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Ober-Olm (VG
Nieder-Olm, Kreis
Mainz-Bingen)
mit Klein-Winternheim (VG Nieder-Olm, Kreis
Mainz-Bingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Die Seite wurde erstellt unter
Mitarbeit von Heribert Schmitt
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Ober-Olm bestand eine kleine jüdische Gemeinde bis
1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück.
Eine erste Eintragung der Geburt eines jüdischen Kindes (Tochter von Bernhard
(?) Abraham) ist vom Jahr 1774. In der jüdischen Familie Mayer war bekannt, dass
1781 der Vorfahr Abraham Mayer II. in Ober-Olm geboren ist (weitere
Informationen zur Familie siehe unten). Zur offiziellen Gründung einer selbständigen
jüdischen Gemeinde kam es erst 1881. Bis dahin gehörten die in
Ober-Olm lebenden jüdischen Personen zur "Israelitischen Gemeinde
Essenheim und Ober-Olm". Bei der
Vorsteherwahl im Jahr 1845 waren 21 Essenheimer Juden und zehn aus Ober-Olm
wahlberechtigt.
1780 gab es vier jüdische Familien in Ober-Olm, 1801 und 1804
jeweils drei Familien mit zusammen neun Personen.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1807: fünf jüdische Familien, 1824 27 jüdische Einwohner, 1828/30
29, 1847 47, 1861 32 (2,4 % von insgesamt 1.307 Einwohnern), 1880 36 (2,7
% von 1.322), 1900 43 (3,0 % von 1.428), 1910 41 (2,7 % von 1.510). Zur
Gemeinde gehörten auch die im benachbarten Klein-Winternheim lebenden
jüdischen Personen (1933 vier Personen: Familie von Alex Abraham).
Die
jüdischen Haushaltsvorstände lebten vom Handel mit Vieh, Textilien und
Landesprodukten. Es gab auch Kohlenhändler und Grundstückmakler. Alex Abraham
in Klein-Winternheim hatte ein Landesproduktengeschäft (Saatgut, Düngemittel).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Die jüdische Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Mainz.
1911 wurde als Gemeindevorsteher Simon Mayer II. gewählt.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Gustav Mayer (geb.
8.9.1895 in Ober-Olm, gef. 17.8.1917 im Gefecht im Susitatale südöstlich von
Maracesti in Rumänien; beigesetzt im Susitatale). Weitere jüdische
Kriegsteilnehmer aus Ober-Olm waren Alfred Mayer (geb. 1884), Carl Leopold Mayer
(geb. 1882) und Otto Mayer (geb. 1885).
Um 1924, als 36 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten (2,3 % von
insgesamt 1.537 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Alfred Mayer,
Moritz Mayer I und Alex Abraham (letzterer aus Klein-Winternheim). 1932
waren die Vorsteher Otto Mayer (1. Vors.), Alex Abraham (Klein-Winternheim, 2.
Vors.) und Benno Stern (3. Vors.). An jüdischen Vereinen bestand der Israelitische
Kranken- und Sterbeverein (1932 Vors. Alex Abraham, Zweck und Arbeitsgebiet:
Unterstützung Hilfsbedürftiger).
