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Schweiz"
Endingen (Kanton Aargau
/ CH)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In den beiden Dörfern Endingen und Lengnau im Surbtal
bestanden vom 17. bis 19. Jahrhundert die einzigen jüdischen Gemeinden im
heutigen Gebiet der Schweiz, wo in dieser Zeit eine dauerhafte Niederlassung
möglich war. Bis um 1800 gehörten diese Dörfer zur Markgrafschaft Baden
(Schweiz),
danach zum Kanton Aargau.
In Lengnau werden Juden zum ersten Mal 1622, in
Endingen 1678 genannt.
Im Jahr 1634 wurden bereits zusammen 20 jüdische Familien in den Dörfern der
Markgrafschaft gezählt. Bis um 1700 nahm die Zahl auf 35 Familien zu. Eine
besonders enge Beziehung bestand in dieser Zeit zwischen den Gemeinden Endingen
und Lengnau südlich des Rheins und den Gemeinden Tiengen und
Stühlingen auf
der nördlichen Seite des Rheins. So unterstanden diese Gemeinden bis um 1730/40
in der religiösen Aufsicht und der Rechtsprechung einem gemeinsamen Rabbiner,
der in Stühlingen, Tiengen oder zeitweise auch in Endingen oder
Lengnau gewohnt
hat. Auch gab es zeitweise einen gemeinsamen Mohel (Beschneider). In einem
Mohelbuch hat ein namentlich nicht bekannter Mohel zwischen 1701 und 1704 17
Beschneidungen in den Gemeinden Stühlingen,
Tiengen, Lengnau, Endingen,
Wangen
und Donaueschingen eingetragen.
Der Erwerb von Boden und das Handwerk war den Juden auch
hier bis zum 19. Jahrhundert verschlossen. So lebten sie vom Hausier-, Vieh- und
Liegenschaftshandel. 1844 gab es alleine in Endingen 44 Viehhändler, in
Lengnau
15. 1850 lebten noch zusammen 1.515 Juden in den beiden Dörfern.
In der 2. Hälfte des
19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Einwohner durch Wegzug in die Städte stark zurück.
Nach
dem Ersten Weltkrieg führte vor allem der nicht durch die Orte geführte Bahn der
Surbtalbahn zu einem weiteren Wegzug der jüdischen Familien.
1920
wurden noch 263 Juden in den beiden Dörfern gezählt, wenige Jahre später
wurden beide Gemeinden aufgelöst.
1980 lebten nur noch drei jüdische Familien in Endingen.
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst wurden die Gottesdienste der Gemeinde in
Betsälen abgehalten, die man in gemieteten Häusern eingerichtet hatte. Der
letzte Betsaal war 1754 in so schlechtem Zustand, dass das Haus nach
einer Beschreibung von Johann Caspar Ulrich eher als "jüdischer
Stall" denn als Synagoge bezeichnet werden müsse. Die Zeichnung von Ulrich
zeigt einen - immerhin kunstvoll ausgestatteten - Betraum mit einem
Tonnengewölbe. 1764 konnte eine erste Synagoge eingeweiht werden. Sie
wird als kunstvoller Bau beschrieben, der den Entwurf der Synagoge von Randegg
aus dem Jahr 1800 beeinflusst haben soll. Freilich erwies sich der Bau
angesichts der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nochmals stark
anwachsenden Endinger Gemeinde als zu klein, sodass 1850 bis 1852 eine neue
Synagoge erbaut wurde. Der Entwurf stammte von Caspar Joseph Jeuch, der in
München studiert hatte und später im badischen Bereich zahlreiche Profanbauten
und einige Kirchen erstellte. Wie in Lengnau
wurde auch in Endingen eine Bau mit einer dreiteiligen Fassade erstellt, bei der
eine Kombination von Basilika- und Tempelfront ohne klassizistische Details
verwendet wurde. Charakteristischer Unterschied gegenüber der Lengnauer
Synagoge wurde der Treppengiebel über der Fassade. Die Synagoge fiel etwas
größer als das Gotteshaus in der Nachbargemeinde aus. Die Gesamtkosten waren
entsprechend etwas höher: 46 000 Franken waren für den Neubau notwendig.
Über
die Einweihung der Synagoge am 26. März 1852 liegt ein Bericht in der
"Allgemeinen Zeitung des Judentums" (Ausgabe vom 17. Mai 1852)
vor:
Ober-Endingen
in der Schweiz. Die hiesige Gemeinde hat den Bau ihrer neuen Synagoge vollendet.
Es ist ein herrlicher Tempel, möge er nur zur Erbauung und Erhebung der Gläubigen
recht viel beitragen! Die Baukosten im Betrage von 20.000 Gulden wurden durch
den Verkauf von 50 Doppelstühlen (Männer- und Weiberabteilung) und 12 Logenstühlen
gedeckt, wobei sich noch ein Überschuss von 4.500 Gulden ergab. Dieses Resultat
ist für die Gemeinde umso erfreulicher, als die Stühle meistens von Leuten aus
dem Mittelstande angekauft wurden. – Die Einweihung des Tempels fand am 26. März
statt. Das Fest war zwar ein bescheidenes, dennoch aber großartig. Der Tag
harmonierte ganz mit der Stimmung der Leute. Ein freundlich heiterer Ernst malte
sich auf allen Gesichtern. Besonders schön und rührend nahm sich der stille,
sehr wohl geordnete, lange Zug der zahlreichen Gemeinde aus, an welche sich die
Lengnauer Israeliten und viele christliche Honoratioren anschlossen. Der Ernst
der älteren Männer, der sich ganz willig den disziplinarischen Anordnungen jüngerer
Intelligenz führte, hatte etwas Imposant-Ergreifendes. Treffliche Musik (25
Mann), in ihrer Mehrzahl wohl gelungene, passende Gesänge, von einem
zahlreichen, gemischten Chore ausgeführt, dessen Leiter Oberlehrer Bollag,
verschönerten die Feier. Festprediger war Rabbiner Dreifuß von Lengnau, ein
Mann, der durchaus auf moderne Bildung keinen Anspruch macht, bei dem aber ein
guter Kern rabbinischer Gelehrsamkeit zu treffen ist. Ein freundliches Mahl im
schönen Salon des Herrn Gustav Dreifuß, an dem viele christliche Honoratioren
teilnahmen, schloss die Feier. Joviale, ungezwungene Heiterkeit und sinnige
Toaste würzten dasselbe. Der Abgeordnete der hohen Regierung, Bezirksamtmann
Frei, sprach von Vereinigung und Verbrüderung. (Bei dieser Gelegenheit verdient
bemerkt zu werden, dass die hohe Regierung in einem sehr wohlwollenden Schreiben
das Bedauern aussprach, dass sie durch Umstände verhindert sei auf die
Einladung der Vorsteherschaft eine Abordnung aus ihrer Mitte zu schicken). Zwei
Toaste führe ich wörtlich an, weil sich in ihnen die Gesinnung der dortigen so
genannten Fortschrittspartei ausdrückt. Lehrer Dreifuß brachte folgenden
Toast: "In unserm freundlichen Surbtale erheben sich in einfach würdigem
Stile zwei schöne Tempel zur Verherrlichung des israelitischen Gottesdienstes.
