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Saverne (Zabern)
(Dep. Bas-Rhin /Alsace / Unterelsass)
Jüdische Geschichte / Histoire juive
/ Synagoge / Synagogue
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In der bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zum Bistum Straßburg gehörenden
Saverne (Zabern) lebten Juden bereits im Mittelalter. Erste Erwähnungen liegen
seit den 1330er-Jahren vor. 1338 war die jüdische Gemeinschaft von der
Armleder-Verfolgung betroffen, 1349 von der Verfolgung während der Pestzeit.
Danach hatten fast 300 Jahre Juden kein Niederlassungsrecht in der Stadt.
Die Entstehung
der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 17. Jahrhundert zurück. 1613
bestimmte ein Edikt Bischof Leopolds von Straßburg die Pflichten und Rechte der
Juden in Saverne. Damals wird jedoch nur ein Jude (jüdischer Familienvorsteher)
in der Stadt mit Namen Gottlieb genannt. Während dem Dreißigjährigen
Krieg flüchteten 1622 jüdische Familien aus Landgemeinden (darunter eine
aus Otterswiller) in die Stadt. Damals entstand die "Rue des Juifs".
1689 lebten sechs jüdische Familien in der Stadt, hundert Jahre später
(1784) waren es 21 Familien mit zusammen 103 Personen.
In 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 250, 1895 327, 1900 310 jüdische Einwohner.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine Schule,
ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Zabern war zeitweise Sitz eine Rabbinates;
unter den Rabbinern sind vor allem Rabbiner Heymann Loeb [Henri] Dreyfuß (1856-1895) und Rabbiner
Dr. Max Staripolski (1896-1923) zu nennen.
1936 lebten noch 244 jüdische Personen in der Stadt. Die noch in der
Stadt verbliebenen Juden wurden 1940 nach Südfrankreich deportiert.
Von den in Saverne geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem): Alice Baer (1877), Pierre Bauer (1923), Edmund Bloch
(1900), Leon Bloch (1872), Lucie Bloch (1899), Alice Blum (1914), Leon Blum
(1876), Jenny Cahen geb. Bloch (1903), Blanche Dreyfuss geb. Schwartz (1884),
Germaine Dreyfuss geb. Meyer (1903), Blanche Hirtz geb. Wolff (1898), Hortenese
Israel geb. Joseph (1890), Charles Joseph (1888), Fernande Joseph (1907), Jenny
Joseph (1903), Samuel Joseph (1858), Theodor Joseph (1905), Bertrand Kahn
(1915), Léon Kahn (1912), René Kahn (1898), Mathilde Kauffmann oder Kaufmann
(1873), Alfred Levy (1884), Reine Levy geb. Levy (1879), Rose Levy (1873), Paul
Marx (1897), Albert Mayer (), Esthel Metzger (1890), Liselotte Frédérique
Metzger geb. Weil (1914), Monique Claude Hélène Metzger (1939), Henri Meyer
(1879), Leopold Meyer (1904), Benoit Polak (1910), Benoit Pollack (1933), Julie
Polak geb. Bloch (1896), Arthur Samuel (1904 oder 1905), Berthe Vormus (1885),
Alice Weil (1906), Babette Weil geb. Kauffmann (1871), Marcel oder Michel Weil
(1897), Robert Weil (1880), Yvonne Wildenstein (1899), Alfred Willard (), Gustav
Willard (), Melanie Willard geb. Meier (), Jacques Wolff (1885).
Nach 1945 wurde die jüdische
Gemeinde durch die Rückkehr von Überlebenden neu gegründet. 1953 lebten
wieder 175 Juden in der Stadt (1957 170), deren Zahl jedoch kontinuierlich zurück
ging (1966: 133, 1976: 85, 1995: 35) und erst in jüngster Zeit wieder etwas
zugenommen hat (2002 etwa 50 Personen). Auch nach 1945 war Saverne wieder
Rabbinatssitz (seit 1956/57 war Rabbiner Max Guggenheim, vgl. bei Quatzenheim).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte des Rabbinates
Rabbiner
Dreyfuß (Rabbiner in Zabern von 1856-1895)
Anmerkung: Heymann Loeb (auch Henri) Dreyfuß ist 1814 in Osthofen geboren
und entstammt einer Rabbiner- und Kantorenfamilie. Er studierte in Straßburg
und Worms, 1833-35 an der Rabbinerschule in Metz und wurde danach
Schullehrer in Mutzig und
Schirrhofen. 1843 Heirat mit
Marianne geb. Netter aus Würzburg. 1844 Prediger in
Soultz, 1851 Lehrer in
Haguenau, ab 1854 Rabbiner in
Blotzheim und seit 1856 Rabbiner in
Zabern, wo er bis 1895 amtierte. |
50jähriges Amtsjubiläum des Rabbiners Dreifus (1886)
|
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. August 1886: "Die
Rabbiner Levy in Oberehnheim und
Dreifuß in Zabern (Elsass) haben jüngst ihr 50-jähriges Amtsjubiläum
teils als Lehrer, teils als Rabbiner gefeiert, und haben vom deutschen
Kaiser den Kronenorden vierter Klasse erhalten. Dem Letzteren wurde diese
Auszeichnung in der Synagoge vom Kreisdirektor feierlich überreicht."
|
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juli 1886: "Straßburg,
18. Juli. Seine
Majestät der Kaiser und König haben Allergnädigst geruht, den Rabbinern Lewy zu
Oberehnheim und Dreyfuß zu Zabern den königlichen Kronen-Orden
vierter Klasse mit der Zahl 50 zu verleihen. |
|
Zum
Tod von Rabbiner Dreyfuß (1896) |
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Mai 1896: "In Zabern ist
am 21. dieses Monats Rabbiner Dreyfuß in hohem Alter gestorben. Nicht
lange hat er sich der Ruhe freuen dürfen, denn erst Ende 1895 trat er in
den Ruhestand, nachdem er seit Mai 1856 die dortige Rabbinerstelle
innehatte. Sein Sohn ist der Großrabbiner von Paris. Zu seinem 50-jährigen
Amtsjubiläum erhielt er den Königlichen Kronenorden 4. Klasse und am 1.
Januar, bei seinem Ausscheiden aus dem Amte, den Roten Adlerorden 4.
