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Hergershausen (Stadt
Babenhausen, Kreis Darmstadt-Dieburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Hergershausen bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts
zurück. Erstmals werden 1604 Juden am Ort genannt. Ihre Zahl nahm im
Laufe des 17. Jahrhunderts zu, sodass die Ortsherren von Groschlag zu Dieburg
1688 verfügten, dass in Hergershausen und Sickenhofen
nur noch eine geringe Zahl von jüdischen Einwohnern geduldet werden sollte. Die
Juden von Hergershausen und Sickenhofen hatten enge Handelsbeziehungen nach Babenhausen
und Dieburg.
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert wie
folgt: 1819 11 jüdische Familien, 1828 122 jüdische Einwohner (21,0 % von insgesamt 510), 1861 121
(18,3 % von 660), 1871 105, 1880 86 (13,4 % von 642), 1900 77 (12,5 % von 616),
1905 77, 1910 69 (9,5 % von 725). An jüdischen Familiennamen gab es
nach 1823: Götz, Siegel, Wolf, Strauß, Reis, Morgenthau, May, Elias, Kahn,
Lehmann, Krämer, Lichmann, Morgenstern. Die jüdischen Familien lebten vom
Handel, insbesondere vom Geflügel-, Vieh- und Pferdehandel. Es gab auch einen
Metzger und einen jüdischen Bäcker. Um 1900 war ein jüdischer Veterinärarzt
am Ort.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule und ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und
Schochet tätig war (vgl. unten Ausschreibung der Stelle von 1872). Folgende
Lehrer werden genannt: Moses Morgenthau (um 1823/24), Wolf Goldenblum (um 1826),
Bernhard David (um 1834/35), Ruben Fuchs (bis 1852), Daniel Ehrenfeld
(um1853/56), Levi Michael (um 1858), Benjamin Aaron Bonnheim (um 1863-1873). Am
längsten war bis 1909 (davor mehr als 25 Jahre lang) Bernhard Ehrmann
Religionslehrer und Kantor in Hergershausen; sein Nachfolger war bis 1922 sein
Schwiegersohn Isaac Binn (geb. 1884 in Poluscha/Russland). Letzter Lehrer und
Kantor in Hergershausen war seit 1922 Ascher (Anschel) Schmulowitz (geb. 1893 in
Minsk). Die Toten
der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in
Sickenhofen beigesetzt. Die Gemeinde
gehörte zum orthodoxen Bezirksrabbinat Darmstadt II.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Adolf Strauß (geb.
11.7.1895 in Hergershausen, gef. 19.5.1916). Außerdem ist gefallen: Oberjäg.
Abraham Kahn (geb. 6.4.1886 in Hergershausen, vor 1914 in Dieburg wohnhaft, gef.
10.10.1914).
1925 wurden noch 70 jüdische Einwohner gezählt (9,5 % von 736). 1932
waren die Vorsteher der Gemeinde Daniel Siegel II (1. Vors.), Joseph
Strauß (2. Vors.) und Isaak Binn (3. Vors.). Als Kantor und Schochet war seit
1922 der bereits genannte Anschel Schmulowitz in der Gemeinde angestellt.
Bis nach 1933 lebten jüdische Familien in folgenden Häusern: Bahnhofstraße 12
(Isaac Binn, war bis 1922 Lehrer in Hergershausen, danach Inhaber eines Schuh-
und Manufakturgeschäftes), Bahnhofstraße 14 (Witwe von Hermann Kahn),
Bahnhofstraße 16 (Berta Kahn), Hofstraße 2 (Josef Strauß, Metzger),
Schmiedestraße 4 (Emil Siegel, Gefügelhändler), Breitestraße 11 (Ludwig Strauß),
Breitestraße 14 (Salomon Siegel V), Breitestraße 15 (Moses Götz),
Schmalestraße 2 (Adolf Siegel), Schmalestraße 5 (Moritz Siegel), Eckstraße 12
(Daniel Siegel I, Geflügelhändler), Eckstraße 2 (Daniel Siegel II,
Pferdehändler).
Bis 1933 war die Zahl der jüdischen Einwohnern auf 31 zurückgegangen. In
den folgenden Jahren ist der große Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Im März 1933 emigrierten
bereits Isaac und Recha Binn geb. Ehrmann mit den Kindern nach Frankreich.
