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in Lengnau
Lengnau (Kanton
Aargau, Schweiz)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte des Ortes
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Lengnau wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. Letzte Einstellung am 21.10.2014.
Übersicht:
Anzeige
in "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. November 1846:
"Bei hiesiger Gemeinde ist die Stelle eines Kantors und Schächters
sofort zu besetzen. Als Kantor muss der Anzustellende eine sonore Stimme
haben und musikalische Kenntnisse besitzen, um einen Chor leiten zu
können. Als Schächter ist für hiesige große Gemeinde ziemliche Übung
erforderlich. Die Besoldung beträgt jährlich an fixem Gehalt und
Akzidenzien 500 rheinische Gulden. Unverheiratete Bewerber, welche
sich sowohl über ihre Qualifikation in beiden Fächern als auch über
ihren religiös-sittlichen Charakter durch Atteste ausweisen
können, mögen ihre Anmeldungen portofrei bis Mitte Dezember dieses
Jahres an Unterzeichneten einsenden.
Lengnau, Kanton Aargau (Schweiz), den 23. Oktober 1846.
Jakob Braunschweig, Vorsteher." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1891:
"Die Kantor-, Schochet- und Religionslehrerstelle in hiesiger
Gemeinde ist neu zu besetzen. Fixer Gehalt Frs. 1.000. Nebeneinkommen ca.
Frs. 200. - Anmeldungen nebst Zeugnissen erbittet bis 1. März
nächsthin.
Neu-Lengnau (Aargau, Schweiz). Der Orts-Vorstand". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1891:
"Die Kantor-, Schochet- & Religionslehrerstelle
in hiesiger Gemeinde ist neu zu besetzen. Fixes Gehalt Frcs. 1.000. -
Eventuell Nebeneinkommen ca. Frcs. 200. - Anmeldungen nebst Zeugnissen
erbittet bis Mitte Mai nächsthin.
Neu-Lengnau (Aargau, Schweiz). Der Synagogenrat Dreifuß." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober 1897:
"Wir suchen einen tüchtigen, seminaristisch gebildeten,
ledigen Kantor, Religionslehrer und Schochet. Fixgehalt Frcs.
12-1400 und Nebeneinkommen. Anmeldungen an den Vorstand der Kultusgemeinde
Neu-Lengnau (Aargau) Schweiz." |
Einweihung des neuen Schulhauses in Lengnau (1843)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. März
1843: "Endingen, im Dezember (Privatmitteilung. Verspätet).
Je veralteter die Gesetze über die Juden sind, welche in der Schweiz noch
geltend sind, desto wichtiger ist jede Manifestation, die auf eine baldige
Besserung schließen lässt. Diese Bemerkung entschuldige die Länge des
folgenden Berichts. Wir teilen zuerst ein eigentümliches Referat im
'Schweizerboten' (No. 132) hier mit. 'Ein erfreuliches Zeichen der Zeit
aus Israel! - Schon wiederholt sind seit dem Jahre 1830 die
Verhältnisse unserer israelitischen Bevölkerung in den resp. Behörden,
und selbst im großen Rate, zur Sprache gekommen; - lebhafter und öfter
noch haben öffentliche Blätter, in letzter Zeit namentlich der wackere
'Freisinnige' in Baden, diese Frage
aufgegriffen und behandelt: - allein bis jetzt ohne wirklichen Erfolg.
Gleichwohl wird dieser wichtige Gegenstand - wahrlich kein Lichtpunkt
unseres öffentlichen Lebens - bald einmal die ihm gebührende ernste
Beratung und Erledigung finden müssen. Denn die allgemeine geistige
Gärung der Zeit hat auch unsere Israeliten im Aargau ergriffen, auch sie
in Parteien der so genannten Erhaltung und des Fortschrittes getrennt. Und
nicht ohne freudiges Mitgefühl werden unsere besseren Aargauer beider
christlichen Konfessionen vernehmen, dass auch bei ihren israelitischen
Mitbürgern dasjenige Prinzip, welches sie selbst verfechten, und darum
wohl in jeder noch so unscheinbaren Form als ebenbürtig anzuerkennen
haben, das Streben nach höherer Bildung und Vervollkommnung, immer
steigende Kraft und Geltung gewinnt, wie wir eben durch ein tatsächliches
Beispiel zu beweisen gedenken.
Nicht ohne ernsten Widerstand der 'konservativen' Minderheit ihrer Bürger,
die an böswilliger Halsstarrigkeit und Eigensucht ihrer christlichen
Namensschwestern nicht nachstehen mag, hat die israelitische
Gemeinde Lengnau in letzterer Zeit, mit dem für sie bedeutenden
Kostenaufwande von 10.000 bis 11.000 Fr. , den Bau eines neuen
Schulhauses zustande gebracht. Die Einweihung dieses so freundlich
ansprechenden, als zweckmäßig eingerichteten Gebäudes fand am 24.
Oktober im Beisein einer erbetenen und gern bewilligten Abordnung des
Kantonsschulrates (HH. Seminardirektor Keller und Professor Straub
von Baden) und der beiden Schulinspektoren des Bezirks Zurzach (HH.
Vize-Gerichtspräsident Steigmeier und Pfarrer Sutermeister)
statt, und wurde trotz der Anfangs etwas ungünstigen Witterung nicht nur
von den beteiligten Gemeindegenossen, sondern auch von der christlichen
Einwohnerschaft des Ortes und der nächsten Umgebung teilnehmend mitgefeiert.
Die ganze Anordnung dieses Festes erschien so sinnig, als würdig, und
bewies unzweifelhaft, dass die Gemeinde die hohe Bedeutung desselben
vollkommen begriffen habe. Morgens 10 Uhr versammelten sich sowohl die
Schulkinder, an der Zahl etwa über hundert, - wozu noch fünfzig bis
sechzig Schüler mit ihren Lehrern aus der israelitischen Nachbargemeinde
Endingen sich gesellten -, als auch die betreffenden Schul- und
Gemeindebehörden in dem alten Schulhause, welches an diesem Tage seine
bisherigen kleinen Bewohner für immer entlassen sollte, und begaben sich
von da in die anstoßende Synagoge, wo nach einem eigens für dieses Fest
bestimmten, und von der Schuljugend nicht übel gesungenen hebräischen
Liede, erst der Rabbiner die Feier mit einer angemessenen religiösen
Betrachtung eröffnete, und nachher der Oberlehrer ihre pädagogische
Bedeutung ansprechend auseinander setzte. - Hierauf begab sich der Festzug
- voraus die muntere Kinderschar mit Sträußen und Kränzen - nach dem
neuen Schulhause, welches heute seine künftigen Gäste zum erstenmal
aufnehmen sollte. Da empfing zunächst ein jüngeres Mitglied der
Schulpflege, welches diesem Baue und Feste ein besonderes Interesse
gewidmet zu haben scheint, Herr Guggenheim, die Abgeordneten der
oberen Schulbehörden mit freundlichem Gruße, und übergab sodann unter
angemessener Ansprache das Haus
seinen |
künftigen
Bewohnern, der Jugend und ihren Lehrern. Nach ihm trat sodann Herr
Seminardirektor Keller auf, und sprach namens des Kantonsschulrates
die so tief gedachten, als ergreifenden Einweihungsworte, wobei er
zugleich in kurzen Zügen den schneidenden Kontrast zwischen der ehr- und
rechtlosen Lage der Israeliten in früheren Jahrhunderten und ihrer
jetzigen, wenn auch noch nicht durchaus freien, doch gesicherten Stellung
schilderte, und gegründet auf ihr eigenes besseres Streben schließlich
die Hoffnung einer besseren und würdigeren Zukunft aussprach. Tiefe
Stille, welche vor dem auffallenden Geräusche der Zuhörer in der
Synagoge vorteilhaft abstach, herrschte während dieses frei unter freiem
Himmel gehaltenen, und wenn wir nicht irren, von mancher stillen Träne
aus israelitischen Augen begleiteten Vortrages, der den öffentlichen Teil
des Festes schloss. -
Ein freundliches Mahl vereinigte hierauf die Abgeordneten des Kantons- und
Bezirksschulrates mit den Gemeinde- und Schulvorstehern von Lengnau bis an
den späten Abend, wobei manch sinniger Toast von christlicher wie israelitischer
Seite das tiefste Gefühl des Herzens, wehmütig im Hinblick auf die noch
so beschränkten bürgerlichen Verhältnisse dieser
Glaubensgenossenschaft, erhebend in der Hoffnung auf eine freiere,
würdigere und bessere Zukunft derselben, als deren Grundstein das eben
eingeweihte Schulhaus betrachtet wurde, aussprach." |
Fortsetzung des Berichtes
in
der "Allgemeinen Zeitung des
Judentums" vom 11. März 1843 |
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Prüfungen in der Gemeindeschule durch Rabbiner Dr. Kayserling
(1863)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Mai
1863: "Lengnau, im Mai (1863). Samstag, den 2. Mai
schloss unser verehrter Rabbiner Herr Dr. Kayserling den
diesjährigen Kursus an unserer hiesigen Gemeindeschule mit der Prüfung
im hebräischen Fache im Religionsunterrichte, nachdem er im
Morgengottesdienste einen ausgezeichneten Vortrag über die Nächstenliebe
nach dem Wochenabschnitte Paraschat Kedoschim gehalten hatte.
