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in Fürth
Fürth (Mittelfranken)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt
von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er-Jahre
Das jüdische Krankenhaus ("Israelitisches Hospital")
Übersicht:
Zur
Geschichte des jüdischen Krankenhauses ("israelitisches Hospital") in
Fürth
Die Geschichte des jüdischen Krankenhauses in Fürth geht in das 17.
Jahrhundert zurück. Nach der Fürther Stadtchronik wurde bereits 1653
in Fürth ein jüdisches Spital ("Kranken- und Pfründnerhaus") neben
dem jüdischen Friedhof errichtet. Damit gehörte es zu den ältesten jüdischen Krankenhäusern Deutschlands.
In ihm wurden Kranke teils auf Kosten der jüdischen Gemeinde, teils auf Kosten der jüdischen Hausvorstände, z.B. wenn Dienstboten derselben erkrankten, verpflegt.
Außer dem Pflegepersonal waren am Krankenhaus ein jüdischer Arzt, ein christlicher Wundarzt und eine jüdische Hebamme angestellt.
Das Krankenhaus war in einem wiederaufgebauten Haus neben dem damaligen
Friedhofstor in der heutigen Rosenstraße/Ecke Schlehenstraße (spätere Adresse Rednitzstraße 26)
eingerichtet. Zum Krankenhaus gehörte eine Synagoge ("Spitalschul",
"Hospitalsynagoge")
auf dem Grundstück mit der späteren Adresse Rednitzstraße 28 (Adressen
Rednitzstraße bestehen heute nicht mehr).
Aus den erhaltenen Akten zur Geschichte des israelitischen Hospitals geht
hervor, dass 1802 die Hospitalseinrichtung des Krankenhauses verbessert wurde und es seit 1828 intensive
Bemühungen um den Bau eines neuen israelitischen Hospitals gegeben
hat.
Zur Errichtung des neuen Krankenhauses in der Theaterstraße erwarb die jüdische Gemeinde Fürth
1839 um 1.550 Gulden den Baumgarten eines Bäckermeisters und ließ den Bau in den folgenden Jahren aufführen. Am
1. November 1846 fand die feierliche Eröffnung des neuen Spitals statt, dessen Kosten größtenteils durch Stiftungen, durch Privatbeiträge von Gemeindemitgliedern, wobei sich
die Familie Königswarter besonders hervortat, gedeckt wurden. Das Hospital war
sowohl für die Aufnahme von Kranken bestimmt, als auch für die Unterbringung
von "Pfründnern" der Gemeinde (verarmte Menschen, die nicht mehr für
ihren Lebensunterhalt sorgen konnten; für sie bestand im Hospital die
"Pfründneranstalt"). Mit der Einweihung des Krankenhauses wurde ein -
nach den Plänen von 1841 im oberen Stockwerk vorgesehene - Betsaal
eingeweiht, allerdings wurden zunächst erst das Erdgeschoss und das erste
Stockwerk erstellt. Für die Durchführung
der Gottesdienste wurde das Amt eines "Vorsängers in der
Hospitalsynagoge" geschaffen; zeitweise war dieses Amt - wie auch das
eines Schochet - mit der
Hospitalverwalterstelle verbunden.
Nachdem abzusehen war, dass die Erweiterung des Krankenhauses finanzierbar war,
wurde diese 1864 mit einem Aufwand von 12.000 Gulden durchgeführt. Dabei wurde das
Gebäude um das bereits in den Plänen von Konrad Jordan (1841) vorgesehene
zweite Stockwerk vergrößert. Schon in den Kriegen 1866 und 1870/71 wurde
eine große Zahl verwundeter Soldaten in Pflege genommen. 1881 wurde es als Reservelazarett für den Mobilmachungsfall zur Unterbringung von 20 Kranken in Aussicht genommen.
1910 wurde ein gut ausgestatteter Operationssaal eingerichtet. Im November 1913 sprach eine amtsärztliche Besichtigung ihre Anerkennung über die Einrichtung der Anstalt aus.
