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Thür mit
Kottenheim (Kreis Mayen-Koblenz)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(diese Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Franz G.
Bell)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Thür (mit Kottenheim) bestand eine kleine jüdische
Gemeinde bis nach 1933. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18./19.
Jahrhunderts zurück.
Bereits im 16. Jahrhundert werden Juden in Kottenheim genannt: im
Zusammenhang mit der Ausweisung der Juden aus dem Trierer Erzstift 1563 wird
Josef von Kottenheim genannt, der noch bis 1567 am Ort bleiben
konnte.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: in Thür: 1808 34 jüdische Einwohner, 1858 34, 1895 37, in
Kottenheim 1808 6 jüdische Einwohner (Familie Gottschalk), 1858 20, 1881
vier jüdische Familien, 1895 drei jüdische Familien mit zusammen 10 Personen.
Mitte des 19. Jahrhunderts gehörten die in Kottenheim lebenden jüdischen
Personen zur Synagogengemeinde Mayen. Ab 1868
schlossen sich die Kottenheimer Juden mit den in Thür lebenden Glaubensgenossen
zu einer Synagogengemeinde zusammen.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge in Thür (s.u.), eine
jüdische Schule (Religionsschule) und ein Friedhof.
Um 1924, als in Thür noch etwa 25, in Kottenheim 10 jüdische Personen
lebten, war Gemeindevorsteher Albert Mayer (auch 1932 als Gemeindevorsteher
genannt).
Anfang der 1930er-Jahre werden in Kottenheim genannt: Benjamin Gottschalk
(genannt 'Jüde Benny'') mit seiner Ehefrau Hedwig, der eine Metzgerei in der
heutigen Junker-Schilling-Straße betrieb; Fritz und Meta Levy in der
Kirchstraße, die bei Ignatz Weiler lebten; sowie Gustav Gottschalk ('Jüde
Gustav'), der mit seiner Familie - Ehefrau und zwei Töchter, die Tochter Klara
mit ihrer vierköpfigen Familie - in der Bachstraße wohnte und eine
Viehhandlung betrieb.
1933 lebten noch 19 jüdische Personen in Thür und 9 in Kottenheim). In
den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938
wurde die Synagoge zerstört. Die letzten jüdischen Einwohner wurden am 14.
April 1942 "nach dem Osten" deportiert. Weitere Informationen im
Beitrag von Franz G. Bell siehe unten Literatur.
Von den in Thür geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Moritz Fröhling (1880),
Rosa Fröhling geb. Mayer (1887), Rosalie Levy geb.
Gottschalk (1873), Helena Mayer geb. David (1882), Leo Mayer (), Martin Mayer
(1877), Max Mayer (1879), Milian Mayer (1881), Simon Mayer (1888), Gela Moses
geb. Fröhling (1915).
Aus Kottenheim sind umgekommen: Marta Goldschmidt geb. Gottschalk
(1905), Benjamin Gottschalk (1876), Berta Gottschalk geb. Isselbacher (1881), Gustav
Gottschalk (1875), Hedwig Gottschalk geb. Kaufmann (1882), Hilde Gottschalk
(1926), Klara Gottschalk geb. Gottschalk (1913), Kurt Gottschalk (1937), Markus
Gottschalk (1907), Roni Gottschalk (1933), Hermann-Josef Kahn (1866), Sophie Kahn
(1862), Wilhelm Kahn (1879), Johanna Kaufmann geb. Gottschalk (1874), Fritz Levy
(1901), Meta Levy geb. Gottschalk (1906).
Biographische Angaben zu den genannten Personen sind in einem Beitrag von
Franz G. Bell zusammengestellt: "Ehemals
jüdische Mitbürger in Kottenheim - in der Nazi-Zeit deportiert"
(Stand: 6.8.2017; eingestellt als pdf-Datei).
In der 1922 errichteten Gedächtniskapelle der Gemeinde wurden 1955 neben den
Namen der Gefallenen der Weltkriege auch die Namen der aus Kottenheim
deportierten jüdischen Personen aufgenommen (Fotos der Gedenktafeln - die
neueste vom November 2014 - siehe unten).