In seiner Schlussrede im Schullokale an die austretenden Zöglinge blieb
bei den vielen Anwesenden kein Auge tränenleer. Als der würdige
Seelenhirte die scheidenden Kinder zur Dankbarkeit gegen ihre Lehrer
ermahnte, zerflossen sie laut schluchzend in Tränen, sodass der
Oberlehrer sie beruhigen und aufmuntern musste. Nicht minder
anerkennenswert ist die unumwundene Würdigung der Leistungen der Schule
von Seiten der verehrten Geistlichen. Nachdem der vom Staate angestellte
christliche Schulinspektor seine Zufriedenheit im Allgemeinen aussprach,
ist es besonders erhebend für Lehrer und Gemeinde aus dem Munde ihres Seelenhirten
zu vernehmen, dass auch in religiös-sittlicher Beziehung recht
Befriedigendes geleistet wird. Schließlich sei hier noch bemerkt, dass
nach dem Aargauischen Schulgesetze die Schüler zwar nicht unter der
Gesetzlichkeit als solcher stehen, dass im Weltlichen die Schulen durchaus
der direkten Aufsicht eines Schulinspektors anvertraut, in religiöser
Beziehung aber kraft des gleichen Gesetzes der obersten Leitung des
jeweiligen Ortsgeistlichen unterstellt sind, was wir ganz am Platze und
ganz natürlich finden. Soweit ist auch der Rabbiner in religiöser
Beziehung der oberste Aufseher der Schule und kann derselbe Gott sei Dank
durch keinen Privatvertrag, wie es in einer großen Gemeinde Israels schon
geschehen, auf die Seite geschoben werden. - Das ist von der einen Seite
Trennung von Kirche und Schule und von der anderen wohltuende
Vereinigung.
Eine Kollision kann nur dann eintreten, wenn irgendeine Persönlichkeit,
sei es Lehrer oder Geistlicher, sich durch Eigensinn oder Dünkel
bestimmen lässt, was Gottlob bei uns zu den Seltenheiten gehört und am allerwenigsten
unter der Aegide unseres würdigen Rabbiners. Wir halten diese Momente
für wert genug, sie in Ihrem geschätzten Blatte notiert zu sehen und
bitten Sie darum. M.H. Bornheim." |
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers an der Fortbildungsschule (1864 / 1865 / 1866 /
1874)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 8. November 1864: "Die Stelle eines Lehrers an der Fortbildungs-Schule
in israelitisch Lengnau wird mit einer jährlichen Besoldung von Frcs.
1500 neuerdings zur freien Bewerbung ausgeschrieben mit dem Bemerken, dass
auch Lehrer christlicher Konfession für dieselbe konkurrieren
können.
Der Lehrer hat höchstens 30 wöchentliche Unterrichtsstunden in den für
Fortbildungsschulen reglementarisch vorgeschriebenen Fächern sowie in der
französischen und hebräischen Sprache zu erteilen.
Schriftliche Anmeldung beim Titl. Bez.-Schulrat Zurzach bis zum 26.
November nächsthin.
Beizulegende Ausweise: Wahlfähigkeitsakte und Sittenzeugnis vom
Gemeinderat des letzten Wohnortes.
Aarau, den 26. Oktober 1864. Hollmann,
Direktionssekretär." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1865: "Die
Stelle eines Lehrers an der Fortbildungsschule in israelitisch Lengnau
wird mit einer jährlichen Besoldung von Frs. 1500 neuerdings zur freien
Bewerbung ausgeschrieben, mit dem Bemerken, dass auch Lehrer christlicher
Konfession für dieselbe konkurrieren können.
Der Lehrer hat höchstens 30 wöchentliche Unterrichtsstunden in den für
Fortbildungsschulen reglementarisch vorgeschriebenen Fächern, sowie in
der französischen und hebräischen Sprache zu erteilen." |
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Anzeige
in "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. März 1865:
"Die Stelle eines Lehrers an der Fortbildungsschule in
israelitische Lengnau wird mit einer jährlichen Besoldung von Fcs.
1500 neuerdings zur freien Bewerbung ausgeschrieben mit dem Bemerken, dass
auch Lehrer christlicher Konfession für dieselbe konkurrieren
können.
Der Lehrer hat höchstens 30 wöchentliche Unterrichtsstunden in den für
Fortbildungsschulen reglementarisch vorgeschriebenen Fächern sowie in der
französischen und hebräischen Sprache zu erteilen.
Schriftliche Anmerkung beim tit. Bezirksschulrate Zurzach bis zum
22. März nächsthin.
Beizulegende Ausweise: Wahlfähigkeitsakte und Sittenzeugnis vom
Gemeinderat des letzten Wohnortes.
Aarau, den 22. Februar 1865. Für die Erziehungsdirektion: Frikker,
Direktionssekretär." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar 1866: "Die
Stelle an der hiesigen Fortbildungsschule, welche letztere gegen 20 Kinder
zählt, ist noch unbesetzt. Das jährliche Gehalt ist bei 33-36
wöchentlichen Unterrichtsstunden auf 1800 Franken fixiert. Bewerber,
welche außer in den Realien auch im Hebräischen, im Französischen und
in der Mathematik Unterricht erteilen und Zeugnisse beibringen können,
wollen dieselben bis zum2 6. Februar an die unterzeichnete Schulpflege
gelangen lassen. Bemerkt wird noch, dass, da die Anstellung eine
definitive ist, der Anzustellende sich einer von dem Hohen Erziehungsrate
des Kantons Aargau anzuordnenden Prüfung zu unterziehen hat.
Lengnau (Aargau), den 27. Januar 1866. Die israelitische Schulpflege."
|
Nicht nur in der orthodox-konservativen
Zeitschrift "Der Israelit", sondern auch in der liberal
geprägten "Allgemeinen Zeitung des Judentums" wurde die Stelle
ausgeschrieben: |
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 6. Februar 1866: "Die Stelle an der hiesigen Fortbildungsschule,
welche letztere gegen 20 Kinder zählt, ist noch unbesetzt. Das jährliche
Gehalt ist bei 33-36 wöchentlichen Unterrichtsstunden auf 1800 Franken
fixiert. Bewerber, welche außer in den Realien auch im Hebräischen, im
Französischen und in der Mathematik Unterricht erteilen und Zeugnisse
beibringen können, wollen dieselben bis zum2 6. Februar an die
unterzeichnete Schulpflege gelangen lassen. Bemerkt wird noch, dass, da
die Anstellung eine definitive ist, der Anzustellende sich einer von dem
Hohen Erziehungsrate des Kantons Aargau anzuordnenden Prüfung zu
unterziehen hat.
Lengnau (Aargau), den 27. Januar 1866. Die israelitische Schulpflege."
|
|
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 15. September 1874: "Wiederholte Ausschreibung.
Offene Lehrerstelle an der israelitischen Fortbildungsschule in Lengnau.
Besoldung Frcs. 1500.- Schriftliche Anmeldung bei der
israelitischen Schulpflege in Lengnau bis zum 19. September
nächsthin. Beizulegende Ausweise. Wohltätigkeitsakte und ein
Leumundszeugnis vom Gemeinderate des letzten Wohnortes.
Aarau, den 2. September 1874. Für die Erziehungsdirektion Schoder,
Direktionssekretär." |
Hauslehrer
gesucht (1867)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 25. Juni 1867: "Ein Hauslehrer, der auch Schochet ist, wird für
eine Familie im Aargau zum sofortigen Antritt gesucht. Gehalt bei völlig
freier Station 375-400 Franken.
Anmeldungen an Rabbiner Dr. Kayserling in Lengnau (Aargau). |
Zum
Tod von Lehrer Moritz Meier (1912)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 20. Dezember 1912: "Zürich. Hier verschied im 81.
Lebensjahre Moritz Meier, der Jahrzehnte hindurch Lehrer in Lengnau
war. Meier war der erste schweizerische Jude mit Offiziersrang; er erhielt
ihn 1856". |
Zum Tod von Lehrer Michel Neuberger (1930)
Artikel
in Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober
1930: "Michel Neuberger - das Gedenken an den Gerechten
ist zum Segen. Lengnau (Schweiz), 16. Oktober (1930). Mit der
Versöhnung des Jomkippur und der Freude an Sukkah und Lulow in der Seele,
schlummerte plötzlich unser Lehrer Michel Neuberger in die Ewigkeit
hinüber. Am Hoschanorabbo kam er auf dem uralten Friedhof
Endingen-Lengnau, für dessen Restaurierung er sich so ungeheure
Verdienste erworben hatte, zur Bestattung. Wer Neuberger als Menschen
geliebt, als gehämmerten Jehudi verehrt, als treuen Diener Gottes im
Dienste der Gemeinde und der Jugend verehrt hat - und es waren so viele,
die es taten, - wird eine stille Träne dem stillen Manne nachweinen, der
in einem Leben emsiger Arbeit wie ein Sämann manch Saatkorn in den
dunklen Boden versenkte, das später zur vollen Blüte
aufging.
Zwanzig Jahre war Michel Neuberger Lehrer und Kantor der jüdischen Kultusgemeinde
zu Baden in der Schweiz, Rechnungsführer und Verwalter der
Gemeindefinanzen, eine in der Schweiz wohlbekannte und beliebte Persönlichkeit.
