Seiner Heiligkeit
Papst Benedikt XVI.
Apostolischer Palast
Vatikanstadt
Heiliger Vater!
Mit großer innerer Bewegung haben die Gläubigen im Bistum Trier die Ankündigung Ihres Rücktritts aufgenommen. In den Respekt vor der Größe und dem Mut dieses Schritts mischt sich freilich auch die Trauer, das aufbauende und richtungweisende Wort Ihrer Verkündigung künftig nicht mehr zu hören und zu lesen, ja, Sie auch nicht mehr wie bisher sehen zu können. Vor allem anderen aber steht die Dankbarkeit dafür, dass Sie nahezu acht Jahre lang das Amt des Petrusnachfolgers mit ganzer Hingabe, mit Bescheidenheit und herzlicher Freundlichkeit ausgeübt haben. Dabei hatten Sie die Last des Amtes zu tragen in einer Zeit, in der der Herr der Kirche uns wahrhaftig erfahren ließ, welch zerbrechlichen menschlichen Gefäßen er den Schatz des Glaubens anvertraut hat (vgl. 2 Kor 4,7).
Ganz persönlich möchte ich Ihnen noch einmal für das große Vertrauen danken, das Sie mir dadurch erwiesen haben, dass Sie mich im Jahr 2009 mit der Leitung der ältesten Diözese Deutschlands betrauten. Im Vertrauen auf die Hilfe des wahren guten Hirten Jesus Christus und nach besten Kräften will ich diesen Dienst weiter ausüben.
Nicht vergessen, Heiliger Vater, ist im Bistum Trier die Anteilnahme, die Sie unserer großen Heilig-Rock-Wallfahrt im vergangenen Jahr entgegengebracht haben. Wenn Sie wenige Monate nach Ihrem dritten Besuch in Deutschland auch nicht persönlich als Pilger nach Trier kommen konnten, so waren Sie doch in besonderer Weise am Eröffnungstag durch S. Em. Marc Kardinal Ouellet präsent, den Sie zu Ihrem Delegaten bestellt hatten, und durch Ihre bewegende Grußbotschaft. Sie hat bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren. In Anspielung auf die Symbolik der Tunika Christi als Zeichen für die Einheit der Kirche und auf das Leitwort der Wallfahrt schrieben Sie uns: „Die Liebe des Erlösers führt zusammen, was getrennt ist. Die Kirche ist eine in den vielen. Christus löst die Vielfalt nicht auf, aber er verbindet sie im Füreinander und Miteinander der Christen, die auf mannigfache Weise selbst, einer dem anderen, Mittler zu Gott werden können.“
Was Sie hier als Gabe und Auftrag eines jeden Getauften beschreiben, das trifft auf den Nachfolger des heiligen Petrus in ganz herausragender Weise zu, und so haben Sie Ihr Amt auch verstanden: den Menschen „Mittler“, Brückenbauer zu Gott zu sein. Unzähligen waren Sie durch Ihre Texte, Ihre Predigten und Ihr Beispiel Brückenbauer zum Geheimnis Gottes. Der Herr wird es Ihnen vergelten.
In Ihren Ansprachen der vergangenen Tage haben Sie versprochen, den Weg der Kirche im Gebet weiter intensiv zu begleiten. So darf ich auch die Kirche von Trier Ihrem Gebet anvertrauen und zugleich versprechen, dass wir Sie – auch wenn Ihr Name nun nicht mehr täglich im Hochgebet der Messe genannt wird – in unseren Gebeten nicht vergessen!
In aller Hochachtung und gläubiger Verbundenheit grüßt Sie
zusammen mit dem Volk Gottes im Bistum Trier
Ihr Stephan
Bischof von Trier