Hinweis: Die Angaben zu den aus Thür und Kottenheim umgekommenen jüdischen
Personen sind aktualisiert nach den Recherchen von Franz G. Bell in Kottenheim
(Informationen vom 7.11.2014 und vom 29.8.2017). Das in einigen Listen zu Thür genannte Ehepaar Frieda
Gottschalk geb. Rindsberg (1881) und Salomon Gottschalk (1877) konnte in die
USA emigrieren (gest. 1949 bzw. 1943). Die gleichfalls in einigen Listen zu
Thür genannte Lina von Geldern geb. Mayer (1880) ist am 27. Januar 1941 in
Bendorf-Sayn eines natürlichen Todes gestorben (Todesschein durch einen
jüdischen Arzt erstellt). Ein jüdischer Einwohner namens Josef Gottschalk
(geb. 5. Juli 1882 in Kottenheim) konnte 1939 noch rechtzeitig nach Brasilien
emigrieren; Josef Gottschalk war ein jüngerer Halbbruder der deportierten
Kottenheimer jüdischen Einwohner Benjamin Gottschalk und Johanna Kaufmann geb.
Gottschalk. Josef Gottschalk wohnte 1939 nicht mehr in Kottenheim.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden zur jüdischen Geschichte in Thür noch keine Berichte
gefunden. |
Anzeigen jüdischer
Gewerbebetriebe
Foto / Anzeige der
ehemaligen Metzgerei Benny Gottschalk
(Foto und Anzeige erhalten von Franz G. Bell)
Links:
das Gebäude der ehemaligen
Metzgerei Gottschalk in Kottenheim
in der Junker-Schilling-Straße
(Foto von 2012) |
Text
der Anzeige:
"Ochsen- und Schweinemetzgerei
Benny Gottschalk
Kottenheim Junker-Schillingstraße.
Fabrikation feiner Fleisch- und Wustwaren
mit elektrischem Betrieb.
Spezialität: ff. Aufschnitt. Eigene moderne
Kühlanlage". |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum vorhanden, vermutlich
bereits im frühen 19. Jahrhundert.
1864 sollte eine gemeinsame Synagoge für die in Kottenheim, Thür,
Niedermendig und Obermendig errichtet werden, doch konnte man sich auf keinen
Standort einigen. Erst 1886 fand sich eine Lösung mit dem Beschluss, zwei
Synagogen zu erbauen: eine in Thür für die in Thür und Kottenheim lebenden
jüdischen Personen, die andere in Niedermendig für die beiden anderen
Orte.
Bei der Synagoge in Thür handelte es sich um ein basalt-steinernes
Gebäude.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge völlig zerstört.
Am 3. Mai 2015 wurde an der Ecke Mendiger Straße/Hagelstraße eine Gedenkstele
aufgestellt. Eine Hinweistafel erinnert mit folgendem Text: "Zur
Erinnerung an die Thürer Juden und ihre Synagoge. Fast 200 Jahre lebten Juden
in Thür, ehe in nationalsozialistischer Zeit dieses friedliche Zusammenleben
ein schreckliches Ende fand. Die Thürer Synagoge - gemeinsam genutzt von
Thürer und Kottenheimer Juden - wurde 1884 auf einem Grundstück zwischen
Hagel- und Hochstraße erbaut und 1938 während des November-Pogroms beschädigt
und abgerissen".
