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Gunzenhausen
(Kreis Weißenburg - Gunzenhausen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Zur jüdischen Geschichte in Gunzenhausen
siehe insbesondere
die diesbezüglichen Seiten der Stephani-Volksschule in Gunzenhausen
Übersicht:
Es gibt eine weitere Seite mit Texten
zur jüdischen Geschichte in Gunzenhausen (interner
Link)
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
(english
version)
In Gunzenhausen lebten Juden bereits im Mittelalter.
Genannt wird die Stadt im Zusammenhang mit der sog. "Rintfleisch"-Verfolgung
1298, bei der die jüdischen Einwohner vermutlich ermordet oder vertrieben
wurden. In den 1340-Jahren gab es wiederum jüdische Einwohner. Namentlich
genannt werden 1343 in Nürnberg Jud Lewe von Gunzenhausen sowie 1344 Jud Mosse
von Gunzenhausen, gesessen zu Baldern. Bei der Verfolgung in der Pestzeit
1348/49 wurden die Juden der Stadt wiederum ermordet oder vertrieben.
Erst 1374/75 - die Stadt war inzwischen im Besitz der Burggrafen von
Nürnberg - werden wieder jüdische Einwohner in der Stadt genannt. 1384 wird
ein Jude aus Gunzenhausen in Rothenburg ob der
Tauber genannt, 1403 einer in Wien, zwei weitere in Nürnberg 1416 und 1452.
Die jüdischen Gewerbetreibenden lebten vor allem vom Geldhandel, teilweise vom
Viehhandel. 1460 wird eine jüdische Augenärztin genannt. Zwei hebräische
Drucker (Vater und Sohn) mit Zusammen "Gunzenhauser" arbeiteten
1487-1492 in Neapel. Vor 1495 unterhielt R. Eisik Stein in Gunzenhausen
"während vielen Jahren" ein Jeschiwa, in der vor allem das Buch
"SeMaG" (von Moses ben Jakob aus Coucy in Frankreich) studiert
wurde.
1488 und wiederum 1539, nach anderen Quellen 1560, waren die Juden
der Stadt von den allgemeinen Ausweisungsbefehlen aus der Markgrafschaft
Brandenburg-Ansbach betroffen.
Ab 1593 konnten wieder Juden in der Stadt zuziehen (2 jüdische Einwohner
genannt). Anfang des 17. Jahrhunderts neun jüdische Familien in der
Stadt (Familienvorstände waren Maier I Judt, Nathan Judt, Maier II Judt, Jesse
Gottseelig, Ascher Judt, die alte Heim Jüdin, Joel Judt, Hess Judt
Hausgenossen). In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges sollen fast alle Juden
abgewandert sein, wenn sie nicht Krankheiten oder den Kriegsereignissen zum
Opfer gefallen sind. 1631 werden Juden aus Gunzenhausen in Ansbach
genannt.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg nahm die Zahl der jüdischen Einwohner
in der Stadt zu. Durch Zuzug aus anderen Orten sowie durch polnische
Flüchtlinge, die vor den Chmelnicki-Kosaken geflohen waren und durch einige
Familien, die nach 1670 aus Wien gekommen waren, entwickelte sich Gunzenhausen zu einer der größten und
bedeutendsten jüdischen Gemeinden im Bereich der Markgrafschaft
Brandenburg-Ansbach und wurde zu einem Hauptort des Ansbachischen Rabbinates.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Gunzenhausen einen eigenen Rabbiner,
der bis 1693 das Amt des markgräflichen Oberrabbiners innehatte, danach noch
als Orts- und Bezirksrabbiner innerhalb des Ansbacher Oberrabbinates tätig
war.
Die Gunzenhäuser
Rabbiner waren unter anderem (Amtszeit in Gunzenhausen in
Klammer; es waren noch weitere Rabbiner tätig, die u.a. im Cronheimer
Memorbuch genannt werden, deren Amtszeit jedoch bislang nicht klar
bestimmt werden kann):
| Schlomoh ben Todros Josef (vor 1659 Rabbiner) |
| Schmuel David ben Ja'akow Grunam (1659 bis
1675) |
| Jirmijahu ben Jehuda Lejb Gump (1680 bis
1693): nach 1693 zunächst Rabbiner in Schnaittach,
danach Oberrabbiner des Rabbinatsbezirks Würzburg mit Sitz in Aub,
gest. 1702 in Neubreisach. |
| Joseph Eisl bar Moschel (nach 1693 bis 1698),
gest. 1704 und in Bechhofen beigesetzt. |
| Schim'on Akiba ben Josef Bär (1698-1724),
stammte aus Wien, von wo er 1670 vertrieben worden war; gest. 1724 und
in Bechhofen beigesetzt. |
| Jakob ben Schmuel Steinhardt: war 42 Jahre
Bezirksrabbiner für Gunzenhausen und die umliegenden Gemeinden. |
| Mordechai ben Eliezer haLevi (bzw. Marx
Lazarus, ca. 1796-1813).
