In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zur vorderösterreichischen
Landgrafschaft Nellenburg gehörenden Gailingen bestand eine bedeutende jüdische
Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück.
Seit 1657 wurden jüdische Familien am Ort aufgenommen. Die ersten
Schutzbriefe wurden am 20. September 1657 von der damaligen Gailinger
Ortsherrschaft, den Freifrauen von Reinach mit Zustimmung des nellenburgischen
Landvogtes für sechs Juden und ihre Familien ausgestellt. Möglicherweise sind
diese jüdischen Familien - zumindest teilweise - aus der Herrschaft
Schellenberg (Liechtenstein) zugewandert, wo die Juden 1651 ausgewiesen worden
waren. Den jüdischen Familien wurde gestattet, "alle ihre jüdischen
Zeremonien" ungehindert ausüben zu dürfen und einen Rabbiner,
Schulmeister und Vorsänger zu halten. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts
unterstanden die jüdischen Familien zwei Schutzherren: den
reichsritterschaftlichen Ortsherren einerseits und dem Landesherren (vorderösterreichische
Landgrafschaft Nellenburg).
1680 werden folgende Juden genannt: Jacob Dreyfuß und seine Söhne Marx
und Abraham Dreyfuß sowie sein Schwiegersohn Haium Mayer, Jacob Daniel mit Sohn
Daniel Jacob, Jacob Salomon, Simon Jacob und Lazarus Neuenburg. Insgesamt
umfasste die jüdische Gemeinde damals etwa 45 Personen. Um 1700 gab es
12 jüdische Haushalten, 1722/23 waren es 18 jüdische Haushaltungen mit
zusammen 58 erwachsenen jüdischen Personen. Nach der Vertreibung der Juden aus
Stühlingen 1743 ließen sich mindestens fünf Familien in Gailingen nieder,
sodass es 1744 bereits 29 jüdische Haushaltungen gab.
Die jüdischen Familien lebten ursprünglich vom Handel mit Vieh, Waren aller
Ort und vom Geldverleih.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1809 gab es 88, 1820 140 jüdische Familien am Ort. 1825 wurden 596 jüdische
Einwohner gezählt (47,6 % von insgesamt 1.253 Einwohnern), 1852 913 (50,08 %
von 1.823), 1858 996 (50,04 % von 1.978). Seitdem ging die Zahl durch Aus- und
Abwanderung zurück: 1875 704 jüdische Einwohner (40,7 % von insgesamt 1.729
Einwohnern), 1895 725 (41,5 % von 1.745), 1900 663 (39,0 % von 1.702), 1910 492
(30,7 % von 1.599).
An Einrichtungen der jüdischen Gemeinde beziehungsweise an überregional
bedeutsamen jüdischen Einrichtungen gab es in Gailingen:
eine Synagoge (s.u.).
eine Schule: seit 1815 bestand eine
jüdische Volksschule. Sie war zunächst im Haus Steiner in der Brühlstraße
eingerichtet. 1845 bis 1847 wurde gegenüber der Synagoge ein jüdisches Schulhaus
("Judenschule") mit drei Klassenzimmern und den Wohnungen für den Rabbiner und den Religionslehrer erbaut. Die Schule bestand
als jüdische Konfessionsschule bis 1876, danach wurde das Gebäude für die
jüdische Religionsschule, aber auch für den Unterricht der allgemeinen
Ortsschule benutzt. Das Gebäude ist erhalten, heute "Bürgerhaus"
(Ramsener Straße 12; seit 1985 ist eine Hinweistafel am Eingang vorhanden).
1892 bis 1905 bestand am Ort auch eine Israelitische Handelsschule.
Direktor der Israelitischen Handelsschule war der Lehrer Jakob Eisenmann. Er
wurde von einem Kollegium von Lehrern unterstützt. Die Schule hatte bereits
zwei Jahre nach ihrer Gründung 75 Schüler, bis 1902 ging die Zahl der
Schüler auf 50 zurück (Texte zur Israelitischen Handelsschule siehe Unterseite
Rabbinat/Schule).
ein rituelles Bad: seit 1847 im
Kellergeschoss der "Judenschule" (bis heute erhalten).
ein Israelitisches Krankenhaus:
1891 erbaut, bis 1940 von jüdischen Patienten belegt (1925 26 Plätze, 1932
13 Plätze). Das Gebäude ist als Wohnhaus erhalten (Büsinger Straße
6).
ein Altersheim (Israelisches
Landesasyl "Friedrichsheim"), 1898 erbaut, 1909 erweitert, bis
1940 benutzt (1925: 52 Plätze, 1932 86 Plätze), zuletzt auch zur
Zwangseinquartierung älterer jüdischer Personen vor der Deportation.
Dieses Gebäude wurde 1944 bis 1946 als Marinelazarett verwendet, dann als Durchgangslager für
jüdische Displaced Persons, seit 1950 als Altersheim des Landkreises Konstanz (Altenpension
"Hochrhein", inzwischen wieder "Friedrichsheim", Gottmadinger
Straße 1; seit 1992 ist eine Gedenktafel angebracht).
1827 wurde Gailingen Sitz
eines badischen Bezirksrabbinates, das 1925 nach Konstanz verlegt wurde.