Von hoher Zinne desselben blickt ein altes
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Sinnbild dem Vorübergehenden
entgegen. Es ist das Sinnbild des Glaubens und der Liebe, der Wahrheit und des
Rechts, das Sinnbild des Gesetzes, das Israel in der arabischen Wüste am Sinai
vom Herrn in Empfang nahm. Nicht umsonst stellt Israel dieses Gesetz hoch. Es
ist das einzige Kleinod, das dieses Volk aus seiner Vergangenheit aufbewahrt
hat. Seine Heimat, seine Sprache, sein Boden und so vieles Andere ist für
Israel verloren und der Zeit anheim gefallen. Das göttliche Gesetz allein ist
unsterblich und unverwüstlich. Darum erhob es Israel als sein panier, um das
sich seine Getreuen zu jeder Zeit scharten. Nicht Antiochus und nicht Hamman,
nicht Fanatismus und Weltsinn vermochten diesem Volk sein Panier zu entreißen.
Tod, Verfolgung und Verbannung in unendlich mannigfaltigen Formen und in den
schrecklichsten Gestalten konnten Israel nicht von seinem Liebsten trennen. Über
allen Stürmen erhaben wie die Zeder auf dem Libanon, also trotzte Israel mit
seinem Gesetze allen Anfeindungen zweier Jahrtausende. Nun steht es da als das
schönste Denkmal, das sich je ein Volk setzen konnte. Es ist das Symbol des
Gesetzes sehr sinnig von dem Meister des Baues über dem Symbole der Zeit
angebracht, um damit anzuzeigen, dass das Gesetz ewig und unabänderlich erhaben
steht über dem Wechsel der Zeiten. Doch dürfte das in unserem Tempel
angebrachte Sinnbild der Zeit noch eine andere Deutung haben, nicht minder
sinnig und wichtig. Wenn auch die Religion über der Zeit erhaben steht, so sind
wir Menschen dennoch von der Zeit abhängig. Das Sinnbild der Zeit mahn uns
ernst an diese Veränderlichkeit, an diese Beweglichkeit. Darum sollen auch wir
nicht starr festhalten an den Formen; sondern hören sollen wir auf den Ruf und
sehen auf die Zeichen der Zeit. Israel ist der Greis, der da sitzet am Strome
der Zeit und diesen Strom seit Jahrtausenden dahinfließen sieht. Völker sah es
entstehen und vergehen. Von Osten nach Westen, von Pol zu Pol zog es hin und
wechselte Sprache und Sitte, je nachdem die Not es erheischte. – Die
Geschichte Israels hat nicht wie die anderer alter Völker ihren
Kulminationspunkt schon erreicht; sondern sie ist eine Geschichte steter
Fortentwicklung, denn so wenig der Zeiger stille steht, so wenig stand Israel
still; in dieser Beziehung ist die israelitische Geschichte eine Parallele der
allgemein menschlichen, - In der Unerschütterlichkeit und dem Festhalten am
Wesen einerseits und in der Fügsamkeit an das Notwendige, dem Fortschreiten in
der Form, in diesen beiden Hauptmomenten liegen die charakteristischen Merkmale
der israelitischen Geschichte.
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Besser kann ein israelitischer Tempel seine
Sinnbilder nicht wählen als sie auf der Fassade der beiden Synagogen im
Surbtale angebracht sind. – Das Sinnbild der Treue im Glauben und des
Fortschrittes in der Form. Der Fortdauer und dem Fortleben dessen, was diese
Symbole andeuten mein Lebehoch!".
Stud.med. Bloch brachte folgenden Toast: "Meine Herren! Männer haben in
diesen feierlichen Momenten Worte des Ernstes an Sie gerichtet, erwarten Sie
nicht, dass der Jüngling, welcher seinen Gefühlen Worte zu leihen versucht,
anders als im Ernste zu Ihnen sprechen werde, denn die Zeiten sind ernst.
Glauben Sie nicht, dass die Bewegungen in unserm Vaterlande und um dasselbe bloß
ein krampfhaftes Zucken seien. Nein, in all diesen Bestrebungen liegt der
Charakter unseres Jahrhunderts, liegt der Sinn unseres Zeitgeistes. Dieses Drängen
und Treiben deutet auf einen gemeinsamen Mittelpunkt loszusteuern. Dieser
Zentralisationspunkt aller Nationen ist Humanität und Toleranz. – Es frägt
sich nun, ob das Judentum solchen welterschütternden Ideen gegenüber kalt und
gleichgültig bleiben oder ob es tatlustig und lebenskräftig in das Rad der
Zeit nach Vermögen eingreifen soll. Es frägt sich, soll das Judentum immer der
Greis bleiben, der am Strome der Zeit und ungerührt das Treiben der Völker an
sich vorbeiziehen sieht. Sollen wir immer an den Wasserbächen Babels sitzen und
trauern über die verlorene Vergangenheit, die uns nicht mehr zurückkehrt, oder
sollen wir uns verjüngen in dem ewigen Quell der Geschichte und als Neugeborene
die Zukunft für uns in Anspruch nehmen? Sie sind wohl alle mit mir
einverstanden, dass die letztere Aufgabe eine weit erhabenere und weit
fruchtbarere sei. Und hat nicht schon die Jugend zu der hier ausgesprochenen
Idee, wenn auch sich selbst unbewusst, sich bekannt? Hat sie nicht diese Idee
bereits symbolisch verkörpert? Auf Eurer Fahne, die mit ihren goldenen
Buchstaben heute so lustig, in dem Sonnenscheine wehte, habt Ihr nicht den
Greisen gemalt, welcher trauernd am Strome der Zeit sitzt, sondern das Symbol
Eueres Wahlspruches ist der Phönix, welcher sich aus der Asche emporschwingt
zum freien Sonnenlichte. Dieser schönen Idee wollen wir unsere Herzen, unsere
Leben weihen. Wohl ist es wahr, dass unsere Kräfte zu schwach sind, um für das
Gelingen zu bürgen. Wohl ist es wahr, dass unser Streben von außen unterstützt
werden muss. Doch seien Sie unbesorgt, dieses Agens wird nicht ausbleiben,
sobald es nur um die Sache recht ernst ist. Nichts ist unmöglich, wenn sich der
gute Wille
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mit dem heiligen Ernste paart, das begonnene Werk durchzuführen.
