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Pahres (Gemeinde
Gutenstetten, Kreis
Neustadt a.d.A. - Bad Windsheim)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Pahres bestand eine jüdische Gemeinde bis 1878. Ihre
Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Ihre Blütezeit hatte
die jüdische Gemeinde in der 2. Hälfte des 18. und in der 1. Hälfte des 19.
Jahrhunderts. 1763 lebten 20 jüdische Familien am Ort.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und
ein rituelles Bad. Die Toten der
jüdischen Gemeinde wurden zunächst in Ullstadt
beigesetzt, nach Anlage des Friedhofes in
Diespeck 1786 auf dem dortigen Friedhof. Beim Transport von Verstorbenen
durch Diespeck war ein Wegzoll fällig: der Pfarrer in Diespeck verlangte für
erwachsenen Tote 2 Gulden, für nichterwachsene 1 Gulden. Der erste in Diespeck
Beigesetzte und unmittelbar beim Tahara-Haus Begrabene war Ezik (Isaak), Sohn des Schloss von Pahres (gest. 1787).
Auf Grund der schnellen Aus- und Abwanderung der jüdischen Einwohner nach der Mitte des
19. Jahrhunderts, insbesondere nach Neustadt
an der Aisch, ging die Zahl der Juden so stark zurück, dass die Gemeinde in
den 1870er-Jahren aufgelöst wurde.
Aus der
Geschichte der jüdischen Gemeinde
Persönlichkeiten
| Moritz
(Moses) Morgenthau, geb. 1843 in Pahres, absolvierte 1861 das
Königliche Lehrerseminar zu Schwabach, danach Lehrer in
Schnodsenbach 1864,
Egenhausen 1866,
Kaubenheim 1868,
Leutershausen 1870,
Binswangen 1872,
Hüttenbach 1874 bis 1880,
Ottensoos 1880, von 1881 bis 1906 in Erlangen, wo er
1911 starb und auf dem jüdischen Friedhof
beigesetzt wurde. Nachruf zu ihm auf Seite "Texte
zur jüdischen Geschichte in Erlangen".
Zu Moritz Morgenthau weitere Informationen von einem Beitrag von Christof
Eberstadt 2024,
eingestellt als pdf-Datei. |
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: Grabstein in New York für Leopold
Hornthal aus Pahres (1817-1885)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn;
der Geburtsname und der genaue Geburtsort von Babetta Hornthal wird nicht
mitgeteilt; in Nürnberg wird sie 1820 nicht geboren sein, da damals noch keine
jüdischen Familien in der Stadt leben konnten.
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Grabstein
für "Leopold Hornthal
Born in Pahres, Bavaria, April 14, 1817
Died in New York, January 9, 1885 and his beloved Wife
Babetta Born in Nuremberg, Bavaria,
May 14, 1820, died in New York, October 26, 1900". |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst (sicher bereits
im 18. Jahrhundert) war ein Betsaal oder eine erste Synagoge vorhanden.
1840 war der Neubau einer Synagoge in Pahres dringend erforderlich. Die jüdische
Gemeinde hatte jedoch nicht die finanziellen Mittel, um diesen Bau alleine
ausrichten zu können. Man wandte sich an die Regierung, um eine Kollekte in den
jüdischen Gemeinden Bayerns durchführen zu können. Die Kollekte wurde mit
Bescheid vom November 1840 von Seiten der Regierung genehmigt und konnte im
Dezember 1840/Januar 1841 durchgeführt werden. Bei der Sammlung gingen fast 60
fl. ein. Zur Kollekte selbst liegen zwei Artikel aus dem
"Intelligenzblatt von Unterfranken..." vor:
Kollekte zum Neubau einer Synagoge in Pahres (1840/41)
Artikel
im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs
Bayern 28. November 1840: "25. November 1840.
(Das Gesuch der israelitischen Gemeinde Pahres, Landgerichts Neustadt an der
Aisch, um die Bewilligung einer Kollekte zur Aufbringung der Kosten des
Neubaues einer Synagoge betreffend).
Im Namen Seiner Majestät des Königs.
