Sehr geehrter Herr Landtagspräsident,
verehrter Herr Ministerpräsident,
sehr geehrte Mitglieder der Landesregierung,
meine Damen und Herren Abgeordneten,
sehr geehrte Leiter wichtiger Institutionen hier im Saarland,
lieber Bischof Karl Heinz,
liebe Mitbrüder, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unseren beiden Bistümern,
sehr geehrte Damen und Herren!
Zwei Debatten sind bei uns in den letzten Monaten mit besonderer Heftigkeit und Emotionalität geführt worden. Und bei beiden ist durchaus noch kein Ende abzusehen: Die Debatte um sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen und die Debatte um die Integration muslimischer Mitbürgerinnen und Mitbürger in unserem Land. Beide Male spielte die Frage der Religion dabei eine wesentliche Rolle. Leider keine positive. Im Gegenteil: Man konnte den Eindruck gewinnen, dass die Religion, dass der Gottesglaube und die jeweilige religiöse Kultur, die der Glaube ausbildet, den eigentlichen Brennpunkt der Problematik ausmachen. Um es holzschnittartig auszudrücken: Der Glaube, ob nun christlich-katholischer oder islamischer Provenienz, und die Zugehörigkeit zu der jeweiligen Glaubensgemeinschaft verhelfen den Mitgliedern nicht dazu, freie, verantwortliche, wahrheitsliebende und sozial-integrierende Persönlichkeiten zu werden, sondern – so der vielfach geäußerte Verdacht - führen über kurz oder lang zu Abschottung, zu menschenunwürdigen Abhängigkeiten, zu einem Leben in Parallelwelten und –gesellschaften, die nicht anschlussfähig bzw. nicht anschlusswillig sind an das größere Ganze einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft westlichen Zuschnitts im 21. Jahrhundert.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass immer wieder auch die Forderung auftaucht, die Einflusssphäre der Religion massiv zu begrenzen: durch den Versuch, ihre öffentliche Sichtbarkeit zurückzudrängen, durch die Aufhebung bestimmter rechtlicher Vergünstigungen, die etwa die Kirche genießt, durch insgesamt strengere staatliche Kontrollen ... Je weniger Religion - so die ausgesprochene oder unausgesprochene These - umso besser, weil sich die Menschen dann freier, integrativer, verantwortungsbewusster entfalten können.
Solche Vorstellungen können einen katholischen Bischof nicht kalt lassen. Nicht nur wegen des damit einhergehenden Imageschadens für die Kirche oder der Angst vor dem Verlust an gesellschaftlichem Einfluss. Nein, diese Urteile lassen einen Bischof nicht kalt, weil sie an den Kern des eigenen gläubigen Selbstverständnisses rühren: Denn gerade als Christ und als Bischof bin ich davon überzeugt, dass der Glaube an Jesus Christus jedem Menschen, der sich ihm öffnet, einen Zuwachs an Freiheit, an Ich-Stärke, an Bereitschaft zu Verantwortung und Einsatz für den Anderen bringt, der weit über das Maß dessen hinausgeht, was wir Menschen aus eigener Kraft erreichen können. Umso mehr schmerzt die Erkenntnis, dass nicht wenige Zeitgenossen geradezu vom Gegenteil überzeugt sind. Nach Ansicht der Religionsskeptiker bedeutet jede Schwächung von Religion, jedes Weniger an Religion ein Mehr an Menschlichkeit und Frieden.
Mit einer selten aggressiven Form von Säkularismus und Atheismus sah sich P. Benedikt XVI. im Vorfeld seines Besuches in England, der Mitte September stattfand, ausgesetzt. Die kämpferischsten Exponenten wie Richard Dawkins und Christopher Hitchens schreckten nicht einmal zurück vor der bizarren Drohung, man werde die Festnahme des Papstes veranlassen, sobald er britischen Boden betrete. Der Papst ließ sich davon nicht beeindrucken, sondern absolvierte seinen Besuch wie vorgesehen, und am Ende waren es die Kritiker, die sich den Vorwurf der Dialogverweigerung und Intoleranz gefallen lassen mussten. Da die päpstliche Englandreise nicht nur als Pastoralbesuch, sondern als Staatsbesuch angelegt war, gehörten zum Programm nicht nur Gottesdienste, innerkatholische Begegnungen und Höflichkeitsbesuche bei den Repräsentanten des Staates, sondern u. a. auch eine Begegnung mit den Vertretern der Zivilgesellschaft, mit Politikern, Wissenschaftlern, Wirtschaftsführern und Kulturschaffenden in der traditionsreichen Londoner Westminster Hall (17.09.2010).