Bereits im 18. Jahrhundert gab es Rabbiner am Ort (u.a. Jacob Weil 1744 bis
1753, Isaac Warburger vor 1759 bis nach 1770, Löw Aach und Jacob Samuel
Schwabacher um 1775, Salomon Wolf Levi [Spiro] von Pfersee (1776 bis 1825), Veit
Cahn (1825 bis 1829). Nach Errichtung des Bezirksrabbinates waren die Rabbiner:
Jacob Löwenstein (1829 bis 1851), Leopold Schott (der Rabbiner von Randegg war
kurzzeitig Verwalter des Bezirksrabbinates), Ephraim Willstätter (1855 bis
1862), Dr. Hillel Sondheimer (1863 bis 1872), Dr. Leopold Löwenstein (1872 bis
1886), Dr. Josef Spitz (1894 bis 1925). 1926 wurde das Bezirksrabbinat
nach Konstanz verlegt; den Gemeinden
Gailingen und Randegg wurde noch ein (orthodoxes) Ortsrabbinat zugestanden, das
mit Dr. Mordechai / Markus Bohrer (Rabbiner von 1927 bis 1938) besetzt wurde. Vgl. Texte zur Geschichte des Rabbinates
in Gailingen.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Max Löwenstein
(geb. 14.1.1885 in Gailingen, vor 1914 in Essen wohnhaft, gef. 11.9.1915),
Leopold Biccard (geb. 21.6.1896 in Gailingen, gef. 24.12.1915), Joseph Erlanger
(geb. 22.7.1889 in Gailingen, gef. 12.4.1918), Louis Erlanger (geb. 11.7.1892 in
Gailingen, gef. 13.8.1914), Vize-Wachtmeister Erwin Guggenheimer (geb. 9.12.1894
in Gailingen, gef. 21.3.1918), Joseph Guggenheimer (geb. 28.10.1887 in
Gailingen, gef. 26.10.1916), Sally Metzger (geb. 8.6.1895 in Gailingen, gef.
2.9.1915), Vizefeldwebel Siegfried Ottenheimer, geb. 8.4.1894 in Konstanz,
wohnhaft in Gailingen, gef. 20.11.1917), Jakob Jung (geb. 21.3.1885 in
Gailingen, vor 1914 in Mannheim wohnhaft, gef. 11.12.1917), Jakob Weil (geb.
18.3.1890 in Gailingen, vor 1914 in Saarbrücken wohnhaft, gef. 5.3.1915), Edwin
Weil (geb. 25.4.1883 in Gailingen, vor 1914 in Stuttgart wohnhaft, gef.
3.4.1918)
In den 1920er-Jahren
waren viele Gailinger Juden als Vertreter von auswärtigen Industriebetrieben tätig.
Im Ort selbst gab es eine große Zahl jüdischer Gewerbebetriebe. An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden Handels-, Dienstleistungs- und Gewerbebetrieben
im Besitz jüdischer Familien / Personen sind bekannt (Auswahl): Gastwirtschaft Adler
(Kalmann, Rheinstraße 4), Kolonialwarengeschäft Bach (Ramsener Straße 10), Bäckerei Bach
(Ramsener Straße 6), Caféhaus Biedermann (Schlossstraße 11), Café Rheingold,
Familie Bloch (Hauptstraße 26), Schuhhaus Bloch (Hauptstraße 24), Aussteuergeschäft Isi Guggenheim
(Hauptstraße 4), Krämerladen Isaak und Arztpraxis Dr. S. Heilbronn (Ramsener Straße
3), Friseurgeschäft Kurz (beim Kronenbrunnen, abgebrochen), Metzgerei Familie Metzger
(Ramsener Straße 8), Aussteuergeschäft S.H. Weil (Hauptstraße 3).
Unter den ehemaligen jüdischen Wohnhäusern des 19./Anfang 20. Jahrhunderts sind insbesondere zu nennen:
Hauptstraße 14, 16, 20, 21, 22, 23, 25, 36, 40; Ramsener Straße 12, 13, 16,
20, 21, 22, 25, 27, 30; Rheinstraße 2, 12, 19; Schlossstraße 1, 4, 9.
Um 1925, als 375 jüdische Einwohner gezählt wurden (24,6 % von
insgesamt 1.524 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Hermann
Ottenheimer, S.H. Weil, Leopold Fränkel, S. L. Manhart, Saly Isaak, Leopold
Fränkel (Repräsentanz), Jakob Ottenheimer (Vors.). Als Religionslehrer und 1.
Kantor war Leopold Schapiro (aus Burghaslach)
tätig, als 2. Kantor und Schochet Felix Kahn. Als
Synagogendiener wird Salomon Hasgall genannt. An jüdischen Vereinen gab
es um 1925/32 vor allem: Heilige Bruderschaft e.V. (Chewra Kadischa;
gegründet 1676, 1925/32 unter Leitung von Louis Gut, Zweck und Arbeitsgebiet:
Krankenpflege, Unterstützung Hilfsbedürftiger, Bestattungswesen, 1932 54
Mitglieder), der Israelitische Krankenverein (Bikkur Chaulim, 1925
unter Leitung von Leopold Fränkel, 1932 Hugo Guggenheim mit 80 Mitgliedern,
Zweck und Arbeitsgebiet: Krankenunterstützung, Erholungsfürsorge), der Brautunterstützungsverein
(Hachnosas Kallo, 1925 unter Leitung von Siegfried Bloch, 1932
Bloch-Brehm), der Talmud-Tora-Verein (1925 unter Leitung von Isidor
Guggenheim, 1932 unter Leitung von S.H. Weil; Zweck und Arbeitsgebiet:
Ausbildungsbeihilfen an Rabbiner, Lehrer, Kantoren), der Israelitische
Frauenverein (1925/32 unter Leitung der Frau von Dr. Heilbronn, 1932 mit 142
Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung Hilfsbedürftiger und
Kranker, Wöchnerinnenfürsorge, Erholungsfürsorge, Pessachversorgung), der Wohltätigkeitsverein
Dower tow (gegründet 1803, 1925/32 unter Leitung von Hugo Guggenheim; Zweck
und Arbeitsgebiet: Unterstützung hilfsbedürftiger Ortsansässiger, 1932 36
Mitgliedern), der Gesangverein "Eintracht" (1925 unter Leitung
von Louis Rothschild), der Synagogenchor (1925 unter Leitung von L.