Die Freuden an Nachkommenschaft blieben ihm versagt. Michel Neuberger und
seine Frau, die ihm vor einigen Jahren in den Tod voranging, suchten und
fanden ihr Seelenglück in stillen mannigfaltigen Wohltaten. Im Jahre 1905
verließ Neuberger freiwillig Amt und Gemeinde, um sich einer höheren
Chesed-Aufgabe in Fürth zuzuwenden. Die Ehegatten sahen sich in ihren
Erwartungen getäuscht, und nun begann für die Menschen, die ein Bild der
Ruhe und Stabilität waren, ein Wanderleben, unruhig und unstet. Sie
wohnten vorübergehend da und dort, eine längere Zeit in Halle, dann in
Frankfurt, und überall betätigte sich Neuberger als Lehrer der Kleinen
und der Großen mit hingebender Liebe und gutem Erfolg. Besonders in
Frankfurt erwarb er sich ein großes Maß von Liebe und Achtung. In den
schweren Jahren des Krieges und des Nachkrieges standen die feinbesaiteten
Menschen den Kämpfen des Tages zu schwach gegenüber. Es zog sie wieder
nach der Schweiz, wo Neuberger in der ach so klein gewordenen
Muttergemeinde Lengnau die Kantor und Lehrerstelle annahm. Auch dort schuf
er eine kleine Insel echter Jüdischkeit um sich, und die Herzen der alten
Schweizerfreunde stürmten ihm zu. Vor einigen Jahren wurde ihm die treue
Gattin und Wegebegleiterin seines Lebens genommen. Er baute den zweiten
Tempel seines Glückes auf, aber leider nur für kurzen Zeitraum. Michel
Neuberger ruht auf dem alten Friedhof, der er in den letzten Jahren mit
der ganzen Liebe seines Herzens betreut hatte, als Maliz joscher
(Fürsprecher) für
seine Gemeinde und für die Gemeinschaft. Seine Seele sei eingebunden in
den Bund des Lebens."
|
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Artikel in der "Bayerischen Israelitischen
Gemeindezeitung" vom 15. November 1930: "Michael Neuberger –
seligen
Andenkens -. Nur wenige unserer Mitglieder werden noch persönliche
Erinnerungen an Michael Neuberger haben; aber unbekannt ist er uns allen
nicht, dieser edle Mensch, dieser glaubensstarke Jude, dieser
gottbegnadete Lehrer. Und weil er einer unserer Besten war, darum trauern
auch wir um ihn, der am Rüsttage zum Sabbat Chaul Hamoed Sukkoth, kaum
68-jährig, seine unsterbliche Seele ausgehaucht hat.
Michael Neuberger war von 1881 bis 1908 Mitglied unseres Vereins.
Im Jahre 1920 bedachte er unseren Verein in treuer Anhänglichkeit mit
einem Legat.
Das
'Israelitische Wochenblatt für die Schweiz' widmet diesem seltenen
Menschen sehr ehrende Worte der Liebe und Verehrung. Wir entnehmen diesem
Nachruf, dass er 1862 in Mühlfeld in Unterfranken geboren wurde, in
Höchberg
und Würzburg seine Ausbildung erhielt, 25 Jahre in Baden in der Schweiz
amtierte, dann die Leitung eines Altersheimes in Fürth übernahm und nach
einigen schweren Wanderjahren, in denen er in den Gemeinden Ansbach,
Schweinfurt, Halle und Frankfurt seines Amtes waltete, der Stimme seines
Herzens folgend wieder in die Schweiz zurückkehrte. In Lengnau fand er
als Lehrer und Leiter des Altersasyls endlich eine ihn voll befriedende
Stellung.
Die machtvolle
Kundgebung an seinem Leichenbegängnis zeigte, wie die Schweiz diese
vorbildliche Persönlichkeit ehrte; aber auch die jüdischen Lehrer in
Bayern werden seiner nie vergessen! Sein Andenken sei zum Segen!" |
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Über
ein schweres Fährunglück im Rhein bei Koblenz (1771; Bericht von 1930)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1930: "Rheinfähre,
Koblenz. Von Lehrer Michael Neuberger in Lengnau
(Schweiz). Schweizerische und badische Zeitungen berichten ausführlich
von dem Unglück, welches sich vor wenigen Tagen bei der Rhein-Überfahrt
Koblenz-Waldshut ereignet hat. Die schwer beladene Fähre kippte um; drei
wertvolle Pferde ertranken und nur mit knappester Not und Selbsthilfe
konnten sich die vier Männer, eine Frau und ein Kind, schwimmend retten
und glücklich dem nassen Grabe entgehen. Die beiden Grenzländer werden
nun wohl zur Besinnung kommen und den seit langer Zeit gehegten Plan - die
Erstellung einer Brücke - endlich reifen lassen. - Für uns Schweizer
Juden, insbesondere diejenigen der beiden alten Muttergemeinden
Lengnau-Endingen im Surbtal dürfte das besagte Unglück der Beachtung
wert sein, denn es ruft in unserem Gedächtnisse eine längst vergessene
traurige Geschichte wieder wach. An der gleichen Unglücksstelle - genau
vor |
159
Jahren - lange vor der schweizerischen Judenemanzipation, mussten fünf
brave, rüstige Familienväter - zwei von Lengnau und drei von Endingen -
in gesunder Vollkraft ihr Leben lassen. Auch damals kippte im reißenden
Strome die Fähre um. Mit Recht sagten unsere Alten gottvertrauend: 'Der
schwache Erdensohn weiß wohl, wie und wann er von zu Hause weggeht,
niemals aber, ob, wie und wann er wieder heimkehrt.' Es war damals in der
heiligen T'schuwo-Woche am 7. Tischri des Jahres 5531 /1771). Ahnungslos
und zuversichtlich in ernster Zeit bei drückender, schwerer Sorge um Weib
und Kind, in frühester Morgenstunde gleich nach 'Schul' - vielleicht noch
fastend - gingen die wackeren Männer fort zu Markte nach Tiengen. Wie
unglücklich und herzzerreißend gestaltete sich die Rückfahrt. Das
traute Familienheim sollten sie leider lebend nicht mehr schauen. Allen
denen, die gelegentlich einmal die große und ehrwürdige Gräberstadt
zwischen Lengnau und Endingen - das älteste und heiligste Denkmal
schweizerischer Judenheit - aufsuchen, möchte ich raten, gleich am
Eingange, Lengnauer Seite, die ersten vier Gräber der 17. Reihe und das
Einzelgrab nebenan näher zu beachten. Dort ruhen und schlummern sie - die
seligen Mannen - unter den stark verwitterten, schweren Grabsteinen. Aus
den kaum noch leserlichen, abgebröckelten Inschriften lassen sich das
gleiche Datum - 7. Tischri 5531 - und ihre Namen wie folgt entziffern: 1.
Jakob, Sohne Elieser Mosche von Lengnau, 2. Uri Schrage Sohn des Parnes
Jakob von Lengnau, 3. Jizchok, Sohn Raphel vn Endingen, 5. Jechiel, Sohn
Nathan von Endingen. - Tiefe Ehrfurcht und banges Erschauern beschleicht
mich, wenn man diesen Mazewous (Grabsteinen) die kurzen, aber
erschütternden Worte abliest: min Hanitboim b'majim asim 'Doe versunken
sind in die mächtigen Fluten'. Drei Tage vor unserem heiligen Jom Kippur
ereignete sich das Unglück. Welch schmerzliche Trauer und Trübseligkeit
mag damals die beiden jüdischen Dörfer beherrscht haben und wie doppelt
wehmütig ernst und tränenreich mag jener Zoum Hakodesch verstrichen
sein. Trotz allem lässt sich aber auch was Gutes berichten. Höchst
interessant ist nämlich eine Episode, die mit dem Geschehnis in enger
Verbindung bleibt und die ich selbst erst vor mehreren Jahren durch meinen
86-jährigen Gemeindeältesten, den uns unvergesslichen Herzel Dreifuß
seligen Andenkens, Dank seines bewundernswerten Gedächtnisses erfahren
habe. Bekanntlich wird noch heute von allen frommen Jehudim der uralte,
sinnvolle Minhag geübt, in der T'schuwo-Woche das sogenannte Kaporous zu
schlagen. Diese Mizwo soll die Ursache sein, dass ein sechstes Opfer -
ebenfalls ein Endinger Mann - auf wunderbare Weise durch Gottes Fügung
dem sicheren Tode entkam. Schon befand auch er sich mit seinen fünf
Genossen auf der Unglücksfähre, da fällt ihm noch rechtzeitig ein, dass
er auf badischem Gebiete in einem Bauernhause seinen Korb mit Geflügel
stehen hat. Der gottbegnadete Mann verlässt schnell die Fähre, um seine
Kaporous zu holen. Währenddessen waren die anderen vom Ufer abgetrieben
und in der Mitte des wilden Stromes haben die Ertrinkenden in ihrer
Seelenangst ihr letztes 'Schma Jisroel' zum Himmel hinaufgeschrieen. Noch
am selben Tage wurden die Leichname geboren und später - wie bereits
erwähnt - auf den 'Guten Ort' zur letzten Ruhe
gebracht.
Ich hätte damals gerne zugeschaut, wie am folgenden Tage jener
glückliche Endinger Kapores schlug: mit welcher Rührung mag er gesagt
haben, das bedeutsame 'Bnei Odom jouschwei Choschech w'Zalmowes'
Menschenkinder, die wir in Finsternis und Todesschatten wohnen. Und dann
die übliche Schlussformel: Se Hatarnogol jeilech l'Miso, 'Dieser
Hahn geht - für mich - zum Tode' w'anio eilech l'chajim touwim: Ich aber
bin zum 'Guten Leben' erhalten." |
Dem aus dem Elsass stammende Schächter Nathan
Schuster wird die Niederlassung in Lengnau von den Behörden verweigert
(1837)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. November
1837: "Aus der Schweiz, 10. Oktober (1837). Weitere
Nachrichten über die Veranlassung der Streitigkeiten zwischen Frankreich
und der Schweiz sind folgende: Einem französischen Juden aus der Gegend
von Straßburg, namens Nathan Schuster, der sich in der
aargauischen Gemeinde Lengnau als Schächter niederlassen wollte,
wurde von der Regierung die Bewilligung verweigert; Herr von Montebello
hat hiergegen eine derb abgefasste Note erlassen.
