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jüdische Geschichte in Rothenburg
Rothenburg ob der Tauber (Landkreis Ansbach)
Jüdische Geschichte im 19./20. Jahrhundert / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde im 19./20. Jahrhundert (english
version)
Nach der Vertreibung 1519/20 war erst um 1870 die Niederlassung von Juden in Rothenburg wieder möglich.
Unter den ersten waren zwei jüdische Familien (Germann und Strauß) aus dem württembergischen Niederstetten.
1875 wurde von acht Familien eine Israelitische Kultusgemeinde
gegründet.
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich wie
folgt: 1871 10 jüdische Einwohner (0,2 % von insgesamt 5.382), 1880 86
(1,3 % von 6.504), 1900 115 (1,5 % von 7,923), 1910 100 (1,1 % von 8,612).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde einen Betsaal (s.u.), ein
Raum für die Religionsschule, ein rituelles Bad und einen eigenen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt,
der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1875 wurde als erster
Religionslehrer Moses Hofmann aus Zeckendorf
angestellt, der bis 1926 in Rothenburg wirkte (50-jähriges Jubiläum im Oktober
1925 siehe Berichte unten). Sein Nachfolger war für drei Jahre Lehrer Liffgens
(der
1932 in Memmingen tätige Emil Liffgens,
vgl. Verlobungsanzeige von 1928 unten). Seit 1929 war Siegmund Marx Lehrer der Gemeinde.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Gefreiter Hans Löwenthal
(geb. 16.11.1894 in Rothenburg, gef. 12.3.1915) und Vizefeldwebel Moritz Gottlob
(geb. 25.3.1886 in Rothenburg, gef. 19.9.1918). Ihre Namen stehen auf den Tafeln der
Gedenkstätte für die Gefallenen der Kriege in der alten Blasiuskapelle im
ehemaligen Burgbereich.
Um 1924, als noch 70 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (7,7 % von
insgesamt etwa 9.000), waren die Vorsteher der Gemeinde Karl Wimpfheimer
(1. Gemeindevorsteher seit 1906, siehe Bericht unten),
Theodor Mann und Sigmund Lißberger. Damals war noch Moses Hofmann als
Religionslehrer, Kantor und Schochet tätig. Er unterrichtete an der
Religionsschule der Gemeinde vier Kinder. Zusätzlich erhielten von ihm vier
Kinder an den höheren Schulen den Religionsunterricht. Die Gemeinde gehörte
zum Bezirksrabbinat Ansbach. An jüdischen Vereinen bestanden: eine 1876
gegründete Kasse zur Unterstützung armer durchreisender Juden (Wanderunterstützungsverein,
1924 unter Leitung von Moses Hofmann mit 20 Mitgliedern, 1932 unter Leitung von
Lehrer Siegmund Marx), eine 1878 gegründete Heilige Schwesternschaft (Israelitischer
Frauenverein, 1924/32 unter Leitung von Helene Löwenthal mit 22/17
Mitgliedern, Zweck und Arbeitsgebiet: Krankenpflege, Unterstützung
Hilfsbedürftiger und Bestattung) und eine Arbeitsgemeinschaft für jüdische
Geschichte (1932 unter Leitung von Lehrer Siegmund Marx). 1926 lebten in der
Stadt 28 jüdische Haushaltsvorstände, von denen 24 Handel trieben (14 waren im
Vieh- und Pferdehandel tätig), zwei waren Lehrer, einer Handelsagent, einer
Metzger.
1932 waren die Vorsteher der jüdischen Gemeinde Theodor Mann (Adam-Huber-Strasse,
1. Vors.), Siegmund Lißberger (Kapellenplatz, 2. Vors.) und Joseph Wimpfheimer
(3. Vors., Schriftführer und Schatzmeister, Untere Schmiedgasse). Lehrer
Siegmund Marx (Herrngasse 21) erteilte im Schuljahr 1931/32 sieben Kindern den
Religionsunterricht.
Bis 1933 war Zahl der jüdischen Gemeindeglieder bereits auf 45
zurückgegangen (0,5 % von insgesamt 9.022). Kurz nach der
nationalsozialistischen Machtergreifung kam es zu gewaltsamen Aktionen gegen die
jüdischen Einwohner. Im März 1933 wurde von SA-Leuten die Güter- und
Viehhandelsfirma von Josef Mann überfallen. Der Besitzer und seine beiden
Söhne wurden misshandelt. Auf Grund der immer stärker werdenden Repressalien
und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verließen zwischen 1933 und 1938
ein Großteil der in Rothenburg wohnhaften Juden die Stadt. Zwei wanderten aus
(USA und Holland), 40 verzogen innerhalb von Deutschland (nach München, Fürth,
Frankfurt am Main, Demmelsdorf, Nürnberg, Regensburg und Stuttgart), drei
verstarben in diesen Jahren in Rothenburg. Die letzten 17 jüdischen Einwohner
wurden am 22. Oktober 1938 aus der Stuttgart gewiesen: sie waren durch SA-Leute
in ihren Wohnungen festgenommen und in der Synagoge zusammengetrieben worden.
Sie wurden aufgefordert, umgehend die Stadt zu verlassen. Nach einer Woche
konnten sie kurzzeitig nochmals zurückkommen, um ihre Angelegenheiten
abzuwickeln. Im Dezember 1938 war Rothenburg im der Sprache der NS-Zeit
"judenfrei".
Von den in Rothenburg geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"; Anmerkung: auf Grund verschiedener Orte mit
Namen Rothenburg bzw. Rotenburg und Rottenburg kommt es immer wieder zu
Verwechslungen - die
nachfolgende Namenliste kann trotz
sorgfältiger Auswahl der Ergebnisse von Yad Vashem und dem Bundesarchiv Fehler enthalten):
Rosa Ansbacher geb. Hofmann (1890), Else
Badmann geb. Wimpfheimer (1888), Rosa (Rosalia) Fuld geb. Gottlob (1881), Selma Gerstle geb. Löwenthal (1874), Jonas
Gottlob (1853), Siegfried Gottlob (1887), Frieda Hamburger geb. Levi (1882), Rosa Hamburger geb. Wurzinger
(1875), Adolf Heumann (1873), Siegfried Heumann (1885), Emma Hofmann (1878), Moritz Lehmann (1879), Sara Lehmann geb. Sonn (1890), Siegfried Lehmann (1920),
Frieda Levy geb. Gottlob (1884), Margarete Löser geb. Mannheim (1875), Antonie
Löwenthal (1921), Ludwig Löwenthal (1879), Selma Pach geb. Landauer (1882),
Mina Steinhäuser geb. Heumann (1871), Clara Stiebel geb.
Döllefeld (1893), Rosa Stoppelmann geb. Salomon (1894), Hannelore (Hannele) Wurzinger (1927),Hans
Siegfried Wurzinger (1933), Ida
Wurzinger (ca. 1876), Sigmund Wurzinger
(1877).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Vorbeters, Schächters und
Religionslehrers (1875 / 1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1875: "Zum
baldigen Eintritt suchen wir einen Vorbeter, Schächter und
Religionslehrer und sichern qualifizierten unverheirateten Bewerbern ein
annehmbares Einkommen zu. Anmeldungen belieb man an Gebrüder Löwenthal
hier zu richten. Rothenburg a.d. Tauber, 18. Februar 1875. Der
Israelitenverband". |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1925:
"Durch Pensionierung unseres seit 50 Jahren hier wirkenden Lehrers
suchen wir bis spätestens 15. August einen religiösen, seminaristisch
gebildeten
Religionslehrer, Kantor und Schochet.