Aus den Reihen des Personals werden bis Anfang des 20. Jahrhunderts - neben dem Pflege-
und Sanitätspersonal, Krankenwärtern, Dienstboten und weiteren Angestellten -
insbesondere genannt: die für den Krankenhausbetrieb verantwortlichen "Hospitalverwalter"
(vgl. Ausschreibung der Stelle von 1904 s.u.): 1830 bis 1846 Joseph Ehrlich,
1846 bis 1863 Jacob Reis aus Hagenbach, 1863 bis 1866 Abraham Hartmann, 1866 bis
1904 Mathias Lichtenstädter, 1904 bis 1907 Michael Neuberger (siehe Berichte
unten); die Ärzte:
u.a. der Armenarzt Isaak Joseph Feust von 1824 bis 1842, der
Armenarzt Dr. Moritz Weichselbaum von 1842 bis 1849, der Hospitalwundarzt G. M.
Scheidig von 1847 bis 1870, der Chirurg Heerdegen von 1824 bis 1830; die Armen-
und Hospitalbader: 1829 bis 1862 Lippmann Merzbach, um 1866 Sigmund
Merzbacher, um 1878 Samuel Springer; die Vorsänger in der
Hospitalsynagoge (vgl. Ausschreibung der Stelle 1900 s.u.): 1835 bis 1864 David
Apoltstein, 1862 bis 1863 Jacob Krakauer, 1863 bis 1900 Moritz Kargau, 1904 bis
1907 war der Hospitalverwalter Michael Neuberger zugleich Vorbeter und Schochet
im Haus.
Sofort nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden weitere Betten und Wäsche
für das Haus angeschafft, um dieses für Lazarettzwecke verwenden zu können. Bis
Kriegsende wurden viele Hunderte von Verwundeten und Kranken im israelitischen Hospital zu Fürth
zu Pflege und Heilung aufgenommen, wofür ihm nach Auflösung des Lazaretts 1919
der Dank und die Anerkennung der Behörden ausgesprochen wurde.
1928 fand eine durchgreifende Erneuerung des Hauses statt. Eine neue
Heizung wurde eingebaut, die Operationssäle wurden nach modernen wissenschaftlichen Grundsätzen
ausgestattet. Dabei sind neueste Apparate angeschafft worden, sodass
sich die gesamten Einrichtungen Anfang der 1930er-Jahre mit jedem anderen Krankenhaus messen
konnten.
In die furchtbaren Ereignisse beim Novemberpogrom 1938 war auch das
Krankenhaus einbezogen. In einem Bericht über die Situation im Krankenhaus ist
zu lesen: "Die Verletzten, aber auch solche, die Selbstmord versucht
hatten, brachte man in das jüdische Krankenhaus in Fürth. In der Mehrheit
handelte es sich um Kopfverletzungen durch Schläge, bei einigen Frauen, die
ihre Männer schützen versucht hatte, waren die Handgelenke gebrochen. Das
Gebäude war bald so überfüllt, dass die Patienten auf dem Boden und in den
Fluren liegen mussten. SA-Leute ließen viele der Eingelieferten (selbst solche,
die operiert werden mussten), Ärzte und Krankenschwestern, eine geschlagene
Stunde stramm stehen". Im Anschluss daran blieb nur den Schwerverletzten
der Marsch auf den "Schlageterplatz", die heutige Fürther Freiheit,
und weitere Torturen erspart.
Unter schwierigsten Bedingungen konnte das Krankenhaus noch in der Folgezeit weiterbetrieben werden. Dr. Leo Daniel, einer der
Krankenhausärzte, beging nach einem gescheiterten Fluchtversuch vor der
Deportation 1943 Selbstmord. Im November 1943 übernahm die
Stadtverwaltung Fürth das von der Gestapo nach den Deportationen zwangsweise geschlossene Haus als Hilfslazarett.
1945 wurde das Gebäude der Israelitischen Kultusgemeinde zurückgegeben. Es
wurde unter anderem als Altenheim, Kindergarten, Religionsschule oder
Mazzes-Backstube verwendet. Derzeit wird es als Wohnhaus und Altenheim genutzt.
