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Rieneck (Main-Spessart-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(die Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von
Kreisheimatpfleger Bruno Schneider, Gemünden)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Rieneck (Stadtrechte seit etwa 1250) lebten Juden
bereits im Mittelalter. Ob es zur Bildung einer Gemeinde mit
Einrichtungen kam, ist unbekannt. 1298 waren die Juden der Stadt von der
sogenannten "Rindfleisch-Verfolgung" betroffen.
Bis zum Dreißigjährigen Krieg war eine Niederlassung von Juden in
Rieneck nicht möglich, da sich Mainz und Hanau als Besitzer der Stadt hierzu
nicht einigen konnten. 1569 hatte der mainzische Amtmann Philipp von
Dirnheim einen Juden aufgenommen, ohne jedoch die Hanauer davon zu informieren.
Diese erlaubten ihrerseits dem Juden Mosok (Mosch) von Sunter eine Niederlassung
im Oberteil der Stadt, worauf Philipp von Dornheim den Mosok von Sunter festnahm
und in das Gefängnis warf. Da sich die Ortsherrschaften nicht einigen konnten,
wurden schließlich alle Juden wieder ausgewiesen.
Die neuzeitliche Gemeinde bestand bis zu ihrer Auflösung im Februar 1939. Ihre Entstehung geht in die Zeit Mitte
des Jahrhunderts zurück. 1640 lebten "Heymann der Vater und
Itzig der Sohn" in der Stadt, 1669 waren es (gleichfalls) zwei jüdische Familien.
1726 wird von der Taufe des Juden Borg von Rieneck berichtet; er legte
sich danach den Familiennamen Kasimir zu. 1737 und 1740 werden drei, 1790 bereits zehn jüdische Familien gezählt. In
die Zeit des 18. Jahrhunderts dürfte die in der Stadt bis heute bestehende
"Judengasse" zurückgehen: in dieser Gasse, die zur Synagoge
führte, lag auch das alte Ritualbad der Gemeinde (Mikwe).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt:
1814 83 jüdische Einwohner (7,0 % von insgesamt 1.192), 1837 96 (6,2 % von
insgesamt 1.542), 1867 65 (4,8 % von 1.349), 1871 64, 1880 48 (3,6 % von 1.340), 1900 28
(2,0 % von 1.376), 1910 24 (1,5 % von 1.540). Seit der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts war Rieneck Filialgemeinde zur jüdischen Gemeinde in Burgsinn.
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden Rieneck auf insgesamt 16
Matrikelstellen die folgenden Familienvorstände genannt (mit neuem
Familiennamen; in Klammer Angaben zu Alter, Beruf und Familie): Nathan Schloß
(38, Hausierhandel und Detailverkauf mit Spezerei, mit Frau, einem Sohn und drei
Töchtern), Benjamin Neugass (60, Viehhandel, mit Frau, drei Söhnen und zwei
Töchtern), Isaak Guntersheim (62, Hausierhandel, mit Frau und einer
Tochter), Benjamin Straus (64, Makler, mit Frau, einem Sohn und vier Töchtern),
Joseph Straus (62, Viehhandel, mit Frau und zwei Söhnen), Abraham Straus (30,
Viehhandel, mit Frau und zwei Söhnen), Jakob Schloß (32, Hausierhandel, mit Frau
und drei Töchtern), Jonas Schloß (67, Hausierhandel, mit Frau, einem Sohn und
einer Tochter), Isack Straus (40, Viehhandel, mit Frau, zwei Söhnen und zwei
Töchtern), Löb Oppenheimer (52, Hausierhandel und Detailverkauf mit Spezerei,
mit Frau, drei Söhnen und einer Töchter), Lemmel Oppenheimer (36, Schlachter,
mit Frau und einer Tochter), Ezechiel Schwerins Witwe (48, Handel mit Ellen- und
Spezereiwaren, mit zwei Söhnen), Anschel Kahn (84, Hausierhandel, Witwer, mit
zwei Söhnen und einer Tochter), Samuel Kahn (56, Viehhandel und Schlachter, mit
Frau, zwei Söhnen und vier Töchtern), Wolf Kahn (42, Hausierhandel, mit Frau,
einem Sohn und einer Tochter), Herz Schloß (Handel mit Ellen- und
Rauchwaren).
An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), einen Raum für den Religionsunterricht der Kinder (bereits seit der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts) sowie ein rituelles Bad (bis 1874 in der
"Judengasse", danach in einem Haus in der Hauptstraße. Die Toten der
Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Altengronau beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein
Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war. Zunächst
war ein für Rieneck allein zuständiger Lehrer angestellt (bereits um 1790
Lehrer Vaist Aaron). Unter ihnen war u.a.
der Lehrer Samuel
Kohn, der 1891 in Niederwerrn
gestorben ist. Mit dem Rückgang
der jüdischen Einwohner in Rieneck seit Mitte des 19. Jahrhunderts konnte
jedoch der Lehrer kaum mehr finanziert werden. Der 1872 verstorbene Lehrer
Samuel Oppenheimer hatte zur Bestreitung seines Lebensunterhalt noch ein
Warengeschäft inne. Seit 1872 hatten die Rienecker jüdischen Familien
gemeinsam mit den in Burgsinn lebenden Familien einen gemeinsamen Lehrer angestellt. Bei
anstehenden Neubesetzungen wurde die Stelle immer wieder neu ausgeschrieben
(siehe Ausschreibungen unten).