Adresse/Standort der Synagoge: Hagelstraße
(zwischen den Häusern Nr. 4 und 8; die Hagelstraße wurde auch "Judengässjen"
genannt, da in ihr mehrere jüdische Familien [Fröhling, Salomon, Meyer]
wohnten)
Fotos
(alle Fotos erhalten von Franz G. Bell)
Fotos und Informationen zu
einzelnen
jüdischen Familien
in Kottenheim und Thür
1. Aus der Familie Gottschalk |
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Haus der Familie
Gustav Gottschalk
(um 1900)
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Haus Kirchstraße
31, in dem Fritz Levy und seine Frau
Meta geb. Gottschalk bis zum 14. April 1942
(Beginn der Deportation) lebten (zur Miete bei Ignaz Weiler) |
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Foto von Sigmund
und Sarah Gottschalk,
die Eltern von Martha Gottschalk |
Martha Gottschalk (geb. 1905,
später (in
Herne) verheiratete Goldschmidt;
1943 in Auschwitz ermordet)
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Von links:
Markus
Gottschalk (geb. 1907),
Roni (geb. 1933), Klara (geb. 1913) und Kurt
(geb. 1937) Gottschalk; alle sind nach der
Deportation umgekommen. |
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Josef Gottschalk
(1882), konnte 1939 nach Brasilien emigrieren;
war ein Halbbruder von Benjamin Gottschalk und
Johanna Kaufmann geb. Gottschalk (beide deportiert) |
Das ehemalige Haus
von Martha Gottschalk -
Kirchstraße 19 (gegenwärtige Ansicht)
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2. Aus
der Familie Froehling |
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Lebensdaten: Leopold Froehling (1. April 1887 in Thuer - 4. Dezember
1971)
Frieda Froehling (3. Juni 1898 in Kempenich - 3. Februar 1997)
Fotos rechts mit Sohn Werner (16. September 1921 in
Mayen - 18. Dezember 2018)
Der Grabstein ist im Greenwood Cemetery, Milwaukee, Milwaukee County,
Wisconsin, USA (Foto links vor 2018, rechts nach Beisetzung von Werner)
vgl.
https://de.findagrave.com/memorial/149234693/frieda-froehling -
https://de.findagrave.com/memorial/231738944/werner-jacob-froehling |
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Beitrag
zu Julius Joseph und Herta geb. Fröhling sowie zu Moritz Frohling und
Rosalia geb. Meyer: Zwei zunächst glücklich verlaufene Emigrationen endeten
tragisch |
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Ehepaar Julius
Joseph und Herta geb. Fröhling
bei ihrer Hochzeit in
Hohensolms
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Julius,
Herta und ihr Sohn Marcel Joseph.
Foto: Jean Joseph, Brüssel
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Moritz Fröhling
und Rosalia geb. Meyer – 1939 in der
Gemeinde Leopolsburg (Belgien) aufgenommen.
Quelle: Franz G. Bell |
Thür/Walhorn. Als für das Thürer
Jubiläumsbuch 2012 über das Leben der einst hier lebenden Juden recherchiert
wurde, da war selbst in Gesprächen mit einigen Zeitzeugen über die
Familie Fröhling noch nicht allzu viel bekannt. Im Archiv der VG Mendig
waren auch nur einige Vermerke zu dem in der Hagelstraße angesiedelten
Metzger vorhanden. Man musste annehmen, dass Moritz F. zunächst noch die
nationalistischen Repressalien gegen die Juden nicht so recht als Bedrohung
eingeschätzt hatte, denn noch 1937 nahm er in seinem Betrieb bauliche
Veränderungen vor. Doch nach den Pogromen im November 1938 schien es ihm
selbst in ihrem ansonsten überschaubaren Dorf persönlich nicht mehr sicher
zu sein. Zunächst wurde ihm ein Antrag auf Ausreise wegen Bedenken der
Gestapo abgelehnt. Doch dann gelang ihm die Emigration nach Belgien, wo er
sich in Astenet, nahe der deutschen Grenze, niedergelassen haben soll. In
Thür war damals aber auch bekannt, dass die Familie in späteren Jahren
deportiert und getötet worden ist.
Neuere Erkenntnisse. Am 5.11.2022 erschien in der Rhein-Zeitung ein
Artikel über eine Stolpersteinverlegung im belgischen Walhorn. Bei der
Vielzahl solcher Verlegungen in Deutschland stellte dies allein zunächst mal
nichts Besonderes dar. Doch, als man beim Lesen auf die Namen ehemaliger
Thürer Juden stieß, wurde dies ein unerwarteter, möglicher Ansatz zur
Fortschreibung des 2012er Berichtes. In dem erwähnten Zeitungsartikel waren
auch die Veranlasser der Stolpersteinverlegung, Frau M. Kelleter und Herr N.