Die Nouvelliste
vaudois erzählt dies folgendermaßen: Ein Israelit Straßburgs war
von seinen Glaubensgenossen in Lengnau im Aargau berufen worden, um bei
ihnen einige mit ihrer Religion verbundene Funktionen zu übernehmen. -
Die aargauische Regierung verweigerte ihm die Erlaubnis dazu zu geben.
Hierüber hat der Gesandte Frankreichs Reklamationen eingereicht. Die
Regierung antwortete herauf, indem sie bewies, dass zur Zeit der
gegenseitigen Verhandlungen im Jahre 1827 über Niederlassung in Frankreich
oder der Schweiz, der Kanton Aargau auf den Grund, dass er in seinem
Reiche ganze Gemeinden von Juden schon habe, sich die oberste Aufsicht
über die Anhäufung von geduldeten Personen vorbehielt, sowie das Recht
zu bewilligen oder abzuschlafen, wer von ihnen von auswärts um das Recht
des Niederlassens einkäme. Diese Ausnahme zu Gunsten Aargaus, deren Richtigkeit
zur Zeit durch Herrn von Rayneval anerkannt wurde, war auch als
feststehend betrachtet zur Zeit der Wahl'schen Streitigkeit. Der
Gegenstand wird noch erörtert." |
Juden dürfen noch nicht schweizerische Soldaten
werden (1848)
und: Einweihung der Synagoge in Lengnau am 6. August 1848
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. Januar
1848: "Lengnau, im Dezember (1847). Beim Ausbruche des
Kampfes gegen den Sonderbund beurkundeten die aargauischen Israeliten ihre
Sympathien für ihre Regierung und die gute Sache der Eidgenossenschaft
durch Beiträge teils für die im Felde stehenden Soldaten aus ihren
Gemeinden, teils zur Unterstützung der Verwundeten und der Hinterlassenen
der Gefallenen im eidgenössischen Heere. Tätigen Anteil nehmen im Kampfe
für das Vaterland darf der Schweizerjude noch nicht. Ein diesfälliger
Artikel im 'Schweizerboten' No. 141 drückt sich hierüber also aus:
'Verhältnisse, die der Israelit nicht selber geschaffen, verhindern seine
Teilnahme am ernstheiligen Kampfe. Man hat den Israeliten in
Friedenszeiten, ihrer wiederholten Bitten ungeachtet, nicht gestattet,
teilzunehmen an den Waffenübungen aargauischer Wehrmänner. Wolle man
aber deswegen die Sympathien nicht verkennen, die in den Herzen der
Israeliten für das Wohl der Eidgenossenschaft sich regen. Sie können das
Schwert nicht ergreifen. Aber beten können sie und erheben darum ihre
Wünsche zum Allvater, der über den Sternen thronet, der alle
Menschenkinder mit gleicher Liebe liebt, flehen wollen sie zum Urquell des
Lichtes, zum heiligen Wesen, vor dem die Heuchelei und Frömmelei ein
Gräuel, dass er recht bald das Verderben des Krieges von unserem Vaterlande
abwende und Ruhe und Frieden, Ordnung und Gesetz in demselben herstellen
wolle.'
Der sechste August war es, der einen großen teil der Bevölkerung
hiesiger Umgegend in Bewegung brachte, um einem noch nie gesehenen Feste
anzuwohnen, nämlich der Einweihung der hiesigen neuerbauten Synagoge.
Wenn es wahr ist, dass die Israeliten aller Orten gewähnt sind, zur
Erhaltung und Befestigung ihrer religiösen Institutionen ungewöhnliche
Opfer zu bringen, so lässt sich diese Wahrheit auch auf die Israeliten in
der Schweiz anwenden. Die hiesige Gemeinde besoldet einen Rabbinen, zwei
Lehrer, eine Lehrerin für weibliche Arbeiten, einen Vorsänger, sie
unterstützt mit enormen Summen ihre Armen, und doch hat sie sich, wenn
auch keineswegs zu den reichen Gemeinden gehörig, entschlossen, ihre im
Jahre 5511 (1750/51) erbaute hölzerne Synagoge in Anbetracht ihrer
wachsenden Baufälligkeit durch ein neues massives Gebäude zu ersetzen.
Am 6. August wurde dieses feierlich eingeweiht. Die Teilnahme der
höchsten Landes-, der Bezirks- und Schulbehörde an diesem Feste war in
der Tat bemerkenswert. Dr. Schaufenbuhl und Dr. Berner erschienen als Repräsentanten
des Kantons Aargau, aus den benachbarten Kantonen, selbst aus Zürich, aus
dem Kurorte Baden waren Notabilitäten zugegen. Bei der Einweihung wurden
außer Mah towu und dem 111. Psalm deutsche Choräle vorgetragen.
Bei dem Festmahle brachten die Abgeordneten, sowie der Seminardirektor
Keller, der gefeierte Redner, Toaste aus und sprachen von den schönen
Hoffnungen, die für die Zukunft Israels aufgegangen. Bernheim,
Oberlehrer." |
Die jüdischen Gemeinden beteiligen sich am allgemeinen
schweizerischen Bettag (1855)
Anmerkung: das im Text genannte Erdbeben im Raum Visp war am 25. Juli 1855 um
die Mittagszeit das stärkste Beben, das die Schweiz im 19. Jahrhundert
erschüttert hat. Dabei wurden mehr al 200 Häuser beschädigt.
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Oktober
1855: "Lengnau, im September (1855). Sie haben schon
früher berichtet, dass die Israeliten im Aargau zur Feier des allgemeinen
schweizerischen Bettages aufgefordert wurden. Mit diesem Bettage verhält
es sich nämlich so: Seit uralter Zeit hatte jede der beiden christlichen Konfessionen
ihren besonderen außerordentlichen Buß- und Bettag. In neuerer Zeit
vereinigten sich nun beide Konfessionen zur gemeinschaftlichen Feier an einem
Tage. Der Zweck dieses Tages wurde nun von der obersten Bundesbehörde
schärfer ausgeprägt. Er wird als ein Tag der Buße, der Demütigung vor
dem Vater aller Wesen, aller Menschen ohne Unterschied des Bekenntnisses,
als ein Tag des Dankes für die im verflossenen Jahre genossenen Wohltaten
und der Bitte, namentlich für das Wohl des Vaterlandes, gefeiert.
Er fällt immer auf den zweiten Sonntag im September, also fast immer auf
einen unserer heiligen Bußtage. Die Geistlichkeit benutzt ihn immer durch
Aufforderung auf der Kanzel zur Linderung der Not, die irgendeine
Volksklasse oder auch nur die Bewohner eines Dorfes, sei es durch
Hungersnot, Feuer oder andere gewaltige Naturerscheinungen traf. Am
diesjährigen Bettage, den nun auch die Juden feiern, und der auf den 16.
September fiel, forderte der ehrwürdige Herr Rabbiner Dreifuß die
Gemeinde in seiner Rede auf zur Kollekte für die am 25. Juli dieses
Jahres durch Erdbeben schwer heimgesuchten Bewohner des Visptales im
Kanton Wallis, was auch sofort Anklang fand. Bei dem besonders hierfür angeordneten
Gottesdienst der vormittags neun bis halb elf Uhr dauerte, wurden aus
Ihrem neuen israelitischen Gesangbuche zwei passende Lieder gesungen, die
sich sehr gut ausnahmen. Und so sehen Sie, dass wir auch dieses neue Produkt
Ihrer unermüdlichen Anstrengung zu benutzen wissen. B." |
Allgemeiner Bericht über aktuelle Veränderungen (1857)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Januar
1857: "Lengnau, 1. Dezember (1856). Der Rektor der
sehr bedeutenden Zürich'schen Industrieschule, Herr Tschetsche, hat
unlängst den Stundenplan dieser Anstalt einigen israelitischen Schülern
zuliebe, die sich am Sabbat des Schreibens enthalten, dahin abgeändert,
dass er die Schreibestunden von Samstag auf einen anderen Wochentag
verlegte, obschon in der gleichen Anstalt auch israelitische Schüler sich
befinden, denen der Sabbat kein Hindernis im Schreiben ist. Eine solche
Zuvorkommenheit ist in Betracht des letzteren Umstandes umso
erfreulicher.
Wie es jetzt bei so günstigen bürgerlichen Zuständen mit dem Judentume,
mit den synagogalen Zuständen steht? Nun, was soll ich sagen? Alle
Institutionen, wie man sie nur fordert, befinden sich in unseren
Gemeinden: Rabbi, Chasan (= Vorbeter), Schochet, Schames, Chebrot (=
Vereine), Mikwe, Armenkasse usw. Was bleibt noch zu wünschen übrig? Die
Synagogen sind im herrlichen Stil neu erbaut. Was darinnen vorgeht, das
ist etwas Anderes. Wer wird sich darum kümmern? Hier sind deren zur
Wenige, und diese werden entweder als Narren oder Lehrer betrachtet. Doch
- über ähnliche Zustände hat die Zeitung des Judentums schon oft genug
berichtet." |
Gründung eines Handwerkvereins (1862)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Mai
1862: "Lengnau, 13. April (1862) (Schweizerbote).