1871 gab es noch 13 jüdische Familien in der Stadt: Wolf Schloß
(Handelsmann), Kifa Oppenheimer (Metzger), Süßmann Strauß (Schuhmacher),
Süßmann Schloß (Handelsmann), Witwe von Abraham Schloß (Händlerin), Samuel
Eisenmann (Kaufmann), Samuel Oppenheimer (Handelsmann), Witwe von Samuel Strauß
(Handelsmann), Benjamin Kahn (Metzer), Moses Neugaß (Handelsmann), Ezechiel
Kahn (Handelsmann), Anselm Kahn (Schuhmacher), Witwe von Hirsch Kahn (Kaufmann).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde
Josef Köstrich (geb. 17.12.1880 in Rieneck, gef. 11.6.1918) und Moses Neugass
(geb. 12.10.1889 in Rieneck, gef. 14.4.1917). Ihre Namen stehen auf dem Kriegerdenkmal an
der Hauptstraße.
Um 1924, als noch fünf jüdische Familien in Rieneck
lebten, war Gemeindevorsteher ein Herr Neugass. (vermutlich Viehhändler Wendel
Neugass) Die Gemeinde gehörte zum
Distriktsrabbinat Kissingen. Unter den
Familien waren noch die Familie Kahn, die an der Hauptstraße gegenüber der
heutigen Sparkasse Mainfranken ein Manufakturwarengeschäft betrieb. Im
Nachbarhaus lebten die Viehhändler Berthold und Wendel Neugass.
1933 lebten noch 19 jüdische Personen in der
Stadt. Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verarmten die noch am
Ort lebenden jüdischen Familien. 1937 waren neun der damals noch 19 jüdischen Einwohner
unterstützungsbedürftig. Fast alle Gemeindemitglieder blieben jedoch bis Ende
1937 im Ort. Anfang 1938 emigrierten vier von ihnen (drei nach Palästina, einer
in die USA). Mehrere verzogen in andere Ort in Deutschland. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge demoliert (s.u.), die jüdischen Einwohner tätlich
angegriffen, ihr Besitz wurde teilweise erheblich beschädigt. Im Februar 1939
mussten die 13 noch in Rieneck lebenden jüdischen Einwohner ihre Häuser
verkaufen. Daraufhin verzogen alle am 10. März 1939 nach Frankfurt am Main.
Von den in Rieneck geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Meta Bamberger geb. Strauss (1909), Hermann Gutmann
(1892), Jenny Gutmann geb. Ickelheimer (1896), Hannchen (Hanna) Ickelheimer geb.
Kahn (1869),
Leopold Kahn (1894), Dina Keller geb. Kahn (1879), Ingeborg Köstrich (1929),
Julius Köstrich (1896), Rena Köstrich (1927), Recha Mannheimer geb. Kahn
(1867), Karolina Neugass (1890), Joseph Strauss (1899), Joseph Weglein (1867).
An die jüdische Geschichte erinnert eine Gedenktafel, die am Denkmal
für die Gefallenen beider Weltkriege angebracht ist mit der Inschrift:
"Die Stadt RIENECK gedenkt ihrer ehemaligen jüdischen Mitbürger und den
Opfern des Nationalsozialismus. ZUR ERINNERUNG UND MAHNUNG."
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Lehrer, Vorbeters und
Schochet - gemeinsam mit Burgsinn 1873 /
1889 / 1891 / 1898 / 1907
Die Ausschreibung von 1873 war
nach dem Tod von Lehrer Samuel Oppenheimer im August 1872 (s.u.) notwendig
geworden.
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1873: "Die
israelitischen Kultusgemeinden Burgsinn und
Rieneck wollen
gemeinschaftlich einen Religionslehrer aufnehmen, der seinen Sitz in
Burgsinn, auch daselbst den Vorsängerdienst zu versehen, die
Schächterfunktion aber in beiden auszuüben hat, welche jetzt durch die
Bahn sehr nahe beisammen sind. Der Gehalt der Lehrers beträgt 300 Gulden
Fixum, freie Wohnung, 2 Klafter Holz, 100 Wellen; die Schächterfunktion
in beiden Orten trägt mindestens 150 Gulden. Es ist wöchentlich drei mal
Unterricht in Rieneck zu erteilen. Bewerber wollen sich gefälligst an den
Unterzeichneten werden.
Burgsinn, 5. Januar 1873. J.B. Heidelberger, Kultusvorstand". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der
Israelit" vom 5. September 1889: "Die hiesige
Religionslehrerstelle und Schächterfunktion mit Filiale nächste
Bahnstation Rieneck ist frei und soll dieselbe bis 1. Oktober wieder
besetzt sein. Dieselbe gewährt ein jährliches Einkommen von 1.200 Mark.
Es erhält jedoch zur Probeleistung nur solcher Reisevergütung, welcher
die hiesige Stelle erhält. Bewerber wollen sich sofort unter Beifügung
ihrer Zeugnisse an den Unterzeichnete wenden.