Cormann, aufgeführt, so dass eine Kontaktaufnahme in die Wege geleitet
werden konnte. Es hatte sich herausgestellt, dass starke Überschwemmungen im
Sommer 2021 auch in der Stadt Vervier der Anlass waren, Akten zu evakuieren.
Dabei wurden im dortigen Justizpalast umfangreiche Unterlagen u. a. auch
über die ehemaligen Thürer Juden gefunden, die bisher unbekannte Fakten zu
deren Schicksal nach der Emigration aus dem Deutschen Reich enthielten. Es
erfolgte eine intensive Auswertung der gefundenen Akten durch die beiden
Regionalhistoriker.
Familie Herta Joseph geb. Fröhling. Herta Fröhling (geb. 1912 in Thür)
wohnte im hessischen Hohensolms,
nachdem sie Julius Joseph, geb. 1906, ebenfalls jüdischen Glaubens,
dort geheiratet hatte. Schon 1934 bemühte sich das Ehepaar um Reisepässe und
zog im Juni 1937 mit einem Drei-Monats-Visum in die Gemeinde Walhorn,
Belgien. Hier erwarben sie ein schönes Anwesen, betrieben dort offenbar
erfolgreich Landwirtschaft und einen Viehhandel. 1938 wurde ihr erstes Kind
Marcel geboren. Als 1939 Moritz und Rosalia aus Thür ebenfalls
nach Belgien emigrierten, verbürgten sie sich die Tochter und Schwiegersohn,
die Eltern in ihrem neuen Zuhause aufzunehmen und versicherten, dass diese
nicht der Gemeinde zur Last fallen würden.
Julius Joseph geriet 1940 kurzfristig unter Spionageverdacht, so dass er für
einige Tage im Gefängnis Lüttich verbrachte. 1941 wurde er von der Gemeinde
abgemeldet, nachdem er in das Arbeitslager Walheim bei Stolberg eingeliefert
worden war. Im Juni 1942 erfolgte die Deportation nach Majdanek/Sobibor. Am
30.6.1942 überstellte man Julius vom KZ Lublin nach Auschwitz, wo er die
Gefangenen-Nr. 43922 zugeteilt bekam. Die Ehefrau Herta Joseph verblieb
zunächst in Walhorn. Herta soll aber 1941 oder 1942 noch ein zweites Kind
zur Welt gebracht haben, welches sie 'Sohn' nannten, aber aus welchem Grunde
auch immer, nicht beim Standesamt angemeldet wurde. Später wurde auch Herta
J. deportiert.
Moritz und Rosalia Fröhling geb. Meyer. Im Juni 1939 melden sich die
Fröhlings bei der Amtsverwaltung Mendig ab, welche ihnen auch ihre bisherige
Thürer Wohnanschrift und gleichzeitig ein bis dahin straffreies Leben
bescheinigten. Sicherlich war die Tatsache, dass die Tochter und der
Schwiegersohn bereits in Belgien wohnten, auch für Moritz und Ehefrau das
Argument, für ihre Emigration ebenfalls das Nachbarland zu wählen. Ende Juni
kamen Moritz und seine Frau Rosalia in der Limburgischen Gemeinde
Leopoldsburg, Belgien, zur Anmeldung. Doch, da Moritz und Frau hier kein
nachweisbares Einkommen deklarieren konnten, wurden sie von der Verwaltung
aufgefordert, die Gemeinde zu verlassen. Welch ein Einschnitt: in Thür galt
Moritz F. vor seiner Emigration als wohlhabend, denn, so Zeitzeugen, er sei
der Erste gewesen, der in Thür ein eigenes Auto besaß.
