Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Endingen am
Kaiserstuhl (Kreis
Emmendingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Zur Geschichte jüdischer Bewohner
In
Endingen lebten Juden im Mittelalter und im 19./20. Jahrhundert.
Im Mittelalter werden erstmals 1313 Juden am Ort genannt (1348/49
Judenverfolgung; danach neue Niederlassung, 1470 Ausweisung wegen angeblichen
Ritualmords, s.u.). Vermutlich kam es im Mittelalter zur Bildung einer Gemeinde,
wenngleich über Einrichtungen wie Synagoge oder Friedhof nichts bekannt
ist.
Von der jüdischen Verfolgung 1470 schwer betroffen war ein Teil der
Verwandtschaft von Josel von Rosheim (vgl. Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Josel_von_Rosheim). 1470 wurden der Bruder
seines Vater Gerschon, Rabbi Elias und zwei weitere seiner Brüder wegen des 1462
zu Sukkot angeblich verübten Ritualmordes hingerichtet. Als Ankläger trat damals
ein in der Nachbarschaft wohnender, bei Rabbi Elias hochverschuldeter
Fleischermeister auf. Der Vater von Josel von Rosheim floh nach
Oberehnheim im Elsass, wo er mit seiner
Familie bis 1476 leben konnte, dann aber wiederum von dort mit der ganzen
jüdischen Gemeinde ausgewiesen wurde. 1476 ist Josel von Rosheim in
Hagenau geboren.
Das
mittelalterliche Wohngebiet konzentrierte sich auf die "Judengasse",
ein Teil der heutigen Hauptstraße zwischen Riegeler Straße (Riegeler
Tor) und der Dielenmarkt- und Lehnhofstraße. An ihrem Ende (Ecke
Dielenmarktstraße) lag der "Judenbrunnen"
und ein ehemaliges "Judenhaus",
in dem angeblich der Ritualmord 1462 verübt worden war, woran bis 1834 Gemälde
an der Hauswand erinnerten. In Zusammenhang mit dem angeblichen Ritualmord gab
es noch weitere Erinnerungen:
Bis 1967 waren in der
Pfarrkirche St. Peter (Foto links; Quelle: www.endingen.de) die Relikte der "unschuldigen Kinder" und ihrer Eltern aufbewahrt. Auf einer
1714 gegossenen und erhaltenen Glocke der Peterskirche ("Kindlisglocke") sind
auf einem Relief kopflose Kinderleichname festgehalten. An die unter
Folterqualen geständigen und dann umgebrachten Juden (1470) erinnern noch die
Fluren "Judenbuck"
(westlich von Endingen, wo sie verbrannt wurden) und das naheliegende "Judenloch".
Nach 1863 konnten sich jüdische Personen in Endingen wieder
niederlassen. Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich wie folgt: 1864
1, 1871 6, 1875 14, 1880 28, 1885 24, 1890 38, 1895 Höchstzahl mit 43 Personen,
1900 32, 1905 27, 1910 16, 1925 7. Die in Endingen leben jüdischen Personen
gehörten zur Synagogengemeinde in Eichstetten.
An ehemaligen, bis
nach 1933 bestehenden Gewerbe- und Handelsbetrieben im Besitz jüdischer
Familien / Einzelpersonen sind bekannt: Strickwaren- und Wäschegeschäft
Rosalie Blum (Hauptstraße 63), Konfektions- und Wäschegeschäft Siegfried
Hauser (Marktplatz 19).
Von den in Endingen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Julius Blum (1883),
Siegfried Hauser (1881), Jakob Maier (1894). Der
Name des im KZ umgekommenen Siegfried Hauser findet sich seit 1967 auch auf dem Ehrenmal
für die Toten von 1933 bis
1945 an der Nordwand des Turmes der St.-Martins-Kirche.
Aus der jüdischen
Geschichte des Mittelalters
Hinweis auf einen Beitrag von Rabbiner Dr. Adolf Lewin
(Freiburg)
Beitrag
in der "Monatsschrift zur Wissenschaft und Geschichte des
Judentums" 1906 S. 316: Der Beitrag kann online gelesen werden
über www.compactmemory.de |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania
Judaica II,1 S. 209-210; III,1 S.300-302. |
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 73-74. |
| Karl Kurrus:
Die unschuldigen Kinder von Endingen – sog. Christenmord 1462 und
Judenverbrennung 1470, in: Schau-ins-Land 83 (1965) S. 3-16.
Link: Seite zur Erinnerung
an Karl Kurrus |
| Michael Longerich:
Judenverfolgungen in Baden im 14. Jahrhundert am Beispiel von Breisach,
Endingen, Freiburg und Waldkirch, in: s’Eige zeige". Jahrbuch des
Landeskreises Emmendingen 4/1990 S. 33-46. Link.
|
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|