Burgsinn, 27. August (1889). Aron Heidelberger, Kultus-Vorstand." |
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Bis 1891 war Salomo Stern Lehrer. Er
wechselte in dieser Jahr nach Miltenberg.
Nach seinem Weggang erschien die folgende Anzeige: |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juli 1891: Die
Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle dahier, verbunden mit
Filiale, nächste Bahnstation Rieneck, ist vakant und soll bis längstens
15. August wieder besetzt sein. Gehalt beträgt Fixum 600 Mark, sowie
Nebeneinkünfte und sehr schöne freie Wohnung und Beheizung. Bewerber
wollen sich sofort mit Vorlage ihrer Zeugnisse an den Unterzeichneten
wenden, welcher sich zu allen näheren Aufschlüssen bereit erklärt.
Reise-Entschädigung wird jedoch nur dem Gewählten vergütet. Aron
Heidelberger, Kultusvorstand. Burgsinn, 16. Juli 1891." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der
Israelit" vom 23. Juni 1898: "Die hiesige Religionslehrer-,
Vorbeter- und Schächterstelle mit Filiale Rieneck, ist vakant und alsbald
zu besetzen. Fixes Gehalt 600 Mk. Nebeneinkommen incl. der Schechita ca.
50 Mk., nebst schöner Dienstwohnung und Garten, sowie freier Beheizung.
Reisespesen werden nur dem Gewählten vergütet. Bewerber wollen ihre
Gesuche nebst beglaubigten Zeugnisabschriften senden an Aron Heidelberger,
Kultus-Vorstand, Burgsinn, Unterfr." |
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Eine weitere Ausschreibung erfolgte 1907: |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juni 1907:
"Die Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle bei der
Kultusgemeine Burgsinn, verbunden mit Rieneck, soll baldigst wieder
besetzt werden. Das fixe Einkommen beträgt bei freier Wohnung mit Garten
600 Mark, die Nebeneinkünfte mit der Schächterfunktion ca. 480-500 Mark.
Bewerber wollen sich baldigst melden an S. Hamburger, Kultusvorstand,
Burgsinn." |
Zum Tod von Lehrer Samuel Oppenheimer (1872)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1872:
"Rieneck (Bayern). Am Vorabend zum 9. Aw (Gedenktag zur
Zerstörung des Tempels) wurde unsere Gemeinde von einem Verluste
betroffen, welcher von allen Mitgliedern derselben schmerzlich empfunden
wurde, und die Tränen um die Zerstörung des Tempels noch
reichlicher fließen ließ. An diesem Tage brachten wir die irdischen
Überreste unseres geliebten Lehrers Samuel Oppenheimer - Friede sei mit
ihm - zu Grabe, eines Mannes, der sich durch innige Frömmigkeit und durch
alle die schönen Eigenschaften auszeichnete, welche den wahren Jehudi
charakterisieren.
In seiner Eigenschaft als Lehrer wusste er nicht nur der Jugend die Tora
und die Gebote einzuprägen, sondern auch die Erwachsenen durch seine
Vorträge am Schabbat zur Erfüllung unserer heiligen Gesetze mit Erfolg
anzueifern. Obgleich der Abgeschiedene zu seinem Unterhalte noch ein
Warengeschäft zu betreiben nötig hatte, so war ihm das dennoch
Nebensache und das Erlernen und die Erfüllung der Tora und der Gebote die
Hauptsache.
Wenn ein Notruf aus dem heiligen Lande, aus Persien oder Rumänien
ertönt, da war es ihm eine große Angelegenheit für diese Zwecke
möglichst viel Gaben zusammenzubringen. Die Tugenden des Verblichenen
verschafften ihm bei Allen, die ihn kannten, Achtung und Anerkennung.
Möge sein Beispiel noch recht lange in unserer Gemeinde und Umgebung
wirken. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Aufforderung zur Mildtätigkeit nach
dem tödlichen Unfall von Samuel Strauß junior (1870)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. März 1870:
"Aufforderung zur Mildtätigkeit. Zu Rieneck (Unterfranken), woselbst
nur wenige, nicht sehr bemittelte Israeliten wohnen, widerfuhr am 11.
Januar dieses Jahres einer israelitischen Familie ein grässliches
Unglück: Ein braver, strebsamer Glaubensgenosse: Samuel Strauß jun.
begab sich in Geschäftsangelegenheiten in das benachbarte Städtchen
Gemünden, und wurde dort von einer Holzfuhre derartig umgeworfen und
beschädigt, dass er nach wenigen Stunden den Geist aufgab! Strauß war
nicht nur der treue Ernährer seiner Familie - er hinterlässt eine Frau
mit drei unmündigen Kindern, das älteste zählt erst 6 Jahre, denen bald
ein viertes folgt - sondern auch die einzige Stütze seines noch lebenden
71jährigen Vaters. Die Lage der Familie ist eine schreckliche! Ohne
Vermögen, ist dieselbe geradezu auf die Mildtätigkeit unserer
Glaubensgenossen angewiesen, und diese zu erwecken ist der Zweck dieser
Aufforderung. Wohl dürfte es mehr als überflüssig sein, hier noch Worte
der Ermunterung beizufügen. Der Hilferuf der Witwe und der Waisen wird
sicherlich nicht verfehlen, den schon so oft und vielfach erprobten
Wohltätigkeitssinn unsere Glaubensbrüder und Schwestern anzuregen, damit
durch zahlreiche Unterstützung wenigstens die pekuniäre Lage dieser
hartgeprüften Familie etwas gebessert werden.
