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Schwabach (Kreisstadt,
Mittelfranken)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Bitte besuchen Sie auch die Website der Initiative
"Stolpersteine Schwabach"
http://www.stolpersteine-schwabach.com
sowie die Informationsseite des "Jüdischen Museums Franken"
zur Dauerausstellung in Schwabach
http://www.juedisches-museum.org/blog/dauerausstellung-schwabach
Übersicht zu dieser Seite:
Hinweis: es besteht eine weitere
Seite mit Texten
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem in früheren
Jahrhunderten den hohenzollernschen Markgrafen von Ansbach gehörenden Schwabach
(Stadt seit 1364) bestand eine jüdische Gemeinde bereits im späten Mittelalter.
Ein aus Schwabach ('de Schwobach') stammender Jude namens Mann wird 1338
als Bürger in Nürnberg genannt, wo er möglicherweise bereits seit 1325 lebte.
1384 kam es zu einem Pogrom in Schwabach, bei dem mehrere Juden
erschlagen wurden.
Weitere Erwähnungen von jüdischen Einwohnern Schwabach liegen für das 15.
Jahrhundert vor: 1480 bestanden drei Judenhäuser. Schwabacher
Juden werden in diesem Jahrhundert mehrfach genannt, auch in Urkunden der Stadt
Nürnberg (1442, 1461). Sie lebten insbesondere vom Handel mit Geld. Wie viele jüdische
Familien/Personen in dieser Zeit tatsächlich in der Stadt lebten, ist nicht
bekannt. Auch werden keine Einrichtungen wie Synagoge oder Friedhof erwähnt.
Im 16. Jahrhundert erfährt man zwischen 1521 und 1535 von den
Schwabacher Juden Simon, Michel Uriel und Abraham, die in Nürnberg Schutzbriefe
erhielten oder Verträge abgeschlossen haben. Der Jude Simon aus Schwabach
verzog 1536 nach Frankfurt, wo er in den folgenden Jahren als Schimon Wolf
Auerbach von Schwabach in Urkunden genannt wird. 1560 und 1584
wurden die Schwabacher Juden vertrieben.
Bis zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges lebten offenbar keine Juden in
der Stadt. Erst nach diesem Krieg konnten sich jüdische Familien auf Wunsch des
Markgrafen zur Belebung der wirtschaftlichen Verhältnisse ansiedeln, darunter
waren nach 1670 auch aus Wien vertriebene jüdische Familien. Von 1650 bis 1714
wuchs die Zahl auf 30 jüdische Familien in der Stadt. Bei den zuziehenden
Familien handelte es sich auch um Kauf- und Handelsleute, die teilweise
umfangreiche Beziehungen zu jüdischen Handelsleuten anderer Regionen innehatten
und auch deren Namen auch in den Listen der Messegäste in Leipzig regelmäßig
erschienen.
Von großer Bedeutung für die Region wurde Schwabach als ansbachisch-brandenburgisches
Oberrabbinat. Vom Anfang des 18. Jahrhunderts bis zur Auflösung des
Rabbinates 1932 amtierten immer Rabbiner in der Stadt (mehr dazu siehe auf der Textseite).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1811/12 279 jüdische Einwohner (3,9 % von insgesamt 7.120 Einwohnern),
1837 250 (3,5 % von 7.160), 1867 159 (2,2 % von 7.044), 1871 141 (2,1 % von
6.702), 1880 143 (1,9 % von 7.513), 1890 112 (1,4 % von 8.104), 1900 105 (1,1 %
von 9.385), 1910 83 (0,7 % von 11.195). Die Zahlen zeigen, dass bereits bis zur
Mitte des 19. Jahrhunderts die Zahl der jüdischen Einwohner zurückgegangen
war: viele, vor allem junge Juden sind nach Nordamerika ausgewandert. Nach 1861
war ein Zuzug nach Nürnberg möglich, das größere wirtschaftliche und
kulturelle Möglichkeiten bot. Dennoch blieb ein Teil der Familien in der Stadt,
wo man im Bereich des lokalen Handels immer noch ausreichend den Lebensunterhalt
verdienen konnte. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es unter den jüdischen
Familienoberhäuptern vier Vieh- und vier Tabakhändler, vier waren im
Dienstleistungsgewerbe tätig, zwei als Industrielle.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (siehe unten), eine jüdische
Schule, das bereits genannte Rabbinat, eine Jeschiwa, die 1826 zu einer
Vorbereitungsseminar für jüdische Religionslehrer erweitert wurde (siehe Textseite),
ein rituelles Bad. Zur Besorgung der religiösen Aufgaben der Gemeinde war neben
dem Rabbiner und den Lehrern zeitweise auch zusätzliche Vorbeter angestellt,
die zugleich das Amt des Schächtens innehatten. Die Toten der Gemeinde wurden
im jüdischen Friedhof
Georgensgmünd beigesetzt.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Moses Ucko. Sein
Name steht auf dem Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges im
nordwestlichen Teil des Stadtparks, unweit der Eisentrautstraße.
Um 1925, als noch 43 jüdische Personen der jüdischen Gemeinde angehörten
(0,36 % von etwa 12.000) Einwohnern, waren die Vorsteher der jüdischen
Gemeinde Hermann Feuchtwanger und Moritz Rosenstein. Distriktsrabbiner und
Religionslehrer war Dr. Salomon Mannes. Zum Distriktsrabbinat Schwabach gehörten
damals die jüdischen Gemeinden Burghaslach,
Forth, Georgensgmünd,
Hainsfarth,
Hüttenbach, Ottensoos
mit Hersbruck, Pappenheim,
Schnaittach,
Schwabach und Treuchtlingen.
Dr. Mannes unterrichtete damals an der Religionsschule vier Kinder und erteilte
insgesamt 10 jüdischen Kindern an den Schulen Religionsunterricht. An jüdischen
Vereinen bestanden der Wohltätigkeits- und Bestattungsverein Chewra
Kadischa (1924 unter Leitung von Hermann Feuchtwanger mit 7 Mitgliedern,
1932 5 Mitglieder) und der Israelitische Frauenverein (gegründet 1852,
1924 unter Leitung von Klara Mannes mit 11 Mitgliedern, 1932 19 Mitglieder). 1932
(47 jüdische Gemeindeglieder) war erster Vorsteher der Gemeinde Hermann
Feuchtwanger, 2. Vorsteher Moritz Rosenstein. 1932 wurde das Bezirksrabbinat
Schwabach aufgelöst; Schwabach wurde dem Rabbinatsbezirk Ansbach
zugeteilt.
