Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Hessen"
Zur Übersicht
"Synagogen im Main-Taunus-Kreis"
Flörsheim am
Main mit Weilbach und Wicker sowie Eddersheim (Gemeinde Hattersheim)
(Main-Taunus-Kreis)
-
Jüdische Geschichte / Synagoge
(erstellt unter Mitarbeit von Werner Schiele,
Flörsheim am Main;
bitte besuchen Sie auch die Website
https://www.stolpersteine-floersheim.de/)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Flörsheim am Main bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/42. Bereits im 13. (1290 Nennung eines Feldes
'beim Juden') beziehungsweise spätestens im 15. Jahrhundert lebten
Juden am Ort, da ein erster jüdischer Friedhof bereits 1447 beziehungsweise
1449 in Urkunden genannt ist. Seit 1596 sind wiederum Juden in
Flörsheim, ab 1577 im Ortsteil Weilbach, ab
1581 im Ortsteil Wicker gesichert
nachgewiesen. .
In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges werden gleichfalls Juden in
Flörsheim genannt. Um 1639 waren es bis zu neun Familien. Die Familien
lebten in der Folgezeit überwiegend vom Kleinhandel mit Früchten, Eisenwaren,
Ellenwaren sowie vom Geld- und Viehhandel.
Auch in Eddersheim lebten seit dem 17.
Jahrhundert einige Juden. Ende des 17. Jahrhunderts waren es vier Familien. Sie
handelten mit Lebensmitteln und betrieben Landwirtschaft; einer war Metzger. In
Eddersheim kam es jedoch zu keiner Zeit zur Bildung einer jüdischen Gemeinde.
Es wurden die Einrichtungen in Flörsheim mitbenutzt. 1833 waren es 13, 1905 11
jüdische Einwohner am Ort. In Weilbach
lebten 1843 29, 1905 11 jüdische Personen, in Wicker
1843 sechs. Auch sie gehörten zur jüdischen Gemeinde in Flörsheim.
In Flörsheim entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
im 19. Jahrhundert wie
folgt: 1811 20 jüdische Familien, 1840 91 jüdische Einwohner (4,5 % von
insgesamt 2.033), 1842 114, 1871 68 (3,1 % von 2.223), 1885 50 (1,8 % von
2.811), 1895 35 (1,1 % von 3.212), 1905 45 (1,1 % von 4.112).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule
sowie ein rituelles Bad (das alte Bad aus dem 17./18. Jahrhundert ist erhalten und restauriert, befindet sich in der
Hauptstraße; 1837 wurde ein neues Bad im Gemeindehaus neben der Synagoge
eingerichtet; vgl. Beitrag von Werner Schiele von 2003). Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden im 15. Jahrhundert
auf einem älteren jüdischen Friedhof am Ort beigesetzt. Im 17. Jahrhundert
wurden Beisetzungen zunächst in Mainz vorgenommen. Ein eigener
Friedhof
bestand in Flörsheim wieder seit 1666. Zur Besorgung der religiösen Aufgaben
der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter
und Schächter tätig war. Von diesen Lehrern blieb besondere Herz Kahn in
Erinnerung, der von 1870 bis 1903 - 33 Jahre lang - in Flörsheim
"geistliches Oberhaupt" der Gemeinde war (siehe Nachruf
zu seinem Tod unten). Sein Nachfolger wurde Salomon Blumenthal, Lehrer von
1904 bis 1912. Danach versahen sechs verschiedene Personen das Lehramt, bis 1922
Jacob Rosenberg aus Bierstadt
angestellt wurde.
Vom Beginn des 20. Jahrhunderts an lebten in Flörsheim insbesondere die
folgenden Familien: Josef Altmaier, Bäckermeister; Hermann Altmaier,
Bächermeister; David Mannheimer, Textilhändler; Gebr. Stern, Fruchthändler,
Simon Kahn, Viehhändler; Julius Metzger, Metzgermeister; Josef Kahn, Makler;
Josef Birnzweig, Textil- und Möbelhändler; Elisas Herzheimer,
Altmaterial-Großhändler; Benno Metzger, Metzgermeister; Gebr. Nördlinger
(Fabrikanten / Chemie), Dr. Max Schohl, Fabrikant.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Flörsheim Karl Kahn
(Sohn des Lehrers Kahn) sowie aus Eddersheim Bernhard (Benni) Hahn, Sohn des Josef Hahn
(geb. 9.5.1899 in Eddersheim, gest. in Gefangenschaft 3.7.1918; Artikel siehe unten). Ihre Namen wurden auf einer
Gedenktafel in der Synagoge Flörsheim festgehalten.
Um 1924, als 52 jüdische Einwohner gezählt wurden (0,9 % von insgesamt
5.550), war Vorsteher der Gemeinde Hermann Herzheimer. An jüdischen Vereinen
bestanden damals eine Chewra Kadischa (Bestattungs- und
Wohltätigkeitsverein mit ca. 10 Mitgliedern unter Leitung von Hermann Altmaier)
und ein Israelitischer Frauenverein (Frauen-Wohltätigkeitsverein
insbesondere zur Krankenfürsorge mit ca. 10 Mitgliedern unter Leitung der Frau
von Joseph Altmaier). Beide Vereine waren 1849 begründet worden und konnten
1929 ihr 80jähriges Jubiläum feiern (siehe Bericht unten). Religionsunterricht erhielten damals vier Kinder durch
Lehrer S. J. Rosenberg aus Bierstadt. 1932 war Gemeindevorsteher Sali
Kahn, 2. Vorsteher Dr. Max Schohl, 3. Vorsteher Karl Stein aus Weilbach. Als
Lehrer der damals fünf schulpflichtigen Kinder wird weiterhin Lehrer Rosenberg
aus Bierstadt genannt. Zur Gemeinde Flörsheim gehörten 1932 11 in Eddersheim
und 4 in Weilbach lebende jüdische Einwohner.
1933 lebten noch 12 jüdische Familien am Ort. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen (Frankfurt und andere Orte) beziehungsweise ausgewandert.
Die Familien Theodor Birnzweig und Benno Metzger emigrierten über Shanghai in die USA;
Hermann Altmaier emigrierte über Frankreich und Marokko in die USA, seine
Ehefrau über Jugoslawien, seine Tochter über England; Heinz Hecht emigrierte über Frankreich in
die USA. Hermann und Helene Herzheimer überlebten in der Schweiz, Brigitte Kahn
in Großbritannien. Auch die in Eddersheim lebenden Familien verzogen bereits
1938 vom Ort. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge zerstört (s.u.), aber auch jüdische Geschäfte und
Wohnungen überfallen, teilweise zerstört, darunter die Futtermittelhandlung
von Martin Altmaier (Hauptstraße 57) und das Schuhgeschäft von Jakob Kahn
(Grabenstraße 43).
Von den in Flörsheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem, Korrekturen und Ergänzungen von Werner Schiele; die Arbeitsgemeinschaft
"Gedenken jüdischer Mitbürger' geht von 25 umgekommenen Flörsheimer
Juden aus): Berta Altmaier geb.
Dietz (1870), Martin Altmaier (1900), Ida Flörsheim
geb. May (1874), Bertha Fried geb. Kahn (1876), Henriette Friedberg geb. Stern
(1859), Frieda
Halberstadt geb. Strauss (1887), Jonas Halberstadt (1884), Helene Hecht
geb. Altmaier (1891), Lina Hecht (Suizid vor Deportation), Leopold Hecht (1893),
Emma Kahn geb. May (1886), Ida Kahn geb. Simon (1885), Ilse Kahn (1920), Jakob
Kahn (1884), Sali Kahn (1881), Therese Kahn (1869), Ida Lampe geb. Altmaier
(1897), David Mannheimer (1870), Hugo May (1880), Julius
Metzger (1875), Sybilla (Billa) Metzger geb. Nathan (1869), Eugen Nördlinger
(1906), Rudolf Nördlinger (1908), Johanna Schohl geb.
Bodenheimer (1861), Max Schohl (1884), Manfred Schwarzschild (1915),
Rosa Schwarzschild geb. Hirsch (1888), Hedwig Simon geb. Stern (1861), Sally (Salui) Stern (1868), Emma Weill geb.
Bodenheimer (1868), Carola Wolf geb.
Schwarzschild (1917).
Hinweis: entgegen der Angaben bei Yad Vashem hat Bernhard Altmaier (1887) die
NS-Zeit überlebt (nach 1945 war er in Frankreich und Offenbach); der bei Yad
Vashem genannte Dr. Moses Jacobsohn (1904) starb im Flörsheimer Krankenhaus,
nachdem er aus einem Zug gefallen war (siehe Bericht unten). Leopold Mannheimer
gelang die Flucht in die USA, wo er 1958 gestorben ist.
Von den in Eddersheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Ludwig Frohwein
(1897), Emanuel Hahn (1868), Martha Hahn (1893), Rosa Hubert geb. Klein (1870),
Johanetta Klein (1861), Julius Klein (1872), Katharina Klein (1859).
Den KZ-Aufenthalt in Theresienstadt überlebten nur Robert Gerson und Paula
Gerson geb. Altmaier, die am 10. Juli 1945
nach Flörsheim zurückkamen und 1946 in die USA ausgewanderten. Nach
Flörsheim kam nur Jakob und Bernhard Altmaier zurück. Eine jüdische Gemeinde
entstand nach 1945 nicht mehr.
Von 2010 bis 2013 wurden in Eddersheim "Stolpersteine" zur
Erinnerung an die Opfer der NS-Zeit verlegt. Insgesamt 17
"Stolpersteine" liegen seitdem in der Propsteistraße 3 (Familie
Hubert), Propsteistraße 6 (Familie Hahn), Bahnhofstraße 7 (Familie
Klein/Frohwein), Fischergasse 11 (Familie Klein).
