Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Unterfranken"
Eichenhausen (Gemeinde
Wülfershausen a.d. Saale, VG Saal a.d. Saale, Kreis Rhön-Grabfeld)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Eichenhausen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938.
Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 1752
bis 1757 ließ der damals neue Ortsherr Johann Michael von Schauenfels auf
seinem Rittergut über den Stallungen des Schlosses 15 "Judenwohnungen" und in
einem anderen Quergebäude eine "Judenschule" einrichten. Am 22. Juni 1757 wurde
für Eichenhausen eine Judenordnung (Jnstruction der Judenschafft)
erlassen. Fünf Jahre später sind zwölf jüdische Familienvorstände namentlich
erfasst. Bei der christlichen Bevölkerung waren die Juden lange Jahre wenig
erwünscht. Ihnen wurde die Benutzung des Dorfbrunnens untersagt. Ihr Wasser
mussten sie aus dem Bach holen.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1816 70 jüdische Einwohner (25,1 % von insgesamt 279), 1867 35
(12,4 % von 283), 1880 29 (10,4 % von 278), 1893 32, 1900 30 (10,8 % von 279), 1910 15
(5,5 % von 270).
Anfang des 19. Jahrhunderts lebten die jüdischen Familien (nach
Mitteilung von Elisabeth Böhrer vom 26.7.2010) noch zusammen im Gräflich
von Sodenschen Schloss in Eichenhausen (Rittergut Eichenhausen), wo sich auch die
Einrichtungen wie Betsaal, Schule und die Mikwe ("Judenbad") befanden. Über das jüdische Zusammenleben
und den jüdischen Unterricht erfährt man aus einem Dokument vom März 1809 (Mitteilung
des Gräflich von Sodenschen Patrimonalgerichtes - Dokument Staatsarchiv
Würzburg nach E.B.): "In dem Gräflich vom Soden'schen Schloß zu
Eichenhausen wohnen bis 12 Judenhaushaltungen und haben bis 18 Kinder, die den
Schulunterricht und sonstige Bildung nöthig
haben".
Bei der Erstellung der Matrikelliste im Juli 1817 werden in Eichenhausen
auf insgesamt 12 Matrikelstellen die folgenden jüdischen
Familienvorstände genannt (mit neuem
Familiennamen; in Klammer Erwerbszweig): Schlom Rosenstock (Schnittwarenhandel),
Abraham Ast (Schacherhandel), Jaidel Federlein (Korn- und Pelzhandel), Wolf
Seifensieder (Lichterzieher), Isaac Frey (Zahnarzt), Jacob Axmann (Lumpen- und
Papierhandel) Löser Auschenberger (Spaßmacher, verschiedentliche Dienste),
Samuel Bien (Schnittwarenhandel durch seinen Sohn Abraham), Samuel Hirschbaum
(Judenschullehrer, Handel mit Schnittwaren und Mandel), Löw Friedmann (Handel
mit Baumwollenwaren durch sein Schwesterkind Samuel Isaac), Mayer Seifensieder
(Seifen und Lichterziehen), Israel Sattler (trat 1825 an die Stelle des
gestorbenen Mayer Hirsch); zwei weitere Plätze wurden 1825 eingetragen: Jaidel
Veilchenblau und Schulum Rosenstock (Metzger, seit 1825).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde
wurden seit 1762 auf dem jüdischen Bezirksfriedhof in Kleinbardorf
beigesetzt. Zur Besorgung der religiösen Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
am Ort (siehe oben der 1817 genannte Samuel Hirschbaum). Seit dem 20. Dezember 1832
waren die Israeliten von Eichenhausen und Rödelmaier
zu einem Religionsschulverband vereinigt (nach Mitteilung von Elisabeth
Böhrer vom 28.9.2012; Quelle: Dokument im Staatsarchiv Würzburg). Seitdem stellten die Gemeinden
Eichenhausen und Rödelmaier einen gemeinsamen Lehrer an
(vgl. unten die
Ausschreibungen der Stelle 1876 und 1890). Als Lehrer wird für Eichenhausen
und Rödelmaier genannt: um 1862 Jacob Rosenbaum. Um 1889/1899 erteilte den
Religionsunterricht in Eichenhausen Gerson Bergenthal aus
Neustadt a.d.S.