1933, als noch 38 jüdische Einwohner in Schwabach gezählt wurden,
bestanden an jüdischen Gewerbebetrieben noch acht Handlungen (Tabakhandel,
Viehhandel, Läden), zwei Fabriken. Auf Grund der zunehmenden Repressalien,
willkürlicher Verhaftungen und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts
verzogen bis zum Juli 1937 25 der jüdischen Einwohner Schwabachs in andere Orte
(Frankfurt, München) oder konnten emigrieren (zehn nach Palästina, je zwei in
die USA und die Tschechoslowakei, einer nach England). Unter den 13 jüdischen
Einwohnern im Juli 1937 waren zwei Familien mit fünf Personen inzwischen
unterstützungsbedürftig geworden. Beim Novemberpogrom 1938 lebten noch 14 jüdische
Personen in der Stadt. Sie wurden teilweise in das städtische Gefängnis
verbracht. Alle wurden gezwungen, alsbald die Stadt zu verlassen und ihren
Besitztum mit großem Verlust zu verkaufen. Am 8. Dezember 1938 war Schwabach im
Sprachgebrauch der Nationalsozialisten "judenfrei".
Von den in Schwabach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"; die Liste ist mit 32 Namen
noch lückenhaft, nach anderen Angaben starben etwa 47 Schwabacher Juden im
Holocaust): Frieda Bechhöfer (1892), Jenny Damidt geb. Stern (1881), Berta
Gerstle geb. Rosenstein (1895), Bernhard Feuchtwanger (1882), Emma Feuchtwanger
(1876), Leo Feuchtwanger (1883), Leopold Feuchtwanger (1873), Mirjam
Freudenberger (1886), Sigmund Geiringer (1900), Justin Gerstle (1892), Cäcilie
Herz geb. Löwenstein (1861), Fanny Hirsch geb. Herz (1895), Frieda Köhler geb.
Rossheimer (1867), Frieda Kohn (1873), Hugo Krauß (Krausz, 1876), Bella
Kronenberger geb. Kaufmann (1884), Hannchen Lieben geb. Grünbaum (1891), Betty
Lustig geb. Feuchtwanger (1888), Mina Reis geb. Feuchtwanger (1903), Moritz
Rosenstein (1866), Hugo Rossheimer (1873), Max Rossheimer (1871), Frieda
Rossmann geb. Feuchtwanger (1891), Sofie Schlossberger geb. Feuchtwanger (1897),
Elisabeth Scooler (19095), Lea (Lina) Seligsberg geb. Feuchtwanger (1872), Sara
Stern geb. Wechsler (1881), Benzion Wechsler (1874), Jakob Wechsler (1882),
Salomon Wechsler (1876), Willy Weinschenk (1863), Esther Wissmann (1872).
Zur Erinnerung an einige der aus Schwabach umgekommenen Personen wurden in der
Stadt "Stolpersteine" verlegt (erste Verlegung am 28. November
2014).
Nach 1945 kehrte nur ein ehemals in der Stadt lebender jüdischer
Einwohner zurück. Vorübergehend entstand in der Stadt eine neue jüdische
Gemeinde durch den Zuzug jüdischer Flüchtlinge und Überlebende von
Konzentrationslagern ("Displaced Persons). Im April 1947 umfasste diese
Gemeinde 221 Personen im Landkreis Schwabach, die Hälfte davon in der Stadt
selbst. Die ehemalige Synagoge wurde reaktiviert, es gab ein jüdisches
Gemeindehaus "Tel Aviv", eine jüdische Schule, Bibliothek, eine
koschere Metzgerei und einen jüdischen Fußballverein ("Kadima").
Nach Gründung des Staates Israel 1948 wanderten fast alle der Schwabacher DPs
nach Israel aus. 1949 wurden keine jüdischen Einwohner mehr in der Stadt gezählt.
Im Jahr 2007 wohnten etwa zehn jüdische Personen in der Stadt.
Zur Geschichte der Synagoge
Nach Angaben bei Haenle (s. Lit. S. 50-51) bestand eine Synagoge
in Schwabach bereits am Ende des 16. Jahrhunderts. Offenbar stammte diese
Synagoge aus der Zeit vor der Austreibung der jüdischen Bewohner 1560, da nicht
anzunehmen ist, dass im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts eine Synagoge
erbaut oder eingerichtet worden ist. Zu sehr bestand damals die Gefahr,
jederzeit wieder vertrieben zu werden.
Nach Zuzug der jüdischen Familien nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde
vermutlich zunächst ein Betsaal eingerichtet, 1687 eine erste
Synagoge erbaut.
1799 reichte die erste Synagoge der größer gewordenen jüdischen
Gemeinde nicht mehr aus. In diesem Jahr wurde eine neue Synagoge erbaut.
138 Jahre sollte die neue Synagoge als religiöses Zentrum der jüdischen
Gemeinde in Schwabach dienen. Aus der Synagogengeschichte seien einige Berichte
aus jüdischen Periodika zusammengestellt:
Einführung des Chorgesanges in der
Synagoge (1842)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. April 1842:
"Aus Mittelfranken, 15. März (1842). In unserm Kreis zeigt sich ein
sehr reges Leben in Bezug auf Reparatur der alten und Erbauung von neuen
Synagogen. In ganz kurzer Zeit wird man selbst in der kleinsten Gemeinde
von Mittelfranken kein Gotteshaus mehr antreffen, das nicht auf eine
würdige Weise, seinem heiligen Zwecke entsprechend, im Innern
ausgestattet ist. Den Impuls dazu hat nun jedenfalls, aller ihrer Mängel
und Inkonsequenzen ungeachtet, die 'Synagogenordnung für Mittelfranken'
gegeben, die auch einen bessern Gesang in die meisten Synagogen
eingeführt und dem äußeren Teile des Gottesdienstes, wenn ich so sagen
darf, mehr Würde gegeben hat. Ja sogar in den Synagogen der, dem
Fortschritte nicht huldigenden Rabbinen findet Choralgesang allmählich
Eingang. Sogar in Schwabach, dem Sitze unseres Stangenhalters, wie unsere
Alten den dortigen Rabbinen Wechsler heißen, ist jetzt ein Chor
errichtet, und am vergangenen Purimfeste hat man dort, wie man mir
berichtet, die Stelle - den Juden ward ein Licht (?) - gesungen.
Gott gebe, dass dieser Wunsch recht bald in Erfüllung gehe! dazu könnte
Wechsler freilich Manches beitragen. - Weniger sorgt unsere
Synagogenordnung für den inneren Menschen und in den Räumen mancher
Synagoge, in welcher an Festtagen vierstimmige Gesänge mit der größten
Präzision vorgetragen werden, hört man einen deutschen Vortrag nur am 9.
