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Friedhöfe in der Region"
Zur Übersicht: Jüdische Friedhöfe in Baden-Württemberg
Ludwigsburg (Kreisstadt)
Alter jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
siehe Seite zur Synagoge in
Ludwigsburg (interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Die Toten der jüdischen Gemeinde Ludwigsburg wurden bis 1795 bzw. 1808 in Freudental
beigesetzt, dann in (Remseck-)Hochberg, seit
1870 auf einem eigenen Friedhof an der Meiereistraße (unmittelbar am alten städtischen
Friedhof; Fläche 5,31 a). Die erste Beisetzung war am 25. September 1870
diejenige des im Lazarett Ludwigsburg gestorbenen jüdischen Soldaten Heinrich
Heidemann (siehe Bericht unten). Auf dem Friedhof befindet sich ein
Gefallenendenkmal 1870/71, aufgestellt Anfang September 1873 (siehe Bericht
unten).
Auf dem städtischen Friedhofsteil ist unweit der
Mauer zum jüdischen Friedhof ein Denkmal "Den Opfern der Gewaltherrschaft"
aufgestellt.
Zum neuen jüdischen Friedhof in
Ludwigsburg (interner Link)
Aus der Geschichte des Friedhofes
Einweihung des Friedhofes und Beisetzung eines im
Lazarett gestorbenen jüdischen Soldaten (1870)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1870: "Ludwigsburg,
den 25. September (1870). Eine seltene Feier hat heute hier
stattgefunden. Die hiesigen Israeliten hatten bisher ihre Toten auf dem
jüdischen Friedhofe zu Hochberg begraben. In neuester Zeit hat die kleine
Glaubensgemeinde einen eigenen Begräbnisplatz gegründet. Heute, am Vortag
zu Rosch Haschana ist derselbe durch den Rabbinen, Kirchenrat Dr. von
Maier als Stuttgart, feierlich eingeweiht worden. Den nächsten Anlass gab
der Tod eines jüdischen Kriegers, Heinrich Heidemann, heimatlich in der
Nähe von Frankfurt / Oder, der als Gefreiter eines brandenburgischen
Infanterieregiment in der Schlacht bei Gravelotte im tapferen Kampfe
mehrere schwere Schusswunden erhalten hatte und denen er, ungeachtet der
sorgfältigsten Pflege, in einem hiesigen Lazarette erlegen ist. Der junge
Mann ist erst 26 Jahre alt, seit einem Jahre verheiratet und seit 14 Tagen
Vater eines Kindes! Das israelitische Vorsteheramt hatte Einladungen zur
Teilnahme an der Feier erlassen, welchen die Geistlichen beider
christlichen Konfessionen, die Staats- und Stadtbehörden, eine große
Menge hiesiger Einwohner und viele Israeliten aus Stuttgart, Cannstatt
usw. gefolgt sind. Kirchenrat Maier hat dabei ergreifende patriotische
Worte gesprochen. Die üblichen Salven wurden von einer Militärabteilung
gegeben und ein Männerchor sang passende Lieder, während man den ersten
Sarg auf dem neuen Friedhof unter den Segensworten des Geistlichen in die
mütterliche Erde senkte." |
Einweihung des Kriegerdenkmals auf dem Friedhof (1873)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. September
1873: "Ludwigsburg, 6. August (1873). An dem heutigen Tage,
dem Tage von Wörth und Spichern, schreibt die 'Schwäbisch Chronik', hat
sich hier eine schöne, erhebende Feier vollzogen. Er wurde passend
gewählt zu der Einweihung des Denkmals für zwei Opfer des Krieges, die
auf dem neuen hiesigen israelitischen Friedhof ihre letzte Ruhestätte
gefunden. Dasselbe ist aus dem Atelier des rühmlichst bekannten
Bildhauers Wagner dahier, hervorgegangen, und lobt den Meister. Es ruht
auf einem Sockel von Quadersteinen, und ist aus Heilbronner Werksteinen
mit reichen Kriegsdekorationen ausgeführt in der Höhe von etwa 3 1/2
Meter; der untere Teil ist felsenartig behauen. Das Ganze macht einen imposanten
sympathischen Eindruck. Unter diesem Denkmal ruhen Heinrich Heidemann aus
Großblumberg, Regierungsbezirks Frankfurt an der Oder, Gefreiter im 48.
königlichen preußischen Infanterieregiment, der in Folge von vier
Wunden, insbesondere einer Schusswunde in die Brust, die er bei Gravelotte
erhalten, am 24. Oktober 1870 in einem hiesigen Lazarette gestorben ist.
