Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen im Saarland"
Spiesen (Gemeinde
Spiesen-Elversberg, Kreis
Neunkirchen, Saarland)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Spiesen bestand eine jüdische Gemeinde
bis 1936. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 1778
lebten Juden am Ort, die einen Schutzbrief des Fürsten Ludwig von
Nassau-Saarbrücken hatten.
1808 werden hatten die folgenden Personen (mit Familien) einen
Schutzbrief in Spiesen: Isaak Victor, Gottfried August, Theobald Lion, Jakob
Meyer und Moses Freis.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1833 59 jüdische Einwohner (von insgesamt 750 Einwohner), um 1886/1890 90
jüdische Einwohner, um 1900 66
jüdische Einwohner.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad (im Untergeschoss der Synagoge)
und - gemeinsam mit Neunkirchen
und auf der dortigen Gemarkung - einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer am Ort,
der auch als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Ausschreibung der Stelle
unten von 1908). Von den Lehrern werden genannt: um 1868 S. Jacobi, um 1871
Lehrer Samter, um 1878 J. Jacoby, um 1879/1882 A. Friedmann, um 1884/1896
Salomon Mayer, um 1899 Lehrer Aschenbrand (zuvor in
Busenberg).
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1868 Victor Victor, um
1886/1895 Maier Lion (Lyon).
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Albert Jakob (geb.
30.8.1892 in Spiesen, gef. 9.2.1915). Außerdem ist gefallen: Gefreiter Leo Roos
(geb. 13.2.1883 in Spiesen, vor 1914 in Stuttgart wohnhaft, gef.
9.9.1914).
Um 1924, als noch zehn Familien zur
Gemeinde gehörten, war ihr Vorsteher Meyer Meyer. 1927 wurden noch 22 jüdische
Einwohner gezählt.
Nach 1935, als das Saargebiet wieder an das Deutsche Reich kam, sind alle
jüdischen Einwohner ausgewandert. Zuletzt waren es noch 14 gewesen.
Von den in Spiesen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945": Emma Baumgarten geb. August
(1857), Leopold Feis (1872), Edmond Feis (1897), Karl Friedmann (1882), Oskar
Isidor Jakob (1894), Sophie Kallmann geb. Jakob (1890), Adalbert Mayer (1913),
Elias Mayer (1866), Flora Mayer (1872), Hans Mayer (1919), Rebekka Mayer (1864),
Delfine Meyer (1875), Hedwig Wolf geb. Jakob (1896), Gertrud T. Zondervan geb.
Gerson (1906).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
1908
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. April 1908:
"Die israelitische Kultusgemeinde Spiesen (Bezirk Trier) sucht
zum sofortigen Eintritt einen
Religionslehrer, Kantor und Schochet.
Gehalt einschließlich Nebenverdienst 12-1300 Mark, welcher Betrag sich
durch ein in Aussicht stehender Zuschuss auf 1500 Mark erhöhen dürfte.
Offerten möglichst seminaristisch gebildeter Bewerber an den Vorstand der
israelitischen Gemeinde
Karl Lion." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der
Gemeinde
Zum 100. Geburtstag der Witwe Lion (1895)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Februar 1895:
"Dürkheim a.H., 10. Februar (1895). Bei vollständiger geistiger
Frische und körperlicher Rüstigkeit vollendet in Spiesen bei Neunkirchen
Frau Witwe Lion ihr 100. Lebensjahr. Dieselbe erfüllt noch heute
gewissenhaft alle Pflichten einer streng frommen Jüdin und wirkt noch im
häuslichen Kreise in gewohnter Tätigkeit. Möge der Jubilarin, die auf
einen großen Kreis von Enkeln, Urenkeln und Ururenkeln schaut, ein langer
und von Beschwerden freier Lebensabend beschieden sein!" |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1895: "Dürkheim
a.H., 16. Februar (1895). Bei vollständiger geistiger und
körperlicher Rüstigkeit vollendete in Spiesen bei Neunkirchen Frau Witwe
Lion ihr 100. Lebensjahr. Die Greisin erfüllt noch heute gewissenhaft
alle Pflichten einer streng frommen Jüdin und wirkt noch im häuslichen
Kreise in gewohnter Tätigkeit." |
Zur Geschichte des Betsaales / der
Synagoge
1819 wurde von den damals neun in
Spiesen lebenden jüdischen Familien eine Synagoge mit einer Schule
eingerichtet.
1860/61 konnte eine neue Synagoge gegenüber der katholischen Pfarrkirche
gebaut werden. Die Einweihung war am 5. Mai 1861. Im Kellergeschoss
befand sich eine Mikwe. Bei der Synagoge handelte es sich um einen einfachen
Rechtecksaal mit Walmdach. Charakteristisch waren mehrere Rundbogenfenster und
über dem Eingangstor ein Rundfenster.
Bis 1935 war die Synagoge Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens. 1935
wurde in der Synagoge eingebrochen. Wenig später wurde das Gebäude mit dem
Grundstück an Kaufmann Lerner verkauft. Den Erlös verteilten sich die
auswandernden Spieser Juden. Otto Lion, der bereits in Schweden war, erhielt die
Ritualgegenstände. Er war der letzte jüdische Besitzer des
Synagogengebäudes.
Die ehemalige Synagoge wurde zu einem Geschäfts- und Wohnhaus umgebaut. Wie viel
an ehemaliger Bausubstanz in dem heute hier stehenden Gebäude aufgegangen ist,
ist unklar. Eine Hinweistafel ist
vorhanden.
Standort der Synagoge:
Butterberg 6a
Fotos:
(Fotos: Zeichnung in der Publikation des Landesamtes s.Lit.
S. 462; neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 16.6.2009)
Historische
Abbildung |
|
|
|
Zeichnung der
Synagoge in Spiesen |
|
|
|
|
Blick auf das
ehemalige Synagogengrundstück im Juni 2009 |
|
|
|
|
|
Die Synagoge stand
gegenüber der Kirche:
links das an Stelle der Synagoge
stehende Wohnhaus |
Das an Stelle der
Synagoge
stehende Wohnhaus |
Hinweistafel:
"Hier stand von
1861-1935 die Synagoge" |
|
|
|
|
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 462-463 (mit weiteren Literaturangaben). |
| Edgar Schwer: Den jüdischen Gefallenen des
Saarlandes 1914-1918 zum Gedenken. In: Saarländische Familienkunde Band
12/4. Jahrgang XLVIII 2015 S. 559-600. Online
zugänglich: eingestellt als pdf-Datei. |
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|