Klasse." |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1896: "Zabern, 25. April
(1896). Am 21. dieses Monats ist Herr Rabbiner Dreyfuß dahier gestorben.
Nicht lange hat er sich der Ruhe freuen dürfen, denn erst mit Ende 1895,
also vor nicht einmal 4 Monaten trat er in den Ruhestand, nachdem er seit
Mai 1856 die hiesige Rabbinerstelle innehatte. Herr Dreyfuß war am 17.
April 1814 in Osthofen, Landkreis Straßburg, geboren und hat also vor 8 Tagen sein 82. Lebensjahr vollendet, wovon er beinahe 40 Jahre in Zabern
verbrachte. Seine Studien machte Herr Dreyfuß in Straßburg, Worms und
Metz und im noch nicht vollendeten 22. Lebensjahr schon war er Lehrer und
Prediger in Mutzig, dann ging er nach Schirrhofen,
Sulz und im September
1854 trat er seine erste Rabbinerstelle in Blotzheim an, um 2 Jahre später
die hiesige Rabbinerstelle zu übernehmen. Herr Dreyfuß hat eine Reihe
von Auszeichnungen für hervorragende Leistungen auf dem pädagogischen
Gebiete erhalten und er war außerdem ein treuer Seelsorger, vorzüglicher
Redner und besonders ein Wohltäter der Armen. An seinem 50-jährigen
Amtsjubiläum erhielt er den Königlichen Kronenorden 4. Klasse und am 1.
Januar, bei seinem Ausscheiden aus dem Amte, den Roten Adlerorden 4.
Klasse. Gestern fand dahier die Beerdigung des Rabbiners statt, und zwar
ging hinter dem Sarge ein so zahlreiches Trauergefolge, wie es in Zabern
noch nie oder doch ganz vereinzelt gesehen wurde. Die Spitzen der Behörden,
die Oberrabbiner von Straßburg und Metz, eine Reihe Rabbiner, emer.
Pfarrer Gerlinger und viele, viele Leidtragende von hier und auswärts
begleiteten den Verstorbenen zur letzten Ruhestätte. Die
Trauerfeierlichkeiten begannen zunächst im Sterbehause, wo ein Schüler
des Herrn Dreyfuß, Herr Rabbiner Lazarus von Westhofen, eine ergreifende
Predigt hielt. Dann bewegte sich der Zug nach der Synagoge, der Sarg wurde
getragen von Mitgliedern der israelitischen Kultusgemeinde. Die Synagoge
war mit Trauerdraperien ausgeschlagen, die vor der Eingangstür
befindliche Laterne war umflort und angezündet, ebenso brannten sämtliche
Gasleuchter im Innern. In der Synagoge sang zunächst Herr Vorsänger Wolf
einen Psalm und Herr Oberrabbiner Weil aus Straßburg hielt die
Trauerrede. Der Redner entwarf in sehr beredten Worten ein Bild des
Verstorbenen, schilderte das segensreiche Wirken, seine Geistestugenden,
seine treue Pflichterfüllung als Prediger, Familienvater wie überhaupt
als Mensch und stellte den Verblichenen als Vorbild für alle Menschen
hin. Nach dieser ergreifenden Rede sang abermals der Vorsänger, worauf
die Trauergemeinde die Synagoge verließ, der Sarg auf den Leichenwagen
gehoben wurde und der feierlich ernste Zug sich nach dem Friedhof bewegte.
Am Grab sprachen noch im Namen des Konsistoriums Herr Schwarz aus Straßburg,
Herr Rabbiner Ury aus Metz, der ein Verwandter der Familie ist, sowie der
Oberrabbiner der Portugiesischen Gemeinde zu Paris (der Schwiegersohn des
Verstorbenen) namens der Familie in ergreifender Weise, und die
Schlussrede hielt der Vertreter des Herrn Dreyfuß, Herr Rabbiner Dr.
Netter aus Buchsweiler, ebenfalls ein ausgezeichneter Redner. Wie aus der
Rede der Herrn Oberrabbiners aus Straßburg zu entnehmen, ist der Sohn des
Verstorbenen Großrabbiner von Paris, hat also die höchste Rabbinerstelle
Frankreichs inne." |
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Erinnerung
an die Auszeichnungen von Rabbiner Dreyfus (1899) |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Oktober 1899:
"Weißenburg, 11. Oktober (1899). Soeben lese ich in dem Artikel
Mutzig, 3. Oktober, 'dass mit Ausnahme der zwei letztverstorbenen
Oberrabbiner in Straßburg bisher noch kein reichsländischer Rabbiner
sich der allerhöchsten Auszeichnung erfreuen dürfte, welche dem Herrn
Rabbiner Dr. Goldstein in Mutzig verliehen wurde.' Dazu will ich bemerken,
dass der verstorbene Rabbiner Dreyfus aus Zabern sowohl Inhaber der Roten
Adlerorden IV. Klasse, als auch des Königlichen Kronenorden IV. Klasse
war. Rabbiner Dr. Koch". |
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Einführung von Rabbiner Dr.
Max Staripolsky
(1896) |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juli 1896: "Zabern im Elsass.
Heute vor acht Tagen fand die offizielle Installation unseres neuen
Rabbiners, Herrn Dr. Staripolsky – sein
Licht leuchte – statt. Von dem Präsidenten und den Mitgliedern
unserer Synagogenverwaltung empfangen, wurde unser Rabbiner zur festlich
geschmückten Synagoge geleitet, wo er von unserem Kantor, Herrn Wolff mit
(dem Lied) Baruch Haba begrüßt wurde. Nach den programmmäßig vorgetragenen
Psalmen und der Überreichung von Blumensträußen durch die kleinen Mädchen
unserer Schule verlas der Vorsteher unserer Gemeinde das Ernennungsdekret,
worauf unser neuer Rabbiner, dessen Rednertalent allgemein bekannt ist,
eine schwungvolle mit großem Beifall aufgenommene Ansprache hielt, in
welcher er mit besonderem Nachdrucke betonte, dass unsere göttliche
Religion auf Schalom Frieden
beruht, dass das Judentum das alle Menschen umfassende Gebot Liebe
deinen Nächsten wie dich selbst als Hauptgrundsatz unserer jüdischen
Religion erklärt. Unter den zahlreichen an der Zeremonie Teilnehmenden
bemerkte man die Spitzen der Behörden der Stadt, den Kreisdirektor, den Bürgermeister;
das israelitische Konsistorium hingegen war nicht vertreten. Möge es
unserem hochverehrten Herrn Rabbiner – sein Licht leuchte – gelingen,
all den Hoffnungen gerecht zu werden, die auf seine Gelehrsamkeit, seine
Weisheit und seinen edlen festen Charakter gesetzt werden." |
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Trauergottesdienst für Rabbiner Dr.