(Hinweis: der sich auch Mordechai Segal (= Levi) nennende Rabbiner
war mindestens seit 1795 Rabbiner in Gunzenhausen, da er als solcher
am 16. November eine Heiratsurkunde aus Cronheim unterzeichnet, siehe Seite
zu Cronheim, Presseartikel) |
| Samuel Idlinger (Anfang des 19. Jahrhunderts). |
| Abraham ben haChawer Jehuda Boeheim (bzw. Abraham
Böhm; 1814-1845): zunächst Rabbinatsverweser, dann ständig
angestellt; unterhielt eine bekannte Talmud-Tora-Schule, in der u.a.
die Rabbiner Aron Bär Grünbaum (später Ansbach), Elieser Bergmann
(später Jerusalem) und David Weiskopf (später Wallerstein)
lernten. Vgl. Artikel
auf Textseite. |
|
Im 18. Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen
Familien in der Stadt weiter zu von 28 Familien im Jahr 1714 auf 55 Familien im
Jahr 1755.
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1813 wurden für Gunzenhausen 55
Matrikelstellen festgeschrieben.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1809/10 235 jüdische Einwohner (10,7 % von insgesamt 2.189 Einwohnern),
1911/12 197 (9,7 % von 2.030), 1837 270 (10,4 % von 2.600), 1867 170 (5,2 % von
3.254), 1880 260 (6,9 % von 3.755), 1890 291 (7,5 % von 3.853), 1900 284 (6,3 %
von 4.503), 1910 291 (5,5 % von 5.278).
Die Gunzenhäuser Juden waren als Kaufleute, Händler, Bankiers und Ärzte
tätig, die in der Stadt weitestgehend integriert waren. Seit der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten viele von ihnen offenen Läden und
Geschäfte in der Stadt eröffnet. Zu einzelnen jüdischen Familien siehe die Dokumentation
der Stephani-Grund- und Hauptschule.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine jüdische Schule (1882 bis 1938 Jüdische Volksschule;
jüdisches Schulhaus bei der Synagoge 1882 neu gebaut, Hafnermarkt 18, Gebäude
wurde um 1980 zur Anlage einer Tiefgarage und Neubebauung abgebrochen), ein rituelles Bad
und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde waren - nach Auflösung des
Rabbinates 1845 - ein Lehrer (Elementarlehrer, zugleich I. Kantor) und ein
(II.) Kantor angestellt,
der meist zugleich als Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stellen auf der
Textseite).
An Lehrern werden genannt: um 1850 Lehrer Ottenstein, 1894 bis
1922 Lehrer Moses Marx, 1922 bis 1938 Lehrer Max Levite. An (II.) Kantoren/Schochetim werden genannt:
1883-1907 Herr Warschauer (danach in Fürth), Kantor Rehfeld (bis zur
Pensionierung 1933, danach wird die Stelle nicht mehr besetzt beziehungsweise
die Aufgaben durch Lehrer Max Levite übernommen).
Die Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat Ansbach.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen
Gemeinde: Unteroffizier Victor Bermann (geb. 25.4.1881 in Gunzenhausen, gef.
16.8.1916), Kommandantur Arzt Dr. David Rueck (gef. 9.12.1918), Gefreiter Ludwig
Seller (geb. 16.11.1898 in Gunzenhausen, gef. 9.8.1917), Gefreiter Oskar Seller
(geb. 13.8.1893 in Gunzenhausen, gef. 26.7.1918). Außerdem sind gefallen:
David Rosenau (geb. 1. Oktober 1884 in Gunzenhausen, vor 1914 in Augsburg
wohnhaft, gef. 21.6.1918), Leutnant Max Seller (geb. 25.11.1890 in Gunzenhausen,
vor 1914 in Bayreuth wohnhaft, gef. 24.6.1915). Die Namen der Gefallenen
(dreimal Seller und Dr. Rück stehen auf der Gedenkstätte für die Gefallenen
beider Weltkriege von Gunzenhausen am Hindenburgplatz, direkt neben dem
Verkehrsübungsplatz in der Nähe der Stephani-Grund- und Hauptschule.
Um 1925, als zur Gemeinde 219 Personen gehörten (5,5 % von insgesamt 5.424
Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Alb. Hellmann, Abraham Gutmann, M.
