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Friedhöfe in der Region"
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jüdische Gemeinde in Rothenburg
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Gemeinde des 19./20. Jahrhundert
Rothenburg ob der Tauber (Landkreis
Ansbach)
Jüdische Friedhöfe
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde und ihrer Friedhöfe
1. Der mittelalterliche Friedhof
In Rothenburg ob der Tauber bestand bereits seit dem 12. Jahrhundert
eine jüdische Gemeinde mit allen Einrichtungen wie Friedhof, Synagoge, Mikwe
und Gemeindehaus. 1180 wird der erste Rothenburger Jude namentlich genannt. Im
13. Jahrhundert lebten 500 bis 600 Juden in der Stadt. Der geistige Führer des
damaligen Judentums in Deutschland, Rabbi Meir ben Baruch (um 1220-1293) hatte
viele Jahre in Rothenburg seinen Wohnsitz. Bei der Verfolgung durch den Ritter
Rindfleisch 1298 wurden 470 Juden der Stadt grausam ermordet; die Leichen auf dem
Friedhof verbrannt. Einige Jahre später lebten wieder Juden in der Stadt.
Der mittelalterliche jüdische Friedhof lag außerhalb der ersten
Stadtmauer im Norden der Altstadt auf dem Gelände des heutigen Schrannenplatzes
(bis ca. 1955 "Judenkirchhof"; bei der Anlegung des Busparkplatzes
umbenannt). Er wurde bis zur Vertreibung der
Juden aus der Stadt 1520 belegt. Danach wurde er großenteils abgeräumt; die
Grabsteine wurden als Baumaterial verwendet. 1589 wurde an der Südseite des
ehemaligen jüdischen Friedhofes die städtische "Schranne"
(Kornspeicher) errichtet, die als zentraler Lager- und Umschlagplatz für
landwirtschaftliche Produkte, hauptsächlich Getreide diente.
Hinweis: An der Eckscheune vom Schrannenplatz zur Heugasse
(Richtung Marktplatz) finden sich noch die verwitterten Buchstaben
"Judenkirchhof".
1914 wurden 32 Grabsteine am Schrannenplatz bei Grabungen entdeckt, dazu ein
Gedenkstein der jüdischen Gemeinde für die 1298 umgebrachten Gemeindeglieder.
Ein Teil der Steine befindet sich heute im Reichsstadtmuseum. Einige weitere Steine
wurden erst in den vergangenen Jahren bei Baumaßnahmen in der Stadt entdeckt, unter
anderem 1989 bei Arbeiten an der Burgmauer, in die Grabsteine eingebaut wurden,
teilweise auch in der Mauerabdeckung lagen. Darunter war der älteste bisher
bekannte Rottenburger Grabstein aus dem Jahr 1266. Im Bereich der Burg waren (in
den 1920er-Jahren?) im Zusammenhang mit dem in der ehemaligen
St.-Blasius-Kapelle eingerichteten Lapidarmuseum mittelalterliche Grabsteine
aufgestellt worden.
Hinweis zu den im Bereich der Burg
aufgestellten mittelalterlichen Grabsteinen
(erhalten von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)
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Aus dem "Führer durch Rothenburg ob der Tauber und
Umgebung" von A. Schnizlein/M. Schütz, 17. Aufl. 1936: "Von
einer alten Burg kann man auf dieser vorspringenden Bergnase freilich nicht
mehr viel entdecken. Denn an der Stelle, wo einstmals die Burg der Grafen
von Rothenburg und die 1142 erbaute Hohenstaufenburg gestanden waren, ist
heute zumeist eine schattige Anlage mit hohen, alten Bäumen. Von den
Gebäuden und Türmen aber, die dieser Raum einst trug, ist nur noch ein
bescheidener Rest erhalten: der starke Quaderbau, einstmals das 'Hohe Haus
der Herzöge von Franken', das die Burgkapelle beherbergte und seit 1408
gewöhnlich als Blasiuskapelle bezeichnet wird. Die Räume der Kapelle
bergen im Augenblicke noch Teile des Lapidarmuseums des Vereins
Alt-Rothenburg. Vor der Sud- und der Westwand des wuchtigen Gebäudes sind
zur Zeit noch einige Steinfriese und alte, jüdische Grabsteine
aufgestellt, deren Verbringung in das Dominikanerinnenkloster allerdings
in absehbarer Zeit erfolgen dürfte..." |
Lage des Friedhofes:
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Links: Historischer Plan aus
dem "Führer durch Rothenburg ob der Tauber
und Umgebung" von A.