Adresse des ehemaligen jüdischen Krankenhauses: Theaterstraße 36.
Fotos / Pläne
Das alte israelitische
Hospital und
Pfründnerhaus am jüdischen Friedhof
(um 1935)
(Quelle: Central Archives Jerusalem s.u.) |
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Blick auf das Gebäude vom
Friedhof aus |
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Baupläne für das
neue israelitische Hospital
(gezeichnet von Konrad Jordan, 1841;
Quelle: Stadtarchiv Nürnberg Reg. v. Mfr.
K.d.I., Abg. 1932, Tit. V Nr.
305 II) |
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Vorderansicht mit
Eingang |
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Erdgeschoss mit Wohnung des
Verwalters, Küche, Speisekammer
und Wirtschaftsräumen |
Erster Stock mit
Krankenzimmern |
Zweiter Stock mit Betsaal
(Männer- und Frauenbereich)
sowie Krankenzimmern |
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Fotos aus einem
"Fotoalbum über das israelitische Hospital" von 1936
(aufbewahrt in den Central Archives Jerusalem, Bestand D/Fu 1, Nr.
899,
s.u. Quellen - pdf-Datei S. 45) |
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Das israelitische Hospital um
1935 |
Die "Spitalsynagoge"
um 1935 |
Das Verwaltungszimmer |
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Dokument aus
der Geschichte
des Israelitischen Hospitals
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
Kirchheim / Ries) |
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Es handelt sich bei dem Schreiben um einen Vordruck, der dann nur mit den fehlenden Daten und Informationen vervollständigt werden musste.
Die nachfolgend kursiv und fettgedruckten Wörter und Buchstaben sind der
Vordruck |
Israelitisches Hospital Fürth.
Nachdem der Herr Oberrabbiner Dr. Loewi dahier die von Herrn David Nördlinger in
Pflaumloch
zum Hospitalfond legirten, von Herrn Rechtsconsulenten Nördlinger als Testamentsvollstrecker übersendeten zweihundert Gulden
einbezahlt hat, so wird demselben hiermit bezeugt, daß das Hospital die Verpflichtung übernommen hat, am Jahrzeittage
des am 6.September 1870,
das ist : 10. Elul 5630 in Pflaumloch verstorbenen Herrn David Nördlinger
alljährlich in der Hospitalsynagoge die ritualmäßigen Gebete sagen zu laßen und
eine Jahrzeitkerze zu brennen.
Die Kerze muß eine Wachskerze sein, die Person welche Mischna und Kadischvorträgt, erhält aus den Zinsen der Stiftung zwey Gulden.
Fürth, am 26. Maerz 1871
Vorstand der Isr. Kultus - Gemeinde.
Der zur Zeit Vorsitzende - ???
Kassier - ???
Rückseite: Das seit mehr als hundert Jahren bestehende, 1846 mit einem Aufwand von 30000 fl neu gebaute und 1864 mit einem Aufwand von 12000 fl bedeutend
vergrößerte Israelitische Hospital Fürth besteht aus einer Pfründner - und einer Kranken - Anstalt.
In der Ersteren finden hülfsbedürftige gesunde Personen auf Lebensdauer vollständige Verpflegung, in der Letzteren werden Kranke entsprechend
ärztlich behandelt und verpflegt.
Die Verwaltung des Hospitals wird vom Vorstand der Israelitischen Kultus-Gemeinde und der Israelit. Armenkommission geführt und mittels täglicher
Besichtigung durch einen Krankenpfleger überwacht. Zur Handhabung der Hausordnung ist ein eigener Verwalter mit dem nöthigen Wärter - und
Dienst - Personal angestellt.
Die ärztliche Behandlung der Kranken besorgt der Hospitalarzt und der Hospitalwundarzt.
Der Fond des Hospitals ist im Kapitalstock unangreifbar und als eine nur für jüdische Glaubensgenossen bestimmte Stiftung im Sinne des Tit. IV. §. 9. Abs. 4.
der Verfassungs - Urkunde anerkannt.
