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Langstadt (Stadt
Babenhausen, Kreis Darmstadt-Dieburg)
mit Schlierbach (Gemeinde Schaafheim) und Kleestadt (Stadt Groß-Umstadt)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(erstellt unter Mitarbeit von Reiner Haberstock, Frankfurt
am Main)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Langstadt bestand eine kleine jüdische Gemeinde.
Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 1707
werden in einer Statistik zwei jüdische Familien am Ort angegeben. 1748
wird in einer Steuerliste der Jude Moses genannt (wohnhaft Hauptstraße 27,
vermutlich = Moses Isenburger), dazu der Jude Nehm (wohnhaft Hauptstraße 12,
vermutlich = Nehm Östreich). Weiteres zu den Familiengeschichten siehe
unten.
Zunächst
gehörten die am Ort lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Babenhausen.
Zeitweise
bildeten jedoch im 19. Jahrhundert die in Langstadt, Schlierbach und Kleestadt lebenden
jüdischen Personen eine selbständige Gemeinde. Als die Zahl der jüdischen
Einwohner zurückging, gehörten die in Langstadt lebenden jüdischen Personen
wieder zur Gemeinde in Babenhausen.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie
folgt: in Langstadt 1830 25, um 1865 ca. 50, 1905 22, 1910 14 jüdische Einwohner. In
Kleestadt wurden 6
jüdische Einwohner gezahlt (nach Arnsberg, ohne Jahreszahl). Jüdische
Familiennamen am Ort waren: Isenburger (siehe oben und unten), Lichtenstein, Oestreich (ursprünglich
wohl Oestreicher, siehe oben und unten) und Wetzler (siehe unten). Die Familie Lichtenstein
war nachweisbar ab 1780 in Langstadt beheimatet. Als Berufe der jüdischen
Haushaltsvorsteher werden Mitte des 19. Jahrhunderts genannt: Spezereikrämer,
Viehhändler, Rindviehhändler, Fuhrmann, Schneidermeister.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), möglicherweise auch ein
Raum für den Unterricht der jüdischen Kinder und ein rituelles Bad. Die
Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Babenhausen beigesetzt. Zeitweise war sogar ein jüdischer Lehrer am Ort:
genannt wird Jacob Katz (geb. ca. 1818 in Kirch-Brombach, gest. 1897 in
Langstadt).
1925 wurden noch 10 jüdische Einwohner gezählt, 1936 waren es
11. Der Vorsteher der Langstädter Juden war damals Viehhändler Julius
Lichtenstein. Er wohnte mit seiner Frau Lina geb. Wolf und den beiden Kinder
Hedwig und Walter Mühlstraße 129. In der Hindenburgstraße 83 lebte der
Viehhändler Isidor Lichtenstein mit Frau Rosel geb. Waller und den Kindern
Karola und Erich. Die dritte Familie am Ort war die Witwe Sara Oestreich geb.
Adler mit ihren Kindern Max und Berta. Max Oestreich heiratete 1937 Gertrud geb.
Fuld. Den Familien Julius Lichtenstein und Max Oestreich gelang die Auswanderung
nach Amerika.
Von den in Langstadt geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Jenny
Abraham geb. Wetzler (1891), Betty (Bertha) Aumann geb. Oestreich (1913),
Bernhard Fuld (1873), Adele Hanau geb. Lichtenstein (1888), Carola (Karola)
Lichtenstein (1933), Elias Lichtenstein (1884), Erich Isak Lichtenstein (1935),
Ferdinand Lichtenstein (1903), Isidor Lichtenstein (1900), Moritz Lichtenstein
(1894), Moses Lichtenstein (1861), Rosa (Rosel) Lichtenstein geb. Waller (1907),
Mathilde Michel geb. Lichtenstein (1895), Leo Oestreich (1886), Sara Oestreich
geb. Adler (1880), Benzion (Zion) Wetzler (1877), Hermann Wetzler (1881).