Besoldung nach den Leitsätzen des Verbandes. Geräumige Wohnung mit
Garten vorhanden. Realschule, Progymnasium und Mädchenlyzeum am Platze.
Ausführliche Bewerbungen mit Zeugnisabschriften sind zu richten an den
Vorstand
Theodor Mann, Rothenburg a. Tauber." |
Lehrer Moses Hofmann wirbt für sein "Schülerpensionat" (1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1900: "Schülerpensionat.
Ich nehme noch einige Knaben, welche die Realschule oder das Progymnasium besuchen
wollen, bei gewissenhafter Beaufsichtigung und sorgfältiger Pflege in Pension.
Moses Hofmann, Lehrer, Rothenburg o.d. Tauber." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1900: "Schülerpensionat.
Ich nehme noch einige Knaben, welche die Realschule oder das Progymnasium besuchen
wollen, bei gewissenhafter Beaufsichtigung und sorgfältiger Pflege in Pension.
Moses Hofmann, Lehrer, Rothenburg o.d. Tauber." |
Abschiedsfeier für Lehrer Moses Hofmann und Einführung von Lehrer Emil Liffgens (1926)
Artikel
in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 8. September 1926:
"Am Schabbos Ki seze (= 21. August 1926) fand die
Abschiedsfeier unseres allseits hoch verehrten Herrn Lehrers Hofmann
statt, der fast ein Menschenalter - 51 Jahre - seine Kraft in den Dienst
unserer Gemeinde gestellt hat. Wenn schon bei der am 31. Oktober 1925
begangenen 50-jährigen Dienstjubiläumsfeier dem Jubilar hochverdiente
Ehrungen zuteil wurden, so gab auch diese Feier wiederum Zeugnis von der
Liebe und Anhänglichkeit, die Herrn Hofmann mit seiner Gemeinde und diese
wieder mit ihm verbanden. Zugleich fand auch die Einführung des als
Nachfolger berufenen Herrn Lehrer Liffgens statt. In der Synagoge
sprach Herr Distriktsrabbiner Dr. Munk und wandte die Worte unseres
Stammvaters Jakob (hebräisch und deutsch) 'ich entlasse dich nicht, du
habest mich denn gesegnet' - auf den Scheidenden an. Unter tiefsinniger
Auslegung der Toraworte (hebräisch und deutsch) - 'es bestimme Gott einen
Mann über die Gemeinde, der sie aus- und einführen möge' - sprach Herr
Dr. Munk zu dem neu ins Amt tretenden Lehrer. Herr Liffgens richtete unter
Zugrundelegung des Haphtoroh-Satzes: (hebräisch und deutsch) - 'Berge
werden weichen und Hügel wanken, aber meine Gnade von dir wird nicht
weichen und der Bund meines Friedens nicht wanken, spricht der Ewige, dein
Erbarmer' - herzliche Worte an den scheidenden Kollegen, und legte das
Programm seiner künftigen Tätigkeit in der Gemeinde in Anlehnung an das
Prophetenwort (hebräisch und deutsch) - 'ich verbinde mich mit dir auf
immer; ich verbinde mich mit dir in Recht und Gerechtigkeit, in Liebe und Erbarmen;
ich verbinde mich mit dir im Glauben, dass du erkennest den Ewigen' - in
zu Herzen gehender Weise dar. Bei der abends im Hotel Eisenhut
abgehaltenen Feier richtete der Vorstand der hiesigen Gemeinde Theodor
Mann innige Worte der Anerkennung an den Scheidenden und überreichte ihm
die Urkunde als Ehrenmitglied der Gemeinde. Als Vorsitzende des
Frauenvereins dankte Frau Helene Löwenthal für die dem Verein lange
Jahre geleisteten Dienste als Kassier und Schriftführer und überreichte
eine Radierung, darstellend das Rathaus von Rothenburg. Mehrere
Gemeindemitglieder sprachen herzliche Worte des Abschieds. In rührender
Weise dankte Herr Hofmann für die ihm allseits erwiesene
Aufmerksamkeit.
Musikalische Darbietungen und Gedichte in vollendeter Weise, von
ehemaligen Schülern und Schülerinnen vorgetragen, verschönten den
Abend. Auch hier wieder bewies Herr Josef Wimpfheimer sein dichterisches
Können. Erst in später Mitternachtsstunde endete die in allen Teilen
wohlgelungene Feier." |
Anzeige zur Verlobung von Lehrer
Emil Liffens mit Irma Goldstein (1928)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Februar 1928:
"Gott sei gepriesen.
Irma Goldstein - Emil Liffgens, Lehrer.
Verlobte.
Oberlauringen (Unterfranken) -
Rothenburg o. Tauber. Schewat
5688". |
Anmerkung: Irma Liffgens wurde 1943 in
Auschwitz ermordet. |
50-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Moses Hofmann
(1927)
Die Feier des 50-jährigen Ortsjubiläums von Lehrer Hofmann war nach
obigem Bericht am 31. Oktober 1925 - im nachstehenden Bericht wird daran
erinnert.
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 9.
Februar 1927: "Moses Hofmann (Rothenburg), J. Kissinger (Frankenwinheim), Abraham Strauß
(Uffenheim) haben 7 x 7 Jahre in einer
Gemeinde als Lehrer in der Schule, als Vorbeter im Gotteshaus, als Berater
in ihren Gemeinden gewirkt. Hofmann und Strauß sind die ersten Lehrer in
neu gegründeten Gemeinden gewesen, sie haben die Einrichtungen des Kultus
und der Schule erst schaffen müssen. Ihres Wirkens und Schaffens
Geschichte ist die Geschichte ihrer Gemeinden. In solchen kleinen
Gemeinden 50 Jahre auszuharren, dazu bedarf es einer seltenen Treue,
großer Liebe zum Berufe - und einer Resignation, die manchen Undank und
manche Verkennung hinnimmt. Unsere drei Jubilare haben als Jünglinge und
Männer in einem Berufe gewirkt, der Hungerlohn und Rechtlosigkeit als
Entschädigung bot für Pflichttreue - und erst in späteren Jahren sahen
sie Ernten reifen, zu denen sie die Saaten hoffend gestreut." |
Zum Tod des langjährigen Lehrers Moses Hofmann (1929)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
September 1929: "Moses Hofmann.
Es herbstlt! Auch in unserem
Verein. Beklagten wir schon im vergangenen Berichtsjahre den Tod von acht
lieben Kollegen, hatten wir kaum das frische Grab des ehemaligen Vereins-
und Ehrenvorsitzenden Goldstein verlassen, da trifft uns wieder ein
schwerer Verlust im Heimgang eines unserer Besten, des Lehrerveteranen
Moses Hofmann (Rothenburg). Stand er auch bereits im gesegneten Alter von
fast 78 Jahren, so schienen körperliche und geistige Frische, Rosenwangen
im schneeigen Silberbart noch viele Lebensjahre zu verbürgen. Da
überfiel ihn unversehens vor mehreren Wochen ein Leberleiden, das
überraschend schnell zum leichten Tode führte.