Bis nach 1933 gab es folgende jüdische Geschäfte/Familien:
Manufakturwaren Fritz Koch (Alte Pfarrgasse 13); Metzgerei Adolf Mayer,
Nachfolger (Schwiegersohn) David Schmitt (Ameisengasse 2; hier auch
Haushaltswaren, Geschenkartikel und Schuhe Johanna Mayer; Schneiderin und
Kurzwaren Sophie Mayer sowie Bäcker Albert Lang); Adolf Mayer (Backhausgasse 3);
Manufaktur- und Modewaren, Kleiderstoffe, Buxkin Otto Mayer (Bahnhofstraße 10 /
Hindenburgstraße 10); Landesprodukte, Einzel- und Großhandel, Düngemittel,
Futtermittel, Saat-Artikel, Ankauf aller Getreidearten - mit Verladestelle und
Lager am Bahnhof Klein-Winternheim - Ludwig Abraham (Bahnhofstraße 17, 19 und 21
/ Hindenburgstraße 17, 19 und 21); Manufakturwaren Alfred Mayer (Mittelgasse 3);
Familie Mayer (Mittelgasse 11), Fellhandel Jakob Mayer II. (Mittelgasse 15,
später Obere Mahlgasse 2), Familie Mayer (Mittelgasse 23), Manufakturwaren Simon
Mayer I. (Mittelgasse 27); Pferdehändler Alois Koch (Obergasse 5),
Zigarrenhandlung Franz Nikolaus Mayer (Obergasse 27 / 35); Manufaktur-, Weiß-
und Wollwaren, Kommissionslager der Firma Jaques Hermann, Mainz, Vereinsbedarf,
Illuminations- und Dekorationsartikel Benno Stern / Jakob Mayer II (Obere
Mahlgasse 8); Weizen-. Roggen-, Malzkleie, Trockentreber, Palmkuchen sowie alle
Sorten künstlichen Dünger (Verkaufsstelle der Chemischen Werke Albert, Biebrich)
Moritz Mayer (Tränkgasse 2) sowie Landesprodukte, Frucht- und Futterartikel und
Kohlenhandlung Karl Michael Mayer (ebd.), Metzgerei Fritz Mayer (Tränkgasse 3;
Schlachtung bei David Goldschmitt); Manufakturwaren Jakob Mayer sowie
Fellhändler Benjamin Mayer (Tränkgasse 5); Manufakturwarenhandlung Friedrich
Mayer (Tränkgasse 10).
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder (1933: 30 Personen, 2,0 % von insgesamt 1.532
Einwohnern) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert: 17 Personen konnten nach
Nordamerika emigrieren, ein jüngerer Mann übersiedelte nach Argentinien.
Einzelne verzogen in die Städte Mainz und Speyer. Beim Novemberpogrom 1938 wurde
die Synagoge demoliert (siehe unten), auch in mehreren jüdischen Wohnhäusern
wurden die Fensterscheiben eingeworfen und das Inventar zerschlagen. Mehrere
jüdische Männer (Alois Koch, David Goldschmitt und Albert Lang) wurden durch die
Gestapo verhaftet und in Mainz inhaftiert. Benno Stern (Obere Mahlgasse 8) wurde
über Mainz in das KZ Buchenwald verbracht. Er ist am 20. Januar 1939 im Lager
umgekommen. 1939 wurden noch zehn jüdische Einwohner gezählt. Letzter Gemeindevorsteher war Karl Abraham.
Im Frühjahr 1940 erfolgte die Zwangsumsiedlung der letzten zehn jüdischen
Einwohner in "Judenhäuser" in Mainz. Von Mainz aus wurden die jüdischen Personen
deportiert, darunter am 20. März 1942 direkt in das Vernichtungslager Auschwitz:
Emilie Michel geb. Mayer, Erna Lang geb. Koch und die gerade vierjährige Ruth
Lang. Andere wurden nach Piaski/Polen deportiert und ermordet. Nur Ellen und
ihre Mutter Selma Stern konnten im Mai 1940 noch in die USA emigrieren.
Von den in Ober-Olm geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Johanna Abraham
(1883), Betty Goldschmitt geb. Mayer (1896), David Goldschmitt (1884), Alfred
Koch (1893), Alois Koch (1876), Anna Koch geb. Beck (1877), Wilhelm (Willi) Koch (1901),
Albert Lang (1909), Erna Margarete (Margarethe) Lang geb. Koch (1908), Ruth Lang (1938), Bertha Mayer geb. Bendheim (1865), Johanna Mayer (1860), Julius
Mayer (1866), Karl Leopold Mayer (1883, siehe Kennkarte unten), Moritz Mayer (1865), Moritz Mayer (1868), Emilie (Emmi) Michel geb. Mayer (1891), Antonie (Toni)
Rosalie Oppenheimer geb. Mayer (1880), Benno Stern (1893), Elisabeth (Elise Betty) Stern geb.
