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Falkenstein
(Stadt Königstein, Hochtaunuskreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Falkenstein lebten jüdische Personen bereits im Mittelalter.
Um 1400 war ein jüdischer Arzt namens Jacob aus Straßburg am Ort
wohnhaft. Weitere jüdische Einwohner werden seit der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts
genannt: 1475, 1476 und 1495 lebte jeweils mindestens ein Jude am Ort. Im
letztgenannten Jahr wurde ein Falkensteiner Juden bei einer Hochzeit in Münster
bei Bingen inhaftiert. Bei der Frankfurter Ständetagung 1516 wurden die Herren
der Burg Falkenstein als Herren der Juden von Falkenstein genannt. Thema der
Ständetagung war die Frage nach der Vertreibung der Juden.
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 18. Jahrhundert
zurück. Zunächst gehörten die Falkensteiner Juden mit denen aus Königstein
zur Gemeinde in Kronberg. 1807 bildeten die
Falkensteiner und Königsteiner Juden gegen die Protest der Kronberger jedoch
eine gemeinsame Gemeinde. 1815
lebten in Falkenstein
acht und in Königstein drei jüdische Familien. Die Falkensteiner Juden lebten
u.a. vom Handel mit Vieh und Fellen, einige betätigten sich als Makler. 1823
wurden in Falkenstein sechs, in Königstein gleichfalls sechs jüdische
Steuerzahler beziehungsweise Familien / Haushaltungen genannt. 1840-41 waren es in Falkenstein fünf und in Königstein
neun. Das Verhältnis zwischen den Gemeinden hatte sich verändert: nun lebten in
Königstein inzwischen mehr jüdische Einwohner. In Falkenstein waren es 1843
23 jüdische Einwohner gegenüber 53 in Königstein, 1905 in Falkenstein
20 gegenüber 65 in Königstein.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde bis 1906 eine Synagoge,
eine Religionsschule, vermutlich auch ein rituelles Bad. Ein eigener Friedhof
war seit dem 19. Jahrhundert vorhanden. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und
Schochet tätig war. Letzter Lehrer war von 1875 bis 1905, d.h. 30 Jahre lang, Josua
Thalheimer (siehe Bericht unten).
Seit den 1870er-Jahren bestand in Falkenstein die streng koscher
geführte Kuranstalt des Dr. Hirsch aus Frankfurt, in der sich
jahrelang zahlreiche Kurgäste aus dem In- und Ausland trafen (siehe
Berichte unten).
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom
1938 wurde das Haus des Frankfurter Justitiars Blau*, in Brand gesteckt, das
Haus von Professor Neisser beschädigt, gleichfalls die Villa der Familie
Ehrenfeld und das Haus des Kunstmalers Wölke.
*Hinweis auf den Justitiar, Rechtsanwalt und Notar Julius Blau (1861-1939):
Informationen siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Blau
Eine genaue Übersicht über Personen, die in Falkenstein geboren sind oder dort
längere Zeit gelebt haben und in der NS-Zeit umgekommen sind, konnte nicht
erstellt werden. Eine Recherche in den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und und im "Gedenkbuch
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945" ergibt zu Falkenstein keine
klaren Angaben. Die meisten der bei einer Ortsrecherche unter
"Falkenstein" erscheinenden Namen sind eindeutig - auch wenn
teilweise, vor allem bei Yad Vashem anders angegeben - nicht diesem Falkenstein,
sondern Falkenstein/Vogtland zuzuordnen.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Allgemeine Darstellung der jüdischen Geschichte von 1937 (!)
Artikel
im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" April
1937: "Falkenstein. 850 Einwohner. Altes Dörfchen, das auch
zeitweise Stadt war; in einem nur nach Süden offenen Hochtal gelegener
Luftkurort. Seit Hunderten von Jahren sind dort Juden ansässig. Bereits
1265 tritt Philipp von Falkenstein einem Landfrieden bei, der u.a. auch
die Juden der vertragschließenden Fürsten und Städte vor Beleidigung
und Bedrohung schützen sollte. Aber schon fünf Jahre vorher hatte, wohl
aus ähnlich menschenfreundlicher Gesinnung, der Mainzer Erzbischof
Werner, ein Graf von Falkenstein, den Erfurter Juden ihren ersten
Schutzbrief gegeben! 1376 bittet der Herr von Falkenstein den Frankfurter
Rat um Durchzugsrecht für 'Jacob, Judenarzt' von Straussburg nach
Falkenstein, um 1495 gehört 'ISRAEL von Falkenstein' zu den Juden, so zu
Münster (Münster am Stein) 'uff eyner Hochzyt das geleit gebrochen'
haben und sich nur durch hohe Lösegelder aus dem Gefängnis befreien
können. Eine selbständige Gemeinde bestand wohl nur kurze Zeit in
Falkenstein; meistens gehörten die dortigen Juden zur benachbarten
Gemeinde Kronberg. 1905 waren es noch 20 Seelen, 1913 - 10 Seelen. Heute
ist die Gemeinde verschwunden, die Torarollen sind in Königstein. - Von
der sehenswerten Burgruine weite Aussicht. Schön und hoch gelegenes
modernes Luft- und Schwimmbad. - Von Falkenstein südwärts, dann auf dem
links von der Hauptstrasse abzweigenden Philosophenweg in 1/2 Std.