Hofmanns Wiege stand in Dittlofsroda bei Hammelburg. Zum Lehrerberuf
bestimmt, besuchte er die Präparandenschule Höchberg und von 1868-71 das
Israelitische Lehrerseminar Würzburg. Die erste Anstellung fand er in Zeckendorf
bei Bamberg. 1875 berief ihn die nach 350jähriger Unterbrechung
neugegründete Kultusgemeinde Rothenburg o.d.T. zum Religionslehrer. Hier
in der Stadt des 'Maharam'* sollte seine Haupt- und Lebensaufgabe in
51-jähriger Amtstätigkeit erfüllen. Er warf nicht nur Lehrer, sondern
auch geistiger Führer und Berater, ja sogar finanzieller Sorger seiner
Gemeinde, soweit es sich um Kultusangelegenheiten handelte. Er genoss das
Vertrauen seiner Gemeinde in seltenem Maße. Nie erfuhr das schöne
harmonische Verhältnis zwischen Gemeinde und Beamten eine Störung. Und
auch außerhalb seiner Glaubensgemeinde, in allen Schichten der Bevölkerung
erfreute er sich großen Ansehens. Anlässlich seines 70. Geburtstages und
goldenen Ortsjubiläums wurden ihm außergewöhnliche Ehrungen zuteil.
Infolge zunehmenden Alters, nach 55jähriger Lehrertätigkeit, ließ er
sich in den Ruhestand versetzen, den er bei seinen Kindern in Würzburg**
verbrachte.
Hofmann war Mitbegründer des Israelitischen Lehrervereins für Bayern und
23 Jahre Verwaltungsmitglied. Er förderte ruhig die Interessen unseres
Berufes und Standes. In der stürmischen Revisionskampfzeit stellte er
mutig seinen Mann, wenn es Not tat, auch gegen oben. Wie denn
überhaupt Charakterstärke und Wahrhaftigkeit Wesenszüge seines Lebens
bildeten.
Freitag, 23. August, bewegte sich ein großer Trauerzug, in dem viele
Lehrer, von Würzburg nach der altehrwürdigen Begräbnisstätte
Höchberg, wo die sterblichen Reste Hofmanns an der Seite seines Freundes,
unseres unvergesslichen Hirsch Goldstein zu letzten Ruhe gebettet wurden.
In Respektierung eines Wunsches, dass an seinem Grabe nur wenig gesprochen
werden solle, beschränkte sich der stellvertretende Geistliche, Herr
Seminarlehrer Gr. Neubauer, darauf, den Lebensgang des Heimgegangenen als
Lehrer und Mensch kurz zu würdigen. Herr Theodor Mann, Vorstand der
Kultusgemeinde Rothenburg, dankte bewegten Gemüts nochmals für treue,
hingebende Pflichterfüllung, während Herr Lehrer Liffgens (Rothenburg)
seinem treuen Vorgänger die letzten Abschiedsgrüße unseres Vereins,
sowie die des großen bayerischen Bruderbundes und des Bezirkslehrervereins
Rothenburg überbrachte. Moses Hofmann hat sich durch seine mustergültige
Lebensführung ein ehrendes Andenken gesichert.
'Sie haben einen braven Mann begraben, mir aber war er mehr'. A. St. in
U."
*Anmerkung: Der Maharam, Rabbi Meir ben Baruch (1220-1293), einer der
bedeutendsten Talmudisten aller Zeiten, lebte in Rothenburg ob der Tauber
zur Zeit Rudolphs von Habsburg.
**Anmerkung: Moses Hofmann war verheiratet mit Karoline geb. Ansbacher; in
Würzburg (Neubaustr. 32) lebte die Tochter Gretchen verh.
Ansbacher (geb. 1883 in Rothenburg, gest. 1954 in New York, verh. mit
Josef Ansbacher) sowie die Tochter Emma Hofmann (geb. 1878 in
Rothenburg, nach der Deportation 1942 in den Raum Lublin in einem
Todeslager ermordet). Informationen nach R. Strätz: Biographsiches
Handbuch Würzburger Juden Bd. I S. 59-60.271-272).
|
Grabstein für Moses Hofmann
in Höchberg
(Quelle: Naftali Bar Giora Bamberger: Der jüdische Friedhof in Höchberg.
1991 S. 262) |
Hebräische Inschrift |
|
Grabinschrift für
Moses Hofmann:
"Hier ruht
der fromme Mann, R' R' Mosche Sohn von Joseph,
genannt Hofmann, Lehrer der Kinder
in der Stadt des Mahara"m, Rothenburg,
Rabbinatsrichter, Hirte seiner Herde,
Vorbeter in seiner Gemeinde,
in Redlichkeit führte er die Mitglieder seines Hauses,
abberufen zu dem Sitz in der Höhe
am 15. Menachem 689 nach der kleinen Zählung.
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens". |
Festabend zur Begrüßung des neuen Lehrers und Predigers der Gemeinde Siegmund Marx
und zum 80. Geburtstag des Ehrenvorsitzenden der Gemeinde Carl Wimpfheimer
(1929)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeit" vom 1. Dezember
1929: "Rothenburg o.d. Tauber. Die Verwaltung der israelitischen
Kultusgemeinde Rothenburg o.d. Tauber hatte am Freitag, dem 22. November,
die ganze Gemeinde zu einem Festabend geladen, er galt des Begrüßung des
am 1. November bestellten neuen Lehrers und Predigers der Kultusgemeinde,
Herrn Lehrer Marx und seiner Gattin, sowohl, als auch der Feier des achtzigsten
Geburtstages des Ehrenvorsitzenden der Gemeinde, Herrn Carl Wimpfheimer.
In schönen Worten begrüßte der erste Vorsteher, Herr Theodor Mann, den
neuen Beamten und hieß ihn als Führer der Gemeinde herzlichst willkommen
und gratulierte dem im Ehrendienste der Gemeinde ergrauten Herrn
Wimpfheimer innigst zu seinem Geburtstage und erwähnte, dass Herr
Wimpfheimer vierundzwanzig Jahre Kassier und achtzehn Jahre der erste
Vorsteher der Gemeinde gewesen und in jeder Hinsicht allzeit ein
leuchtendes Vorbild für alle gewesen sei. Auch der zweite Vorsteher, Herr
Lißberger, fand freundliche Worte der Begrüßung für den neuen Beamten
und dankte Herrn Wimpfheimer sen. für sein verdienstvolles Wirken und
wünschte ihm noch lange Jahre ungetrübter Gesundheit. In launischen
Versen, die den Kassier der Gemeinde, Herrn Wimpfheimer jun., zum
Verfasser hatten, begrüßte Frl. Oberndörfer das neue Lehrerpaar und
brachte die Wünsche und Bitten der Gemeinde vor. Frl. Haumann und Frl.