Fränkel), der jüdische Jugendbund "Esra" (1932 unter Leitung
von Chajim Heilbronn) u.a.m.. 1932 waren die Vorsteher der Gemeinde Saly
Isaak (1. Vors.), Hermann Ottenheimer (2. Vors.) und Dr. Heilbronn (2. Vors.).
Vorsitzender der Repräsentanz war Jakob Oppenheimer. Die jüdische
Gemeindeverwaltung hatte verschiedene Ausschüsse: ein Rechnungsprüfungsamt
(Vors. Abraham Hasgall), einen Schulausschuss (Vors. Dr. Heilbronn), einen
Friedhofsausschuss (Vors. Louis Gut).
1932 gehörten zur jüdischen Gemeinde in Gailingen auch die in Donaueschingen
(16), Dießenhofen, Bad
Dürrheim [Friedrich-Luisen-Hospiz], Stockach (7) und Allmendshofen (2) lebenden
jüdischen Personen.
1933 lebten noch 314 jüdische Personen in Gailingen (19,9 % von
insgesamt 1.574 Einwohnern). Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien ist ein Großteil der
jüdischen Einwohner in den folgenden Jahren vom Ort verzogen beziehungsweise
ausgewandert (insgesamt 241 Personen, davon 197 ins Ausland emigriert). Andere
jüdische Personen sind bis 1940 noch in Gailingen zugezogen beziehungsweise
wurden zwangsweise nach Gailingen eingewiesen. Am 17. Mai 1939 wurden 237
jüdische Einwohner gezählt (15,3 % von 1.554 Einwohnern). Aus Gailingen wurden
insgesamt 210 Personen deportiert, davon wurden 182 am 22. Oktober 1940 nach
Südfrankreich deportiert, andere wurden über Konstanz deportiert.
Nach der Zusammenstellung von Dagmar Schmieder und Beate Steg-Bayer (in: Franz
Götz s.Lit. S. 457-466) wurden 210
jüdische Personen aus Gailingen deportiert.
Von den in Gailingen geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Emil Alexander (1883),
Jenny Altmann geb. Spitz (1896), Mathilde Auerbacher geb. Auerbacher (1857),
Sally Baach (1901), Dora Klara Bauer geb. Rosenthal (1898), Therese Bermann
(1911), Berta Bernheim geb. Jung (1876), Sophie Bernheim (1903), Hermann
Bernheimer (1878), Emil Biedermann (1907), Ilse Biedermann geb. Hofeler (1905),
Isidor Biedermann (1901), Rosa Biedermann geb. Hilb (1868), Louis Bikart (1893),
Melanie Bikart (1891), Alfred Bloch (1874), Bona Bloch (1898), Max Bloch (1894),
Max Bloch (1924), Olga Bloch geb. Brückner (1894), Rosa Bloch geb. Hess (1865),
Salomon Bloch (1892), Lisette Blum geb. Stein (1869), Fanny Bodenheimer geb.
Metzger (1898), William Bodenheimer (1898), Mordechai Bohrer (1885), Rebekka
Cohn (1883), Samuel Siegfried Dinkel (1896), Susanna Jacoba Dinkel geb.
Lewenstein (1902), Jakob Dinkel (1925), Lina Dornacher (1869), Blanka Dreifuß (1899), Gustav Dreifuß
(1866), Leonie Durlacher geb. Weil (1878), Moritz Samuel Dzialoszynski (1891),
Nechama Chana Dzialoszynski geb. Weinberger (1897), Rebekka Dzialoszynski
(1924), Heinrich Eichel (1868), Jakob Einstein (1861), Rosi Alice Ellenbogen
geb. Wickert (1895), Sofie Ellenbogen geb. Würzweiler (1862), Flora Erlanger
(1893), Julius Ettlinger (1870), Bernhard Falk (1861), Felicia Falk (1903),
Frieda Feibelmann geb. Rosenthal (1873), Jette Fellheimer (1893), Erna Fischer
(1907), Recha Fleischmann (1891), Babette Frankenberger geb. Goldmann (1858),
Berta Frenkel (1887), Wolf Hirsch Freudenberger (1861), Johanna Freund geb. Blum
(1878), Moses Friesländer (1872), Rike (Ricka) Fröhlich (1872), Rosalie Fuchs
geb. Kahn (1873), Bernhard Fulder (1866), Raphael Goldschmidt (1886), Josef
Greilsheimer (1882), Sara Greilsheimer geb. Hasgall (1885), Emma Grombacher
(1880), Johanna Gross (1909), Max Gross (1913), Bella Grumbacher (1882), Albert
Guggenheim (1881), Elsa Guggenheim (1889), Josef Guggenheim (1874), Josefine
Guggenheim (1882), Mathilde Guggenheim geb. Veit (1889), Tony Guggenheim geb.
Jung (1891), Samuel Gut (1873), Josef Gutmann (1880), Selma Gutmann geb.