Nichts ist unmöglich, wenn wir nur unentwegt ausharren auf der einmal
betretenen Bahn. Dann wird sich gewiss auch an uns das alte Sprichwort bewahren:
Wer ausharret wird gekrönt. Sie haben soeben den Baumeister unseres Tempels
hoch leben lassen; mein Lebehoch gilt jenen Werkmeistern, welche den großen Dom
mit aufführen helfen, in welchen das Judentum eingehen kann, um von dem Altar
der Gerechtigkeit und Liebe seine Rechte in Empfang zu nehmen."
Oberlehrer Bollag brachte ein Lebehoch dem "Vorwärts und Aufwärts".
Einen sehr gemütlichen und wohlgemeinten Toast brachte Herr Amtsstatthalter
Meisel, der wünschte, der Gott Jehova möchte das Werk der Gemeinde begünstigen,
und dass er es werde, das habe er am Wetter gezeigt, indem der Tag vor der
Einweihung ein sehr trüber war und am Einweihungstage die Sonne so herrlich
aufgegangen. – Der Tag wird für Endingen ein ewig denkbarer sein!
Schöne Nachklänge dieses Tages bildeten der Lecha
Dodi, abends in der herrlich beleuchteten Synagoge gesungen, und der Ein
Kamocha, so wie ein trauliches Mahl israelitischer Notabilitäten am
Schabbat, wo sehr viele schöne Vorsätze gefasst wurden. Möge der Herr die
Herzen und Geister zu deren Ausführung lenken?"
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Obwohl inzwischen kaum mehr genutzt, ist bis heute - als Unikum im gesamten
Bereich von "Alemannia Judaica" - die Endinger Synagoge das einzige
Gotteshaus am Ort. Die reformierte Kirche und der Friedhof sind in
Tegerfelden (AG) zu finden. Der katholische Friedhof und die Kirche befinden
sich in Unterendingen (AG).
Weitere Berichte zur Synagogengeschichte
Über das
jüdische Schulhaus und die Synagoge in Endingen - Bericht von Lehrer M.G.
Dreifus (1856)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31.
November 1856: "Ober--Endingen, 12. November (1856). Die
israelitische Gemeinde dahier besitzt nunmehr zwei herrliche Häuser, die
eine Zierde des Surbtales bilden: ein schönes Schulhaus, das auf einer
sanft ansteigenden Anhöre unfern des Dorfes liegend, sowohl wegen seines
Äußeren als wegen seiner inneren Einrichtung den Schulzwecken
entspricht. Dasselbe veranlasste der Gemeinde einen Kostenaufwand von
26.000 Francs. Vis à vis dieses Jugendtempels, aber mehr der Mitte des
Dorfes nahe, befindet sich die in großartigem byzantinischem Stile
erbaute Synagoge, die mit den Zehn-Geboten auf ihrer Zinne alle Häuser im
Tale überragt. Obschon dieselbe seit 1852 erbaut und eingeweiht ist, fand
sich die Vorsteherschaft auf Anregung höher gestellte Männer veranlasst,
bei dem Regierungsrate um einen Staatsbeitrag für den Bau, der 46.000
Francs Kosten verursachte, nachzusuchen. Dieser wird bei dem Großen Rate
einen Beitrag von 2.500 Francs beantragen. In Beziehung der nun zu
verwirklichenden durch ein Dekret des Großen Rates einzuführenden
Emanzipation der aargauischen Juden findet sich kein Hindernis mehr vor.
Der einzige schwierige Punkt liegt in der Frage: Sollen die Juden auch an
den Gemeindegütern Anspruch haben? Sollen sie sich, wie der einzelne
Bürger, der sich ein Ortsbürgerrecht kauft, dieses Recht auch durch eine
Einkaufsimme erwerben? Wer bezahlt diese Einkaufsumme, die Korporation der
Juden, oder analog wie bei Einbürgerung der Heimatlosen, der Staat?
Obschon die israelitischen Gemeinden in ihrem Streben nach bürgerlicher
Gleichstellung diese Konsequenzen auch nicht im Entferntesten im Auge
hatten und auch jetzt noch gern in materieller Beziehung von der
Nutznießung der Gemeindegüter absehen und darauf verzichten würden, so
will dennoch der Regierungsrat die Emanzipation der Juden vollständig
durchführen, sodass die Verwaltung und Gesetzgebung mit Juden als solchen
in bürgerlicher und politischer Beziehung nichts mehr zu tun hat. -
Die Juden, welche im diesjährigen eidsgenössischen Lager beim östlichen
Truppenzusammenzug als Militärs sich zu beteiligen verpflichtet waren,
wurden am Erew Jom Kippur (Tag vor Jom Kippur) durch den Oberst
Ziegler vom Dienste für den folgenden Tag befreit, obschon an demselben
die Hauptaktion war. Es war ihm bei dieser Gelegenheit auffallend, dass
die jüdischen Militärs keinen geistlichen Führer haben. Beim
eidsgenössischen Heere bekleiden zwei Juden Offiziersstellen, einer die Stelle
eines Feldarztes, einer die Stelle eines Ökonomen und eine beträchtliche
Anzahl verschiedene niedere Grade. In Nr. 44 Ihres
verehrlichen Blattes S. 601 Rubrik Schweiz, sollte es heißen:
Schweizerbürger sind nur die Juden zu Endingen und Lengnau etc. M.G.
Dreifus, Lehrer." |
Einbruch in der Synagoge (1876)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Oktober 1876: "Endingen.
In der Synagoge von Endingen und Lengnau wurden in der Mittwochnacht, als
in der 2. Feiertags-Nacht, die Opferstöcke ausgeraubt. Von den Tätern
hat man bis jetzt keine Spur. M." |
Darstellungen / Fotos
Historische Darstellung:
Die alte Synagoge |
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Die 1764 gebaute Synagoge
(Quelle: Zeitschrift "Der Israelit"
vom 9. Juni 1932 S. 3) |
Innenansicht der alten
Synagoge von
Endingen - um 1754 von
Johann Caspar Ulrich gezeichnet |
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Fotos:
Weitere Fotos (externer Link): hier
anklicken
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Juli
2010: Erste
Führungen auf dem "Jüdischen Kulturweg" |
Artikel im
"Südkurier" vom 23. Juli 2010 (Artikel):
"Auf den Spuren jüdischer Kultur.
Die erste Führung auf dem vor einem Jahr eröffneten jüdischen Kulturweg zwischen Lengnau und Endingen findet am Sonntag statt.