Von den in Weilbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften
jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen: Sali (Sally) Kahn (1881),
Mina Henriette Mayer geb. Stein (1861).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers, Vorbeters und
Schochet 1903
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juli 1902: "Wir
suchen per 1. Oktober dieses Jahres einen Religionslehrer, Vorsänger und
Schächter bei Mark 1.200 Gesamteinkommen, nebst freier Wohnung. Bewerber
belieben ihre Gesuche an Unterzeichneten einzusenden.
Flörsheim am Main, 16. Juli. Der Vorstand: Jer. Altmaier." |
Zum Tod des Lehrers Herz Kahn 1903, Lehrer der jüdischen
Gemeinde Flörsheim von 1870 bis 1903
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. September
1903: "Schierstein, 10. September (1903). Am 12. vorigen Monats starb
der erst seit 1. Mai dieses Jahres in den wohlverdienten Ruhestand
getretene Lehrer H. Kahn aus Flörsheim (Nassau). In dem nassauischen
Städtchen Nastätten 1823 geboren, besuchte er später von 1830-41 das
frühere jüdische Seminar in Ems. Nach erlangter Lehrbefähigung erhielt
er in Holzhausen über Aar (Nassau) die erste Anstellung. Im Jahre 1870
wurde er auf Ansuchen nach Flörsheim versetzt. Hier wirkte er 33 Jahre.
Kahn war ein sehr tüchtiger Lehrer und besaß ein tiefes jüdisches
Wissen. Für die nassauischen Schulblätter der Jahrgänge 1856-73
lieferte er sehr gediegene Aufsätze pädagogischen Inhalts. An der Bahre
schilderte in würdiger Weise Herr Bezirksrabbiner Dr. Silberstein in
Wiesbaden den Lebenslauf des Verstorbenen und gab insbesondere in
anerkennenden Worten dem Pflichteifer und der Treue des Verstorbenen
seinen Vorgesetzten gegenüber Ausdruck. Nicht unerwähnt mag bleiben,
dass der Verstorbene Mitbegründer des großen Lehrer-, Witwen- und
Waisen-Unterstützungsvereins 'Achawa' Sitz Frankfurt am Main war und
stets großes Interesse für das unschätzbare soziale Werk bekundete.
Ehre seinem Andenken!" |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September 1903:
"Flörsheim am Main. Einen schweren Verlust hat unsere Gemeinde zu beklagen. Am Mittwoch 19.
Aw (= 12. August 1903) verschied unser allverehrter Lehrer Herr Kahn
seligen Andenkens in gesegnetem Alter, nach kurzem Kranksein. Er hatte
nach 34jähriger Wirksamkeit vor einem Jahre sein Amt niedergelegt, und
hatte ihm die kleine Gemeinde - das sei zu ihrer Ehre gesagt - ein
Ruhegehalt bewilligt. Mit Recht kann dem Heimgegangenen nachgerühmt
werden: (hebräisch und deutsch:) die wahre Lehre war in seinem Mund,
(hebräisch und deutsch:) Unrecht nicht auf seinen Lippen, in Frieden und
Geradheit wandelte er und hielt viele vor Fehlern zurück. Seinem
priesterlichen Ahnen gleich (gemeint: Aaron, weil er ein Kohen war)
hüteten seine Lippen Erkenntnis, und Tora hörte man gern aus seinem
Munde. Obgleich Autodidakt, verfügte er über ein großes Wissen, seine
Schule zählte stets zu den besten; ja, von vielen Kollegen wurden seine
Leistungen geradezu angestaunt. Fast an allen Sabbaten im Jahre richtete
er erbauende Ansprachen an seine Gemeindemitglieder. Es waren stets erbauende
Worte vom Herzen, die auch gern gehört wurden, da es Allen ein Genuss
gewesen. Bei den schweren Schicksalsschlägen, die auch ihm nicht erspart
blieben, suchte er Kraft und Trost im Lernen unserer Tora usw. Und
wie er stets für Tora und Gottesdienst und Wohltätigkeit gewirkt,
so war auch die Beerdigung ein Zeugnis dessen. Ganz Flörsheim, die
Behörden, die Geistlichkeit und christlichen Lehrer voran, beteiligten
sich. Herr Dr. Silberstein - Wiesbaden, als zuständiger Rabbiner, hielt
eine ergreifende Trauerrede. So nahmen wir wehmütig Abschied von unserem
teueren Lehrer. 'Sie haben einen guten Mann begraben, uns war er mehr.'
Sein Gedenken wird nicht bei uns schwinden. Möge sein Verdienst
uns beistehen und er uns allen ein gutes Vorbild sein. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. Das Andenken des
Gerechten bleibt zum Segen." |
Anzeige des Kriegsinvaliden Lehrer Salomon Blumenthal (1922; Lehrer der
jüdischen Gemeinde Flörsheim von 1904 bis 1912)
Anmerkung:
Lehrer Salomon Blumenthal ist am 6. Mai 1873 in
Laudenbach geboren)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. Februar
1922: "Handstrickerei.
Zur Anfertigung von je ein Paar
a) Fußlängen im Preise von Mark 12.- b) Socken im Preise von Mark
22.- c) Strümpfe im Preise von Mark 25.-
empfiehlt sich Kriegsinvalide Salomon Blumenthal, Religionslehrer
a.D. Flörsheim am Mein.
Annahmestelle: Hanauer Landstraße 19p bei Köstrich." |
Berichte
aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Eine jüdische Familie wäre beinahe umgekommen (1868)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1868: "Flörsheim,
2. Juni. Dem 'Rh.K.' wird geschrieben. Es ist bekannt, dass die Israeliten
am Sabbat nicht kochen dürfen; die zubereiteten Speisen werden daher
durch langsame Feuerung warm erhalten. In einer hiesigen israelitischen
Familie stand seit langer Zeit der hierzu benutzte alte Ofen in einem
Keller, ohne ein Rohr für den abziehenden Rauch zu haben. Nachdem diese
Einrichtung lange Zeit, ohne Schaden zu tun, bestand, fiel es am
Samstagmorgen dem Sohne des Hauses auf, dass seine in den Keller gegangene
Schwester so lange ausbleibe. Er ging in den Keller, um nachzusehen, kam
aber auch nicht wieder. Endlich kaum auch die Magd, um nach dem Verweilen
der beiden Geschwister zu sehen. Sie entdeckte dieselbe bald,
besinnungslos auf den unteren Treppenstufen übereinanderliegend. Sie
eilte nun rasch nach dem Wohnhause zurück, war aber auch bereits derart
von Beklemmungen und Betäubung ergriffen, dass sie nur stöhnend den
Namen ihres Herrn rufen konnte, der jedoch den Angstruf hörte, rasch zur
Stelle und von Schrecken getrieben, in wenigen Sekunden (welcher Eile er
es zu danken hat, dass er nicht gleichfalls erkrankte) die regungslosen Körper
heraufbrachte. Zum Glück war der Arzt von Hattersheim schon in wenigen
Minuten zugegen, und es gelang demselben, durch energische Manipulationen
das volle Bewusstsein nach circa einer Stunde wieder zurückzuführen.
Noch wenige Minuten und alle Belebungsversuche würden vergeblich gewesen
sein. (Möge das hier Mitgeteilte zur Warnung dienen, damit die
Sabbatöfen nicht in verschlossene Räume gestellt werden, so kein Abzug
für den Kohlendunst vorhanden ist. - Red." |
Ergebnis der Vorstandswahl in der Gemeinde (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Wiesbaden und
Umgebung" vom 28. Oktober 1927: "Flörsheim am Main.
Vorstandwahl in der Gemeinde. Bei den kürzlich in der Gemeinde
vorgenommenen Vorstandswahlen wurde Herr Salli Kahn zum ersten
Vorsteher und Herr Dr. Schohl zum zweiten Vorsteher
gewählt." |
80 Jahre Männer- und Frauen-Chewra (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. November 1929: "Flörsheim
am Main, 10. November (1929), Am 18. Tischri waren 80 Jahre
verflossen, dass die Männer- und Frauen-Chewra der hiesigen Gemeinde
gegründet wurden, auf Veranlassung des Lehrers Selig Abraham Meyer
seligen Andenkens aus Mainz. Am 2. Sukkaustage gedachte Herr Altmaier in
einer Ansprache der Gründungen, und der verstorbenen Gründer und Mitglieder
und soll im Laufe des Winters das Jubiläum beider Vereine noch durch
einen besonderen Festgottesdienst und weltlicher Feier begangen
werden." |
Tragischer Unglücksfall (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juli 1934: "Ein
tragischer Unglücksfall in Flörsheim. Ein tragischer Unglücksfall
hat sich hier ereignet. Die beiden Brüder, Dr. med. Jakobsohn und
Dr. ing.