In der Haussynagoge wird täglich Gottesdienst gehalten, an welchem sämmtliche im Hospital befindliche Pfründner und Kranke -- soweit es ihre Gesundheit
erlaubt -- unter Aufsicht eines Armenpflegers Theil nehmen.
In der Synagoge befinden sich Tafeln, auf denen die Namen der Wohlthäter des Hospitals verzeichnet sind.
Dort läßt auch das Hospital für das Selenheil seiner verstorbenen Wohlthäter die ritualmäßigen Gebete abhalten und die Jahrzeitlichter brennen.
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Druck von J. Sommer in Fürth. |
Berichte
aus der Geschichte des jüdischen Krankenhauses
Die nachstehend wiedergegebenen Texte wurden in jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts gefunden. Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.
Bericht aus der
jüdischen Gemeinde, u.a. Eröffnung des neuen
jüdischen Hospitals (1846)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 16. November 1846: "Fürth, 1. November (1846). Sie
erhalten sehr selten Berichte über die Zustände der hiesigen Gemeinde,
wahrscheinlich weil man bei uns noch nicht gewohnt ist, Alles sogleich vor
das öffentliche Forum zu bringen, besonders aber weil unsere
Verhältnisse seit den letzten Ministerialreskripten einen ziemlich
stabilen Charakter angenommen haben. Wenn auch die Gereiztheit zwischen
den beiden sich gegenüberstehenden Parteien (sc. liberale und
orthodoxe Gruppen in der Gemeinde) nicht mehr in lichte Flammen
auflodert, so gärt und glüht es doch beständig in den Herzen, und
leider ist an keine aufrichtige Einigung zu denken, so lange es im
Interesse oder im Hange einzelner Parteiführer liegt, die Spannung zu
unterhalten. Wenn aber dadurch auch die Entwicklung manches Schönen und
Zeitgemäßen gehemmt wird, so ist es doch erfreulich wahrzunehmen, dass
die allgemeinen Angelegenheiten darunter weniger leiden. Die
Gemeindeverwaltung kann wohl eine musterhafte genannt werden, und es ist
dem hiesigen Vorstande gelungen, nicht nur die größte Ordnung hierin
einzuführen, sondern auch - trotz der großen Belastung der Gemeinde -
eine bedeutende Summe an früheren Schulden zurückzuzahlen. Besonders
aber muss es den Menschenfreund freuen, wenn er den stets so regen und
lebendigen Wohltätigkeitssinn in der hiesigen Gemeinde beobachtet.
Dazu gab ihm unter anderem heute die Eröffnung einer Anstalt Gelegenheit,
die davon das schönste und dauerndste Zeugnis ablegt. Es wurde
nämlich das neue jüdische Hospital eingeweiht, das mit großen
Opfern, großenteils durch Privatspenden, gegründet, nur durch die
unglaubliche Hingebung und Menschenliebe der sich dafür interessierenden
Männer, |
insbesondere
des ersten, rechtskundigen Herrn Bürgermeisters zustande gebracht werden
konnte. Das neu aufgeführte und äußerst zweckmäßig eingerichtete
Gebäude ist teils zur Aufnahme von Kranken, teils aber und besonders zur
Versorgung verarmter Gemeindeglieder, sogenannte Pfründner bestimmt.