Bei Spendensammlungen in jüdischen Gemeinden, über die in jüdischen
Gemeinden durchgeführt wurden, erfährt man aus Eichenhausen: von der Sammlung
bei der Hochzeit von Daniel Friedmann aus Eichenhausen mit Ernestina Wechselbaum
aus Bischberg ("Der Israelit" vom 16.7.1862), von einer Sammlung für zwei Waisen
aus Michelau bei Büdingen mit Spenden aus Eichenhausen von der Witwe
Veilchenblau, Löb Hirschhorn, Sal. Ast, Jakob Hirschhorn und Daniel Friedmann
("Der Israelit" vom 26.4.1865). Bei zahlreichen weiteren Sammlungen wird das
Ergebnis aus der Gemeinde ohne namentliche Nennungen bekanntgegeben.
Bei Rätselauflösungen in "Der Israelit" werden genannt: Samuel Friedmann
(3.4.1884 und 12.5.1884), D. Friedmann (2.7.1885).
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1865 Herr Ast; um 1889/1899
S. Hirschhorn.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Theo (Theodor)
Rosenstock (geb. 16.2.1888 in Eichenhausen, gefallen als Soldat im 10.
bayerischen Infanterieregiment 17 am 29.9.1915).
Sein Name steht auf dem Kriegerdenkmal für die Gefallenen beider Weltkriege aus
Eichenhausen rechts neben der Dorfkirche in der Ortsmitte an einer Mauer.
Um 1924, als zur jüdischen Gemeinde noch 12 Personen in Eichenhausen
(4,4 % von 270 Einwohnern), dazu 15 in Rödelmaier gehörten, war Vorsteher der
Gemeinde S. Veilchenblau. Die jüdische Gemeinde gehörte zum
Distriktsrabbinat Bad Kissingen.
1933 lebten nur noch vier jüdische Männer und eine jüdische Frau in
Eichenhausen (2,0 % von insgesamt 257 Einwohnern). Es kam zu Anschlägen auf die
noch am Ort lebenden jüdischen Einwohner. So wurden in der Nacht vom 13. auf
den 14. April 1935 nicht nur einige Scheiben der Synagoge zertrümmert, sondern
vermutlich mit Wagenschmiere bei dem jüdischen Landwirt Karl Rosenstock an die
Hoftüre die Worte geschrieben "Ab nach Palästina, Juden-Aas".
Dieselben Worte wurden an das Wohnhaus der verwitweten jüdischen Krämerin
Amalia Veilchenblau gemalt. Mehrere Häuser nichtjüdischer Einwohner wurden
gleichfalls mit "Judenknecht", "Volksverräter" usw.
beschmiert, darunter das Hoftor des 1. Bürgermeisters Gottfried Steinmüller
und das des Schweinehändlers und 2. Bürgermeisters Josef Behrmann.
Im April 1938 schlossen
sich die letzten zwei jüdischen Einwohner Eichenhausens der Gemeinde Bad
Neustadt an, nachdem 1936 einer verstorben und im Oktober 1937 zwei andere
nach Palästina emigriert waren. Im März 1939 konnte ein Gemeindeglied nach
Kuba auswandern.
Von den in Eichenhausen geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des
"Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Lina Gönninger geb.
Veilchenblau (1894),
Amalie (Malchen) Veilchenblau geb. Lustig (1864), Bernhard Veilchenblau (1891), Nanni Veilchenblau (1890), Berta Weiler geb.
Weinstock (1894), Arthur Weinstock
(1887).