Waldshut-Tiengen/Lengnau – Vor gut einem Jahr wurde in der benachbarten Schweiz der jüdische Kulturweg zwischen Endingen und Lengnau eröffnet. Diesen Sommer werden nun erstmals öffentliche Besichtigungen angeboten. Besonders erwähnenswert ist dabei eine literarische Führung, angelehnt an den Bestseller
'Melnitz' von Charles Lewinsky. Sie findet am 22. August, verbunden mit einer Lesung aus dem Buch von Lewinsky, statt.
Die erste Führung startet am Sonntag, 25. Juli, um 14.20 Uhr vor der Synagoge in Lengnau. Weitere Führungen werden bis 3. Oktober angeboten. Die Ausgangspunkte sind jeweils die Synagogen in Endingen oder Lengnau sowie der jüdische Friedhof zwischen den beiden Ortschaften.
Am 21. Mai 2009 hatten die Gemeinden Endingen und Lengnau den jüdischen Kulturweg
www.juedischerkulturweg.ch eröffnet. Die beiden Dörfer spiegeln während über zwei Jahrhunderten, vom Ende des 17. Jahrhunderts bis in das 20. Jahrhundert hinein, die bewegte Geschichte der Schweizer Juden. Eine Fortführung des Kulturweges über die Grenze bis Tiengen, das ebenfalls eine reiche jüdische Geschichte vorzuweisen hat, ist geplant.
Anmeldung und weitere Informationen: Bad Zurzach Tourismus AG www.badzurzach.info oder Telefon (0041)56/269 00 60)." |
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2014/15:
Ein Konzept zum Erhalt des jüdisch-christlichen
Kulturerbes wird ausgearbeitet |
Artikel in suedostschweiz.ch
vom 4. Juli 2014: "
Aargau will Erbe der 'Judendörfer' erhalten.
Das jüdisch-christliche Kulturerbe in den 'Judendörfern' Endingen und Lengnau im Kanton Aargau soll der Öffentlichkeit näher gebracht werden. Der Kanton, die Einwohnergemeinden und jüdische Organisationen wollen bis 2015 ein entsprechendes Konzept ausarbeiten."
Link
zum Artikel |
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2016/17:
Das Projekt "Doppeltür" wird gestartet
Anmerkung: In den Aargauer Dörfern Endingen und Lengnau, nördlich von
Baden CH, lebten Juden und Christen auf Anordnung der eidgenössischen
Orte während rund 200 Jahren auf engem Raum zusammen. Gemäß einer
Bestimmung mussten sie 'abgesondert und nicht beieinander wohnen'. Die
Überlieferung besagt, dass sie dieses Gebot umgingen, indem sie
gemeinsame Wohnhäuser mit zwei identischen, nebeneinander liegenden
Eingängen, je einen für jüdische und christliche Bewohner ausstatteten.
Mit dem Projekt Doppeltür wird die einzigartige Geschichte dieser
Schicksalsgemeinschaft zum packenden Erlebnis am Schauplatz.
Am 18. Januar 2017 wurde der Verein DOPPELTÜR
gegründet.
Artikel von Ursula Burgherr in der "Aargauer Zeitung" vom 28. April 2016:
"Jüdisch-christliches 16-Millionen-Projekt 'Doppeltür' geht in die konkrete
Phase..."
Link zum Artikel |
Website des Vereins
Doppeltür: www.doppeltuer.ch
Flyer zum
Projekt Doppeltür (eingestellt als pdf-Datei)
Artikel von Louis Probst in der "Aargauer Zeitung" vom 10. Dezember: "Lengnau/Endingen.
Ortsmuseum klammerte Juden aus: Religiöses Zentrum soll jetzt die Geschichte
zurechtrücken..."
Link zum Artikel
Artikel von Louis Probst in der "Aargauer Zeitung" vom 10.
Dezember 2016: "'Doppeltür
ist von nationaler Bedeutung'. Region. Das Projekt jüdisch-christlichen
Zusammenlebens tritt in die nächste Phase..." (eingestellt
als pdf-Datei)
Artikel von Hans Christof Wagner in der "Aargauer Zeitung" vom
20. Dezember 2016: "Kritische
Töne an den Bundesrat. Surbtal. Zum Abschluss des Jubiläums 150
Jahre Emanzipation von Schweizer Juden, übte SIG-Präsident Herbert
Winter in Lengnau Kritik an der
Landesregierung..." (eingestellt als pdf-Datei) |
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November
2017: Erste Bar-Mizwa-Feier in der
Endinger Synagoge seit 60 Jahren |
Artikel von Peter Bollag in der
"Jüdischen Allgemeinen" vom 23. November 2017: "SCHWEIZ.
Historische Barmizwa. Erstmals nach fast 60 Jahren wurde im Kanton Aargau wieder ein Junge zur Tora aufgerufen
Für die Krammers wird der 9. November 2017 zweifelsohne ein historisches Datum in der Familiengeschichte bleiben. Aber fast noch wichtiger ist dieser Tag für das Judentum in der Schweiz. Denn zum ersten Mal nach fast 60 Jahren wurde im Kanton Aargau wieder eine Barmizwa gefeiert. Naftali, Sohn von David und Esther Krammer-Bloch, las in der voll besetzten Synagoge von Endingen aus dem Wochenabschnitt, der Paraschat
Haschawua.
Endingen ist wie das gleichfalls im aargauischen Surbtal gelegene Lengnau eines der beiden
'Judendörfer', in denen Juden in der Schweiz bis 1866 überhaupt leben durften. Erst danach kam die Niederlassungsfreiheit und damit die Möglichkeit, sich auch an anderen Orten anzusiedeln. Im vergangenen Jahr konnte die jüdische Gemeinschaft der Schweiz deshalb den 150. Jahrestag ihrer Emanzipation feiern, natürlich auch in Endingen und Lengnau.
KULTURWEG Für diese 'Wiege des Schweizer Judentums', wie die beiden Dörfer auch gerne genannt werden, gibt es nun große Pläne: Ein Kulturweg, der das Zusammenleben zwischen Juden und Christen in diesem kleinräumigen Teil Westeuropas zeigt, existiert bereits. Aber mit dem
'Projekt Doppeltüre' soll das Ganze nun auf eine breitere Basis gestellt werden, weshalb eigens ein Verein gegründet wurde. Kritische Stimmen sprechen deshalb von einer Art
'jüdischem Mini-Disneyland' – schließlich findet seit Jahrzehnten jüdisches Leben in der Schweiz vor allem in den urbanen Zentren Zürich, Basel oder Genf statt und eben nicht mehr in Endingen oder Lengnau.
Doch die Barmizwa von Naftali Krammer beweist, dass jüdische Traditionen – wenn auch in bescheidener Form – selbst in diesem etwas abgelegenen Teil der deutschen Schweiz fortgeführt werden. Denn der letzte Barmizwa-Junge vor Naftali in Endingen oder Lengnau hieß Jules Bloch und ist kein anderer als sein Großvater. Das war 1960.