Israel Hildesheimer (Rektor des orthodoxen Rabbinerseminars in Berlin,
gest. 1899 in Berlin) mit Trauerpredigt durch Dr. Staripolsky |
Die hebräischen Zitate im nachfolgenden Abschnitt wurden nur teilweise
übersetzt:
Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juli 1899: "Zabern, 3.
Juli. Gestern Abend fand in hiesiger Synagoge unter Beteiligung der ganzen
Gemeinde der Trauergottesdienst für Rabbiner Dr. Israel Hildesheimer - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – statt. Die Gedächtnisrede
hielt unser Herr Rabbiner Dr. Staripolsky, von dem Mir
zur Paraschat Matot ausgehend!
Hieraus (das hebräische Zitat wird nicht übersetzt) wies derselbe nach,
dass die Wirksamkeit des unsterblichen Rabbi Israel Hildesheimer
befruchtend und segnend sich in dem Rahmen der drei Matanot
bewegen konnte, weil seine Kraft nur der Tora geschöpft war. Klagend rief
der Redner mit einem Zitate des Jerusalem Talmud aus….
Diesen Zeichen-Wegweiser haben wir sichtbar verloren; wir können jedoch
den Zeichen-Wegweiser im Geiste erhalten, wenn wir uns bestreben auf
diesen Pfaden zu schreiten, die er uns sein ganzes Leben vorgezeichnet
hatte.
In würdiger Weise, mit dem Gebete El
Male Rachamim, vorgetragen von Kantor Wolf, wurde diese erhebende
Feier beschlossen." |
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Trauergottesdienst
für Freiherr Wilhelm Carl von Rothschild (1901) |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar 1901: "Zabern,
3. Februar (1901). Heute fand in hiesiger Synagoge vor dem Mincha-Gebete
ein Trauergottesdienst für den leider zu früh heimgegangenen Freiherrn
Wilhelm Carl von Rothschild statt. Den Hesped (Trauerrede) hielt der
hiesige Rabbiner Herr Dr. Staripolsky.
Anlehnend an das Prophetenwort Hesekiel 21,31: 'So spricht Gott,
der Herr: Abgerissen den Kopfbund, herabgehoben die Krone. Das soll nicht
so sein usw.' führte der Redner aus, dass die Seelenhoheit und
den Adel der Gesinnung in würdiger Weise zu schildern ein vergebliches
Bemühen für ihn sein dürfte...".
Da der Artikel zur jüdischen Geschichte Zaberns keine direkte
Beziehung enthält, wird er nicht weiter zitiert; bei Interesse bitte
anklicken.
Zu Freiherr
Wilhelm Carl von Rothschild siehe Wikipedia-Artikel. |
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25-jähriges
Dienstjubiläum von Rabbiner Dr. Max Staripolsky (1903) |
Meldung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. August
1903: "Zabern (Elsaß). Herr Rabbiner Dr. Staripolsky beging
am 23. dieses Monats sein 25-jähriges Dienstjubiläum." |
|
Artikel in "Der Gemeindebote" vom 4. September 1903: "Rabbiner
Dr. Staripolski zu Zabern beging am 23. vorigen Monats (August
1903) sein 25-jähriges Dienstjubiläum. Von Stuttgart wurde er seinerzeit
nach Straßburg berufen. Das Konsistorium übertrug ihm später nacheinander
die Stellen in Quatzenheim und
Oberehnheim. Von da kam er nach
Zabern, wo er seit einer Reihe von Jahren segensreich wirkt. Auch
schriftstellerisch ist der Jubilar vielfach tätig gewesen." |
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Dankanzeige
von Rabbiner Dr. Staripolsky (1903) |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September 1903:
"Aus Anlass meines Jubiläums sind mir so zahlreiche Beweise der
Freundschaft und Anteilnahme an mir und meinem schwachen Wirken geworden,
dass ich außer Stande bin, jedem Einzelnen brieflich zu danken. Ich
benutze daher diesen Weg, um Allen meinen innigsten Dank
auszusprechen.
Zabern, 7. Elul 5663 (= 30. August 1903).
Rabbiner Dr. Staripolsky" |
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Zum Tod der Frau von Rabbiner Dr.
Staripolsky (1909) |
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. August 1909: "Ein Tempel ist zerstört,
ein Heiligtum, reich an Licht und Sonne. Das war die Empfindung eines
jeden, der am 24. Ab die Trauerbotschaft erhielt, dass die allbeliebte
Frau unseres Hochgeehrten Rabbiners Dr. Staripolsky nach kurzem Leiden
verschieden sei. Ein jeder fühlte den Schmerz, der der schwer betroffene
Gatte empfand, der ein Vater von acht, zum größten Teil noch
unerwachsenen Kindern, den Tod seiner Gattin beweint, die nach einer 20jährigen
glücklichen Ehe in der Blüte ihrer 42 Jahre ihm entrissen wurde. Ein
jeder empfang ihren Tod als einen persönlichen Verlust, denn bei den
herrlichen Tugenden, die sie besaß, bei der warmen Gute ihres Herzens,
bei der Freundlichkeit, die ihr in so glücklichem Maße eigen war, war
sie die Freundin eines jeden Menschen, und wer sie kannte, musste sie
lieben ob ihres goldenen Herzens. Ihr Haus war die Heimat der Armen und
Verlassenen, jeder, der ihre Schwelle betrat, fand bei ihr ein
freundliches Wort, ein offenes Herz und eine offene Hand.