Hinweis: in den Listen von Yad Yashem kommt es mehrfach zu Verwechslungen
zwischen Eichenhausen und Ichenhausen, da
die Orte im Hebräischen teilweise gleich geschrieben werden. Der neueste
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Allgemeine Berichte zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Die jüdische Gemeinde hat vor Ort
Schwierigkeiten mit der Anerkennung ihrer staatlich geregelten Gemeinderechte
(1838)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. November 1838: "Würzburg,
17. Oktober. (Privatmitteilung). Während sämtliche Israeliten unseres
Kreises, wenn auch nicht emanzipiert, doch in allen Gemeinderechten
den christlichen Glaubensgenossen gleichgestellt sind laut § 22 des Ediktes
von 1813: so waren denen zu Eichenhausen (einem Dorfe bei Neustadt an
der Saale) auch diese bis jetzt entzogen und der ihnen vom Gesetze erteilten
Rechte beraubt. In Folge eines desfalls gestellten Bittgesuchs bei unserer
gerechten und humanen Kreisregierung sind aber auch Ihnen dieselben nunmehr
erteilt worden, und die in diesem Betreffe erschienene
Regierungsanschließung ist für jeden bürgerlichen Israeliten erfreulich und
wichtig. Es sind, heißt es daselbst, die in der Gemeinde Eichenhausen
wohnhaften Juden, welche die im § 11. des revidierten Gemeinde-Edikts
angegebenen Merkmale*) eines Gemeindegliedes besitzen, als wirkliche
Gemeindeglieder anzusehen, welchen alle in den §§ 17.18.19. des revidierten
Gemeinde-Edikts bezeichneten Rechte und Pflichten eines Gemeindegliedes
zukommen, insbesondere die stimmberechtigte Teilnahme an den
Beratungen über Gemeindeangelegenheiten, die aktive und passive
Wahlfähigkeit zu Gemeindeämtern unter der Modifikation des § 7 der
Gemeindewohlordnung und die gleiche Teilnahme an dem Gemeindevermögen
und den Gemeindelasten, soweit nicht besondere Verträge, oder partikulare
Ortsrechte ein anderes bestimmen'. Zwar steht der christlichen Gemeinde noch
der Rekurs an das königliche Staatsministerium offen, allein es unterliegt
keinem Zweifel, dass bei diesen gerechten Ansprüchen**) auch dort zu
Anmerkungen: *) 1) in dem Bezirke der Gemeinde ihren ständigen
Wohnsitz aufgeschlagen oder daselbst ein häusliches Anwesen haben, und dabei
2) darin entweder besteuerte Gründe besitzen oder besteuerte Gewerbe
ausüben. - Also (§ 12) auch Gewerbsleute ohne Grundvermögen, wenn sie von
ihrem Gewerbe die Steuer entrichten. -
**) Der § 22 sagt ausdrücklich: Die Juden teilen mit den übrigen Bewohnern
die Gemeinderechte und Verbindlichkeiten, jedoch mit der Ausnahme, dass die
Nothandeltreibenden Juden an den Gemeindegründen keinen Anteil haben. Die
Landbau oder ordentlich konzessionierten Gewerbe treibenden Juden genießen
hingegen auch in Rücksicht der Gemeindebegründe die vollen Rechte der
Gemeindeglieder. - |
Gunsten
der Israeliten wird entschieden werden. Wer übrigens aus dem Benehmen dieser
Gemeinde den Schluss ziehen wollte, dass in unserem Kreise die Stimmung des
Volkes gegen die Israeliten sei, der würde sich sehr irren.
Wir haben in dieser Hinsicht durchaus keine Klage und namentlich in diesem
Bezirke herrscht in allen Dorfgemeinden zwischen Juden und Christen die
schönste Eintracht und Verträglichkeit. In den Gemeinden, die reich an
Gemeindegrundstücken und Waldungen sind, wird den jüdischen Nachbarn, ohne
dass ein Laut des Unwillens von christlicher Seite vernommen würde, der
Ihnen gebührende Anteil verabreicht. In mehreren Ortschaften werden
Gemeindeämter von Juden verwaltet und überall genießen sie das aktive und
passive Wahlrecht. Dieser einzige Ort Eichenhausen machte hiervon bis
jetzt eine Ausnahme." |
Die Gemeinde Eichenhausen wehrt
sich erfolglos gegen die Gleichberechtigungsregelungen für Juden (1839)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Januar 1839: "Würzburg,
12. April. (Privatmitteilung). Die königliche Regierungsschließung im
Betreff der Gemeinderechte, welche die Gemeinde zu Eichenhausen den dortigen
Israeliten streitig machen wollte, ist allerhöchsten Ortes bestätigt worden,
und sohin durch das Staatsministerium ausgesprochen, dass dieselben mit
allen christlichen Gemeindegliedern Pflichten und Rechte teilen. - Wie ich
höre, will die Kommune sich dabei nicht beruhigen, und zu einem Kunstgriffe
ihre Zuflucht nehmen, nämlich angeben, dass die Gemeinderechte, respektive
Anteil an den Gemeinde-Grundstücken vom Besitzer eines Hauses abhängig wäre,
das nicht auf gutsherrlichem Boden stehe, was ihr jedoch zu beweisen
sehr schwer, wenn nicht unmöglich sein wird. Auch soll sie den Versuch
gemacht haben, den Juden das ihnen zuerkannte Recht mit - 15.000 fl.