nach..." |
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Abschied von Lehrer Josua Thalheimer
(1905)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Mai 1905:
"Falkenstein im Taunus. Am 1. Mai schied der hiesige
israelitische Lehrer Thalheimer aus seiner beinahe 35 Jahre innegehabten
Stellung, um in den Ruhestand zu treten. Seine Amtstätigkeit begann er
1855 in Hochheim am Main, wirkte
in Schierstein, Lorsbach und Camberg,
um dann anfangs der 70er-Jahre zunächst nach Königstein
und 1875 nach Falkenstein überzusiedeln". |
Anmerkung: in Lorsbach (heute Stadtteil
von Hofheim am Taunus, Main-Taunus-Kreis) lebten nur wenige jüdische
Personen/Familien. Nach Hinweis von Monica Kingreen vom 14.11.2014 war es
u.a. eine Familie Moritz. Möglicherweise war Lehrer Thalheimer als
Privatlehrer bei einer oder mehrerer der Familien in Lorsbach tätig. |
Der Lehrer a.D. Josua Thalheimer wird ausgezeichnet (1905)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. Juni 1905:
"Der Religionslehrer a.D. Josua Thalheimer zu Wallau im Landkreise
Wiesbaden, bisher zu Falkenstein im Obertaunuskreise, hat den Adler der
Inhaber des Königlichen Hausordens von Hohenzollern erhalten." |
Über jüdische Kureinrichtungen
Über die Kuranstalt des Dr. Hirsch in Falkenstein - ein Kurgast berichtet
über seinen 5-wöchigen Aufenthalt in Falkenstein (1881)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juli 1881:
"Falkenstein im Taunus. Wer in der heißen Jahreszeit das Bedürfnis
empfindet, sich von seinen Berufsgeschäften oder seinem körperlichen
Leiden durch einen Aufenthalt in Gottes freier Natur einige Wochen zu
erholen, hat, wenn er als gesetzestreuer Jude leben will, sicherlich
ebenfalls schon öfter unter der Misere gelitten, unter der ich
alljährlich leide, wenn ich mich zu einer solchen Reise entschließe.
Wer einen großen Teil des Jahres geschäftlich zu reisen genötigt ist,
erträgt die Hungerkuren, welche durch den Mangel an jüdischen
Gasthäusern unerlässlich sind, mehr oder weniger willig, indem er sich
mit den übrigen geschäftlichen Unannehmlichkeiten auf ein und dasselbe
Konto setzt und sie als etwas Unvermeidliches hinnimmt. Wer aber zu seiner
Erholung reisen und dieselbe durch schmale Fastenkost nicht illusorisch
machen will, der steht alljährlich, wenn er seinen Reisebündel schnürt,
vor einem schweren Problem.
Wohl gibt es Kurorte mit in jeder Hinsicht vorzüglichen jüdischen
Gasthäusern, aber ihre Zahl ist gering, und wer nicht durch ein Leiden
auf den Besuch eines bestimmten Ortes angewiesen ist, hat wenig Neigung,
sich auf diese wenigen Orte zu beschränken. Wenn daher sonst die Qual in
der Wahl besteht, so ist hier das Gegenteil der Fall und kein noch so
eifriger Baedeker-Studium kann diese Qual mildern.
Dieser und ähnliche Erwägungen ließen mich dieses Jahr nur schwer
einen definitiven Reiseplan fassen. Da machte mich ein befreundeter -
christlicher - Arzt auf den Luftkurort Falkenstein im Taunus aufmerksam,
der in ärztlichen Kreisen sich eines ungewöhnlich guten Renommé's
erfreue und besonders in den jüngsten Jahren durch die Anlagen von Dr.