Mindestens 10 Personen sind in die USA ausgewandert. Am Tage vor dem Novemberpogrom
1938 wurden nur noch vier jüdische Einwohner gezählt. Die letzte jüdische
Familie, die im März 1939 Hergershausen verließ, war die Familie des
Pferdehändlers Daniel Siegel II, die in der Eckstraße gewohnt hatte.
Von den in Hergershausen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Sara Burg
geb. Siegel (1894), Johanna Bär geb. Ehrmann (1881), Rosalie (Rosa) Bär geb.
Kahn (1888), Isaak Ehrmann (1885), Ida Frankfurter geb. Siegel (1891), Max
(Marx) Götz (1889), Rebecka Maria Hagg geb. Strauß (1860), Berta Heinemann
geb. Siegel (1873), Gutta Kahn (1904), Rosa Kahn (1888), Ludwig Katz (1902),
Luise Lehmann geb. Siegel (1893), Clara May geb. Siegel (1891), Janette (Jennie)
Meier geb. Siegel (1884), Anschel Schmulowitz (1893), David Schmulowitz (1923),
Löb Schmulowitz (1926), Slata Schmulowitz geb. Pejsachowitz (1895), Fred Siegel
(1901), Else (Elsa) Stein geb. Siegel (1901), Jenny Stern geb. Siegel (1877).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers 1872
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Oktober 1872: "Vakante
Religionslehrerstelle in der israelitischen Gemeinde Hergershausen,
mit einem Gehalt von dreihundert Gulden nebst freier Wohnung. Bewerber
wollen sich an der Vorstand der israelitischen Gemeinde daselbst wenden.
Dieburg, 20. September 1872. Großherzogliches Kreisamt Dieburg. Küchler." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Spendenaufruf für eine in Not geratene Familie (1878)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1878:
"Teure Glaubensgenossen! Mit wehmutsvollem Herzen ruft uns die
Pflicht, Euch, geliebte Brüder und Schwestern, zu bitten, an dem großen
Unglück, das leider unseren armen Glaubensbruder, Anselm Kahn von
Hergershausen, betroffen, teilzunehmen. Derselbe, welcher seither mit
größtem Eifer und Sparsamkeit seiner Familie als Gatte und Vater
vorstand, ist leider von Geisteszerrüttung heimgesucht worden, wodurch
nun die schwergeprüfte Frau und Kinder, wovon das Kleinste kaum 2 Jahre
zählte, ihres Versorgers beraubt, und in Folge der allzu großen Armut
dem größten Elende entgegensieht. Obschon die hiesige Gemeinde alle
Mittel aufgeboten für die Hartbedrängten möglichst zu sorgen, so ist es
ihr dennoch unmöglich, alles zu tun, da dieselbe viele unbemittelte
Mitglieder zählt. Darum, geliebte Brüder und Schwestern, bitten wir
Euch, ´Eure Hände für die so schwer Heimgesuchten zu öffnen und
denselben reichliche Spenden zufließen zu lassen, damit diese Familie
doch nicht gänzlich von dem Unglücke hingerafft werde.
Hergershausen, 27. Juli 1878. Der israelitische Vorstand Moses Götz,
der israelitische Lehrer B. Ehrmann.
Der Unglückliche befindet sich gegenwärtig in der Anstalt zu
Heppenheim.
Diesen obenstehenden Aufruf und Unterschrift der Herren Moses Götz und
Lehrer B. Ehrmann beglaubigt Großherzliche Bürgermeisterei
Hergershausen: Grimm. Hergershausen (Post Babenhausen), 28. Juli
1878. Die Expedition des Blattes ist bereit, Gaben in Empfang zu
nehmen." |
Weiterer Spendenaufruf (1882)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. August 1882: "Dringende
Bitte. Eine bedrängte israelitische Familie in hiesiger Gemeinde,
welche aus Rücksicht auf Familie nicht öffentlich genannt sein möchte,
lässt durch Unterzeichneten seine sonst so wohltuenden Glaubensbrüder um
gütige Unterstützung in ihrer drückenden Lage inständig bitten.
Nachdem sie sich bisher redlich, obgleich schwer durchgekämpft hat, sieht
sie sich auch genötigt, indem der betreffende 65 Jahre alte Familienvater
durch eine langwierige Krankheit arbeitsunfähig ist, dessen Verpflegerin
eine stumme Schwägerin ist (die Frau lebt schon lang nicht mehr) und der
seitherige Ernährer im vorigen Jahre zu dem Militär einrücken musste,
mildtätige Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wir richten daher an unsere
Glaubensgenossen die ergebenste Bitte, uns mit ihren Gaben zu
unterstützen und der Allgütige, der Geber alles Guten wird es ihnen
reichlich vergelten. Die Gaben wolle man gefälligst an Unterzeichneten
einsenden, welcher bereit ist, jeden Empfang auf Wunsch zu beantworten.