Levite, K. Weinmann, Salo Walz und Jakob Seller. Den Unterricht der jüdischen
Kinder an der Jüdischen Volksschule erteilte Hauptlehrer Max Levite
(wohnt in der Mariusstraße), als Kantor war Markus Rehfeld tätig. An
der Jüdischen Volksschule hatte es noch 16 Kinder; durch Lehrer Levite
erhielten an den höheren Schulen 20 weitere Kinder den Religionsunterricht. An
jüdischen Vereinen gab es u.a. den Wohltätigkeitsverein Chewra
G'milus Chassodim (gegründet 1740, 1924 unter Vorsitz von Hermann
Feuchtwanger mit 35 Mitgliedern, 1932 unter Vorsitz von Joseph Seeberger mit 37
Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung Hilfsbedürftiger,
Bestattungswesen), den Israelitischen Frauenverein (gegründet 1750; 1924
unter Vorsitz von Frida Joelsohn mit 30 Mitgliedern, 1932 unter Leitung von Meta
Sommer mit 57 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiete: Krankenfürsorge,
Unterstützung hilfsbedürftiger Frauen, Bestattungswesen), die Zedokohkasse
(Träger Israelitische Kultusgemeinde, 132 unter Vorsitz von Heinrich Neumann;
Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger), eine Ortsgruppe
des Central-Vereins (1932 unter Leitung von Prof. Kurzmann), den Verein
Harmonie (1932 unter Vorsitz von Karl Weinmann) und den Jüdischen
Jugendverein (1932 und Vorsitz von Richard Hellmann). An Stiftungen
bestanden u.a. die Rosenausche Stipendienstiftung (1932 und Vorsitz von Max
Levite, Zweck: Unterstützung Talmud-Thora-Studierender). 1932 waren die
Gemeindevorsteher Heinrich Neumann (Marktplatz 40, 1. Vors.), Abraham Gutmann
(Bahnhofstraße, 2. Vors.), Karl Weinmann (Burgstallstraße, 3. Vors. und
Schatzmeister). Weiterhin waren in der Gemeinde Hauptlehrer Max Levite und
Kantor und Schochet Markus Rehfeld tätig.
1933 wurden 184 jüdische Einwohner in Gunzenhausen gezählt (3,3 % von
insgesamt 5.608 Einwohnern). Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der gewaltsamen Ausschreitungen gegen die jüdischen Einwohner bereits seit 1934
(s.u.), der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien, ging die Zahl der
jüdischen Einwohner zunächst langsam, nach 1937 schnell zurück. An jüdischen
Einwohnern wurden gezählt: am 1.1.1935 150 Personen, 1.1.1937 101, 9.11.1938
53, 1.1.1939 3, 25.1.1939 2, 26.1.1939 0.
Der 25. März 1934 ging als "Blutpalmsonntag" in die
Geschichte Gunzenhausens ein; die Vorgänge an diesem Abend blieben als
"Palmsonntagspogrom" in schauriger Erinnerung. Bis zu 1.500 Einwohner
der mittelfränkischen Kleinstadt waren auf der Straße, als unter Führung der
örtlichen SA etwa 30 Juden aus ihren Häusern verschleppt und unter Schlägen
und Tritten zum Gefängnis geführt wurden. Es war der größte Gewaltakt in Bayern seit der
"Machtergreifung" Hitlers.
Zwei jüdische Männer kamen an diesem Abend ums Leben, der 65-jährige Privatier Max
Rosenau und der 30-jährige Kaufmann Jakob Rosenfelder. In der Literatur wurde das Ableben der beiden als Selbstmord oder als ungeklärt
dargestellt.
Zur Geschichte in der NS-Zeit siehe ansonsten die Informationen auf der Seite
http://jl-gunzenhausen.de/de/unter-dem-ns-regime.html.
Von den in Gunzenhausen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Ilse Bacharach geb.
Theilheimer (1903), Clara Bachmann geb. Joelsohn (1870), Amalie Bauer geb.
Neuburger (1893), Sigmund Bermann (1882), Alex Berwin (1895), Bertha Blumenstein
(1872), Jenny Blumenthal geb. Gutmann (1872), Hedwig Buxbaum geb. Guggenheimer
(1899), Kurt Moses Dottenheimer (1915), Sigmund Dottenheimer (1887), Werner
Dottenheimer (1923), Meta Dreyfuß geb. Rosenfelder (1885), Adolf Eichbaum
(1884), Friedrich (Fritz) Eichbaum (1888), Zion Eichbaum (1883), Jakob Eisen
(1879), Sofie Emden geb. Warschauer (1891), Sofie Firnbacher geb. Bermann
(1884), Elise Fleischmann geb. Wertheimer (1865), Johanna Freudenthal geb.
Joelsohn (1861), Harry Goldstein (1877), Luise Goldstein geb. Bing (1880), Berta
Gross geb. Eisen (1878), Joseph (Josef) Guggenheimer (1874), Emilie Hausmann
geb. Rosenau (1878), Betty Heimann geb. Bergmann (1888), Hilmar Heinemann
(1904), Betty Hellmann (1894), Dora Hellmann (1898), Friedrich Hellmann (1888),
Hermann Hellmann (1890), Julius Hellmann (1903), Marta Hellmann (1896), Marta
Hellmann (1896), Martin Hellmann (1895), Max Hellmann (1886), Paula Hellmann
(1904), Siegfried Hellmann (18979), Sigmund Hellmann (1898), Martha Höchster
geb. Seeberger (1893), Margarete Jaffa geb. Lewy (1881), Elkan Joelsohn (1867),
Benno Kellermann (1883), Hilde Liebenstein geb. Gerst (1897), Bella Löwy geb.