Seligmann (1888), Eugenie Hamburger geb. Wolf (1875), Simon Harburger (1863),
Frieda Hasgall (1887), Helene Hasgall (1892), Adolf Haussen (1862), Gisela
Heimann geb. Klein (1876), Gerda Hess (1925), Hilda (Hilde) Hess (1902),
Henriette Hesse geb. Ottenheimer (1881), Frieda Heymansohn geb. Weil (1874),
Isak Hofeler (1846), Heinrich Joel (1870), Marta Kadisch (1882), Philipp Kadisch
(1884), Robertine Kahn (1880), Emanuel Kälbermann (1865), Pauline Kasel geb.
Bernhard (1863), Betty Katz (1893), Lina Kaufmann geb. Ries (1880), Minna
Kaufmann (1880), Rosa Kirchheimer geb. Würzweiler (1866), Theodor Krämer
(1879), Jenny Krippel (1901), Lina Krippel geb. Gut (1875), Fortuna Kurz geb.
Rosenthal (1881), Josef Kurz (1876), Paula Kurz geb. Weil (1896), Salomon Kurz
(1888), Siegfried Kurz (1877), Sigmund Kurz (1889), Elsa Landecker (1893),
Ernestine Latterbaum (1915), Mina Lazarus (1866), Therese Lehmann (1874), Julie
Levi geb. Moos (1888), Hedwig Levistein (1883), Johanna Levy (1909), Gottfried
Zacharias Lewin (1875), Geni (Genia) Lichtigfeld (1897), Sara Lind (1866),
Karoline Lion (1854), Klara Löb geb. Bloch (1900), Mina Löb geb. Meyer (1868),
Friedrich Maass (1874), Eva Mayer geb. Seligmann (1861), Isidor Merkel (1889),
Flora Merzbach (1872), Hermann Metzger (1899), Siegbert Metzger (1914), Klara
Moos geb. Kadisch (1893), Robertine Moses geb. Rothschild (1877), Johanna Nathan
(1875), Hugo Naumann (1898), Berta Neuburger geb. Neckarsulmer (1894), Rudolf
Neuburger (1883), Karolina Offenheimer geb. Dreyfuß (1860), Ludwig Oppenheimer
(1893), Frieda Ottenheimer geb. Weil (1878), Jenny Ottenheimer (1905), Lina
Ottenheimer geb. Würzburger (1872), Michael Ottenheimer (1878), Mina
Ottenheimer (1909), Moritz Picard (1861), Fanny Pollak geb. Kurz (1891), Isidor
Pollak (1870), Fanny Rau (1869), Lina Reinhold geb. Karlindacher (1866),
Henriette Ries (1877), Jakob Ries (1876), Sara Ries (1866), Josef Rosenthal
(1870), Lina Rosenthal geb. Kurz (1879), Marta Rosner geb. Dannheimer (1873),
Edmund Rothschild (1880), Emil Rothschild (1874), Mathilde Rothschild geb. Dampf
(1862), Berta Rotschild (1869), Henny Salomon (1892), Johanna Scheier geb. Weil
(1909), Lilly Schlorch (1912), Justin Schülein (1874), Melanie Schwarz geb.
Kurz (1875), Erna Schwarzenberger (1892), Frieda Seemann geb. Friedmann (1877),
Klara Seemann (1877), Herbert Seligmann (1935), Lina Silberpfennig geb. Ullmann
(1877), Sophie Sondhelm (1887), Klothilde Spiegel geb. Neuburger (1871),
Friedericke Stern (1869), Sara Straus geb. Fulder (1866), Rosa Strauss (1881),
Sophie Strauss (1866), Elli Teller (1925), Ilse Teller (1926), Irmgard Teller
(1894), Marta Teller geb. Mezger (1894), Jette Teutsch geb. Schneidinger (1869),
Hannchen Theilheimer (1873), Jette Ullmann geb. Geismar (1865), Natalie Ullmann
(1879), Rosa Ullmann (1874), Theresia Ullmann (1896), Amalie Weil geb. Levinger
(1862), Amanda Weil (1912), Berthe Weil geb. Reis (1882), Dolzina Weil geb.
Harburger (1853), Elsa Weil (1890), Gretel (Gretchen) Weil (1908), Ilse Weil
(1911), Jenny Weil geb. Gradmann (1886), Josef Weil (1882), Julie Weil geb.
Rothschild (1884), Luise Weil (1877), Marx Weil (1896), Michael Weil (1878),
Philipp Weil (1886), Hilda Wertheimer (1886), Babette Wolf (1889), Ludwig Wolf
(1864), Mathilde Wolf geb. Nathan (1856), Selma Wolfferts geb. Guggenheim
(1889), Berta Zarnotzki geb. Wexberg (1873), Hermann Zarnotzki (1871), Paulina
Zechler geb. Fink (1893), Ella Zeilser (1929), Elsa Zeisler (1933), Rahel
Zeisler geb. Dzialoszynski (1894), Samuel Zeisler (1927), Charlotte Zloczower
geb. Welzer
().
1945 bis 1950 lebte nochmals eine größere Zahl jüdischer
Personen in Gailingen: zum 1. Juli 1946 wurden in der Gemeinde 276 jüdische Flüchtlinge
(DPs) registriert.
Um 1700 war ein Betsaal im
Haus des Jacob Dreyfuß vorhanden. Der Standort dieses Hauses ist nicht mehr
bekannt. Im Haus Dreyfuß befand sich wenige Jahre später nicht nur eine
Betstube, sondern auch die Wohnungen des Rabbiners und des "Schulmeisters" (Vorsänger/Lehrer).