Doch, wie erwähnt, wurden beide von der Tochter und Schwiegersohn in deren
Heim aufgenommen. Hier konnten die Fröhlings noch ein paar Jahre leben, ehe
sie dann laut belgischen Zeugen im März 1942 an einem Sonntag aufgegriffen
und zum Sammelpunkt nach Aachen, Westpark, gefahren wurden. Ob beide in das
Ghetto Litzmannstadt/Lodz eingeliefert wurden, ist nicht bekannt. Aber die
Ehefrau Rosalia war mit Sicherheit in diesem Lager, denn eine Karte von dort
erreichte die in Belgien noch verbliebene Tochter Herta, in der Rosalia
mitteilte, dass sie wie wohl viele andere auch an Kälte und Hunger sterben
würden. Rosalia lebte offenbar noch einige Zeit hier, denn eine zweite Karte
erreichte die Tochter Herta auch noch zwei Monate später erneut.
Bemerkenswert sind die Aktionen zur Erinnerung im belgischen Walhorn, wo man
für eigene und aus Deutschland emigrierte, ehemalige jüdische Mitbürger
etliche Stolpersteine setzen ließ. So findet man dort u. a. sechs Steine
vor, zwei mit dem Namen der Thürer Fröhlings, vier mit den Daten der Familie
Fröhling-Joseph. Doch damit ließen es die Walhorner Akteure nicht bewenden:
man wandte sich an die Ortsgemeinde Thür, besuchte diese im Januar 2023,
tauschte Erkenntnisse aus und besichtigte, was auch hier - in der
ursprünglichen Heimat der Fröhlings – zur Mahnung und Erinnerung errichtet
wurde. Blick-aktuell berichtete im Januar d. J. von dem Besuch der Belgier
in Thür. Franz G. Bell.
Der Beitrag erschien im April 2023 in "Blick aktuell":
https://www.blick-aktuell.de/Berichte/Zwei-zunaechst-gluecklich-verlaufene-Emigrationen-endeten-tragisch-548556.html.
Zur Verlegung der "Stolpersteine" in Walhorn siehe auch:
https://lfv.be/rueckblicke/stolpersteine-in-der-gruppe-walhorn-astenet
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3. Aus der
Familie Kahn |
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Das Haus der
Familie Kahn -
Burgstraße 16 (um 1920) |
Hermann-Joseph
Kahn (geb. 1866; Foto
von 1939; nach der Deportation
umgekommen) |
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Foto
links: Wilhelm Kahn (geb. 1879 in Kottenheim) mit seiner Frau Jenny geb.
Salomon (geb. 1888 in Kruft) als Soldat
im
Ersten Weltkrieg. Foto in der Mitte: Wilhelm und Jenny Kahn mit ihren
Kindern
in Koblenz, von wo Wilhelm und Jenny 1942
deportiert wurden; die beiden Kinder Margot und Rudolf konnten mit
Kindertransporten nach England gebracht werden.
Rechts "Stolpersteine" für das
Ehepaar in Koblenz
vor dem Haus Rizzastraße 22 (Fotos links und Mitte: privat, rechts: Franz G.