Kellermann (1878), Ida Luchs geb. Bermann (1888), Frieda Mattenheimer geb.
Rosenfelder (1867), Frieda Mohr (1898), Frieda Nattenheimer geb. Rosenfelder
(1887), Sofie Neumann geb. Blumenthal (1887), Rosa Oberdorfer geb. Hellmann
(1875), Klara Rohrheimer geb. Warschauer (1884), Martin Rosenau (1887), Max
Rosenau (1869), Joseph Rosenfeld (1898), Albert Rosenfelder (1882), Emanuel
Rosenfelder (1889), Jakob Rosenfelder (1904), Samuel Rosenfelder (1907),
Karoline Rothschild geb. Kellermann (1867), Louise Schapiro (1879), Regina
Schloß geb. Hellmann (1895), Betty Schloßmann (1880), Mina Schloßmann (1881),
Jette Schuler (1865), Melitta Schwabe geb. Waldmann (1898), Else Seller (1889),
Martha Stein geb. Rosenau (1893), Simon Strauss (1868), Karoline Tachauer geb.
Kellermann (1873), Heinrich Waldmann (1902), Emil Walz (1890), Irma Walz (1901),
Klothilde Weglein geb. Seeberger (1889), Bella Wieseneck geb. Rosenfelder
(1895), Bella Wolf geb. Hellmann
(1895).
An die jüdische Gemeinde erinnert eine Gedenksäule im Höfchen des
ehemaligen Schächterhauses, dem heutigen Fremden- und Touristenzentrum der
Stadt.
Zur Geschichte der Synagoge
Über die Geschichte der Beträume und Synagogen vom Mittelalter
bis zum 18. Jahrhundert liegen keine Informationen vor. Wenig bekannt ist auch
über die Synagoge, in der bis zur Einweihung der neuen Synagoge 1883
Gottesdienste abgehalten wurden. Immerhin erfährt man einmal von der
Einführung des deutschen Gebetes für den König und die Gemeinde und die
Anschaffung einer prachtvollen Uhr in der Synagoge im Jahr 1853 sowie von der
Einweihung einer neuen Torarolle im Jahr 1859:
Einführung des deutschen Gebets für
den König und die Gemeinde und einer Uhr in der
Synagoge (1853)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. September
1853: "Die in unserm Junibericht gemeldete Einführung des deutschen
Gebets für den König und die Gemeinde in der Synagoge zu Gunzenhausen
durch den Vorstand, Herrn Sämann, - derselbe ließ neulich auch eine
prachtvolle Uhr in der Synagoge aus eigenen Mitteln anbringen - erhielt
nachträglich die schriftliche Zustimmung des zuständigen Rabbiners,
Herrn Grünbaum in Ansbach, mit dem Beisatz, dass er, da die Gemeinde mit
dieser Anordnung zufrieden, umso weniger etwas dagegen habe, als er ein
Freund des Fortschritts sei. K." |
Die von Fabrikant B. S.
Beermann gespendete neue Torarolle für die Synagoge wird feierlich eingeweiht
(1859)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 3. Oktober 1859: "Fürth, im September (1859). Am
12. August dieses Jahres fand unter der israelitischen Gemeinde Gunzenhausen
ein solennes Fest statt, veranlasst von dem dortigen Fabrikanten Herrn
B. S. Beermann. Als geringer Handwerker beginnend, brachte er es durch
Fleiß, Spekulationsgeist und vor Allem durch den Segen von oben zu einem
bedeutenden Vermögen und einem ausgebreiteten Geschäfte. Ist er auch
sonst mildtätig und barmherzig gegen Arme und Dürftige, so wollte er
doch gegen den Spender alles Guten seine Dankbarkeit laut verkünden und
stiftete zu diesem Zwecke eine neue, mit allen dazu gehörigen kunst- und prachtvoll
gearbeiteten heiligen Gefäßen ausgestattete Gesetzesrolle nebst einem
kostbaren, kunstsinnig in Gold gestickten, rotsamtenen Ornament (Parochet)
in die dortige Synagoge, die in einem festlichen Zuge, worunter der
dortige Königliche Herr Landrichter nebst mehreren andern Königlichen
und städtischen Beamten, im größten Festschmuck in die Synagoge
geleitet wurde. Hier bestieg der Rabbiner Grünbaum die Kanzel und
hielt eine dem Feste entsprechende Predigt, worauf der Gottesdienst, mit
Musik und Chorgesang, geleitet von dem bescheidenen, sehr intelligenten
und pflichttreuen Schullehre rund Kantor Herrn Frank, in
feierlicher und erhebender Weise stattfand. Anderntags vereinigte ein
treffliches Mahl fast sämtliche Gemeindeglieder, wie auch einige Beamte
in dem herrlichen und luxuriös möblierten Hause des frommen Spenders,
und ein glänzender Ball machte den Schluss des Festes.