1749 beklagte sich allerdings Vorsteher Ezechiel Dreyfuß beim Oberamt, dass die
Gemeindeglieder die "Synagoge" nicht mehr – wie zu seines Vaters Zeiten – in
seinem Haus halten wollten, sondern anderswo "Conventicula" abgehalten würden.
Damals muss es gleichzeitig mehrere Betstuben gegeben haben. Die Besitzer der Häuser
erhielten für die Einrichtung der Betstube einen Mietzins von den
Gemeindegliedern. Das Entstehung von Betstuben außerhalb des Hauses Dreyfuß
hing vermutlich mit der über viele Jahre umstrittenen Stellung des Ezechiel
Dreyfuß als einem der beiden Vorsteher der Gemeinde zusammen.
Über die erste Synagoge in Gailingen ist nur wenig
bekannt. Nachdem die Judenschaft die landesfürstliche Erlaubnis zum Bau einer
Synagoge erhalten hatte, konnte sie im Frühjahr 1756 einen Bauplatz
erwerben. Das hierauf erbaute Synagogengebäude wird ein sehr einfacher Bau
gewesen sein. Das Grundstück auf dem die Synagoge erstellt wurde, lag
unmittelbar an der Ramsener Straße oberhalb des Platzes der 1836 erbauten (und
1938 zerstörten) Synagoge (dieses Grundstück wurde Ende des 19. Jahrhunderts
von der jüdischen Gemeinde für ein Kriegerdenkmal zur Verfügung gestellt).
Auf Grund der zunehmenden Zahl der Gemeindeglieder wurde
schon wenige Jahre später der Neubau einer Synagoge geplant. 1765 konnte
für 366 Gulden ein unmittelbar an die bisherige Synagoge angrenzender Bauplatz
erworben werden. Alternativ plante man vorübergehend einen Synagogenbau auf
einem Platz in der Ortsmitte beim Lindenbrunnen. Daraus wurde jedoch nichts. Im
Frühjahr 1766 begann mit den Vermessungsarbeiten der Bau der neuen Synagoge.
Ein Maurermeister von Immendingen und ein Zimmermeister von Diessenhofen waren für
die Bauausführung verantwortlich. Ende Juli 1766 war das Gebäude, in
dem auch die Wohnung für den Rabbiner eingerichtet wurde, nahezu fertig
gestellt. Mit dem herrschaftlichen Vogt Veit Auer, der Anstoß an den hohen
Fenstern der neuen "Judenschul" nahm, wurde ein Vergleich geschlossen: Dem Vogt
wurde von der jüdischen Gemeinde die Anbringung von Fensterläden auf der Seite
gegen die Synagoge bezahlt. Zugleich wurde eine etwa vier Schuh hohe Mauer
zwischen seinem und dem Synagogengrundstück erbaut. Dafür mussten sich der
Vogt und sein Sohn verpflichten, zu keiner Zeit gegenüber der Synagoge einen
Schweinestall oder einen Abtritt zu errichten. Nach zeitgenössischen Berichten
hatte die neue Synagoge die "förmliche Gestalt eines Tempels" und war damit äußerlich
deutlich als Kultgebäude zu erkennen.
Bis zu den 1820er-Jahren war die Zahl der jüdischen
Gemeindeglieder wiederum stark angestiegen, sodass die bisherige Synagoge zu
klein geworden war. Auch war der 1766 eingeweihte Synagogenbau inzwischen in
einem sehr schlechten baulichen Zustand. In dem weitgehend aus Holz gebauten Gebäude
breitete sich durch seine relativ tiefe Lage Feuchtigkeit aus. Im Frühjahr 1828
stimmte die Mehrheit der Gemeindeglieder für den Neubau einer größeren
Synagoge abseits der Straße, wo der Straßenlärm nicht mehr die Andacht stören
würde. Für den Neubau konnte das Grundstück unterhalb der bisherigen Synagoge
erworben werden. Es kostete einschließlich des darauf stehenden abbruchreifen
Gebäudes 2.300 Gulden. Eine Minderheit in der Gemeinde hielt allerdings den
Neubau für ein "unerschwingliches Bau-Projekt", das über die Möglichkeiten
der Gemeinde hinausgehen würde. Allerdings stand hinter ihren Argumenten
vermutlich die Sorge um den Verlust der bisherigen Rechte als Besitzer von Ständen
in der alten Synagoge. Die Renovierung und Erweiterung der alten Synagoge wurde
jedoch auf Grund von mehreren Gutachten abgelehnt. Zum Vergleich wurden die Pläne
und Kostenvoranschläge für eine Erweiterung der Synagoge beziehungsweise für
einen Neubau von drei Baumeistern wurden eingeholt. Schließlich entschied sich
die Gemeinde für einen Neubau nach den Plänen des Bezirksbaumeisters Oehl. Er
hatte einen schlichten, längsrechteckigen Bau mit Satteldach vorgeschlagen, der
Platz für etwa 450 bis 500 Männer und auf den Emporen für etwa 150 Frauen
haben sollte. Im Frühjahr 1833 lag die Baugenehmigung vor, doch erreichten die
Gegner des Synagogenneubaus durch ihre Einwände auch daraufhin noch mehrfach
einen Aufschub des Bauvorhabens. Im Februar 1834 konnten schließlich die
Bauarbeiten vergeben werden (Anzeige links aus dem
"Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den Seekreis vom 15. Januar
1834 S. 39). Ein letztes Mal wurden sie hinausgezögert, da der
Bürgermeister die Verwendung von Steinen aus einem von der jüdischen Gemeinde
erworbenen Steinbruch im Gemeindewald zunächst nicht erlauben wollte. Mit Hilfe
des Bezirksamtmannes und des Bezirksbauinspektors konnten schließlich alle
Hindernisse überwunden werden. Am 9. September 1836 fand die feierliche
Einweihung der Synagoge statt. Bezirksrabbiner Jakob Löwenstein sprach über
das Psalmwort: "Siehe, wie schön und lieblich ist’s, wenn Brüder vereint
beisammen wohnen" (Psalm 133,1).