Aw, an welchem allein nur der Lehrer in deutscher Sprache zu seiner
Gemeinde zu reden hat (Synagogenordnung § 51), das Deutsche - und den
Lehrer lässt man bei uns am 9. Aw ihre Rollen spielen". |
Neuanschaffung von Torarollen (1909)
Artikel
im Frankfurter Israelitischen Familienblatt vom 20. August 1909:
"Nürnberg. In unserer nur aus wenigen Haushaltungen bestehenden
Nachbargemeinde Schwabach ist als Ersatz für die alte unbrauchbar
gewordene Sefer-Tora (Torarolle) beschlossen worden, eine neue schreiben
zu lassen. Die für den Etat der Gemeinde große Summe wurde in kurzer
Zeit durch freiwillige Beiträge zum größten Teil aufgebracht. Für
Beschaffung der restierenden ca. 150 Mark haben zwei dortige Herren die
Garantie übernommen, sodass das Sefer bereits in Bestellung gegeben
werden konnte." |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. August 1909:
"Schwabach, 15. August (1909). Unsere Gemeinde hat die Anschaffung
neuer Sifrei Torot (Torarollen) - statt der Pasul
(untauglich) gewordenen - beschlossen. Der hiefür erforderliche Betrag
ist zum größten Teil durch freiwillige Spenden aufgebracht
worden". |
Die letzten Gottesdienste in der Synagoge wurden vermutlich 1937
abgehalten. Da schon mehrere Jahre kein Minjan mehr durch die jüdischen Familien
der Stadt gestellt werden konnte, kamen zuletzt zu den Feiertagen Männer aus
Fürth, um das Minjan zustande zu bringen. Im August 1938 wurde die
Synagoge an eine Brauerei verkauft,
die das Gebäude in den folgenden Jahren als Bierlager zweckentfremdete. Die
Ritualien kamen an den Landesverband nach München, darunter waren wertvolle
Toraschrein-Vorhänge, eine Tora-Krone, ein Tora-Schild, ein Becher der Chewra
Kadischa (aus dem 18. Jahrhundert) sowie ein Tora-Wimpel von 1687.
Durch den Verkauf des Synagogengebäudes an die Brauerei blieb es beim Novemberpogrom 1938 unbeschädigt.
Nach 1945 wurde die Synagoge im Zusammenhang mit der Rückführung
jüdischen Vermögens beschlagnahmt und für die bis 1948 wieder bestehende
jüdische Gemeinde in Schwabach (Displaced Persons s.o.) wieder als Synagoge
genutzt. Seit 1949 stand das Gebäude wieder leer und kam Anfang der 1950er
Jahren nach Klärung des Restitutionsverfahrens wieder in den Besitz der
Brauerei, die es wiederum als Lager verwendete.
1998 wurde von engagierten Bürgerinnen und Bürgern aus Schwabach
und Umgebung der "Verein Synagogengasse 6 e.V." gegründet. Der Verein
übernahm das von der Brauerei geräumte Gebäude in Pacht und initiierte in den
folgenden Jahren eine Restaurierung und neue Nutzung des ehemaligen
Synagogengebäudes. Am 23. Juni 2003 beziehungsweise am 12. Oktober
2003 (Beginn des Wintersemesterprogramms der VHS) wurde im ehemaligen
Betsaal ein Seminarraum der städtischen Volkshochschule eröffnet. Die
Frauenempore wurde rekonstruiert. Am Gebäude wurde ein Vorraum
angebaut.
Zeitgleich mit der Renovierung des Synagogengebäudes wurde im Frühjahr 2001
im Gebäude Synagogengasse 10 eine ehemalige "Laubhütte" (Sukka)
entdeckt. Bei den Renovierungsarbeiten wurden unter dem Putz des
Dachgeschosses farbige Fresken vom Ende des 18. Jahrhunderts entdeckt. Die
Fresken zeigen u.a. Mose mit den Gebotstafeln sowie einen Mann mit dem
Schabbeshut. Über dem Raum wurden gefasste Bretter entdeckt, die zum
Laubhüttenfest geöffnet werden konnten.
Anfang 2012 wurde durch das Ehepaar Nachum und Arje Wissmann (Jerusalem; Nachum
Wissmann ist Urenkel des 1858 bis 1901 in Schwabach tätigen Rabbiners Loeb
Wissmann) eine hebräisch beschriebene Gebotstafeln der "Alten
Synagoge" gestiftet. Sie wurden unter dem mittleren Fenster an der Ostseite
der ehemaligen Synagoge im Bereich des früher hier stehenden Toraschreines
angebracht. Eine weitere Holztafel mit der hebräisch geschriebenen Mahnung
"Gedenke, vor wem Du stehst" wird im Stadtmuseum ausgestellt, da es
vor Ort. Von Seiten der Volkshochschule waren Befürchtungen geäußert worden,
dass "sich Kursteilnehmer durch die Gebotstafeln religiös bedrängt
gefühlt könnten".
vgl. Artikel
im "Schwabacher Tagblatt" vom 23. Februar 2012: "'Das ist eine
ganz außergewöhnliche Geste".
Adresse/Standort der Synagoge: Synagogengasse 6,
ehemaliges Rabbinerhaus und Jeschiwa Synagogengasse 5, ehemaliges Schächterhaus
(im Keller vermutlich die ehemalige Mikwe) Synagogengasse 8
(seit der NS-Zeit bis 2003 hieß die
Synagogengasse Schlötzergasse).
Weitere ehemalige jüdische Häuser u.a.: Synagogengasse 14, Pinzerberg 1,3,6,21
und 36; Glockengießergasse 3,4,5 und 7.
Die ehemalige Synagoge und die bei der Renovierung im Nachbargebäude entdeckte
Laubhütte können nach Anmeldung bei der Volkhochschule besichtigt werden,
Telefon: 09122/860-204 beziehungsweise 09122/860-321 E-Mail
der Volkshochschule.
Fotos
(historische Fotos: Innenaufnahme vor 1937 und Außenaufnahme
nach 1945: Stadt Schwabach; Ritualien: Fotos von Theodor Harburger,
veröffentlicht in: Theodor Harburger: Die Inventarisation jüdischer Kunst- und
Kulturdenkmäler in Bayern. Hg. von den Central Archives Jerusalem und dem
Jüdischen Museum Franken - Fürth und Schnaittach. 1998 Bd. 3 S. 697-699)
Historische Fotos vor 1937
(Fotos der Ritualien vom 4.8.1929;
Innenaufnahme rechts aus der Sammlung
von Menachem Spielmann Bnei Berak, Israel) ) |
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Innenaufnahme der ehemaligen
Synagoge
mit Blick zum Toraschrein (rechts um 1925) |
Tora-Krone aus Gemeindebesitz
(Keter Tora) |
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Der 34 cm hohe
Pokal der Chewra Kadischa von 1718/19.
