"... denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist"

Josefs Traum

Im Lukasevangelium hat der Verkündigungsengel der jungen Frau aus Nazaret verheißen, dass ihr Kind „Sohn des Höchsten“ genannt wird; mehr noch: „Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben“ (Lk 1,32). Dass Jesus aus der Familie des Königs David stammt und somit Erbe der Messias-Verheißung sein kann, ist auch für Matthäus sehr wichtig. Der Engel erscheint dem Joseph im Traum; er trägt den gleichen Botenstab mit Kreuz wie der Erzengel Gabriel. Aber er schwebt als Halbfigur im Blau des Himmels (anders der Verkündigungsengel, der fest auf der Erde steht, auf Augenhöhe mit Maria), und seine ausgestreckte Linke zeigt nicht den Redegestus: es ist ja „nur ein Traum“ (vgl. V.20).

Der Zimmermann Josef schläft in einem schön gedrechselten Bett, sein Blick ist bewusst vom Engel abgewandt. Er will sich ja von Maria trennen, weil sie ein Kind erwartet, das nicht von ihm stammt. Die Botschaft des Engels an ihn ist unmissverständlich: „Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen, denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist“ (V.20). Josef soll dem Kind den Namen Jesus geben. – Dadurch, dass er ihm „als Vater“ den Namen gibt, wird der Sohn ein legitimer Nachkomme des Königs David.

Es fällt auf, dass Josefs Bett im Freien steht, vor einem prächtigen Gebäude, auf unfruchtbarer Erde. Ein Bettpfosten wie eingerammt in den Felsen. Der Kopf des auf grünem Pfühl schlafenden Josef ist in die Tür des Palastes eingezeichnet. Das erinnert an die Verheißung, die Gott dem König David gab: „Dein Haus und dein Königtum sollen durch mich auf ewig bestehen bleiben“ (2 Sam 7,16). De facto hatte es in Israel seit Jahrhunderten keinen König mehr aus dem Haus Davids gegeben (vgl. die unfruchtbare Erde). Ein neues Eingreifen Gottes ist nötig, um die Messiashoffnung (grünes Bett!) wahr werden zu lassen. Dieser Neuanfang wird markiert durch Jesu Geburt aus der Jungfrau Maria. Dazu braucht es das Ja des Mädchens aus Nazaret - und die Zustimmung des gerechten Josef, dessen Gottvertrauen auf Felsen gegründet ist.