Seine Majestät der König haben allerhuldreichst zu gestatten geruht,
dass zu Aufbringung der Kosten für den Neubau einer Synagoge zu Pahres,
Königlichen Landgerichts Neustadt an der Aisch, eine Kollekte bei den
sämtlichen israelitischen Glaubensgenossen des Königsreichs veranstaltet
werde.
Die betreffenden königlichen Polizei-Behörden haben daher diese Sammlung
durch die Kultusvorsteher vornehmen zu lassen, und binnen 4 Wochen das
Ergebnis unter Anfügung der eingegangenen Gelder anzuzeigen.
Würzburg, 22. November 1840. Königliche Regierung von Unterfranken und
Aschaffenburg, Kammer des Innern. Graf Fugger. c.: Hübner."
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Artikel
im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs
Bayern vom 2. März 1841: "praes. 19. Februar 1841.
(Kollekte zur Erbauung einer Synagoge zu Pahres königliches Landgerichts
Neustadt an der Aisch betreffend).
Im Namen Seiner Majestät des Königs.
Der Ertrag der Kollekte für den Neubau einer Synagoge zu Pahres wird aus
nachstehender Übersicht veröffentlicht.
Würzburg, 8. Februar 1841.
Königliche Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg, Kammer des Innern.
Graf Fugger.
Hübner.
Kollekte für die Synagoge zu Pahres königlichen Landgerichts Neustadt an der
Aisch..."
Aus der Übersicht gehen die Erträge der Sammlung der einzelnen
Behörden/Ämter hervor. |
Eine
neue Synagoge konnte 1843/44 erbaut und am 1. Juni 1844 feierlich
eingeweiht werden. Das Datum der Einweihung ist bekannt aus einem Bericht, der in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" (Ausgabe vom 8. Juli 1844) anlässlich
der Einweihung der beiden Synagogen in Wittelshofen
und Pahres erschien:
"Aus Mittelfranken, 13. Juni (1844). In unserer
materiellen Zeit ist es ein schönes Zeichen, dass unsere, meist nicht sehr
großen, Gemeinden sehr auf Verschönerung und den Anforderungen der Zeit
entsprechende, innere Ausstattung ihrer Synagogen bedacht sind. Dass hier kein
Opfer zu groß ist, davon überzeugen wir uns leicht, wenn wir in die kleinsten
Gemeinden kommen und uns die Synagoge zeigen lassen. Der Staub voriger
Jahrhunderte ist verbannt, Reichlichkeit, Ordnung, zweckmäßige Einrichtung
sind an seine Stelle getreten. Der Gottesdienst selbst wird auf eine würdige
Weise abgehalten, und wenn auch die Veredlung und Verbesserung des innern
Menschen gleichen Schritt hält mit diesen Einrichtungen, dann - gehen wir
gewiss einer bessern Zeit entgegen. Auch zwei neue Synagogen sind in der
jüngsten Zeit in unserem Kreise entstanden: die zu Wittelshofen, eingeweiht den
1. Dezember 1843 und die zu Pahres, eingeweiht den 1. Juni 1844, - beide
würdig der Gemeinden, denen die Verherrlichung Gottes über Alles ging.
Besonderer Erwähnung verdient eine Rede des königlichen Landrichters Herrn
Meyer in Dinkelsbühl - nunmehr in gleicher Eigenschaft in Nürnberg wirkend, -
welche derselbe bei der Einweihung in Wittelshofen, nachdem ihm ein Schulkind
den Schlüssel auf einem seidenen Kissen überreicht hatte, vor der
Synagogentüre gehalten hat. Er lobte den in dieser Gemeinde herrschenden guten
Geist, stellte dieselbe sogar zum Muster für christliche Gemeinden auf, uns
sprach unter anderen ungefähr auch folgende Worte:
"Möget ihr recht fleißig in diesen, von euch zur Verherrlichung Gottes
erbauten Tempel wallen, wie einst Israel in den Tempel nach Jerusalem wallte!