Heute im Israel-Museum Jerusalem. |
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Nach 1945 |
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Die ehemalige Synagoge vor der
Restaurierung |
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Nach der Restaurierung der
ehemaligen Synagoge |
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Die ehemalige Synagoge mit dem
charakteristischen Walmdach |
Im Inneren der Synagoge. Über
den Säulen
die (rekonstruierte) Frauenempore |
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Foto aus der unweit der
Synagoge
gefundenen Sukka (Laubhütte) |
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Mose überbringt die
Gebotstafeln |
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Die alte Judenschule
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Eingangsportale der
alten Judenschule und des Rabbinerhauses
in Form der beiden Gesetzestafeln |
Seitenansicht
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Straßenschild
Synagogenstraße |
Die ehemalige Synagoge |
Eingangsportal |
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Hinweistafel "Haus der
Volkshochschule" |
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Treppenhaus der ehemaligen
Synagoge |
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Im früheren
"Judenviertel"
der Stadt |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
August 2013:
In Schwabach sollen "Stolpersteine"
verlegt werden |
Artikel von oh/ukb im "Schwabacher
Tagblatt" vom 22.August 2013 (Link
zum Artikel): "'Stolpersteine' erinnern an NS-Opfer
Nur drei Schwabacher Juden überlebten das KZ — Namen als Inschrift in Pflaster -
SCHWABACH - Mit der Informationsveranstaltung über 'Stolpersteine für
Schwabach' hat dieses Projekt Gesicht und Namen bekommen. Ahnenforscherin Melanie Greiner erläuterte, dass sie durch ihre Tätigkeit auf die Initiative
'Stolpersteine' des Künstlers Gunter Demnig gestoßen sei. Er hat kleine Gedenksteine geschaffen, die in vielen deutschen Städten in das Pflaster von öffentlichen Gehwegen eingelassen werden, um an das Schicksal der Menschen zu erinnern, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben worden sind.
Für die Idee, diese Steine auch in Schwabach zu setzten, gewann Melanie Greiner sogleich Daniela Hechtel, Nicola Meining, Stadtheimatpflegerin Ursula Kaiser-Biburger und Tilman Kuhl, den Landtagskandidaten der Grünen. Mit dazu gehören auch gleich die beiden Jugendlichen Mia-Noelle Greiner und Leah Hechtel. Sie brachten sich mit dem Vortrag des bewegenden
'Poem' der jungen jüdischen Autorin Selma Meerbaum-Eisinger ein, die mit 18 Jahren in einem Arbeitslager an Flecktyphus starb. Die Verszeile daraus
'Ich will leben' sorgte ebenso für die angemessene Einstimmung wie die Musik, die der Pianist Andreas Maueröder und die junge Flötistin Dana Kopp zur musikalischen Umrahmung ausgewählt hatten..." |
Siehe auch die Website www.stolpersteine-schwabach.com
Kontakt über E-Mail info@stolpersteine-schwabach.com |
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August/November 2014:
Verlegung von
"Stolpersteinen" in Schwabach |
Artikel in "Mein Mitteilungsblatt"
Schwabach vom 6. August 2014: "SFZ-Schüler erinnern im Rahmen des Schwabacher Stolperstein-Projekts" an Walter Tuchmann.
Schwabach: Sonderpädagogisches Förderzentrum. 'Wir machen beim Stolpersteine-Projekt mit, damit man nicht die schrecklichen Gräueltaten der Nationalsozialisten an den Juden vergisst. Wir machen mit, weil wir an Walter Tuchmann erinnern
wollen.' Diese klare Botschaft stellten die Schüler der Klasse 6.1 G des Sonderpädagogischen Förderzentrums (SFZ) an den Anfang ihrer Präsentation über das Schicksal des Schwabacher Unternehmers Walter Tuchmann. Gleichzeitig war dies die Premiere der Schülerpräsentationen, die im Zusammenhang stehen mit dem Kunstprojekt
'Stolpersteine' des Kölner Künstlers Gunter Demnig, das nun auch in Schwabach von der
'Stolperstein-Initiative' um Melanie Greiner verwirklicht wird. Neben anderen Schulen ist auch das SFZ dabei. Aus diesem Grund hatten sich die Klasse 6.1.G des SFZ beispielhaft mit dem Schicksal von Walter Tuchmann auseinandergesetzt, der ein Opfer des Nationalsozialismus wurde..."
Link
zum Artikel
Vgl. Artikel
in nordbayern.de vom 27. August 2014. |
Hinweis: Die Verlegung von
"Stolpersteinen" in Schwabach wurde am 28. November 2014
vorgenommen.
Informationen zur Verlegung siehe www.stolpersteine-schwabach.de.
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An fünf Stationen werden
"Stolpersteine" verlegt: in der Synagogengasse für Rabbiner Dr.
Salomon Mannes, in der Nördlichen Ringstraße für Fabrikant Walter
Tuchmann, in der Südlichen Ringstraße 2 für Kaufmann Justin Gerstle und
seine Frau Berta geb. Rosenstein, in der Fleischbrücke 2 für
Tabakhändler Manuel Graf und seine Frau Sarah geb. Kohn, in der
Königsstraße 12 für Geschäftsinhaber David Bleischer und seine Frau
Ottilie geb. Nagler. |
Artikel von Günther Wilhelm im "Schwabacher
Tagblatt" vom 29. November 2014: "'Stolpersteine': Verbeugung vor
jüdischen NS-Opfern.
In Schwabachs Innenstadt wurden die ersten acht mit Namen und Lebensdaten
verlegt.
SCHWABACH - In 18 Ländern gibt es bereits 49.000 'Stolpersteine' in rund
1200 Städten. Am Freitag ist Schwabach hinzugekommen. An zunächst fünf
Stationen in der Innenstadt erinnern die ersten acht an das Schicksal der
Schwabacher Juden im Nationalsozialismus. Insgesamt sollen in den kommenden
Jahren knapp 50 Stolpersteine verlegt werden. Die 'Stolpersteine' sind eine
Idee des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Für seine 1993 begonnene Initiative
ist er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Am 28. November
verlegte er persönlich die ersten Steine in Schwabach. In einer Feier in der
Alten Synagoge erläuterte er zunächst diese Form der Erinnungskultur.