Hergershausen, im Juli 1882.
B. Ehrmann, Lehrer.
Wir sind gerne bereit Gaben in Empfang zu nehmen und weiter zu befördern.
Die Expedition des Israelit." |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Spende des Ehepaares Josef Götz (1922)
Anmerkung: Bei der Höhe des Betrages ist zu berücksichtigen, dass
die Spende mitten in der Inflationszeit eintraf (im Oktober 1922 mussten für
einen US-Dollar bereits ca. 4.000 Mark bezahlt werden)
Meldung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. September
1922: "Hergershausen. Das Ehepaar Josef Götz aus New York vermachte
der hiesigen jüdischen Gemeinde Mark 400.000." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Elias Kahn (1901)
Anmeldung: in der Anzeige ist statt Hergershausen falsch:
Hergenhausen geschrieben
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober 1901: "Lehrlings-Gesuch.
Ein kräftiger Junge von anständigen Eltern kann von Ende November ab bei
mir die Metzgerei erlernen.
Elias Kahn, Hergershausen in Hessen, Post
Babenhausen." |
Anzeige der Israelitischen Geflügelhandlung von Jakob
Siegel (1924)
Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 20. März 1924: "Streng Koscher.
Israelitische Geflügelhandlung empfiehlt Gänse, Hühner,
Hähne usw. in ersten Qualitäten aus eigener Mästerei und
Schlächterei. Alle Waren werden mit dem Koscher-Siegel versehen.
Unter Aufsicht des orthodoxen Rabbinats Darmstadt. Jakob Siegel,
Hergershausen (Hessen). Fernruf: Amt Babenhausen Nr.
58". |
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:
Grabstein in New York für Fanny
Dinkelspiel aus Hergershausen (gest. 1892) und Ferdinand Dinkelspiel aus
Lützelsachsen (gest. 1890)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn;
der Geburtsname von Fanny Dinkelspiel wird nicht mitgeteilt.
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Grabsteine für
"Our beloved Mother Fanny
Wife of Ferdinand Dinkelspiel
Native of Hergershausen Hessen Darmstadt
Died July 13th 1892 Aged 71 Years" und
"My beloved husband and our dear Father
Ferdinand Dinkelspiel
Native of Luetzelsachsen
Baden
Died Oct. 22nd 1890
Aged 70 Years 5 Months & 19 Days". |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarten
zu Personen,
die in Hergershausen geboren sind |
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KK (Frankfurt 1939) für
Johanna Bär
geb. Ehrmann (geb. 21. September 1881 in
Hergershausen), wohnhaft in Frankfurt, 1942
deportiert an unbekannten Deportationsort,
umgekommen |
KK (Wiesbaden 1939) für
Mathilde Blumenthal
geb. Kahn (geb. 19. Februar 1881 in
Hergershausen), wohnhaft in Wiesbaden,
am 11. Juni 1942 deportiert ab Frankfurt in
das Vernichtungslager Sobibor, ermordet |
KK (Frankfurt 1939) für
Sara Burg
geb. Siegel (geb. 13. März 1874 in
Hergershausen), wohnhaft in Frankfurt,
deportiert an unbekannten Deportationsort,
umgekommen |
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KK (Berlin 1939)
für Isaak Ehrmann
(geb. 16. Januar 1885 in Hergershausen),
kaufm. Angestellter, wohnhaft in Berlin;
am 26. Oktober 1942 deportiert ab Berlin
nach Riga und dort am 29. Oktober 1942
umgekommen |
KK (Frankfurt 1939) für
Max Götz (geb.
24. Dezember 1889 in Hergershausen),
Kaufmann, wohnhaft in Frankfurt, am 15.