SURBTAL Den Weg von der Stadt zurück in die Provinz ging dagegen vor einigen Jahren Naftalis Vater David Krammer, der aus Amsterdam stammt und hier die Leitung des Jüdischen Altersheims Margoa sowie des Gästehauses Noffi übernahm. Doch zuvor hatte er Jules Blochs Tochter Esther geheiratet. Im Surbtal gab es natürlich keine große jüdische Gemeinde. Doch das sollte Krammer nicht abschrecken. Denn die wenigen jüdischen Familien bilden eine enge Gemeinschaft.
All das sind die Hintergründe der Barmizwa-Feier vom 9. November. Kein Wunder, dass Großvater Jules Bloch an diesem grauen Morgen allen Anwesenden erzählte, wie stolz er auf seinen Enkel Naftali ist, der übrigens auch ein sehr guter Schüler sei. Auch die Eltern sind sehr aufgeregt, selbst wenn David Krammer nach außen Lässigkeit demonstriert:
'Ich hatte nie Zweifel daran, dass Nafatli das schaffen würde', sagt er. Die Krammers bemühen sich um eine religiöse Erziehung ihrer Kinder. An diesem Ort mit nur wenigen Gemeindemitgliedern ist das nicht unbedingt leicht.
"
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zum Artikel |
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Mai 2019:
Das Projekt "Doppeltüre" wird in
die Liste des Bundesamtes für Kultur aufgenommen
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Artikel von Louis Probst in der
"Aargauer Zeitung" (Badener Tagblatt) vom 5. Mai 2019: "Surbtal.
Bundesamt für Kultur nimmt Projekt 'Doppeltür' in seine Liste auf
Doppelte Freude für das Projekt 'Doppeltür: Der Verein, der sich für die
Vermittlung der jüdisch-christlichen Geschichte im Surbtal starkmacht,
erhält vom Bund das Gütesiegel und von der NAB finanzielle Unterstützung.
Das Projekt Doppeltür ist in die Liste der lebendigen Traditionen des
Bundesamtes für Kultur aufgenommen worden', sagt Lukas Keller, der Präsident
des Vereins Doppeltür. 'Wir sind stolz, dass der Verein jetzt dieses
Gütesiegel tragen darf.' Beim Verein Doppeltür, der sich die Vermittlung der
jüdisch-christlichen Geschichte von Endingen und Lengnau zum Ziel gemacht
hat, gibt es aber gleich mehrfachen Grund zur Freude: Im Rahmen der
Zurzibieter Kulturnacht fand am Samstag der erste Anlass im künftigen
Begegnungszentrum in Lengnau statt: Der Jüdische Kulturweg Endingen Lengnau
zeigte den Film 'Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse',
nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Meyer. Zudem konnte der Verein
Doppeltür einen Check aus dem NAB-Kulturfonds in Empfang nehmen. 'Das
Zusammenleben der jüdischen und der christlichen Bevölkerung in den beiden
Surbtaler Dörfern ist wahrscheinlich nicht immer einfach gewesen', stellte
Lukas Keller vor geladenen Gästen in der Synagoge Lengnau fest. 'Die
Doppeltür zeigt aber, dass jüdische und christliche Menschen unter einem
Dach – Tür an Tür – gelebt haben.' Die Erkenntnis, dass ein solches
Nebeneinander und Miteinander möglich ist, hinauszutragen, sei eines der
wichtigsten Anliegen des Vereins Doppeltür. 'Das Projekt Doppeltür soll
nachhaltig sein und es wird nachhaltig sein', betonte Roy Oppenheim vom
Vorstand des Vereins, in einem spannenden Exkurs in die jüdisch-christliche
Kulturgeschichte. 'Doppeltür ist aus den Erfahrungen und Erkenntnissen des
Jüdischen Kulturwegs Endingen-Lengnau entstanden, der eigentlich kein
jüdischer, sondern ein jüdisch-christlicher Kulturweg ist. Doppeltür
versucht, den Bildungsschatz zu vermitteln, den wir hier mit der Geschichte
und den Kulturgütern haben. Wir sind überzeugt, dass wir auf gutem Wege
sind.'
Beitrag aus dem NAB-Kulturfonds. Eine grosse Hilfe auf diesem Wege
ist zweifellos der Check über 75 000 Franken aus dem NAB-Kulturfonds, den
Lukas Keller und Doppeltür-Vizepräsidentin Esther Girsberger im künftigen
Begegnungszentrum aus den Händen von Rolf Wolfensberger, Regionenleiter
Brugg-Zurzach der NAB, entgegennehmen durften. 'Das Vermittlungsprojekt
Doppeltür hat uns von Anfang an angesprochen', erklärte Rolf Wolfensberger.
'Mit dem Kauf des historischen Hauses und seinem Ausbau zum
Begegnungszentrum entsteht ein einzigartiger Ort, der das Zusammenleben
jüdischer und christlicher Menschen dokumentiert. Mit ihrer Kulturstiftung,
die jährlich Beiträge in der Gesamthöhe von 350 000 Franken ausrichtet,
engagiert sich die NAB für Leuchtturmprojekte mit nationaler Ausstrahlung.'
Lukas Keller revanchierte sich bei Rolf Wolfensberger mit Mazzen, dem
traditionellen jüdischen Gebäck, das an den Auszug der Juden aus Ägypten
erinnert. Als besonderen Gast konnte Susanne Holthuizen vom Jüdischen
Kulturweg Endingen Lengnau Thomas Meyer, den Autor des Erfolgsromans
'Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse', nicht nur
persönlich vorstellen, sondern ihm auch interessante Aussagen entlocken.
Unter anderen die höchst erfreuliche, dass die Geschichte des Mordechai
Wolkenbruch offenbar nicht in den Armen einer Schickse endet."
Link zum Artikel |
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Juni 2019:
10 Jahre "Jüdischer Kulturweg"
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Artikel von Samuel Knecht in
der "Aargauer Zeitung" vom Juni 2019: "Lengnau. Der jüdische Kulturweg
ist nach zehn Jahren Existenz bedeutender denn je
Der jüdische Kulturweg wurde 2009 ins Leben gerufen, um das kulturelle Erbe
für die Allgemeinheit zugänglich zu machen.