Die Baukosten für den Neubau betrugen 16.000 Gulden. Die
Innenausstattung war relativ schlicht gehalten. Die Wände, die Decke und der Fußboden
waren lediglich mit geometrischen Ornamenten verziert. Im Betsaal waren die
ersten Reihen für den Synagogenchor vorgesehen. Da die Synagoge nicht heizbar
war, fanden nach dem Bau des Schulhauses gegenüber der Synagoge (1844/47) im
Winter die Gottesdienste im dortigen Betsaal statt. 1865 wurde
eine größere Renovierung der Synagoge vorgenommen. Der bis dahin in der
Raummitte stehende Almemor wurde nach Osten verschoben. Für die Frauen wurden
durchgehende Galerien auf den Längsseiten erstellt.
Diebstahl in der Synagoge (1844)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 29. Juni 1844 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Radolfzell (Diebstahl). In der Nacht vom 19. auf den 20.
dieses Monats wurde in die Synagoge zu Gailingen eingestiegen, die
in derselben aufbewahrten Opferbüchsen aufgerissen und das darin
befindliche Opfergelde im ungefähren Betrag von 6 bis 7 fl. nebst einer
Opferbüchse entwendet.
Radolfzell, den 23. JUni 1844. Großherzogliches
Bezirksamt."
Ausschreibung der
Gewerke für den Bau des jüdischen Schulhauses (1846)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 11. März 1846 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Gailingen [Akkordbegebung]. Am Freitag, den 20. März dieses
Jahres, vormittags 9 Uhr, wird auf dem hiesigen, schon unter Dach
stehendem Schulhausneubau die noch fehlende Innerarbeit desselben,
wofür
1) Grabarbeiten auf 53 fl. 38 kr. 2( Maurerarbeiten auf 2487 fl. 33
kr. 3) Steinhauerarbeit auf 287 fl. 12 kr.
4) Zimmermannsarbeit auf 698 fl. 19 kr. 5) Schreinerarbeit auf 1154
fl. 55 kr. 6) Schlosserarbeit auf 706 fl. 40 kr.
7 ) Glaserarbeit auf 597 fl. 52 kr. 8) Hafnerarbeit auf 197 fl. 52
kr. 9) Blechnerarbeit auf 278 fl. 15 kr. 10) Anstreicherarbeit auf 325 fl. 59 kr.
Summa 6777 fl. 15 kr.
samt Material berechnet ist, in Akkord gegeben, was mit dem Anfügen
bekannt gemacht wird, dass jeder Bauunternehmer eine Kaution wenigstens
von einem Drittel der Kostenüberschlagssumme zu leisten habe.
Die näheren Bedingungen, sowie Riss und Überschlag können dahier noch
vor der Versteigerung eingesehen werden.
Gailingen, den 8. März 1846. Der Synagogenrat. M. Sax, Vorsteher."
Renovierung der Synagoge im Sommer
1865
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November 1867: "Die
Synagogen (sc. im Rabbinatsbezirk Gailingen).
Für Verschönerung von Synagogen ist im Bezirke in den verflossenen zwei
Jahren sehr Erhebliches geschehen.
'Die Synagoge in Gailingen wurde im Sommer 1865 mit einem Aufwande
von 7.000 Gulden renoviert, trägt nun durch ihre schöne und
zweckmäßige Einrichtung zur Hebung der Andacht in hohem Maße bei, und
ist eine Sehenswürdigkeit des Orts geworden.' Aus der weiteren
Ausführung vermerken wir nur noch die interessante Notiz, dass die Kosten
durch Verkauf von 24 neu gewonnenen Synagogenplätzen nicht nur gedeckt
wurden, sondern sich noch ein Überschuss von circa 1.000 Gulden
ergab."
Nach dem Ersten Weltkrieg
wurden an der Wand links und rechts des Toraschreines zwei Gedenktafeln für die
im Ersten Weltkrieg gefallenen jüdischen Soldaten Gailingens angebracht.
Beim Novemberpogrom am 10. November 1938 wurde die Synagoge völlig zerstört. Am Morgen dieses Tages trafen SS-Abteilungen aus Radolfzell in Gailingen ein. Sie verwüsteten das Innere der Synagoge. Einrichtungsgegenstände wurden aus dem Gotteshaus geworfen und vernichtet. Gegen Mittag am 10. November 1938 erschütterte eine Sprengladung die Synagoge, stundenlang brannte das Innere, bis schließlich die Wände zusammenbrachen. Die jüdische Einwohnerschaft hatte sich zwischenzeitlich in der alten Turnhalle zu versammeln, um dann gemeinsam aus allernächster Nähe das Zerstörungswerk mit ansehen zu müssen. Nach Beschimpfungen durch die NSDAP-Partei-Mitglieder und der Ankündigung, dass künftig den jüdischen Kindern verboten sei, gemeinsam mit arischen Kindern die Schule zu besuchen, schickte man die jüdischen Einwohner in ihre Wohnungen zurück.
