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Friedhöfe in der Region"
Zur Übersicht: Jüdische Friedhöfe in Baden-Württemberg
Merchingen (Gemeinde
Ravenstein,
Neckar-Odenwald-Kreis)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite
zur Synagoge in Merchingen (interner Link)
Zur Geschichte dieses Friedhofes
Die Toten wurden zunächst in Berlichingen und
Bödigheim,
zwischen 1769 und 1773 vorübergehend in Hüngheim beigesetzt. 1810
konnte die Merchinger Gemeinde einen eigenen Friedhof an der Straße nach Ballenberg
anlegen (Flurstück
2400, Fläche 47,00 a). Der Friedhof wurde erstmals im März 1810
belegt (Rechele, Tochter des Koppel Falk Kuttenblauer und der Gella). Die letzte
Beisetzung war am 28. September 1938 (Jonas Heß). Insgesamt wurden
zwischen 1810 und 1938 618 Beisetzungen vorgenommen (davon 189 Beisetzungen von
totgeborenen oder in sehr frühem Alter verstorbenen Kinder). Grabsteine sind
derzeit noch 378 erhalten (die Kindergräber hatten oft keine Grabsteine). Am
Ende des Zweiten Weltkrieges kam es zu Beschädigungen durch Panzerbeschuss beim
Vorrücken amerikanischer Truppen.
Die Lage des Friedhofes
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Lage des jüdischen Friedhofes Merchingen (durch
Pfeil markiert)
(Topographische Karte aus den 1970er-Jahren) |
Link zu den Google-Maps
Größere Kartenansicht
Fotos
Neuere Fotos
(Fotos: Hahn bzw. D. Bluthardt (B), Aufnahmedatum 2.9.2003)
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Blick auf den Friedhof |
Blick zum Eingangstor (B) |
Teilansicht |
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Teilansichten (B) |
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In der Mitte Grabstein für
Karoline Schorsch
geb. Hirschheimer (1856-1937) |
Teilansichten |
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Teilansichten |
Löwen auf Grabstein |
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Sicherung von
Grabsteinen (B) |
Aufgeschlagenes Buch -
Symbolik für
einen schriftkundigen Menschen (B) |
Reste zerstörter
Grabsteine
(B) |
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Grabstein Leopold
Fleischhacker
und Frau |
Gedenktafel für Nathan
Fleischhacker
und Ida geb. Weil (B) |
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Ältere Fotos
(Fotos: Hahn, entstanden Mitte der
1980er-Jahre)
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Eingangstor zum Friedhof |
Teilansicht |
Teilansicht |
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Teilansicht |
Grabsteinreste |
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Grabsteinreste |
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Fotos um 1970
(Fotos: R. Klotz) |
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Löwenpaar mit Levitenkanne
auf Grabstein
von Eli Funkenstein, Sohn des Mosche HaLevi |
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Grabsteine aus der 2. Hälfte
des
19. Jahrhunderts (Stein in der Mitte vorne
datiert 5633 (=1872/73) |
Grabsteine aus der Mitte des
19. Jahrhunderts |
Grabstein rechts mit
Levitenkanne
(Stein von 5621 = 1860/61) |
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links: Grabstein für
Jakob Kaffenberger (?)
von Merchingen |
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Charakteristische
Ansichten vom Zustand des Friedhofes um 1970 - die Grabsteine sind
großenteils noch sehr gut lesbar |
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Herz mit welken Blumen als
Grabsteinsymbol |
Löwen als Grabsteinsymbol |
Blume als Grabsteinsymbol |
Presseberichte:
Artikel in den Fränkischen Nachrichten vom 12. April 2002: Geschichte des Judenfriedhofs in
einem neuen Buch beleuchtet
Der Autor Dr. Nir wurde von Walter Brecht unterstützt
Merchingen. Die von Dr. Wolf Nir (Magshimim, Israel)
erarbeitete Dokumentation über den Merchinger Judenfriedhof ist fertiggestellt.
Dr. Nir wurde im geschichtlichen Teil von Walter Brecht unterstützt.
Der Merchinger Judenfriedhof am "Wurmberg" an der
Ballenberger Straße wurde 1808/1809 von den Merchinger und Hüngheimer Juden
bei Freiherr Götz von Berlichingen zu Merchingen beantragt und von diesem auch
genehmigt. Im März 1810 erfolgte die Genehmigung durch die Landvogtei Mosbach.
Am 24. Mai 1810 fand als Erste Rechele (Rachel), Tochter des Kopperl und der
Gella Kuttenblauer, ihre letzte Ruhestätte auf dem neuen Friedhof. Am 28.
September 1938 wurde als Letzter der am selben Tag wenige Wochen nach der
Vollendung seines 90. Lebensjahres verstorbene Jonas Heß (oder Hess) auf dem
Merchinger Judenfriedhof beigesetzt. Von 1810 bis 1938 gab es dort insgesamt 618 Bestattungen.
Grabsteine sind noch 368 erhalten. Manche sind verwittert und zerfallen. Von
mutwilligen Beschädigungen oder gar Zerstörungen ist nichts bekannt. Die
meisten Kindergräber hatten keine Grabsteine. Einige Grabsteine wurden jedoch
zerstört oder beschädigt, als amerikanische Panzer bei der Besetzung
Merchingens am Nachmittag des 4. Mai 1945 den Friedhof beschossen, weil sie
vermuteten, dass hinter den Mauern deutsche Soldaten wären. Nachdem die Auflage von 500 Büchern zum Preis von 18 000 Mark
auf 250 Bücher zum Preis von 6.500 Euro verringert wurde, ist für den Druck
folgende Finanzierung vorgesehen: die Hälfte durch das Landesdenkmalamt, ein
Viertel durch die Stadt Ravenstein und ein Viertel durch örtliche Sponsoren.
