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Nickenich (VG
Pellenz, Kreis
Mayen-Koblenz)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Nickenich bestand eine kleine jüdische
Gemeinde bis nach 1933. Ein erster Nachweis jüdischer Personen am Ort liegt
von 1547 vor.
Zusammen mit den gleichfalls kleinen
Nachbargemeinden Miesenheim und Kruft
gehörte Nickenich nach 1866 zum Synagogenbezirk Andernach, wenngleich dieser Zusammenschluss
mehrmals zu großen Schwierigkeiten führte (siehe Bericht unten von
1893).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 29 jüdische Einwohner, 1858 49, 1895 19.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(Religionsschule) und ein Friedhof. Zur
Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt,
der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1869 wurde für
Nickenich und Kruft ein gemeinsamer Lehrer
gesucht (siehe Ausschreibung unten, unterzeichnet durch den "Vorstand der
Synagogen-Gemeinde zu Nickenich, Jacob Kaufmann). Später dürfte der jüdische
Lehrer aus Andernach auch für die
jüdische Gemeinde in Nickenich zuständig gewesen sein.
Um 1925 wurden noch elf jüdische Einwohner gezählt. Dabei handelte es sich
um Angehörige der Familien Eggener (auch Egener geschrieben; Haus
Ecke Hauptstraße/Untergasse; Ehepaar Simon Eggener mit Frau Jeanette geb.
Michel und den Kindern Selma [geb. 1908] und Otto [geb. 1910]), Marx
(Ehepaar Emil Marx und Elisabeth geb. Eggener mit den Töchtern Blanca [geb.
1909] und Hedwig [geb. 1911, verh. in Mayen
mit Fritz Löwenbach/Lowenbach]) und Stern (Hintergasse 10; Ehepaar
Alfred Stern und Ida Bertha geb. Salomon mit dem Sohn Günther [geb. 1924].
1933 lebten noch etwa zehn jüdische Personen am Ort (siehe oben). In
den folgenden Jahren sind mehrere von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Das Ehepaar Simon und
Jeanette Eggener wohnte bis zur Deportation 1942 in Nickenich; Tochter
Selma Eggener verzog (vermutlich mit ihrer ca. 1929 geborenen Tochter Margot)
nach Koblenz, von wo sie 1942 deportiert wurde; Sohn Otto emigrierte über
Shanghai in die USA (gest. 2003). Familie Marx emigrierte 1936 oder 1937
in die USA. Von Familie Stern wurde Alfred Stern beim Novemberpogrom 1938
verhaftet und in das KZ Dachau verbracht, danach zur Zwangsarbeit nach
Moselweiß geschickt; 1942 wurde das Ehepaar von Koblenz aus nach Izbica
deportiert und ermordet. Sohn Günther konnte im Juli 1939 mit einem
Kindertransport nach England auswandern.
Weitere Angaben auf der Website von Johannes Andernach mit Seite
zu den jüdischen Familien in Nickenich.
Von den in Nickenich geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Sophie Buchmeyer geb.
Marx (1890), Johanetta (Jeanette) Eggener geb. Michel (1883), Simon Eggener
(1872), Setta Friesem geb. Lambert (1880), Josefine Jonas geb. Eggener (1876),
Simon Lambert (1878), Eva Marx geb. Kaufmann (1867), Selma Reiter geb. Eggener
(1908), Helene Stein geb. Kaufmann (1872), Ida Bertha Stern geb. Salomon (1895),
Alfred Stern (1889).
Hinweise:
- Für die aus Nickenich deportierten Personen wurden an einer Mauer bei der
Kirche (Pfarrer Johannes Schulz-Platz) Gedenksteine angebracht (siehe Fotos
unten).
- Über die Geschichte von Selma Reiter geb. Eggener siehe den Beitrag
von Paul Theobald (Frankenthal): Familie
Samuel und Selma Reiter geb. Eggener (eingestellt als pdf-Datei
10/2017).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
1869 (gemeinsam mit Kruft)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25.
September 1869: Text wie
unten. |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1869
(statt Nickenich steht falsch: Zirkenich): "Offene
Lehrerstelle. Die Synagogengemeinde Andernach beabsichtigt für die
Spezial-Gemeinden Nickenich und Kruft einen israelitischen Religionslehrer
gegen ein noch näher zu vereinbarendes gutes Gehalt anzustellen.