Von den in Kleestadt geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):
Amalie
Mirjam Dahlberg (1874), David Dahlberg (1866), Emanuel Dahlberg (1873), Jakob
Dahlberg (1881), Mathilde Jacob geb. Hecht (1871), Meta Mannheimer geb. Dahlberg
(1900), Rosa (Rosy) Wartenberg geb. Hecht (1873).
Berichte aus
der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Aufruf zu Spenden für die in Not geratene einzige jüdische
Familie in Kleestadt (1902)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1902:
"Bitte um schnelle Hilfe! Am 20. April wütete in der Gemarkung
Kleestadt bei Babenhausen ein furchtbares Unwetter. Gewaltige
Wassermassen stürzten von den Bergen auf das Häuschen des dort
wohnenden, einzigen Glaubensgenossen. Sein ganzes Hab und Gut stand unter
Wasser. Die Spezereiwaren in seinem Lädchen sind fast alle verdorben, das
angekaufte Brennholz ist fortgeschwemmt. Da nun von Seiten des Staates
oder der Versicherungsgesellschaft eine Entschädigung nicht geleistet
wird, so wenden wir uns an das edle Herz braver und wohltätiger Menschen
und bitten um rasche Beihilfe.
Julius Seewald, Babenhausen (Hessen) und Lehrer Stein, Groß-Umstadt. |
Berichte
zu einzelnen Familien und einzelnen Personen der jüdischen Gemeinde
(zusammengestellt von Reiner Haberstock, Frankfurt am Main, anlässlich eines Besuches von Kantor Bruce Wetzler und seiner Ehefrau
in Langstadt am 15. Juli 2006 und in Vorbereitung der Verlegung von
"Stolpersteinen" in Langstadt; Quellen sind u.a. Dokumente im
Pfarrarchiv Langstadt sowie im Stadtarchiv Babenhausen; u.a. hat Pfarrer
Haberkorn in Langstadt 1813 eine Liste aller Familien Langstadts angefertigt (siehe
eingestellte pdf-Datei) und
dabei auch die jüdischen Familien mit einzelnen Familienmitgliedern und deren
Geburtsjahr aufgeführt; dazu wurde auch ausgewertet: das Buch von Klaus
Lötzsch Georg Wittenberg (Hrsg.): Die Juden von Babenhausen. 1988).
Die Familie Isenburger wohnte bis ca. 1815 in der Hauptstraße 27.
Dann tauschte Löb Isenburger das Haus mit dem Schultheißensohn Christoph Sauerwein II. und zog in dessen Haus Bürgermeisterstraße 8. 1891 ist Joel Isenburger, Sohn von Löb geb. 1823, der zuletzt
in der Hauptstraße 10 wohnte, mit seiner Familie nach Nord–Amerika ausgewandert.
Die Familie Oestreich wird 1748 in
Hauptstraße 12 erwähnt. Um 1814 wohnte sie im Nachbarhaus Hauptstraße 10.
Hier heiratete die Witwe von Nehm Oestreich: Jendel geb. Isenburger, vor 1820 den Emanuel Lichtenstein, den Stammvater der Langstädter
Familie Lichtenstein.
Später wohnte die Familie Lichtenstein in der Hauptstraße 3 und kaufte in den 1880er Jahren von Ludwig Diehl I. die Hofreite
Hauptstraße 7. Hier wohnte bis 1941 Isidor Lichtenstein mit seiner Familie.
Der Enkel von Nehm Oestreich, Nathan Oestreich, Sohn von Isaak, wohnte um 1870 in Hintergasse 12
(das Haus steht nicht mehr, es war das Eckhaus links von Sehrig, zuletzt wohnte Karl Bellon dort, bevor er sein Haus in der
Limesstraße ? baute) und kaufte 1874 die Hofreite Hauptstraße 35, wo die Familie bis Ende der 1930er Jahre
wohnte, bis sie nach Frankfurt zwangsweise umgesiedelt wurde. Von hier
wurden Sara Oestreich geb. Adler, die Schwiegertochter von Nathan, und ihre Tochter Betty Aumann in die Vernichtungslager verschleppt
und ermordet.