Löwenthal feierten dann in einem Zwiegespräch den Jubilar des Abends,
Herrn Wimpfheimer sen. Sichtlich ergriffen von der Fülle der ihm zuteil
gewordenen Ehrungen dankte der Jubilar all seinen Gratulanten. Herr Lehrer
Marx ging in humorvoller großer Rede auf all die Wünsche ein und
versprach allzeit bestrebt zu sein, der Gemeinde seine ganz Kraft zu
widmen und schloss mit dem Wunsche, dass die Kultusgemeinde einer Zeit
neuer Blüte entgegengehen möge. Nachdem noch in trefflichen Worten die
Vorsitzende des Israelitischen Frauenvereins, Frau Helene Löwenthal,
namens der Frauen das neue Lehrerpaar begrüßt und dem greisen ´Jubilar
die besten Wünsche übermittelt hatte, ward noch manche frohe Ansprache
gehalten und gegen Mitternacht trennte man sich in dem Bewusstsein, ein
recht schönes Gemeinschaftsfest gefeiert zu haben." |
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Bericht über die ersten Monate der Entstehung der jüdischen Gemeinde in der
Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1876
Aus
einem Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April
1876 über die Entstehung der neuen Gemeinde - nach : "Noch so
manches Nennenswerte aus der dunkeln Vergangenheit (sc. des Mittelalters)
wäre anzuführen, ich will jedoch heute darüber hinweggehen und etwas
von der schöneren Gegenwart berichten. Vor ca. 7 Monaten hat sich dahier
wieder eine jüdische Gemeinde gebildet und ist gegründete Aussicht
vorhanden, dass sich diese in Bälde vergrößert. Bei der Bildung
derselben waren nur 8 Familien beteiligt, und verdient es jedenfalls
Anerkennung, wenn sich diese Wenigen zusammenfanden und schon vor den
vergangenen 'ernsten Tagen' (Tage zwischen Neujahr und Jom Kippur) für
die Besetzung ihrer Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle
gesorgt hatten, sodass am Erew Rosch Haschana HaAwur (am
vergangenen Neujahrsfest) das neue wohleingerichtete Betlokal bezogen
werden konnte. Das in der Ausführung begriffene Mikwe (rituelles Bad)
gibt Zeugnis, dass die Gemeinde auf dem Standpunkte des konservativen
Judentums steht; denn es bedurfte nur der Anregung und Darlegung der
Notwendigkeit dieser Institution und die Verwirklichung dieses Projektes
wurde einstimmig beschlossen. Möge die junge Gemeinde stets solche
anerkennenswerte Beschlüsse fassen, wenn es gilt, den Anforderungen
unserer heiligen Religion zu entsprechen.
Schließlich soll ein Akt wahrer Humanität nicht unerwähnt bleiben. Als
vor einigen Wochen ein Todesfall bei den Israeliten vorkam und die Leiche
mehrere Stunden weit zum Friedhof gefahren werden musste, stellte
die hiesige Stadt bereitwilligst ihren Leichenwagen zur Verfügung. Diese
humane Handlungsweise verdient gewiss in diesen weit verbreiteten
Blättern Erwähnung; sie zeigt, dass man hier keinen Unterschied der
Konfession kennt. Die jetzige Generation hat sich über die veralteten
Vorurteile hinweggesetzt; die Bevölkerung ist von Toleranz beseelt und
zeigt sich wohlwollend gegen Andersgläubige. Die hiesige Stadt kann jenen
Städten, wo die Toleranz noch nicht ganz zum Durchbruch gekommen, als
leuchtendes Vorbild aufgestellt werden." |
Bericht aus der "Allgemeinen Zeitung des
Judentums" vom 16. Oktober 1891 (letzter Abschnitt einer Berichtes über
einen Ausflug nach Rothenburg)
Aus
dem Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16.
Oktober 1891: "...Auch im Innern sind noch, wie mir der dortige
jüdische Lehrer, Herr Hoffmann, mitteilte, vier Epitaphien aus den Jahren
1275, 1321, 1326 und 1346 sichtbar. Herr Hoffmann ist seit 1875 in
Rothenburg; von diesem Jahre datiert sich die Bildung einer neuen
Gemeinde, die jetzt ungefähr 18 Familien zählt. Haben sie es auch noch
nicht zur Anlage eines eigenen Friedhofes gebracht, sind ihre
gemeinschaftlichen Institutionen auch noch in ihren ersten bescheidenen
Anfängen, so brauchen sie andererseits doch auch nicht mehr in der
'Gasse' (gemeint die mittelalterliche 'Judengasse' in Rothenburg) zu
wohnen, die Sonne der Freiheit strahlt auch ihnen. Und als des Abend die
Gäste, Arier und Semiten, in trautem Verein von der gastfreundlichen
Bevölkerung mit Musik und Lampions zum Bahnhofe geleitet wurden und das
Dampfroß unter dem Hurrahrufen der Menge sich keuchend in Bewegung
setzte, da gedachte ich der prophetischen Schlussworte des Klageliedes von
Rothenburgs großem Rabbi:
Im Hochzeitsschmuck trittst du hervor, Die Trommel schallt, es
singt der Chor:
Zu Ende ist die Leidenszeit, Dem Herrn sei Dank in
Ewigkeit." |
Tagung des Israelitischen Lehrervereins in Bayern in
Rothenburg (1908)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 10. Juli 1908: "Würzburg. Am Montag, den 20. Juli (1908) tagt
der Israelitische Lehrerverein in Bayern in der altertümlichen
Stadt Rothenburg. diese Versammlung wird wohl einen Markstein bilden in
der Entwicklungsgeschichte des Lehrervereins, ja vielleicht der
bayerischen Judenheit. Zum ersten Mal wird auf Grund eines
ausführlichen statistischen Materials die soziale Stellung der jüdischen
Lehrer in Bayern und die Hebung ihrer Lage beraten. Dieses Material
wurde von Lehrer Simon Dingfelder - München mit wahrem Bienenfleiß
zusammengetragen und hat schon mehrere Konferenzen des Lehrervereins, der
'Freien bayerischen Rabbinerkonferenz' und dem 'bayerischen Landesverein'
vorgelegen. Es ist zusammengestellt in einer 'Denkschrift' über
die Hebung der wirtschaftlichen Lage der jüdischen Lehrer Bayerns,
insbesondere der Religionslehrer. Unter den mancherlei Ratschlägen
befinden sich auch die, Elementarschulen zu gründen und eine
'Zentralkasse' zu schaffen, in der die Großgemeinden die Lasten der
kleineren mittragen helfen, wozu sie moralisch verpflichtet sind. Sind
doch notorisch die meisten Landbewohner den Städten
zugepilgert. Auch pädagogische Fragen werden erörtert
werden; die Fortbildungskonferenz Fürth-Nürnberg hat entsprechende
Anträge gestellt. Den Kernpunkt bildet aber das Referat Dingfelders, dem
alle mit Freude und Erwartung entgegensehen. Des Dankes aller gerecht
denkenden und fühlenden jüdischen Lehrer und Bürger Bayerns darf der
Referent schon jetzt versichert sein.
r." |
Enthüllung einer Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges (1922)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Februar 1922:
"Die Israelitische Kultusgemeinde in Rothenburg o.d.T. beging
kürzlich die Enthüllung einer Gedenktafel für ihre im Kriege gefallenen
Angehörigen. Der städtische Zuschuss für den Lehrergehalt der
Israelitischen Kultusgemeinde wurde von 250 Mark auf 1000 Mark
erhöht". |
Ankündigung der 50-Jahr-Feier der jüdischen Gemeinde
(1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1925: "Uffenheim,
23. Oktober (1925). Die Kultusgemeinde Rothenburg a.T. begeht am Schabbat
Paraschat Lech Lecha Schabbat mit der Toralesung Lech Lecha = 1.
Mose 12,1 - 17,27, das ist 31. Oktober 1925) die 50-jährige Wiederkehr
ihrer Neugründung im Jahre 1875, verbunden mit dem goldenen Ortsjubiläum
ihres Lehrers Moses Hofmann." |
Jubiläumsfeier zum 50jährigen Bestehen der jüdischen
Gemeinde Rothenburg (1925)
Artikel
in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 6. November
1925: "Jubiläum der Gemeinde Rothenburg. Die Jubiläumsfeier fand
unter Teilnahme zahlreicher auswärtiger Gäste, wie vorgesehen, Samstag,
den 31. Oktober statt. Entsprechend ihrem religiösen Charakter bildete
der Festgottesdienst in der Synagoge, zu dem Herr Distriktsrabbiner Dr.