Bell)
vgl. Beitrag von Franz G. Bell zur Geschichte
der Familie von Wilhelm Kahn (vgl. Lit.) |
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Sammelort für die jüdischen
Personen
aus der Mayener Region im Frühjahr 1942,
vor der Deportation "in den Osten": die
Reiffsmühle im Nettetal in Mayen |
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Im Nebengebäude bzw. in
der Scheune der
Reiffsmühle wurden die jüdischen Personen
vor der Deportation vorläufig untergebracht |
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Auf dem Weg in
die Deportation (Juli 1942)
(Quelle: Stadtarchiv Mendig; erhalten über Franz G. Bell) |
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Die letzten
jüdischen Einwohner aus Niedermendig
und Kottenheim (Sophie Kahn) auf dem Bahnhof in Mendig, von links:
Moses Eggener, Juliane Löwenstein geb. May, Sophie Kahn und Ehepaar Simon
Mayer; alle fünf wurden über Trier - Köln am 27. Juli 1942 in das
Ghetto Theresienstadt deportiert und sind umgekommen (bzw. in
Vernichtungslagern ermordet) |
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Gedenken in der
Gedächtniskapelle
in Kottenheim |
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Die
Gedächtniskapelle auf dem
alten Friedhof in Kottenheim;
die Kapelle wurde in der Zeit nach dem
Ersten Weltkrieg gestiftet. |
Gedenken:
"Aus der Familie Gottschalk:
Gustav, Berta, Hilde, Markus, Klara, Roni,
Kurt / Benjamin und Hedwig / Aus der
Familie Levy: Fritz und Meta" |
Die obige Tafel wurde
2009 neben
den in der
Kapelle bereits 1954 eingetragenen 11
Namen von umgekommenen jüdischen
Personen der NS-Zeit angebracht |
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Tafel für Wilhelm
Kahn (19.11.1879 - Mär.April 1942
im Lager Sobibor) und für Johanna Kaufmann geb. Gottschalk
(29.4.1874- Mär.Apr.1942 im Lager Sobibor)
Die Tafel wurde im Nov. 2014 angebracht |
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Presseartikel von
Elvira Bell vom
3. September 2009: "Gedenktafel erinnert
an jüdische Schicksale" zur Anbringung der
Gedenktafel für Marta Goldschmidt geb. Gottschalk,
Sophie Kahn und Hermann-Joseph Kahn (siehe oben) |
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Neue
Gedenkstätte für die Synagoge (2015)
(Fotos und Artikel erhalten von Franz G. Bell) |
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Am
3. Mai 2015 eingeweiht: Gedenkstele für die Synagoge der Gemeinde Thür. Foto
links auch in höherer Auslösung. |
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Trotz
Regenwetter waren viele Interessierte
zur Einweihung der Gedenkstätte gekommen
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Der katholische
Pastor Ralf Birkenheier aus Mendig und der
Kantor der jüdischen Kultusgemeinde Koblenz Josef Pasternak
bei der Einweihung der Gedenkstätte |
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Artikel von Elvira
Bell in der
"Rhein-Zeitung" vom 22. April 2015:
"Ort der Erinnerung an jüdische Mitbürger geplant" |
Artikel
in "Blick-aktuell" Mendig Nr. 18/2015 vom 29. April 2015 und Nr. 19/2016 vom 6. Mai
2015
(Krupp Verlag Sinzig), Bericht
vom 6. Mai 2015 auch als pdf-Datei eingestellt |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 363-364 (mit einer weiteren Literaturangabe).
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Zur Geschichte der Kottenheimer und Thürer Juden - Beiträge von Franz G.
Bell:
| Franz G. Bell: Gegen das Vergessen. Jüdische
Tragödie jährt sich das 60. Mai. Opfer des Holocaust: im Gedenken an die
ermordeten Kottenheimer jüdischen Glaubens. In: Mayener Stadtzeitung Nr.
13/2002 vom 27.3.2002.
Online zugänglich. |
| ders.: "Sie lebten mitten unter uns...!" In memoriam an
elf Kottenheimer Bürger jüdischen Glaubens, die vor 60 Jahren deportiert
wurden. In: Heimat zwischen Hunsrück und Eifel. Beilage der Rhein-Zeitung
50. Jahrgang Nr. 4 April 2002.
Online zugänglich.
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| ders.: "...Kottenheim ist nunmehr (nach dem 14. April
1942) judenfrei". Im "Wochenspiegel" vom 5. September 2007.
Online zugänglich. |
| ders.: Am "lange Daach" gab es Matze.
Synagogengesellschaft verband Jude in Thür und Kottenheim bis zur
Deportation 1942. In: Heimat zwischen Hunsrück und Eifel Beilage der
Rhein-Zeitung 56. Jahrgang Nr. 11 November 2008.