Jakobsohn aus Libau, die, zuletzt in Paris wohnhaft, sich in Wiesbaden zur
Kur befanden, wollten letzten Mittwoch eine Reise nach Frankfurt
unternehmen, als der eine Bruder, Dr. Moses Jakobsohn, in der Nähe von
Flörsheim, als er sich auf dem Wege zur Toilette befand, aus dem Zuge
stürzte. Der nächste Personenzug brachte ihn nach Flörsheim ins
Krankenhaus. Am Donnerstag Abend verschied der Verletzte trotz
liebevollster Pflege der Ärzte und der katholischen barmherzigen Schwestern,
und am Sonntag Vormittag wurde er unter Beteiligung der Flörsheimer und
Hochheimer Kehillo auf dem altehrwürdigen Flörsheimer Friedhof
zur ewigen Ruhe gebettet. Lehrer Stern, Rüsselsheim, versucht am
Flörsheimer Krankenhaus, von wo aus die Beerdigung erfolgte, den tief
gebeugten Bruder, Schwester und Schwager zu trösten. Möge Gott den
trauernden Eltern und Geschwistern, die auf die Rückkehr des Sohnes und
Bruders warten, Trost spenden." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Goldene Hochzeit des Ehepaares Elias Hersheimer und Frau geb. Jasmin (1920)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Dezember 1920:
"Flörsheim am Main, 3. Dezember (1920). Einer seltenen Feier konnte
unsere Gemeinde sich dieses Monats erfreuen. Das Ehepaar Elias Hersheimer
und Frau geb. Jasmin begingen in aller Stille im engsten Familienkreise
das goldene Ehejubiläumsfest. Das Glück des Ehepaares erhöht sich noch
dadurch, dass sich dasselbe noch besonderer körperlicher wie geistiger
Frische erfreut. Eine entsprechende Ehrung des glücklichen Ehepaares in
der Synagoge am Sabbat verlieh der Feier noch eine besondere Weihe. Möge
das Ehepaar noch lange Jahre als eine Zierde unserer Gemeinde erhalten
bleiben. Ad meah Schanim - bis hundert Jahre." |
86. Geburtstag von Johanna (Hannchen) Altmaier und 73.
Geburtstag von Josef Altmaier (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Wiesbaden und
Umgebung" vom 18. November 1927: "Flörsheim am Main.
Ihren 86. Geburtstag feierte am Sabbat Lechlecho (= 5. November
1927) Fräulein Hannchen Altmaier. Ihre geistige und körperliche
Rüstigkeit, ihr unermüdlicher Fleiß und ihr freundliches Wesen haben
ihr die allgemeine Achtung der Flörsheimer Bürgerschaft erworben. - Herr
Joseph Altmaier, früherer langjähriger Vorsteher der Gemeinde
Flörsheim, wurde am 7. November 73 Jahre alt. Er dient der
Gemeinde noch heute in ungebrochener Kraft als ehrenamtlicher Vorbeter,
der die Herzen der Gemeinde mit immer noch schöner Stimme und uralten
niggunim (Melodien) erfreut." |
Ehrung für Josef Altmaier für 50 Jahre Zugehörigkeit zum Gesangverein
"Sängerbund" (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juni 1928: "Aus
Flörsheim am Main. Eine große Ehrung wurde am vergangenen Sonntag
unserem Gemeindeältesten und langjährigem ehrenamtlichen Chasan
(Vorbeter), Herrn Josef Altmaier, seitens des hiesigen Gesangvereins
Sängerbund von 1848, dem Herr Altmaier nunmehr 50 Jahre angehört,
erwiesen. Er wurde von einem großen Fackelzug unter Vorantritt einer
Musikkapelle und weißgekleideten Kindern mit seiner Gattin im Auto von
seiner Wohnung abgeholt und ins Sängerheim gefahren, wo ihm große
Ehrungen und sinnreiche Geschenke überreicht wurden. Fast unser ganzes
Städtchen nahm an der Feier teil und bewies so das schöne Zusammenleben
aller Konfessionen in unserem, von Antisemitismus freien
Städtchen." |
Zum Tod von Johanna (Hannchen) Altmaier (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. November 1928: "Aus
Flörsheim. Am 3. November (1928), nachts starb im 88. Lebensjahre die
älteste Einwohnerin von Flörsheim Frl. Johanna Altmaier. Die Verstorbene
war eine fleißige, schlichte Bürgerin und fromme Jüdin, die überall
sehr beliebt war. Bis in die letzten Stunden war die Dahingegangene
geistig rüstig und interessierte sich noch für alle Tagesfragen. Sie
lebte und arbeitete nur für ihre Familie, sich selbst kannte sie nicht.
Noch in den letzten Tagen erzählte sie von den Ereignissen der bewegten
Zeit der Jahre 1848 bis 1850 und 1866. Sie betrachtete sich immer noch als
Nassauerin. Auch hielt sie treu zu den alten Traditionen des Judentums.
Dankend gedenken ihre Nichten und Neffen der Zeit, wo sie ihnen gemeinsam
mit ihrer Schwester ihre verstorbene Mutter ersetzte. Mit ihr ist ein Stück
alt Flörsheim dahingegangen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund
des Lebens." |
Zum Tod von Frau Elka Herzheimer (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1929: "Aus
Flörsheim am Main. Mit dem Texte "vor Frauen im Zelte gesegnet"
(Richter 5,24) leitete Herr Rabbiner Dr. Ansbacher seinen Hesped
(Trauerrede) auf Frau Elka Herzheimer ein, die im Alter von 83 Jahren
dahin ging. Sie war eine für alle jüdischen Ideale begeisterte Frau von
umfangreichem jüdischen Wissen. In ihrem Sinne wirkte sie stets mit
Erfolg auf ihr Haus ein und erzog ihre Kinder zu zuverlässigen Stützen
des toratreuen Judentums. Von ihren Verdiensten ist die im Stillen geübte
Wohltätigkeit hervorzugeben. Ein die Bahre begleitender überaus langer
Zug, auch von andersgläubigen Bürgern, legte beredtes Zeugnis von dem hohen
Ansehne ab, in dem die Heimgegangene stand. Ihre Seele sei eingebunden
in den Bund des Lebens." |
Martin Altmaier rettet einem neunjährigen Jungen das Leben (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1929:
"Jüdische Heldentat in Flörsheim am Main. Am vorigen Dienstag
rettete Herr Martin Altmaier in Flörsheim unter Lebensgefahr einen
neunjährigen Jungen vorm Ertrinken. Es ist dies das dritte Menschenleben,
welches unser Martin Altmaier gerettet hat. Herr Martin Altmaier ist der
Sohn unseres ehrenamtlichen Chasens (Vorbeters), der trotz seiner
75 Jahre, sowohl am Schabbos wie am Jomtow (Feiertag) immer
wieder durch die wunderbaren alten Nigunim (Melodien) unsere
Kehillo (Gemeinde) erfreut." |
75. Geburtstag von Josef Altmaier (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. November 1929:
"Flörsheim am Main, 10. November (1929). Zu einem Festtage für
unsere Kehila (Gemeinde) und weit darüber hinaus gestaltete sich die
75jährige Geburtstagsfeier unseres langjährigen ehrenamtlichen Chasens
(Vorbeter), Herrn Josef Altmaier. Am Vorabend der Feier erschien der
größte Gesangverein Flörsheims, der 'Sängerbund', dessen Mitglied Herr
Altmaier schon 52 Jahre ist, und brachte ihm zu Ehren eine Ovation dar.
Ein erfreuliches Zeichen in unserer jetzigen Zeit, wo man an anderen Orten
die Häuser und Synagogen und Friedhöfe der Juden schändet! Als erster
Gratulant erschien in der Frühe der katholische Pfarrer Flörsheims, um
als treuer Freund und Nachbar zu gratulieren und fand herzliche Worte der
Ehrerbietung für den Jubilar. Den Höhepunkt erreichte die Feier in dem
Festgottesdienst am Sabbat Noach, den unsere Gemeinde dem Jubilar zu Ehren
veranstaltete. Nach der Toravorlesung ergriff der erste Vorsteher, Herr
Sallo Kahn, das Wort, um Herrn Altmaier für all die Mühe und Arbeit, die
er sich für die Gemeinde gemacht, zu danken. Unter anderem führte er
aus, dass Herr Altmaier aus einer seit Jahrhunderten hier angesehenen
ansässigen Familie entstammte, die schon immer 9in herv0orragender Weise
sich für die Belange der Kehilla einsetzten, und dass Herr Altmaier über
20 Jahre Vorsteher gewesen sei und nun seit langen Jahren, da die Gemeinde
lehrerlos sei, den Gottesdienst in schönster Weise zu aller Zufriedenheit
versehe. Als Zeichen der Dankbarkeit überreicht er Herrn Altmaier einen
silbernen Kiduschbecher mit Teller und Awdolokerzenhalten. Nach dem
Einheben ergriff der stellvertretende Lehrer der Gemeinde, Herr
Rosenberg-Wiesbaden-Bierstadt, das Wort um Herrn Altenmaier als
Lichtspender nach innen und nach außen zu feiern." |
Zum Tod von Josef Hahn in Eddersheim (1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November 1930:
"Eddersheim bei Flörsheim, 2. November (1930): Vorige Woche
verschied hier nach schwerem Leiden Herr Josef Hahn. Mit ihm ist ein
stiller, schlichter, tief religiöser Jehudi dahin gegangen. Fast 40 Jahre
liebte er in harmonischer Ehe mit seiner Gattin. Schweres Leid brachte ihm
der Krieg, der ihm den jüngsten Sohn raubte. Nur sein frommes
G'ttvertrauen hielt ihn aufrecht. Im Trauerhause entwarf Lehrer
Levi-Höchst ein Lebensbild des Entschlafenen und namens der Familie
sprach sein Schwager, Lehrer Markus Groß-Karben. Beide rühmten seine
Frömmigkeit, sein Gottvertrauen und seinen Wohltätigkeitssinn. Fast das
ganze Dorf nahm an der Beerdigung teil, was von der Beliebtheit des
Heimgegangenen zeugte. Den Weg, den er so oft an Sabbaten und Festtagen
nach Flörsheim zum G'tteshause pilgerte, wurde er nun zum letzten Male
gefahren, um auf dem altehrwürdigen Friedhofe zu Flörsheim zur ewigen
Ruhe beigesetzt zu werden. Möge HaSchem (= Gott) der Gattin und
den Kindern Nechomo (= Trost) spenden. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
80. Geburtstag von Friederike Altmaier (1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. September 1930:
"Flörsheim. 2. September (1930). Ihren 80. Geburtstag begeht in
voller geistiger und körperlicher Frisch Frl. Friederike Altmaier." |
Zum 70. Geburtstag von Josef Jakob Birnzweig,
langjähriger Vorsitzender der Chewra Kadischa usw. (1932)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1932:
"Flörsheim am Main, 16. Dezember (1932). Seinen 70. Geburtstag
beging eines der ältesten Mitglieder unserer Gemeinde, Herr Josef Jakob
Birnzweig, ein Jehudi alten Schlages, der immer bestrebt ist, das Minjan
(für den Gottesdienst notwendige Zehnzahl der Männer) in unserer kleinen
Kehillo (Gemeinde) aufrecht zu erhalten. Immer ist er der erste
beim G'ttesdienst, der Jugend mit gutem Beispiel vorangehend. Lange Jahre
war er Vorsitzender der Chewra Kadischa und ruhte in unserer an
Kohanim reichen Gemeinde fast auf ihm allein der letzte Liebesdienst an
den Toten. Am letzten Sabbat wurde er beim Aufrufen mit einem besonderen
Mischeberach geehrt. (Alles Gute) bis 120 Jahre." |
Zum Tod von Josef Altmaier (1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
8.März 1934: "Flörsheim am Main, 27. Februar (1934). Einen
schweren Verlust hat unsere kleine Gemeinde erlitten. Am 6. Adar (= 21.