Hanover aus Würzburg erschienen war, den Höhepunkt der festlichen
Veranstaltung. In großangelegter Predigt wurde der Geistliche auf
historischem Boden des großen historischen Momentes gerecht und verstand
es, die Gemeinde in eine ernstfeierliche und weihevolle Stimmung zu
versetzen. Der Redner hatte den Text aus Psalm 118, Vers 17-21
gewählt;
'Ich sterbe nicht, nein ich lebe, und erzähle die Taten Jahs.
Züchtigen mag mich Jah, aber dem Tode gibt er mich nicht hin.
Öffnet mir die Pforten des Heils, ich will durch sie eintreten, Jah
preisen.
Dies ist die Pforte des Ewigen, Gerechte treten da ein.'
Am Abend des Jubeltages versammelte sich die gesamte Kultusgemeinde
Rothenburgs zu einer weltlichen Feier, die einen schönen Verlauf nahm.
Der 1. Vorstand der Kultusgemeinde, Herr Theodor Mann, begrüßte die
Erschienenen, insbesondere die greise Witwe Heymann, deren seliger Gatte
der erste Jude war, der sich im Jahre 1870 wieder in Rothenburg
niederließ. Hierauf feierte er in äußerst herzlichen Worten die
Verdienste des Herrn Lehrer Hofmann. Als Zeichen der Anerkennung wurde dem
Jubilar schon tags zuvor ein wertvolles Ehrengeschenk der Gemeinde, zu dem
sich zahlreiche Geschenke materieller und ideeller Art ehemaliger Schüler
gesellten, überreicht. Herr Distriktsrabbiner Dr. Hanover gab in
Vertretung des erkrankten Delegierten, Ratmitglieds Eduard Sonder aus
Kitzingen, den Glückwünschen des Verbands Bayerischer Israelitischer
Gemeinden beredten Ausdruck. Im Namen des israelitischen Lehrervereins in
Bayern gratulierte Hauptlehrer Strauß aus Uffenheim Gemeinde und Lehrer
und überreichte dem Nestor des Brudervereins als äußeres Zeichen des
Dankes für geleistete Vereinsdienste einen blumengeschmückten
Fruchtkorb. Zum Schluss sprach der Jubilar selbst in längeren
Ausführungen, wobei er seines langjährigen Mitarbeiters in der Gemeinde,
des Ehrenvorsitzenden Karl Wimpfheimer dankend gedacht. Die Reden waren
umrahmt von musikalischen Darbietungen und Jubiläumsgedichten, die in
vollendeter Weise von ehemaligen Schülerinnen zum Vortrag gebracht
wurden. Bei dieser Gelegenheit erwies sich Herr Josef Wimpfheimer als
begabter Lokal- und Festdichter. Erst in später Mitternachtsstunde endete
das in allen seinen Teilen wohlgelungene Ehrenfest der Gemeinde Rothenburg
und hinterließ bei allen Teilnehmern einen bleibenden und nachhaltigen
Eindruck. - Zu ihrem Jubiläum gingen der Gemeinde Rothenburg eine Reihe
von Glückwunschschreiben zu, von denen wir die folgenden zu Abdruck
bringen: |
Katholisches
Stadtpfarramt Rothenburg o.T.:
Das ergebenst unterfertigte katholische Stadtpfarramt Rothenburg o.T.
freut sich, der israelitischen Kultusgemeinde Rothenburg o.T. zum
Jubeltage ihres halbhundertjährigen Bestehens die besten Glückwünsche
aussprechen zu können. Was das Pfarramt besonders freut, ist, dass es am
heutigen Tage hinweisen kann auf das schöne Verhältnis, das von jeher in
diesen 50 Jahren zwischen der katholischen Gemeinde Rothenburg o.T. und
ihren Seelsorgern einerseits und der israelitischen Kultusgemeinde
andererseits bestanden hat. Es sei der Hoffnung Ausdruck verliehen, dass
niemals eine Zeit kommen wird, wo dieses schöne Einvernehmen getrübt
werden wird. Ganz besonders sei auch der israelitischen Kultusgemeinde
gratuliert zu dem Umstande, dass sie in der Person des Herrn Hauptlehrers
Moses Hofmann einen solchen vorbildlichen Jugenderzieher und Kultusdiener
gehabt hat..
In vorzüglicher Hochachtung! Albert, Stadtpfarrer. |
Evangelisch-lutherisches
Stadtpfarramt St. Jakob Rothenburg o.T.:
Die israelitische Kultusgemeinde darf das Fest ihres 50jährigen Bestehens
festlich begehen. Unter den Gratulanten dieses Tages soll auch die
evangelische Gemeinde nicht fehlen.
Mit dankbarer Freude denken wir daran, wie Glieder Ihrer Gemeinde immer
wieder unsere Liebestätigkeit in unserer Gemeinde in wertvollster Weise
unterstützt und gefördert haben. Das soll nie vergessen werden. Möge
das gute Verhältnis zwischen den Gemeinden immer erhalten bleiben.
Unser Glückwunsch gibt auch dem ehrwürdigen Lehrer Ihrer Gemeinde, der
nun ein halbes Jahrhundert hindurch mit großer Treue seine wichtige
Arbeit in Ihrer Gemeinde getan hat. Wir wünschen ihm von Herzen noch
einen recht schönen gesegneten Lebensabend. Möge auch an ihm sich das
alte Psalmwort erfüllen: 'Die Lehrer werden viel mit Segen geschmückt.'
Mit vorzüglicher Hochachtung! Fabri."
Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden:
Wir danken Ihnen herzlich für die freundliche Einladung, die Sie uns zu
der am Samstag, den 31. dieses Monats stattfindenden Feier, anlässlich
des 50jährigen Bestehens Ihrer Gemeinde und des Goldenen Amtsjubiläums
des Herrn Lehrer Hofmann, haben zugehen lassen. Wir werden der Einladung
gerne Folge leisten und zu der Feier einen Vertreter abordnen, dessen
Namen wir Ihnen noch bekannt geben werden.
Gleichzeitig gestatten wir uns, Ihnen zu der Doppelfeier unsere
herzlichsten Glückwünsche heute schon zu übermitteln und bitten Sie,
unsere Wünsche auch Ihrem langjährigen geistigen Führer zur Ausdruck zu
bringen.
Die Geschichte der Juden in Rothenburg ist ein getreues Spiegelbild der
Geschichte der Juden in Deutschland überhaupt, und wie in Rothenburg aus Jahrhunderte
langer Not wieder ein blühendes, jüdisches Gemeinwesen erstanden ist,
das sich durch alle Fährlichkeiten der Zeit zu behaupten wusste, so hat
sich auch das deutsche Judentum und insbesondere die Judenheit in Bayern
zu neuem Leben zusammengeschlossen. Wir erhoffen aus diesem
Zusammenschluss, der besonders wirksam in unserem Verbande zu Ausdruck
gekommen ist, die weitere Erstarkung unserer Gemeinschaft und erhoffen
für Ihre Gemeinde, die ein eifriges und wertvolles Mitglied unseres
Verbandes darstellt, ein immer fortschreitendes Gedeihen zum Segen ihrer
Mitglieder und zur Ehre des bayerischen Judentums.