Online
zugänglich. |
| ders.: Was geschah mit "Jüde Gustav", "Jüde
Benny" und ihren Familien? Kottenheimer Juden und ihr Schicksal
1942. Der anlässlich des Kottenheimer Jubiläums 2008 (1000 Jahre
urkundliche Ersterwähnung des Ortes) erstellte
Beitrag
ist online zugänglich (pdf-Datei). |
| ders. (Ergänzung zum obigen Beitrag): "Nur wer
vergessen wird, ist wirklich tot". Eine Erinnerung an die jüdischen
Geschwister Sophie und Hermann-Joseph Kahn.
Dieser
Beitrag ist online zugänglich (pdf-Datei) |
| ders. (Ergänzung zum obigen Beitrag): "Das
erfahrene Leid blieb in den Gedanken" - ein weiteres Opfer der
Nazi-Zeit wurde erst jetzt hier bekannt.
Dieser
Beitrag ist online zugänglich (pdf-Datei) |
| ders.: Biographische Angaben:
"Ehemals
jüdische Mitbürger in Kottenheim - in der Nazi-Zeit deportiert"
(Stand: 11.5.2022; eingestellt als pdf-Datei). |
| ders.: Beitrag über das Schicksal von Wilhelm Kahn aus
Kottenheim: "März
1942: Koblenzer Juden-Transporte ins KZ Izbica/Polen - eine der betroffenen
Personen hatte Kottenheimer Wurzeln" (pdf-Datei). |
| ders.: Erinnerungen an die Thürer Juden. Beitrag für die Thürer
Dorfchronik 2012.
Als
pdf-Datei eingestellt. |
| ders.:
"...Die
Eltern in der Gaskammer ermordet und im Hochofen verbrannt" - Auch
Johanna Gottschalk aus Kottenheim teilte das Schicksal vieler Juden
(eingestellt am 15.6.2012 als pdf-Datei). |
| ders.: "Nach
den November-Pogromen 1928 wurden auch in der Osteifel Juden verhaftet. 'Schutzhaft'
für Fritz und Markus im KZ Dachau" Beitrag in: "Blick
aktuell" vom 4.11.2014. |
|
ders.:
"Wie
eine intime mitmenschliche Beziehung zur 'Rassenschande' werden könnte. Der
Thürer Jude Eugen Mayer durchlitt als 'Rassenschänder' drei
Konzentrationslager der Nazis. Beitrag erschien am 26.1.2016 in "Blick
aktuell. Ausgaben Mendig und Vordereifel/Mayen" vom 16.6.2015.
(eingestellt als pdf-Datei; Quelle für das Foto: Stadtarchiv
Mendig) |
|
ders.:
"Das
Geheimnis von Erlösung heißt Erinnerung" - Hellmuth Mayer überlebte
Auschwitz und Buchenwald - in jungen Jahren im KZ. Beitrag über
Hellmut Mayer (1922-1995) erschien in "Blick aktuell. Ausgaben Mendig
und Vordereifel/Mayen (eingestellt als
pdf-Datei). Bild: Hellmuth Mayer am 13.1.1944 - Tag der Registrierung - im KZ Buchenwald
(Archiv Franz G. Bell). |
| ders.:
Nach
1933 gab es kein ruhiges Leben mehr. Wie Juden in der NS auch in Kottenheim
in der Eifel drangsaliert wurden. Beitrag erschien in der
Rhein-Zeitungs-Beilage "Heimat zwischen Hunsrück und Eifel" im September
2019. |
|
Zum Jubiläumsjahr "900 Jahre Thür" erschien 2012 von Franz G.
Bell: Erinnerungen an die Thürer Juden. Beitrag für die Thürer
Dorfchronik 2012.
Als
pdf-Datei eingestellt.. |
|
|
ders. in "Blick-aktuell" Mendig vom 18. Mai 2021 über "Neuere
Erkenntnisse von ehemaligen Thürer Juden..."
Link zum Artikel
- Textabbildung
Artikel ist auch als pdf-Datei eingestellt. Links Foto von Leopold Fröhling aus Thür (Quelle: Sammlung Monika Metzler) |
| ders. in "Blick-aktuell" Mending vom 14. Juli 2021 über
"Als im Krieg vor 80 Jahren die Rohstoffe" knapp wurden.