Der Postenlauf beginnt bei der Synagoge in Endingen, führt am ältesten
jüdischen Friedhof der Schweiz zwischen den beiden Gemeinden sowie an
diversen Bauten der jüdischen Kultur vorbei und endet ein Dorf weiter bei
der Synagoge in Lengnau. Nun feiern die Organisatoren das zehnjährige
Bestehen des jüdischen Kulturwegs. Überwältigend, findet Susanne Holthuizen,
Präsidentin des Projektes: 'Wir rechneten nicht damit, dass der Kulturweg
solch ein Erfolg wird. Bis jetzt schritten über 30 000 Menschen auf den
Spuren der Juden zwischen Endingen und Lengnau.' Die bisherigen
Besucherzahlen seien ein Beleg für das weitreichende Interesse: 'Die
Besucher pilgern nicht nur aus der Schweiz hierher, sondern auch aus dem
Ausland.' Der jüdische Kulturweg wurde 2009 ins Leben gerufen, um das
kulturelle Erbe für die Allgemeinheit zugänglich zu machen. Rund anderthalb
Stunden dauert der Postenlauf, der über die Website des jüdischen Kulturwegs
gebucht werden kann.
Das Judentum erleben. Neben dem jüdischen Kulturweg, den man auf
eigene Faust erkunden kann, bieten sich Interessierten weitere Formate, um
sich auf die Spuren der Juden im Surbtal zu begeben, so Holthuizen: 'Wir
vermitteln auch Hintergründe zum Judentum an Oberstufenschüler ab 13 Jahren
in Form eines Schulmoduls.' Zudem könne man im Format 'Zusammenleben'
erfahren, wie Juden und Christen nebeneinander durch den Alltag schritten.
Weiter werden auch Kochkurse angeboten, in denen Teilnehmer koscher kochen
lernen, das nennt sich 'Rituale'. Geplant sei, den jüdischen Kulturweg einst
mit dem Projekt 'Doppeltür' zusammenzuführen, so Holthuizen. 'Ein erster
Schritt dazu war der Kauf des dreistöckigen Gebäudes am Dorfplatz in Lengnau
durch den Verein ‹Doppeltür›.' Bis vor rund zwei Jahren befand sich im Haus,
das gleich neben der Synagoge am Dorfplatz in Lengnau liegt, eine
Spar-Filiale. Seit Oktober des letzten Jahres ist die Liegenschaft nun in
den Händen des Vereins 'Doppeltür'. Im Haus soll ein Besucherzentrum
entstehen, welches das christlich-jüdische Zusammenleben aus früheren Zeiten
erlebbar mache, so Lukas Keller, Präsident des Vereins 'Doppeltür'. Das Haus
ist wie andere Liegenschaften des Vereins ein historisches Doppeltürhaus. Es
befand sich bis 1895 in jüdischem Besitz. Mit zwei Hauseingängen wurde
früher eine Bestimmung umgangen, wonach Juden und Christen nicht beieinander
wohnen sollten. Zwei Haustüren ermöglichten ein friedliches Nebeneinander.
Lengnau und Endingen waren Ende des 18. Jahrhunderts die einzigen
Ortschaften in der Schweiz, in denen sich Juden dauerhaft niederlassen und
eigene Gemeinden gründen durften. Erst 1866 erhielten sie vom Bund die
Freiheit, sich in der ganzen Schweiz niederzulassen. In den Jahrzehnten
danach zogen die meisten weg, etwa nach Baden, Zürich oder ins Ausland. Seit
400 Jahren leben in beiden Dörfern Juden, die hohe Dichte an jüdischer
Baukultur ist schweizweit unvergleichbar. So befindet sich in Lengnau mit
dem 'Margoa' zudem ein jüdisches Alters- und Pflegezentrum.
Festakt Jüdischer Kulturweg: Sonntag, ab 10:45 Uhr mit musikalischem
Auftakt, Dorfplatz Lengnau"
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Februar 2020:
Über das Projekt "Doppeltür" in
Lengnau und Endingen |
Artikel von Roy Oppenheim in
der "Aargauer Zeitung" vom 7. Februar 2020: "Endingen und Lengnau.
Doppeltür: Wie das Zusammenleben von Juden und Christen glückte – und was
wir heute daraus lernen können
Gastbeitrag: Der 79-jährige Publizist Roy Oppenheim ist Initiator des
Projekts Doppeltür und Mitglied des Vereinsvorstands.
Zwei Berichte in der AZ lassen aufhorchen: jener über die Kontroverse über
die christlich-jüdischen Doppeltürhäuser im Surbtal und die Reportage über
den Umgang mit Jenischen, Sinti und Roma im Berner Dorf Wileroltigen. In
Endingen und Lengnau sollen die Vorstellungen über die Entstehung der seit
dem 17. Jahrhundert bestehenden Häuser mit zwei Eingängen nach neuesten
Forschungen mehr Mythos als Tatsache sein..."
Der Artikel kann gelesen werden auf der Seite
zu Lengnau bzw.
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April 2024:
Baubewilligungen für Zentrum
Doppeltür und Mikwe
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Pressemitteilung der Stiftung
Doppeltür vom 18. April 2024: "Meilenstein für das Projekt.
Baubewilligungen für Zentrum Doppeltür und Mikwe
Endingen/Lengnau, 18. April 2024 – Die Gemeinde Lengnau erteilt der
Stiftung Doppeltür die Baubewilligung für das Zentrum Doppeltür. 2026 soll
dieses die Türen für die Besucherinnen und Besucher öffnen. Von der Gemeinde
Endingen erhält Doppeltür die Baubewilligung für die Außensanierung der
Mikwe Endingen. Die Stiftung Doppeltür reichte anfangs 2023 als Eigentümerin
der Liegenschaft am Spycherweg 2 in Lengnau
das Baugesuch ein. Im Rahmen des Bewilligungsprozesses gab es vereinzelte
Einsprachen. Dank der konstruktiven Haltung aller Beteiligten konnten diese
nun bereinigt werden, und die Stiftung Doppeltür verfügt über eine
rechtsgültige Baubewilligung für das Zentrum in Lengnau. Zudem wurde in
Endingen eine Baubewilligung für die Außensanierung der Mikwe (inkl.
Erschließung mit einem Hublift) erteilt.
'Der Erhalt der Baubewilligungen ist ein Meilenstein für Doppeltür. Ich
danke allen, die in irgendeiner Art und Weise dazu beigetragen haben. Wir
können uns nun mit erhöhter Planungssicherheit und Vollgas an die weitere
Umsetzung machen. Ich bin zuversichtlich, dass 2026 das Zentrum Doppeltür in
Lengnau eröffnet werden kann. Die Mikwe Endingen wird bereits früher zu
besichtigen sein. Die in einer ersten Etappe vorgesehenen Arbeiten werden
sechs bis neun Monate beanspruchen', sagt Lukas Keller, Stiftungspräsident
Doppeltür. Die weiteren Schritte im Bauprozess des Zentrums Doppeltür in
Lengnau sind die Definierung und Ausschreibung der Aufträge sowie die
Erarbeitung der Ausführungspläne und Werkverträge. Der effektive Baustart
ist für Anfang des nächsten Jahres vorgesehen. Der umfassende Umbau wird
einige Monate beanspruchen, anschließend kann der Innenausbau mit paralleler
Realisierung der Ausstellung gestartet werden.