Mit vorzüglichster Hochachtung und dem Ausdruck wärmster persönlicher
Anteilnahme an Ihrem Feste. Dr. Neumeyer." |
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Artikel
in der "Jüdischen liberalen Zeitung" vom 13. November 1925:
"Rothenburg o.T. (50 Jahre jüdische Kultusgemeinde). Die hiesige
israelitische Kultusgemeinde beging die Feier ihres 50jährigen Bestehens
und gleichzeitig damit auch das 50jährige Amtsjubiläum des Lehrers Moses
Hofmann. Im Jahre 1875 fanden sich 8 Männer zusammen, um die Gemeinde zu
gründen und Moses Hofmann zum Vorbeter und Lehrer zu wählen, der heute
noch, als der einzige Überlebende der Gründer auf seinem Posten
steht." |
Antijüdische Tafel am
Rödertor wird eingeweiht (1936)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Februar
1936: "Nürnberg. Am Rödertor der Stadt Rothenburg ob der
Tauber wurde, wie die 'Fränkische Tageszeitung' berichtet, eine Tafel
eingeweiht, die als Inschrift folgendes Wort von Gauleiter Julius
Streicher enthält: 'Die Weltgeschichte nennt die Namen der Volker, die am
Juden zugrunde gingen. Ihr tragisches Ende ist eine furchtbare Mahnung
für die Völker, die noch am Leben sind.'" |
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Über die Anbringung der Tafel berichtete
auch "Der Stürmer": |
Artikel
in der NS-Propagandaschrift "Der Stürmer" vom April 1936: "Die Mahntafel
von Rothenburg. Der 12. Februar 1936 ist für die alte Stadt Rothenburg
o.Tb. ein geschichtlicher Tag. An diesem Tage hielt der Führer am Grabe des
ermordeten Landesleiters Gustloff seine große Rede, in welcher er dem
Weltjudentum sagte, dass das deutsche Volk entschlossen ist, die
Herausforderung zum Kampf anzunehmen. An diesem Tag wurde in Rothenburg o.Tb.
am Rödertor eine Mahntafel mit einem Mahnwort von Julius Streicher
unter großer Beteiligung der Bevölkerung enthüllt. Auf der Tafel steht
geschrieben: 'Die Weltgeschichte nennt die Namen der Völker, die am Juden
zugrunde gingen. Ihr tragisches Ende ist eine furchtbare Mahnung für die
Völker, die noch am Leben sind. 12. Februar 1936. Julius Streicher."
Über den im Artikel genannten Landesleiter Gustloff siehe
Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Gustloff |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Julius Rosenthal meldet sich als China-Freiwilliger (1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1900: "Berlin.
Als jüdische China-Freiwillige werden uns ferner genannt: ... Julius
Rosenthal aus Rothenburg o.d. Tauber, meldete sich bei der bayerischen
Freiwilligentruppe in Nürnberg, befindet sich auf dem Wege nach
Ostasien." |
Wechsel im Amt des Gemeindevorstehers von Moses Joseph Mann zu Karl Wimpfheimer
(1906)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. November
1906: "Rothenburg a. Tauber. Da Herr Moses Joseph Mann, der
während 21 Jahre das Amt eines 1. Vorstehers verwaltete, eine Neuwahl
ablehnte, so wurde Herr Karl Wimpfheimer an seiner Statt
gewählt". |
Zum Tod von Moses Goldberger - "Träger des
religiösen Lebens in seiner Gemeinde" (1922)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juli 1922:
"Rothenburg o.T., 2. Juli (1922). Am vergangenen Schawuotfeste
(Wochenfest) verstarb hier im Alten von 75 Jahren Moses Goldberger, tief
betrauert von seiner Familie und von den weiten Kreisen seiner Freunde
und Bekannten, die in ihm einen mit herrlichen Vorzügen des Charakters
ausgestatteten Menschen liebten und verehrten. Während eines halben
Jahrhunderts war der Verstorbene der Träger des religiösen Lebens ins
einer Gemeinde. Aufrichtige Frömmigkeit und strenge Gewissenhaftigkeit in
der Erfüllung seiner religiösen Pflichten verbanden sich in ihm mit
einer seltenen Redlichkeit und Rechtlichkeit im Handel und Wandel und
einer edlen, warmherzigen Menschenfreundlichkeit im Verkehr mit allen,
die, ob Jude oder Christ, mit ihm in Berührung kamen. War auch sein Schaffen
und Wirken nicht immer von äußerem Glück begünstigt, so unterließ er
es doch nie, mit unerschütterlichem Vertrauen zu Gott emporschauen und
aus diesem Aufblick zu Gott Trost zu gewinnen in den schweren
Schicksalsschlägen, die zu wiederholen malen über seine Familie
hereinbrachen. An seiner Bahre hielten nachrufe der zuständige Rabbiner,
Herr Dr. Brader in Ansbach und im Namen der Familie Herr Rabbiner Dr.
Breuer in Aschaffenburg. Das Andenken des Gerechten bleibt gesegnet
immerdar. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorstehers Karl Wimpfheimer (1931)
Artikel
im "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
September 1931: "Rothenburg ob der Tauber. Am 11. August
(1931) trugen wir den Besten unserer Gemeinde unseren Ehrenvorsitzenden,
Herrn Karl Wimpfheimer, unter außerordentlich starker Beteiligung aus
allen Kreisen der Stadt und Landbevölkerung, zu Grabe. Vor fast zwei
Jahren feierte er in voller Rüstigkeit seinen 80. Geburtstag. Der Lehrer
und Prediger unserer Gemeinde, Herr Lehrer Marx, fand am offenen Grabe
ergreifende Worte, als er das Leben des vorbildlichen Mannes an Hand des
Prophetenwortes Micha 6,8 schilderte. Dem verstorbenen Amtsvorgänger
widmete der Kultusvorstand, Herr Theodor Mann, herzliche Worte des Dankes
und der Verehrung. Über 50 Jahre war Herr Wimpfheimer Mitglied der
Verwaltung der Israelitischen Kultusgemeinde; davon 18 Jahre 1. Vorstand
und seit seiner Amtsniederlegung 1924 Ehrenvorsitzender. Von allen
Korporationen, denen der Entschlafene angehörte, Handelskammer,
Kaufmännischer Verein; Wohlfahrtsamt der Stadt, u.a.m. liefen im
Trauerhause herzlichst gehaltene Beileidsschreiben ein. Ein wahrer 'Kiddusch
Haschem' (Heiligung des Gottesnamens) ist der Beileidsbrief des
katholischen Stadtpfarrers, der unter anderem schrieb, dass er immer Herrn
Wimpfheimer als sein Vorbild betrachtet habe und 'dass die ganze
katholische Gemeinde, die für ihre Armen dem Entschlafenen vielen Dank schuldet,
seiner im Gebet gedenken werde.' Auch der Verband Bayerischer
Israelitischer Gemeinden hatte ein herzlichst gehaltenes Beileidschreiben
gesandt, dessen Schlusssatz so recht die Stimmung der trauernden
Kultusgemeinde wiedergab: 'Möge die Kultusgemeinde vor weiteren
Schicksalsschlägen bewahrt bleiben und sich in ihr immer Männer finden,
die, wie der Verstorbene, ihre besten Kräfte der Gemeinde widmen.'