Um den Raum dieses Blattes nicht zu überschreiten, sei bloß noch zu
erwähnen, dass Tags vorher, den 11. August Seine Exzellenz, der auf einer
Inspektionsreise begriffene Königliche Regierungspräsident Herr von
Gutschneider in Begleitung des erwähnten, alles Gute mit preiswürdiger
Toleranz fördernden Königlichen Herrn Landrichters Richter - ein Neffe
Jean Pauls - Herrn Beermann mit einem Besuche beehrte, die neue
Gesetzesrolle mit ihrem prachtvollen Zubehör mit Wohlgefallen besichtigte
und sein Bedauern aussprach, dass er dem morgigen Feste nicht beiwohnen
könne.
Herr Beermann aber liefert den Beweis, ... dass in Israel noch immer
Männer erstehen, die ihren Dank gegen den Herrn für die Erhebung aus der
Sphäre der Armut in die Region des Überflusses nicht durch
übermäßigen Genuss und prahlerisches Gebaren, sondern durch frommen
Sinn und religiöse Handlungen zu betätigen suchen.
Sch." |
Eine neue Synagoge wurde 1882/83 durch den
Fürther Baumeister Evora erbaut. Das Gebäude mit seinen beiden Doppeltürmen
wurde schnell zu einem der Gunzenhäuser Wahrzeichen. Die Einweihung der
Synagoge war am 19. Oktober 1883 durch Distriktsrabbiner Aron Bär Grünbaum aus
Ansbach. Die Predigt schloss mit den Worten: "Auch dieses Haus, das als
herrliches Baudenkmal der hiesigen Stadt zur Zierde, und unserer Gemeinde zur
Ehre gereicht, wird dann erst mit seinen Kuppeln hinausragen, wenn die Lehre:
Ein Gott und eine Menschheit bei allen Besuchern zu Fleisch und Blut geworden
ist, wenn das Hauptgebot: Du sollst lieben Deinen Nebenmenschen wie Dich selbst,
oder wie andere den Worten die Deutung geben: Du sollst lieben Deinen
Nebenmenschen, denn jeder ist wie Du, jeder ist ein Gebilde Gottes, als die
Grundlehre unserer Religion von allen erkannt wird, und wenn diese Grundlehre
den Wegweiser für das ganze Leben bildet."
Nur ein halbes Jahrhundert war die neue Synagoge in Gunzenhausen eine
"Zierde der Stadt". Nationalsozialisten in dem immer wieder als
"Hochburg des Antisemitismus" beschriebenen Gunzenhausen richteten
Gewaltaktionen alsbald gegen die Synagoge. 1928 wurden Fenster der
Synagoge eingeworfen.
Am 8. November 1938, einen Tag vor dem Novemberpogrom 1938, wurde die
Synagoge durch die Stadt Gunzenhausen für 8.000 RM von der israelitischen Kultusgemeinde
abgekauft. Am 10. November 1938 sollte sie von der SA niedergebrannt werden, wie so viele Synagogen in Deutschland. Doch der Leiter der Gunzenhäuser Feuerwehr verweigerte den Befehl mit der Begründung, dass das Feuer auf die nahe stehenden Nachbarhäuser übergreifen könnte.
So begnügte man sich eine Woche später mit dem 'Fällen' der Kuppeln. Dabei sollte ganz Gunzenhausen Zeuge sein.
Am 17. November um die Mittagszeit fanden sich - auf Einladung durch
eine Anzeige im Altmühl-Boten am 15. November - viele Bürger zu dem Spektakel
ein. Bürgermeister Appler sprach zu den Anwesenden. Er wies auf die Bedeutung des Vorganges für die Stadt hin und auf die Denkwürdigkeit der Stunde.
1942 bis 1945 wurden französische Kriegsgefangene im Synagogengebäude
untergebracht. Von 1947 bis 1949 wurde das Gebäude als Kaufhalle, von 1953 bis
1980 als Werkhalle verwendet. Die ehemalige jüdische Schule wurde bis 1969 als
Wohnhaus und von 1969 bis 1980 als Bürogebäude verwendet.
Aus heutige Sicht völlig unverständlich, wurde die ehemalige Synagoge 1981
abgebrochen; das Grundstück neu bebaut.
Heute erinnert eine Gedenktafel am ehemaligen Standort der Synagoge erinnert an die Geschichte dieses Gebäudes.