Februar 1934) wurde der frühere langjährige Vorsteher und seit langen
Jahren ehrenamtliche Chasen mehrerer Gemeinden, Josef Altmaier, im
88. Lebensjahre zur ewigen Heimat abgerufen. Über 40 Jahre stand er am
Omud, um als Vorbeter die Gebete der Kehilloh zum Himmel zu tragen. Seit
1922, da die Gemeinde lehrerlos wurde, versah er auch das Leinen. Mit
welch rührender Andacht und welcher Innigkeit der Verstorbene die Gebete
vortrug, konnte man besonders an den Jomim Noroim merken, wenn er in
heiliger Begeisterung die uralten schönen Nigunim (Melodien) vortrug.
Auch war er stets darauf bedacht, das Minjan und die äußere Schönheit
unseres alten Gotteshauses zu erhalten. Vor dem Trauerhause, wo sich eine
große Trauerversammlung, meistens Nichtjuden und ein Gesangverein mit
Fahne eingefunden hatten, entwarf Herr Rabbiner Dr. Levi, Mainz,
in Vertretung des Wiesbadener Bezirksrabbiners, ein Lebensbild des
Verstorbenen. An Hand des Wortes der Sidra (Wochenabschnitt) bezeichnete
er den Verklärten als ein Licht, das weithin über die Gemeinde
leuchtete. Er war ein fleißiger, einfacher Mensch, der, obwohl er es von
Berufswegen nicht erlernt hatte, das heilige Vorbeteramt mit ganzem Herzen
verwaltete. Am letzten und vorletzten Jomkippur ließ es sich der
Siebenundachtzigjährige nicht nehmen, sämtliche fünf Tefillaus samt
Leienen allein vorzutragen. Bis in seine letzten Lebenstage hinein
beschäftigen sich seine Gedanken mit dem Gottesdienst, und noch einige
Tage vor seinem Tode verlangte er auf seinem Sterbebette die Megillah, um
daraus zu lesen. Er trug Sorge, wer denn am Purim die Megillah vorlesen
könnte. Am Sabbat Sochor gedachte Lehrer Rosenberg, Bierstadt
in seiner Predigt des verstorbenen Führers der verwaisten Gemeinde. Während
der Schiwo hielten im Trauerhause Herr Lehrer Rosenberg, Bierstadt
und Herr Lehrer Stern, Rüsselsheim,
ergreifende Hespedim. Nun ruht er aus, der Nimmermüde, auf dem
altehrwürdigen Friedhofe unserer Gemeinde. Möge er seiner Familie und
seiner Gemeinde ein Fürsprecher sein. Seine Seele sei eingebunden in
den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Bettchen Hirsch geb. Tobias und von Rosalie
Birnzweig geb. Fuld (1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
22. November 1934: "Flörsheim, 18. November (1934). Die
beiden ältesten Frauen unserer kleinen Kehilloh wurden abberufen. Frau Bettchen
Hirsch geb. Tobias im 70. Lebensjahre. Sie wurde in ihrer Heimat in Weyer
zur letzten Ruhe gebettet. Am Grabe entwarf Rabbiner Dr. Laupheimer,
Bad Ems, ein Lebensbild der
Verstorbenen. Sie war eine gute Mutter, die im Leben viel Leid ertragen
musste, aber sich in innigem Gottvertrauen immer wieder aufrichtete. Sie
war eine gute hilfsbereite Frau und half jedem, soweit es in ihren
Kräften stand. Ein Zeichen ihrer Beliebtheit war, dass die
Kirchenglocken läuteten, als sich der Leichenzug in Bewegung
setzte.
Frau Rosalie Birnzweig geb. Fuld starb nach einer Operation im
hiesigen Krankenhause im 77. Lebensjahre. Mit ihr ging eine fromme,
schlichte fleißige Frau zu Grabe. Einer alteingesessenen Flörsheimer
Familie entstammend, war sie eine treue Häterin alter Flörsheimer
Minhogim und Nigunim. Über 50 Jahre war sie Mitglied der Chewra Kadischa,
und wenn es galt, den letzten Liebesdienst einer verstorbenen Schwester zu
erweisen, war sie die erste. Am Trauerhause entwarf vor der großen,
meistens aus Nichtjuden bestehenden Trauerversammlung Herr Rabbiner
Dr. Bamberger, Mainz ein Lebensbild
der Verstorbenen und versuchte, den greisen Gatten, mit dem sie fast ein
halbes Jahrhundert in glücklicher Ehe lebte, den Sohn und die Enkelkinder
zu trösten. Möge das Verdienst beider Frauen unserer Kehilloh (Gemeinde)
beistehen. Ihre Seelen seien eingebunden in den Bund des
Lebens." |
85. Geburtstag von Friederike Altmaier (1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. September 1935:
"Aus Flörsheim am Main. In voller geistiger und körperlicher
Frische begeht das älteste Mitglied der hiesigen Gemeinde, Frl.
Friederike Altmaier, ihren 85. Geburtstag. Die rüstige Matrone versieht
noch täglich ihre häuslichen Arbeiten. Sie erfreut sich an jüdischer
Lektüre und interessiert sich für alles. Wir wünschen ihr noch viele
ungetrübte Jahre. (Alles Gute) bis 120 Jahre." |
75. Geburtstag von Benni Adler (1937)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Januar 1937:
"Flörsheim, 12. Januar (1937). Am 15. Januar beging Herr Benni Adler
aus Rüsselsheim seinen 75. Geburtstag. Ein Jehudi vom alten Schlag,
besuchte er jahrelang, auch bei Wind und Wetter, den G'ttesdienst in der
Flörsheimer Synagoge. Wohltäter, wie er ist, erzog er zwei Neffen, deren
Eltern früh starben, zu rechten Jehudim. Kein Armer ging je leer von
seiner Türe. Seit kurzem weilt er im Altersheim in Frankfurt. Möge ihm
HaSchem (Gott) noch schöne gesunde Jahre verleihen. (Alles Gute)
bis 120 Jahre." |
70. Geburtstag von Regina Hahn (Eddersheim, 1937)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. November 1937:
"Eddersheim bei Flörsheim am Main, 25. Oktober (1937). Am Sabbat
Paraschat Toledot (Schabbat mit der Toralesung Toledot = 1.
Mose 25,19 - 28,9, d.i. Schabbat, 6. November 1937) begeht Frau Regina
Hahn ihren 70. Geburtstag. Sie ist noch eine fromme Jüdin von altem Schlag.
Langjähriges Mitglied des Chewra Kadischa, fehlt sie nie, wenn es gilt,
einer verstorbenen Schwester die letzten Liebedienste zu erweisen. Im
Krieg verlor sie den jüngsten Sohn und vor einigen Jahren wurde ihr Gatte
abberufen, doch ihr starkes Gottvertrauen hielt sie immer aufrecht. Wir
wünschen ihr noch viele gesunde Jahre im Kreise ihrer Familie. (Alles
Gute( bis 120 Jahre." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige des Rohproduktengeschäftes Hermann Herzheimer
(1915)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Januar 1915:
"Suche per Ostern einen Lehrling
mit guter Schulbildung für
mein am Sabbat und Feiertagen geschlossenes Rohproduktengeschäft
(Altgummi, Eisen, Metalle) bei sofortiger Vergütung.
Hermann
Herzheimer, Flörsheim am Main." |
Persönlichkeiten
Dr. Max Schohl (geb. 1884, ermordet im Dezember 1943
in Auschwitz); Max Schohl war Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg, mehrfach
ausgezeichnet; leitete in Flörsheim eine Chemiefabrik mit großem Erfolg, war
beliebter und wohltätiger Arbeitgeber; nach den brutalen Ereignissen in der Pogromnacht
bemühte er sich um Auswanderung für sich und seine Familie; die Möglichkeiten
der Emigration nach Amerika, England, Chile und Brasilien zerschlagen sich. Die
Familie konnte noch nach Jugoslawien fliehen, das jedoch 1941 durch deutsche
Truppen besetzt wurde. Max Schohl wurde nach Auschwitz verschleppt, die
(nichtjüdische) Frau und die beiden Töchter überlebten nach Zwangsarbeit in
einem Arbeitslager. Die Mutter von Max Schohl (Johanna Schohl) kam 1942 in
Theresienstadt ums Leben.
1984 wurde eine Straße in Flörsheim nach Max Schohl benannt (Unweit des
Grundstückes seiner früheren Fabrik).
siehe bei Literatur: Buch von David Clay Large.
