Prävention gegen sexuellen Missbrauch - im Bistum Trier - Statement von Bischof Stephan Ackermann
Es gilt das gesprochene Wort!
Während ihrer Herbstvollversammlung 2010 hat die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) die Rahmenordnung Prävention verabschiedet. Diese Rahmenordnung richtet sich an alle, die in Diözesen, kirchlichen Institutionen und Verbänden mit Kinder- und Jugendarbeit befasst sind. Sie wurde in Zusammenarbeit mit der Deutschen Ordensoberen-Konferenz erarbeitet
(vgl.: www.hilfe-missbrauch.de)
Die Rahmenordnung soll die bereits vorhandenen sowie die noch entstehenden kirchlichen Präventionsinitiativen und -maßnahmen inhaltlich auf eine gemeinsame verbindliche Grundlage stellen, um eine zukunftsorientierte Koordinierung und damit eine nachhaltige Stärkung der Präventionsaktivitäten zu sichern. Ihr Ziel ist es, alle Personen im kirchlichen Bereich zu sensibilisieren und zu befähigen, Hinweise auf sexuellen Missbrauch zu erkennen und mit diesen angemessen umzugehen. Sie soll helfen, dass sexuelle Übergriffe vermieden werden.
Als ein zentrales Element sieht die neue Rahmenordnung vor, dass der Diözesanbischof eine qualifizierte Person (oder mehrere Personen) zur Unterstützung und Vernetzung der diözesanen Präventionsaktivitäten benennt. Diese diözesane „Koordinationsstelle" hat u. a. folgende Aufgaben:
Für das Bistum Trier habe ich am 8. Februar 2011 zwei Präventionsbeauftragte als „Kümmerer“ für dieses Anliegen ernannt: Frau Dr. Yvonne Russell, Psychologin und im Bistum Trier in der Personalentwicklung tätig, und Dr. Andreas Zimmer, zuständig für die Beratungsstellen und die Telefonseelsorge. Er ist auch von Anfang an federführend verantwortlich für die telefonische Hotline für Opfer sexuellen Missbrauchs der Deutschen Bischofskonferenz.
Die beiden Präventionsbeauftragten haben im vergangenen Jahr zusammen mit mehr als 50 Experten und Verantwortlichen aus allen Bereichen des Bistums eine Agenda zum Thema Prävention erstellt. Eine erste Frucht war die Info-Broschüre „Sexueller Missbrauch. Grundinformationen, Prävention und Kontaktmöglichkeiten“, die in einer Auflage von 37.000 Stück verteilt wurde.
Ein ganz wesentliches Ergebnis liegt nun in der Fachstelle, die wir heute eröffnen. Sie stellt sozusagen das konzeptuelle und operative Zentrum der Prävention gegen sexuelle Gewalt im Bistum dar. Zum Leiter dieser Fachstelle habe ich Dr. Andreas Zimmer ernannt. Zum einen ist er wie kein Zweiter in unserem Bistum aufgrund seines Engagements, seiner Erfahrungen und seiner Kontakte, die er in den letzten beiden Jahren auch über unser Bistum hinaus geknüpft hat, für diese Aufgabe geeignet. Ich danke ihm herzlich für die Bereitschaft, diese Aufgabe zu übernehmen. Als günstiger Umstand kommt noch hinzu, dass er mit der zweiten Hälfte seiner Arbeitszeit weiterhin den Bereich der Lebensberatungsstellen im Bistum leitet. Dadurch ist eine enge Verbindung mit unseren bewährten Beratungsstellen gegeben. Denn diese arbeiten in vielerlei Hinsicht im Aufgabenfeld des Kinder- und Jugendschutzes. Sowohl die Ausbildung als auch das Erfahrungswissen im Feld sexueller Gewalt ist bei den Mitarbeitenden vorhanden.
Ich möchte an dieser Stelle nicht versäumen, Frau Dr. Russell sehr herzlich für ihren engagierten und wichtigen Einsatz bei der Konzeptionierung der Agenda Prävention für unser Bistum zu danken.
Nach dem Blick auf die Personen noch ein kurzer Blick auf die Struktur: Die neue Fachstelle wird als Stabsstelle beim Generalvikar angesiedelt. Damit hat sie einen direkten Draht zur Leitung des Generalvikariates und kann, wenn nötig, auftretende Fragen schnell einer Klärung zuführen.
Was schon bei der Erarbeitung des Präventionskonzepts für unser Bistum praktiziert wurde, soll in der Arbeitsweise der Fachstelle fortgesetzt werden: Es wird ein vernetztes Arbeiten sein. Ich wünsche mir, dass das Netz fachlicher Vertiefung weiter geknüpft wird, z. B. hin zu den Verbänden der Jugendarbeit oder den Frauenverbänden, die hier schon vieles auf den Weg gebracht haben. Darüber hinaus stelle ich mir Kooperationen mit den Universitäten im Bereich unseres Bistums vor, mit Opferberatungsstellen, die selbst präventiv arbeiten oder auch mit den Präventionskonzepten der Polizei. Als Beauftragter der Bischofskonferenz erhalte ich bis heute von vielen Seiten Anregungen und Angebote zur Kooperation. Diese greife ich gerne auch für unser Bistum auf. Die Fachstelle wird unsererseits dafür die geeignete „Andockstelle“ sein.
Schließlich ist es mir noch einmal wichtig zu sagen, dass es uns nicht bloß um Einzelmaßnahmen geht. Diese sind wichtig und notwendig, aber sie sollen Schritte auf dem Weg zu einer verstärkten „Kultur der Achtsamkeit“ sein. Wir wollen also eine Veränderung von Sicht- und Denkweisen, von Einstellungen. Das braucht Zeit. Aber es liegt darin die Chance, wirksam und dauerhaft dafür zu sorgen, dass die Rechte und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im Mittelpunkt stehen. Sie setzen den Maßstab dafür, wie sichere Räume für die Entwicklung von Kindern aussehen. Dieses Ziel braucht aber Partizipation. Nur wenn viele sich beteiligen, wenn sie mitdenken, weiterdenken und Neues denken, kann dies gelingen.