Mayer (1881).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Ausschreibung einer Vorsängerstelle zu den hohen Feiertagen im Herbst 1893
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1893: "Die
israelitische Gemeinde Ober-Olm bei Mainz sucht zu den bevorstehenden
ehrfurchtgebietenden Tagen einen Chasan (Kantor) mit guter
Stimme, welcher auch Baal Kore (Tora-Vorleser) sein muss. Meldungen
sind zu richten an den Unterzeichneten Hermann Mayer." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Über die jüdische Familie Mayer
Eine der ältesten jüdischen Familien am Ort
war die Familie Mayer. So ergaben die Recherchen von Heribert Schmitt
über die Vorfahren des am 6. Oktober 1926 geborenen Eric Mayer (1938
mit den Eltern in die USA emigriert, gest. 30. Januar 2009 in Nassau, New
York): seine Eltern waren Otto Mayer (geb. 13. August 1885 in
Ober-Olm, 1938 emigriert in die USA, gest. 5. Mai 1950 in Brooklyn, New
York; beigesetzt im King Solomon Memorial Park, Clifton, New Jersey
Link) und Gertrude Mayer geb. Grau (geb. 15. Oktober 1896 in
Finthen, gest. 22. Juni 1965 in
Brooklyn, New York; ebd.
Link). Die Eltern von Otto Mayer (= Großeltern von Eric Mayer) waren
Abraham Mayer (geb. 6. September 1853 in Ober-Olm) und Emma Mayer
geb. Kramer (siehe Bericht zu ihrem Tod 1932 unten). Abraham hatte eine Schwester Franziska Mayer (geb.
14. November 1856 in Ober-Olm, gest. 17. Februar 1940 in
Alzey, "Euthanasie"). Die Eltern von
Abraham Mayer (= Ur-Großeltern von Eric Mayer) waren Jakob Mayer II.
(geboren 5. August 1820 in Ober-Olm, gest. 19. Juni 1904 in Ober-Olm) und Johanna
Mayer geb. Bernai (geb. 9. April 1922 in
Ebersheim, gest. 2. September 1894 in
Ober-Olm). Der Vater von Jakob Mayer II. (= Ur-Ur-Großvater von Eric Mayer)
war der oben genannte Abraham Mayer II., der 1781 in Ober-Olm geboren wurde.
|
Familie Otto und Gertrude Mayer lebten mit
dem Sohn Eric bis zur Emigration 1938 in der Bahnhofstraße 10. |
70. Geburtstag von Bina Abraham (1928)
Mitteilung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juli 1928: "Mainz,
27. Juni (1928). Die Ehefrau des verstorbenen Ludwig Abraham aus Oberolm
bei Mainz, Frau Bina Abraham, feiert dieser Tage im Kreise ihrer
Kinder und Enkel ihren 70. Geburtstag in voller körperlicher und
geistiger Frische." |
Zum Tod von Emma Mayer geb. Kramer
(1932)
Artikel
im "Mitteilungsblatt des Landesverbandes israelitischer Religionsgemeinden
Hessens" vom März 1932: "Ober-Olm. Am 12. Februar wurde Frau
Emma Mayer, geb. Kramer, im Alter von 75 Jahren zur ewigen Ruhe
bestattet. Sie war Wohltäterin, ein Esches Chajil (eine tüchtige Frau),
eine durch ihre Frömmigkeit und Bescheidenheit sehr beliebte und geachtete
Frau. Sie hatte stets eine offene Hand für Arme und Kranke ohne Unterschied
der Konfession. An ihrem Grabe hob Rabbiner Herr Rabbiner Dr. Levi, Mainz,
ihre Verdienste hervor. " |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Verlobung von Johanna
Isaac (Wallertheim) und Alex Abraham (Ober-Olm) (1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. August 1922: "Baruch HaSchem (G"tt
sei gepriesen)
Johanna Isaac - Alex Abraham
Verlobte Wallertheim
(in Rheinhessen) - Ober-Olm (bei Mainz)
Schabbat Paraschat Ekew (= Schabbat mit dem Toraabschnitt Ekew = 5. Mose
7,12-11,25), d.h. Schabbat, 12. August 1922)." |
Suchanzeige von Selma Stern geb. Mayer früher
Ober-Olm) für Klara Munz geb. Moses und ihre Schwester Dina Simon geb. Moses
(USA 1942)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau"
vom 16. Januar 1942:
"Gesucht wird: ...