Link zur Website von Daniela Tobias: http://tobiasherz.de/familie-isaak-oestreich-langstadtbabenhausen
Die dritte jüdische Familie in Langstadt war die Familie
Wetzler. Um 1814 wird Simon Wetzler mit seiner Familie in der Bürgermeisterstraße
4 erwähnt. Simon Wetzler und seine Ehefrau Güdele geb. Kassel hatten
fünf Kinder: Joel (geb. 1804), Süßkind (geb. 1806), Isaac (geb. 1808),
Reichele (Regina; verheiratete Steinberg; geb. 1811, gest. 1890 in Altena/Westfalen), Hanele (geb. 1812). 1822 und 1825 wird Simon Wetzler mit seiner Familie im Haus
Hauptstraße 35 erwähnt. Dieses Haus gehörte zuvor der Leineweberfamilie Voltz, deren Nachkommen alle von Langstadt weggezogen sind.
1831 wohnte die Familie Simon Wetzler in Hintergasse 7. Simon Wetzler hatte das Anwesen
Hauptstraße 35 an Casimir Metzler verkauft und dessen Anwesen in der Hintergasse 7 gekauft.
Dort wohnte die Familie des ältesten Sohnes von Simon Wetzler - Joel
Wetzler - bis zur Auswanderung nach Amerika im Jahr 1885.
1885 wanderte Süßkind Wetzler II., ein Sohn von Joel Wetzler mit seiner Ehefrau Nannchen geb. Lichtenstädter und seinen Kindern nach Nord–Amerika aus.
Die Langstädter Gemeindekasse gab finanzielle Unterstützung zur Auswanderung. Das Haus kaufte Levi Lichtenstein I. Bis 1933 wohnte dort Julius Lichtenstein, Sohn von Isaak,
geb. 31. Januar 1888 in der Hauptstraße 7, mit seiner Familie. Er konnte 1933 über Metz in Frankreich in die USA emigrieren. Sein Nachbar Konrad Erbes fuhr die Familie mit einem Kleintransporter bis zur Grenze.
Simon Wetzlers Söhne - Süßkind Wetzler I. und Isaac Wetzler -
erwarben vermutlich in den 1840er Jahren von der Familie des Joel Isenburger das Haus Schiemesgasse
1. Im Grundbuch aus den 1860er Jahren sind als Hausbesitzer eingetragen: Süßkind Wetzler und Isaak Wetzler und Ehefrau
und Benjamin Wetzler und Ehefrau. Im Haus befindet sich noch der Kaufbrief in dem der Verkauf des oberen Stockwerks im Haus und Teile der Nebengebäude an Benjamin Wetzler verkauft werden.
Benjamin Wetzler, geb. am 3.6.1844 in Langstadt, Hintergasse 7, ist ein Neffe von Süßkind und Isaac, er ist der Sohn von Joel Wetzler und Sifra geb.
Frohmann (geb. 1818).
Isaac Wetzler wanderte 1869 nach Nord–Amerika aus. Der Sohn von Isaac Wetzler und Caroline geb. Ullmann
war Simon Wetzler geb. am 2.3.1853 in Langstadt, Religionslehrer und Kantor in
Aschaffenburg,
er starb am 30. Juni 1919 in einem Sanatorium in der Nähe von Bad Homburg.
Ludwig Diehl V., ein Langstädter Bauer in der Hintergasse 20, der Vater von Dr. Heinrich Diehl schreibt in seiner Chronik:
"Am 30. Juni 1919 – mein Freund Simon Wetzler, Religionslehrer und Kantor in
Aschaffenburg, an einem Nervenleiden in einem Sanatorium bei Homburg gestorben. Er war dahier am
2. März 1853 geb. 66 Jahre 4 M. alt. (Israelit)".
1873 wurde der Anteil von Süßkind Wetzler und Isaac Wetzler verkauft an Konrad Breitwieser II., der aus der Unteren Haggasse 5 stammt und dessen Ehefrau Katharina geb. Heyl (Urgroßeltern von Helene Kruschina geb. Roth).
