung" vom November 2017: "Riedstadt - Stolpersteine in Leeheim und Crumstadt verlegt
LEEHEIM/CRUMSTADT - Als sich am Freitagnachmittag eine große Menschenmenge mit Regenschirmen vor dem Haus auf der Kirchstraße 13 zur ersten Stolpersteinverlegung in Leeheim einfindet, gibt es immerhin längere Pausen in dem steten Nieselregen dieses grauverhangenen Herbsttages. Das war in der ersten Tageshälfte noch anders, doch das ist nicht der Grund, warum Walter Ullrich die vormittägliche Verlegung in Crumstadt in ganz besonderer Erinnerung
haben wird.
Wiedersehen mit dem Geburtshaus des Vaters.
Den Menschen auf der Kirchstraße erzählt der Vorsitzende des Fördervereins Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau, dass um die 20 Familienangehörige der jüdischen Familie Mayerfeld zu diesem Anlass aus England nach Crumstadt gekommen waren, darunter auch viele Kinder. Und wie Moshe Mayerfeld mit tränenerstickter Stimme in einer kleinen Ansprache gesagt habe, wie viel es ihm bedeute, vor dem Haus zu stehen, in dem seine Großeltern gelebt hätten und sein Vater geboren sei. Ein sehr eindrücklicher Moment, erklärte Ullrich und bekannte:
'Wir machen das jetzt schon so viele Jahre und doch bewegt es mich immer wieder aufs Neue.' In der Walter-Rathenau-Straße 23 hatten Moshes Urgroßeltern Ferdinand und Katharina Mayerfeld eine Mehl- und Getreidehandlung betrieben. Ihr jüngster Sohn Sali heiratete 1932 Helene Heidingsfeld aus Frankfurt. In Crumstadt wurden 1933 und 1935 ihre Söhne Martin und Bernhard geboren, bevor die junge Familie 1938 vor dem Naziterror in die USA auswanderte. Erst 1940 folgten auch Katharina und Ferdinand. Salis Enkel Eli und Moshe sind heute Rabbis in Detroit und London.
Nach der Verlegung der sechs Stolpersteine für die Familie Mayerfeld in Crumstadt folgte am Nachmittag die erste Gedenkveranstaltung dieser Art für die Opfer des Nationalsozialismus in Leeheim. Vor dem letzten frei gewählten Wohnsitz der Familie Moses auf der Kirchstraße 13 setzte der Kölner Künstler Gunter Demnig unter musikalischer Begleitung der Riedstädter Musikwerkstatt vier Betonquader mit den Namen von Samuel und Hedwig Moses sowie ihrer Kinder Hertha und Erich in den Bürgersteig ein.
'Mit diesen Gedenksteinen geben wir den Opfern ein Stück Identität zurück und erinnern an die himmelschreiende Ungerechtigkeit, die Schulfreunden und Nachbarn aus dem Ort geschehen ist', erklärte Bürgermeister Marcus Kretschmann (CDU).
Mit Blick auf die vielen Menschen auf der Kirchstraße zeigte er sich froh über die große Beteiligung und Unterstützung aus der Bevölkerung. Schüler der Martin-Niemöller-Schule erinnerten in Kurzbiografien an das Schicksal von Samuel und Hedwig Moses, die ein kleines Kolonialwarengeschäft und einen Viehhandel betrieben hatten, bevor sie ihr seit 100 Jahren im jüdischen Besitz befindliches Haus verkaufen und 1937 mit ihren Kindern nach New York fliehen mussten.
Die letzten vier Gedenksteine an diesem Tag wurden vor dem Haus auf der Hauptstraße 50 in Erinnerung an Sally Löwenthal, seine Frau Berta und ihre Kinder Kurt und Edith gesetzt. Sally Löwenthal war seit dem Ersten Weltkrieg
'schwerbeschädigt' und starb 1935 mit 40 Jahren. Nach seinem Tod flüchtete seine Frau mit den Kindern zu ihrem Bruder Max nach New York, wo Berta nur wenige Monate nach der Ankunft starb. In dem Haus auf der Hauptstraße hatten die Löwenthals einen Laden betrieben, später diente es der NSDAP als Gemeindeverwaltung. Im Krieg wurde es schwer beschädigt und brannte aus.
Link zum Artikel: Stolpersteine in Leeheim und Crumstadt verlegt (Bürstädter Zeitung, 13.11.2017)
bzw. Stolpersteine in Leeheim und Crumstadt verlegt (Main-Spitze, 13.11.2017) |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 111-112. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 33. |
| Angelika Schleindl: Verschwundene Nachbarn.
Jüdische Gemeinden und Synagogen im Kreis Groß-Gerau. Hg. Kreisausschuss
des Kreises Groß-Gerau und Kreisvolkshochschule. Groß-Gerau 1990. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 170-171. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 295-296. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Crumstadt
Hesse. The community numbered 84 (6,2 % of the total) in 1880. Most Jews
left before 1939, often emigrating to the United States. Some German townsfolk
objected to Kristallnacht (9-10 November 1938), which resulted in the
synagogue's demolition. The last Jews were deported in 1942.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
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