Die wohltätigen Spenden in Empfang zu nehmen sind bereit die Herren:
Distriktsrabbiner Bamberger in Kissingen, M. Sichel in Gemünden
(Unterfranken), Samuel Strauß in Rieneck, Isac Neugass in
Würzburg". |
Zum Tod von Samuel Strauß senior (1872)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Dezember 1872:
"Rieneck in Unterfranken. Erst wenige Monate sind es, dass sich
unsere Gemeinde in der traurigen Lage sag, an öffentlicher Stelle ihrem
berechtigten Schmerze Ausdruck geben zu müssen, da ihnen ihr teuer,
unvergesslicher Lehrer, Samuel Oppenheimer, durch den Tod entrissen wurde.
Noch ist die Wunde nicht vernarbt, da hat uns ein neuer schwerer Schlag
getroffen: Samuel Strauß, ein intimer Freund des jüngst Verschiedenen,
ist demselben vor wenigen Tagen nachgefolgt: "Die Geliebten und
holden in ihrem Leben, auch in ihrem Tode sind sie nicht getrennt"
(2. Sam 1,23). Was je in größeren Kreisen bedeutende Männer
Segensreiches wirken konnten, das waren in entsprechender Weise die beiden
Dahingeschiedenen bemüht, für unsere Gemeinde zu tun, jener durch die
Heranbildung der Jugend zu innig religiösem Lebenswandel, wie durch
eindringliche Belehrung, die er den Erwachsenen zuteil werden ließ,
dieser durch seine Aufopferung für religiöse Zwecke und durch große
Wohltätigkeit, welche sich übrigens sehr häufig über die Grenzen
unserer Gemeinde hinaus erstreckte. Samuel Strauß hinterlässt eine edle,
gottesfürchtige Gattin, die an Wohltätigkeit stets mit ihrem Manne
wetteiferte, 'eine tüchtige Frau, die ihr Licht leuchten Tage und Jahre',
aber keine Kinder; doch bewährt sich in diesem Falle so recht der Ausdruck
unserer weisen: 'die wahre Nachkommenschaft der Gerechten, das sind
ihre guten Taten'. Wie häufig bieten die Kinder, namentlich in
unseren Tagen gottesfürchtigen Eltern die Veranlassung zu tiefem Kummer,
wenn sie durch Entartung und Gottlosigkeit den hochbetagten Eltern ihr
Lebensende verbittern - aber was der Mensch Edles gewirkt auf Erden, das
geleitet ihn hinüber in jene Welt und sichert ihm ein bleibendes Andenken
in den Herzen derer, die ihn kannten. Gebet Gott, dass das Andenken der
beiden Dahingeschiedenen seine segensreiche Wirkung auf den religiösen
Bestand unserer Gemeinde für die Zukunft nicht verfehle, dass namentlich
die religiöse Erziehung der Kinder sowie das praktische Leben nach den
Grundsätzen unserer heiligen Tora im Geiste der Verstorbenen
fortgeführt werde für alle Zeiten." |
Zur Geschichte der Synagoge
Ein Betraum (Synagoge) in Rieneck wurde vermutlich Ende des 17.
Jahrhunderts eingerichtet. Genaue Informationen liegen nicht vor. Der Toraschrein in der Synagoge trug
eine Inschrift
aus dem Jahr 1748.
1799 baute sich die jüdische Gemeinde eine Synagoge mit einem Hofraum
unterhalb der Burgmauer am Weg hinauf zu Burg.
1842 war eine größere Renovierung der Synagoge möglich. Da die Kosten die
finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde überstiegen, wurde bei der Regierung die
Durchführung einer Kollekte in den jüdischen Gemeinden des Landes beantragt. Die
Kollekte wurde für eine Durchführung in Oberfranken, Mittelfranken und
Unterfranken genehmigt, sodass die Renovierung vermutlich bald nach Abschluss
der insgesamt 94 fl. 50 Kr. einbringenden Kollekte durchgeführt werden konnte.
Kollekte zur Reparatur der Synagoge in Rieneck (1842/43)
Artikel
im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs
Bayern vom 23. August 1842: "18. August 1842. An die fürstlich Löwensteinische Regierungs- und Justizkanzlei
zu Kreuzwertheim und an sämtliche
Distrikts-Polizeibehörden von Unterfranken und Aschaffenburg.
(Die Bewilligung einer Kollekte zur
Bestreitung der Kosten einer Reparatur bei der Synagoge zu Rieneck betreffend).
Im Namen Seiner Majestät des Königs.
Seine Majestät der König haben allergnädigst zu gestatten geruht, dass
zu Aufbringung der Kosten für die Reparatur der Synagoge zu Rieneck eine
Sammlung bei den israelitischen Glaubensgenossen in den Regierungsbezirken
von Oberfranken, Mittelfranken und Unterfranken und Aschaffenburg
veranstaltet werde.