Stolpersteine sind Quadrate mit zehn Zentimeter Kantenlänge. Auf einer
Messingplatte sind Namen und Daten verfolgter und ermordeter Juden und
anderer NS-Opfer eingeschlagen. Demnigs Intention: Durch den Gedenkstein vor
seinem früheren Haus werde die Erinnerung an diesen Menschen in unseren
Alltag geholt. 'Sechs Millionen Opfer sind eine abstrakte Größe, persönliche
Schicksale aber nicht.' Jeder Stein symbolisiere auch die Gesamtheit der
Opfer. Doch die Stolpersteine sind auch umstritten und sorgen in München für
eine heftige Debatte. Charlotte Knobloch, die ehemalige Präsidentin des
Zentralkomitees der Juden in Deutschland, fühlt sich an die Tritte der Nazis
gegen am Boden liegende Juden erinnert. Und nun würde deren Andenken mit
Füßen getreten. Demnig interpretiert es genau umgekehrt: 'Wer die Tafel auf
dem Stein liest, verbeugt sich vor den Opfern.'
In Schwabach sieht man die Chance, Schülern am Beispiel persönlicher
Schicksale das NS-Unrecht deutlich zu machen. Gruppen aus fünf Schulen
recherchieren die Lebenswege der Schwabacher Juden. 'Und die Schulfamilien
finanzieren die Steine auch', wie Stadtheimatpflegerin Ursula
Kaiser-Biburger betonte. Die Initiative 'Stolpersteine für Schwabach' wird
unter anderem von Melanie Greiner, Daniela Hechtel, Ursula Kaiser-Biburger,
Nicola Meining und Tilman Kuhl getragen. Unterstützt wird sie vom
Synagogenverein, der Bürgerstiftung 'Unser Schwabach' und der Stadt.
Die ersten fünf Stationen:
1. Synagogengasse (gestaltet vom Wolfram-von-Eschenbach-Gymnasium): Dr.
Salomon Mannes war Schwabachs letzter Rabbiner. Im Amt war er von 1903 bis
zur Auflösung des Rabbinats 1932. Grund war die rückläufige Mitgliederzahl
der jüdischen Gemeinde. Drei Jahre später zog seine Familie nach
Frankfurt/Main. Am Tag der Pogromnacht am 9. November 1938 emigrierte er
nach London. Dort starb er 1960 im Alter von 90 Jahren.
2. Nördliche Ringstraße (gestaltet vom Sonderpädagogischen Förderzentrum):
Walter Tuchmann war Inhaber der Drei-S-Werke und damit ein wichtiger und
auch angesehener Unternehmer in Schwabach. Da er wegen angeblicher
Devisenvergehen und 'Rassenschande' angezeigt wurde, sah er sich zur Flucht
gezwungen. Er verkaufte seinen gesamten Besitz und emigrierte 1937 nach Prag
und 1939 in die USA. Gestorben ist Walter Tuchmann in Mexiko. Das genaue
Sterbedatum ist nicht bekannt.
3. Südliche Ringstraße 2 (gestaltet von der Staatlichen Realschule): Justin
Gerstle und seine Frau Berta Gerstle, geborene Rosenstein, betrieben in
Schwabach ein Kaufhaus an der Ecke Südliche Ringstraße/Ludwigstraße. Das
Ehepaar zog 1935 in eine jüdische Siedlung nach München. 1942 wurden sie
nach Piaski deportiert. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Nach
dem Krieg hat das Amtsgericht München sie für tot erklärt. Mutmaßlich
gehören sie zu den Opfern der Shoa. Piaski ist eine Stadt in Polen. Dort
errichteten die Nazis ein Ghetto, aus dem es regelmäßige Transporte ins
Vernichtungslager Belzec gab. Alleine in diesem KZ wurden über 400 000 Juden
ermordet.
4. Fleischbrücke 2 (gestaltet von der Städtischen Wirtschaftsschule): Manuel
Graf, und seine Frau Sarah Graf, geborene Kohn. Manuel Graf war Inhaber
eines Tabakgeschäfts, das er 1938 aufgab. Das Ehepaar zog nach
Frankfurt/Main, wo seine Frau 1942 verstarb. Manuel Graf wurde ins
Konzentrationslage Theresienstadt deportiert, überlebte und kam am 4. Juli
1945 als einziger ehemaliger Schwabacher Jude zurück in die Stadt. Hier
verstarb er 1948. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Judenfriedhof in
Georgensgmünd.
5. Königsstraße 12 (gestaltet vom Adam-Kraft-Gymnasium): David Bleicher,
Geschäftsinhaber, und seine Frau Ottilie Bleicher, geborene Nagler. Das
Ehepaar hatte ein Kurzwarengeschäft, das es 1935 verkaufte und nach
Palästina auswanderte."
Link zum Artikel |
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Januar/Juni 2015:
In Schwabach entsteht die zweite Dependance des
Jüdischen Museums Franken |
Artikel von Ralph Bauer in der
"Jüdischen Allgemeinen" vom 8. Januar 2015: "Schwabach.
Sammeln für die Erinnerung
Das Jüdische Museum Franken erweitert seine Ausstellung und sucht Unterstützer
Jüdisches Leben in Schwabach geht bis im Mittelalter zurück. Unter anderem lebte hier der Ururgroßvater von Karl Marx. Um dieser Tradition buchstäblich auch ein Denkmal zu setzen, soll im Mai 2015 die zweite Dependance des Jüdischen Museums Franken eröffnet werden. Die Kosten liegen bei rund 390.000 Euro, den größten Teil hat die Regierung von Mittelfranken bereits finanziert..."
Link
zum Artikel
Weiterer Artikel von Ralph Bauer in der "Jüdischen Allgemeinen" vom 1. Juni
2015: "Schwabach. Fränkisches Pilotprojekt
Kleinste Dependance des Jüdischen Museums Fürth eröffnet – es soll in puncto
multimediale Inhalte ein Vorbild sein..."
Link zum Artikel |
Hinweis: die Dependance ist seit 7. Juni
2015 eröffnet: http://www.juedisches-museum.org/blog/dauerausstellung-schwabach
und http://www.schwabach.de/de/schwabach-erleben/tourismus/juedisches-museum-franken.html sowie
https://www.nordbayern.de/region/schwabach/das-judische-museum-franken-in-schwabach-eroffnet-1.4425067 |
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Juni 2015:
Über die zweite Dependance des Jüdischen Museums
Franken in Schwabach
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Artikel von Thomas Senne in
deutschlandfunkkultur.de vom 6. Juni 2015: "Schwabacher Synagogengasse.