Der Schneidermeister Benjamin Wetzler (geb. 1844) wohnte mit seiner Familie weiter im oberen Stockwerk des Hauses.
In erster Ehe verheiratete er sich 1869 mit Settchen geb. Kahn aus Schlierbach, sie
starb am 9. August 1889 in Langstadt. Fast alle Kinder aus dieser Ehe
starben als Kleinkinder, nur zwei Kinder aus dieser Ehe überlebten: der Sohn Benjamin
(geb. 21. Mai 1877) und der Sohn Hermann (26. Oktober 1881). In zweiter Ehe verheiratete sich Benjamin Wetzler mit Auguste geb. Tannenbaum
(geb. 15. Juni 1863). Am 20. Juli 1891 wurde die Tochter Jenni geboren, am
14. Februar 1894 der Sohn Samson, am 3. Februar 1897 die Tochter Recha. Benjamin Wetzler
starb am 14. Februar 1899 in Langstadt. Seine Witwe verkaufte das Haus an Michael Breitwieser I. und dessen Ehefrau Elisabethe Margarethe geb. Willmann, die Großeltern von
Pfarrer Richard Felsing. 1916 kauften die beiden auch die andere Haushälfte von Konrad Breitwieser II. dazu.
Die Witwe von Benjamin Wetzler, Auguste geb. Tannenbaum verzog mit den Kindern nach Frankfurt am
Main.
Zusätzlich eingestellt: Zusammenstellung:
Stammbaum der Familie Wetzler - Nachkommen von Simon Wetzler und Güthel geb.
Kassel (eingestellt als
pdf-Datei) |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Siegmund Dahlberg (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1901: "Suche
für meine Tochter, 16 Jahre alt, in einem israelitischen Hause eine
Stelle. Dieselbe ist in aller Hausarbeit, sowie auch im Kochen bewandert.
Eintritt kan in ersten Tagen erfolgen.
Siegmund Dahlberg,
Kleestadt, Post Klein-Umstadt." |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarten
zu Personen,
die in Langstadt geboren sind |
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Kennkarte
(Frankfurt) für Jenny Abraham
geb. Wetzler (geb. 20. Juli 1891 in Langstadt,
später wohnhaft in frankfurt), deportiert
am 11./12. November 1941 von Frankfurt
in das Ghetto Minsk, umgekommen
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Kennkarte
(Frankfurt) für Berta Aumann geb.
Östreich (geb. 23. Dezember 1913 in Langstadt,
später wohnhaft in Bensheim, Bergen-Enkheim
und Frankfurt), Hansangestellte, deportiert am
15. September 1942 von Frankfurt in das
Ghetto Theresienstadt, Oktober 1944
nach Auschwitz, ermordet |
Kennkarte (Frankfurt)
für
Recha Frommann geb. Wetzler
(geb. 3. Februar 1897 in Langstadt) |
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Kennkarte (Dresden) für
Elias Lichtenstein
(geb. 7. September 1884 in Langstadt, später
wohnhaft in Dresden), Kaufmann, deportiert
am 2. März 1943 in das Vernichtungslager
Auschwitz, ermordet |
Kennkarte (Dieburg) für
Isidor Lichtenstein
(geb. 29. November 1900 in Langstadt),
Viehhändler, deportiert am 22. November 1941
ab Frankfurt nach Kowno (Kauen), Fort IX,
umgekommen |
Kennkarte (Groß-Gerau)
für Moritz Lichtenstein
(geb. 6. Juli 1894 in Langstadt, später wohnhaft
in Heppenheim, Frankfurt, Groß-Gerau), Metzger,
deportiert am 25. März 1942 in das Ghetto Piaski,
August 1942 in der KZ Majdanek, umgekommen |
Kennkarte (Köln) für Moses
Lichtenstein
(geb. 16. Mai 1861 in Langstadt, später
wohnhaft in Köln), deportiert am
15. Juni 1942 in das Ghetto Theresienstadt,