Qualifizierte Bewerber wollen ihre Bemerkungen bis zum 25. laufenden
Monats unter Anschluss ihrer Zeugnisse an den unterzeichneten Vorstand
einreichen.
Andernach, den 10. September 1869. Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde zu
Nickenich, Jacob Kaufmann." |
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Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 21. September 1869:
Die Anzeige erschien nicht nur in der orthodox-konservativen
Zeitschrift "Der Israelit", sondern auch in der liberalen
"Allgemeinen Zeitung des Judentums". |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Schwierigkeiten innerhalb des Synagogenbezirks Andernach (1893)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Dezember 1892: "Andernach,
7. Dezember (1891). Ein eigentümlicher Vorfall passierte, wie die
"Deutsche Reichszeitung" erfährt, kürzlich in der Synagoge in Saffig
(statt Sassey). Während des Gebetes am Sabbat betrat plötzlich der
Polizeidiener R. die Synagoge; das Synagogen-Vorstandsmitglied K. ging auf
den Vorbeter zu und ersuchte ihn, im Gebete aufzuhören, da der
Polizeidiener eine Mitteilung zu machen. Dieser forderte hier 'im Namen
des Gesetzes' drei der Anwesenden, namens Simon, Jonas und Marcus K. auf,
die Synagoge sofort zu verlassen, ihre Bücher mitzunehmen, und nicht eher
wieder das 'Lokal' zu betreten, bis ihnen Weiteres mitgeteilt werde. Die
Betreffenden leisteten der Aufforderung Folge, worauf der Polizeibeamte
sich ebenfalls wieder entfernte. Veranlassung zu der außergewöhnlichen
Maßregel soll die Weigerung der drei Ausgewiesenen, zu den Kultuskosten
beizutragen, gewesen zu sein." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar 1893: "Andernach,
22. Dezember (1893). Ihr geschätztes Blatt veröffentlichte jüngst die
bereits durch mehrere Zeitungen verbreitete Nachricht von der Ausweisung
dreier Synagogenbesucher aus der Synagoge in Saffig. Da nun der
angegebene Grund dieser außergewöhnlichen Maßregel nicht ganz der
Tatsache entspricht, und zu irrigen Auffassungen Anlass geben könnte,
teile ich Ihnen in Folgendem den Beweggrund zu diesem Einschreiten
mit.
1866 bildete sich hier auf Grund des Gesetzes vom 23. Juli 1847 der
Synagogenbezirk Andernach, bestehend aus den Spezialgemeinden Andernach,
Kruft, Miesenheim,
Nickenich und Saffig. Des Segens und der
Vorteile dieser Einrichtung sollte sich die junge Gemeinde nicht lange
erfreuen, denn sofort mit Inkrafttreten des Gesetzes betreffend 'den
Austritt aus jüdischen Synagogengemeinden' sind mit einemmal 23
Gemeinde-Mitglieder angeblich aus religiösen Bedenken, aus dem
Synagogenbezirk ausgetreten. Hiermit war das Todesurteil für den Bezirk
vollzogen; die noch verbliebenen Mitglieder reichten nicht mehr aus, um
Vorstand, und Repräsentanten zu wählen.
Die Zustände wurden nun vollständig unhaltbar, namentlich mangelte es
den Kindern ganz und gar am Religionsunterricht, weil eben niemand mehr
verpflichtet werden konnte, zu den Lasten eines Religionslehrers
beizutragen, und so verblieb es bei diesem Zustand bis 1889, wo es mir
gelungen, für die nicht ausgetretenen Mitglieder des Bezirkes auf Grund
des Ministerial-Reskripts vom 1. Juli 1879 die Synagogengemeinde Andernach
(dies ist der Name des Bezirks) wieder zu bilden.
Nach der nunmehr geschehenen Neubildung der Synagogengemeinde Andernach,
wurde sofort für den Bezirk die Anstellung eines Religionslehrers
veranlasst.
