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Lohra (Kreis
Marburg-Biedenkopf)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Lohra bestand im engen Verband mit Fronhausen und
Roth
(Schul- und Synagogenverband) eine jüdische
Gemeinde bis nach 1933. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück. 1664 wird ein jüdischer Einwohner namens Simon genannt, 1744 waren es
drei jüdische Familien. Namentlich wird 1759 Salomon Birkenstein erwähnt, der
vom Nothandel lebte. 1794 waren es vier jüdische Familien am Ort. Ein Lehrer
Salomon Levi wird gleichfalls damals genannt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1812 6 jüdische Familien, 1835 21 jüdische Einwohner, 1861 18 (2,9
% von insgesamt 621 Einwohnern), 1871 20 (3,1 % vom 651), 1885 34 (4,5 % von
750), 1895 30 (3,7 % von 815), 1905 27 (3,2 % von 854).
An Einrichtungen bestanden zeitweise eine Synagoge (s.u.) und eine
Religionsschule (meist jedoch im Verband mit Roth und
Fronhausen, vermutlich
auch ein rituelles Bad und ein eigener Friedhof. Die Gemeinde gehörte zum
Rabbinatsbezirk Oberhessen mit Sitz in Marburg.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Löb Levi (geb.
24.10.1877 in Lohra, gef. 23.10.1916).
1925 wurden 38 jüdische Einwohner am Ort gezählt (3,5 % von 1.097
Einwohnern). 1932 war Gemeindevorsteher Hermann Nathan II.
1933 lebten noch 34 jüdische Personen am Ort (2,8 % von 1.225). In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Fünf Personen emigrierten
nach Südamerika, einzelne u.a. nach Palästina und die Schweiz. Anfang 1939 wurden
nur noch acht jüdische Einwohner gezählt (0,6 % von 1.262).
Von den in Lohra geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Heinz
Bergenstein (1922), Klara Bergenstein geb. Nathan (1901), Frieda Goldschmidt
geb. Löwenstein (1894), Settchen Grünewald geb. Nathan (1874), Hilda Katz geb.
Levi (1879), Paula Katz geb. Nathan (1896), Jenny Levi (1881), Alfred
Löwenstein (1896), Arthur Nathan (1905), Bertha Nathan geb. Hess (1862), Bertha
Nathan (1876), Gretel L. Nathan (1920), Hermann Nathan (1876), Lotte Nathan
(1920), Max Nathan (1911), Ruth Nathan (1931), Binchen geb. Nathan Wallenstein
(1882).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts fanden sich bislang keine Berichte zu Lohra.
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich ein Betraum in einem der
jüdischen Häuser vorhanden. Doch wurden im 19. Jahrhundert überwiegend die
Gottesdienste zunächst in Roth, dann in Fronhausen besucht.
Vermutlich konnte um 1900 das alte Rathausgebäude, das 1713 erbaut und
im 19. Jahrhundert als Dorfschule verwendet worden war, von der politischen
Gemeinde gemietet werden, um in ihm einen Betraum, die Religionsschule und eine
Lehrerwohnung einzurichten. Vermutlich wurden bis 1937 in dem Gebäude
Gottesdienste abgehalten. Dann wurde die Synagoge geschlossen und die
Kultgegenstände nach Marburg verbracht, wo sie beim Novemberpogrom 1938
vernichtet wurden.
Beim Novemberpogrom 1938 gab es offenbar um
das Gebäude der ehemaligen Synagoge in Lohra keine besonderen Vorkommnisse.
Nach 1945 wurde das Gebäude unterschiedlich genutzt (1970 im Besitz der
Sparkasse, in ihm auch das Standesamt der Gemeinde).
Adresse/Standort der Synagoge: Lindenplatz
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 27.3.2008)
Das alte Rathaus von Lohra,
vor 1935 zeitweilig als
Synagoge genutzt |
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Nach einer
Inschrift am Fachwerk wurde das Gebäude 1713 als Rathaus gebaut |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
September 2011:
Im Zusammenhang mit der Verlegung
von "Stolpersteinen" in Staufenberg -
Nachkommen der Familie Nathan zu Besuch in Deutschland |
Artikel in der "Gießener
Allgemeinen" vom 23. September 2011: "Bewegender Besuch in der verlorenen Heimat der Eltern.
Staufenberg (bf). Die Geschwister Gad Nathan und Ruth Kastner geb. Nathan hatten sich in diesem Sommer zu einem Deutschlandbesuch entschlossen, um die verlorene Heimat ihrer Eltern
kennenzulernen. Leicht ist ihnen dieser Entschluss nicht gefallen. Denn die Familiengeschichte wird von der Shoa überschattet. Die nationalsozialistische Rassenideologie hatte von Beginn an das Ziel, die Juden zu vertreiben und zu ermorden. Von der Mehrheitsbevölkerung wurde der nationalsozialistische Staatsapparat in diesem Sinne in der Regel willig unterstützt..."
Link
zum Artikel |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 496-497 sowie unter Abschnitt
Fronhausen Bd. I S. 217-218. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 99. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 85 (keine weiteren
Informationen) |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirk Gießen und Kassel. 1995 S. 150. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 493-494. |
| Barbara Händler-Lachmann / Ulrich Schütt:
"unbekannt verzogen" oder "weggemacht". Schicksale der
Juden im alten Landkreis Marburg 1933-1945. Marburg 1992. |
| Barbara Händler-Lachmann / Harald Händler
/Ulrich Schütt: 'Purim, Purim, ihr liebe Leut, wißt ihr was Purim
bedeut?' - Jüdisches Leben im Landkreis Marburg im 20. Jahrhundert. Marburg
1995. |
| Mitteilungen
des Vereins für Geschichte & Volkskunde Lohra Heft 9 März 1986.
Auf dem Titelblatt das alte Rathaus, das zeitweilig als Synagoge genutzt
wurde. Im Heft zwei kurze Beiträge: Konrad Naumann: Die Juden von
Lohra in der dörflichen Gemeinschaft S. 3-4 und Norbert Horn: Zur
Geschichte der jüdischen Gemeinde in Lohra. S. 5. |
| Jakob Schlag: Meine Erinnerungen
an das "Tausendjährige Reich" und an die Juden in Lohra. Dillenburg
1994. |
|
Barbara Wagner, Dieter Bertram, Friedrich Damrath, Friedemann
Wagner:
Die jüdischen Friedhöfe und Familien in Fronhausen, Lohra,
Roth
375 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Marburg 2009.
Zu beziehen über Geschichtswerkstatt Marburg e.V. Schwanallee
37-31, 35037 Marburg
www.geschichtswerkstatt-marburg.de
Arbeitskreis Landsynagoge Roth e.V., Lahnstraße 27 (Roth),
35096 Weimar (Lahn)
www.landsynagoge-roth.de |
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Lohra
Hesse. Previously united with the Jews of Fronhausen and Roth, the Lohra
community numbered 35 (3 % of the total) in 1933 and worshiped in rented
premises until 1937. Most of the Jews left, eight emigrating, but four were
deported in 1942.
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