Darum war auch die Beteiligung an der Beerdigung dieser teuren Toten sehr
groß. Sämtliche Rabbiner des Unterelsass, die Behörden der Stadt und
des Landes, all die Freunde und Bekannten des Hauses und auch die, die ihr
fern gestanden waren im leben, waren herbeigeeilt zum letzten Geleite. Im
Trauerhause sprachen die Herren Oberrabbiner Ury – Straßburg und
Rabbiner Dr. Bloch – Oberehnheim den Trauernden Trostesworte zu, und auf
dem Friedhof richteten die Herren Rabbiner Guggenheim – Saarunion und
Dr. Goldstein – Mutzig ergreifende Abschiedsworte an die Verstorbene. Am
erschütternsten war der Moment, als der schwer geprüfte Gatte selber das
Wort ergriff und mit verhaltenem
Schmerz seine fromme Ergebenheit in den Willen des Heiligen – gepriesen
sei er zum Ausdruck bracht mit den Worte: 'der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen, der Name des Herrn
sei gepriesen'. Ein Heiligtum ist zerstört, möge der Heilige gepriesen sei er die Trauernden trösten. Gepriesen
sei der sich erbarmt über die Trauernden." |
Todesanzeige zum Tod von Rabbiner a.D. Dr. Max Staripolsky (1923)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1923: "Statt
besonderer Anzeige! Ich zeige hiermit an, dass am 15. August 1923 in
Zabern (Elsaß) unser lieber Vater Dr. Max Staripolsky - Rabbiner
a.D. sanft verschieden ist.
Nürnberg, Köln am Rhein, Frankfurt am Main, Zabern.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen Dr. Leo Staripolsky,
Zahnarzt." |
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Hinweis auf den 1936 bis 1940 tätigen Lehrer und Kantor
Siegmund Friedemann (1902-1984)
Über
den Lebenslauf von Kantor Siegmund Friedemann informiert ein
französischer Artikel von Joë Friedemann in judaisme.sdv.fr: Link
zu diesem Artikel (auch als
pdf-Datei eingestellt)
Siegmund Friedemann ist am 3. April 1902 in Altstadt-Hachenburg geboren.
Er ließ sich am "Bildungsseminar für Jüdische Lehrer" in
Hannover ausbilden. Nach abgeschlossenem Studium war er in Camberg
tätig, anschließend in Wallau. 1926
trat er Stelle des Lehrers und Kantors in Merzig
an. Hier heiratete er Herta geb. Kahn. Seit 1930 war er in Saarbrücken
tätig. Im Oktober 1936 trat er in den Dienst der Gemeinde von Saverne
(Zabern). Nach dem deutschen Einmarsch folgten Jahre, die durch
Internierung, Flucht und ständige Bedrohung geprägt waren. Seit 1946
wieder im Dienst von Gemeinden im Bereich Elsass-Lothringen: Sarrebourg,
Belfort und Sarreguemines. |
Verschiedene Berichte und Anzeigen
Aufnahme eines jüdischen Soldaten in Zabern 1622
Artikel
in der "CV Monatszeitung" Februar 1926. Zitat aus einem längeren Artikel
über die Situation der Juden im Dreißigjährigen Krieg: "Zum Schlusse
muss noch erwähnt werden, dass auch jüdische Soldaten am Dreißigjährigen
Kriege teilnahmen. In Überlingen bewarb sich während des Krieges ein
Jude, der vorher Soldat gewesen war, um Aufnahme. Er wurde jedoch unter
Berufung auf ein altes kaiserliches Privileg abgewiesen. Besser war ein
anderer Jude daran, der sich bei der Verteidigung der Stadt Zabern im
Elsass 1622 durch besondere Tapferkeit hervorgetan hatte. Zum Danke für
seine Leistung erhielt er in Zabern das Wohnrecht." |
Kritik an der Situation der jüdischen Schule (1843)
Meldung in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Juni 1843 innerhalb eines
Artikels, in dem die Situation des jüdischen Unterrichtes an einzelnen
Orten beschrieben wird: "Saverne, die am meisten zurückgebliebene
Gemeinde, die für den Unterricht ihrer Jugend die höchste Gleichgültigkeit
zeigt." |
Eröffnung des jüdischen Hotels Marx (1900)
Anmerkung: das Hotel Marx ist identisch mit dem "Central-Hotel":
als Gastwirt und Inhaber des "Central-Hotels" wird im nächsten
Artikel (1901) Meyer Marx genannt. In einem weiteren Artikel unten (von 1899)
wird gleichfalls das damals noch im Bau befindliche Hotel von Meyer Marx
genannt.
Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Februar 1900:
"Zabern, 21. Januar (1900). Gestern fand die Eröffnung des nunmehr
fertiggestellten Hotel Marx statt. Es ist ein schöner, formvollendeter
Bau. Hoffentlich wird auch die Küche in Bezug auf Kaschrus nichts
zu wünschen übrig lassen." |
Feierlicher Abschluss des Studiums des Talmudtraktates
Berachot am vierten Chanukka-Abend durch den Talmud-Tora-Verein (1901)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 16. Dezember 1901: "Zabern, 11. Dezember (1901). Sonntag, den 8.
dieses Monats am vierten Chanukka-Abend, ist in unserer Gemeinde ein
herrliches Fest gefeiert worden. Es wurde nämlich der Sium über Massechet
Berachot (Traktat Berachot) im Central-Hotel der hiesigen Chewrat
Talmud Tora abgehalten. Die Bedeutung dieses Festes ist für unser
Gemeindeleben umso denkwürdiger, wenn man bedenkt, dass schon seit
Menschenalter, mit Ausnahme bei dem Rabbiner, das Toralernen aus
der Gemeinde gewichen zu sein schien. Es muss daher mit besonderem Danke
den Mitgliedern der Chewra, insbesondere dessen Präsidenten, Herrn David
Frenkel, Anerkennung gezollt werden, der sich mit besonderem Eifer dieser
hochwichtigen und heiligen Angelegenheit gewidmet und so eine kräftige
Stütze unseres Herrn Rabbiners, Dr. Staripolsky, geworden
ist.
Mit kleinen Anfängen begann unser Herr Rabbiner. Ein bis zweimal
wöchentlich wurde einer kleinen Schar Kizzur Schulchan Aruch
vorgetragen. Der Lerneifer nahm zu und unser Rabbiner begann nun mit Mischnaot,
und jetzt hat er den Erfolg, den Talmudtraktat Berachot vollendet
zu haben. Mit aus dem Herzen kommender Rührung begann daher unser Herr
Rabbiner seinen Hadran mit den Schlussworten des Jerusalemer Talmuds von
Traktat Berachot, welche lauten...