In der kurzen Ansprache, die Papst Benedikt dort hielt (1), steuerte er ohne große Umschweife auf den für ihn bedeutsamsten Punkt zu: das Verhältnis von Religion und Politik. Wie zu erwarten, warb er für eine positive Beziehung zwischen diesen beiden Größen. Indem er dazu an die Gestalt von Thomas Morus (+ 1535), den Lordkanzler Heinrichs VIII. und zugleich Heiligen der Kirche erinnerte, ehrte er seine britische Zuhörer und wies zugleich auf die befreiende Kraft der Religion hin. Denn für Thomas Morus war es gerade der Glaube an Gott, der ihm die Kraft gab, sich nicht dem ungerechten Druck des Königs zu beugen, sondern seinem Gewissen zu folgen und wahrhaftig zu bleiben. Nicht zuletzt deshalb wird dieser englische Gelehrte und Staatsmann auch über den Raum der Kirche hinaus bewundert.
Worin liegt aber nun die Rolle der Religion, oder konkreter gefragt: der Kirche, für die Politik?, so die Frage des Papstes. Seine Antwort ist bemerkenswert, weil sie ebenso selbstbewusst wie selbstkritisch ist. Benedikt XVI. erinnerte daran, dass es der katholischen Lehrtradition eigentlich immer klar war, dass die Maßstäbe für rechtes Handeln der menschlichen Vernunft zugänglich sind. Es bedarf dazu keiner besonderen Erkenntnisse der biblischen Offenbarung. Insofern besteht die Rolle der Religion oder der Kirche in der politischen Debatte nicht so sehr darin, Maßstäbe zu liefern, die man ohne den Glauben nicht finden könnte. »Noch weniger geht es darum«, so sagte der Papst wörtlich, »konkrete politische Lösungen vorzuschlagen«. Nein, der Beitrag der Religion liegt vielmehr darin, auf der Suche nach Prinzipien für ein moralisches Handeln zu einer »Reinigung und [...] Erhellung der Vernunftanstrengung«, wie der Papst es ausdrückt, beizutragen.
Die Religion hat demnach eine Art von »korrigierender« Rolle gegenüber der rein menschlichen Einsicht. Diese Rolle sei allerdings in der Politik nicht immer willkommen. Das liege, so der Papst, durchaus nicht immer an einer Unwilligkeit der Politik, sondern bisweilen daran, »dass entstellte Formen der Religion wie Sektierertum und Fundamentalismus sich selbst als Ursachen schwerer gesellschaftlicher Probleme erweisen können.« Diese Verzerrungen der Religion treten nach Ansicht des Papstes dann auf, »wenn der reinigenden und strukturierenden Rolle der Vernunft im Bereich der Religion zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.« Dem Papst schwebt deshalb »ein Prozess in beide Richtungen« vor: Ohne die Korrekturfunktion der Vernunft kann Religion pathologisch werden. Ohne die Korrekturfunktion der Religion jedoch kann auch die Vernunft korrumpiert werden. Das haben in grausamer Deutlichkeit die atheistisch-totalitären Ideologien des letzten Jahrhunderts gezeigt. Dieselbe Gefahr droht nach wie vor von einer Ideologie des wissenschaftlichen Fortschritts, mag dieser noch so sehr unter dem Anspruch der Humanität daher kommen (als Stichworte seien nur PID sowie der Schutz des ungeborenen Lebens insgesamt genannt).