Die hieraus erwachsenen Kosten gaben den noch verbliebenen Mitgliedern der
Landgemeinden Veranlassung, ebenfalls wegen 'religiösen Bedenken' aus der
Synagogengemeinde auszutreten, sodass in 3 Ortschaften nur noch ein
Gemeindemitglied existierte. Nachdem nun mangels Gemeindemitglieder die
Spezialgemeinden Saffig, Miesenheim und
Kruft als nicht mehr zu
Recht bestehend zu betrachten waren musste der Vorstand des
Synagogenbezirks Andernach zum Schutze des Eigentums für etwa sich
später wieder bildende Spezialgemeinden Maßregeln treffen; diese
bestanden darin, dass auf Ansuchen des Vorstandes zufolge Entscheidung des
Königlichen Regierungspräsidenten zu Koblenz vom 18. November 1891 vom
Vorstande die Synagogen in Saffig, Miesenheim und
Kruft am 13.
Januar 1892 geschlossen wurden.
Nach der Zurückweisung einer Zivilklage wegen Besitzstörung seitens der
Krufter Judenschaft gegen den Vorstand des Synagogenbezirks, sind nach und
nach die Mitglieder dem Bezirk wieder beigetreten, und gehören nun mit
Ausnahme der Juden aus Kruft, eines aus Miesenheim, und der drei aus
Saffig
aus der Synagogen Ausgewiesenen, wieder sämtlich dem Synagogenbezirk
Andernach an, und konnten somit die Synagogen in Saffig und Miesenheim
wieder ihren Spezialgemeinden übergeben werden.
Diese drei Herren in Saffig besuchten nun trotz ihrer 'religiösen
Bedenken' vor wie nach in regelmäßiger Weise den Gottesdienst, ohne zu
den Kultuskosten beizutragen.
Diesem Gebaren musste der Vorstand ganz entschieden entgegentreten,
weshalb denn die Ausweisung besagter drei Herren aus der Synagoge in Saffig
in der von Ihnen geschilderten Weise erfolgte. Simon Kaufmann,
Vorsitzender des Vorstandes." |
Kritik an einer durch Lehrer Abraham aus Andernach in Nickenich durchgeführten
Hochzeit (1891)
Anmerkung: nach traditionellen jüdischen Vorschriften sollen drei Wochen vor
dem Trauer- und Fasttag des 9. Aw keine Hochzeiten gefeiert werden. Auch ist -
mindestens ab dem 1. Aw - der Genuss von Wein und Fleisch verboten.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. August 1891: "Mayen.
Zur Charakterisierung der traurigen religiösen Verhältnisse auf den
kleineren Ortschaften, möge es vielleicht von Interesse sein,
veröffentlicht zu werden, dass am verflossenen Mittwoch Rosch Chodesch
Aw (= 1. Aw) in dem eine Stunde von Andernach
entfernten Dorfe Nickenich eine Hochzeit stattgefunden hat, und
dass der Lehrer Abraham in Andernach (jüdischer Religionslehrer), welcher
seine Ausbildung in einem orthodoxen Lehrerseminar erhalten hat, als Baal
Kiduschin (Trauender) fungiert hat, welcher, nebenbei bemerkt, die
Erlaubnis zur Abhaltung der Hochzeit an Rosch Chodesch Aw soll erteilt
haben.
Welche Zukunft für Kinder, welche bei solchen Lehrern Religionsunterricht
genießen!" |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Lazarus Mayer (1863)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Juni 1863:
"Ich suche eine Stelle als Bedienter in einem israelitischen Hause
(im Königreich Preußen), wo Sabbath und Festtag gehalten wird. Ich
besitze die nötige Befähigung, sowie die erforderlichen Schulkenntnisse
und kann Zeugnisse erbringen.
Lazarus Mayer in Nickenich bei Andernach (am
Rhein)." |
Zur Geschichte der Synagoge
1843 berichtet der Landrat über eine jüdische
Betstube in Nickenich. Wann die Synagoge in der Untergasse erstellt wurde,
ist nicht bekannt (vermutlich Mitte des 19. Jahrhunderts, als auf Grund der
gestiegenen Zahl der jüdischen Einwohner auch ein Bedarf für ein neues
Gotteshaus bestand). Auf Grund der stark zurückgegangenen Zahl der jüdischen
Gemeindeglieder wurde die Synagoge bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts
nicht mehr verwendet und stand leer. 1933 wurde das Gebäude an eine
Schmiedemeister verkauft, der das Gebäude als Werkstatt verwendete.