Er war kurz verheiratet; während er hier darniederlag, ist seine Frau
eines Kinder genesen. Er hat die junge Mutter nicht wieder, sein Kind nie
gesehen! Das ist der Krieg! - Mit seiner feierlichen, unter allgemeiner
Teilnahme von Militär und Zivil damals geschehenen Beerdigung wurde der
israelitischen Friedhof hier eröffnet, den die kleine Gemeinde mit vieler
Opferwilligkeit und recht hübsch hergestellt hat. Ein Sohn und Opfer des
Krieges, der Erste auf einer neuen Stätte des stillen Friedens! Der
zweite ist Ysidor Michel von Freisdorf, damaligen Departements Lothringen,
vom 17. französischen Artillerieregiment, der vor Metz gefangen und mit
Hunderten seiner Schicksalsgenossen hierher gebracht worden war. Er ist am
6. Dezember 1870 an Typhus gestorben. Das Denkmal enthält die sinnige
Inschrift: 'Zum ehrenden Andenken der gefallenen Krieger, Männer des
Heeres, Helden des Krieges, Feinde im Leben, im Tode vereint. Es mögen
eingesammelt werden ihre Seelen in den Kreis der Unsterblichen, und ihr
Leib werde zum neuen Leben erweckt zur Zeit der Auferstehung aller Toten.'
In der festlichen Handlung hatte sich eine Menge von Männern, Frauen und
Jungfrauen, die Kommandeure von Brigaden und Regimentern mit ihren
Adjudanten, viele Offiziere aller Grade, sonstige Militärpersonen,
evangelische Geistliche, Staats- und Gemeindebeamte, die Vorstände und
Mitglieder des Sanitätsvereins eingefunden. Sie begann mit einer
durchdachten, frommen, von warmen patriotischen Empfindungen getragenen
und schön gesprochenen Rede des Vorsängers und Lehrers K. Wir zitieren
aus derselben der Kürze halber nur die Stellen: 'Diese Grabsteine
sprechen beredter als eine Predigt, und die Tatsache und geschichtlichen
Ereignisse reden lauter als die Menschenzunge', und: 'es rühme sich
nicht, wer das Schwert nimmt, sondern Der, welcher siegend nach Hause
kommt'. ein Zitat aus dem alten Testamente. Besonders ansprechend war das
Weihe- und Schlussgebet, in welchem der Redner 'für alle Brüder, die in
treuer Pflichterfüllung eingegangen sind in eine bessere Welt', für
Kaiser und Reich, und mit besonderer Betonung für unseren guten und
geliebten König, die Königliche Familie und unser liebes Württemberg, -
und gewählten Worten den Segen des Himmels erflehte. Zum Schlusse sang
der hiesige Männergesangverein 'Ehrenvoll ist er gefallen etc.' mit
bekannter Meisterschaft. Es ist wohl Niemand der vielen Anwesenden ohne
das Gefühl der Befriedigung und Anerkennung von dieser Feier geschieden.
Möge der kriegerischen Reminiszenz eine glückliche Ära langen Friedens
folgen!" |
Die Lage der jüdischen Friedhöfe
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Lage der jüdischen Friedhöfe in Ludwigsburg
(durch
Pfeile markiert; der untere Pfeil zeigt auf
den alten Friedhof)
(Topographische Karte aus den 1970er-Jahren) |
Lage des alten jüdischen Friedhofes
in Ludwigsburg auf
dem dortigen Stadtplan: oben anklicken;
der jüdische Friedhof neben dem alten städtischen Friedhof ist
an der Meiererstraße eingezeichnet. |
Fotos
Neuere Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 7.8.2003; Fotos von 2013 in den
Fotoseiten von Stefan Haas:
https://www.blitzlichtkabinett.de/friedhöfe/friedhöfe-in-württemberg/)
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Eingangstor von der
Meiereistraße |
Grabmal für im Lazarett
gestorbene
jüdische Soldaten des Krieges 1870/71
(siehe Bericht oben) |
Teilansicht des
Friedhofes |
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Teilansichten |
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Besonders häufig waren in
Ludwigsburg
im 19./20. Jahrhundert die
Familiennamen Ottenheimer und
Israel |
Künstler aus Ludwigsburg
im
Friedhof |
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Ältere Fotos
(Fotos: Hahn, entstanden Mitte der 1980er-Jahre)
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Eingangstor von der
Meiereistraße |
Teilansicht
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Blick zum Kriegerdenkmal von 1870/71 |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Joachim
Hahn: Jüdisches Leben in Ludwigsburg. Geschichte, Quellen und
Dokumentation. Hg. von der Stadt Ludwigsburg - Stadtarchiv - und vom
Historischen Verein für Stadt und Kreis Ludwigsburg. e.V. Karlsruhe 1994. |
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