September 1942 deportiert ab Frankfurt in das
Ghetto Theresienstadt, am 6. Oktober 1944 in
das Vernichtungslager Auschwitz, ermordet |
KK (Frankfurt 1940) für Bertha
Heinemann
geb. Siegel (geb. 23. November 1873 in
Hergershausen), wohnhaft in Frankfurt, am
15. September 1942 deportiert ab Frankfurt in
das Ghetto Theresienstadt, wo sie am
8. Dezember 1942 umgekommen ist |
KK (Frankfurt 1940) für Bertha
Kahn
(geb. 26. Juli 1876 in Hergershausen),
wohnhaft in Hergershausen, zuletzt Frankfurt;
Freitod am 19. August 1940 in Frankfurt
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KK (Frankfurt 1940) für Gutta
Kahn
(geb. 30. April 1804 in Hergershausen),
wohnhaft in Frankfurt, 1942 deportiert
mit Osttransport, umgekommen
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KK (Dieburg 1939) für Ludwig
Katz
(geb. 13. Dezember 1902 in Hergershausen),
Kaufmann, wohnhaft in Hergershausen und Dieburg,
1942 deportiert in das Vernichtungslager
Auschwitz, am 14. September 1943 ermordet |
KK (Marburg 1939)
für
Abraham Krämer
(geb. 11. August 1860 in Hergershausen)
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KK (Dieburg 1939) für Luise
Lehmann
geb. Siegel (geb. 10.März 1893 in
Hergershausen), wohnhaft in Schaafheim, Schlierbach
und Dieburg, am 25. März 1942 deportiert ab Mainz -
Darmstadt in das Ghetto Piaski, umgekommen |
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KK (Büdingen 1939) für
Bertha Löwenstein
(geb. 10. März 1873 in Hergershausen)
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KK (Darmstadt-Land 1939)
für Klara May
geb. Siegel (geb. 21. März 1891 in Hergershausen),
wohnhaft in Gräfenhausen und Frankfurt;
am 18. Januar 1941 Freitod in Frankfurt
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KK (Friedberg 1939) für
Jeanette Meier
geb. Siegel (geb. 15. Dezember 1884 in
Hergershausen), wohnhaft in Kirch-Göns und
Frankfurt, 1944 deportiert in das
Vernichtungslager Auschwitz, ermordet |
KK (Darmstadt-Land 1939)
für
Rosa Neu geb. Siegel
(geb. 9. August 1903 in Hergershausen)
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KK (Dieburg 1939) für
Benjamin Siegel
(geb. 11. Februar 1905 in Hergershausen)
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KK (Frankfurt 1940) für
Fred Siegel
(geb. 25. Oktober 1901 in Hergershausen),
Kaufmann, wohnhaft in Groß-Zimmern und
Frankfurt, deportiert an unbekannten
Deportationsort, umgekommen |
KK (Dieburg 1939)
für
Wolf Siegel
(geb. 9. Dezember 1895 in Hergershausen),
Geflügelhändler
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KK (Kitzingen 1939) für
Elsa Stein geb. Siegel
(geb. 28. März 1901 in Hergershausen),
wohnhaft in Dieburg und Kitzingen, 1940 in die
Niederlande emigriert, deportiert ab Westerbork
in das Vernichtungslager Auschwitz, ermordet. |
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KK (Friedberg 1939) für Jeannette
Stern
geb. Siegel (geb. 30. Juni 1877 in Hergershausen).
wohnhaft in Fauerbach v.d.H und Friedberg;
am 27. September 1942 deportiert ab Darmstadt in
das Ghetto Theresienstadt, wo sie umgekommen ist |
KK (Frankfurt 1940) für
Rosalie Strauss
geb. Siegel (geb. 4. August 1880 in Hergershausen),
wohnhaft in Hergershausen und Frankfurt,
deportiert mit einem Osttransport
und umgekommen |
KK (Frankfurt 1939)
für
Caroline Walter geb. Kahn
(geb. 21. Dezember 1870 in Hergershausen)
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Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betsaal oder eine erste Synagoge vorhanden. 1869
wurde eine neue Synagoge erstellt und am 25. September 1869 feierlich
eingeweiht. Ein Bericht zur Feier der Einweihung konnte bislang nicht gefunden
werden. Eine Anzeige zur "Nachfeier der Einweihung der israelitischen
Synagoge" liegt noch vor:
Anzeige
im "Starkenburger Provinzial-Anzeiger" vom 18.9.1869 (Quelle:
Lötzsch/Wittenberger S. 120): "Zur Nachfeier der Einweihung der
israelitischen Synagoge zu Hergershausen findet Montag, den 27.
September bei Gastwirt Hägny daselbst ein Ball statt, wozu Alle, die sich
dafür interessieren, höflichst eingeladen werden. Hergershausen am 14.
September 1869. J. Hägny, Gastwirt". |
Bei der Synagoge handelte es sich um ein einstöckiges Fachwerkhaus mit 38 Männer-
und 20 Frauenplätzen. Aus der Geschichte des Gebäudes ist ansonsten nur wenig bekannt.