Klara Münz geb. Moses (früher Altengronau),
oder Schwester Dina Simon geb. Moses (früher Eppertshausen),
von Selma Stern geb. Mayer (früher Ober-Olm bei Mainz), 321 W.
105th St. NY City." |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarten
zu Personen,
die in Ober-Olm geboren sind |
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KK (Mainz 1939) für Elise
Marx geb. Abraham
(geb. 15. Mai 1882 in Ober-Olm)
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KK (Mainz 1939) für Karl
Leopold Mayer (geb. 9. März 1883
in Ober-Olm), Kaufmann, wohnhaft in Mainz, am 27. September 1942
deportiert ab Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt,
wo er am 26. Oktober 1942 umgekommen ist |
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Sonstiges
Dokumente zu jüdischen Personen / Gewerbebetrieben
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)
Zur Geschichte der Synagoge
Die kleine Gemeinde hatte einen Betsaal im oberen
Stockwerk eines kleinen, um 1870 erbauten Wohnhauses in der Oberen Bitzer Straße eingerichtet. Der
Raum hatte eine Größe von 4,5 mal 8 Metern.
1931 wurde das Gebäude renoviert und der Betsaal erweitert. Verantwortlich
für den Umbau war der örtliche Architekt V. Metzler. Im Betsaal befand sich eine Gedenktafel zur Erinnerung
an den im Ersten Weltkrieg gefallenen Gustav Mayer. Im Erdgeschoss des Gebäudes
war eine Wohnung, in der Anfang der 1930er-Jahre der zugleich als Hausmeister
tätige Otto Koch mit seiner Frau wohnte.
Der Landesverband empfiehlt die
Finanzierung des Synagogenbaus in Ober-Olm (1930) .
Artikel
im "Mitteilungsblatt des Landesverbandes israelitischer Religionsgemeinden
Hessens" vom Oktober 1930: "Der Gemeinde Ober-Olm soll auf ihr Gesuch hin
empfohlen werden, und zwar durch Herrn Oppenheimer-Ober-Ingelheim mündlich,
unter Garantie der Ortsgemeinde ein Darlehen zur Finanzierung eines
Synagogenbauers aufzunehmen. " |
Wieder-Einweihung der Synagoge
(1931)
Artikel
im "Mitteilungsblatt des Landesverbandes israelitischer Religionsgemeinden
Hessens" vom September 1931: "Ober-Olm. Die 42 Seelen zählende
Gemeinde hat nach elfwöchiger Unterbrechung am Samstag, den 15. August,
wieder mit dem regelmäßigen Gottesdienst begonnen. Während der Pause wurde
die Synagoge, auf behördliche Anweisung hin, neu renoviert und dabei auch
vergrößert, sodass jetzt ein geräumiger großer Saal zur Verfügung steht. Zu
den Unkosten zur Instandsetzung hat jedes Gemeindemitglied ohne Ausnahme
sein Scherflein beigetragen, was in der jetzigen schweren Zeit umso höher zu
bewerten ist. Dafür gebührt allen gleicher Dank, besonderen Dank aber den
Damen, welche durch Stiftung der Beleuchtung und einer Decke zu dem heiligen
Werk beitrugen. Eine Ehrentafel, welche für den im Weltkriege gefallenen
Gustav Mayer demnächst eingeweiht werden soll, wird die Synagoge schmücken.
Die Leitung des gesamten Umbau es lag in den Händen des hiesigen Architekten
V. Metzler. Auch sei noch bemerkt, dass es dieses Jahr 50 Jahre sind, dass
die Gemeinde als selbstständige Gemeinde besteht." |
Bis 1938 war die Synagoge Mittelpunkt des gottesdienstlichen Lebens der
Gemeinde. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Gebäude durch die
Hitlerjugend in Ober-Olm unter Leitung des Ober-Olmer Lehrers Wilhelm Büttel
sowie durch andere Nationalsozialisten überfallen. Fensterscheiben wurden
eingeworfen, der Betsaal und die Einrichtung beschädigt sowie die im Erdgeschoss
befindliche Wohnung ausgeräumt. Sie war zu diesem Zeitpunkt unbewohnt. Aus einem
Bericht vom 22. Mai 1940 geht dann hervor, dass die in Ober-Olm
befindliche Synagoge in den Besitz eines "arischen" Landwirtes übergegangen sei.