Schlomo Halevi." |
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Ergänzend eingestellt:
Postkarte von
Carl Wimpfheimer an die Herren Leiter & Neuburger
in Augsburg (1885)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) |
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Die Postkarte geschäftlicher Art wurde
versandt am 2. April 1885 von Carl Wimpfheimer in Rothenburg nach Augsburg
an die Herren Leiter & Neuburger.
Carl (Karl) Wimpfheimer betrieb ein Kurz–, Weiß– und Wollwaren-Geschäft in
Rothenburg in der Unteren Schmiedgasse 5. 1906 wurde Karl Wimpfheimer zum 1.
Vorsitzenden der israelitischen Gemeinde Rothenburg gewählt. Karl
Wimpfheimer war über 50 Jahre Mitglied der Verwaltung der israelitischen
Kultusgemeinde Rothenburg. 24 Jahre war er als Kassierer der Gemeinde tätig.
18 Jahre davon als 1. Vorstand. Nach seiner Amtsniederlegung 1924 wurde ihm
der Titel als Ehrenvorsitzender verliehen. Carl Wimpfheimer gehörte der
Handelskammer, dem Kaufmännischen Verein an, war im Wohlfahrtsamt der Stadt
und Mitglied im Armenrat.
Karl Wimpfheimer (geb. 19. November 1849, gest. 8. August 1931) war
verheiratet mit Johanna Wimpfheimer (geb. 22. Januar 1852, gest. 25. Februar
1926). Das Ehepaar hatte eine Tochter: Elsa Wimpfheimer (geb. 17. Februar
1888), war verheiratet mit Max Badmann (geb. 25. Juli 1881 in
Oettingen). Elsa und Max Badmann wurden
am 1. April 1942 zusammen mit sechs weiteren jüdischen Mitbürgern von
Oettingen in den Zug nach München gebracht. Von Milbertshofen aus ging die
Fahrt am 3. April weiter nach Piaski in den Tod.
Quellen:
http://www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de/die-juedische-gemeinde-in-rothenburg-seit-1870-toleriert-und-geachtet-aber-auch-starken-antisemitischen-anfeindungen-ausgesetzt/
http://www.heinrich-toppler.de/sekundaeres/juedisches-rothenburg-ob-der-tauber/index.htm
https://www.geni.com/people/Elsa-Badmann/6000000010708266664?through=6000000010708090791
https://www.augsburger-allgemeine.de/noerdlingen/Die-Juden-haben-Fahrkarten-zu-loesen-id19470726.html
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Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeigen des Kurz-, Weiß- und Wollwarengeschäftes Karl
Wimpfheimer (1901 / 1903)
Anmerkung: zu Karl Wimpfheimer siehe weitere
Informationen oben.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1901:
"Per 1. August suche für mein Geschäft ein Lehrmädchen,
aus achtbarer Familie, unter sehr günstigen Bedingungen. Kost und Logis
im Hause. Franco-Offerten erbeten an
Carl Wimpfheimer, Kurz-, Weiß- und Wollwaren, Rothenburg a.d.
Tauber." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 28. Mai 1903:
"Per 1. August dieses Jahres suche für mein Geschäft, (Kurz-,
Weiß-, Wollwaren- und Damen-Konfektion ein
Lehrmädchen,
aus guter Familie, unter günstigen Bedingungen. Franko-Offerten erbeten
an
Carl Wimpfheimer, Rothenburg an der
Tauber." |
Weitere Dokumente
zu jüdischen Gewerbebetrieben
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)
Geschäftsbrief
an die Fa. Strauß, eine der nach 1870 ersten jüdischen Familien in der
Stadt |
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Der obige Brief
der Fa. L. E. Oppenheimer aus Würzburg (Kolonial-Waren en gros und
Cigarren-Fabrik) wurde am 29. Dezember 1873 an G. Strauß in Rothenburg
geschickt. G. Strauß war - aus Niederstetten
stammend- nach Rothenburg gezogen, wohin er auch sein Geschäft verlegte.
In der Anrede im Brief stehen noch beide Orte: "Herrn Gg. Strauß
(Niederstetten) Rothenburg". |
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Zur Geschichte der Betsäle
Ein erster Betsaal wurde im Jahr der Entstehung der
Gemeinde eingerichtet und am Vorabend zum Neujahrstag (Erew Rosch Haschana) 5636
(= 29.September 1875) eingeweiht. Bereits dieser erste Betsaal war nach obigem
Bericht vom April 1876 "wohl eingerichtet".
1888 erwarb die Israelitische Kultusgemeinde das im 17.
Jahrhundert erbaute Haus Herrnmarkt Nr. 40 (heute Herrngasse 21/Ecke
Heringsbronnengässchen) und baute es zu einem Gemeindezentrum um: im
Erdgeschoss wurde der Betsaal eingerichtet; im ersten Stock befanden sich
die Wohnung des Lehrers und ein Schulzimmer für die Erteilung des
Religionsunterrichtes.
Stiftung einer neuen Torarolle für die Synagoge 1913
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. September
1913: "Rothenburg a. Tauber. Eine seltene Feier brachte uns der
letzte Sabbat. Zum ehrenden Andenken an ihren vor Jahresfrist verstorbenen
Vater Moses Josef Mann - früher langjähriger Vorstand dahier - stifteten
dessen Kinder für unsere Gemeinde eine Sefer Tora (Torarolle),
die in Anwesenheit der Stifter ihrer Bestimmung zugeführt wurde.
Die erhebende Feier nahm am Freitag Abend in der prachtvoll dekorierten
Synagoge mit Rezitation von Psalmen ihren Anfang. Ein freudiges Erwarten
ging die die versammelte Gemeinde, als man die vorhandenen Seforim
(Torarollen) der neuen Sefer Tora entgegenbracht. Während des Einzuges
wurde von der Gemeinde Haudu gefunden. Dann folgten die Umzüge wie
am Simchas Tora (Tora-Freudenfest). Den Schluss der Feier bildete
die Weiherede unseres Rabbiners Dr. Kohn - Ansbach.
Am Sabbatmorgen folgte nach einem Seelengebete die eigentliche
Festpredigt. Bei gemütlicher Zusammenkunft am Samstag Abend sprach ein
Sohn des Verstorbenen namens seiner Geschwister, worauf Vorstand
Wimpfheimer den Dank der Gemeinde zum Ausdruck brachte". |
Die Geschichte der Synagoge als jüdisches Gotteshaus endete
bereits im Oktober 1938: am 22. Oktober 1938 wurden die letzten
jüdischen Einwohner vor ihrer Vertreibung aus Rothenburg in der Synagoge
zusammengetrieben. Sie wurden aufgefordert, die Stadt umgehend zu verlassen. Das
Synagogengebäude wurde von einem Bürger der Stadt gekauft und in ein
Privathaus umgebaut. Das Gebäude ist bis heute erhalten.
Im November 2008 wurde
eine Hinweistafel angebracht (Text siehe unten).