Schnizlein/M. Schütz, 17. Aufl. 1936, mit Eintragung
des
mittelalterlichen "Judenkirchhofes" und der
"Judengasse". |
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Lage des mittelalterlichen
jüdischen Friedhofes
in Rothenburg auf dem
dortigen Stadtplan: links anklicken und im "Straßenverzeichnis" weiterklicken
zu
"Schrannenplatz"; der links unterlegte Link führt direkt zum "Schrannenplatz" |
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 16.11.2003; die mit *
markierten Fotos sind von Klara Strompf, Aufnahmedatum: Mai 2017)
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Straßenschild
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Blick über das
frühere Friedhofsgelände
in Richtung Altstadt |
Panoramabild des
Schrannenplatzes |
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Verwitterte
Buchstaben: "Judenkirchhof"
(Foto: Jürgen Hanke, Kronach, Juli
2009) |
Andere
Blickrichtung - zur Stadtmauer des äußeren Befestigungsringes |
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Das "Rabbi
Meir-Gärtchen"
vor dem Judentanzhaus |
Gedenktafel des Rothenburger
Künstlers
Peter Nedwahl (im November 2002 angebracht) |
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Nachbildungen
einiger Grabsteine des jüdischen Friedhofes aus dem 14. Jahrhundert. |
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Neugestaltung
des Platzes 2009 vor dem
"Judentanzhaus" mit den Nachbildungen
der mittelalterlichen Grabsteine
(Fotos von Leo Wirth, Rothenburg,
http://blogreiter.typepad.com/) |
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Die "Rabbi
Meir-Gärtchen" genannte Anlage wurde 2009 umgestaltet. Das
Gärtchen ist
seitdem frei zugänglich und besser sichtbar. Näheres
über Link zum "Blogreiter" |
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Ältere Fotos
Fotos: R. Klotz (um 1970): |
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Einzelne
Grabsteine |
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Mittelalterliche Grabsteine
im Reichsstadtmuseum
(Foto: Jürgen Hanke, Kronach,
Sommer 2009) |
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2. Der neue jüdische Friedhof
Die 1875 gegründete jüdische Gemeinde konnte 1890 einen eigenen Friedhof
anlegen. Er umfasst heute eine Fläche von 2,96 a. Während der NS-Zeit wurde
der Friedhof schwer geschändet; die Grabsteine wurden entfernt und für profane
Zwecke verwendet. Am 26. Mai 1943 wurde er für 310 RM an die Stadt
"verkauft". Nach 1945 wurde er von alliiertem Militär beschlagnahmt
und der jüdischen Vermögensverwaltung JRSO übertragen, die den Friedhof dem
Landesverband der israelitischen Kultusgemeinden in Bayern rückerstattete. 1947
errichtete die Stadt Rothenburg neue einheitliche Grabsteine mit
Grabeinfassungen. Auf jedem Stein wurde eingemeißelt: Menora - P.T. (in
hebräischen Buchstaben, Abkürzung für "hier liegt geborgen") - Name
- Geburts- und Sterbedatum sowie die Jahreszahl 1947. Der Friedhof ist von einer
Ziegelmauer umgeben. Da die westliche Fläche unbelegt war und nicht mehr zum
jüdischen Friedhof gerechnet wird, war diese zunächst mit einem Holzlattenzaum
versehen, der 1971 durch eine Steinmauer mit schmiedeeisernem Tor mit zwei Magen
David ersetzt wurde.
Lage des Friedhofes:
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Lage des jüdischen Friedhofes
in Rothenburg auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken und im
"Straßenverzeichnis" weiterklicken zu
"Parkstraße" oder "Wiesenstraße". Der im Stadtplan
nicht eingetragene Friedhof liegt an der Wiesenstraße gegenüber der
Einfahrt in die Parkstraße
Der links unterlegte Link führt direkt zur Parkstraße. |
Fotos vom neuen jüdischen Friedhof
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 16.11.2003
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Lage des Friedhofes an der
Wiesenstraße |
Das Eingangstor |
Die Hinweistafel |
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Davidsstern am
Eingangstor |
Teilansicht |
Grabstein für Sara Mann
(1875-1933) mit
Gedenkinschrift für Theodor Mann |
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Teilansichten des
Friedhofes; die Grabsteine sind von 1947 |
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Links und Literatur
Links:
Literatur: (ausführliche Literaturliste: hier
anklicken)
| Germania Judaica Bd. I, S. 311-312; II,2 S. 707-718; III,2 S.
1252-1276. |
| Harry Breßlau: Zur Geschichte der Juden in Rothenburg ob der
Tauber. Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland Band III
(1889) S. 301-336. Band IV (1890) S. 1-17. |
| Theodore Kwasmann: Die jüdischen Grabsteine in Rothenburg. In:
Trumah 1 (Hg. M. Elat, M.S. Cohen und Theodore Kwasmann) 1987 S. 7-137. |
| H. Schmidt: Rothenburg und die Juden. In: Udim 5 (1974/75) S. 155-186. |
| Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in Rothenburg ob der
Tauber. In: Der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern.
Jg. 9 Nr. 61 März 1994 S. 20. |
| Hilde Merz (Hg.): Zur Geschichte der mittelalterliche Judengemeinde
in Rothenburg ob der Tauber. Rabbi Meir ben Baruch von Rothenburg zum
Gedenken an seinem 700. Todestag. Rothenburg 1993. |
| Horst F. Rupp: Die jüdische Gemeinde in der Reichsstadt Rothenburg
ob der Tauber. In: Hartwig Behr / Horst F. Rupp: Vom Leben und Sterben.
Juden in Creglingen. Würzburg 1999. 2001² S. 17-25. |
| Ludwig Schnurrer: Die Juden in den kleineren fränkischen
Reichsstädten. In: Reiner A. Müller (Hg.): Reichsstädte in Franken. Haus
der bayerischen Geschichte. Aufsätze Band 2. 1987. S. 84-99. |
| ders.: Rabbi Meir ben Baruch von Rothenburg. In: ders.: Rothenburg im
Mittelalter. Rothenburg 1997. S.49-62. |
| Oliver Gussmann: Jüdisches Rothenburg ob der Tauber. Einladung zu
einem Rundgang. Haigerloch 2003. |
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Geschichte und Kultur der Juden in Rothenburg o.d.'T.
Hrsg. vom Bezirk Mittelfranken durch Andrea M. Kluxen und Julia Krieger (=
Franconia Judaica; Band 7).
Erschienen im Ergon-Verlag Würzburg 2012. www.ergon-verlag.de
184 S. mit 34 s/w-Abbildungen 18,00 €
ISBN 978-3-89913-927-3
Flyer mit weiteren
Informationen und Bestellformular. |
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