Schätze des fränkischen Judentums
Die Synagogengasse in Schwabach erinnert an das jüdische Leben in der
bayerischen Stadt – von dem heute nichts mehr übrig ist. Ab nächstem Jahr
wird die restaurierte Gebäudegruppe der Öffentlichkeit zugänglich sein.
Überall wird gesägt und gehämmert in der Schwabacher Synagogengasse.
Bauarbeiter laden Schutt auf LKWs. Auf den ersten Blick erinnert nichts
daran, dass hier, mitten in der Altstadt, einst das Herz der jüdischen
Gemeinde von Schwabach schlug. Doch die Restaurierungsarbeiten gehen zügig
voran und wenn alles gut geht, kann hier im Mai nächsten Jahres sogar eine
Dependance des Jüdischen Museums Franken eröffnen, meint die Leiterin
dieser Institution, Daniela Eisenstein: 'Hier ist die komplette historische
Bausubstanz noch da, anhand sich das jüdische Leben des 18., 19., 20.
Jahrhunderts nachvollziehen lässt. Also hier kann man wirklich eintauchen in
dieses jüdische Leben und das ist sozusagen die Gasse, in der die Synagoge
steht, das Rabbinerhaus, das Lehrhaus. Der Schächter hat hier gelebt, der
Ururgroßvater von Karl Marx. Bedeutende Vorstandsmitglieder der Synagoge
haben hier gewirkt. Lehrer haben hier gewirkt, die einen besonderen Ruf
hatten. Der Schulklopfer hat hier gelebt. Alles, was man sozusagen zum
jüdischen Leben gebraucht hat, befand sich hier ...'
Kostbare Wandbilder von Moses mit Gesetzestafeln. Sogar eine
einmalige historische Laubhütte, die 2001 bei Renovierungsarbeiten eines
Wohnhauses entdeckt wurde und sensationelle Fresken aufweist, die
ihresgleichen suchen. Eines der mit kostbaren Pigmenten wie Malachit
gemalten farbigen Wandbilder zeigt Moses mit den Gesetzestafeln; ein anderes
einen Mann mit Schabbesdeckel, dem traditionellen Hut gläubiger Juden. 'Ein
Teil dieser Wandmalerei zeigt eine symbolische Darstellung, die man sonst
nur in hebräischen Buchdrucken findet, vereinzelt vielleicht mal auf einer
Fayence oder auf Textilien. Aber wir kennen es aus keiner anderen Sukka und
bis jetzt auch nicht aus einem sakralen Bau, einer Synagoge oder Betstube.
Hier wird gerade die Fassade neu gestrichen und innen ist gestrichen worden.
Elektrik ist gelegt worden. Die Lichtschalter sind neu, sehe ich gerade. Und
es sind Türen eingebaut worden, die ich noch nicht gesehen habe.' Ein
schlichter, freilich noch unfertiger Kassenraum erwartet die Besucher im
ersten Stock des zweigeschossigen Gebäudes, eines ehemaligen Wohnhauses, in
dem sich auch die Laubhütte befindet. An den Wänden der künftigen
Ausstellungsräume, in denen nach der Eröffnung im kommenden Jahr auch
audiovisuelle Medien eingesetzt werden sollen, hängen ochsenblutfarbene
Eisengitter. An sie werden dann die schwarzen Vitrinen gehängt, die über die
Schwabacher Juden informieren werden. Eine Etage höher sind die kostbaren
Wandmalereien zu sehen und ein weiterer Schauraum. 'Hier haben wir einen
zweiten Ausstellungsbereich und in diesem Bereich zeigen wir alles, was zum
Laubhüttenfest und Laubhütten gehört. Zum Teil mit Objekten von der
Laubhütte, mit historischen Objekten aus der Region, also ältere Objekte,
aber auch mit zeitgenössischen Dingen. Das Besondere ist, dass wir sowenig
wie möglich mit Text hier arbeiten. Es wird Textfahnen geben. Es werden
beispielsweise in diesem Raum auch Objekte gezeigt, die etwas über die
Biografie des Eigentümers aussagen. Aber die ganzen Bildunterschriften, die
werden sozusagen nicht an die Wand angebracht, sondern die trägt man mit
sich in einem mobilen Gerät. Man kann sie lesen, kann sie hören. Wenn noch
etwas da ist, planen wir, das Ganze auch in Gebärdensprache anzubieten.'
Informationen per Smartphone und App. Mit Hilfe von Flyern oder einer
aufs Mobiltelefon herunterladbaren App wird der Besucher der Schwabacher
Synagogengasse ab Mai nächsten Jahres Details über die jüdischen Häuser und
ihre ehemaligen Bewohner erfahren können. Der Schwabacher Bürgermeister
Roland Oeser jedenfalls ist mit dem Fortschritt des Bauvorhabens überaus
zufrieden und bereut nicht, dass sich seine Kommune bei diesem Projekt
engagiert. 'Der Hintergrund ist der, dass das Ensemble Synagogengasse für
Schwabach einen historischen Wert hat und ein Teil der Schwabacher
Geschichte ist. Das gehört praktisch zu Schwabach dazu wie viele andere
historische Teile dieser Stadt auch.' Mit dem Projekt 'Synagogengasse' will
die Stadt zusammen mit der Leiterin des Jüdischen Museums Franken, Daniela
Eisenstein, an das jüdische Leben mit seinen Ritualen erinnern, das freilich
seit der Shoah aus Schwabach verschwunden ist. 'Hier gibt es keine jüdische
Gemeinde mehr. Die Juden, die in Schwabach gelebt haben, sind vertrieben
worden und Schwabach rühmte sich, judenfrei zu sein nach der Pogromnacht.
Also die Pogromnacht hat eben die Wirkung gehabt, dass man die letzten
jüdischen Bewohner vor die Wahl gestellt hat, hier zu bleiben und zu leiden
oder gleich zu gehen. Also man hat sie vertrieben und war sehr stolz darauf.
Es hat nie wieder eine Gründung einer jüdischen Gemeinde gegeben.'"