am 3. Juli 1942 umgekommen |
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Kennkarte (Düsseldorf)
für Leo Östreich
(geb. 2. Juni 1883 in Langstadt, später
wohnhaft in Wuppertal, Düsseldorf und Berlin),
deportiert am 13. Oktober 1944 in das Ghetto
Theresienstadt, dann Vernichtungslager
Auschwitz, ermordet |
Kennkarte (Dieburg) für
Max Östreich
(geb. 13. April 1909 in Langstadt),
Kaufmann
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Kennkarte (Frankfurt)
für Benzion Wetzler
(geb. 21. Mai 1877 in Langstadt), Schneider,
deportiert am 15. September 1942 von Frankfurt
in das Ghetto Theresienstadt, Mai 1944 in das
Vernichtungslager Auschwitz,
ermordet |
Kennkarte (Frankfurt)
für Hermann Wetzler
(geb. 26. Oktober 1881 in Langstadt, später
wohnhaft in Frankfurt), deportiert am
15. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt,
Ende Oktober 1944 in das Vernichtungslager
Auschwitz, ermordet |
Kennkarten
zu Personen,
die in Kleestadt geboren sind |
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Kennkarte Frankfurt) für David
Dahlberg
(geb. 1. September 1866 in Kleestadt, später
wohnhaft in Frankfurt), deportiert am 7. August
1942 in das KZ Dachau, umgekommen
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Kennkarte (Frankfurt)
für Emanuel Dahlberg
(geb. 20. Februar 1873 in Kleestadt, später
wohnhaft in Frankfurt), deportiert am
18. August 1942 ab Frankfurt in das Ghetto
Theresienstadt, umgekommen |
Kennkarte (Frankfurt)
für Jakob Dahlberg
(geb. 5. Januar 1881 in Kleestadt, später
wohnhaft in Frankfurt), Kaufmann, deportiert
am 9. Februar 1943 in das Vernichtungslager
Auschwitz, ermordet |
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Kennkarte (Frankfurt)
für Maria Dahlberg
(geb. 29. Dezember 1874 in Kleestadt), |
Kennkarte
(Alsfeld) für Mathilde Jacob
geb. Hecht (geb. 26. Mai 1871 in Kleestadt,
später wohnhaft in Homberg (Ohm)), deportiert
am 18. August 1942 ab Frankfurt in das Ghetto
Theresienstadt, umgekommen |
Kennkarte
(Frankfurt) für Meta Mannheimer
geb. Dahlberg (geb. 29. Oktober 1900 in Kleestadt,
später wohnhaft in Frankfurt am Main und
Flörsheim), deportiert nach unbekanntem Ort,
umgekommen |
Kennkarte
(Frankfurt) für Rosa Wartenberg
geb. Hecht (geb. 20. Juli 1873 in Kleestadt,
später wohnhaft in Frankfurt), deportiert
am 15. September 1942 in das Ghetto
Theresienstadt, umgekommen |
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Zur Geschichte der Synagoge
Angaben nach den Recherchen von Reiner Haberstock: Die Synagoge für die jüdische Gemeinde von Langstadt und Schlierbach
war ein Fachwerkbau in der Friedhofstraße 1. Vermutlich ist er Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet worden. Es war ein ebenerdiger Fachwerkbau mit zwei Türen, die vordere für die Männer, die hintere für die Frauen. Im Fachwerkhaus, das sich direkt an die Synagoge
anschloss, wohnte seit Mitte des 18. Jahrhunderts die Familie Breitwieser. In den 1930er Jahren
verzog Konrad Breitwieser III., Totengräber von Langstadt, zu seiner Tochter Katharina Fischer nach Babenhausen. Das Haus
wurde an den Schuster Ludwig Fischer verkauft, der später auch das Synagogengebäude dazu
kaufte.