Hirsch daselbst vielfach genannt wird.
Auf diese Anregung hin zog ich weitere Erkundigungen ein, die sämtlich so
günstig ausfielen, dass ich wenige Tage darauf meine Reise nach dem
Taunus |
antrat. - Ich beabsichtigte 4 Wochen daselbst zu bleiben, aber es sind
schon 5 seit meiner Ankunft ins Land gezogen und ich kann mich nur schwer
von dem liebgewonnenen Orte trennen. Für morgen früh aber habe ich
endgültig meine Rückreise festgesetzt, und deshalb drängt es mich, den
Lesern dieser Blätter in wenigen Worten die Eindrücke zu schildern, die
mein hiesiger Aufenthalt bei mir zurückgelassen hat.
Der klimatische Kurort Falkenstein liegt am Abhange des Taunus, 1300 Fuß
über dem Meeresspiegel, am Rande einer ganz eigenartig prachtvollen
Talsenkung und ist von Frankfurt am Main aus in circa 1 Stunde mit der
Bahn zu erreichen.
Schon vor mehreren Jahren wurde daselbst ein großes Kurhaus gegründet,
das trotz seiner nicht sehr günstigen Lage von Brustleidenden und
Nervenkranken vielfach frequentiert wird.
Erst seit wenigen Jahren hat Herr Dr. med. Hirsch aus Frankfurt am Main
hier eine Anstalt gegründet, die trotz der kurzen Zeit ihres Bestehens
sich eines großen und in der Tat wohlverdienten Rufes erfreut. Dieselbe
ist an einem der herrlichsten Punkte der ganzen Umgebung gelegen und
erfreut sich einer so lebhaften Frequenz, dass in diesem Jahre zwei
weitere Häuser zur Unterbringung der Fremden gemietet wurden und der
Besitzer genötigt ist, eine weitgehende bauliche Vergrößerung der
Anstaltu vorzunehmen. Deutsche, Russen, Engländer, Franzosen und
Holländer verkehren hier in einer so herzlichen, ungezwungenen Weise,
dass man sich in eine große, zusammengehörige Familie versetzt glaubt
und ganz vergisst, dass es ein Kreis fremder Menschen ist, die hier
zusammen leben. Auch Nichtjuden zählt der gesellige Kreis, die sich so
behaglich darin finden, dass sie behaupten, nie eine so herrliche Kurzeit
genossen zu haben.
In der Tat aber vereinigt sich auch Alles, um den Aufenthalt in der Dr.
Hirsch'schen Anstalt zu einem überaus behaglichen zu machen.
Von der Altane des Hauses, die aus dem Gesellschaftssaale ins Freie
führt, bietet sich eine entzückend schöne Aussicht nach Frankfurt,
Hanau bis zum Rheinstrom hin. Zur Rechten auf wellenförmiger Hebung dehnt
sich ein herrlicher Fichtenwald aus, der auf weichem Südwind seinen
frischen Duft herübersendet, zur Linken die Ausläufer des Taunusgebirges
und die sie umsäumenden Städte und Dörfer. - Die Lust ist in Folge der
günstigen Lage des Hauses ungemein erfrischend und stärkend und auf die
Atmungsorgane von fühlbar wohltuendem Einfluss, worauf auch der
erstaunliche Erfolg beruht, den Brustleidende und Nervenkranke nicht genug
rühmen können. |
Diesen
aus der äußeren Lage entspringenden Vorzügen reihen sich nun noch
diejenigen an, die durch die nach jeder Seite hin mustergültige
Hausordnung sich ergeben. - Ich habe schon viele Gasthäuser besucht, aber
noch nie einen so reichlichen, überaus kräftigen Tisch als hier
gefunden.
Dass sämtliche Speisen und Getränke den rigorosesten Anforderungen des
Religionsgesetzes entsprechen, braucht nicht erst erwähnt zu werden.
Selbst Leute die sonst nicht die Speisegesetze beobachten und von
jüdischen Restaurationen nicht verächtlich genug sprechen können,
räumen ein, dass sie noch nie anderwärts einen derartigen Tisch gefunden
haben, wie derjenige in der Dr. Hirsch'schen Anstat. Einer der
christlichen Gäste hielt mir dieser Tage einen ganzen Lobhymnus über die
jüdische Küche, die er hier zum ersten Male kennen lernte.
Dabei sind im Vergleich zu anderen Kurorten und der Reichlichkeit alles
hier Gebotenen die Preise so außerordentlich billig, dass auch weniger
bemittelte Leute in der Lage sind, einige Wochen hier zu leben.