Link zum Artikel |
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Juni 2016:
Von besonderem Interesse: Die
Schwabacher Laubhütte |
Artikel im "Schwabacher Tagblatt" (nordbayern.de)
vom 17. Juni 2016: "Schwabach: Laubhütte lockt 1400 Gäste an. Klein, aber
fein: erstes Jahr als Museum — Besucher beeindruckt — Infos auch per App
SCHWABACH - Professor Dr. G. Ulrich Großmann ist keiner, der mit
billigen Komplimenten um sich wirft. So etwas tut ein Generaldirektor des
Germanischen Nationalmuseums nicht. Nach seinem ersten Besuch im Jüdischen
Museum Schwabach aber greift er zu einem großem Wort: 'Bewunderung.' Vor
einem Jahr wurde die ehemalige Laubhütte in der Synagogengasse 10a als
Museum eröffnet. Mit ihrer in Westeuropa einzigartigen Wandmalerei gilt sie
als ungewöhnliches Zeugnis jüdischen Lebens. Das Schwabacher Museum ist nach
der ehemaligen Synagoge in Schnaittach die zweite Außenstelle des Jüdischen
Museums in Fürth, das von Direktorin Daniela Eisenstein geleitet wird.
'Schwabach war ein Pilotprojekt für uns', sagt Eisenstein bei einer Führung
für den 'Arbeitskreis für Hausforschung in Bayern'. Der hatte kürzlich im
Rahmen seiner Jahrestagung in Schwabach auch das Jüdische Museum besucht.
Ihm gehört auch Professor Großmann an. Ein Pilotprojekt deshalb, weil das
Museum nahezu ohne Schwabacher Ausstellungsstücke auskommen muss. Die
Exponate sind die ehemalige Wohnung des Schwabacher Juden Moses Löw Koppel
und das ehemalige jüdische Viertel rund um die Synagogengasse. 'Das ist ein
Kleinod europäisch-jüdischen Kulturerbes', betont Eisenstein. Wie aber
vermittelt man dieses Erbe? Ein Schwerpunkt des Konzepts ist der Einsatz
moderner Multi-Media-Einsatz. Zwei informative, aber keinesfalls belehrende
Animationsfilme erläutern die Geschichte des Hauses, erklären, was eine
Laubhütte eigentlich ist, beschreiben die facettenreiche Wandmalerei mit der
Hasenjagd, erläutern deren Bedeutung als 'Eselsbrücke' für die Abfolge von
Segenssprüchen und skizzieren die Geschichte des Judentums in Schwabach. Ein
hilfreicher Begleiter durch die kleinen Räumen in den beiden oberen Etagen
des Wohnhauses ist der Audio-Guide. Wer lieber liest, bekommt dessen Text
auch in gedruckter Form. Besonders stolz ist Daniela Eisenstein aber auf die
App.
Weltweite Resonanz. Mit ihr ist alles Wissenswerte auf dem Smartphone
abrufbar. Jederzeit und überall. So wird das Museum sogar ein Stück weit
erlebbar, ohne es besucht zu haben. 'Mit der App sprechen wir Menschen in
der ganzen Welt an', sagt Daniela Eisenstein, 'und wir bekommen auch
weltweite Resonanz etwa von Nachkommen Schwabacher Juden. Das freut mich
ganz besonders. Uns wurden sogar schon weitere Dokumente für unsere
Forschungsarbeit angeboten.'
Betreuung von Klassen. Und wie ist die Resonanz vor Ort? 'Die
Besucherzahlen sind noch nicht überwältigend', gibt sich die Museumsleiterin
zurückhaltend. Rund 1400 Gäste verzeichnete das Schwabacher Museum in seinem
ersten Jahr. Das sind immerhin schon beinahe so viele wie in Schnaittach mit
rund 1600 Besuchern. In die dortige Synagoge kommen sehr viele Schulklassen.
In Schwabach dagegen sind große Führungen wegen der räumlichen Enge nicht
möglich. Und die benachbarte Synagoge zu besuchen, ist nicht ganz einfach,
weil sie oft für VHS-Kurse belegt ist. 'Wir arbeiten aber daran,
Schulgruppen besser zu betreuen.' Angedacht ist eine Zusammenarbeit mit dem
Stadtmuseum. Was Daniela Eisenstein aber noch wichtiger ist als Zahlen, ist
die Reaktion der Besucher: 'Unser neues Museum kommt überragend gut an. Man
braucht nur mal die Eintragungen im Gästebuch lesen. Das freut mich
wahnsinnig.'
Geöffnet hat das Jüdische Museum Schwabach sonntags von 12 bis 17 Uhr.
Führungen finden immer am ersten Sonntag im Monat und nach Vereinbarung
statt. Gebucht werden können sie unter (0911) 770577. Weitere Infos unter
www.juedisches-museum.org"
Link zum Artikel |
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November 2017:
Erinnerung an die jüdische Geschichte in
Schwabach |
Artikel in haGalil.com vom 2. November 2017:
"Schwabach - Synagoge, Laubhütte und der Fußballverein 'Kadima
Schwabach..."
Link zum
Artikel |
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November 2018:
Erinnerung an den Novemberpogrom
1938 |
Artikel von Robert Unterburger im "Donaukurier" vom
9. November 2018: "In der Reichspogromnacht vor 80 Jahren wurden jüdische
Mitbürger in der Region übel drangsaliert -
Gejagt und vertrieben
Hilpoltstein/Thalmässing/Georgensgmünd/Schwabach/Allersberg. In
Thalmässing,
Georgensgmünd und Schwabach kam es in den Morgenstunden des 10.
November 1938 zu von Nazis organisierten Demonstrationen. Jüdische Geschäfte
und Wohnungen wurden verwüstet und geplündert, jüdische Mitbürger verhaftet
und später, wie in Allersberg die Familie Geiershoefer, enteignet. Genau 80
Jahre ist es jetzt her, dass es bei der Reichspogromnacht - auch
fälschlicherweise 'Reichskristallnacht' genannt - zu Übergriffen gegen
jüdische Mitbürger gekommen ist. Auch der heutige Landkreis Roth und die
Stadt Schwabach waren davon betroffen. Ein Rückblick.
Überall in Mittelfranken habe, wie in der Ausgabe der 'Rother Volkszeitung'
vom 11. November 1938 zu lesen ist, die 'Bevölkerung ihrer Erregung endlich
Luft gemacht, nachdem sie bis dahin geschwiegen und vorbildliche Disziplin
gezeigt hatte'. In diesem Zeitungsartikel schwelgt das NS-Blatt im damaligen
Parteijargon förmlich von dem 'hellhörig gewordenen Volk von Franken', das
nun eine 'handgreifliche Warnung an das Judentum' gegeben habe. 'Als bekannt wurde, dass der deutsche Gesandtschaftsrat Ernst vom Rath den
Verletzungen erlegen ist, die ihm der jüdische Mörder Herschel Seibel
Grünspan beibrachte, bemächtigte sich der Schwabacher Bevölkerung eine
starke Erregung, die um so verständlicher ist, als der jüdische Hass gegen
alles Nichtjüdische gerade am 9. November, dem Gedenktag der Blutopfer in
München, ein weiteres Blutopfer gefordert hat.' Damit spielt das Blatt auf
den gescheiterten Hitler-Putsch am 9. November 1923 an.