Ja, wahrlich, es gibt keine heiligere und keine wichtigere Aufgabe in
jetziger Zeit für einen Rabbiner, als mit seinem ganzen Können und
Wollen für das Studium der Tora einzutreten... Das Fest verlief sehr
schön und wurde durch Worte der Tora gewürzt. Als Gäste fanden
sich ein: Herr Rabbiner Dr. Buttenwieser aus Straßburg, ferner die Herren
Dr. Beno Cohn, Julius Meyer, Zahnarzt Oppenheimer, alle Mitglieder der
Israelitischen Religionsgesellschaft zu Straßburg. Bis nach Mitternacht
blieben die Festgenossen in heiterer Stimmung beieinander, und jeder
Einzelne schied mit dem Bewusststein, dass er einer Seudat schäl Mizwa
(einem Festmahl nach Erfüllung eines Gottesgebotes) beigewohnt hat, die
er in dieser Weise bei der Vollendung des Traktat Schabbat
ebenfalls zu feiern sich wünsche.
Es bleib noch übrig zu berichten, dass die Chewrat Talmud Tora
unserem Herrn Rabbiner Dr. Staripolsky zum Andenken an diesen Sium eine
prachtvolle, aus Silber angefertigte Chanukkalampe gewidmet hat. Dem
Vereine und dessen würdigen Präsidenten, Herrn David Frenkel, rufen wir
ein 'sei stark und fest' zu. Möge der Allmächtige dem
Vereine Blühen und Gedeihen schenken, um die Tora groß zu machen und
mächtig.
Hinzufügen wollen wir noch, dass die Küche und Keller des Gastwirts des
Central-Hotels, Herr Meyer Marx, sich des ungeteiltesten Lobes aller
Anwesenden
erfreute."
|
Lehrer M. Feist sucht Stelle für ein junges Mädchen
(1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Januar 1904: "Suche
für ein junges Mädchen, der deutschen und französischen Sprache
mächtig, geübte Stenographistin, (hat Buchführung erlernt und besitz
auch Fähigkeit in der Schreibmaschine), in einem Schabbos und Jomtof
(Feiertag) geschlossenen Geschäfte Placement, Familienschluss erwünscht.
M. Feist, Lehrer. Zabern im Elsass." |
Mitteilung von Dipl.-Ing. L. Cromback
(1912)
Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Mai 1912:
"Straßburg. Regierungsbauführer Dipl.-Ing. L. Cromback aus Zabern
wurde zum Regierungsbaumeister ernannt." |
Kritischer Bericht eines
streng orthodox-jüdischen Reisenden (1899)
In der jüdischen Gemeinde in Zabern gab es um 1900 ganz
unterschiedlich geprägte jüdische Personen. Rabbiner Dr. Staripolsky war
konservativ-orthodox geprägt. Eine Familien, darunter der Eigentümer der
Restauration N. Bloch hatte offenbar sehr liberale Einstellungen; seine
Gaststätte, die Metzgerei und die Unterkunft firmierten dennoch als
"koscher". In welche Probleme dadurch ein streng orthodoxer jüdischer
Tourist 1899 kam, wird aus dem nachstehenden Reisebericht deutlich:
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Oktober 1899: "Aus dem
Elsass. (Ein
missglückter Ausflug eines gesetzestreuen Juden in die Vogesen.)
Drückend heiß war es! Die Sonne sandte ihre Glutstrahlen
unbarmherzig auf uns arme Bewohner der Fabrikstadt K., als ob wir an dem
qualmenden Rauch der Schlote und an dem aufwirbelnden Staub der Straßen
nicht genug hätten. Ach, wie sehnte sich da das Herz nach einem
erfrischenden Lufthauch. Während die Luft immer mehr Stickstoff uns zuführt,
welcher das Blut mit rasender Eile durch die Pulse treibt, zaubert uns
unsere Phantasie die Reize und die Lieblichkeit eines Luftkurortes vor
unsere Seele, dass wir danach lechzen, aus dem engen kreise der unser
Denken lähmenden Atmosphäre herauszukommen. Von solchen Gedanken ´beherrscht,
fasste ich mitten im Monat August den Entschluss, mit meiner Familie für
einige Wochen K. zu verlassen, und die reine Gebirgsluft eines Kurortes zu
schlürfen. Als ich diesen Plan meiner Frau unterbreitete, brachen meine
Kinder in lauten Jubel aus. Dieser Jubel währte jedoch nur eine kurze
Zeit und die Frage wurde rege, wohin eigentlich unser Ziel sein solle? Den
Schwarzwald haben wir schon mehrere Mal besucht, auch die Alpen und die
Schweiz haben wir durch unsere Umtriebe bereits unsicher gemacht. Also,
wohin denn jetzt? Da fiel gerade mein Blick auf ein Verkehrsblatt der
Vogesen, in welchem die Lieblichkeit der Vogesen angepriesen wurde. Ganz
besonders wurde da von der Schönheit eines mir bisher unbekannten Ortes
gesprochen, dem das bezeichnete Blatt die denkbar größten Vorzüge und
herrlichsten Prädikate eines Luftkurortes anfabelt, von welchem ich
bisher nur noch recht wenig vernommen hatte. 'Zabern'
soll nach dem Ausspruche des Verkehrsblattes in sich die schönsten Vorzüge
vereinigen, die eine nach Ruhe und Luft lechzende Seele wünschen könnte.
'Männeken', sagte meine Frau, 'von Zabern habe ich schon mal einen
sehr schönen Roman gelesen 'Die Gräfin von Saverne'. Nun wird wohl
auch Zabern romantisch sein. Gute Luft und romantische Gegend, was können
wir noch mehr wünschen! Wohlan denn, machen wir uns nach Saverne auf!'
Der Entschluss meiner Frau war viel rascher, als meine Ausführung, da man
bekanntlich von der Luft allein nicht leben kann und um zu leben und in
Sommerfrische noch zu leben, man auch ein gutes Diners und ein Souper zu wünschen
berechtigt ist, so musste ich zuerst als gesetzestreuer Jude festzustellen
suchen, erstens, ob in Zabern eine jüdische Gemeinde sei, zweitens, ob es
dort Restaurationen gibt, die sich der hungernden Menschen erbarmen und für
Geld sie mit Speise und Trank laben und dann drittens, ob auch diese
Restaurationen des Vertrauens würdig sind, ob die Schechita dem
Religionsgesetze entspreche.