Papst Benedikt ist fest davon überzeugt, »dass die Welt der Vernunft und die Welt des Glaubens – die Welt der säkularen Rationalität und die Welt religiöser Gläubigkeit – einander brauchen und keine Angst davor haben sollten, zum Wohl unserer Zivilisation in einen tiefen und andauernden Dialog zu treten.« Noch einmal: Ich halte diese Aussagen des Papstes deshalb für richtungsweisend, weil sie Vernunft und Glaube, Rationalität und Religiosität nicht gegeneinander ausspielen, sondern in einem Verhältnis wechselseitiger Unterstützung und Korrektur sehen.
Dass der kritisch-konstruktive Dialog, für den der Papst eintritt, ebenso wichtig wie gefährdet ist, möchte ich an einem Beispiel erläutern. Manch einen von Ihnen mag dieses Beispiel überraschen. Ich meine das Thema Menschenwürde und Menschenrechte. Für unser allgemeines Verständnis dieses Themas ist es unbestritten, dass die jedem Menschen zukommende Würde der Grund und das Fundament der Menschenrechte ist. Nicht nur für unser Grundgesetz ist die Menschenwürde die erste und oberste Norm der gesamten Rechtsordnung. Schon die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte vom 10. Dezember 1948 bekennt sich in Artikel 1 dazu, dass »alle Menschen frei und gleich an Würde und Rechten geboren sind.« Der Begründungszusammenhang zwischen Menschenwürde und Menschenrechten scheint uns nicht besonders legitimierungsbedürftig. Doch darf man sich nicht täuschen: Die Rede von der Menschenwürde ist heute durchaus nicht so unangefochten wie es gemeinhin scheint. Es mehren sich die Stimmen, die die Würde gerade nicht als Fundament von Moral und Recht verstanden wissen wollen (2). Einige Stimmen gehen sogar so weit, dass sie die Berufung auf die Menschenwürde nicht nur für überflüssig, sondern sogar für schädlich halten. Sie sehen in diesem Begriff eine »Quelle heilloser Verwirrung«. Denn der Würde-Begriff enthalte zu viel Pathos, sei zu emotional und belaste dadurch die rationale Auseinandersetzung. Lebensschützer etwa, so ein Vorwurf, setzten die Menschenwürde als einen »Rettungsanker« ein, »um ihre Argumentationsnot zu überwinden.« Deshalb müsse dieser Begriff in seiner Bedeutsamkeit gewissermaßen zurückgeschnitten werden, m. a. W. sein Einsatz müsse restriktiver gehandhabt werden. Zu den einflussreichen Befürwortern einer restriktiven Interpretation der Menschenwürde gehört übrigens auch der Würzburger Verfassungsrechtler Horst Dreier, dessen Kandidatur um den Platz des Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichts, wie Sie sich vielleicht erinneren, an seinen umstrittenen Äußerungen zum Embryonenschutz scheiterte.
Unter den vorgetragenen Bedenken findet sich schließlich auch die Kritik, der Begriff der Menschenwürde enthalte in sich ein zu starkes Echo der jüdisch-christlichen Tradition. Das überfrachte ihn einerseits, andererseits sei er dadurch in einer pluralistischen Gesellschaft nicht jedem plausibel zu machen. Mancher Kritiker vertritt sogar die Ansicht, der Begriff der Menschenwürde enthalte in sich ein religiöses Bekenntnis, das in einer modernen säkularen Gesellschaft niemandem mehr von Staats wegen zugemutet werden dürfe. In jedem Fall trage die Rede von der Menschenwürde »ein Moment des Irrationalen« in die Rechtsordnung hinein (3).
Meine Damen und Herren, es ist hier nicht der Ort, sich eingehender mit dieser Diskussion zu befassen. Meine skizzenhaften Andeutungen lassen m. E. aber erkennen, dass die Auseinandersetzungen um das Thema Menschenwürde keine rein akademisch-abstrakte Diskussion ist. Die Schlussfolgerungen, die aus den unterschiedlichen Argumentationen gezogen werden, gewinnen sehr schnell konkrete Auswirkungen auf unser ethisches Urteilen und Handeln. Das Thema zeigt zugleich, wie aktuell der von Papst Benedikt in der Westminster Hall vorgetragene Vorschlag ist.