Rührend war der heute erfolgte Umzug dieser Letzteren aus ihrem
bisherigen engen und morschen Wohnsitze in die neuen, freundlichen Räume,
die von nun an ihrem beständigen Aufenthalte gewidmet sind; erhebend und
allen Anwesenden unvergesslich war der Akt der Einweihung in dem
prächtigen darin befindlichen Betsaale; stolz und mit frohem Selbstbewusststein
konnte jeder Beteiligte auf das nun vollendete Werk schauen. Wir aber
können nicht umhin, dieselben rühmend in diesem vielgelesenen Blatte zu
erwähnen und dabei an den Ausspruch des Weisen Königs zu erinnern: 'Wer
gegen den Armen wohltätig ist, der leihet dem Ewigen; Er wird die Wohltat
ihm vergelten' (Sprüche 19,17). B." |
Eröffnung
des israelitischen Kranken- und Armenversorgungshaus (1846)
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 17. November
1846: "Fürth, den 2. November. Gestern wurde dahier das
neue israelitische Kranken- und Armenversorgungshaus unter passenden
Feierlichkeiten eröffnet und seiner Bestimmung übergeben. Dies Gebäude
ist mit einem Kostenaufwand von 28.000 Gulden lediglich aus eigenen
Mitteln der israelitischen Gemeinde hergestellt worden, indem ein Baufonds
von 16.000 Gulden in einer verhältnismäßig geringen Zahl von Jahren
durch milde Gaben einzelner Gemeindemitglieder aufgebracht, der Rest aber
von der Kommunalkasse zugeschossen wurde. Ebenso wird die Existenz der
neuen Anstalt, welche auf jährliche 5.500 Gulden festgesetzt ist, in
Ermangelung namhaften Stammvermögens fast ausschließlich durch
Konkurrenz der Kultusgemeinde gedeckt. (N. Corr.) |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Orient" vom 22. Januar 1847: |
Spende einer christlichen Frau für das israelitische Hospital
(1861)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar
1861: "Fürth, im Januar (1861). Eine edle Dame
christlicher Konfession hat dem hiesigen israelitischen Hospitale ein
Legat von 150 fl. mit dem Bedeutung zugehen lassen, dass ihr Name
verschwiegen bleiben müsse, was jedoch den israelitischen Vorstand bewog,
den gebührenden Dank öffentlich auszusprechen.
Zuverlässigen Nachrichten zufolge wird seitens unserer Staatsregierung
den am 29. dieses Monats zusammentretenden Kammern ein Gesetz über die
Verbesserung der Verhältnisse der Israeliten nicht zur Vorlage gebracht,
und ist vielmehr die Initiative hierfür den Volksvertretern selbst
überlassen. Der neugewählte Vorstand dahier ist auch wirklich
entschlossen, eine Petition um völlige Gleichstellung den Kammern zu
überreichen." |
Ausschreibung der Stelle des Vorbeters in der Synagoge des
jüdischen Hospitals (1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juni
1900: "Bekanntmachung.
Die Stelle eines Vorbeters in der Synagoge des jüdischen Hospitals,
verbunden mit der eines Hilfsschächters, dahier mit einem festen Gehalte
von 1.600 Mark jährlich wird zur Bewerbung innerhalb vier Wochen hiermit
ausgeschrieben.
Bewerber, welche die Prüfung als Religionslehrer bestanden haben, werden
bevorzugt.
Fürth (Bayern), 10. Juni (1900).
Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde." |
Ausschreibung der Stelle des Verwalters des
israelitischen Hospitals (1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Februar
1904: "Bekanntmachung.
Die durch den Rücktritt des bisherigen Inhabers zur Erledigung kommende
Stelle eines Verwalters für das hiesige israelitische Hospital, womit bei
gleicher Qualifikation für genannten Posten, später eventuell eine
Schächterstelle verbunden werden soll, wird hiermit zur Wiederbesetzung
ausgeschrieben.
Geeignete Bewerber für die erstere oder beide Stelle, welche verheiratet
sein müssen, wollen ihre desfallsigen Gesuche mit entsprechenden
Zeugnissen bis zum 15. März dieses Jahres bei der unterzeichneten Stelle
in Vorlage bringen. Der Stelleninhaber wird nach 3 Jahren
pensionsberechtigt und ist verpflichtet, der Pensions-Anstalt
beizutreten.
Fürth, am 22. Februar 1904.
Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde." |
Lehrer
Michael Neuberger aus Baden (CH) wird Verwalter (Direktor) des israelitischen
Hospitals (1904)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1904: "Fürth
in Bayern. Von 86 Bewerbern erhielt einstimmig Herr Lehrer Michael
Neuberger, seit 22 Jahren Lehrer der israelitischen Gemeinde Baden
(Schweiz), die Stelle des Direktors am hiesigen israelitischen
Bürgerspital. Wir wünschen dem Spitale Glück zu dieser vorzüglichen
Akquisition". |
Verabschiedung
von Lehrer Michael Neuberger in Baden (1904)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. August
1904: "Baden, 26. Juli (1904). Eine kleine ernste Schar aus den
verschiedensten Kreisen der hiesigen jüdischen Gemeinde fand sich am 12.