Die Distrikts-Polizeibehörden werden daher beauftragt, die Kollekte bei den
israelitischen Kultus-Gemeinden durch die Kultus-Vorsteher vornehmen zu
lassen, und in 4 Wochen das Resultat berichtlich anher anzuzeigen, die
Beiträge aber an das Expeditions-Amt der unterfertigten königlichen Stelle einzusenden.
Würzburg, den 10. August 1842. Königliche Regierung von Unterfranken
und Aschaffenburg, Kammer des Innern. Graf Fugger. Hübner ."
|
|
Artikel im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des
Königreichs Bayern vom 7. März 1843: "25. Februar 1843. (Die Bewilligung
einer Kollekte zur Bestreitung der Kosten einer Reparatur bei der Synagoge
zu Rieneck betreffend).
Im Namen Seiner Majestät des Königs. Das Ergebnis der für Reparatur der
Synagoge zu Rieneck bei den israelitischen Glaubensgenossen in den
Regierungsbezírken Oberfranken, Mittelfranken und Unterfranken und
Aschaffenburg allergnädigst bewilligten Kollekte, ausgeschrieben in Nr.96
des vorjährigen Intelligenzblattes, wird in nachstehender Übersicht zur
öffentlichen Kenntnis gebracht.
Würzburg, den 21. Februar 1843. Königliche Regierung von Unterfranken und
Aschaffenburg. Kammer des Innern. Graf Fugger, Schwemmer, Sekr."
Nachstehend werden die Ergebnisse aus den Regierungsbezirken, detailliert
aus Unterfranken und Aschaffenburg aufgeführt.
|
1872 erfolgte eine nächste größere Renovierung. Dabei war das Dach komplett zu
erneuern. Außerdem war ein neuer Verputz notwendig. Die Inneneinrichtung war
größtenteils verfault. Die Gesamtkosten der Reparatur beliefen sich auf etwa
1.000 Gulden. Die Finanzierung konnte nur mit Unterstützung einer in anderen
Gemeinden durchgeführten Kollekte vorgenommen werden.
Auch 1932 stand eine größere
Renovierung an. In welchem Umgang sie durchgeführt werden konnte, ist nicht
bekannt. Da der Gemeinde die finanziellen Mittel für die Renovierung fehlten,
wendete sie sich mit einem Spendenaufruf an die Öffentlichkeit:
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1932: "Hilfe
für eine Kleingemeinde. Die hier noch wohnenden fünf jüdischen
Familien möchten ihre ehrwürdige Synagoge aus dem Jahre 1699, die immer
baufälliger wird, um jeden Preis erhalten. Uns fehlen aber hierzu die
Mittel aus eigener Kraft. Wir richten an alle unsere Glaubensgenossen die
herzliche Bitte, um bei diesem gottgefälligen Werke zu helfen und
Beiträge an den unterzeichneten Gemeinderepräsentanten zu senden.
S. Kahn, Rieneck (Unterfranken), Postscheck Nürnberg 36227." |
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Bericht
über einen Besuch in der Synagoge in Rieneck (?) nach 1933 : |
Beitrag "Schatten
'...und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten' 1. Die alte
Tefiloh (Gebetbuch) von S. Brückheimer in Marktbreit (aus der
"Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. September
1936) |
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Lehrer Simon Brückheimer aus Marktbreit
hatte vom Landesverband der
Israelitischen Gemeinden (München) den Auftrag, viele kleine Gemeinden
aufzulösen, wo oft nur noch wenige ältere Menschen zurückgeblieben
waren, nachdem die Jüngeren entweder ausgewandert oder verzogen waren.
Ein weiterer Auftrag bestand darin, ein Inventar von allen Ritualien in
etwa 150 kleinen Gemeinden zu erstellen. Das Inventar ist erhalten und
befindet sich im Archiv von Yad Vashem in Jerusalem. Da er in dem 1936
erschienen Bericht Mirjam Neugass erwähnt und es nur in Rieneck
über mehrere Generationen eine Familie mit diesem Namen gab, dürfte es
sich sehr wahrscheinlich um die Rienecker Synagoge handeln, deren Dachboden
mit der Genisa Brückheimer besucht und untersucht hat:
"Durch die mit dichten Spinnweben verhängten kleinen Fenster im
Giebel der Synagoge fiel gerade noch soviel Licht, dass der geräumige
Boden in seiner ganzen Ausdehnung übersehen werden konnte. Weit hinten
lagen übereinander gestapelt nicht mehr benötigte Betpulte und
zerbrochene, mit Blech belegte lange Tische, die vor vielen Jahrzehnten
bei dem gemeindlichen Mazzohbacken Verwendung gefunden hatten. An den
Dachbalken hingen von Motten zerfressene Toramäntelchen, alte,
unbrauchbar gewordene Parochoth und Teile bunt gestickter Wimpeln. Am
Boden, zwischen querlaufenden eichenen Balken, lange im buntesten
Durcheinander die verschiedensten Dinge: wacklige Fußschemel, Teile von
Messingleuchtern, Glasscherben, eingetrocknete Lulofim und mit Schimmel
überzogene Gebetriemen. Neben der Stiege, auf der ich stand, und die in
die Frauenabteilung hinabführte, hob sich bis zu den Dachsparren ein
regelloser Haufe zumeinst zerrissener hebräischer Bücher. Was im Laufe
der Zeit zerlesen, außer Rand und Band gekommen, die Bücher belehrenden
Inhalts, deren Lektüre die Winter-Sabbatnachmittage der Alten angenehm
ausfüllte, und mit denen Söhne und Töchter nichts mehr anzufangen
wussten - sie alle wanderten hinauf und türmten höher und höher das
Mahnmal einer zerfallenden Gemeinde. Staub legte sich auf die Bände, die
Feuchtigkeit des durch das schlechte Dach eindringenden Regens blähte sie
auf und die Mäuse fraßen mit dem Leim auch ihre gilbenden
Blätter.