Ich nahm nun den Volkskalender, der von der Buchhandlung J. Kauffmann in
Frankfurt herausgegeben wird, zur Hand, schlage darin nach und finde zu
meinem Entzücken, umrahmt von zwei mächtigen |
Koscher
die Restauration N. Bloch als ein renommiertes, billiges und vorzügliches
Restaurant angepriesen. Mein Entschluss war gefasst. Die Reise geht
diesmal nach Zabern. Als der Morgen anbrach und die aufgehende Sonne die
Spitzen der Berge purpurrot färbte, langten wir in Zabern an. Beim
Verlassen des Bahnhofes bot sich uns ein herrliches Bild dar; im
Hintergrund die bewaldeten Gipfel der Vogesen, mit zahlreichen Ruinen
bedeckt. Unter ihnen schimmerte die Kuppel der im Bau begriffenen Synagoge
hervor. Zabern ist ein reizendes Gebirgsstädtchen, das herrliche Punkte
aufzuweisen hat und wundervolle Spaziergänge und Ausflüge in die
Vogesen darbietet. Beim ersten Anblick bedauerte ich es nicht, dorthin
meine Wanderung angetreten zu haben. Nachdem ich meine Familie im
Vogesen-Hotel untergebracht hatte, begab ich mich zum Morgen-Gottesdienst
in die Synagoge. Die alte Synagoge, die der luxuriösen Neigung der
Neuzeit weniger entspricht, aber dessen ungeachtet die Ehrwürdigkeit
ihres Alters auch in ihrer Schmucklosigkeit dem Besucher die Ehrerbietung
abzwingt, war wenig besucht. Es waren nur wenige Beter über die
notwendigen Zehn. Selbst der Herr Rabbiner glänzte durch Abwesenheit; wie
ich aber nachträglich erfuhr, befand er sich zur Kur in Baden-Baden.
Offen gestanden, ich würde weniger die Abwesenheit des Rabbiners vermisst
haben, wenn ich nicht den Rabbiner zur Befriedigung meines Magens
notwendig hätte. Sie lachen, geehrter Herr Redakteur? Sie haben Recht!
Ich bin gewiss kein Kannibale, noch weniger bin ich darauf verpocht,
Rabbiner, die einer Kur bedürfen, zu verzehren; aber der Rabbiner ist mir
gewissermaßen noch immer derjenige Apparat gewesen, der
mir bezüglich des hygienischen Verhaltens meines Magens notwendig
war. Gefiel mir der Rabbiner, d.h. ich fand ihn als einen gesetzestreuen
Diener des Judentums, ließ ich den Begierden meines Magens freien Lauf;
kam mir dagegen der Rabbiner mehr pfäffisch als rabbinisch vor, so wurden
meinem Magen Zügel angelegt. Aus diesem Grunde hat mir der abwesende
Rabbiner gleich bei meiner Ankunft in Zabern einen dicken Strich durch die
Rechnung gemacht. Es blieb mir deswegen nicht anderes übrig, als auf
Umwegen zu recherchieren. Was ich nun erfuhr, war trostlos genug, um meine
Reise nach Zabern, die mir so viel versprach, gründlich zu verkümmern.
Der Rabbiner, nach welchem ich fragte, wurde mir als der schwärzeste
unter den Schwarzen geschildert, er sei ein Mann, der mindestens drei
Jahrhunderte zu spät zur Welt gekommen sei. In religiöser Beziehung sei
er gar nicht zu befriedigen. Er sei von einer rücksichtslosen Strenge
gegen Schächter und Metzger. Wenn sich ein Metzger erkühne, am Sabbat
durch seinen nichtjüdischen Knecht ein |
Pfündchen
Fleisch zu verabreichen, dann breche eine Wetterwolke über das Haupt des
Verbrechers, die ihn zu vernichten drohe. So sehr mir einerseits das
entworfene Bild des Rabbiners gefiel, so schmerzlich musste ich es
andererseits empfinden, meine gehegte Hoffnung als Sybarit in der
Vogesenluft schwelgen zu können, wie ein Kartenhaus zusammenbrechen zu
sehen; denn diese von den zwei mächtigen Koscher umrahmte Restauration,
welche mir so verheißungsvoll aus dem Volkskalender hervorleuchtete, ist
eben diese Restauration und Metzgerei, die nicht unter Aufsicht des
Rabbiners steht. Der Restaurateur Bloch, der gleichzeitig eine Metzgerei
im Betrieb hat, betreibt noch jetzt seine Metzgerei am Sabbat und
Feiertagen, weswegen der Rabbiner schon vor Jahresfrist erklärt hat, dass
er keine Aufsicht über dessen Metzgerei und Restauration führe und
jegliche Verantwortung ablehne. Betrübend ist es nur, dass trotz der bündigen
Erklärung des Rabbiners nicht nur der größte Teil der
Gemeindemitglieder ihren Fleischbedarf von dessen Metzgerei bezieht,
sondern, dass auch die reisenden Juden, die religiös sein wollen, sich
nicht scheuen, es sich in dieser Restauration schmecken zu lassen. Es
besteht leider im Reichslande die Anschauung, dass man allenthalben essen
dürfe, wenn der Kostgeber noch den Namen 'Jude' trägt. Ob er es mit
den Satzungen unserer Religion genau oder weniger genau nimmt, das wird
nicht beachtet. Es wird einem derartigen Ausspruche des Orts-Rabbiners,
welcher mit der Ablehnung seiner Verantwortung die rituelle Zulässigkeit
desselben ausdrückt, wenig Verständnis entgegengebracht, sonst würden
die Leute Fleisch von einer solchen Metzgerei ebenso wenig beziehen und in
einer solchen Restauration ebenso wenig speisen, wie in christlichen
Metzgereien und Restaurationen.