Wenn ich den Papst recht verstehe, schwebt ihm bei seiner Verhältnisbestimmung zwischen Religion und Politik nicht vor, dass alle Bürger einer Gesellschaft von Staats wegen etwa auf das christliche Menschenbild zu verpflichten seien, so sehr auch unser westliches Verständnis der Menschenwürde, wie auch das der Vereinten Nationen, vom biblischen Verständnis der Gottesebenbildlichkeit (Gen 1,26f) inspiriert ist. Allerdings ist der Papst der festen Überzeugung, dass auch die säkulare Gesellschaft der Religionsgemeinschaften und ihrer Gläubigen bedarf (4). Diese stellen nämlich wichtige geistige Ressourcen bereit, die dazu mithelfen können, die Gesellschaft zu bewahren vor dem Abgleiten in eine kalte, letztlich unmenschliche, Rationalität, in reines Nützlichkeitsdenken oder gar in Ideologie.
Der Dialog zwischen Politik und Religion ist in einem freiheitlichen Staat auch deshalb wichtig, weil dieser letztlich nur funktioniert, wenn er auf sinnstiftende und moralische Überzeugungen zurückgreifen kann, die im »vorpolitischen« Raum liegen. Diese kann ein Staat aber weder verordnen, noch sich selbst geben, sondern sie müssen lebendig sein im Denken und Leben der Bürgerinnen und Bürger.
Freilich können sich Religion und Kirche nicht darauf beschränken, biblische oder dogmatische Formeln lediglich zu wiederholen. Wo das geschähe, würde in der Tat der Verdacht bestätigt, die Situation der religiös und weltanschaulich pluralistischen Gesellschaft, in der wir leben, würde ignoriert. Es bedarf kirchlicherseits der Bereitschaft, sich von der säkularen Vernunft anfragen zu lassen. Es bedarf der inhaltlichen Auseinandersetzung und der Bemühung um die kommunikative Erschließung dessen, was der christliche Glaube über zwei Jahrtausende an Sinngehalten angespeichert hat. Nur wenn wir die Fähigkeit haben, diesen Sinn den Menschen von heute zu erschließen, können wir ihn in die gesellschaftliche Diskussion einbringen.
Meine Damen und Herren, in den letzten Monaten ist aus den eingangs genannten Gründen, aber auch aus allgemeinen Ressentiments heraus, die sich zum Teil eruptionsartig entladen haben, der massive Versuch unternommen worden, der katholischen Kirche den Platz streitig zu machen, den sie in unserem gesellschaftlichen Gefüge einnimmt. Und wenn ich das so sage, - Herr Ministerpräsident, meine Damen und Herren - dann nehme ich die saarländische Landesregierung und das saarländische Parlament bewusst aus und danke Ihnen dafür, dass Sie nicht in eine allgemein kirchenkritische Tonalität mit eingestimmt haben. Denn angesichts der Situation einer breiten geistigen Orientierungssuche, in der wir uns nicht nur in Deutschland befinden, kann man an einer Schwächung der Kirchen und religiösen Gemeinschaften, auch in ihrer institutionellen Gestalt, im Grunde nicht wirklich interessiert sein. Eine Demontage der Gesprächspartner aus dem Raum der Religion wird dem Ganzen der Gesellschaft nicht nützen, sondern schaden. Um mich nicht falsch zu verstehen: Es geht mir nicht um eine fraglose Akzeptanz oder gar Immunisierung religiöser Institutionen und Überzeugungen. Was wir brauchen, ist die gegenseitige partnerschaftliche und kritisch-konstruktive Herausforderung. Das Verhältnis zwischen unseren Bistümern und der Landesregierung sehe ich übrigens in dieser Formulierung gut beschrieben.
Als Kirche haben wir angesichts der gesellschaftlichen Diskussion um und über uns, aber auch angesichts der vielfältigen Wandlungsprozesse, in denen wir intern stehen, große »Hausaufgaben« zu machen. Das ist unbestreitbar. Dennoch müssen wir uns davor hüten, uns zu sehr mit uns selbst zu beschäftigen. Das wäre fatal. Denn wir haben den Auftrag wahrzunehmen, den Jesus Christus uns mit seiner Botschaft und seinem Leben anvertraut hat. Dieser Auftrag treibt uns immer wieder über den binnenkirchlichen Raum hinaus in die »Welt« und zu den Menschen (Mk 16,15).