Von 1884 liegt ein Bericht über Spenden für die Synagoge durch ein aus der
Gemeinde ausgewandertes Ehepaar vor:
Spenden für die Synagoge von den nach Amerika
ausgewanderten Herrn und Frau Joseph Götz 1884
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Oktober 1884:
"Öffentliche Danksagung. Unseren hochverehrten Freunden, Herrn und
Frau Joseph Götz aus Newark (Amerika), welche ihren Eltern, Herrn und
Frau Abraham Götz III., den schön lange ersehnten Wunsch des
Wiedersehens erfüllten, sagen wir den herzlichsten Dank für die uns
während ihres Hierseins gespendeten Opfer, worunter ein kostbares Parochet
(Toraschrein-Vorhang), eine Schulchan-Decke (für den Vorlesepult)
nebst Toramäntelchen, besonders hervorzuheben sind. Auch können wir uns
zugleich der Äußerung nicht enthalten, dass es für die Eltern eine
Herzensfreude sein muss, solche Kinder, wie Herrn und Frau Joseph Götz,
zu umarmen; auch die Stadt Newark kann einen Stolz darauf setzen, solch
edle Herzen in ihrer Mitte zu haben.
Hergershausen, im September 1884. Die israelitische Gemeinde
Hergershausen." |
Die Synagoge in Hergershausen blieb Zentrum des
jüdischen Gemeindelebens am Ort bis 1938.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch
Nationalsozialisten - nach Zeugenberichten insbesondere auswärtige SA- oder
SS-Leute - geschändet
und zerstört. Dabei wurden die Fenster und das Mobiliar zertrümmert, die
Torarollen und weiteres aus dem Fenster geworfen und auf der nahen Bachwiese verbrannt sowie das Gebäude so stark
beschädigt, dass es wenig später durch die Feuerwehr abgebrochen werden musste.
Die Abbruchkosten wurden der jüdischen Gemeinde in Rechnung gestellt.
Zur Erinnerung an die Synagoge wurde durch den "Arbeitskreis Dorferneuerung
Hergershausen" eine Gedenktafel in Auftrag gegeben und im Oktober 2006
am Standort der ehemaligen Synagoge angebracht. Der Text der Tafel lautet:
(deutsch und hebräisch:) "Es sollen wohl Berge weichen und Hügel
hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen. Jesaja 54,10. Hier stand
die Synagoge von Hergershausen. eingeweiht am 25. September 1869, zerstört am
9. und 10. November 1938. Zur Erinnerung an das Leiden unserer jüdischen
Mitbürger."
Adresse/Standort der Synagoge: Tränkgasse 2
Fotos
Plan und Foto
(Quelle: Lötzsch/Wittenberger
S. 120/121) |
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Plan der Gebäude im Bereich
des
Synagogengrundstückes: die
Situation 1900 und 1981 im Vergleich) |
Das einzige Foto, auf dem
zumindest in
groben Umrissen im Hintergrund die
Synagoge zu sehen ist
(Aufnahme Mai 1925) |
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Synagogenstandort und
Gedenktafel
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum
17.3.2009) |
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Die Gedenktafel befindet sich
am Haus
mit dem Ladengeschäft, das auf dem
Grundstück der ehemaligen
Synagoge
erstellt wurde (vgl. Plan oben) |
Die Gedenktafel |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 354-355. |
| Bei Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 und dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 kein Abschnitt, da keine Reste der Synagoge
vorhanden sind. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 31-32. |
| Klaus Lötzsch und Georg Wittenberger
(Hrsg.): Die
Juden von Babenhausen. Beiträge zur Geschichte der jüdischen Gemeinden von
Babenhausen, Langstadt, Sickenhofen und Hergershausen. Hrsg. im Auftrag des
Heimat- und Geschichtsvereins Babenhausen. Babenhausen einst und jetzt,
Beiheft 1. Babenhausen 1988. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 188. |
| Georg Wittenberger: Die Familie Siegel von
Hergershausen. Babenhausen einst und jetzt. Hrsg. vom Heimat- und
Geschichtsverein Babenhausen e.V. Band 22. Babenhausen 1993 S.
1-48. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Hergershausen
Hesse. Jews lived there from 1604 and in 1861 numbered 121 (18 % of the
total). By 1933 the community had dwindled to 31. Most Jews left before Kristallnacht
(9-10 November 1938); the remainder emigrated to the United States.
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