Ein katholischer Gailinger, Gärtnermeister Matthias Hany, hatte sich vor der völligen Zerstörung noch ins Innere der zerstörten Synagoge gewagt und fand im Toraschrein eine unversehrte Torarolle, die er an sich nahm und bei sich zu Hause versteckte. Nach dem Krieg übergab er die Torarolle der jüdischen Gemeinde im benachbarten Diessenhofen. Hany war es auch, der bis zum Kriegsende den jüdischen Friedhof pflegte.
Der Synagogenplatz mit dem noch darauf stehenden ehemaligen jüdischen Schulhaus erwarb die Gemeinde Gailingen
1939 für 15.000 Reichsmark abzüglich 8.000 Reichsmark Abbruchkosten für die gesprengte Synagoge. Anfang März 1939 waren die Abbrucharbeiten abgeschlossen worden. Der Synagogenplatz blieb unbebaut. Im
Dezember 1965 schlug die "Vereinigung der Freunde Gailingens im Ausland", der ehemalige Gailinger Juden angehörten, vor, auf dem Synagogenplatz einen Gedenkstein zu errichten. Weitere Vorschläge zur Gestaltung des Platzes kamen im folgenden Jahr von Blanka Guggenheim. Der Gemeinderat Gailingens und der damalige Bürgermeister nahmen die Vorschläge auf. Am
25. Juni 1967 fand die feierliche Einweihung der Synagogengedenkstätte statt.
Zum 60. Gedenktag der Deportation der im Oktober 1940 noch in Gailingen lebenden Juden nach Gurs wurde der Synagogenplatz nach Plänen von Bernhard Narr aus Rielasingen völlig neu gestaltet. Der Platz zeigt nun die Umrisse der ehemaligen Synagoge. Zwei Stelen markieren den Eingang zur früheren Synagoge. Auf einer Stele sind die Namen von 210 deportierten jüdischen Gailingern festgehalten. Die
Einweihung des Platzes war am 22. Oktober 2000. Die Kosten von 85.000 DM übernahmen zu einem Drittel die Gemeinde Gailingen, zu zwei Drittel das Land aus Sanierungsmitteln.
Von der ehemaligen Synagoge sind nur noch wenige Gegenstände erhalten, unter anderem ein Löwenkopf, der am Eingang als Türklopfer diente, ein Schofar, das zu den Hohen Feiertagen in der Synagoge geblasen wurde sowie die erwähnte Torarolle, die seit 1982 in der Synagoge von Beth El in Israel in den Gottesdiensten zur Lesung dient.
In dem ehemaligen jüdischen Schulhaus mit dem rituellen Bad besteht seit 9.
November 2008 u.a. der Raum "Die Gailinger Synagoge". Im
Zentrum auf einem Tisch steht ein Modell der Gailinger Synagoge. An einer Wand
ist das Innere der Synagoge in den Originalfarben gemalt. Seitdem konnten
weitere Originalexponate beziehungsweise Nachbildungen aus der
Gailinger Synagoge zusammengetragen werden: u.a. ein Türklopfer, eine Sammelbüchse,
Gebetsschnüre und die Gailinger Purim-Megilla aus dem 19. Jahrhundert. Der
Ausbau der Ausstellung im früheren jüdischen Schulhaus wurde im Herbst 2014
abgeschlossen: am 21. September 2014 konnte der Museumsraum
"Jüdischer Hegau" eröffnet werden. In diesem Raum wird die
Geschichte der Gemeinden Randegg, Wangen und Worblingen dargestellt.
Weitere Informationen auf der Website des Jüdischen
Museums Gailingen www.jm-gailingen.de.
Das gegenüber der Synagoge
erbaute ehemalige jüdische Schul- und Gemeindehaus
mit Klassenzimmern und Wohnungen für Rabbiner
und Lehrer sowie im
Untergeschoss die Mikwe*
Das Friedrichsheim,
1898-1940
jüdisches Altersheim (Fotos: Hahn, aufgenommen 1993)
Blick auf die
Altenpension "Friedrichsheim"
Neue Fotos (Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 13.6.2004)
Hinweisschild zur Geschichte
des Hauses
Denkmal
Erinnerungen an die Synagoge (Quelle: Gailingens Geschichte...
Heft 3 s. Lit. S.
49.56)
Der Türklopfer der ehemaligen
Synagoge.
Auf der Innenseite des Klopfbügels steht
die Inschrift:
"In Gailingen wurde diese neu
erbaute Synagoge eröffnet mit dem
ersten
Gottesdienst am Freitagabend vor dem
Schabbat, dem 27. Elul
5596" (9.9.1836)
Die Gailinger Torarolle in der
Synagoge von Bet El (mit
Gedenkinschrift für die
"Heilige Gemeinde
Gailingen"),
getragen von Rabbiner
Dr. Yehuda Bohrer
September 2010:
Bewegende Gedenkstunde zur Erinnerung an die
Deportation nach Gurs auf dem Synagogenplatz
Artikel von Sirgune Piorreck im "Südkurier" (Konstanz) vom 8. September 2010
(Artikel):
"Wiedersehen mit der Vergangenheit.
Gailingen – 'Shalom' – Frieden – hieß das Lied, mit dem der Solisten-Chor der Jugendmusikschule westlicher Hegau die Gedenkstunde auf dem Platz, auf dem früher die Synagoge stand, abschloss. Und mit einem herzlichen
'Shalom' hatten viele Nachkommen ehemaliger Gailinger Juden die Menschen aus dem Hegau begrüßt..."