dieses Monats am Bahnhofe zusammen, um Herrn Neuburger und Frau noch
einmal die besten Wünsche auf ihrem Wege zur neuen Stelle in Fürth
mitzugeben. Nur wenige wussten die Zeit ihrer Abfahrt, aber die es
wussten, kamen. Still, einfach und bescheiden, wie das Wirken dieses
trefflichen Ehepaares, so war auch sein Abschied. Nur die tränenfeuchten
Blicke und die stummen Händedrücke sagten, wie innig das Verhältnis
dieses Beamten zu seiner Gemeinde war und wie schwer die Trennung von
beiden Seiten empfunden wurde. Herr M. Neuburger hat in Baden mehr als
zwei Jahrzehnte gewirkt. Er hat da eine Generation heranwachsen sehen, die
in Liebe und Ehrfurcht zu ihm hinaufblickt. Der Schwerpunkt seiner Tüchtigkeit
lag aber darin, sich allezeit als das Ideal eines jüdischen Kultusbeamten
zu bewähren, eines Beamten, der nach den Worten der Weisen ein Schüler
Ahrons sein muss, der den Frieden sucht und ihm nachstrebt, der die
Menschen liebt und sie der Lehre nahe bringt. Was Herr Neuburger seiner
Gemeinde war, ist allgemein bekannt und letztere hat dieses auch durch
eine Widmung bewiesen, über die wohl von anderer Seite berichtet wird.
Aber auch wir Lehrer der Schweiz werden seinen Fortgang ungemein bedauern.
Er verstand es wie kein zweiter, Kollegialität zu üben. Gar oft wandten
wir uns, namentlich da, wo rasche Hilfe nötig war, an unseren Neuburger,
wir konnten stets auf sein kräftiges Mitwirken rechnen. Mögen also auch
die herzlichsten Glückwünsche seiner schweizerischen Kollegen ihn in
seinem verantwortungsvollen Berufe begleiten. Möge auch seine neue Tätigkeit
von Segen und Gelingen gekrönt sein! S.i.E." |
Zum
Tod von Lehrer Michael Neuberger (1930, war von 1904 bis 1907 in Fürth)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober 1930: "Michel Neuberger
– das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Lengnau (Schweiz), 16. Oktober. Mit der Versöhnung
des Jomkippur und der Freude an Sukkah und Lulow in der Seele, schlummerte
plötzlich unser Lehrer Michel Neuberger in die Ewigkeit hinüber. Am
Hoschanorabbo kam er auf dem uralten Friedhof
Endingen-Lengnau, für
dessen Restaurierung er sich so ungeheure Verdienste erworben hatte, zur
Bestattung. Wer Neuberger als Menschen geliebt, als gehämmerten Jehudi
verehrt, als treuen Diener Gottes im Dienste der Gemeinde und der Jugend
verehrt hat und es waren so viele, die es taten, - wird eine stille Träne
dem stillen Manne nachweinen, der in einem Leben emsiger Arbeit wie ein Sämann
manch Saatkorn in den dunklen Boden versenkte, das später zur vollen Blüte
aufging.
Zwanzig
Jahre war Michel Neuberger Lehrer und Kantor der jüdischen Kultusgemeinde
zu Baden in der Schweiz, Rechnungsführer und Verwalter der
Gemeindefinanzen, eine in der Schweiz wohlbekannte und beliebte Persönlichkeit.