Beim neuen Eigentümer handelte es sich um den Schlosser Franz-Nikolaus Weber. Das
Gebäude der ehemaligen Synagoge ist bis heute als Wohnhaus erhalten.
Adresse/Standort der Synagoge: Obere Bitzer
Straße 19.
Abbildungen/Fotos
Jüdisches
Gemeindezentrum - Synagoge in
Ober-Olm - Bestand um 1930
(Zeichnung Willi Weber -
bearbeitet: Heribert Schmitt 2015) |
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Erdgeschoss des
Synagogengebäudes
mit Wohnung |
Obergeschoss des
Synagogengebäudes -
Versammlungs- und Gebetsraum |
Keller des
Synagogengebäudes mit
dem rituellen Bad (Mikwe) |
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Gedenktafel 2018
(aus der facebook-Seite der SPD Ober-Olm
Link)
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Die im November
2018 eingeweihte Gedenktafel mit dem Text: "Wir gedenken der Bürgerinnen und
Bürger jüdischen Glaubens, die in unserer Gemeinde Ober-Olm gelegt haben,
und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zwischen 1933 und 1945 zum
Opfer gefallen sind. viele der ehemaligen Nachbarn und Freunde mussten in
Vernichtungslagern ihr Leben lassen. Durch Vertreibung und Deportation fand
die Geschichte der hiesigen Jüdischen Gemeinde 1938 bis Anfang 1940 ein
grausames Ende. Ober-Olm im Jahr 2018."
Die bronzene Gedenkplatte ist auf einen Quarzstein aus dem Odenwald montiert
und befindet sich neben dem Denkmal für die Gefallenen des Zweiten
Weltkrieges gegenüber dem Rathaus Ober-Olm. |
Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
November
2019:
In Klein-Winternheim soll an die Familie Abraham erinnert werden |
Artikel in der "Allgemeinen
Zeitung"
vom 2. Oktober 2019: "Erinnerung an eine jüdische Familie.
Die Gemeinde Klein-Winternheim möchte an das Schicksal der Abrahams
erinnern, die 1938 ins Exil gehen mussten. Zur Debatte stehen eine
Platz-Benennung und Stolpersteine.
KLEIN-WINTERNHEIM. An das Schicksal der jüdischen Familie Abraham, die
1938 ins Exil gezwungen worden war, möchten die Klein-Winternheimer mit
Stolpersteinen oder mit der Benennung des Bahnhofsvorplatzes als 'Familie-Abraham-Platz'
erinnern. Dies wurde beim jüngsten Gespräch im Rathaus besprochen.
Evangelische Kirchengemeinde und Kulturinitiative KiWi hatten zur Debatte
über die Lehren aus der Vergangenheit eingeladen. Im Vorjahr hatten die
Veranstalter vom Schicksal der jüdischen Familie Abraham berichtet, die 1938
ins Exil gezwungen worden war. Nun zeigten sie 'Visiting the Past', Barbara
Trottnows Film über die Begegnung der New Yorker Jüdin Joan Salomon mit
alten Essenheimerinnen. Als Kinder haben diese erlebt, wie Ausgrenzung und
Vertreibung der jüdischen Nachbarn, darunter Joan Salomons Familie, das
Leben im Dorf veränderten. Und dass es Alltag war, bei HJ und BdM, den
Nazi-Jugendorganisationen, zu sein – und die Väter in der Partei.
Stefan Mossel vom Essenheimer Geschichtsverein und der Historiker Gunter
Mahlerwein meinten unisono: 'Wir müssen ehrlich berichten, wie es war.' Und
wenn keine Zeitzeugen mehr leben? 'Dann brauchen wir andere Formen des
Erinnerns', so Barbara Trottnow, deren Film inzwischen den Schulen zur
Verfügung steht. Das griff die 18-jährige Schülerin Lilian Hadding auf, die
das Schicksal der jüdischen Familien in Essenheim erforscht hatte: Werde in
den Schulen die Thematik so nahegebracht, sei gerade die Jugend heute stark
interessiert. Wie zur Bestätigung kam von drei jungen Teilnehmern aus dem
Publikum der Vorschlag, in Klein-Winternheim der Familie Abraham mit
Stolpersteinen zu gedenken.