Die den Ruhetag preisenden 'Semiroth', die Psalmen des königlichen
Dichters, die sechsbändige Mischnah und die 'Bittegebete' frommer Frauen
- hier auf dem Synagogenboden wurden sie Moder und
Asche.
Vorsichtig, um nicht auf die herumgestreuten Gegenstände zu treten, schritt
ich dann durch den Raum. Dabei suchte ich nach den Verbindungen, die
einmal zwischen diesen, einem heiligen Zweck einst dienstbaren Dingen und
ihren frühen Eigentümern bestanden haben mochten. Aber da fand sich kein
Zeichen mehr und keine Erinnerung. Nichts mehr wies hin auf die
Menschenhand, welche diese Kultgeräte gehalten und getragen, nichts mehr
erzählte von den erhebenden Gefühlen, die über ein jüdisches Herz
dabei hingegangen waren. Aus allen Ecken und Winkeln grinste nur Tod und
Zerstörung.
Und trotz der brütenden Augustsonne jagte ein kalter Schauer über meinen
Körper. -
Als ich wieder zur Stiege zurückging, bemerkte ich bei dem Stoß alter
Bücher einen noch gut erhaltenen dicken Band. Durch seinen schwarzen
Lederdeckel stach er aus dem Zerfall ringsherum scharf heraus. Eine dicke
Lage Staub quoll auf, und eine fette Spinne fuhr erschrocken an dem
abgerissenen Faden hinauf in ihren Schlupfwinkel, als ich das Buch
zwischen den zerbeulten Folianten nebenan hervorholte. Ich schlug es auf.
Es war eine alte Tefiloh.
Auf der Sinnenseite stand auch der Name der einstigen Eigentümerin: Mirjam
Neugaß.
Die schöne, gleichmäßige Schrift, die in Ruhe hingelegten Buchstaben
verrieten auch dem der Schriftdeutung Unkundigen den gefestigen Charakter
dieser Frau. Sie erzählten von ihrem seelischen Gleichgewicht. Und nichts
konnte ihre Übereinstimmung mit dem Schlpfer, und ihr gütiges
Menschentum zugleich deutlicher aufzeigen, als der ihrem Namen angeführte
Wunsch: 'Möchten in ihren sehnlichsten Wünschen alle erhört werden, die
ihre Gebete aus dieser Tefiloh zu Ihm
hinaufschicken.'
War das nicht ein Anruf, der auch an mich gerichtet war? Konnte, ja,
durfte ich jetzt, wo mir doch die Fürsprache einer in die Ewigkeit
eingegangenen Seele sicher war, etwas anderes tun als
beten?
Und während ich in dem Buche blätterte, um ein Gebet zu finden, welches
dieser seltsamen Stunde entsprach, entdeckte ich ein Buchzeichen. Es war
nur ein gewöhnliches Papierchen. Darauf stand in hebräischer
Quadratschrift ein Psalmvers. Sein Anfangs- und Endbuchstabe verrieten
mir, dass so der 'Possuk' der Mirjam Neugaß gelautet hatte. Die
Bewandtnis um den 'Possuk' führt in Midrasch und Kabbalah hinein. Darnach
soll jeder Jude aus dem jüdischen Schrifttum einen Vers heraussuchen,
dessen erster und letzter Buchstabe dem ersten und letzten Schriftzeichen
seines hebräischen Namens entspricht. Diesen Possuk fügt er täglich im
Hauptgebet ein, hängt er vor dem Einschlafen seinem Nachtgebet an. Der
Poßuk mag auch der Spiegel seiner religiösen Überzeugung sein und wird
als erstes abverlangt, wenn die Seele vor des ewigen Richters Throne sich
zu verantworten haben wird.
Der Psalmvers auf dem schon ein wenig brüchigen Zettel in der alten
Tefiloh lautete so:
'Wie unendlich ist Deine Güte, o Herr, Die Du aufbewahrst für Deine
Frommen.'
Die Blätter, zwischen denen dieser Possuk lag, waren vom vielen Umwenden
braun angelaufen. Die Ränder waren eingerissen, die Buchstaben
abgeblasst. Mirjam Neugaß musste an dieser Stelle oft gebetet, in den hier
aufgeschlagenen 86. Psalm ihr ganzes Herz hineingepresst haben. Die runden
Flecken neben den Zeilen, waren sie nicht letzte Spur befreiender
Tränen? Und in die mit einem Male so schwer lastende Stille
um mich her stieß ich laut und lauter die tröstenden und aufmunternden
Worte: 'Neige, Ewiger, dein Ohr, erhöre mich; denn arm und dürftig
bin ich ... Sei mir gnädig, Herr, denn zu Dir rufe ich den ganzen Tag.