Wohl besteht noch eine Restauration in Zabern, deren Eigentümer ein
gewisser Herr Meyer Marx ist, der sich unter Aufsicht des Rabbinats
stellen will; jedoch ist dessen Hotel, das sich am Schlossplatze befindet
und schön und luxuriös zu werden verspricht, noch im Bau begriffen. In
der Wohnung, die er bis jetzt innehat, ist er selbstredend nicht gut in
der Lage, die etwas hochgeschraubten Ansprüche eines Sommerfrischlers zu
befriedigen. Diese Zustände haben mir meinen ersten Ausflug nach den
Vogesen gründlich vergällt. Wohl habe ich mehrere Ausflüge nach dem
Hohbarr, Gerolseck, Greifenstein, Karlssprung, Staßbach, Brotschberg,
Dachsburg usw. unternommen und habe mich des mir darbietenden, entzückenden
Naturbildes gefreut, aber mein knurrender Magen, der manche unbefriedigten
Wünsche aufzuzählen wusste, zwang mich nach achttägigem Aufenthalt zum
Rückzug. 'Männeken!' sagte meine Frau 'Gräfin von Saverne' zu
sein, mag wohl recht hübsch sein. Für alle Fälle gehört dazu eine
bessere Küche, wie wir sie hier als gesetzestreue Juden auftreiben
konnten.'
Hoffen wir indes, das das Hotel und Restaurant des Herrn Meyer Marx,
dessen architektonische Schönheit jedem ins Auge fällt, bald durch eine
vorzügliche Küche und guten Keller zahlreiche Gäste laben und erfreuen
wird." |
Anzeigen jüdischer
Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Werbung
für koschere Fleisch- und Wurstwaren aus Zabern (1897)
Anzeige
in der Zeitschrift 'Der Israelit' vom 8. November 1897: "Koscher…
Hochfeine Würste aller Art in anerkannt bester Qualität zu sehr billigen
Preisen, sowie Rauchfleisch, Räucherzungen, empfiehlt
Moritz Joseph,
Metzgerei und Wurstfabrikation, Zabern im Elsass.
Referenzen Seiner Ehrwürden Herr Dr. Marx Staripolsky, Rabbiner, Zabern." |
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Werbung für Mazzot (Mazzen) aus Zabern
(1903) |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Oktober 1903: "Mazzot. Liefere
Mazzos bei billigem Preise und streng-religiöser Ausführung und werde
ich mich durch prompte Bedienung bemühen, meine verehrte Kundschaft
zufrieden zu stellen.
Der Name unseres Rabbiners bürgt, dass die Mazzaus in jeder Hinsicht den
religiösen Vorschriften entsprechen werden. Wiederverkäufer gesucht. Léon
Lévy, Mazzefabrikant, Zabern.
Bestätige hierdurch, dass ich Herrn Léon Lévy versprochen, die Aufsicht
über dessen Mazzefabrik zu führen, und wird es meine höchste Sorge
sein, dass die von dort bezogenen Mazzaus ohne
jegliche Bedenken genossen werden dürfen. Dr. Staripolsky, Rabbiner,
Zabern." |
Zur Geschichte der Synagoge
1779 richtete die Gemeinde eine Synagoge ein, wobei es sich
um einen Betsaal in einem gewöhnlichen Haus handelte. Die Synagoge bot im
Männerbereich 36 Plätze. 1826 konnte man zum Bau einer neuen Synagoge ein
benachbartes Grundstück erwerben. Hierauf wurde 1835 eine neue Synagoge erbaut.
Ein Brand 1850 zerstörte das Gebäude. Es konnte jedoch wiederhergestellt
werden.
In den 1890er-Jahren gab es Überlegungen zu Neubau einer Synagoge, die alsbald
konkretere Formen annahmen:
Überlegungen im Blick auf eine neue Synagoge
(1895)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1895: "Zabern im Elsass, 1.
März (1895). Unsere israelitische Gemeinde hat sich immer und immer
wieder gesträubt, den schon längst polizeilich verlangten Umbau der
hiesigen Synagoge vorzunehmen; jetzt ist nun wegen Baufälligkeit die
weitere Benutzung verboten worden.
Wie dem Übel abgeholfen werden soll, ob durch Umbau der baufällig
gewordenen alten Synagoge oder durch Herstellung einer neuen den
Erfordernissen des so genannten indifferenten falschen Zeitgeistes
entsprechenden Orgel-Synagoge, darüber sind die Meinungen noch geteilt. Während
die älteren Leute, die das traditionelle Judentum, nach welchem sie leben
und wirken, von welchem sie sich leiten lassen, als ein unantastbares,
ewig dauerndes und ewig gültiges göttliches Heiligtum betrachten, für
den bloßen Umbau sich begeistern, rufen die jungen modernen Tageshelden
mit einem angenommenen lebendigen Pathos aus, was frommt uns der Umbau,
der die Synagoge weder praktischer, noch schöner, noch viel weniger
moderner als bisher machen wird; warum sollen wir uns nicht zu einem
ordentlichen Orgel-Synagoge a la Straßburg, Mühlhausen, Benfeld und
Schlettstadt entschließen? Wer von den beiden Parteien den Sieg
davontragen wird, ist eine Frage der Zeit.
Wenn Sie, geehrter Herr Redakteur, es gestatten, bin ich gerne bereit, über
das Resultat dieser brennenden Frage Ihnen bericht zu erstatten." |
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Konkrete Planungen für den Bau der
Synagoge (1897) |
Bericht in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juli 1897: "Zabern, 22. Juli
(1897). Dass die hiesige Synagoge wegen ihrer Baufälligkeit nur noch bis
zu einer bestimmten zeit benutzt werden kann, daher der Bau einer neuen
Synagoge seit langer Zeit in Aussicht genommen und als Bauplatz das
Anwesen Recht an der Lützelburgerstraße angekauft worden ist, habe ich
den Lesern Ihres geschätzten Blattes vor Jahresfrist mitgeteilt. Nunmehr
ist seitens der Regierung die Genehmigung zum Beginn des auf 60.000 Mark
veranschlagten Baues eingetroffen. Nächstes Frühjahr wird dieselbe in
Angriff genommen. Dass diese seitens der Landesverwaltung getroffene
Genehmigung die Frucht unseres, bei der Regierung im hohen Ansehen
stehenden, tatkräftigen Rabbiners, Herrn, Dr. Staripolsky ist, der unermüdlich
weder Zeit noch Mühe, Anstrengung und Geld spart, so es sich um die
Erhaltung und Förderung unserer heiligen Wahrheit und heiliger
Institutionen handelt, wird hier allgemein anerkannt. Als Beweis ihrer
Anerkennung beabsichtigt die hiesige Synagogenverwaltung ihrem hochgeschätzten,
geistigen Oberhaupte, im engsten Anschluss an die neue Synagoge eine
standesgemäße, geräumige Amtswohnung – so
Gott will - herstellen zu lassen. Durch die Realisierung dieser
Vornahme wird die hiesige Gemeinde nicht nur ihrem Rabbiner, sondern sich
selber ein für lange Zeiten andauerndes Ehrendenkmal setzen." |
Die neue Synagoge konnte 1898-1900 durch den Architekten Heinrich Hannig aus
Saverne erbaut werden (vgl. oben im Reisebericht von 1899, wo noch die alte,
aber auch schon die neue, im Bau befindliche Synagogen genannt werden). Die Grundsteinlegung war am 22. Mai 1898, die feierliche
Einweihung war am 9. März 1900 in Anwesenheit zahlreicher ziviler, militärischer
und religiöser Behördenvertreter.