Kontakt: Lukas Keller, Stiftungspräsident Doppeltür, 056 250 11 11,
info@doppeltuer.ch. Doppeltür will
die jüdisch-christliche Geschichte des Zusammenlebens im Surbtal einem
breiten Publikum zugänglich machen sowie beispielhaft für gesellschaftliche
Fragen der Gegenwart und Zukunft anregen. Zentral ist dabei das geplante
Zentrum in Lengnau zusammen mit der Mikwe in Endingen, dem Jüdischen
Kulturweg und den Doppeltür Schulmodulen. Das Vermittlungsprojekt entsteht
mit Unterstützung des Kantons Aargau sowie der breiten Öffentlichkeit.
Weitere Informationen unter:
www.doppeltuer.ch |
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Oktober 2024:
Der Umbau der Mikwe beginnt -
das Projekt "Doppeltür" kommt voran |
Artikel von
Stefanie Garcia Lainez in der "Aargauer Zeitung" vom 11. Oktober 2024: "Endingen/Lengnau.
Jüdisches Tauchbad wird umgebaut: So steht es um das ambitionierte
jüdisch-christliche Vermittlungsprojekt Doppeltür.
Umbau der Mikwe in Endingen, Baustart des Besucherzentrums in Lengnau,
Budget von 11,6 Millionen Franken: Stiftungsratspräsident Lukas Keller über
die wichtigsten Meilensteine und den Stand des Projekts Doppeltür, das die
besondere jüdisch-christliche Geschichte im Surbtal vermitteln will.
Laut ist das Dröhnen einer Maschine zu hören. Aber nicht nur im Innern,
sondern auch ausserhalb des zweistöckigen, hellgelben Hauses am Mühleweg 1
in Endingen sind Arbeiter am Werk. Sie erstellen gerade das Fundament für
einen neuen Hublift. Die Umbauarbeiten am jüdischen Tauchbad laufen auf
Hochtouren. Damit geht es auch in großen Schritten vorwärts mit dem Projekt
'Doppeltür'. Denn die Mikwe ist Teil des ambitionierten Vorhabens, welches
das einzigartige jüdisch-christliche Kulturerbe im Surbtal vermitteln sowie
Dialog und Toleranz fördern möchte: Endingen und Lengnau waren von 1776 bis
1874 die einzigen Orte im Land, in denen sich jüdische Menschen dauerhaft
niederlassen durften. Dafür sind die beiden Dörfer weit über die
Landesgrenze hinaus bekannt. Herzstück des Vermittlungsprojektes ist das
neue 'Zentrum Doppeltür' in Lengnau. Im Besucherzentrum mit internationaler
Ausstrahlung werden dereinst jährlich bis zu 25’000 Gäste erwartet. Sowohl
die Mikwe in Endingen als auch das Zentrum am Lengnauer Spycherweg erhielten
im Frühling die Baubewilligung. 'Das war ein Meilenstein für die Stiftung',
sagt Stiftungspräsident Lukas Keller. Dass jetzt das jüdische Tauchbad
umgebaut und Anfang Dezember eröffnet werde, sei ein Glücksfall und ein
bedeutender Schritt für 'Doppeltür'. 'Niemand rechnete damit, dass wir die
Mikwe erwerben und in einem ersten Teilschritt noch vor dem Besucherzentrum
eröffnen können. Das ist ein Zeichen nach außen, dass es beim Projekt
‹Doppeltür› vorwärtsgeht.' Die Erleichterung darüber sei groß. Besonders sei
auch, dass die Stiftung das jüdische Tauchbad außerhalb des ordentlichen
Projektbudgets habe kaufen können, sagt Lukas Keller. Eine großzügige
Schenkung einer Stiftung hatte 2022 den Erwerb des 2006 umfassend sanierten
Gebäudes möglich gemacht. Die finanzielle Unterstützung war mit dem Kauf und
Erhalt der Mikwe verbunden. Erbaut hat das Gebäude der Badener Architekt
Caspar Joseph Jeuch im Jahr 1867.
Tag der offenen Mikwe findet am 1. Dezember statt. Damit das
denkmalgeschützte jüdische Tauchbad für Menschen mit Beeinträchtigung
zugänglich ist, wird zurzeit ausserhalb des Gebäudes ein so genannter
Hublift angebaut. Zudem saniert die Stiftung die Fassade und gestaltet den
Innenraum neu. 'Im Erdgeschoss wird ein neues, behindertengerechtes WC
eingebaut', sagt Lukas Keller. 'Nötig ist außerdem ein technischer Ausbau
für Multimedia. Dafür braucht es einige Elektrorohre.' Die szenografische
Umsetzung mit audiovisuellen Informationen zur Mikwe und rituellen Reinigung
wird ebenfalls vorangetrieben. Die Investitionen belaufen sich auf rund
400’000 Franken. Für die Surbtaler Bevölkerung und alle weiteren
Interessierten gibt es am Sonntag, 1. Dezember, einen Tag der offenen Mikwe
von 11 bis 14 Uhr. Ab Dezember kann das Tauchbad als Teil einer gebuchten
Führung mit Guides des Jüdischen Kulturwegs oder auf individueller Basis
gegen einen Eintrittspreis besucht werden. Erwachsene zahlen zehn und
Jugendliche acht Franken. Für Vereinsmitglieder sowie Kinder bis sechs Jahre
ist der Eintritt kostenlos.
Baustart für Besucherzentrum ist 2025 vorgesehen. Auch beim
Besucherzentrum kommen die Arbeiten voran: Die Baukommission der Stiftung
arbeitet mit den Architekten an der weiteren Umsetzungsplanung und bereitet
insbesondere die Submissionen der Arbeiten vor, schreiben der Verein und die
Stiftung in einem gemeinsamen Newsletter. Der 2017 gegründete Verein ist
verantwortlich für den Betrieb des Zentrums sowie des Jüdischen Kulturwegs
und Veranstaltungen sowie Sonderausstellungen. Er steht allen interessierten
Personen für eine Mitgliedschaft offen. Die gemeinnützige, 2022 gegründete
Stiftung ist zuständig für die Projektstrategie sowie Projektentwicklung,
die Ausstellungsinhalte, die Immobilien, das Fundraising und die Beziehungen
zur öffentlichen Hand. Der Baustart für das Besucherzentrum ist in der
ersten Jahreshälfte 2025 vorgesehen. Der umfassende Um- und Anbau
beansprucht eine längere Bauzeit. Die Eröffnung ist auf Ende 2026 geplant.