Denn du Herr, bist gütig und verzeihend und reich an Huld für alle, die
dich anrufen... Lehre mich deinen Weg, ich will wandeln in deiner
Wahrheit. Trotzige sind aufgestanden gegen mich, und die Rotte der
Übermütigen trachtet mir nach dem Leben... Hilfe dem Sohne deiner Magd!
Tue an mir ein Zeichen zum Guten! Und sehen es meine Feinde, werden sie
zuschanden. Denn Du Ewiger, stehst mir bei und tröstest
mich.'
Ein sicheres, fast körperlich spürbares Gefühl, beschützt und geboren
zu sein, überkam mich. wie wenn der Vater herübergriff zu seinem Kinde,
das auf dem Wege sich geirrt, am Stein sich gestoßen und nun an der
warmen Hand seine alte Sicherheit und Ruhe wieder gewinnt. Die Gebetsworte
allein hatten das nicht bewirkt. Ich fühlte deutlich den Bannkreis einer
frommen Seele.
Auf diesen brüchigen Buchseiten hatten die Augen von Mirjam Neugaß
geruht, diesen Zeilen waren ihre Finger nachgefahren, und diese selben
Worte hatten ihre Ängste und Sorgen abgedrängt. Mit der jetzt alten
Tefiloh da war Mirjam Neugaß, frommer Ergebenheit voll, durchs Leben
gegangen. Und ein solches nach dem Göttlichen hin ausgerichtetes Leben
sollte nichts anderes ein wie ein Feuer, das für kurze Zeit nur flackert
und wärmt, um dann auf alle Ewigkeiten auszulöschen?
Ich setzte mich auf die staubige Stiege und sann vor mich hin. Da tauchten
aus dem Dunkel des Dachgebälks zwei große Augen. Um sie herum formte
sich stückweise das Gesicht: eine faltige Stirne, darüber die
Kopfbedeckung der frommen jüdischen Frau, der 'Scheitel', der an den
Schläfen ein paar weiße Haare frei ließ, dann die starke Nase mit einem
halb geöffneten Mund. Und während die tiefen Augen unbeweglich auf die
alte Tefiloh blickten, die immer noch aufgeschlagen in meinen Händen lag,
breitete sich um den Mund ein Lächeln, von dem ein immer starker
werdender Glanz aushing. In diesem, zuletzt wegen seiner Leuchtkraft nicht
mehr zu ertragenden Scheine verschwand das Antlitz." |
Zu einer schweren Schändung der Synagoge kam es in der Nacht zum
30. Juni 1937. Dabei wurde der Toraschrein aufgebrochen, sechs Torarollen
wurden entweiht und beschädigt. Vor den Hohen Feiertagen im August 1937
renovierte die Gemeinde unter erheblichen finanziellen Opfern und mit
Unterstützung des Verbandes der Bayerischen israelitischen Gemeinde die
Synagoge. Beim Novemberpogrom 1938 wurde Inneneinrichtung der Synagoge
mit den Ritualien weitgehend zerstört. Alle Fenster wurden eingeschlagen.
Von der ehemaligen Synagoge blieben nur die Grundmauern erhalten.
Adresse/Standort der Synagoge: Schlossberg 10
(Hinterhaus)
Fotos
(Die Fotos / Abbildungen wurden alle von Heimatpfleger Bruno
Schneider, Gemünden zur Verfügung gestellt)
Dokumente |
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Mitglieder der
israelitischen
Kultusgemeinde Rieneck 1871 |
Liste der
Schüler, die von 1869 bis 1874
die jüdische Schule in Rieneck besuchten |
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Karten |
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In der
"Uraufnahme" von Rieneck 1842
ist die Synagoge mit der
Plannummer 142
eingetragen (mit Kreuz als Gotteshaus
markiert) |
In der
"Uraufnahme" ist auch das Gebäude
Nr. 169 eingetragen (untere
Hälfte Mitte),
in dem nach 1874 das rituelle Bad und die
jüdische Schule
eingerichtet wurden |
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Die Synagoge |
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Die
Synagoge in Rieneck (Luftaufnahme um 1937) |
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Gegenwärtiger
Standort der ehemaligen Synagoge |
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Hinter dem
Haus mit der Nummer 121
stand bis 1942 die Synagoge |
Ansicht auf den
Platz der Synagoge
vom Schlossberg aus |
Das
Grundstück der
ehemaligen Synagoge |
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Die
Judengasse |
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Straßenschild
"Judengasse" |
In der Judengasse
war bis 1874
auch das rituelle Bad (Mikwe) |
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Bauplan für
das neue rituelle Bad
(1874) |
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Bauplan
für das rituelle Bad in der Hauptstraße mit der Zuleitung aus dem
Fließenbach |
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Das Haus
Kasimir |
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Das
Haus der Familie Kasimir gegenüber dem Gasthaus "Zum
Löwen". 1726 ließ sich der 24-jährige Jud Borg von Rieneck taufen.