Beigeordnete Dorothee Bugner versprach, den Vorschlag weiterzugeben. KiWi
und Kirchengemeinde ihrerseits waren schon bei Ortsbürgermeisterin Ute
Granold initiativ geworden, den Bahnhofsvorplatz als 'Familie-Abraham-Platz'
zum Gedenken an die damaligen Mitbürger auszuweisen. Die Unterstützung dafür
habe Ute Granold zugesagt. Nun stehen gar zwei Vorschläge für das Gedenken
im Raum."
Link zum Artikel |
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November 2020:
Der "Familie-Abraham-Platz"
wird eingeweiht |
Foto des Gedenksteines aus der Website der Gemeinde Klein-Winternheim.
Die Familie Abraham lebte seit den 1890er-Jahren in der Bahnhofsstraße 29.
Aus der Website der Gemeinde Klein-Winternheim ein Kurzbeitrag der
Ortsbürgermeisterin: "Familie-Abraham-Platz am Bahnhof
Die Ortsgemeinde Klein-Winternheim hat auf Beschluss des Gemeinderats den
Bahnhofsvorplatz in Familie-Abraham-Platz benannt.
Hier lebte früher die Familie Abraham. Während der Novemberpogrome am
9./10. November 1938 verwüsteten Nationalsozialisten ihr Wohn- und
Geschäftshaus. Sie enteigneten die jüdische Familie und zwangen sie zur
Flucht ins Exil. Zum Gedenken an dieses Unrecht und alle Opfer der
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft widmet die Ortsgemeinde
Klein-Winternheim der Familie diesen Platz und erinnert mit einem
Gedenkstein an das Schicksal unserer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger.
Wegen der Corona-Pandemie müssen wir eine geplante öffentliche Veranstaltung
zur Einweihung des Platzes leider verschieben. Wir werden dies zu einem
späteren Zeitpunkt nachholen. Der Gedenkstein weist aber schon jetzt auf das
Geschehen von 1938 hin und nennt die Namen derer, die einst in unserer
Gemeinde lebten, bis sie geächtet, verfolgt und ausgeplündert wurden und nur
die Flucht sie vor dem Tod bewahrte.
Wenn Ihr Weg Sie nun zum neuen Familie-Abraham-Platz am Bahnhof führt, so
können Sie selbst dieses Gedenken teilen.
Dazu laden wir Sie herzlich ein. Ortsbürgermeisterin Ute Granold
Die Broschüre
„Geächtet,
geplündert, geflohen - Das Schicksal der Familie Abraham aus
Klein-Winternheim und Ober-Olm“ können Sie als PDF herunterladen."
Link zum Artikel
Informationen auch im Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Familie-Abraham-Gedenkstein
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 2 S. 154-155. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 41-42. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 296 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Heribert Schmitt:
Vortrag "80 Jahre Reichspogromnacht - Was geschah in der Nacht vom 9. auf
10. November 1938 in Ober-Olm". Vortrag KVHS Ober-Olm am Freitag, 16.
November 2018 in der Alten Schule, Schulstraße 2. 45 Seiten (Präsentation,
nur Text; eingestellt als pdf-Datei). |
| ders.:
Vortrag "Das Leben der Juden in Ober-Olm und Erinnerung an die
Reichspogromnacht 9./10.11.1938. Vortrag KVHS Ober-Olm am Mittwoch, 9.
November 2022 in der Alten Schule, Schulstraße 2. 35 Seiten (Präsentation;
eingestellt als pdf-Datei). |
|
Monika
Hoffmann: Geächtet, geplündert, geflohen. Das Schicksal der Familie
Abraham aus Klein-Winternheim und Ober-Olm. 2018.
Als
pdf-Datei eingestellt. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Ober-Olm Hesse, The
community, numbering 42 (3 % of the total) in 1900, had members in
Klein-Winternheim. During the Nazi era, 17 Jews emigrated to the United States;
six were deported in 1942.
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