Fotos
(Fotos: Hahn; Aufnahmedatum 16.11.2003)
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Das Gebäude der
ehemaligen Synagoge in Rothenburg ob der Tauber am Volkstrauertag 2003
(rechts: Eine Formation der Bundeswehr auf dem Weg zur
Gedenkveranstaltung). Das Gebäude wurde im Erdgeschoss, wo sich der
Betsaal befand, stark verändert. Der Toraschrein befand sich auf der
Ostseite des Gebäudes (auf linkem Foto die linke Seite; das mittlere Foto
zeigt die Ostseite) ungefähr zwischen unterhalb der zweiten Lampe von
rechts). |
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Architektenzeichnung
von 1888 (Quelle: O. Gussmann s. Lit. S. 25). Zum Betsaal im Erdgeschoss
führten zwei getrennte Eingänge für Frauen und Männer. Im Osten stand
der "Bettisch" zum Lesen der Tora, an der Wand der Toraschrein
("Lade"). |
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Das Gebäude der ehemaligen
Synagoge im Sommer 2009
(Fotos: Jürgen Hanke, Kronach) |
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Text der im
November 2008 angebrachten Hinweistafel (deutsch und englisch; dazu
vergleiche Presseartikel unten): "Ehemaliger jüdischer
Betsaal (1888-1938). Im Jahre 1875 gründeten acht Familien eine
Israelitische Kultusgemeinde in Rothenburg ob der Tauber. Die jüdische
Gemeinde erwarb 1888 dieses Haus und baute es zu einem Betsaal um. Im
oberen Stock befanden sich die Schulräume. Die Gemeinde wuchs bis 1910
auf einhundert jüdische Mitglieder an. Von hier aus mussten am 22.
Oktober 1938, zwei Wochen vor der 'Kristallnacht' (Novemberpogrom) alle
jüdischen Bürger die Stadt verlassen.
The former Jewish prayer hall (1888-1938). In 1875 eight families
founded a Jewish religous community in Rothenburg ob der Tauber. The
Jewish families bought this house in 1888 and converted it into a preyer
hall. The upper floor contained classrooms. By 1910, the number of people
in the community had grown to 100. On October 22, 1938, two weeks before
the Kristallnacht (the Night of Broken Glass), all Jewish citizens had to
leave the town." |
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Das
Gefallenendenkmal mit den Namen der jüdischen Gefallenen des Ersten
Weltkriegs (Fotos: Jürgen Hanke, Kronach; Aufnahmen vom Juli
2009) |
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Die St.-Blasiuskapelle im
ehemaligen Burgbereich |
Gefallenendenkmal
in der St.-Blasiuskapelle |
Name von
Moritz Gottlob |
Name von
Hans Löwenthal |
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"Stolpersteine" in
Rothenburg
(Foto: Klara Strompf) |
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Zu den
"Stolpersteinen" in Rothenburg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Rothenburg_ob_der_Tauber
Die "Stolpersteine" oben liegen für Ida Wurzinger (1872), Samson
Wurzinger (1868), Sigmund Lissberger (1875) und Bella Lissberger geb.
Gummersheimer (1879). Alle vier wurden 1942 in das Ghetto Theresienstadt
deportiert und sind dort umgekommen; Ida Wurzinger wurde im Mai 1944 in
Auschwitz ermordet. |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Oktober 2008:
Rothenburg will sich seiner jüdischen Geschichte
stellen (Artikel erhalten von Jürgen Hanke, Kronach) |
Artikel
von Stephan Maurer (dpa) in der "Nordbayerischen Zeitung" vom
20. Oktober 2009: "
Verdrängte Vergangenheit. Rothenburg will sich seiner jüdischen
Geschichte stellen.
Rothenburg, als Inbegriff des deutschen Mittelalters weltweit bekannt,
zieht Millionen Touristen jedes Jahr in seiner Stadtmauern. Jetzt will
sich die Stadt einem Kapitel ihrer Geschichte widmen, das bislang kaum
einer kennt: ihrer jüdischen Vergangenheit.
Zum weiteren Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken. |
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November
2008: Aus Anlass der Anbringung
einer Gedenktafel am früheren Betsaal: Charlotte Knobloch zu Gast in
Rothenburg
(Artikel erhalten von Jürgen Hanke, Kronach) |
Artikel in den "Nordbayerischen Nachrichten" vom 12. November
2008: "'Meistertrunk' für die Präsidentin des Zentralrats.
Charlotte Knobloch zu Gast in Rothenburg - Tauberstadt erinnert mit einer
Gedenktafel an die jüdische Geschichte.
Rothenburg - Eine Gedenktafel erinnert seit gestern in Rothenburg an die
jüdische Geschichte der Stadt. Bei der Enthüllung der Tafel an einem
ehemaligen jüdischen Betsaal lobte die Präsidentin des Zentralrats der
Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, das Engagement der Kommune. Sie
sei stolz darauf, dass es 70 Jahre nach der Pogromnacht in Deutschland
Menschen gebe, die der Jugend zeigten, dass es in Franken einst ein
lebendiges jüdisches Leben gegeben habe, sagte
Knobloch.
Zum weiteren Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken. |
Links und Literatur
Links:
Literatur: (ausführliche Literaturliste: hier
anklicken)
| Harry Breßlau: Zur Geschichte der Juden in Rothenburg ob der
Tauber. Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland Band III
(1889) S. 301-336. Band IV (1890) S. 1-17. |
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 220-221. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S.
|
| H. Schmidt: Rothenburg und die Juden. In: Udim 5 (1974/75) S. 155-186. |
| Horst F. Rupp: Die jüdische Gemeinde in der Reichsstadt Rothenburg
ob der Tauber. In: Hartwig Behr / Horst F. Rupp: Vom Leben und Sterben.
Juden in Creglingen. Würzburg 1999. 2001² S. 17-25. |
| Oliver Gussmann: Jüdisches Rothenburg ob der Tauber. Einladung zu
einem Rundgang. Haigerloch 2003. Text
auch über die Seiten des Vereines Alt-Rothenburg e.V. |
| "Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band II:
Mittelfranken.
Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid,
Hans-Christof Haas und Angela Hager, unter Mitarbeit von
Frank Purrmann und Axel Töllner. Hg.
von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und
herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern, Teilband 2: Mittelfranken. Lindenberg im Allgäu 2010.
Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu.
ISBN 978-3-89870-448-9. Abschnitt zu Rothenburg ob der
Tauber S. 542-562. |
|
Geschichte und Kultur der Juden in Rothenburg o.d.'T.
Hrsg. vom Bezirk Mittelfranken durch Andrea M. Kluxen und Julia Krieger (=
Franconia Judaica; Band 7).
Erschienen im Ergon-Verlag Würzburg 2012. www.ergon-verlag.de
184 S. mit 34 s/w-Abbildungen 18,00 €
ISBN 978-3-89913-927-3
Flyer mit weiteren
Informationen und Bestellformular. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Rothenburg ob der Tauber
Middle Franconia. Jews were present in the early 12th century, occupying a
Jewish quarter with a synagogue and cemetery
and restricted to the occupation of money-lending. Under R. Meir ben Barukh (the
"Maharam"; 1220-1293), the outstanding scholarly authority of the age
and head of the local yeshiva, the community became a religious center for
Bavarian Jewry and beyond. Persecutions in the 1280s led many Jews in Germany to
leave for Eretz Israel with R. Barukh at their head. He was arrested on the way
by Emperor Rudolf and imprisoned at Ensisheim in Alsace, where he died, refusing
to be ransomed so as not to create a precedent. In the Rindfleisch massacres of
1298 the entire community of over 450 was slaughtered. The renewed community was
again wiped out in the Black Death persecutions of 1348-49. A third community
was expelled in 1397 on the charge of well poisoning and for the last time in
1519-20 at the instigation of a local cleric.
The modern community was founded in the 1870s and grew to 115 in 1900 (total
7,923). The 45 Jews remaining in 1933 left by 1938, most for other German cities.
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