Link
zum Artikel
Artikel
ist auch als pdf-Datei eingestellt Darin zur Deportation der Juden aus Kottenheim: "In der Schulchronik
hatte man festgehalten: 'Am 14. April 1942 erfolgte der Abtransport der
hiesigen vier Judenfamilien (11 Personen) nach dem Osten. (…) Zum
Vermögensverwalter wurde der Amtsbeigeordnete Ottes bestimmt. (…) Nun ist
der Kreis Mayen judenfrei'. Doch im Zusammenhang mit den
Spinnstoffsammlungen wurde man dann in der Kriegschronik im Juni 1942 noch
etwas konkreter und es klingt m. E. im Nachhinein fast wie ein Triumpf, bei
den deportierten Juden 'eine gute Ausbeute' an Rohstoffen und
Gebrauchsgegenständen gemacht zu haben: '…Am 19. Juni wurden durch einen
Beamten des Finanzamtes und den NSV-Beauftragten ( Philipp Ottes, der Verf.)
die beiden hiesigen Judenhäuser geräumt. Die brauchbaren Möbel- und
Wäschestücke wurden nach Köln gesandt, wo sie Fliegergeschädigten zur
Verfügung gestellt wurden. Das Judenhaus in der Bachstraße (Benny
Gottschalk) wurde vorläufig an zwei auswärtige Familien (Kriegsteilnehmer)
vermietet. In das Haus des Gustav Gottschalk in der Junker-Schilling-Straße
zieht der Schneidermeister Pg. Josef Lung. Insgesamt wurden aus den beiden
Judenhäusern noch etwa 6 Zentner Spinnstoffe herausgeholt, die teils dem
DRK, teils der Spinnstoffsammlung überwiesen wurden.' Offensichtlich hatte
der Chronist Weppelmann aber die Häuser jeweils mit falschem Eigentümer
aufgeführt; Gustav G. wohnte in der Bachstraße und Benny in der
Junker-Schilling-Straße. Ob auch die Wohnung des jüdischen Ehepaares Fritz
und Meta Levy in der Kirchstraße durchsucht und geräumt wurde, ist in dem
Zusammenhang nicht aufgeführt." |
| ders.: Wie die Fröhlings in den USA Fuß fassten.
https://www.blick-aktuell.de/Berichte/Wie-die-Froehlings-in-den-USA-Fuss-fassten-499131.html.
Auch
als pdf-Datei eingestellt.
|
| ders.:
In den USA bald
auch Fuß gefasst. Neuere Forschungsergebnisse zur Geschichte der jüdischen
Familie Froehling aus Thür. In: Heimat zwischen Hunsrück und Eifel.
Rhein-Zeitung. Januar 2022. Artikel ist als pdf-Datei eingestellt. Familie
lebte zuerst in Thür, danach in Mayen.
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| ders.:
Als die Mitbürger jüdischen Glaubens deportiert wurden. Zum Schicksal
der jüdischen Familie Markus, Klara, Roni und Kurt Gottschalk (eingestellt
als pdf-Datei). |
| ders.:
Dem
Tod nah: "Deportations-Zug war pünktlich". Viele Juden aus dem Kreis Mayen
fuhren mit Sonderzügen vor 80 Jahren ihrem Ende entgegen. In: Heimat
zwischen Hunsrück und Eifel (Beilage der Rhein-Zeitung). Ausgabe vom 1. Juli
2022 (eingestellt als pdf-Datei). |
| ders.: Zwei zunächst glücklich verlaufene Emigrationen
verlaufen tragisch. Moritz und Rosalie Fröhling, deren Tochter Herta und
ihre Familie wurde deportiert. In: Blick aktuell vom 21. April 2023:
https://www.blick-aktuell.de/Berichte/Zwei-zunaechst-gluecklich-verlaufene-Emigrationen-endeten-tragisch-548556.html
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n.e.
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