Gestern versammelte sich die hiesige israelitische Gemeinde, um auf
vielfache Anregung des Wohlerwürdigen Herrn Rabbiners Dr. Kayerling und
unter dem Präsidium desselben sich über die Gründung eines
Handwerkvereins zu beraten. Der Verein stellt sich die Aufgabe, die
Erlernung von Handwerken unter Israeliten zu befördern und nach Kräften
materiell zu unterstützen. Die Statuten wurden beraten, ein
provisorisches Komitee gewählt. Ohne Zweifel wird sich der größte Teil
der Gemeinde beteiligen. Ist nun hierdurch auf sozialem Gebiete ein
schöner Schritt vorwärts getan, so bürgt uns der erleuchtete Sinn des
genannten würdigen Seelenhirten,, dass auch auf anderen wichtigen
Gebieten noch manche Aufgabe ihrer befriedigenden und zeitgemäßen
Lösung getrost entgegensehen darf." |
Über die Tätigkeit des "Culturvereins der Israeliten in der Schweiz"
(1880)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. November
1880: "Aus der Schweiz, 2. November (1880). Die Tätigkeit des
Herrn Dr. Kayserling, jetzt Prediger in Budapest, hat in den scheinbar dem
Untergange geweihten altschweizerischen Judengemeinden Endingen und
Lengnau manche segensreiche Spur hinterlassen, die in mancher
Hinsicht diesen gegenüber den auflebenden neuen Gemeinden immerhin noch
einige Bedeutung gibt. So war die Gründung des 'Culturvereins der
Israeliten in der Schweiz' vor ungefähr zwanzig Jahren von
diesen Gemeinden aus auf Anregung des Dr. Kayserling, der auch
Ehrenmitglied desselben ist, gegründet worden, und hatte sich über die
ganze Ostschweiz ausgebreitet. Das eigentümliche Hindernis, welches die
wälschen Schweizer dem Eindringen von Institutionen aus dem Oster bei Jud'
und Christ entgegenstellen, könnte allerdings auch dieser so wohltätig
wirkende Verein nicht übersteigen. Herrn Dr. Kayserling folgte im
Präsidium des Kulturvereins der wackere Advokat Dr. Guggenheim, wie man
das hierzulande nennt, Fürsprech in Baden,
der die Bemühungen dieser Gesellschaft zur Anstrebung der Gleichstellung
der Juden in unserem Lande und speziell im Kanton Aargau, wo derselben am
allerlängsten Hindernisse in den Weg gelegt worden, mit besonderem
Nachdrucke vertrat. Unter seiner Amtsführung waren namhafte Erfolge zu
verzeichnen und die Trennung der Ortsgemeinden in Endingen und Lengnau
in jüdische und christliche mit selbstständiger politischer Verwaltung
zu Ende geführt. Im Jahre 1877 wurde Dr. Kisch, Rabbiner in Zürich,
an die Spitze der Verwaltung des Vereines gestellt, der aber nunmehr in
politischer Beziehung, Gottlob, wenig zu tun hat, da die politische
Gleichstellung in der Schweiz nun eine vollendete Tatsache ist. Immerhin
hatte der Vorstand, dem seither, außer dem Präsidenten, die Herren
Fürsprech in Baden, Dr. med. Bloch in Endingen,
Dr. med. Bollag in Lengnau und Haas in Baden
angehören, auch in den letzten Jahren noch Gelegenheit bei den Behörden
zu intervenieren.
So in der, erst im letzten Jahre endgültig gelösten Heimatfrage der
Aargauer Juden, in den, dem Abschlusse des schweizerisch-rumänischen
Handelsvertrages vorangegangenen Verhandlungen, in der mannigfach
aufgetauchten Schächtfrage usw. Immerhin hat dieses Gebiet nur eine
ziemlich beschränkte Tätigkeit erfordert, sodass der Vorstand danach
strebte, die Wirksamkeit des Vereines von dem äußeren Ressort mehr auf
das innere zu verlegen. Das Bestreben, den Verein in einen Gemeindebund
umzuwandeln, führte trotz mehrere Konferenzen mit der Vertretern der
verschiedenen Gemeinden, namentlich durch die Passivität der Welschschweizer,
zu keinem Resultate. Da der Culturverein als einfacher Stipendienverein,
zu dem er sich degradiert sah, nicht fortvegetieren mochte, so versuchte
man, durch Androhung der Auflösung, das Interesse für denselben zu heben
und ihm einen größeren Wirkungskreis zu sichern.
Am letzten Sonntag, den 31. Oktober, war nun in Zürich Generalversammlung
des Vereines, in welcher der Präsident, Rabbiner Dr. Kisch, ein Projekt
vorlegte, welches dem Verein eine bedeutende Tätigkeit und segensreiches
Wirken von neuem eröffnet. Ohne den Verein aufzulösen, solle von nun ab
der Hauptzweck desselben auf ein anderes Gebiet verpflanzt werden;
derselbe solle von nun ab de Gründung gemeinnütziger Institute für die
Israeliten in der Schweiz zu seinem Hauptzwecke machen. Vorerst solle in
einer der alten Gemeinden, wo durch den Wegzug so vieler Mitglieder
billige Grundstücke zu haben und wo gute Schulen und Wohlfeile
Pflegekräfte vorhanden sind, ein Asyl und Waisenhaus ins Leben
gerufen werden. Das Vereinsvermögen solle hierauf verwendet und alle
Anstrengungen gemacht werden, das Institut in größtmöglichen Maßstabe
anzulegen. Als Muster standen dem Präsidenten ähnliche Asylhäuser in
Amerika vor Augen, welche einzelstehenden älteren Personen, die ihre
bescheidene Rente im Hause verzehren wollen, sowie anderen, die auf
Vereinskosten darin untergebracht würden, im Vereine mit den
Waisenkindern ein Heim schaffen, worin sie einander wechselseitig physisch
und moralisch fördern.
Die Idee fand bei der Versammlung großen Anklang und der mit Akklamation
wiedergewählte Vorstand erhielt den Auftrag, sich mit geeigneten Kräften
aus allen Teilen der Eidgenossenschaft zu verstärken und dann so rasch
als möglich ans Werk zu gehen. Bedeutende Summen wurden vorläufig auf 5
Jahre als jährliche Subsidie teils sofort gezeichnet, teils in Aussicht
gestellt.
Jedoch wurde auch beschlossen, dass in diesem Jahre noch die seit Jahren
üblichen Stipendien an Studierende und Handwerker vom Vorstande bewilligt
werden sollen.
Als sollte dem Culturvereine bewiesen werden, wie nötig seine Tätigkeit
auch in der alten Richtung noch jetzt sei, meldet sich eine neue leider
sehr bedenkliche Bewegung gegen das rituelle Schlachten an.
Gestützt auf das in einer Broschüre des Rabbiner (!) Stern in Buttenhausen
abgedruckte Gutachten |
des
Dr. Stein in Frankfurt, soll von Neuem versucht werden, durch die
Tierschutzvereine diese Schlachtmethode gesetzlich zu
verbieten.
Das in Zürich erscheinende 'Tierschutzblatt', Zentralorgan der
schweizerischen Tierschutzvereine, verkündet urbi et orbi, dass man nun
die Juden selbst als Bundesgenossen begrüßt, da ja zwei Rabbiner das
Schächten als unnötig und überflüssig erklären. Herr Dr. Stein hat
uns mit der Publikation des betreffenden Schriftstückes einen schlimmen
Dienst geleistet. Hoffentlich wird es dem Dr. Kisch, der in den nächsten
Tagen in dieser Angelegenheit eine Konferenz mit dem Vorstande des
Tierschutzvereins hat, dessen Mitglied er ist, gelingen, diese Gefahr von
uns abzuwenden. Denn so sehr wir auch überzeugt sind, dass das Verbot des
Schächtens heute noch ebenso gegen die Bundesverfassung verstößt, wie
vor sechs Jahren, so wäre es doch namentlich zur jetzigen Zeit höchst
unerquicklich, diese Sache in den öffentlichen Blättern von neuem einer langwierigen
und von vielen Seiten übelwollenden Debatte unterworfen zu
sehen.
Um diesen Bericht nicht mit etwas Unangenehmem zu schließen, sei noch
mitgeteilt, dass der Synagogenbau in St.
Gallen unter den Auspizien des wackern Dr. Engelbert seiner
Vollendung entgegengeht, der in Zürich
langsam, aber sicher fortschreitet. Aus letzterer Gemeinde ist auch die
Errichtung einer israelitischen Lesestube und Bibliothek zu erwähnen, der
bereits namhafte Geschenke zugegangen sind." |
Volksversammlung
zum Bahnbau in der Synagoge (1902)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 9. Oktober 1902: "In Lengnau in der Schweiz hat die
jüdische Gemeinde einer Volksversammlung, in der über einen Bahnbau
beschlossen werden sollte, die Synagoge zur Verfügung gestellt, in der
dann auch die Versammlung stattfand." |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 24. November 1902: "Lengnau (Schweiz). Man schreibt uns:
Vor Kurzem war in Ihrem geschätzten Blatte die Tatsache notiert, dass in
unserer Synagoge eine politische Versammlung stattgefunden hat. Zur
Ehrenrettung unserer Gemeinde seien die Gründe mitgeteilt, unter denen
dies Außergewöhnliche geschah. Die Versammlung, welche von einigen
Regierungsräten der Schweiz geleitet wurde, begann auf einem großen,
freien Platze vor der Synagoge, welcher aber Ortseigentum ist, und hatte
über das Projekt, Lengnau mit der Bahn zu verbinden, zu entscheiden. Da
aber die Beratungen unter freiem Himmel durch einen starken Regen gestört
wurden, flüchteten die Teilnehme in die nahe gelegene Synagoge und wurden
dort mit Genehmigung der israelitischen Gemeinde-Verwaltung die
Ausführungen weiter fortgesetzt. Ein Regierungsrat von Zürich, der
zuerst dort das Wort ergriffe, betonte besonders, dass er es als ein gutes
Zeichen des Gelingens betrachte, an solch heiliger Stätte über die Sache
referieren zu können. Das war doch sicher schön gesprochen und ist eine
große Heiligung des Gottesnamens, so etwas hört man selten in der
Schweiz." |
Eine Auflösung der Gemeinde
wird noch nicht ernst in Erwägung gezogen (1909)
Artikel
in Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. April
1909: "Lengnau, 30. März (1909). Auf die Korrespondenz aus
Baden in der Schweiz in No. 12 des 'Israelit', in welcher auch von den
Gemeinden Endingen und Lengnau die Rede war, erhalten wir eine Zuschrift
des Vorstandes der jüdischen Gemeinde Lengnau, in welcher die Meldung von
einem Antrage des Vorsitzenden, Herrn Moses Guggenheim, auf Auflösung der
Gemeinde entschieden dementiert wird. Wie Endingen so erfreue sich auch
die jüdische Gemeinde in Lengnau eines durchaus gesunden und staatlich
anerkannten Gemeinde- und Armenwesens. An eine Auflösung der Gemeinde sei
nie ernstlich gedacht worden. Wir nehmen mit Befriedigung von der
Berichtigung Notiz, die im übrigens die anerkennenden Worte, die
auch unser Berichterstatter für die Opferfreudigkeit der Gemeinde Lengnau
hatte, nur bestätigt." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Brutaler
Überfall auf Samuel und Maier Guggenheim aus Lengnau unweit von Hohenthengen
(1819)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" von 1819 S. 420 (Quelle: Stadtarchiv
Donaueschingen): "Steckbrief.