Etwas anders die Angaben von Thea Altaras: Nach ihren Recherchen diente zunächst
(nach den Balkeninschriften 1780 und 1820) die im Hof (also von der Straße zurückgesetzte
Gebäudehälfte) als Synagoge. Der vordere Gebäudeteil war Wohnhaus eines
Bauern. 1820 wurde im vorderen Gebäudeteil die Synagoge eingerichtet. Nun wurde
der dem Hof zugewandte Teil als Wohnhaus benutzt.
Die Inneneinrichtung der Synagoge wurde beim Novemberpogrom 1938 durch SA-Leute verwüstet. Die Ritualien
wurden vernichtet. Das Gebäude kam im Oktober 1939 für 370 RM in
nichtjüdischen Besitz. 1964 wurde die ehemalige Synagoge abgebrochen und
an ihrer Stelle ein neues Wohnhaus erstellt.
Eine kleine Gedenktafel ist vorhanden.
Adresse/Standort der Synagoge: Friedhofstraße
1 & 2
Fotos / Darstellungen
Erinnerungsarbeit vor
Ort
"Stolpersteine"
in Langstadt - Bericht von Reiner Haberstock
Vgl. eingestellte pdf-Datei von Reiner Haberstock: Stolpersteine
für die ermordeten Jüdinnen und Juden aus Langstadt. |
Namen und die Adressen der Häuser in denen
jüdische Personen bis in die 1930er-Jahre in Langstadt wohnten:
Bertha (Betty) Aumann geb. Oestreich: geb. 23.12.1913, verschollen (ermordet) in Auschwitz,
Schwester von Max Oestreich, der in die USA emigrieren konnte, Bertha Aumann geb. Oestreich wohnte in Langstadt im Haus
Hauptstraße 35.
Sara Oestreich geb. Adler: geb. 22.5.1882 in Hintersteinau; Witwe von Julius Oestreich, Viehhändler,
Mutter von Max Oestreich, der in die USA emigrieren konnte. Sara Oestreich
wohnte in Langstadt im Haus Hauptstraße 35
Aus dem Haus Hauptstraße 35 stammten auch:
Jettchen Oestreich: geb. 25.5.1873 in Langstadt, Schicksal unbekannt.
Settchen Oestreich: geb. 10.2.1878 in Langstadt, Schicksal unbekannt.
Sophia Rosenthal geb. Oestreich: geb. 8.10.1879 in Langstadt, Schicksal unbekannt.
Leo Oestreich: geb. 2.6.1883 in Langstadt, verschollen (ermordet) in
Auschwitz.
Diese vier Geschwister von Julius Oestreich sind schon vor 1933 aus Langstadt weggezogen.
Isidor Lichtenstein: geb. 29.11.1900 in Langstadt, Viehhändler, verschollen (ermordet) in Riga,
seine Ehefrau:
Rosa Lichtenstein geb. Waller: geb. 12.12.1907 in Großkrotzenburg,
für tot erklärt (ermordet) in Riga.
die beiden Kinder von Isidor und Rosa Lichtenstein:
Karola Lichtenstein: geb. 28.10.1933 in Langstadt, für tot erklärt (ermordet) in Riga.
Erich Lichtenstein: geb. 21.3.1935 in Langstadt, verschollen (ermordet) in Riga.
Die Familie von Isidor Lichtenstein wohnte in Langstadt im Haus Hauptstraße
7. Dieses Haus wurde nach dem erzwungenen Wegzug der Familie und der Enteignung durch den NS–Staat, einige Jahre als Kindergarten genutzt.
Die Geschwister von Isidor Lichtenstein, die schon vor 1933 aus Langstadt wegzogen und ebenfalls aus dem Haus
Hauptstraße 7 stammten, waren:
Max Lichtenstein: geb. 11.9.1890 in Langstadt, Schicksal unbekannt
Moritz Lichtenstein: Metzger, geb. 6.7.1894 in Langstadt, mit seiner Familie von Heppenheim/Bergstraße aus deportiert am 2.8.1942 ermordet in Majdanek/Lublin.