Adresse/Standort der Synagoge:
Bühringerstraße (hier heute Tiefgarage; 1932: Mariusstraße)
Fotos
Historische
Ansichtskarten
von Gunzenhausen mit Darstellung
der Synagoge |
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Ansichtskarte aus
der Zeit um 1900 mit der Synagoge |
Weitere Karte mit
Synagoge (Sammlung Hahn) |
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Luftaufnahme
von Gunzenhausen mit dem
noch bestehenden Synagogengebäude
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) |
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Das
Foto dürfte zwischen 1930 und 1938 erstellt worden sein, da kurz nach dem
Novemberpogrom 1938 die Kuppeln der Synagoge "gefällt"
wurden. |
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Photographie
der Synagoge |
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Einige
Erinnerungen an die jüdische Geschichte der Stadt
(Fotos: Hahn; Aufnahmen vom März 2010) |
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Der Standort
der
ehemaligen Synagoge |
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Blick
auf den Standort der ehemaligen Synagoge; rechts Gedenkstätte |
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Straßenschild |
Inschrift
der Gedenktafel: "Zur Erinnerung an die an dieser Stelle in den
Jahren 1882-1883 errichtete Synagoge und Schule der ehemaligen
Israelitischen Kultusgemeinde Gunzenhausen. Nach der sogenannten
'Kristallnacht' im Jahre 1938 wurde die östliche Turmhaube herabgestürzt
und das Gebäude profanen Zwecken zugeführt. Die Synagoge und Schule
musste von der Israelitischen Kultusgemeinde Gunzenhausen im Jahre 1938
aus politischen Gründen an die Stadt veräußert werden. In der
ehemaligen Synagoge waren von 1942-1945 französische Kriegsgefangene
untergebracht, von 1947-1949 fand sie als Kaufhalle und von 1953-1980 als
Werkhalle Verwendung. Die ehemalige Schule wurde bis 1969 als Wohnhaus und
von 1969-1980 als Bürogebäude verwendet. Der Abbruch und die
Wiederbebauung erfolgten im Jahre 1981." |
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Das
1753 erbaute und seit 1834 im Besitz der Israelitischen Kultusgemeinde
befindlichen Haus, in dem sich seit 1883
auch das rituelle Bad (Mikwe) befand. Es kam nach der Schändung 1938 in
den Besitz der Stadt Gunzenhausen und
wird seit 1990 als Kreisverkehrsamt genutzt. |
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Gedenksäule
für die jüdische Gemeinde im Höfchen des oben beschriebenen Hauses
(heutiges Kreisverkehrsamt) |
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Haus
Brunnenstraße 10, das sich über viele Jahrzehnte in jüdischem Besitz
befand
(siehe Hinweistafel rechts) |
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Andernorts
entdeckt:
Erinnerung an die Ermordeten einer
jüdischen Familie in Fürth, Maxstraße 5
(Foto: Wolf-Dieter Gutsch) |
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Text der Tafel: "Im Gedenken an Bewohner der Maxstraße 5. Simon Höchster
(*8.10.1890, Mainstockheim), der im
Ersten Weltkrieg diente und am 8.5.1922 an den Folgen von Kriegsverletzungen
in Fürth verstarb. Martha Höchster
geb. Seeberger (*11.2.1893 Gunzenhausen), Witwe von Simon Höchster
(*6.2.1892, Mainstockheim) und
Babette Paula Höchster geb. Ichenhäuser (*28.2.1897
Fürth). Sie wurden am 24.3.1942 nach
Izbica (Polen) deportiert und ermordet." |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
September 2013:
Gedenktafeln für die aus Gunzenhausen
umgekommenen jüdischen Personen werden angebracht |
Artikel im "Altmühl-Boten" vom
September 2013 (Link
zum Artikel): "Mahnung und Erinnerung. Stadtrat beschließt Gedenktafeln am ehemaligen Schächterhaus
Gunzenhausen - Am Samstag, 9. November, jährt sich die Reichspogromnacht zum 75. Mal. Schon seit vielen Jahren bemüht sich die Stadt Gunzenhausen um die Aufarbeitung ihrer Geschichte, tatkräftig unterstützt von Projekten der
Stephani-Mittelschule.
Zum Jahrestag sollen nun Gedenktafeln am Schächterhaus (Hafnermarkt 13) enthüllt werden. Der Stadtrat hatte in seiner jüngsten Sitzung gegen den Entwurf nichts einzuwenden.
Mit den Tafeln, die die Namen der ehemaligen jüdischen Mitbürger tragen werden, soll
'ein sichtbares Zeichen in der Stadt' gesetzt werden, erklärte Bürgermeister Joachim Federschmidt die Intention des Vorhabens. Nach umfangreichen Vorgesprächen und Überlegungen wurde die freie Hauswand am Anwesen Hafnermarkt 13 zur Brunnenstraße hin als Standort ausgewählt. In diesem Gebäude befand sich das Schächterhaus, heute ist dort die Geschäftsstelle des Tourismusverbands Fränkisches Seenland untergebracht.
Insgesamt werden fünf satinierte Plexiglasscheiben an der Hauswand angebracht, die mittlere davon ziert eine Abbildung der Stele, die hinter dem Haus an die ehemalige Synagoge Gunzenhausens erinnert, die dem Nazi-Terror zum Opfer gefallen ist. Der Gedenktext auf dieser mittleren Tafel wurde zusammen mit Stadtarchivar Werner Mühlhäußer zusammengestellt. Die vier weiteren Tafeln sind den Namen der jüdischen Bürger in alphabetischer Reihenfolge vorbehalten.