Jakob Altmaier (geb. 1889 in Flörsheim, Elternhaus in der Hochheimer
Str. 4; gest. 1963 in Bonn): nach Besuch
der Schule in Höchst sowie Lehrzeit in Frankfurt journalistisch tätig (schrieb 1912 die Vereinsgeschichte des Gesangvereins 'Sängerbund' in
Flörsheim); arbeitete für die Frankfurter Volksstimme und für die
'Flörsheimer Zeitung'; Weltkriegsteilnehmer; früh Mitglied bei der SPD; Korrespondent
der 'Frankfurter Zeitung', des 'Vorwärts' u.a.m.; im spanischen
Bürgerkrieg war er als Journalist tätig und berichtete für eine französische
Zeitung; lebte während des Zweiten Weltkrieges in Kairo; am 1. September 1948 Rückkehr nach Deutschland, vertrat den Wahlkreis Hanau-Gelnhausen seit 1949 als
Mitglied des Bundestages in Bonn; 1954 Ehrenbürger der Stadt Flörsheim. Hatte
Beziehungen zu zahlreichen Politikern seiner Zeit (Eisenhower, Kennedy, aber
auch Papst Pius XII, und Johannes XXIII.). Er wurde auf dem jüdischen Friedhof
in Flörsheim beigesetzt.
Nach der Familie Altmaier ist gleichfalls eine Straße in Flörsheim benannt. Vgl.
Publikation von Werner Schiele zu Jakob Altmaier s.u.
Zur Geschichte der Synagoge
Einen Betsaal gab es bereits im 17. Jahrhundert. Er
befand sich von 1656 bis 1672 in einem jüdischen Privathaus, das
sich an der Stelle der heutigen Gaststätte "Kartoffelstube" vor der
Galluskirche befand. 1672 brannte
dieses Haus jedoch ab, nachdem es von brandenburgischen Truppen auf dem
Durchmarsch durch Flörsheim angezündet wurde. Vermutlich wurde in der Folgezeit ein anderer Betsaal in
einem jüdischen Privathaus eingerichtet.
Seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts bemühten sich die Flörsheimer Juden um
den Bau einer Synagoge. 1710 konnte vom Mainzer Domkapitel ein 56 am
großes Grundstück erworben werden, auf
dem in den folgenden Jahren eine Synagoge mit der Innenraumfläche von rund 39
qm erstellt wurde. Sie ist am Sabbat
Nachamu des Jahres 1718 (13. August 1718 = 16. Aw 5478) eingeweiht worden. 1852
brach in der Synagoge ein Brand aus, der jedoch gelöscht werden konnte.
Freilich sind alte Urkunden, vor allem das Memorbuch der Gemeinde, dabei
zerstört worden.
Am Sabbat Nachamu des Jahres 1918 (20. Juli 1918 = 11. Aw 5678) wurde das
200jährige Bestehen der Synagoge in Anwesenheit des Bezirksrabbiners Dr.
Adolf Kober aus Wiesbaden feierlich begangen. Darüber berichtete auch die
überregionale jüdische Presse:
200-Jahrfeier der Synagoge in Flörsheim (1918)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. August 1918:
"Aus Flörsheim wird berichtet: die hiesige Synagoge konnte am 20.
Juli auf ihr 200jähriges Bestehen zurückblicken. Wegen des Krieges
musste auf eine weltliche Feier verzichtet werden, doch wurde das Fest
gottesdienstlich begangen. Herr Rabbiner Dr. Kober (Wiesbaden) hatte die
Leitung der Feier übernommen. Zu dem Festgottesdienst hatten die
christliche Geistlichkeit und die Gemeindeverwaltung des Ortes, an der
Spitze Herr Bürgermeister Lauck, sowie alle Flörsheimer Mitbürger
Einladungen erhalten und denselben Folge geleistet. Vom Vorstande der
hiesigen jüdischen Gemeinde wurden aus Anlass des Jubiläums dem
Bürgermeister 300 Mark für die hiesigen Armen überwiesen." |
|
Rechts: Berichte zur
200-Jahrfeier
in der "Flörsheimer Zeitung"
vom 20. (links) und 23. (rechts) Juli 1918 |
|
|
|
Anmerkung: Die Berichte
wurden noch nicht ausgeschrieben; zum Lesen bitte Textabbildungen
anklicken. |
Diebstahl in der Synagoge (1920)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 30. Januar 1920: "Flörsheim. In hiesiger Synagoge
wurde der Opferkasten seines Inhaltes beraubt. Es ist dies ein Zeichen der
Zeit, dass selbst den Dieben heute die Gotteshäuser nicht mehr heilig und
ehrwürdig genug sind. Glücklicherweise fiel den Dieben weiter nichts in
die Hände; scheinbar wurden sie in ihrem Handwerk gestört. Das
Vorkommnis sei eine Warnung, die Gotteshäuser in Zukunft auch bei Tag
diebessicher zu verschließen." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 6. Februar 1920: "In der Synagoge zu Flörsheim wurde der
Opferkasten seines Inhalts beraubt. Es ist dies ein Zeichen der Zeit, dass
den Dieben heute selbst die Gotteshäuser nicht mehr heilig und ehrwürdig
genug sind. Glücklicherweise fiel den Dieben weiter nichts in die Hände;
scheinbar wurden sie in ihrem Handwerk
gestört." |
1927 wurde die Synagoge umfassend renoviert und
erneut eingeweiht:
Wiedereinweihung der restaurierten Synagoge (1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli 1927: "Flörsheim
am Main, 1. Juli (1927). Ein Teil des Fleckens stand im Festschmuck.
Frohe festlich gekleidete Menschen durcheilten erwartungsvoll die
Ortsstraßen. Galt es doch, die Neueinweihung der altehrwürdigen Synagoge
zu begehen und den israelitischen Mitbürgern Flörsheims Gegenliebe und
Danke zu zollen, für alle die Beweise freundschaftlichen
Zusammengehörens, zu danken für die Bewiese der Freundschaft, wenn die
Israeliten auch ihre Häuser an christlichen Festen schmücken. Schon die
beiden Flörsheimer Lokalzeitungen forderten in der Woche vorher die
Bewohner der um die Synagoge gelegenen Häuser auf, ihre Häuser
festlich zu schmücken . Und so gestaltete sich der Zug der heiligen
Torarollen von der Wohnung des Herrn Joseph Altmaier bis zur Synagogen zu
einem wahren Triumphzuge. Tausende Menschen standen in andächtiger und
würdiger Haltung Spalier, als die heiligen Torarollen unter Vorantritt
von ca. 50 Kindern mit Fähnchen und in Begleitung der gesamten
Festgemeinde und vieler Gäste zum altehrwürdigen Gotteshaus getragen
wurden. In der Synagoge hatten sich unterdessen der bürgerliche
Gemeindevorstand, der katholische und protestantische Kirchenvorstand
versammelt. Beim Eintritt in das mit Blumen reich geschmückte, neu
hergerichtete Gotteshaus sang der Kantor aus Wiesbaden das Mah Towu.
Danach wurden die Torarollen in feierlicher Weise wie am Simchas Tora um
den Almemor getragne. Nach dem Einheben hielt Herr Bezirksrabbiner von
Wiesbaden die Festpredigt. Nach der Predigt wurde die Gedenktafel für die
beiden Gefallenen der hiesigen Gemeinde enthüllt. Nun folgte das
Minchagebet, verrichtet von Herrn Lehrer Stern - Rüsselsheim. Die
Synagoge, erbaut in 1718, ist nun ein reines Schmuckkästchen geworden und
fand die Bewunderung aller. Tausende von Personen besichtigten die
Synagoge, sodass sie am Mittwochnachmittag noch einmal zur Besichtigung
offen stand, da am Sonntag nicht alle Einlass finden konnten. Das Fest
zeigte so recht den religiösen Frieden in unserem, von jeglichem
Antisemitismus freien Orte. Ein Festbankett am Abend beschloss die schöne
Feier." |
|
Artikel in der
"Flörsheimer Zeitung" zur Wiedereinweihung der restaurierten
Synagoge |
|
|
|
|
Artikel vom 23. Juni 1927 |
Artikel vom 28. Juli
1927 |
"Kirchliche
Nachrichten" vom 30. Juni 1927 |
Danksagung vom 2. Juli 1927 |
Anmerkung: Die Berichte
wurden noch nicht ausgeschrieben; zum Lesen bitte Textabbildungen
anklicken. |
Über Gottesdienste in der Synagoge liegen ansonsten nur wenige Berichte vor
(vgl. jedoch die obigen Artikel zur Goldenen Hochzeit des Ehepaares Hersheimer
und zum Tod von Josef Hahn). Ein letzter Bericht liegt vom Dezember 1937
vor, als eine "Weihestunde" in der festlich geschmückten Synagoge
abgehalten wurde:
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1937:
"Flörsheim. 20. Dezember (1937). Am 19. dieses Monats versammelten
sich in der festlich geschmückten Synagoge die Juden von Flörsheim und
Umgebung zu einer Weihestunde, zu der Herr Altmaier geladen und die er
sorgfältig vorbereitet hatte. Der zahlreiche Besuch und die Anteilnahme
der Erschienenen zeigten, dass die Veranstaltung einem inneren Bedürfnis
entsprach. Die mahnenden und belehrenden Worte, die Herr Rabbiner Dr.
Bamberger, Mainz, in solch wundervoller Weise an die Versammlung richtete,
sind gewiss auf guten Boden gefallen, und ebenso gewiss haben die
liturgischen Gesänge, die Herr Oberkantor Lomnitz, Mainz, mit so viel
Wärme und Tiefe und mit seiner herrlichen Stimme vortrug, die Herzen
erhoben." |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge
am 10. November 1938 zerstört. Um die Mittagszeit dieses Tages kamen gegen
11.30 Uhr Nationalsozialisten, darunter viele Mitglieder der Rüsselsheimer SA
unter Anführung eines Flörsheimers zur Synagogengasse. Einer der SA-Leute
kletterte auf das Dach der Synagoge und entfernte den Davidstern. Der Gebetssaal
wurde völlig demoliert, der Toraschrein aus seiner Verankerung gerissen. Am
Nachmittag führte ein SA-Mann eine Schulklasse der Riedschule zur Synagoge. Die
Schüler setzten das Werk der Verwüstung fort. 1939 wurde das Synagogengebäude
verkauft und wenig später abgebrochen.