Er nahm darauf gen Namen Georg Peter Andreas Johann Kasimir an. Von
ihm stammt die Familie Kasimir in Rieneck ab. Die Inschrift auf dem Haus
Kasimir (rechts): "Sit Nomen Domini Benedictum + Ex Hoc Nunc Et
Usque In Saeculum Gelobt Sey Jeßus Christus In Ewigkeit A Georg
Petter Caßimir und Catharina" |
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In der Mitte: das
Haus
der Familie Kahn |
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Plan für das
neue Schulhaus
der israelitischen Gemeinde (1874) |
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Ansicht des
Gebäudes |
Grundrisse der
einzelnen Stockwerke |
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Denkmale /
Gedenktafeln |
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Die
Namen der beiden jüdischen Gefallenen Josef Köstrich und Moses Neugass
stehen auf dem Kriegerdenkmal an der Hauptstraße |
Gedenktafel:
"Die Stadt Rieneck gedenkt
ihrer ehemaligen jüdischen Mitbürger
und
den Opfern des Nationalsozialismus.
Zur Erinnerung und Mahnung". |
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Auf
dem jüdischen Friedhof in Altengronau -
Gräber von Personen, die aus Rieneck stammen |
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Grabstein
für Anselm Kahn
(1840-1920) |
Grabstein
für Sabine Neugaß
(1862-1925) |
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Grabstein
für Hannchen Schloss
(1837-1905) |
Grabstein
für Mendel Neugaß
(1856-1937) |
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Grabstein
für Klara Strauß
(1863-1905) |
Grabstein
für Moritz Ickelheimer
(1859-1921) mit Schofar |
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Grabstein
für Zipora Strauß
(1872-1903) |
Grabstein
für Wolf Schloß
(1829-1902) |
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Grabstein
für Sara Kahn
(1862-1911) |
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Grabstein
für Süßmann Strauß
(1822 - 1905) |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Dezember 2014:
Über die in Rieneck teilweise sehr schwierige
Erinnerungsarbeit |
Artikel in der "Main-Post" vom 7.
Dezember 2014: "RIENECK. Fünf verdrängte Morde von Rieneck
Eine Frau will ihrer Heimatstadt eine Tafel stiften zur Erinnerung an ein Kriegsverbrechen vor fast 70 Jahren - sie darf nicht. Eine Geschichte über den schwierigen Umgang mit Geschichte..."
Link
zum Artikel |
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Anmerkung:
Zum Thema "schwierige Erinnerungsarbeit" gehört, dass in
Rieneck die übliche Gedenktafel, die eigentlich für den Standort der
Synagoge vorgesehen ist, auf dem offiziellen
Kriegerdenkmal der Gemeinde angebracht ist (Standort: Wolfskehle,
Nähe Bushaltestelle "Rieneck Kriegerdenkmal". .
An Täter wie an Opfer wird an derselben Stelle erinnert - eine völlig
unsensible Form der Erinnerungskultur.
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Mai 2019:
Eine Gedenktafel zur Erinnerung
an die Synagoge wird errichtet |
Artikel von Michael Fillies in der
"Main-Post" vom 16. Mai 2019: "Rieneck. Erinnerung an Rienecks Synagoge
Einen Gedenkstein zur Erinnerung an die in der Nazi-Zeit vernichtete
jüdische Gemeinde Rienecks und die Synagoge der Stadt hat der
Geschichtskreis Rieneck gesetzt. Die Sandsteintafel trägt den Spruch des
spanischen Philosophen George Santayana: 'Die sich des Vergangenen nicht
erinnern, sind verurteilt, es noch einmal zu erleben.'"
Link zum Artikel |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,2 S. 701. |
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 391. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 106. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 567-568. |
| Leonhard Scherg: Jüdisches
Leben im Main-Spessart-Kreis. Reihe: Orte, Schauplätze, Spuren. Verlag
Medien und Dialog. Haigerloch 2000 (mit weiterer Literatur). S. 36-37. |
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 193-194. |
| Bruno Schneider: Manuskript (Datei) zur Geschichte
der jüdischen Kultusgemeinde von Rieneck. 2010. |
| "Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Teilband
III: Unterfranken, Teil 1.
Erarbeitet von Axel Töllner, Cornelia Berger-Dittscheid,
Hans-Christof Haas und Hans Schlumberger. Hg.
von Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid und Gury Schneider-Ludorff
in Verbindung mit Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern. 1. Auflage 2015. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu (mit umfassenden Quellen- und
Literaturangaben)
ISBN 978-3-89870-449-6.
Hinweis: die Forschungsergebnisse dieser Publikation wurden in dieser Seite
von "Alemannia Judaica" noch nicht eingearbeitet.
Abschnitt zu Rieneck S. 294-308.
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Rieneck Lower Franconia. Jews
suffered during the Rindfleisch massacres of 1298 and were expelled at around
the beginning of the Thirty Years War (1618-1648). Jews were present again in
1699 and numbered 96 (total 1.542) in 1837, with 18 emigrating to the United
States in 1830-1854. A new school was built in 1873. Nineteen Jews remained in
1933. The last 13 left for Franfurt in March 1939 after being forced to sell
their homes.
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