Ferdinand Lichtenstein: geb. 18.9.1903 in Langstadt, er und seine Ehefrau sind verschollen (ermordet) in Auschwitz
Der älteste Bruder von Isidor Lichtenstein: Julius Lichtenstein: geb.
31.1.1888 in Langstadt, ist mit seiner Frau Lina geb. Wolf und seinen Kindern Hedwig und Walter in die USA emigriert. Die Familie wohnte im Haus
Hintergasse 7, später wohnte dort die Familie Wilhelm Blümler, die das Haus von Julius Lichtenstein gekauft
hatte.
Eine weitere Familie Lichtenstein wohnte in der Kleestädter
Straße:
Es war Levi Lichtenstein II. *18.7.1859 in Langstadt (ein Onkel von Isidor Lichtenstein aus
Hauptstraße 7, Bruder seines Vaters Isaak Lichtenstein. Levi Lichtenstein II. starb am 19.8.1920 in Langstadt.
Sein Sohn Moritz Lichtenstein, geb. 25.4.1894 in Langstadt, wohnte 1922 in
Illingen an der Saar; er gilt als verschollen (ermordet?)
Die Ehefrau von Levi Lichtestein II. war Johanna Lichtenstein geb. Mayer stammte aus
Groß-Steinheim (heute Steinheim bei Hanau) ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.
Ein weiterer Onkel von Isidor Lichtenstein war Moses Lichtenstein:
geb. 16.5.1861 in Langstadt, Hauptstraße 3; er wurde von Köln aus nach Theresienstadt deportiert, wo er am 3.7.1942
umgekommen ist.
Der Vater von Isidor Lichtenstein: Isaak Lichtenstein ist mit seinen Brüdern Levi Levi Lichtenstein II. und Moses Lichtenstein im Haus
Hauptstraße 3a geboren, das aber später zusammen mit dem Nachbarhaus
Hauptstraße 3 abgerissen wurde. An der Stelle, also auf dem Platz von zwei Hofreiten wurde um 1900 das heutige Anwesen
Hauptstraße 3 gebaut. Der Vater dieser drei Brüder: Samuel Lichtenstein,
geb. 16.11.1825 in Langstadt, gest. 1.10.1904 in Langstadt (= Großvater von Isidor
Lichtenstein) hatte in den 1880 er Jahren sein
Haus (Hauptstr. 3a) verkauft und als neuen Wohnsitz für sich und seine Familie die Hofreite
Hauptstraße 7 gekauft.
Zwei weitere jüdische Familien namens Wetzler wohnten in der Schiemesgasse
1 im Haus Felsing.
Diese Familien verkauften das Haus aber bereits vor 1900 und zogen von Langstadt weg.
Ein Sohn dieser Familie: Benzion Wetzler: geb. 21.5.1877 in Langstadt, wohnte
seit 1899 in Frankfurt im Musikantenweg und ist in Auschwitz verschollen (ermordet)
Seine Mutter Auguste Wetzler geb. Tannenbaum: geb. 15.6.1893, ist nach Theresienstadt deportiert worden
und umgekommen am 14.12.1942 in Theresienstadt.
Nachkommen er Familie Wetzler war in Frankfurt die Familie Abraham. Für die ermordeten Familienmitglieder der Familie Abraham werden am 21. Juni 2013
in Frankfurt vor dem Haus Herderstraße 11, wo die Familie wohnte Stolpersteine verlegt. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 52-53 (unter Babenhausen) |
| Klaus Lötzsch und Georg Wittenberger
(Hrsg.): Die
Juden von Babenhausen. Beiträge zur Geschichte der jüdischen Gemeinden von
Babenhausen, Langstadt, Sickenhofen und Hergershausen. Hrsg. im Auftrag des
Heimat- und Geschichtsvereins Babenhausen. Babenhausen einst und jetzt,
Beiheft 1. Babenhausen 1988. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 127-128. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 111. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 31.
|
| Reiner Haberstock: Notizen
zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Langstadt (eingestellt als
pdf-Datei, Stand: Juni 2016).
|
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|