Rückblick: Das Veranstaltungsprogramm des Vereins für
Jüdische Geschichte Gailingen e.V. 2017/18/19/20:
Das Veranstaltungsprogramm 2020 (deutsch, eingestellt als pdf-Datei; die
meisten Veranstaltungen konnten auf Grund der Corona-Pandemie nicht wie
vorgesehen stattfinden)
Video vom "Europäischen Tag der jüdischen Kultur" 2020:
Dazu die Violinistin Jutta Bogen: "Ausschnitte aus dem Hochzeits-Set meines
Soloprogramms für Violine, das am 6. September 2020 im Jüdischen Museum
Gailingen Premiere hatte. Die Tonaufnahme stammt von einer Probe. Während des
Wandelkonzertes war ich unter verschärften Hygienevorschriften unterwegs im
Museum. Porträtfoto von Frédéric Scali, die übrigen Fotos sind privat und zeigen
Impressionen meines ersten Besuches in Gailingen. Die Videos wurden von Sarah
Schwab während des Konzertes gemacht."
Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden
in Baden. 1968. S. 98-106.
Eckhardt Friedrich/Dagmar Schmieder-Friedrich
(Hg.): Die Gailinger Juden, in: Schriftenreihe des Arbeitskreises für
Regionalgeschichte e.V.3 (1981).
Gailingens Geschichte im Spiegel seiner wichtigsten
Gebäude. Hg. im Auftrag der Dorfgemeinschaft Gailingen e.V. von Detlef Girres.
Beiträge zur Gailinger Geschichte Heft 3. 1987.
Regina Schmid: Verlorene Heimat. Gailingen, ein Dorf und
seine jüdische Gemeinde in der Weimarer Republik. 1988.
Naftali
Bar-Giora Bamberger: Der jüdische Friedhof in Gailingen. 1994.
ders.: Auf den Spuren des jüdischen Gailingen. In:
Erinnern - Bedenken - Lernen (Hg. Alfred G. Frei /Jens Runge).
Sigmaringen 1990.
Franz Götz (Hg.): Gailingen - Geschichte einer
Hochrheingemeinde. Gailingen/Tübingen 2004 (Hegau Bibliothek Band 98).
Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. 284-290.
Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007.
Markus Wolter: particularly hard - Die Stadt
Radolfzell im Nationalsozialismus. Freiburg 2010. Darin: S. 11-13:
Reichspogrom in Wangen und Horn/Gaienhofen. S. 13-14: Reichspogrom in
Gailingen. S. 14-16 Reichspogrom in Konstanz. Link
zu dieser Arbeit
ders.: Radolfzell im Nationalsozialismus. Die
Heinrich-Koeppen-Kaserne als Standort der Waffen-SS. In: Schriften des
Vereins für die Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung. Band 129.
Thorbecke Ostfildern 2011.
Helmut Fidler: Jüdisches Leben am Bodensee.
Verlag Huber Frauenfeld - Stuttgart - Wien 2011. 320 S. zahlreiche
Abbildungen. Verlag: www.verlaghuber.ch
mit Infoseite
zum Buch. ISBN 978-3-7193-1392-0. 29,90 € 39,90
CHF Wenn aus Fremden Nachbarn werden. Zwei Generationen nach dem Zweiten
Weltkrieg und dem Ende des Holocaust geht Helmut Fidler einen
ungewöhnlichen Weg, um achthundert Jahre jüdische Geschichte in der
Bodenseeregion zu beschreiben. Er sucht die Orte auf, an denen jüdisches
Leben heute noch sichtbar, nach-erlebbar und begreifbar ist, erzählt von
Personen, die hier gelebt haben, und von Ereignissen, die in Erinnerung
geblieben sind.
Gailingen. The first Jews settled in 1655 with a guarantee of free
trade and freedom of worship, though subjected to heavy taxes. The community
grew steadily despite the hostility of the local population. Many were poor. The
situation improved somewhat after the annexation to Baden in 1806 but full
integration into economic and public life came only with emancipation in 1862.
In 1870 Leopold Guggenheim became the first Jew in Germany to head a municipal
council. A synagogue was built in 1836, a 26-bed-hospital in 1892, and an old
age home in 1898. A Jewish elementary school was opened in 1815 and a school of
commerce in 1890. In the 19th century Jews spread into crafts and the
professions and enjoyed a measure of prosperity for the first time. With the
development of industry, many became traveling salesmen, representing German
firms in nearby Switzerland. In 1858, the Jewish population reached a peak of
996 (half the total), dropping to 663 in 1900. A number of Jewish families of
East European origin were well integrated in the community. As Nazi rule
progressed and the economic boycott was tightened, Jews were forced to liquidate
their businesses. In 1938, Jewish community life was terminated as all Jewish
organizations were officially closed down. In October 1938, Jews of Polish
origin were expelled to the Polish border and in Kristallnacht (9-10 Nov.
1938), the synagogue was vandalized and 12 Jews were sent to the Dachau
concentration camp. Emigration abroad and to other German cities reduced the
Jewish population from 314 in 1933 to 75 in 1940, with another 90 in the old age
home and 13 in the Jewish hospital. All were deported in October-November 1940.
Of the total, 47 perished in the Gurs concentration camp, 18 in other French
concentration camps, and 37 in Auschwitz; 57 survived the Holocaust.
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