Von der ehemaligen Synagoge steht heute noch eine Außenmauer in der
Synagogengasse (Südmauer), weil diese mit dem angrenzenden Gemeindehaus
verbunden war. 1947 wurde durch den damaligen Flörsheimer Bürgermeister
fälschlicherweise berichtet, die Synagoge sei durch Brandbomben während des
Zweiten Weltkrieges zerstört worden. Seit 1968 erinnert ein Gedenkstein an die
Synagoge mit der Inschrift: "Hier stand von 1718-1938 die Synagoge der
jüdischen Gemeinde Flörsheim am Main. Zur Erinnerung an den 250. Jahrestag der
Errichtung und anlässlich der 30. Wiederkehr des Tages der Zerstörung dieses
Gotteshauses wurde von der Bürgerschaft der Stadt am 9.11.1968 dieser
Gedenkstein gesetzt."
Erhalten ist die restaurierte Mikwe (rituelles
Bad) in der Hauptstraße. Die Anlage wurde 1983 anlässlich von
Renovierungs- und Aufräumungsarbeiten wieder entdeckt und bis 1988 auf Grund
einer privaten Initiative restauriert. Das Tauchbad wurde vermutlich im 17./18.
Jahrhundert angelegt. Zu dem 4,80 Meter tief liegenden Tauchbecken führt eine
geradlinige steile Steintreppe. Das Bad wurde im Zusammenhang mit den in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhundert eingeführten Vorschriften der Behörden
über die Ritualbad-Anlagen aufgegeben. Im Mai 1837 ist ein neues ebenerdiges
Ritualbad angelegt worden, dessen Standort nicht bekannt ist.
Hinweis: In Flörsheim besteht eine Arbeitsgemeinschaft "Gedenken jüdischer
Mitbürger".
Adresse/Standort der Synagoge: Synagogengasse 2.
Fotos / Darstellungen
(Quelle: Paul Altaras, Bilder - Dokumente S. 53; neue
Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 10.8.2008).
Historische Darstellung/
Foto der Synagoge
|
|
|
|
Zeichnung Johann Weber, in:
Nassauische
Heimatblätter 1917/18 S. 83. |
Innenaufnahme:
Blick zum
Toraschrein |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Straßenschild
"Synagogengasse" |
Blick in die
"Synagogengasse", links die Mauer am Synagogengrundstück |
|
|
Blick von der
Synagogengasse auf
das von einer Mauer umgebebene
Grundstück der
ehemaligen Synagoge |
|
|
|
An der Mauer
angebracht: die Gedenktafel; links davon ein Fenster zum
Einsehen des
Grundstückes |
|
|
Grundstück der
zerstörten
Synagoge |
|
|
|
Blick über das
Grundstück der zerstörten Synagoge |
|
|
|
Psalm 29 an der erhaltenen
Innenwand der zerstörten Synagoge |
|
|
Text des Psalms 29
(übersetzt von Leopold Zunz): "Psalm von David. Spendet dem Ewigen,
Söhne der Mächtigen, spendet dem Ewigen Ehre und Triumph. Spendet dem
Ewigen seines Namens Ehre, bücket euch vor dem Ewigen im heiligen
Schmucke. Die Stimme des Ewigen erschallt über den Wassern, der Gott der
Ehre donnert, der Ewige über mächtigen Wassern. Die Stimme des Ewigen
erschallt mit Macht, die Stimme des Ewigen mit Majestät. Die Stimme des
Ewigen zertrümmert Zedern, und es zertrümmert der Ewige die Zedern des
Libanon; und lässt sie hüpfen wie Kälber, Lebanon und Schirjon wie
junge Re'emim. Die Stimme des Ewigen wirft zuckende Feuerflammen. Die
Stimme des Ewigen macht erbeben Wüste, erbeben macht der Ewige die Wüste
Kadesch. Die Stimme des Ewigen macht zittern die Eichen, und entblättert
die Wälder, und in seinem Palaste spricht Alles: Ehre! Der Ewige thronte
bei der Flut, und es thronet der Ewige als König immerdar. Der Ewige gibt
Macht seinem Volke, der Ewige segnet sein Volk mit Frieden." |
|
|
Gedenktafel
von 1968 |
|
Die Gedenktafel
mit der Inschrift: "Hier stand von 1718-1938 die Synagoge der
jüdischen Gemeinde Flörsheim am Main. Zur Erinnerung an den 250.
Jahrestag der Errichtung und anlässlich der 30. Wiederkehr des Tages der
Zerstörung dieses Gotteshauses wurde von der Bürgerschaft der Stadt am
9.11.1968 dieser Gedenkstein gesetzt" |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Januar 2008:
Gedenkstunde zum
Holocaust-Gedenktag |
Links:
Bericht von Andrea Remsberger zur Gedenkstunde am 27. Januar 2008
im "Wiesbadener Kurier" vom 28.Januar 2008.
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken. |
|
November 2010:
Gedenken an die Zerstörung der Synagoge |
Artikel von Elke Flogaus im "Wiesbadener Kurier" vom 11.
November 2010 (Artikel):
"Gebete auf Hebräisch
FLÖRSHEIM. MAHNWACHE Erstmals Rabbiner zu Gast bei Veranstaltung anlässlich der Pogromnacht.
Zur traditionellen Mahnwache zum Gedenken an die Reichspogromnacht am 9. November vor 72 Jahren, zu der wieder die SPD aufgerufen hatte, war erstmals ein jüdischer Geistlicher anwesend. Mit seiner Ansprache und Gebeten verlieh Rabbiner Shlomo Raskin von der Jüdischen Gemeinde Frankfurt der Gedenkstunde eine besondere Atmosphäre..." |
|
Januar 2011:
Gedenkstunde am "Holocaust-Gedenktag" |
Artikel vom 18. Januar 2011 aus der Website
der Stadt Flörsheim am Main (Artikel) |
|
November 2013:
Gedenkstunde am 75. Jahrestag
des Novemberpogroms 1938 |
Artikel von Elke Flogaus im
"Wiesbadener Kurier" vom 11. November 2013:
Gedenken an die Opfer der Pogromnacht in Flörsheim (Wiesbadener Kurier, 11.11.2013) |
|
März 2015:
Bericht zur Synagoge anlässlich einer Führung
mit Werner Schiele |
Artikel von Sascha Kröner im
"Höchster Kreisblatt" vom 17. März 2015: "Die
Brandbomben-Lüge..."
Link
zum Artikel |
|
März 2016:
Erweiterung der Gedenktafel an der
Synagoge
Anmerkung: die Gedenkstätte in der Synagoge wurde mit acht neuen
Namenstafeln für jüdische Personen erweitert, die aus Flörsheim nach
den Deportationen der NS-Zeit umgekommen sind. Ergänzend kamen dazu
Gedenktafeln für die Brüder Eugen und Rudolf Nördlinger, die
Geschwister Hugo May und Emma Kahn aus der Wickerer Straße), Henriette
Mina Mayer geb. Stein aus Weilbach, Hedwig Simon geb. Stern, Henriette
Friedberg geb. Stern, Lina Hecht. Die bis dahin angebrachte Tafel für
Leopold Mannheimer wurde entfernt, da dieser in die USA flüchten konnte.
Zwei weitere Tafeln wurden aktualisiert. |
Artikel von Sascha Kröner im
"Höchster Kreisblatt" vom 15. März 2016: "Gedenktafel an der Synagoge. Selbstmord aus Einsamkeit
Von SASCHA KRÖNER Werner Schiele hat recherchiert, welches Leid jüdischen Opfern des Nationalsozialismus aus Flörsheim widerfahren ist.
Das Schicksal der Flörsheimer Juden lässt Heimatforscher Werner Schiele keine Ruhe. Seiner unermüdlichen Arbeit ist es zu verdanken, dass Gedenktafeln am Standort des ehemaligen jüdischen Gotteshauses an die Opfer der Nationalsozialisten erinnern. Zu den bisherigen Namensschildern gesellten sich in den vergangenen Tagen acht neue Bronzetafeln..."
Link
zum Artikel |
|
Mai 2018:
Erste Verlegung von
"Stolpersteinen" in Flörsheim |
Es wurden in der Albanusstraße 2
"Stolpersteine" für die jüdische Familie des Chemiefabrikanten Max Schohl
verlegt. Zur Geschichte der Familie
https://www.stolpersteine-floersheim.de/in-gedenken-an
Dazu Artikel in der "Flörsheimer Zeitung":
https://www.verlag-dreisbach.de/home/floersheimer-zeitung/floersheim/richtigen-platz-id15410.html
Artikel von Elke Flogaus in der "Main-Spitze" vom 17. Mai 2018 "Feierstunde
unterstreicht Anliegen und Bedeutung des Projekts 'Stolpersteine'":
https://www.main-spitze.de/lokales/main-taunus/floersheim/feierstunde-unterstreicht-anliegen-und-bedeutung-des-projekts-stolpersteine_18770171
Weitere Informationen und Fotos siehe
https://www.stolpersteine-floersheim.de/ |
|
Juni 2018:
Veranstaltungen zum Gedenken an
300 Jahre Geschichte der Synagoge in Flörsheim |
Artikel von Barbara Schmidt in der
"Frankfurter Neuen Presse" vom 5. Juni 2018: "Gedenken. Die Synagoge ist
verschwunden, aber nicht vergessen.