Am 3. dieses Monats abends zwischen 4 und 5 Uhr wurden Samuel und Maier
Guggenheim von Lengnau auf dem Nachhauseweg vom Markte zu Griesen
unweit Hohenthengen von dem unten signalisierten Burschen, der sich
unterwegs zu ihnen gesellet, und zwar Maier unvermutet mit dem dicken
Knotenstock, der oben halbschuh lang mit Leder überzogen, zu Boden
geschlagen, mit einem spitzigen Messer oberhalb des rechten, und unterhalb
des linken Augen leicht verwundet, und an beiden Händen verletzet, und
Samuel kam mit einem Streich auf den linken Arm davon, durch das Geschrei
der Juden, eilte der Dorfbannwart von Hohenthengen dazu, und der Bursch
entfloh ohne dessen bisher habhaft werden zu können. Sämtlich
obrigkeitliche Behörden werden von dieser frechen Tat mit dem Ersuchen in
Kenntnis gesetzt, auf diesen Burschen gefällig zu fahnden, im
Betretungsfall ihn arretieren, und gefällig anher liefern lassen zu
wollen.
Signalement.
Dieser Bursche ist etwa 22 bis 23 Jahre alt, 5 Schuh 6 Zoll groß, von
blasser Farbe, schwarzen Augen, runden schwarzen Haaren, soll ein
Schweizer-Metzger sein, und trug nachstehende Kleidungsstücke: als einen
runden Hut, grauen tuchenen Janker, und dunkelblau tuchene Hosen, und
Stiefel.
Ein näherer Beschrieb konnte weder von den beschädigten Juden, noch von
dem Dorfbannwart zu Hohenthengen angegeben werden.
Thiengen, den 16. März 1819.
Großherzoglich Badisches Bezirksamt. G. Martin." |
Israel
Braunschweig aus Lengnau wird aus dem Badischen ausgewiesen (1847)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 26. Mai 1847 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Obrigkeitliche
Bekanntmachungen.
Bruchsal [Landesverweisung]. Israel Braunschweig von Lengnau, Kantons
Aargau, der wegen Betrugs eine fünfmonatliche Arbeitshausstrafe auf
Urteil großherzoglichen hochpreislichen Hofgerichts des Unterrheinkreises
vom 10. Dezember 1846, Nr. 14.506, II. Sen. dahier erbüßte, wird morgen
entlassen und in Folge Urteils der großherzoglichen badischen Lande
verwiesen.
Signalement. Derselbe ist 19 Jahre alt, 5' 4" groß, hat schwarze
Haare und Augenbrauen, braune Augen, längliches Gesicht, gesunde Farbe,
hohe Stirne, gewöhnliche Nase und Mund, gute Zähne, rundes Kinn und gar
keinen Bart.
Bruchsal, den 18. Mai 1847. Großherzogliche Zucht- und
Korrektionshaus-Verwaltung."
|
Zum Raubmord an Leopold Oppenheim (1885)
Artikel
in Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. April
1885: "Solothurn (Schweiz), 17. April (1885). Leopold
Oppenheim, ein israelitischer Geschäftsmann von Lengnau, geb.
1829, hatte sein Revier in Stadel (Bezirk Dielsdorf, Kanton Zürich) und
Umgebung. Letzten Dienstagmorgen (7. April) wurde er in einem Hause in
Stadel zum letzten Mal gesehen; dagegen wurde dann gestern Morgen in der
Nähe von Stadel die Brieftasche des Oppenheim mit Blut befleckt gefunden.
Banknoten, die er gewöhnlich für einige tausend Franken darin trug,
fehlten gänzlich.
Zur gleichen Zeit fanden Kinder bei der Brücke im Dorf Hochfelden ein
Paketchen mit Wertschriften (Obligi und dergleichen) und gleich nachher
wurde daneben in der Glatt ein männlicher Leichnam entdeckt und
herausgenommen. Es war die Leiche Oppenheims. Geld oder Geldeswert trug er
nicht mehr auf sich.
Oppenheim wurde sehr wahrscheinlich in Stadel schon am Tag in einem Hause
erschlagen und der Leichnam bis in die Nacht behalten und dann mehr als
eine halbe Stunde weit durch das Dorf Hochfelden hindurch in die Glatt
befördert. Ein Hochfelder hörte um halb 12 Uhr einen Karren beim Hause
vorbei gegen die Glatt und in sehr kurzer Zeit wieder zurückfahren.
In demjenigen Hause, in welchem er zum letzten Mal gesehen wurde, bei H.
Hauser, Amtmann, hatte Oppenheim von diesem Geld einkassiert und dafür
Quittung und Abstellung gegeben. Im Keller des Hauses wurde ein Kouvert
mit der Adresse L. Oppenheim gefunden. Dagegen fehlt der Karren, welcher angeblich
gestohlen worden sein soll.
Die Sektion ergab, dass Oppenheim mit einem runden, harten Gegenstand
erschlagen worden. Beide Schläfenlinien sind zertrümmert und die
Schädelbasis gerissen. Im Nacken stak ein Stück Tuch. Viele Rippen sind
zerbrochen. Hauser ist verhaftet. Salomon Nordmann." |
Moriz Guggenheim aus Lengnau
- wohnhaft in Baden - verunglückt bei einer
Bergwanderung am Stanserhorn (1898)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. August
1898: "Zürich, 6. August (1898). Über einen auch unsere
Kreise besonders interessierenden Absturz am Stanserhorn berichtet das
'Vaterland': Eine Gesellschaft junger Leute aus Baden
im Kanton Aargau unternahm letzten Mittwoch einen Ausflug nach dem
Stanserhorn. Den Berg hinauf ward die Bahn benutzt und droben im Hotel
genächtigt. Am Morgen darauf, am Donnerstag, zerstreute sich die
Reisegesellschaft, indem die Einen zu Fuß, die Anderen mit der Bahn zu
Tale gingen. Ein Trupp, der für den Abstieg den Fußweg nach Stans auf
der Ostseite des Berges gewählt hatte, kehrte unterwegs in der Wirtschaft
zur 'Alpenrose' ein. Die Wirtin, Frau Püntener, unterließ auf Befragen
nicht, die Leute über den an sich ganz gefahrlosen Weg aufzuklären; sie
warnte namentlich, vom Wege abzugehen und etwa Abkürzungen den Planken
des Grates entlang zu versuchen. Eine Strecke weit begleitet Frau
Püntener die Leute. Allen Warnungen zum Trotz ließen sich's zwei
Waghalsige nicht nehmen, den Fußweg zu verlassen und den Grat entlang zu
gehen. Von einem Gewitter, das Nachts über die Gegend gezogen, waren die
Planken hier sehr glatt. Mangels Bergschuhe oder sonst genagelter Schuhe
gestaltete sich der Abstieg für die beiden doppelt beschwerlich: Moritz
Guggenheim von Lengnau, wohnhaft in Baden
(Aargau) stürzte sechzig Meter tief. Sein 21-jähriger Begleiter
Bloch von Brugg konnte sich in der ersten Zeit des Rutschens noch
halten und ward später gerettet, während Guggenheim tot blieb. Zwischen
Tod und Leben schwebend, rief Bloch verzweifelt um Hilfe. Bahnmeister
Robert Lussi und Bahnwärter Remigius Lussi wurden in der Fluhmatt auf den
Hilferuf aufmerksam, zumal auch von der Egg herunter Alarmrufe ertönten.
Mit Decken und Heuseilen ausgerüstet, stiegen die beiden die
Unglücksstätte hinan. Es gelang, den Bloch mit Seilen aus seiner
entsetzlichen Lage zu befreien. Von Schürfungen abgesehen, hat ihm die
Rutschpartie weiter nichts zuleide getan. Guggenheim aber lag mit
zerschmettertem Kopf tief unten im sogenannten 'Katzenloch' hinter der Alphütte
Fluhmatt. Robert Lussi stieg hinunter und ermöglichte so die Bergung der
Leiche, die heute, Freitag, nach erfolgtem gerichtlichen Augenschein nach Baden
befördert wurde, während Bloch die Heimreise schon Donnerstag Abend
antrat. In der Reisegesellschaft befand sich auch Rabbiner Dr.