Weiter heißt es in diesem perfiden Artikel: 'Schon in den frühesten
Morgenstunden des gestrigen Tages bildeten sich in den Straßen Schwabachs
Demonstrationszüge, und die begreifliche Erregung der Bevölkerung machte
sich in einer drohenden Haltung gegen die noch hiesigen Juden Luft. Aus
diesem Grunde sah sich der Vorstand des Bezirksamtes in seiner Eigenschaft
als Stadtkommissar veranlasst, die Juden durch die Polizei verhaften zu
lassen und in das hiesige Amtsgerichtsgefängnis einzuliefern.
So wurden morgens um 6.30 Uhr die beiden Schwabacher Juden Levite und Graf
in ihrer Wohnung verhaftet. Der Jude Krauß meldete sich in der ersten
Morgenstunde bei der Polizei ab und reiste nach Ungarn, dessen
Staatsangehörigkeit er besitzt. Nicht nur in der Stadt Schwabach, sondern
auch in Georgensgmünd und Röthenbach war die Bevölkerung über die Bluttat in
Paris aufs äußerste aufgebracht, so dass der Vorstand des Bezirksamtes dort
zu ähnlichen Maßnahmen greifen musste wie in Schwabach. In Georgensgmünd
wurden zwei Juden und in Röthenbach ein Jude verhaftet. Einige
Fensterscheiben in den von Juden bewohnten Häusern gingen in Trümmer.
'Misshandlungen sind keine vorgekommen.' Soweit die Nazi-Zeitung im O-Ton.
Zum Zeitpunkt des Novemberpogroms lebten noch 14 Juden in Schwabach. Sie
wurden teilweise in das städtische Gefängnis gebracht. Alle wurden
gezwungen, bald die Stadt zu verlassen und ihren Besitz mit großem
Wertverlust zu verkaufen. Bereits am 8. Dezember 1938 ist Schwabach im
Sprachgebrauch der Nazis 'judenfrei'..."
Link zum Artikel. |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,2 S. 749; III,2 S. 1332. |
| Sigmund Haenle: Geschichte der Juden im ehemaligen
Fürstentum Ansbach. 1867. Nachdruck 1990 (Reihe: Bayerische jüdische
Schriften, hg. von Karl W. Schubsky und Hermann Süß. Bd. 1). Passim. |
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 227-229. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 182-183. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 362-368 (mit
zahlreichen Literaturangaben). |
| Michael Schneeberger: Schwabach, ein Bollwerk der
Jiddischkeit - über die Geschichte der Schwabacher Juden. Reihe: Jüdische
Landgemeinden in Bayern (13). In: Jüdisches Leben in Bayern.
Mitteilungsblatt des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in
Bayern. 20. Jahrgang Nr. 99 Dezember 2005. S. 18-24 (mit zahlreichen
Quellen- und Literaturangaben).
|
| "Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band II:
Mittelfranken.
Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid,
Hans-Christof Haas und Angela Hager, unter Mitarbeit von
Frank Purrmann und Axel Töllner. Hg.
von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und
herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern, Teilband 2: Mittelfranken. Lindenberg im Allgäu 2010.
Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu.
ISBN 978-3-89870-448-9. Abschnitt zu Schwabach S. 614-631. |
| Hans-Peter
Süss: Jüdische Archäologie im nördlichen Bayern. Franken und
Oberfranken. Verlag Dr. Faustus Büchenbach 2010 (Reihe: Arbeiten zur
Archäologie Süddeutschlands Band 25). Zu Schwabach S. 136-139.
|
| Isak Nethanel Gath: Der Hexenmeister von
Schwabach. Der Prozess gegen den Ansbachischen Landesrabbiner Hirsch
Fränkel. Reihe: Mittelfränkische Studien Bd. 21. Hrsg.: Historischer
Verein für Mittelfranken. 2011. ISBN 978-3-87707-812-9. 19,90 €.
Anmerkung von Christof Eberstadt zu diesem Buch: "Der Verfasser hat sämtliche zur Zeit ihm verfügbaren Quellen zur Geschichte der Prozesse gegen den Ansbacher Hofjuden
Elkan Fränkel und seinen Bruder, den Landesrabbiner Zwi Hirsch Fränkel ausgewertet, und eine Vielzahl neuer Erkenntnisse zu den Personen, ihren Familien und ihrem Umfeld gefunden, und vor allem eine ganze Menge tradierter Überlieferungen in den Bereich der Fabel verwiesen, und korrigiert. Ein wahrer Gewinn!"
|
| Andrea Kluxen / Julia Hecht: Der
Rabbinatsbezirk Schwabach. Reihe
Franconia Judaica Band 4. 156 S. Ergon Verlag Würzburg 2009.
Es handelt sich um Referate der am 28. November 2008 in der Alten Synagoge Schwabach abgehaltenen Tagung der Reihe "Franconia Judaica", veranstaltet vom Bezirk Mittelfranken in Kooperation mit der Volkshochschule Schwabach und dem Jüdischen Museum Franken. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Schwabach Middle Franconia.
The 14th century community was destroyed in local riots in 1384. In the 16th
century the Jews were expelled at least twice (1560, 1585). Their situation
improved in the 17th century under the collective privilege accorded by the
counts of Brandenburg to the Landjudenschaft organization of the Ansbach
principality. Schwabach was the seat of the chief rabbinate of the principality
for 80 years, starting in 1709. In 1713, the first chief rabbi, Tzevi Hirsch
Fraenkel, was charged with witchcraft and defaming Christianity and imprisoned
for 24 years. Riots followed a libel in 1729 that Jews had desecrated Christian
holy objects. In 1744 the community's religious books were impounded as in other
important Bavarian communities on charges of anti-Christian teachings. Despite
persecution the community flourished, dealing mainly in jewelry and horse
trading. in the 19th century Jews found themselves reduced to petty trade,
totally excluded from the crafts. In 1823 the Bavarian government reduced the
legal number of resident Jewish families from 41 to 20. Nonetheless, the Jewish
population reached 250 in 1837 (total 7,160). A yeshiva and talmud torah were
opened during the century. In 1880 the Jewish population stood at 143; in 1933,
it was 38. After 1933 many Jews were arrested on various pretexts. All left by
1938, ten for Palestine and the last 13 after Kristallnacht (9-10
November 1938).
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