Die Freuden an Nachkommenschaft blieben ihm versagt. Michel Neuberger und
seine Frau, die ihm vor einigen Jahren in den Tod voranging, suchten und
fanden ihr Seelenglück in stillen mannigfaltigen Wohltaten. Im Jahre 1905
verließ Neuberger freiwillig Amt und Gemeinde, um sich einer höheren
Chesed-Aufgabe in Fürth zuzuwenden. Die Ehegatten sahen sich in ihren
Erwartungen getäuscht, und nun begann für die Menschen, die ein Bild der
Ruhe und Stabilität waren, ein Wanderleben, unruhig und unstet. Sie
wohnten vorübergehend da und dort, eine längere Zeit in Halle, dann in
Frankfurt, und überall betätigte sich Neuberger als Lehrer der Kleinen
und der Großen mit hingebender Liebe und gutem Erfolg. Besonders in
Frankfurt erwarb er sich ein großes Maß von Liebe und Achtung. In den
schweren Jahren des Krieges und des Nachkrieges standen die feinbesaiteten
Menschen den Kämpfen des Tages zu schwach gegenüber. Es zog sie wieder
nach der Schweiz, wo Neuberger in der ach so klein gewordenen
Muttergemeinde Lengnau die Kantor und Lehrerstelle annahm. Auch dort schuf
er eine kleine Insel echter Jüdischkeit um sich, und die Herzen der alten
Schweizerfreunde stürmten ihm zu. Vor einigen Jahren wurde ihm die treue
Gattin und Wegebegleiterin seines Lebens genommen. Er baute den zweiten
Tempel seines Glückes auf, aber leider nur für kurzen Zeitraum. Michel
Neuberger ruht auf dem alten Friedhof, der er in den letzten Jahren mit
der ganzen Liebe seines Herzens betreut hatte, als Maliz joscher
(Fürsprecher) für
seine Gemeinde und für die Gemeinschaft. Seine Seele sei eingebunden in
den Bund des Lebens." |
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Artikel in der "Bayerischen Israelitischen
Gemeindezeitung" vom 15. November 1930: "Michael Neuberger –
seligen
Andenkens -. Nur wenige unserer Mitglieder werden noch persönliche
Erinnerungen an Michael Neuberger haben; aber unbekannt ist er uns allen
nicht, dieser edle Mensch, dieser glaubensstarke Jude, dieser
gottbegnadete Lehrer. Und weil er einer unserer Besten war, darum trauern
auch wir um ihn, der am Rüsttage zum Sabbat Chaul Hamoed Sukkoth, kaum
68-jährig, seine unsterbliche Seele ausgehaucht hat.
Michael Neuberger war von 1881 bis 1908 Mitglied unseres Vereins.
Im Jahre 1920 bedachte er unseren Verein in treuer Anhänglichkeit mit
einem Legat.
Das
'Israelitische Wochenblatt für die Schweiz' widmet diesem seltenen
Menschen sehr ehrende Worte der Liebe und Verehrung. Wir entnehmen diesem
Nachruf, dass er 1862 in Mühlfeld in Unterfranken geboren wurde, in
Höchberg
und Würzburg seine Ausbildung erhielt, 25 Jahre in
Baden in der Schweiz
amtierte, dann die Leitung eines Altersheimes in Fürth übernahm und nach
einigen schweren Wanderjahren, in denen er in den Gemeinden Ansbach,
Schweinfurt, Halle und Frankfurt seines Amtes waltete, der Stimme seines
Herzens folgend wieder in die Schweiz zurückkehrte. In Lengnau fand er
als Lehrer und Leiter des Altersasyls endlich eine ihn voll befriedende
Stellung.
Die machtvolle
Kundgebung an seinem Leichenbegängnis zeigte, wie die Schweiz diese
vorbildliche Persönlichkeit ehrte; aber auch die jüdischen Lehrer in
Bayern werden seiner nie vergessen! Sein Andenken sei zum Segen!" |
Über das Israelitische Hospital in Fürth (Bericht
von 1934)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1.
Januar 1934: "Vom israelitischen Hospital zu Fürth. Zu
den ältesten jüdischen Krankenhäusern Deutschlands zählt jenes der
Stadt Fürth, das auf das ehrwürdige Alter von 280 Jahren zurückblicken
kann. Laut Fürther Stadtchronik errichtete man im Jahre 1653 in Fürth
ein jüdisches Spital neben dem jüdischen Gottesacker. Dortselbst wurden
Kranke teils auf Kosten der Gemeinde, teils auf Kosten der jüdischen
Hausvorstände, z.B. wenn Dienstboten derselben erkrankten, verpflegt. An selbigem
waren außer dem Pflegepersonal ein jüdischer Arzt, ein christlicher
Wundarzt und eine jüdische Hebamme angestellt.