abzukaufen- was diese verweigert haben. Wenn sich Juden solches zu Schulden
kommen ließen - was würde man von Ihnen sagen!" |
Auflösung der jüdischen Gemeinden
Eichenhausen und Rödelmaier (1937)
Anzeige
im "Jüdischen Gemeindeblatt für den Verband der Kultusgemeinden in Bayern"
vom 1. Januar 1938:
"Bekanntmachung des Verbandes bayrischer israelitischer Gemeinden.
Bekanntmachung über Auflösung der Kultusgemeinde in Eichenhausen und
Rödelmaier.
Das Präsidium des Rats hat am 9./24. Dezember 1937 Uhr auf schriftlichem
Wege folgenden Beschluss gefasst:
Die israelitischen Kultusgemeinde in Eichenhausen und
Rödelmaier werden aufgelöst.
Gemäß § 25 der Verbandsverfassung wird dieser Beschluss hiermit öffentlich
bekanntgegeben. Gegen den Beschluss ist binnen einem Monat nach der
öffentlichen Bekanntmachung die Beschwerde zum Landesschiedsgericht des
Verbandes zulässig.
München, den 27. Dezember 1937.
Verband bayerischer israelitischer Gemeinden. I. V.: Dr. Österreich.
" |
Das Gebiet der jüdischen Gemeinde
Bad Neustadt wird auf Eichenhausen und Rödelmaier ausgedehnt (1938)
Anzeige
im "Jüdischen Gemeindeblatt für den Verband der Kultusgemeinden in Bayern"
vom 15. April 1938: "Bekanntmachung über Ausdehnung des Gebietes der
israelitischen Kultusgemeinde Bad
Neustadt/Saale auf das Gebiet der politischen Gemeinden Eichenhausen und
Rödelmaier.
Die Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde Bad Neustadt/Saale,
zugleich als Steuerverbandsvertretung, hat am 28. März 1938 folgenden
Beschluss gefasst:
Das Gebiet der israelitischen Kultusgemeinde
Bad Neustadt/Saale wird auf das
Gebiet der politischen Gemeinden Eichenhausen und
Rödelmaier erstreckt.
Dieser Beschluss wird hiermit öffentlich bekannt gemacht.
Den an der Umbildung Beteiligten, insbesondere den von der Umbildung
betroffenen umlagenpflichtigen Bekenntnisgenossen, wird hiermit Gelegenheit
zur Einsprache gegeben. Die Einsprache soll genau die Gründe darlegen,
welche gegen die bekanntgegebene Umbildung angeführt werden wollen. Die
Einsprache muss binnen einer vom 20. April 1938 ablaufenden Frist von zwei
Wochen bei der Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde
Bad Neustadt/Saale schriftlich
eingereicht werden.
Bad Neustadt/Saale, den 7. April 1938. Für die Verwaltung der
israelitischen Kultusgemeinde Bad
Neustadt/Saale
Siegfried Plaut, Kultusvorstand. " |
Mitteilung der Auflösung der
Gemeinden Eichenhausen und Rödelmaier (1938)
Mitteilung
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins" vom 13. Januar 1938:
"Der Rat des Verbandes bayrischer israelitischer Gemeinden hat die Gemeinden
Eichenhausen und Rödelmaier als aufgelöst erklärt. " |
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1876 und
1890
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1876:
"Gesucht wird auf sogleich ein Lehrer für die kombinierte Schule
Rödelmaier-Eichenhausen, Rabbinat Kissingen. Fixer Gehalt 600 Mark. Wenn
der Betreffende die Schechita, welche 100-150 Mark jährlich trägt,
übernehmen könnte, wäre besonders erwünscht. Meldungsgesuche sind zu
richten an den Kultus-Vorsteher Hirsch Franken in Rödelmaier bei Neustadt
a.d.S." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Mai 1890:
"Die Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle der
kombinierten Gemeinden Rödelmaier und Eichenhausen ist erledigt. Fixer
Gehalt Mark 412, freie Wohnung nebst bedeutendem Nebenverdienst.