Vor 300 Jahren wurde die jüdische Synagoge in Flörsheim eingeweiht. Es war
die erste im heutigen Main-Taunus-Kreis. Eine vierteilige
Veranstaltungsreihe ist dem Gedenken gewidmet.
Über zunehmenden Antisemitismus in Deutschland wurde in den vergangenen
Monaten immer wieder berichtet. Erst im Mai hatte daher die Stadt Frankfurt
zu einem Zeichen der Solidarität unter dem Motto 'Zeig’ Gesicht und Kippa'
aufgerufen. Dass 'die Entwicklungen in jüngster Zeit solche
Veranstaltungen', wie sie jetzt in Flörsheim anstehen, 'umso wichtiger
machen', sprach denn auch gestern Pfarrer Willi Schelwies, der Vorsitzende
der Gesellschaft für Christlich Jüdische Zusammenarbeit Main-Taunus (CJZ) im
Rathaus der Mainstadt an. Vorgestellt wurde dort das 'kleine, überschaubare,
aber feine Programm', so Bürgermeister Michael Antenbrink, das dem 300.
Jahrestag der Einweihung der Synagoge in Flörsheim gewidmet ist. Das am 27.
Juli 1718 feierlich eingeweihte Versammlungshaus für den jüdischen
Gottesdienst wurde allerdings vor 80 Jahren, in der Reichspogromnacht des 9.
November 1938, zerstört. 1939 wurde das, was übriggeblieben war, verkauft
und abgebrochen. Seit 1968 erinnert eine Sandstein-Tafel in der
Synagogengasse, nur ein paar Schritte entfernt von der katholischen
Pfarrkirche St. Gallus, an den Ort, an dem sich die jüdische Gemeinde
Flörsheim über 220 Jahre zum Gebet versammelt hatte. 'Es war die älteste
Synagoge im Nassauischen Bereich', hebt Willi Schelwies hervor, dass diese
auch überregionale Bedeutung gehabt habe. Der CJZ sei es daher ein Anliegen,
mit der Veranstaltungsreihe anlässlich des 300. Jahrestages der Einweihung
deutlich zu machen, 'dass die jüdische Gemeinde ein Teil Flörsheims war'.
Das soll zuvorderst am Sonntag, 29. Juli, um 17 Uhr mit einem
Gedenkgottesdienst in der Kulturscheune, Rathausplatz 5, geschehen. Dazu
kommt der Kantor der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden, Dr. Martin Pam, nach
Flörsheim. Für einen jüdischen Gottesdienst brauche es mindestens zehn
jüdische Männer, erläuterte Jacob Gutmark, Vorsitzender des Landesverbands
der Jüdischen Gemeinden Hessens. Die Gemeinde Wiesbaden werde sicherstellen,
dass diese Voraussetzung erfüllt werden könne. Teilnehmen wollen laut
Bürgermeister Antenbrink auch Vertreter der Evangelischen und der
katholischen Gemeinde. Der Gottesdienst sei, wie alle jüdischen
Gottesdienste, öffentlich, wies der CJZ-Vorsitzende Schelwies hin. Zum
Jahrestag erscheint zudem eine Broschüre über die Geschichte der
Synagoge. Am Sonntag, 19. August, laden CJZ und Stadt, die von einer
Reihe von Sponsoren unterstützt werden, zu einem 'musikalischen Streifzug
durch die jüdische Geschichte' ein. Beginn ist wieder um 17 Uhr in der
Kulturscheune. Die in Flörsheim lebende Pianistin Monica Gutman und der
Cellist Ramón Jaffé bringen Stücke von Ernest Bloch, Don Jaffé, Erwin
Schulhoff, Friedrich Gernsheim und Leon Gurvich zu Gehör. Dies sei 'in
erster Linie sehr, sehr gute Musik', betonte Monica Gutman, die aber auch
große Emotionen hervorrufen könne, sagte sie mit Blick gerade auf das vom
Tagebuch der Anne Frank inspirierte Stück von Leon Gurvich. Eintrittskarten
(12 Euro) gibt es im Bürgerbüro. Am 30. August steht eine Exkursion per Bus
zu Jüdischen Friedhöfen im Main-Taunus-Kreis auf dem Programm. Mit dabei ist
auch Werner Schiele, ein absoluter Kenner, wenn es um die Geschichte der
jüdischen Gemeinde in Flörsheim geht. Die Exkursion dauert von 13 bis 18.30
Uhr, die Teilnahme kostet 19 Euro. Anmeldungen nimmt das Bürgerbüro, Telefon
(0 61 45) 955-110, entgegen. Am Sonntag, 21. Oktober, beschließt ein
Stadt-Rundgang mit Werner Schiele 'Auf den Spuren der jüdischen
Vergangenheit' das Programm. Treffpunkt ist um 15 Uhr vor St. Gallus,
Hauptstraße 28. Die Teilnahme ist kostenfrei."
Link zum Artikel |
|
Juli 2018:
Gedenkgottesdienst und weitere
Veranstaltungen zum 300. Jahrestag der Synagogeneinweihung
|
Artikel von Bernd Bauschmann in den
MTK-news.de vom 18. Juli 2018: "Gedenkgottesdienst zum 300-jährigen Jubiläum
der Flörsheimer Synagoge
Die Stadt Flörsheim am Main lädt am Sonntag, 29. Juli, 17 Uhr, zu einem
jüdischen Gedenkgottesdienst in die Kulturscheune, Rathausplatz 5, ein.
Anlass ist die Einweihung der Flörsheimer Synagoge vor 300 Jahren. Das
300-jährige Jubiläum bezeugt das lange Zusammenleben und die gemeinsame
Geschichte von Flörsheimerinnen und Flörsheimern christlichen und jüdischen
Glaubens. Heute ist von dem einst in der Synagogengasse gelegenen jüdischen
Bethaus allerdings nur noch eine gleichzeitig zu einem Nachbarhaus gehörende
Seitenwand erhalten. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Synagoge
im Zuge des Novemberpogroms 1938 verwüstet und im Frühjahr 1939 abgerissen.
Den jüdischen Gottesdienst hält Dr. Martin Pam von der jüdischen Gemeinde
Wiesbaden. Die anwesenden männlichen Teilnehmer benötigen dazu eine Kippa
oder eine andere Kopfbedeckung. Im Anschluss an den Gottesdienst spricht der
Flörsheimer Historiker Werner Schiele zur Geschichte der Flörsheimer
Synagoge. Danach gibt es in den Räumen der Kulturscheune noch einen kleinen
Empfang, zu dem koschere Speisen und Getränke gereicht werden.
Weitere Veranstaltungen anlässlich des Synagogen-Jubiläums sind am Sonntag,
19. August, 17 Uhr, das Konzert mit Monica Gutman und Ramón Jaffé in der
Kulturscheune, das von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische
Zusammenarbeit im Main-Taunus-Kreis veranstaltet wird. Des Weiteren startet
am Donnerstag, 30. August, 13 Uhr, eine Busexkursion zu den jüdischen
Friedhöfen in Flörsheim am Main, Wallau-Massenheim sowie nach Bad Soden am
Taunus. Schließlich führt Werner Schiele am Sonntag, 21. Oktober, 15 Uhr,
auf einem Rundgang durch die jüdische Geschichte Flörsheims..."
Link zum Artikel |
|
August 2018:
"Verlobter Tag" in Flörsheim mit
christlicher-jüdischer Beteiligung - Erinnerung an 300. Jahrestag der
Synagogeneinweihung |
Artikel in der "Main-Spitze" vom 24. August
2018: "Glaubensgespräch statt einer Predigt
Rabbiner und Pfarrer gestalten am 352. Verlobten Tag gemeinsam den
Festgottesdienst in Flörsheim. Das Leitwort lautet: 'Ihr sollt mir als ein
heiliges Volk gehören.'
FLÖRSHEIM - Am Montag, 27. August, wird der 352. Verlobte Tag gefeiert.
Damit erfüllen die Flörsheimer Christen ihr Gelöbnis aus dem Jahre 1666, das
sie damals unter Pfarrer Laurentius Münch in einer Zeit der höchsten Not
abgelegt haben. Der 352. Verlobte Tag steht unter dem Leitwort: 'Ihr sollt
mir als ein heiliges Volk gehören.' Das biblische Wort, das für den
diesjährigen Festtag ausgewählt wurde, ist der Erzählung des zweiten Buches
Mose (Exodus) entnommen. Dort wird berichtet, wie das jüdische Volk durch
die Hand Gottes und unter der Führung Mose aus Ägypten fliehen kann und am
Berg Sinai das Bundesangebot Gottes erhält. Für das Judentum seien diese
Verse ein kostbares Gut, da sie den Erwählungsgedanken Israels hervorheben,
heißt es im Programm der katholischen Gemeinde zum Verlobten Tag. Gerade
dies sei im Laufe der Religionsgeschichte zum Einfallstor für gezielte
Neidkampagnen, für Hass und Verfolgung gegenüber dem jüdischen Volk gewesen.
Auch das Verhältnis zwischen Juden und Christen sei belastet, da selbst die
Kirche Feindseligkeiten gehegt und Pogrome gegen das jüdische Volk
angetrieben und unterstützt habe.
Eng mit jüdischer Kultusgemeinde verbunden. Die Geschichte des
Verlobten Tages in Flörsheim sei daher auch eng mit der Geschichte der
jüdischen Kultusgemeinde von Flörsheim verbunden, deren erste Synagoge sich
in der unmittelbaren Nachbarschaft zur Galluskirche befand: bis in die
1930er Jahre hätten die jüdischen Flörsheimer an der Feier des Verlobten
Tags teilgenommen, indem sie mit einer Station auf dem Prozessionsweg an die
jüdischen Opfer der Pest erinnerten. In diesem Jahr erinnert sich Flörsheim
an die Weihe der Synagoge am 13. August 1718, also vor 300 Jahren. In
der Pogromnacht 1938, also vor nunmehr 80 Jahren, wurde das Gotteshaus durch
die Hand der Nazischergen verwüstet. In Erinnerung an die Weihe der Synagoge
1718 und an die Pogromnacht von 1938 möchte das diesjährige Thema des
Verlobten Tags den wichtigen jüdisch-christlichen Dialog in den Blick nehmen
und damit auch an die Freundschaft der beiden Kultusgemeinden erinnern.