Wie oft bin ich in den letzten Monaten danach gefragt worden, wie die Kirche das verloren gegangene Vertrauen in sie wiedergewinnen will. Zur Antwort gehören zweifellos die Aufarbeitung der jüngeren kirchlichen Vergangenheit sowie die Verbesserung des innerkirchlichen Dialogs. Doch können wir den Menschen, unter denen wir leben nicht sagen: »Lasst uns in der nächsten Zeit einmal in Ruhe. Wenn wir mit uns selbst im Reinen sind, dann werden wir uns wieder einbringen.« Glaubwürdigkeit wächst vor allem durch den Einsatz, der von sich selbst absieht (was nicht gleichbedeutend ist mit »wegsieht«!).
Liebe Damen und Herren, vor kurzem erschien von den beiden Journalisten Axel Hacke und Giovanni di Lorenzo ein gemeinsames Büchlein. Vielleicht haben Sie schon davon gehört oder es sogar schon in der Hand gehabt. Es trägt den Titel: »Wofür stehst Du?« und ist aufgebaut wie eine Art Briefwechsel mit persönlichen Lebenserfahrungen (5). Der Chefredakteur der Zeit und der Kolumnist gestehen, dass sie sich bereits seit 25 Jahren kennen, sogar miteinander befreundet sind und in dieser Zeit manches miteinander geteilt und vieles besprochen haben: »Trennungen, Erfolge, Ängste, Fluchten, Kinderwünsche, Leidenschaften, Todesfälle in der Familie... Nur ein einziges Thema«, so schreiben sie im Vorwort, »haben wir immer sorgsam ausgespart ..., nie in Worte gefasst ... Wir haben nie darüber gesprochen, an welche Werte wir glauben und für welche Werte wir einstehen würden.« Die beiden wundern sich selbst darüber und stellen selbstkritisch die Frage, woran das liegt. Sie beklagen mangelnden Bekennermut bei sich, sie bedauern, dass das Wort »Werte« ihnen oft zu pathetisch und abgenutzt zugleich vorkam. Vor allem aber wollten sie nicht als »Tugendbolde« verspottet werden. Mit ihrem Büchlein durchbrechen sie nun diese Angst, wobei sie aber dem Leser umgehend versichern, dass er kein »Handbuch der Alltagsmoral« zu befürchten hat. Sie wählen den Weg biographischer Auskunft. Theologisch würde man das Zeugenschaft nennen. Das ist immer noch der älteste und erfolgreichste Weg, Menschen für Werte und Überzeugungen zu gewinnen.
Als Politiker und als Kirchenleute kommen wir an diesem persönlichen Weg ohnehin nicht vorbei. Menschen wollen eine Antwort auf die Frage: »Wofür stehst Du? Wofür steht Ihr?« Je bereitwilliger und eindeutiger wir die Antwort geben, umso glaubwürdiger sind wir und umso wirksamer dienen wir der Gesellschaft.
(1) Sie findet sich dokumentiert unter: www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/speeches/2010/september/documents/hf_ben-xvi_spe_20100917_societa-civile_ge.html.
(2) Für das Folgende verdanke ich viel der Studie von H. Bielefeldt (Deutsches Institut für Menschen-rechte): Menschenwürde. Der Grund der Menschenrechte, Berlin 2008.
(3) Vgl. H. Bielefeldt, a.a.O., 10.
(4) Hier in Übereinstimmung mit J. Habermas: Vgl. dazu H. Bielefeldt, a.a.O., 30, und das berühmte Gespräch zwischen J. Habermas und J. Kard. Ratzinger in der Katholischen Akademie in Bayern am 19.01.2004 (zur debatte 1/2004, 1-12).
(5) A. Hacke/ G. di Lorenzo: Wofür stehst Du? Was in unserem Leben wichtig ist – Eine Suche, Köln 2010.