Artikel in den Fränkischen Nachrichten vom 30.Oktober 2004:
Dokumentation über den Judenfriedhof
in Merchingen
Benjamin Wolf Nir hat Geschichte der Begräbnisstätte erforscht
Merchingen. In mehreren Kurven windet sich die
Landesstraße 515 nach Merchingen in Richtung Ballenberg aus dem Kessachtal zur
Hochfläche des Baulands empor. Wenn die Höhe schon fast erreicht ist, erhebt
sich links an der Straße eine lang gestreckte Mauer. Hinter dieser Mauer und
einem kleinen Nadelbaumgehölz verbirgt sich in einem lichten Hain aus allerlei
Laubbäumen der Merchinger Judenfriedhof. Angelegt wurde der Merchinger
Judenfriedhof Anno 1810. Auf Bitte der Merchinger Juden in den Jahren 1808 und
1809 hatte Freiherr Götz von Berlichingen zu Merchingen Gelände für einen
Judentotenhof am unwirtlichen "Wurmberg" zugewiesen. Die am 24. Mai
1810 verstorbene Tochter des Koppel Falk Kuttenblauer und seiner Ehefrau Gella
Heichla war die erste Beisetzung auf dem neuen Friedhof. Im Jahre 1768 hatte
Freiherr Johann Friedrich von Berlichingen zu Merchingen den Merchinger und Hüngheimer
Juden, die bisher ihre Toten auf dem jüdischen Friedhof in Berlichingen
beisetzen mussten, links von der Straße Merchingen-Hüngheim gelegenen so
genannten "Doktersrain" auf Gemarkung Hüngheim schon einmal Gelände
für einen Begräbnisplatz zur Verfügung gestellt. Aber auf Beschwerden des Hüngheimer
Pfarrers Leonhard Franziscus Jonek beim Würzburger Fürstbischof Adam Friedrich
von Seinsheim und vor allem auf Klage des Brigadegenerals Friedrich Alexander
von Berlichingen zu Jagsthausen bei der "freyen Reichsritterschaft in
Franken Löbl: Orts im Ottenwald" musste wieder der alte Zustand
hergestellt werden. Der General hatte geklagt, weil ihm durch die Beisetzungen
im Hüngheimer Friedhof die Gebühren von jährlich etwa 50 bis 60 Gulden für
die Bestattungen in Berlichingen verloren gingen. Diese Einnahme war seiner
Familie im Jahre 1698 bei einem "Theilungs-Reccehs" zugeteilt worden.
Spätestens 1771 musste der Hüngheimer Friedhof wieder geschlossen. Die Hüngheimer
Juden mussten sogar die Gebühren für die bereits Bestatteten nachentrichten.
Im neuen Friedhof am "Wurmberg" wurden 432
Bestattungen dokumentiert. Erhalten sind 378 Gräber mit Grabsteinen. Darunter
sind 17 Kindergräber. 54 Gräber ohne Grabsteine sind im von 1810 bis 1938 geführten
Begräbnisbuch identifiziert. Im von 1811 bis 1875 geführten Sterberegister
sind weitere 189 Gräber ohne Markierungen von tot geborenen oder in sehr frühem
Alter verstorbenen Kindern verzeichnet. Wie viel religiös unmündige Kinder,
also Mädchen unter zwölf und Knaben unter 13 Jahren, von 1875 bis 1938
verstorben und ohne Grabstein beigesetzt wurden, ist unbekannt. Insgesamt fanden
also weit über 600 Begräbnisse statt. Das jüngste Grab ist das von Jonas
Hess, der am 28. September 1938 verstarb und zusammen mit seiner am 10. August
1927 verstorbenen Gattin Amalie in einem Doppelgrab ruht. In den zurückliegenden
Jahren hat Dr. Benjamins Wolf Nir aus Magshimim in Israel eine Dokumentation zum
Merchinger Judenfriedhof erarbeitet. Dr. Benjamin Wolf Nir wurde 1926 in Breslau
geboren. 1938 kam er mit mehreren Tausend jüdischen Kindern nach England. So
entging er im Gegensatz zu den meisten Angehörigen seiner Familie dem Holocaust.
Einen kurzen einleitenden Überblick über die Geschichte der Merchinger und Hüngheimer
Juden hat Walter Brecht zusammengestellt.
Die Dokumentation wird am Donnerstag, 4. November, um 16 Uhr
in Anwesenheit des Verfassers und zahlreicher Gäste im Merchinger Schloss-Saal
in einer Feierstunde der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Dokumentation kann bei
der Stadt Ravenstein bezogen werden.
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Benjamin Wolf Nir: Dokumentation der jüdischen Friedhofes in
Merchingen. 2004 (siehe Presseartikel oben). |
| Rudolf Landauer, Reinhart Lochmann: Spuren jüdischen Lebens im Neckar-Odenwald-Kreis. Herausgegeben vom Landratsamt NOK, 2008, ISBN: 978-3-00-025363-8. 200 S., 284 Fotos, 19,90 Euro. |
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