Dass darauf noch Platz ist, ist durchaus beabsichtigt: 'Die Liste ist noch nicht zu Ende, es können noch Namen
dazukommen', erklärte der Rathauschef und verwies auf die Forschungsarbeit der Mittelschule, die immer wieder neue Erkenntnisse zutage fördert.
Die Mitglieder des Stadtrats sprachen sich mit der Gegenstimme von Thomas Engelhardt (Freie Wähler) für den Vorschlag aus. So bezeichnete es Peter Schnell (Grüne) als ein
'überfälliges Gedenken an die jüdischen Bürger der Stadt' und mahnte an, das Thema nicht zu vergessen. Gerd Rudolph (SPD) zeigte sich erfreut,
'das bis 9. November hinzubringen und vor allem in dieser Art und Weise'.
Die räumliche Frage sei nach einem längeren Entscheidungsprozess zu aller Zufriedenheit gelöst worden.
'Das Haus ist der richtige Platz.' Erich Söllner (Freie Wähler) sprach von einem richtigen Schritt und einer guten Lösung, und auch Manfred Pappler (CSU) fand zustimmende Worte:
'Der Prozess im Stadtrat war durchweg positiv und demokratisch.' Die Tafeln seien ein Denkmal im wahrsten Sinne des Wortes und fordern zum
'denk mal nach' auf. Mit dem Einverständnis des Stadtrats werden die Tafeln bis zum 9. November hergestellt und montiert, sodass sie am Jahrestag ihrer Bestimmung übergeben werden können.
" |
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November 2017:
Artikel über Gunzenhausen als eine
"Hochburg des Nationalsozialismus" |
Artikel bei haGalil.com vom 16. November
2017: "Gunzenhausen: Eine Hochburg des Nationalsozialismus
... Schon früh hatte sich in der agrarisch geprägten protestantischen Region Westmittelfranken der Nationalsozialismus etablieren können – 1923 fand in Gunzenhausen die erste Veranstaltung der NSDAP statt. Bei den Reichstagswahlen 1928 erhielt die Partei 16,4 Prozent der Stimmen. Noch im selben Jahr wurden die Fenster der Synagoge eingeworfen, ein Jahr später der jüdische Friedhof geschändet.
1934 machte das mittelfränkische Gunzenhausen weltweit Schlagzeilen, die 'New York
Times' titelte: 'Jews terrorized in Bavarian Town'. Am 25. März 1934, dem Palmsonntag, hatten sich unter der Losung
'wir trinken und saufen und hängen die Juden auf' bis zu 1.500 Bürger zusammengerottet und waren marodierend durch die Kleinstadt gezogen. Am Abend waren zahlreiche verletzte und zwei tote jüdische Einwohner zu beklagen.
Die ersten Juden hatten sich bereits im 13. Jahrhundert in Gunzenhausen angesiedelt. Während der sogenannten Rintfleischpogrome und später in den Jahren der Pestepidemien wurden die Menschen vertrieben und ermordet. Erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts ließen sich einige jüdische Familien erneut in Gunzenhausen nieder. Bis hinein ins 18. Jahrhundert entwickelte sich die Gemeinschaft zu einer der bedeutendsten im Fürstentum Ansbach und wurde Sitz eines Landesrabbinats. 1755 waren 55 jüdische Familien in der Stadt registriert. Dennoch mussten sie ihre Toten lange Zeit auf dem Friedhof in Bechhofen bestatten. Erst 1875 war es ihnen gestattet, ein eigenes Gräberfeld in der Stadt anzulegen. Wenige Jahre später wurde auch die neue Synagoge erbaut. Im November 1938 musste die jüdische Gemeinde das Gotteshaus an die Stadt Gunzenhausen verkaufen. Nachdem unter großem Jubel der Bevölkerung
'starke Zimmermannsfäuste' die Zwiebeltürme der Synagoge entfernt hatten, wurde das Gebäude unterschiedlichsten Nutzungen zugeführt: Im Krieg als Gefangenenlager, später als Werkhalle, Wohn- oder Bürohaus. 1981 erfolgten der Abbruch und eine Neubebauung des Grundstücks. Heute erinnert eine Gedenktafel an die Synagoge.
Obwohl der Friedhof während des NS-Regimes mehrfach geschändet wurde, Hunderte von Grabsteinen entfernt und zum Straßenbau verwendet, die Fläche eingeebnet wurde, blieb das Areal erhalten. Die nach dem Krieg aufgefundenen 41 Grabsteine wurden auf das Gelände zurückgebracht und dort wahllos wieder aufgestellt. Zudem errichtete man einen Gedenkstein für die Opfer des Nationalsozialismus.