Reflektanten wollen sich melden an den Vorstand der israelitischen Gemeinde
Rödelmaier, Bayern. Der Kultusvorstand: Hirsch Franken." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Friedrich Kaiser - Sohn von Samuel
Veilchenblau - wird nach Kaiser Friedrich benannt (1889)
Mitteilung in "Der Israelit" vom 7. Januar 1889: "Ein Denkmal für Kaiser
Friedrich.
Den Rufnamen Friedrich erhielten:
...
295) Söhnchen des Herrn Samuel Veilchenblau in Eichenhausen
(mitgeteilt von Herrn Lehrer Hermann Berg). " |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Pension Rosenstock
(1930)
Anzeige
in "Der Israelit" vom 26. Juni 1930: "Ruhebedürftige Leute finden
Erholungsaufenthalt
in waldreichem Luftkurort Bayerns. Gute streng koschere Verpflegung.
Pensionspreis RM. 4.50 pro Tag inklusive Nachmittagskaffee. Beste
Referenzen.
Rosenstock Eichenhausen bei Neustadt an der Saale." |
Weitere Dokumente
Postkarte von L.J. Veilchenblau (1894)
Postkarte von 1894
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
Kirchheim/Ries) |
|
|
|
Bestellung von L.J.
Veilchenblau aus Eichenhausen bei der Eisenhandlung Eisenheimer
in
Schweinfurt, geschrieben am 17. Mai 1894 in Eichenhausen |
Zur Geschichte der Synagoge
1752 hatte der bisherige Besitzer des Rittergutes Eichenhausen Julius
Gottlieb Freiherr Voit von Salzburg das Rittergut an Johann Michael von
Schauenfels für 16.000 Gulden verkauft. Dieser ließ bis 1757 über den Stallungen
des Schlosses 15 "Judenwohnungen" und in einem anderen Querbau des Schlosses
eine "Judenschule"
(vermutlich die erste Synagoge) errichten. Nach mehrfachem Besitzerwechsel in
den Jahren nach dem Tod des Johann Michael Freiherr von Schauenfels 1757 kam das
Rittergut 1796 an Graf Friedrich Julius Heinrich von Soden - Sassanfahrt. Der
Sohn des Grafen Julius von Soden, Karl Graf von Soden verkaufte das Rittergut
Eichenhausen 1852 an ortsansässige Bauern. Damit hörte das Rittergut
Eichenhausen auf zu bestehen.
Eine neue Synagoge wurde 1865 erbaut. Bis nach 1933 wurden in
ihr - gemeinsam von den in Eichenhausen und Rödelmaier lebenden jüdischen
Personen - Gottesdienste abgehalten. In der Synagoge wurde auch - nach Auflösung
der dortigen Gemeinde - der Toraschrein der Synagoge Rödelmaier
aufbewahrt.
Nach 1933: In der Nacht vom 13. auf den 14. April 1935 wurden
einige Scheiben der Synagoge zertrümmert. Damals wurde die Synagoge in
Eichenhausen bereits nicht mehr benutzt, da kein Minjan mehr zum Gottesdienst
zustande kam (Mindestzahl der 10 jüdischen Männer). 1937 wurde das Gebäude
an die Ortsverwaltung für 150 RM verkauft. Die Torarollen der Gemeinden
Eichenhausen und Rödelmaier kamen nach Neustadt
a.d. Saale, wo sie den Krieg überstanden.
Möglicherweise wurde das Synagogengebäude trotz des Verkaufs an die
Ortsverwaltung 1937 dennoch beim Novemberpogrom 1938 zerstört (dazu
keine Angabe bei Ophir/Wiesemann s.u.; Angabe aus dem Wikipedia-Artikel
Wülfershausen a.d. Saale) zerstört. Nach Erinnerungen vor Ort war das
Gebäude vor seinem Abriss 1978 nur noch eine teilweise ausgebrannte
Ruine.