Zur Errichtung des heutigen Krankenhauses in der Theaterstraße erwarb die
jüdische Gemeinde Fürth 1839 um 1.550 Gulden den Baumgarten eines
Bäckermeisters und ließ den Bau in den folgenden Jahren aufführen. Am
1. November 1846 fand die feierliche Eröffnung des neuen Spitals statt,
dessen Kosten größtenteils durch Stiftungen, durch Privatbeiträge von
Gemeindemitgliedern, wobei sich das Haus Königswarter besonders
hervortat, gedeckt wurden.
Das 1864 unter Aufwand von 12.000 Gulden bedeutend vergrößerte, um ein
Stockwerk erhöhte Hospitalgebäude nahm im 66er und mehr noch im 70er Krieg
eine beträchtliche Anzahl verwundeter Soldaten in Pflege. 1881 ward es
als Reservelazarett für den Mobilmachungsfall zur Unterbringung von 20
Kranken in Aussicht genommen. Im November 1913 sprach eine amtsärztliche
Besichtigung ihre Anerkennung über die Einrichtung der Anstalt aus.
In den ersten Augusttagen 1914, nach Ausbruch des Weltkrieges, nahm man
sogleich die Anschaffung vermehrter Betten und Wäsche vor, um das
Krankenhaus für Lazarettzwecke weitgehend zu rüsten. Am 28. August wurde
ihm der Besuch ihrer Königlichen Hoheiten Wiltrudis und Helmtrudis
zuteil. Viele Hunderte von Verwundeten und Kranken fanden während des
vierjährigen Völkerringens im israelitischen Hospital zu Fürth Pflege
und Heilung, wofür ihm nach Kriegsende und Auflösung des Lazaretts 1919
Dank und Anerkennung der Behörden ausgesprochen wurde.
Vor fünf Jahren, 1928, fand eine durchgreifende Erneuerung des Hauses
statt. So wurde Dampfheizung eingebaut, die Operationssäle wurden nach
letztlichen wissenschaftlichen Grundsätzen ausgestattet, neueste Apparate
angeschafft, sodass die gesamten Einrichtungen heute voll und ganz auf der
Höhe der Zeit stehen und sich mit jedem modernen Krankenhaus messen
können. Die Krankenzimmer sind hell und freundlich, die Verpflegung wird
als vorzüglich gerühmt, die gewissenhafte Pflege ist allseits
anerkannt.
Es muss als große Wohltat betrachtet werden, dass in heutiger Zeit unsere
Glaubensgenossen Nordbayerns im israelitischen Hospital zu Fürth eine mit
letztlichen hygienischen Errungenschaften ausgestattete Heilstätte bereit
willen, in der sich im Krankheitsfall jeder wohl geborgen und gerne
gesehen weiß und wo ihn ein Arzt nach freier Wahl behandeln darf.
H." |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Monika
Berthold-Hilpert: Synagogen in Fürth. Einladung zu einem Rundgang.
Haigerloch 2000. Zur Hospitalschul S. 13. |
| dies.:
Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth. Einladung zu einem
Rundgang. Haigerloch 2002. Zum "Jüdischen Krankenhaus" S.
13. |
| Katrin
Bielefeldt: Geschichte der Juden in Fürth. Jahrhundertelang eine
Heimat. Reihe: Historische Spaziergänge 3. Nürnberg
2005. S. 48-51. |
| "Mehr
als Steine..." Synagogen-Gedenkbach Bayern Band II: Mittelfranken. Bearbeitet
von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christoph Haas und
Angela Hager, unter Mitarbeit von Frank Purrmann und Axel Töllner mit einem
Beitrag von Katrin Keßler.
Herausgegeben von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland. Begründet und hrsg. von
Meier Schwarz, Synagogue Memorial Jerusalem.
Verlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu. 2010.
Zu Fürth: S. 266-349 (mit zahlreichen Literaturangaben).
|
Quellen:
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