Der Friedhof befindet sich inmitten der Stadt; er ist mit einer massiven Bruchsteinmauer umfriedet. Die parkähnliche Anlage umfasst rund 3.000 Quadratmeter, das gute erhaltene Tahara-Haus dient heute als Wohnhaus.
Seit vielen Jahren setzt sich die Stadt Gunzenhausen intensiv und vorbildlich mit ihrer Rolle im NS-Regime auseinander und erforscht die jüdische Geschichte der Gemeinde. Siehe
http://www.gunzenhausen.info/juedisches_leben/
Über das Amt für Tourismus kann der Stadtrundgang 'Jüdisches Leben und Wirken in
Gunzenhausen' sowie eine Führung über den 'Israelitischen Friedhof' gebucht werden."
Link zum
Artikel |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,1 S. 310-311; III,1 S.
485-486. |
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 161. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 288-293. |
| Michael Schneeberger: Die Juden von
Gunzenhausen. In: Jüdisches Leben in Bayern. 19. Jahrgang Nr. 94 vom April 2004
S. 22-30. |
| Heike Tagsold (Hg.): 'Was brauchen wir einen Befehl, wenn es gegen die Juden
geht?' Das Pogrom von Gunzenhausen 1934, Nürnberg 2006. |
| "Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band II:
Mittelfranken.
Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid,
Hans-Christof Haas und Angela Hager, unter Mitarbeit von
Frank Purrmann und Axel Töllner. Hg.
von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und
herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern, Teilband 2: Mittelfranken. Lindenberg im Allgäu 2010.
Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu.
ISBN 978-3-89870-448-9. Abschnitt zu Gunzenhausen S.
350-371. |
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Ilse
Vogel: Emanzipation - und dann? Die Geschichte der jüdischen Familien
Ottenstein und Bing über fünf Generationen. Verlag Ph.C.W. Schmidt 2019.
ISBN 978-3-87707-163-2 Preise 29,00 €. Bestellbar über den Verlag:
www.verlagsdruckerei-schmidt.de E-Mail
verlag@verlagsdruckerei-schmidt.de
zum Inhalt des Buches: Ottenstein gab es ab 1817 in Pahres, auch
in Diespeck und Neustadt an der Aisch, Bing kamen aus Scheinfeld und
Memmelsdorf in Unterfranken - in Gunzenhausen begegneten sie sich zum
ersten Mal. Bald lebten die Ottenstein in Bamberg, später in Fürth
und Nürnberg, Bing etablierten sich ab 1865 in Nürnberg. Im heutigen
Nürnberg erinnert nichts mehr an die Familien Ottenstein, Nachkommen leben
in Holland, England und Schweden. Der Name Bing dagegen lebt weiter als
Bingstraße in Zabo und als Binghöhle, der viel besuchten Tropfsteinhöhle in
der Fränkischen Schweiz, Nachkommen gibt es unter anderem in USA und in
Israel. Das Buch berichtet von der 200-jährigen deutschen Geschichte der
jüdischen Familien Ottenstein und Bing: Ottenstein in Pahres -
Religionslehrer und Cantor in Bamberg - Ottenstein in Fürth - Hopfenhandlung
in Nürnberg - Gründer der Victoria Werke - Gebr. Bing, Blechspielwaren -
Ignaz Bing als Höhlenforscher - Reise-Erinnerungen - Die Kriegsgeneration -
Die Erbengeneration: Nachkommen - Antisemitismus - Entkommen - Der Kampf um
Erstattung - Die Frauen der Ottenstein - Zerstörte Biographien.
Inhaltsbeschreibung aus dem
Flyer zum
Buch. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Gunzenhausen Middle
Franconia. Jews were victims of the Rindfleisch massacres of 1298 and the
community was wiped out in the Black Death persecutions of 1348-49. The renewed
settlement was subjected to partial expulsions in 1539 and 1560. Toward the end
of the 16th century Jews came under the protection of the margrave Georg
Friedrich von Brandenburg, forming one of the leading communities in the Ansbach
principality and in its Landjudenschaft organization. In 1827 a Jewish
public school was opened and a new synagogue was dedicated in 1883. In 1890 the
Jewish population was 291 (total 3.853). In the 1920s Gunzenhausen was one of
the hotbeds of Bavarian antisemitism. In 1928 windows were smashed in the
synagogue and in 1929 the cemetery was desecrated. The number of Jews in 1933
was 184. The Zionist Organization, Central Union (C.V.) and Agudat Israel were
active. Jews were already being attacked in the streets in early 1933 and in
1934 a full-scale pogrom was staged under SA auspices with the participation of
1.000-1.500 townsmen. Jews were severely beaten and 35 were arrested. Two weeks
later windows were smashed in Jewish homes and stores. By 1938 over two-thirds
of the town's Jews had left. The rest left shortly after Kristallnacht
(9-10 November 1938), when rioters damaged the synagogue and wrecked Jewish
homes. In all, 52 emigrated, including 22 to the United States and 18 to
Palestine, and 116 left for other German cities. Seven were sent to the Dachau
concentration camp.
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