Zeichen gegen jede Form des Antisemitismus. Der Verlobten Tag 2018
soll ebenso zu einem Zeichen gegen jede Form des Antisemitismus und gegen
jegliche Feindseligkeiten gegenüber jüdischen Mitbürgern in Deutschland
werden. Der Darmstädter Rabbiner Jehoschua Ahrens, zugleich Beauftragter für
interreligiösen Dialog des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in
Hessen, wird zusammen mit Pfarrer Sascha Jung im Festgottesdienst anstelle
der Predigt ein Glaubensgespräch führen. Ebenso wird die Prozession auf dem
Weg zum ersten Altar an der Synagogengasse halten, wo Rabbiner Ahrens das
Gebet 'El male Rahamim' ('Gott voller Erbarmen') sprechen wird, um an die
verstorbenen jüdischen Mitbürger zu erinnern."
Link zum Artikel |
|
November 2018:
Bericht aus dem Verein
Stolpersteine-Flörsheim |
Artikel von Hildegard Klockner im
"Wiesbadener Kurier" vom 22. November 2018: "Rückblick auf das erste
Jahr. Der Verein Stolpersteine-Flörsheim zieht ein Jahr nach Gründung
Bilanz. Bei Google-Maps sind die ersten fünf Stolpersteine bereits als
'historische Sehenswürdigkeit' zu finden.
FLÖRSHEIM - Ein Jahr nach seiner Gründung trafen sich die Mitglieder
des Vereins Stolpersteine-Flörsheim zu ihrer ersten Hauptversammlung im
Stadthallen Restaurant. Vorsitzender Christian Melchior konnte 14 Männer und
eine Frau begrüßen. Insgesamt hat der Verein 27 Mitglieder. Mit einem großen
Rahmenprogramm wurden am 15. Mai die ersten fünf Stolpersteine mit dem
Künstler Gunter Demnig in der Albanusstraße verlegt. Der Vorstand freut
sich, dass die fünf Flörsheimer Stolpersteine bei Google-Maps bereits als
'historische Sehenswürdigkeit' hinterlegt sind.
Der Vorstand wird einstimmig entlastet. Die Kasse konnte nach einem
Jahr mit einem Guthaben abgeschlossen werden, auch dank zweier guter
Sponsoren wie Markus Ochs (470 Euro) und einer Firma aus Israel (525 Euro).
Der Vorstand wurde einstimmig bei einer Enthaltung entlastet. Es habe
'anonyme, beleidigende Briefe' an den Vorstand gegeben, die aber nicht
antisemitisch waren. Selbst aus München habe eine Frau sich gemeldet und
aufgefordert, 'das sein zu lassen'. Christian Melchior wies auf die
bekannten Argumente hin: So bezeichne der Künstler die Stolpersteine als
eine 'Verbeugung vor den Opfern', für die Kritiker 'werden die jüdischen
Mitbürger mit Füßen getreten'. Dessen ungeachtet will der Verein im nächsten
Jahr, vermutlich Mitte Juni, fünf weitere Stolpersteine verlegen. Kontakt
sei bereits mit dem Künstler aufgenommen worden. Es soll an drei
Euthanasieopfer (Ludwig Allendorf aus Wicker, die Schwestern Anna Maria und
Margarete Schick) sowie an die zwei jüdischen Opfer Martin und Jakob
Altmaier erinnert werden. 'Es ist uns wichtig, nicht nur auf jüdische Opfer
hinzuweisen und auch auf Opfer in der Gesamtstadt', so der zweite
Vorsitzende des Vereins, Bürgermeister Bernd Blisch (CDU). Mit einer
weiteren Aktion soll auf die polnischen und russischen Zwangsarbeiter
aufmerksam gemacht werden, die in der ehemaligen Jahnturnhalle untergebracht
waren. Hier denkt der Vorstand an eine 'Stolperschwelle'. Die kostet bis zu
1800 Euro, das Verlegen eines Stolpersteins 120 Euro. Melchior wies auf das
Opelhauptportal in Rüsselsheim hin, wo es eine solche Schwelle im Boden
bereits gibt.
Verstärkt soll in den weiterführenden Schulen Flörsheims für die Anliegen
des Stolpersteine-Vereins geworben werden. Melchior hofft, so Jugendliche
für die Flörsheimer Geschichte zu begeistern. Mit dem Lehrer Sascha Schulz
am Graf-Stauffenberg-Gymnasium habe man bereits einen Ansprechpartner. Ein
Team des Künstlers Gunter Demnig bietet Workshops an Schulen an. Blisch
erzählte von einer Wiesbadener Schule, die die Smartphone-Begeisterung der
Schüler nutzte, um eine App zu erstellen, die anzeigt, wo überall
Stolpersteine zu finden sind. Thomas Probst sprach von einem 'Aha-Effekt'
und 'Wow-Gefühl', wenn Jugendliche in anderen Städten Stolpersteine
entdeckten und wüssten, was es damit auf sich hat."
Link zum Artikel |
|
Juni 2019:
Zweite Verlegung von
"Stolpersteinen" in Flörsheim |
Es wurden "Stolpersteine" verlegt in der Hochheimer Str. 4 für die jüdischen
Personen Martin Altmaier und Jakob Altmeier sowie für drei nichtjüdische
Opfer der "Euthanasie"-Aktion.
Informationen zu den Personen sowie Fotos der Verlegungsaktion siehe
https://www.stolpersteine-floersheim.de/ |
|
Februar 2020:
Synagogeninschrift wird saniert
|
Artikel in der "Main-Spitze" vom 25. Februar
2020: "Synagogen-Inschrift in Flörsheim wird saniert
Die Bemalung einer Innenwand der ehemaligen Synagoge ist nur noch schwer zu
erkennen. Das soll sich ändern. Der Ortsbeirat beschließt einstimmig einen
Antrag der freien Bürger.
Flörsheim (etz). Die verblasste und nur noch schwer zu erkennende Bemalung
einer Innenwand der ehemaligen Flörsheimer Synagoge soll erneuert werden.
Von dem im November 1938 geschändeten und später abgebrochenen jüdischen
Gotteshaus ist nur noch die ehemalige Innenwand mit dem gemalten Schriftzug
erhalten.
Mit dem Abbruch der Synagoge ist die ehemalige Innenwand zur Außenwand des
Nachbargebäudes geworden, das im Besitz der stadteigenen Baugesellschaft
Terra ist. Eine Überdachung schützt die Inschrift vor Regen. Die Bemalung
selbst ist durch ein Fenster in der Grundstücksmauer in der Synagogengasse
zu sehen.
Ein einstimmig beschlossener Antrag der freien Bürger fordert nun, die Wand
zu restaurieren und den Schriftzug zu erneuern. Die Wand trägt auch
Plaketten zur Erinnerung an die Flörsheimer Opfer der Judenverfolgung im
Dritten Reich und ist im November regelmäßig Ort von Gedenkveranstaltungen."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,1 S. 236. |
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 181-185. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 53. |
| Thea Altaras: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 139-141 (ausführlich
zu dem rituellen Bad mit Literaturangaben). |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 232-234. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 543-544. |
| Werner Schiele: Juden in Flörsheim am Main. Die
Geschichte einer Minderheit auf dem Lande. 512 S. Flörsheim/Main 1999. |
| ders.: An der Front der Freiheit - Jakob Altmaiers Leben
für die Demokratie. Flörsheim 1991. |
| ders.: Die neu entdeckte Mikwe in Flrösheim am Main. In:
Jahrbuch des Main-Taunus-Kreises. 2003 S. 185-190. |
| David Clay Large: Einwanderung abgelehnt. Wie eine
deutsche Familie versuchte, den Nazis zu entkommen. (Originaltitel: And the
World Closed its Doors. Aus dem Amerikanischen von Karl Heinz Siber).
Blessing Verlag 2004 (ISBN 3-89667-201-0).
Dargestellt wird die Geschichte der Familie des Chemiefabrikanten Max
Schohl. |
| Artikel "Vorlage wird überarbeitet. Legendenschild in
Dr. Max-Schohl-Straße ist immer noch nicht ersetzt". In:
Rhein-Main-Presse - Main-Spitze vom 18.11.2006: online
zugänglich. |
| Monica Kingreen: "Die Juden sind zur Auswanderung
schärfstens anzuhalten". Dokumente belegen, dass NS-Landrat
Brunnträger eifrig bestrebt war, den Main-Taunus-Kreis
"judenfrei" zu machen. In: Frankfurter Rundschau. Rhein-Main &
Hessen vom 11.12.1999. |
|
Dokumentation "...man müsste einer späteren Generation Bericht
geben...". Hattersheim 2013. Informationen
in der Website der Stadt Hattersheim.
In dieser Publikation finden sich Biographien zu den Opfern der NS-Zeit
aus Hattersheim, Eddersheim und Okriftel. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Floersheim
Hesse-Nassau. Jews settled there in the early 17th century and their synagogue (dating
from 1718) was the oldest in Nassau. Numbering 114 in 1842, the community
declined to 45 (1 % of the total) in 1905. Under the Weimar Republic, it drew
members from neighboring villages and was affiliated with the rabbinate of
Wiesbaden. Thirty Jews remained on Kristallnacht (9-10 November 1938),
when the synagogue was vandalized by SS troops from Ruesselsheim. Of the 45 Jews
who left after 1933, 21 emigrated; ten perished in Nazi death camps.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|