Das Gebäude (bzw. was nach dem im vorigen Abschnitt beschriebenen möglichen
Synagogenbrand 1938 übriggeblieben ist) wurde von 1949 bis 1959 als Lagerhalle verwendet, doch wurde
es immer baufälliger, sodass es 1978 bis auf die Grundmauern abgebrochen
werden musste und auf diesen - noch sichtbaren Grundmauern - ein Wohnhaus
errichtet wurde. Außer diesen Grundmauern ist von der Synagoge nichts mehr
erhalten. Da sich die Besitzer des Grundstückes des Synagogengebäudes
weigerten, an dem neuen Haus eine Gedenktafel anbringen zu lassen, wurde
diese auf der linken Seite des Kriegerdenkmals des Ortes (vor dem Friedhof) im
Jahr 1987 angebracht mit dem Text: "In Eichenhausen bestand bis 1938
eine Jüdische Kultusgemeinde. Synagoge Ortsstraße 37. Die Gemeinde gedenkt
ihrer ehemaligen Jüdischen Mitbürger".
Adresse/Standort der Synagoge: Ortsstraße 37
Fotos
Pläne des
Schlossgutes |
|
|
|
Plan des Schlossgutes
mit Eintragung der "Judenschul" und der "Judenwohnungen", die zwischen 1752
und 1757 über den Stallungen eingerichtet wurden (Quelle: Thüringisches
Landesarchiv) |
Karte des Schlossgutes
im 19. Jahrhundert
mit Eintragung der Synagoge (Quelle:
Vermessungsamt Bad Neustadt)
|
|
|
|
Historische Ansicht
der Synagoge
(Foto erhalten von Kreisheimatpfleger
Reinhold Albert) |
|
|
|
|
|
|
|
|
Das auf den Grundmauern der
Synagoge
erbaute Wohnhaus
(Fotos: Jürgen Hanke, Kronach, www.synagogen.info) |
|
|
|
Das Wohnhaus
anstelle der Synagoge |
Gedenktafel am Ortsfriedhof |
|
|
|
Fotos von 2007
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 28.5.2007) |
|
|
|
|
Das auf den Grundmauern der
Synagoge erbaute Wohnhaus |
Die Gedenkstätte
am Ortsfriedhof |
|
|
|
Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
August 2012:
In einem Presseartikel wird auch an die jüdische
Geschichte erinnert |
Artikel in der Main-Post vom 23. August
2012: "Eichenhausen. Wappen des Erbauers erinnert an das
Eichenhäuser Schloss. Main-Post-Serie 'Untergegangene Burgen und
Schlösser im Grabfeld - Teil 7. Vor mehr als 150 Jahren hörte das Rittergut Eichenhausen auf zu bestehen. Es wurde von den Grafen von Soden an die ansässigen Bauern verkauft. Diese verteilten den Besitz mit Ausnahme des Waldes unter sich. Die zum Gut gehörenden Häuser erhielten ebenfalls neue Besitzer, wurden zum Teil eingelegt und wieder neu aufgebaut.
Zum Gut Eichenhausen gehörten ein Schloss, Gesindewohnungen, Ställe, eine Scheune, eine Synagoge, ein Fischweiher, der Schlosshof, ein Judenbad sowie Gärten und Wiesen. Das ehemalige Schloss wurde in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts von den nunmehrigen Besitzern, der Familie Schneider/Hofgesang, teilweise erneuert. Noch in unseren Tagen sind am Kellereingang sowie einer Umfassungsmauer Wappen der Erbauer zu erkennen..."
Link
zum Artikel |
|
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 286. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 48-49. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 418. |
| Herbert Schultheis: Juden in Mainfranken 1933-1945
unter besonderer Berücksichtigung der Deportationen Würzburger Juden. Bad
Neustädter Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde Frankens Band 1. |
| Dirk Rosenstock (Bearbeiter): Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band
13. Würzburg 2008. S. 216. |
| Artikel von Michael Neubauer in der
"Main-Post" vom 13. August 2010: "Das Eichenhäuser Schloss hat sein Gesicht
zurück..."
Link zum Artikel. |
| Artikel von "ra" in der "Main-Post"
vom 25. August 2012: "Eichenhausen. Wappen des Erbauers erinnert an das
Eichenhäuser Schloss..."
Link zum Artikel. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Eichenhausen Lower
Franconia. A Jewish community existed in the mid-18th century, numbering
70 in 1816 (total 279) and building a synagogue in 1855. Of the five Jews
present in 1933, three emigrated in 1936-37.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|