Ehrmann". |
Zum Tod von Meyer Guggenheim
(1905)
Anmerkung: Weiteres zu Meyer Guggenheim und seiner Familie siehe den Wikipedia-Artikel
"Meyer Guggenheim" sowie den Wikipedia-Artikel
"Guggenheim (Familie)"
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. März
1905: "Zürich. Aus New York kommt die Kunde vom
Tode des ursprünglich aus Lengnau gebürtigen Herrn Meyer
Guggenheim. Derselbe war im Jahre 1848 als blutarmer, junger Mensch
nach Amerika ausgewandert, war bis 1888 in Philadelphia domiziliert, von
da an in New York. Ein glücklicher Stern waltete über seinem Schicksal
in der neuen Welt. Meyer Guggenheim ist in Amerika zu hohem Ansehen und zu
enormem Reichtum gelangt. Aber seine Heimat hat er nciht vergessen! Von
ihm und seinen Söhnen stammt die Gabe von Fr. 30.000, welche den
Grundstock bildete zum Baue des schweizerisch-israelitischen Altersasyls
zu Lengnau. Er hat erst noch vor kurzer Zeit - wiederum gemeinsam mit
seinen Söhnen - dem Asyl den jährlichen Beitrag von 800 Dollar
zugewendet. Sein Andenken wird unter der Schweizer Judenheit ein dauerndes
sein!" |
Zum Tod von Samuel L. Dreifuß
(1905)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 27. Oktober
1905: "Lengnau (Schweiz). Am 12. dieses Monats
verschied Herr Samuel L. Dreifuß im 62. Lebensjahre. Er war
während einer Reihe von Jahren Armengutsverwalter, war Mitglied des
Ortsvorstandes und trat für die Interessen der Gemeinde jederzeit aufs
wärmste ein. |
Silvan Dreifuß wird zum Gemeinderat gewählt
(1909)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. August
1909: "Lengnau (Schweiz). Bei der Gemeinderatswahl, bei
welcher an Stelle des zurückgetretenen M. Guggenheim das jüdische
Mitglied zu ersetzen war, wurde Silvan Dreifuß mit großer
Stimmenzahl gewählt." |
Über den Familiennamen Pollag
/ Bollag
(1929)
Artikel
in Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November
1929: "Pollag und Bollag. Das harte P und weiche B.
Von Lehrer Michael Neuberger in Lengnau (Schweiz). 'Ich bin
ein Endinger Kind wie alle Bollag's mit welchem B'.
Dies waren die kernigen, mit großem Applaus aufgenommenen Worte des vor
einem halben Jahre verstorbenen Hermann Bollag, Senior unserer
Asylinsassen, beim großen Bankett der Jubiläumsfeier in Lengnau.
Gewöhnlich in unserem so wechselvollen Leben stößt man sich mehr und
weniger an etwas Hartem, diesmal jedoch hatten sich einige der vielen Zuhörer
- auch meine Wenigkeit - an dem Weichen gestoßen. Trotz allem Nachdenken
finde ich keinen stichhaltigen Grund, warum die große Mehrheit der aus
Endingen, respektive dem Surbtal stammenden Bollag's mit welchem B
schreiben. Hierbei bestärkt mich noch das Auffallende, dass die in
Zürich und St. Gallen wohnenden, längst eingebürgerten Pollag's das
ererbte harte P pietätvoll beibehielten, obzwar auch deren Stammeswiege
in Endingen stand, sie somit vollgültige Schweizer waren und heute noch
sind.
Vielleicht geben die nachstehenden Zeilen etwas Aufklärung in dieser
Sache. Einer meiner vielen Schüler - Herr Charles Bollag-Levy in Zürich
- beauftragte mich, für ihn einen Stammbaum seiner weitverzweigten
Familie anzufertigen. Selbstverständlich musste ich darum die Endinger
Gemeindekanzlei aufsuchen. Alt-Gemeindeschreiber Keller kam mir
bereitwilligst entgegen und legte mir drei dickleibige, in Schweinsleder
gebundene und sauber geführte Bücher vor. Mit diesen Zeugen aus schweizerisch-jüdischer
Vergangenheit konnte ich das großen Familien- |
register
zusammenstellen. Es umfasst fünf Generationen und reicht nahezu auf 20
Jahre zurück, bis nahe der Zeit, wo die Juden ihre für gut Geld
erkauften 'Beinamen' noch gar nicht so lange besaßen.
In dieser umfangreichen Chronik der Familie Bollag fand ich nun deutlich
und klar die Namen in vier verschiedenen Variationen wie folgt beurkundet:
Der Ururgroßvater Leopold Joseph Polag, geboren am 26. Februar
1747, gestorben am 14. Februar 1838; der Urgroßvater Getsch Leopold Pollag,
geboren am 24. September 1780, gestorben am 24. März 1837; der Großvater
Ekiba Kilian Getsch Pollak, geboren am 17. November 1809, gestorben
am 2. Januar 1872; der Vater Salomon Seligmann Bollag, geboren am
9. April 1849, gestorben im November 1926; der Sohn Charles Kilian Bollag,
geboren am 28. September 1884. Wir ersehen aus dieser Statistik, dass erst
die vierte Generation beginnt, das harte P mit dem weichen B zu vertauschen
und fortan nur das weiche B benützt. Ich sage absichtlich das Wort
'benützt', weil meines Erachtens bei der damaligen Namensangabe und
Bestimmung - wenn auch nicht Leichtfertigkeit - immerhin eine gewisse
Willkür mitspielt. Ähnliche, etwas weniger auffallende Namensvariationen
treffen wir bei Dreifus - Dreifuß, Dreyfus - Dreyfuß; Gideon -
Gidion; Wyler - Wieler, Meier - Meyer; Weill - Weil -
Wedl; Picard - Bigard - Bikkart.
Ein unverbrüchliches Toragesetz - und aus ihm ist der
jüdisch-volkstümliche Wahrspruch entstanden - lautet: 'Schomaua bein
Acheichem'. Bei jeder Sache nie einseitig vorgehen und urteilen, sondern
unter Brüdern erst Umschau halten. Ich war neugierig, wie Lengnau als
Schwestergemeinde seine Pollag's und Bollag's zivilstandsamtlich verzeichnet
hatte. Wie erstaunte ich aber über die Merkwürdigkeit, in den alten
Chroniken auf der Lengnauer Gemeindekanzlei keinen einzigen - weder harten
noch weichen Bollag zu finden. Wohl praktizierte hier in gutem Rufe jahrzehntelang
der beliebte jüdische Arzt R. Bollag, aber er war nicht unser, sondern
Endinger Bürger; hier in Lengnau nur sesshaft gewesen.
So sehen wir bei allem Resümee dieser Namens-Schreibänderung, dass es in
den meisten Fällen - wie bereits erwähnt - nur persönliche Willkür
war. In rein jüdischen Sachen, wie die Ehe-Chaliza- und
Scheidungs-Briefen (Pakten) wird die Beibehaltung der ursprünglichen
Namen in Schrift und Wort streng gehandhabt. Auch die Zivilstandsämter
von heute nehmen es mit einer Namensänderung nicht mehr so leicht." |
Berichte über das "Schweizerisch-israelitische
Altersasyl"
Anmerkung: Bis
zur Gegenwart besteht in Lengnau das 1903
gegründete israelitische Altersheim ("Schweizerisches Israelitisches
Alters- und Pflegeheim Margoa"). Das Heim ist über 100 Jahre alt und
geht auf eine Spende der Surbtaler Familie Guggenheim zurück (siehe oben den
Bericht zum Tod von Meyer Guggenheim, 1905 in New York). Die Idee, in der
Schweiz ein Asyl ins Leben zu rufen, wurde erstmals auf der Generalversammlung
des Kultusvereins der Israeliten in der Schwiz" am 31. Oktober 180
diskutiert (siehe Bericht oben). Das streng
rituell geführte Heim steht (Stand 2013) unter Leitung von Esther und David
Krammer-Bloch. Im Heim selbst leben etwa 60 Bewohner, davon sind jedoch nur
wenige (Ende 2013 acht) jüdischer Konfessionszugehörigkeit. Der Saal des
Heimes wird am Schabbat zum Betraum - auch für jüdische Personen, die in der
Umgebung wohnen, da in den Synagogen von Lengnau und Endingen nur noch selten
Gottesdienste abgehalten werden.
Vgl. Artikel von Marcel Amrein in der "Neuen Zürcher Zeitung" vom 21.
Dezember 2013: "Aargauer
'Judendörfer'- Schtetl im Dornröschenschlaf....
Grundsteinlegung
für das "Schweizerisch-Israelitische Altersasyl" (1902)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 10. Oktober 1902: "Für das Schweizerisch-Israelitische
Altersasyl hat am 6. dieses Monats in Lengnau die feierliche
Grundsteinlegung stattgefunden. Daselbst fand am 28. vorigen Monats eine
allgemeine Volksversammlung behufs Stellungnahme zum Bau einer Lokalbahn -
in der Synagoge statt." |
Einweihung des "Schweizerisch-Israelitischen
Altersasyls" (1903)
Artikel
in Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November
1903: "Lengnau (Schweiz). Der 8. November war ein Fest für
die schweizerische Judenschaft, es wurde an ihm das
'Schweizerisch-Israelitische Altersasyl in Lengnau' eingeweiht. Es sind
kaum zwei Jahre her, dass auf die Initiative einiger aus den leitenden
Kreisen der Schweizer Judenschaft und unter eifriger Mittätigkeit des
Rabbiners Herrn Dr. Littmann in Zürich sich eine Propaganda zur
Errichtung eines solchen Altenheims rege machte. Durch eine reiche
Zuwendung von zwei aus Lengnau stammenden und in Paris und New York
wohnenden Familien konnte der Gedanke bald zur Ausführung gelangen. Das
nunmehr fertige Asyl ist ein Prachtbau und eine Zierde des Surbtales, in
dem sich die zwei historischen jüdischen Gemeinden der Schweiz,
Endingen und Lengnau befinden. Es ist auch innerlich mit allem modernen
Komfort eingerichtet und hat Platz für 35 Insassen. Als Verwalter und
Hauseltern sind Herr Lederer, früher Lehrer in Kirchen,
und dessen Frau gewählt.