Möget ihr stets mit freudigem Herzen hierher kommen, zu dem Gott zu beten, der
auch unser Vater ist! Ja, wir haben alle einen Vater, und darum sind wir auch
rüder, darum bilden auch alle Menschen nur eine große Familie, darum sollen
auch die Bekenner verschiedener Konfessionen sich wie Brüder einander
lieben." usw.
- . Sehr zu bedauern ist, dass acht Tage nach Einweihung der Synagoge von
unbekannten, verruchten Händen das Häkdesch ("Opferstock"),
in welchem eine nicht unbedeutende Summe enthalten war, ganz ausgeleert
wurde". |
Die Synagoge in Pahres bestand nur wenige Jahrzehnte am Ort. Als in den
1870er-Jahren die Zahl der jüdischen Einwohner stark zurückgegangen war und
kaum noch ein Minjan zustande kam (zehn religionsmündige jüdische Männer zum
Gottesdienst), wurde die Synagoge geschlossen. Nachdem sie in Pahres nicht mehr
benötigt wurde, ist sie dort 1878 abgebaut und in Neustadt an der Aisch
wieder aufgebaut worden (Einweihung am 31. Mai 1880).
Beim Novemberpogrom 1938 wurde sie dort völlig zerstört.
Auf dem Platz der Synagoge in Pahres wurde später die zum Anwesen
Neustädter Strasse 3 (zwischen Aischgrund 1 und Braugasse 2) gehörende Scheune
erbaut.
Adresse/Standort der Synagoge: Anwesen Neustädter
Strasse 3 (zwischen Aischgrund 1 und Braugasse 2)
Fotos
(Quelle: Hahn, Aufnahmedatum 16.9.2007)
Anmerkung: im Blick auf die Aufnahmen bestehen einige Unsicherheiten,
insbesondere über den genauen Standort der ehemaligen Synagoge, nach Schwierz
s.Lit. S. 173: "Auf dem Platz der Synagoge steht heute die zum Anwesen
Neustädter Straße 3 (zwischen Aischgrund 1 und Braugasse 2) gehörende
Scheune")
Die ehemalige Synagoge aus
Pahres,
nach Abbruch wiederaufgebaut in
Neustadt a.d. Aisch |
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Fotografie
der nach Neustadt transferierten Pahreser Synagoge aus dem Jahr 1896
(Aufnahme Ernst Repke, Wiesbaden 1896). Aus: Album von Neustadt a/d Aisch.
Verlag
der Engelhardtschen Buch- und Musikalienhandlung in Neustadt a.d.
Aisch). |
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Die jüdischen
Häuser und die Einrichtungen der
Gemeinde waren im Bereich zwischen
Braugasse,
Aischgrundstraße und Neustädter Straße |
Oben: die heutige
Braugasse, ehemalige "Judengasse" |
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Ehemaliger Standort
der
Synagoge (?)
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Auf dem
Grundstück Neustädter Straße 3 befand sich das Gebäude der jüdischen
Schule;
beim abgebildeten Gebäude (links der Mitte des Fotos) handelt
es sich um das renovierte
jüdische Schulhaus oder das anstelle des
Schulhauses erbauten Wohnhauses. |
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Das "Judenhaus"
Neustädter Straße 2-4 mit der Bauinschrift: "Erbaut
Gebrüder Meier und Low Frankenschwerd 1840". |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Februar 2008:
Das Buch "Vom Land in die Stadt" von
Ilse Vogel wird vorgestellt |
Artikel
aus dem "Rathausboten" der Stadt Neustadt a.d. Aisch Ausgabe
3/2008 S. 14: "270 Jahre - Viel beachtete Buchpräsentation von
Ilse Vogel".
Zum Lesen des Artikel bitte Textabbildung anklicken. |
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Rückblick:
Vorstellungen der Neubearbeitung der Publikation
von Ilse Vogel im Februar 2011 |
Ilse Vogel: Der Judensäcker. Begräbnisstätte der Juden in der Diespecker Flur. 1785 – 1938.
Neuauflage PH. C. W. Schmidt 2011. ISBN 978-3-87707-787-0
.