Das Synagogengebäude wurde 1961/62 abgebrochen. Das Grundstück gehört heute zu einem
Gewerbebetrieb.
(Angaben aus Nickenich freundlicherweise erhalten über Norbert Leimbach am
28.9.2010; ergänzt durch Angaben von Johannes Andernach, Website s.u.)
Adresse/Standort der Synagoge: Untergasse
14
Fotos
(alle neueren Fotos von Otmar Frühauf, Breitenthal, April 2011)
Die ehemalige
Synagoge
in Nickenich
(Foto nach 1945; Quelle: Website von
Johannes Andernach: Seite
zur Synagoge) |
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Die
Aufnahme wurde nach 1945 erstellt, als das Gebäude als Werkstatt eines
Schmiedemeisters verwendet wurde. |
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Standort
der
ehemaligen Synagoge |
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Das
auf dem Grundstück der ehemaligen Synagoge (Untergasse 14, Ecke
Wiesenstraße) erstellte Haus.
Eine Gedenk- oder Hinweistafel ist nicht
vorhanden. |
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Mauer mit
Gedenktafel
für Opfer der NS-Zeit
(kursiv: nichtjüdische Personen) |
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Blick auf die
Gedenkmauer an der Kirche
(Pfarrer-Johannes-Schulz-Platz) |
Gedenksteine
in der Mauer |
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"Zum Gedenken
an unsere Nickenicher
Bürgerinnen und Bürger, die in den
Jahren der Gewaltherrschaft von
1933-1945 umgekommen sind."
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Gedenkstein für
"Selma Eggener, geboren
am 19.02.1908, deportiert im Jahre 1942,
umgebracht in einem unbekannten
ost-europäischen Konzentrationslager"
(sc. Selma Reiter geb. Eggener) |
Gedenkstein für
"Simon Eggener, geboren
am 19.12.1872 deportiert im Jahre
1942, umgekommen im
Konzentrationslager Theresienstadt"
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Gedenkstein für
"Joseph Korscheid,
geboren am 13.02.1906, umgebracht am
20.05.1941 in Hadamar" (nichtjüdisches
Opfer der "Euthanasie"-Aktion) |
Gedenkstein für
"Mathias F. Gruschka,
geboren am 29.01.1911, umgebracht im
Jahre 1941 in Hadamar" (nichtjüdisches
Opfer der "Euthanasie"-Aktion) |
Gedenkstein für
"Jeanette Eggener, geb.
in Immenstadt bei Vallendar, deportiert
im Jahre 1942, umgebracht im
Konzentrationslager Theresienstadt"
Hinweis: statt Immenstadt
ist Immendorf zu lesen. |
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Gedenkstein für
"Johannes B. Schulz,
geboren am 03.04.1884, Pfarrer in
Nickenich v. 1935-1942. Verhaftet am
27.05.1940. Den Hungertod gestorben im
Konzentrationslager Dachau am 1.08.1942" |
Gedenkstein für
"Ida Bertha Stern,
geboren am 21.07.1895, seit 1922
wohnhaft in Nickenich, deportiert am
22.03.1942 ins Konzentrationslager
Izbica/Polen. Seitdem verschollen". |
Gedenkstein für
"Alfred Stern, geboren
am 09.12.1889, seit 1922 wohnhaft in
Nickenich, deportiert am 22.03.1942
ins Konzentrationslager Izbica/Polen,
seitdem verschollen". |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
2010: Enthüllung
der Gedenktafel an der Mauer in der Kirchstraße |
Bericht
mit Fotos aus der Website der Gemeinde Nickenich (Artikel):
"Enthüllung Gedenktafeln
Die Ortsgemeinde Nickenich hat für die Bürgerinnen und Bürger von Nickenich die der Gewaltherrschaft zum Opfer fielen und in den Konzentrationslagern umgekommen sind, an der Mauer in der Kirchstraße Gedenktafeln anbringen lassen. Am 19. September wurden diese Tafeln in einer Gedenkstunde enthüllt.