Die Einweihung, an der sich auch die Vertreter der Regierung, der Kantons-
und Ortsbehörden und der Geistlichkeit beteiligten, begann mit einer
Feier in der Synagoge zu Lengnau und endete mit einem glänzenden Bankett
im Gasthofe 'Zur Krone'. Die |
|
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. November
1903: "Schweiz. Der 8. November war ein Fest für die
schweizerische Judenschaft, die Einweihung und Eröffnung des 'Schweizerisch-israelitischen
Altersasyls'. Über die Geschichte dieser Anstalt, die überaus vom
Edelsinne und Solidaritätsgefühle unserer Schweizer Glaubensgenossen
zeugt, ein anderes Mal. Das nunmehr fertige Asyl ist ein Prachtbau und
eine Zierde des Surbtales, in dem sich die beiden historischen jüdischen
Gemeinden der Schweiz, Endingen und Lengnau befinden. Es hat Platz für 35
Insassen und sind bereits 12 Alte darin aufgenommen. Als Verwalter und
Hauseltern sind gewählt, Herr Lederer, früher Religionslehrer in Kirchen
(nicht: Kachen), und Frau.
Die Einweihungsfeierlichkeiten, an denen sich auch die Vertreter der
Regierung, der Kantons- und Ortsbehörden und der Geistlichkeit
beteiligten, nahmen einen glänzenden Verlauf. Sie begannen mit einem
Festgottesdienste in der Synagoge zu Lengnau, an dem Herr Rabbiner Dr.
Littmann, Zürich, die Weiherede hielt und Herr Lehrer Schachnowitz
aus Endingen mit seinem Kinderchore
mitwirkte. An dem Bankette, das am Nachmittage im Gasthofe 'Zur Krone'
stattfand, nahmen etwa 150 Personen teil. Die offiziellen Vertreter der
Regierung sprachen in schönen Worten der Liebe und Toleranz den Dank
ihrer Behörde aus und entboten der Anstalt und den Schweizer Israeliten
ihren Gruß. Möge die Anstalt als Denkmal der Liebe und der
Opferwilligkeit der Schweizer Juden noch weitere gute Wirkungen mit sich
bringen." |
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Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 20. November 1903: "Das schweizerisch-jüdische Altersasyl
wurde am 8. dieses Monats in Lengnau feierlich eingeweiht. Rabbiner
Dr. Littmann - Zürich hielt eine sehr weihevolle
Festrede." |
2.
Jahresbericht des Altersasyls in Lengnau - Einweihung des Betsaales (1905/06)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 4. Mai 1906: "Basel. Der 2. Jahresbericht des Altersasyls
in Lengnau verzeichnet die Zahl der Insassen am 31. Dezember 1905 mit
17. Gestorben sind 2, neu eingetreten 5. Der älteste Insasse ist Jonas
Gideon, geb. 1809.
Der im Asyl errichtete Betsaal ist zum größten Teil eine Stiftung
der Herren Gebrüder M. und J. Guggenheim in London; er wurde am 17.
Oktober feierlich eingeweiht. In der Generalversammlung am 25. Dezember
wurde an Stelle des ausscheidenden Herrn Isak Brandeis Herr Dr.
Wyler-Baden als Aktuar gewählt.
Das Asyl hat außer einer schuldenfreien Liegenschaft ein Kapital von Fr.
40.000." |
3. Jahresbericht des Israelitischen Altersasyls
(1907)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. April
1907: "Baden. Der 3. Jahresbericht des Altersasyls in
Lengnau ist erschienen. Wir entnehmen demselben folgende Angaben: Es
sind gegenwärtig 22 Insassen vorhanden. Einen großen Verlust hat das
Asyl durch den Tod des Herrn Weil-Heilbronner, Zürich, erlitten. Als neue
Mitglieder des Vorstandes sind pro 1907 eingetreten die Herren B. S.
Wyler, Zürich, Viktor Wyler, Basel und Dr. med. J. Weil - Lengnau. Die
Bilanzsumme der Einnahmen und Ausgaben beträgt Fr. 36.860,18. An
Einnahmen sind ausgewiesen: Jährliche Beiträge Fr. 11.763.
Verpflegungsgelder 8,447,65, Zinsen 1.498,70. Geschenke 3.871,55, Synagogenspenden
2.009,60, Legat 1.000. Der Vermögensbestand des Asyls an Bauten, Mobilien
und Wertpapieren beträgt Fr. 148.639,78. Der Bericht gibt einen
deutlichen Beweis von der gesunden Basis und Fortentwicklung dieses
gemeinnützigen Unternehmens." |
99.
Geburtstag von Jonas Gideon (1908)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 10. Juli 1908: "Zürich. Im Israelitischen Asyl in Lengnau
feierte bei geistiger und körperlicher Gesundheit Jonas Gideon
seinen 99. Geburtstag". |
100. Geburtstag von Jonas Gidion im Altersasyl
(1909)
Artikel
in Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juli
1909: "Lengnau, 21. Juni (1909). Das Schweizerische
jüdische Altersasyl hat am Sonntag den 20. dieses Monats ein seltenes
Fest gefeiert, und zwar wurde der 100-jährige Geburtstag des Insassen Jonas
Gidion, der in voller Rüstigkeit seinen beschaulichen Lebensabend in
obiger Anstalt verbringt, begangen. Die Feier wurde vom Vorstand der
Anstalt entsprechend dem biederen Sinne des Jubilars in engstem Rahmen
veranstaltet, an der neben sämtlichen Insassen der Anstalt die
Vorstandsmitglieder mit ihren Damen teilnahmen. Der Jubilar wurde in
kurzer Rede vom Präsidenten, Herrn Jacques Guggenheim, begrüßt
und beglückwünscht, worauf ihm im Namen des Asyls eine schöne Uhr
überreicht wurde. Die eigentliche Festrede hielt Herr Rabbiner Dr.
Littmann aus Zürich. Eine Überraschung für die ganze Festgesellschaft
war es, als nach dem zweiten Gange des Diners sich ein Vertreter der
Aargauischen Regierung, welche durch Zeitungsnotizen von der Feier
Kenntnis erhielt, einfand, und dem Jubilar namens des Regierungsrates die
besten Wünsche und auch ein Geschenk von 50 Franken überbrachte. Herr
Moritz Guggenheim von Lengnau überbrachte die Glückwünsche und ein
Geschenk von der Kultusgemeinde Lengnau. Den Dank an die Regierung
erstattete dann als nächster Redner Herr Rechtsanwalt E. Guggenheim aus
Baden, daran erinnernd, dass der Jubilar
alle Phasen der politischen Unterdrückung, sowie die Befreiung der Juden
in der Schweiz mitgemacht hat. Viele Gratulationen von Privaten und
Vereinen liefen noch ein, die zur Erhöhung der Festesstimmung
beitrugen." |
Tod des 100-jährigen Jonas Gideon (1910)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Juni
1910: "Im Alter von 100 Jahren ist Herr Jonas Gideon, der
älteste Einwohner der Schweiz, im israelitischen Greisenheim zu Lengnau
gestorben." |
Vermächtnis von Moritz Guggenheim an das Israelitische
Altersasyl (1916)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. Juli
1916: "Zürich. Der jüngst in Küßnacht verstorbene Moritz
Guggenheim - geb. 1853 in Lengnau, Teilhaber der Firma K. Levix &
Cie. in Bradford, dann in Paris wohnhaft - hinterließ dem
Israelitischen Altersasyl in Lengnau 50.000 frcs." |
100. Geburtstag von Regina Guggenheim im Altersasyl
(1923)
Artikel
in Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. August
1923: "Lengnau (Schweiz), 2. August (1923). Im Israelitischen
Altersasyl vollendet die Insassin Frau Regina Guggenheim am 3.
August in körperlicher und geistiger Frische das hundertste Altersjahr.
Der aargauische Regierungsrat hat an Frau Guggenheim ein
Gratulationsschreiben gerichtet." |
Anzeigen
Anzeige
für koscheren Schweizer-Käse aus Lengnau (1865)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 14. März 1865: "Koscher - Schweizer-Käse
vorzüglichster Qualität, empfiehlt zu billigen Preisen
Joseph Schlesinger in Lengnau (Aargau)." |
Mazzenbäckerei zu verkaufen
(1898 / 1903)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 29. September 1898:
"Mazzosbäckerei zu verkaufen.
Aus Altersrücksicht unsere seit 27 Jahren mit bestem Erfolge betriebene
Mazzos-Bäckerei samt Gebäulichkeiten, Maschinen und Gerätschaften zu kulantesten
Bedingungen und billigem Preise. Einzige Fabrik in der Schweiz mit großer,
treuer Kundsame.
Sl. Guggenheim & Cie., Mazzosbäckerei, Lengnau, Kanton Aargau,
Schweiz." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 16. Juli 1903:
"Zu verkaufen
vorgerücktem Alter wegen, die seit 32 Jahren mit stets wachsendem Erfolg
betriebene einzige Mazzenbäckerei der Schweiz, mit allen Maschinen
und Gerätschaften zu günstigen Zahlungsbedingungen. Dieselbe bietet
gesicherte Existenz. Daselbst ist auch eine gut erhaltene Torarolle
zu verkaufen. Reflektanten wollen sich wenden an:
S. Guggenheim, Mazzenbäckerei, Lengnau, Kanton Aargau
(Schweiz)." |
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