Das Buch ist eine Dokumentation jüdischen Lebens im mittleren Aischgrund
und umfasst 240 Seiten. Es enthält viele Abbildungen und Erklärungen, Übertragung der hebräischen Inschriften und ausführliche Register. Es kostet € 32 und kann nach der Vorstellung erworben werden.
Nach langjährigen Vorarbeiten, u. a. über die jüdischen Gemeinden in Diespeck (2003), in Pahres und Neustadt (2008) bietet die Autorin nun eine
ausführliche Darstellung über 150 Jahre Belegung im Friedhof, über jüdische Bestattungskultur und zeitbedingte
Akkulturation. Ein schematisches Auflisten von Grabsteinen wurde vermieden, da diese den Familien zugeordnet sind.
Die im Abschnitt 'Eingeschrieben ins Buch des Lebens – hebräisch, wie
sonst?' abgebildeten Steine entsprechen heute kaum noch der Wirklichkeit vor Ort, denn der
'Zahn der Zeit' nagt unaufhaltsam am Material.
Die Buchvorstellung findet jeweils um 19 Uhr unter angepassten Themen und ausgewählten Fotos statt. Sie ist keine virtuelle Friedhofsführung.
In Diespeck am Freitag, 4. Februar 2011 in der Schule:
Geboren in Diespeck – gestorben in Neustadt – ein stolzer Rest aber blieb.
150 Jahre diente das 'Haus des Lebens' der Bestattung ihrer Gemeindeglieder.
In Neustadt am Dienstag, 8. Februar 2011 im Gewölbe im Alten Schloss
Sie haben die Stadt aus dem Mittelalter geholt und den Judensäcker, das 'Haus des Lebens', in Diespeck, gleich dazu.
In Pahres am Mittwoch, 9. Februar 2011 in der Gaststätte Hofmann
Tote Steine zum Leben erweckt – 100 Jahre Belegung der Gemeinde in Pahres von 1786 – 1874. |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 237
(kurze Notiz). |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 173. |
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Ilse Vogel: Vom Land in die Stadt. 200 Jahre
Judenschaft zu Pahres - 70 Jahre jüdisches Leben in Neustadt an der Aisch.
2008. 290 Seiten. ISBN 978-3-87707-712-2. |
|
Ilse
Vogel: Emanzipation - und dann? Die Geschichte der jüdischen Familien
Ottenstein und Bing über fünf Generationen. Verlag Ph.C.W. Schmidt 2019.
ISBN 978-3-87707-163-2 Preise 29,00 €. Bestellbar über den Verlag:
www.verlagsdruckerei-schmidt.de E-Mail
verlag@verlagsdruckerei-schmidt.de
Bestellseite
zum Inhalt des Buches: Ottenstein gab es ab 1817 in Pahres, auch
in Diespeck und Neustadt an der Aisch, Bing kamen aus Scheinfeld und
Memmelsdorf in Unterfranken - in Gunzenhausen begegneten sie sich zum ersten
Mal. Bald lebten die Ottenstein in Bamberg, später in Fürth und
Nürnberg, Bing etablierten sich ab 1865 in Nürnberg. Im heutigen
Nürnberg erinnert nichts mehr an die Familien Ottenstein, Nachkommen leben
in Holland, England und Schweden. Der Name Bing dagegen lebt weiter als
Bingstraße in Zabo und als Binghöhle, der viel besuchten Tropfsteinhöhle in
der Fränkischen Schweiz, Nachkommen gibt es unter anderem in USA und in
Israel. Das Buch berichtet von der 200-jährigen deutschen Geschichte der
jüdischen Familien Ottenstein und Bing: Ottenstein in Pahres -
Religionslehrer und Cantor in Bamberg - Ottenstein in Fürth - Hopfenhandlung
in Nürnberg - Gründer der Victoria Werke - Gebr. Bing, Blechspielwaren -
Ignaz Bing als Höhlenforscher - Reise-Erinnerungen - Die Kriegsgeneration -
Die Erbengeneration: Nachkommen - Antisemitismus - Entkommen - Der Kampf um
Erstattung - Die Frauen der Ottenstein - Zerstörte Biographien.
Inhaltsbeschreibung aus dem
Flyer zum
Buch. |
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