Ortsbürgermeister Gottfried Busch konnte zu dieser Gedenkfeier Dr. Jürgen Ries von der Jüdischen Gemeinde Neuwied-Mittelrhein, Pfarrer Missong von der katholischen Pfarreiengemeinschaft Kretz-Kruft-Nickenich, Pastor Lothar Bauchrowitz aus Brasilien und Vikarin Förster von der evangelischen Kirchengemeinde Andernach begrüßen.
Außerdem begrüßte er die Mitglieder des Landtages Hedi Thelen und Clemens Hoch, den Bürgermeister der Verbandsgemeinde Pellenz Klaus Bell, den Ortsbürgermeister aus Kretz Friedhelm Uenzen sowie die Mitglieder des Orts- und Pfarrgemeinderates und viele Bürger.
Unzählige Menschen wurden seinerzeit entrechtet und entwürdigt. Unzählige wurden ihrer Existenzgrundlagen beraubt und ins Exil getrieben, wurden gefoltert und ermordet. Und dies nicht nur in Europa oder irgendwo in Deutschland, sondern es waren auch Bürgerinnen und Bürger aus Nickenich.
Es war stets der Wille von Bürgern, Gemeinderat und Verwaltung, aller Bürgerinnen und Bürgern von Nickenich namentlich zu gedenken, die während der Zeit der Gewaltherrschaft von 1933 bis 1945 umgekommen sind zu gedenken.
Daher wurde für jeden dieser Bürger eine Gedenktafel in die Mauer eingelassen. Die in dieser Zeit umgekommenen sind: Simon Egener, Jeanette Egener, Selma Egener, Alfred Stern, Ida Bertha Stern, Pfarrer Johannes Schulz, Josef Korscheid und Mathias F.
Gruschka.
Ortsbürgermeister Busch erinnerte sich an ein Gespräch mit Herrn Günter Stern, der vor 71 Jahren als 13-jähriger mit einem Kindertransport nach England geschickt wurde und seitdem dort lebt. Dieses Gespräch hatte ihn stark beeindruckt und berührt. Die Eltern von Herrn Stern wurden von Nickenich deportiert und sind im KZ umgekommen.
Mit dem Satz von Max Mannheimer, ein in Nordmähren geborener Jude, der Auschwitz überlebte, „Demokratie gibt es nicht zu Nulltarif, man muss auch etwas dafür tun“ beendete Ortsbürgermeister Gottfried Busch seine Rede.
Zum Abschluss sprachen zuerst der Vertreter der jüdischen Gemeinde Dr. Ries und danach Pfarrer Missong ein Gebet. Die Gedenkfeier wurde mitgestaltet vom Chor Via Nova aus Kruft." |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 290 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Wolfgang P. Fischer: Die jüdischen Schüler des
Andernacher Stiftsgymnasiums. Vortrag:
Online zugänglich. Fischer berichtet, dass im 19./20. Jahrhundert vier
jüdische Schüler aus Nickenich das Andernacher Progymnasium
besuchten. |
|
Jutta
Hansen: Lehitraot Nickenich. Ein letzter Blick zurück. Nickenich und
die Schicksale der jüdischen Familien
Eine langjährige Forschung stellt das jüdische Leben in Nickenich von dem
bekannten Nachweis von 1547 bis zum Verlassen der letzten Juden 1942 sowie
das Schicksal der Nachkommen bis heute dar. Die Dokumentation beinhaltet
außerdem ein Familienbuch der Nickenicher Juden und ihre Vor- und
Nachfahren. Dieses Buch versucht die Anfänge christlichen und jüdischen
Zusammenlebens in Nickenich und die Jahre des Holocausts sowie die
folgenschweren Auswirkungen zu beleuchten. Anhand von zahlreichen
persönlichen Gesprächen mit Zeitzeugen und geflüchteten Juden erhalten
Leser:innen Einblick in die Geschichten der Nickenicher Familien.
Gebundene Hardcoverausgabe. 216 Seiten. ISBN: 978-3-941385-09-2. 20,00 €
inkl. 7% MwSt. Künster Druck Andernach-Miesenheim. Informationen auf
Verlags-Website:
https://kuenster-druck.de/lehitraot-nickenich/ (hier auch
Bestellformular). |
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