Es ist jedenfalls nicht zu viel gesagt, wenn man behauptet, dass die
hiesige Pensions-Anstalt des Herrn Dr. Hirsch in ihrer Art einzig dasteht,
und nach den Resultaten der wenigen Jahre ihres Bestehens zu urteilen,
einer großen Zukunft entgegengeht. - Mit neuen Kräfte und frischem Lebensmute
verlasse ich morgen die Anstalt, die ich abgespannt und erschöpft vor
wenigen Wochen betreten habe. Der tief gefühlte Danke für die herrlichen
hier verlebten Tage hat mir die Feder zum Abschiede in die Hand gedrückt,
obwohl das Schreiben sonst nicht meine Sache ist. Aber ich glaube auch des
Dankes aller Derjenigen sicher zu sein, die durch diese Zeilen auf
Falkenstein aufmerksam gemacht, dasselbe zum Ziel ihrer Reise wählen
werden." |
|
Anzeigen für Dr. Hirschs klimatische
Heilanstalt 1879 / 1882 / 1883 / 1884 |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. November 1879: "Winterkur.
Dr. Hirsch's
Klimatische Heilanstalt für Brustkranke, Blutarme und
Nervenleidende mit streng jüdischer Verpflegung in
Falkenstein im Taunus.
Näheres bei Dr. med. Hirsch in Frankfurt am Main." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Mai 1882:
"Koscher.
Falkenstein im Taunus.
Klimatische Kuranstalt und
Kaltwasseranstalt für Brustkranke, Blutarme und Nervenleidende. Näheres
bei Dr. med. Hirsch in Frankfurt am Main. Winterkur". |
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Anzeige
in der Zeitschrift Jeschurun Nr. 1 1883 S. 31: "Koscher.
Falkenstein im Taunus.
Dr. med. Hirsch's
klimatische Heilanstalt und Kaltwasseranstalt
für Brustkranke, Blutarme und Nervenleidende, durch Neubau bedeutend
vergrößert und mit allem Komfort, Windergarten etc. versehen. -
Winterkur." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar 1884:
"Falkenstein im Taunus.
Dr. Hirsch's klimatische Heilanstalt. Jüdische
Verpflegung ersten Ranges. - Winterkur." |
Die Rekonvaleszenten-Anstalten in Falkenstein (1893)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Februar 1893:
"Die vom Frankfurter Verein für Rekonvaleszenten-Anstalten in
Falkenstein begründete Volksheilstätte für Lungenkranke hat sich in der
kurzen Zeit ihres Bestehens bereits in zahlreichen Fällen vorzüglich bewährt,
erwies sich jedoch, mit 26 Betten belegt, räumlich als völlig
unzulänglich. Durch den Beistand der Freifrau Wilhelm von Rothschild ist
jetzt die Möglichkeit zur Neugründung einer wesentlich erweiterten
Anstalt gegeben; Freifrau von Rothschild hat sich erboten, die dem Verein
an der seitherigen Anstalt zustehenden Recht gegen Zahlung von Mark
200.000 zu übernehmen, unter unentgeltlicher Überlassung des Besitzes
bis zur Eröffnung der neuen erweiterten Volks-Heilstätte. Dem Vereine
erwachsen aber trotz dieser großmütigen Zuweisung neue und schwere
Verpflichtungen; er ist daher mehr als je auf die tatkräftigste
Unterstützung angewiesen." |
Zur Geschichte der Synagoge
Im 18. Jahrhundert gehörten die in Falkenstein lebenden jüdischen
Personen der Gemeinde in Kronberg an und
benutzten die dortigen Einrichtungen. Bereits 1777 bemühten sie sich
freilich bei der Ortsherrschaft um die Genehmigung zur Einrichtung eines Betsaales.
Dazu wollte man ein 1777/78 gekauftes Wohnhaus umbauen. Der Umbau wurde
gestattet, wenngleich 1784 festgestellt wurde, dass die nötige Zehnzahl der
jüdischen Männer (Minjan) zur Abhaltung von Gottesdiensten nicht gegeben sei.