Spendensuche auf der Zielgeraden. Auch das Fundraising ist fast am
Ziel: 'Über drei Viertel des Gesamtbudgets von Doppeltür in der Höhe von
11,6 Millionen Franken sind dank des Aargauischen Lotteriefonds sowie von
Stiftungen und Privatpersonen gesichert', heißt es im Newsletter. Und Lukas
Keller ergänzt: 'Nach dem Erhalt der Baubewilligung und der Aktualisierung
des Projekts können wir nun weiter auf Spendensuche gehen.' Im Bereich der
Szenographie steht ebenfalls die Umsetzung der einzelnen
Ausstellungselemente im Mittelpunkt. So fanden beispielsweise Ende August
die Dreharbeiten mit Protagonisten wie Samuel Huwyler statt, der zusammen
mit fünf weiteren Personen die Besuchenden im Doppeltür Zentrum in Lengnau
dereinst virtuell empfangen wird. Der Berufsmusiker und Inhaber eines
Grafikbüros in Baden erzählte dabei aus seiner Kindheit in Endingen, von
seinen Erfahrungen in der Musik und seinen Lebenswerten. Der Namen Doppeltür
ist von den berühmten Häusern abgeleitet, bei denen die Türen direkt in
separate Wohnungen führen. Lange hiess es, die getrennten Hauseingänge
hätten dazu gedient, behördliche Vorschriften zu umgehen, wonach Juden und
Christen nicht unter demselben Dach wohnen durften. Kunsthistorikern Edith
Hunziker widerlegte in der Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des
Kantons Aargau verschiedene Thesen und schrieb unter anderem, dass die
Surbtaler Häuser mit Doppeltüren in erster Linie aus einer Platznot heraus
entstanden waren. Was aber unbestritten ist: Die Doppeltürhäuser sind Zeugen
einer einzigartigen religions- und kulturgeschichtlich bedeutenden Zeit im
Surbtal."
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Ernst Guggenheim: Restauration der Synagogen
Endingen und Lengnau. Zürich 1976. |
| Thomas Armbruster: Die jüdischen Dörfer von Lengnau und Endingen.
In: Landjudentum im süddeutschen- und Bodenseeraum (= Forschungen zur
Geschichte Vorarlbergs. Hg. vom Vorarlberger Landesarchiv Bd. 11). 1992 S.
38-86. |
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Carol Herselle Krinsky: Europas Synagogen.
Architektur, Geschichte und Bedeutung. Stuttgart 1988. Zu Endingen und
Lengnau: S. 272-278. |
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Anna Rapp
Buri: Jüdisches Kulturgut in und aus Endingen und Lengnau.
Der hier angezeigte erste Band des Vereins für die Erhaltung der Synagogen und des Friedhofes Endingen – Lengnau stellt einen ausführlichen Katalog des noch erhaltenen Kulturgutes der beiden jüdischen Landgemeinden dar. Besprochen werden Objekte aus Museumsbesitz sowie Gegenstände, die noch in den Synagogen, im Altersheim und bei Privatpersonen beider Judendörfer aufbewahrt werden. Darunter befinden sich farbenfrohe Textilien und traditionelles Kultgerät als auch Dinge häuslichen Gebrauchs, die die jüdischen Sitten und das einfache Leben auf dem Land veranschaulichen. Endingen und Lengnau nahmen eine Sonderstellung in der alten Eidgenossenschaft ein – so gehörten sie doch zu den wenigen Gemeinden, in denen Juden sich niederlassen konnten und die sich weitgehend autonom durch einen eigenen Gemeindevorstand verwalteten. Als Ergänzung des Kataloges folgt in Kürze der zweite Band über Lebendiges und untergegangenes Brauchtum.
Hrsg. vom Verein für die Erhaltung der Synagogen und des Friedhofes Endingen -
Lengnau, Bd. 1. Kontakt
324 S. mit 334 farb. Abb., quadrat. Format, fester Einband. 2008. ISBN: 978-3-89735-493-7.
€ 30,00
Erschienen im Verlag
Regionalkultur Direkt
zum Titel |
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Peter Stein: Lebendiges und untergegangenes jüdisches Brauchtum.
Brauch gestern und heute, Brauch hier und dort mit besonderer
Berücksichtigung der schweizerischen Judendörfer Endingen und
Lengnau.
Die in Zentraleuropa lebenden Juden haben neben den durch das Religionsgesetz vorgegebenen Ritualen eine Vielzahl von Bräuchen hervorgebracht.
Ziel dieser Publikation ist es, die Verschiedenartigkeit der Ausgestaltung dieses Brauchtums zu beleuchten. Inwiefern sind früher geübte Bräuche noch lebendig oder in Vergessenheit geraten? Welche regionalen Unterschiede sind auszumachen ?
Eine beachtliche Zahl alter Stiche illustriert den Text. Die in vielen Einzelpublikationen zerstreuten Beschreibungen von Ortsbräuchen werden zu einer Synthese zusammengefasst und miteinander in Beziehung gesetzt.
Das seinerzeit durch Umfragen ermittelte Brauchtum wurde mit einer neu veranlassten Enquête verglichen und so die Entwicklung im Lauf der Zeit beleuchtet.
Als Anhang wird der Öffentlichkeit die Sammlung des Schweizerischen Instituts für Volkskunde von Schnurren, Liedern, Gedichten und schweizerisch-jüdischen Redensarten vorgestellt.
Hrsg. vom Verein für die Erhaltung der Synagogen und Friedhofes
Endingen-Lengnau. Kontakt
132 Seiten mit 68 z.Z. farbigen Abb.; quadrat. Format, fester Einband, mit beigelegter CD.
2008. ISBN 978-3-89735-551-4. € 20,00
Erschienen im Verlag
Regionalkultur Direkt
zum Titel |
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Helmut Fidler: Jüdisches Leben am Bodensee.
Verlag Huber Frauenfeld - Stuttgart - Wien 2011. 320 S. zahlreiche
Abbildungen. Verlag: www.verlaghuber.ch
mit Infoseite
zum Buch. ISBN 978-3-7193-1392-0. 29,90 € 39,90
CHF
Wenn aus Fremden Nachbarn werden. Zwei Generationen nach dem Zweiten
Weltkrieg und dem Ende des Holocaust geht Helmut Fidler einen
ungewöhnlichen Weg, um achthundert Jahre jüdische Geschichte in der
Bodenseeregion zu beschreiben. Er sucht die Orte auf, an denen jüdisches
Leben heute noch sichtbar, nach-erlebbar und begreifbar ist, erzählt von
Personen, die hier gelebt haben, und von Ereignissen, die in Erinnerung
geblieben sind.
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