Abhilfe schufen alsbald die Königsteiner Juden, da Anfang des 19. Jahrhunderts
berichtet wird, dass mehrere von ihnen nicht mehr die Gottesdienste in Kronberg,
sondern in Falkenstein besuchten (wenngleich 1802 erst 11 jüdische
Personen in Königstein wohnten). Nach 25
Jahren verschlechterte sich offenbar der bauliche Zustand der bisherigen
Synagoge, sodass man das Gebäude um 1802 abbrechen ließ. Vom Erlös aus
den Abbruchmaterialien (200 Gulden) sowie weiteren etwa 300 Gulden wurde auf
demselben Grundstück 1805/06 eine neue Synagoge erstellt. Nach
Fertigstellung dieser neuen Synagoge schlossen sich die Königsteiner und
Falkensteiner Juden zusammen, um eine gemeinsame Gemeinde zu bilden (1807).
Genau 100 Jahre war diese Synagoge Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in
Falkenstein, bis am 13. September 1906 die neue Synagoge in Königstein
eingeweiht wurde.
Ein Bericht zum letzten Gottesdienst in Falkenstein
am 13. September 1906 und zur Einweihung der Synagoge in Königstein am
selben Tag wurde in der "Allgemeinen
Zeitung des Judentums" am 5. Oktober 1906 veröffentlicht:
Königstein
im Taunus, 22. September. Am 13. dieses Monats fand die Einweihung unserer
Synagoge statt. Sie begann mit dem Abschiedsgottesdienst in Falkenstein,
woselbst bisher die Synagoge bestand. Unter feierlichem Zeremoniell wurden die
Gesetzesrollen aus dem Schrein der alten Synagoge entnommen und in einem
Festzuge nach Königstein gebracht. Eröffnet wurde dieser durch eine
Musikkapelle, dann folgte der Synagogenchor aus Frankfurt, alsdann die am Bau
beschäftigt gewesenen Personen, Bezirksrabbiner und Kantor, die Toraträger,
die Vorstandsmitglieder und Ehrengäste, die Mitglieder der Kultusgemeinde,
denen sich sehr viele Glaubensgenossen, zum Teil aus weiter Ferne herbeigeeilt,
angeschlossen hatten; die Vereine von Königstein und Falkenstein waren mit
ihren Fahnen mit im Zuge. Hierauf folgte die Feier in Königstein, eingeleitet
durch Gesang des Frankfurter Synagogenchors, Anzünden des ewigen Lichts, Umzug
und feierliches Einheben der Torarollen. Dann hielt Herr Bezirksrabbiner Dr.
Silberstein die Festpredigt und schloss mit einem Gebet für die kaiserliche
Familie. Der Feier wohnten der Vertreter des beurlaubten Landrates, die
städtischen Körperschaften von Königstein, der Gemeindevorstand von
Falkenstein, der evangelische Geistliche Herr Pfarrer Bender und viele andere
bei. Der Schöpfer der Synagoge ist der Baumeister Münchhausen aus Köln. In
hochherziger Weise hat Freifrau W. C. von Rothschild eine nicht unbedeutende
Beihilfe zum Synagogenbau zugesteuert. Abends fand ein Festessen im Saale
Procasky statt, an welchem Magistrat und Stadtverordnete, Herr Pfarrer Dr.
Elsenheimer und viele andere teilnahmen. Die einmütig betätigte Schmückung
der ganzen Stadt legte Zeugnis ab von dem guten Einvernehmen der Einwohnerschaft
aller Konfessionen. Möge diese Toleranz beständig fortdauern. |
Nicht nur die Torarollen, auch die anderen Ritualien wurden zur Synagoge nach
Königstein gebracht und in der Synagoge aufgebahrt. Das Falkensteiner Synagogengebäude wurde verkauft und zu einem Wohnhaus umgebaut.
Als solches ist das Gebäude - mehrfach renoviert - bis heute erhalten. In
seiner Grundgestalt blieb das Gebäude jedoch erhalten. Im Rundfester der
Giebelseite war zu Synagogenzeiten ein Davidstern, rechts und links davon waren
hohe Rundbogenfenster (siehe altes Foto unten).
Adresse/Standort der Synagoge: Im Unterdorf, heute Unterer
Bergweg 2.
Fotos
(Quelle: Altaras s.Lit. S. 131; ähnlich bereits bei
Arnsberg Bilder S. 50; neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 8.4.2010).
Das Gebäude
der ehemaligen Synagoge |
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Das Synagogengebäude in
Falkenstein um
1917; damals war sie bereits in Privatbesitz |
Die ehemalige Synagoge nach
der Renovierung
und dem Umbau (Aufnahme August 1988) |
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Das
Gebäude der ehemaligen Synagoge in Falkenstein im Frühjahr 2010 |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica III,1 S. 338. |
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 452-458 (im Abschnitt zu
Königstein) |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 50. |
| Thea Altaras: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 121-122. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 186-187. |
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
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