Die Einweihung der neuen Synagoge am 9. März 1900
Bericht
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. März 1900: "Zabern,
15. März (1900). Einweihung der neuen Synagoge. Nach langem Hoffen und
Herren sind nun auch die Israeliten Zaberns zu einem neuen Gotteshaus
gelangt. An der Lützelburgerstraße erhebt sich der stolze Bau, der mit
seiner weithin schauenden Kuppel und im sauberen Schmuck seines weißen
Vogesensandsteingewandes einen gar freundlichen Eindruck macht. Der
Einweihungstag am vorletzten Freitag war ein Festtag für die
israelitische Gemeinde, dem auch alle diejenigen Andersgläubigen
teilnahmsvoll gegenüberstanden, die an einem friedlichen
Nebeneinanderwohnen der einzelnen Konfessionen keinen Anstoß nehmen.
Freitagmorgen wurde beim Morgengottesdienste von der alten Synagoge
Abschied genommen. Die Gesetzesrollen wurden alsdann in die Wohnung des
Herrn Rabbiners Dr. Staripolsky verbracht, von wo sie um 3 Uhr in
festlichem Zuge in die mit Fahnen und Tannengrün geschmückt neue
Synagoge verbracht wurden. Als Festgäste waren zugegen Herr Bezirkspräsident
Halm und Herr Oberrabbiner Ury aus Straßburg, und von hier die Herren
Oberst Tecklenburg, Langgerichtspräsident Bernays, Geheimer Rat Dr. Clemm,
Bürgermeister Weber, Vertreter der verschiedenen Behörden, des
Stadtrates usw. |
Vor
dem Eingange der Synagoge überreichte die Trägerin des Schlüssels
letztern dem Oberrabbiner Ury, welcher ihn dem Vorstande der hiesigen
israelitischen Kultusgemeinde, Herrn Levy, übergab. Dieser überreichte
ihn mit der Bitte, das neue Gotteshaus zu einer Stätte der wahren
Gotteserkenntnis und des Friedens zu gestalten, dem Stadtrabbiner Dr.
Staripolsky, der mit einer kurzen Ansprache den Herrn Bezirkspräsidenten
Halm als den Vertreter Seiner Majestät des Kaiser bat, die Eröffnung des
Hauses, das unter dem Schutz Gottes und dem Beistande der Regierung
entstanden, vorzunehmen. Beim Betreten der Synagoge stimmte der Kantor
Wolf mit dem Synagogenchor unter Orchesterbegleitung das MaTobu-Gebet
an, während sich der Zug dem Aron-Hakodesch zu bewegte. Dann nahm
der Gottesdienst seinen Anfang. Nach dem Umzug mit den Gesetzesrollen und
nachdem dieselben in dem heiligen Schrein untergerbacht waren, bestieg
Oberrabbiner Ury die Kanzel, in einer formvollendeten Ansprache besonders
die Verdienste des menschenfreundlichen, hier allgemein beliebten
Rabbiners Dreyfuß und des jetzigen Stadtrabbiners zu feiern. Nach dem
Absingen des 24. Psalms sprach Dr. Staripolsky das Weihegebet und hielt
die Weihepredigt. Der Gedankengang derselben war ungefähr folgender:
'In einer Zeit, in welcher gleichsam dem erstarrenden Lufthauche des
Winters eine Eisrinde um das warme und fühlende Menschenherz lag, in
welcher Religionshass und Unduldsamkeit als gottgefällige Werke gefeiert,
Härte und Lieblosigkeit mit dem Gottesworte verquickt wurden, um gegen
die Bekenner eines anderen Glaubens, einer andern Gottesidee den warmen
Strom der Menschenliebe zu dämmen, ist das alte Gotteshaus entstanden. Es
war die Winterzeit im menschlichen Denken, auf die ein Frühling folgen
musste, zum Teile gefolgt ist. Vor uns liegt, sagte der Redner, der
lachende Lenz: das Frühlingswehen im menschlichen Geiste hat nicht nur
Großes auf allen Gebieten der Wissenschaften und Kräfte geleistet,
sondern auch Unermessliches für das warme Fühlen des Menschtums getan.
Dank der Weisheit der frommen, edlen Fürsten Deutschlands, Dank des
aufgeklärten, gebildeten Sinnes unserer lieben Mitbürger, sind die
Schatten der Lieblosigkeit vom Lebenshorizonte geschwunden und die
Schranken, die ein finsterer Fanatismus errichtet, gefallen und die
verschiedenen Religionsformen glänzen neben einander, gleich dem
verschiedenfarbigen Regenbogen am Firmamente. Wie bei jedem Wechsel der
Natur, beim denkenden Menschen die Frage nach Ursache und Wirkung laut
werden muss, ebenso spornt uns unser Frühlingsgang zum Nachdenken an,
welche Bestimmung ein Gotteshaus habe, und warum nicht die Natur, die eine
reiche Fundgrube von Momenten besitzt, die den Menschen drängen müssen,
den Schöpfer zu lobpreisen, nicht die richtige Andachtsstätte wäre.'
Diese Fragen suchte der Redner in klassischer Sprache und in
philosophischer Ausführung durch folgende Sätze zu beantworten:
'Gott ist unser Hirte und bietet uns in seinem Heiligtum die Pflege und
Nahrung des Geistes. Gott ist unser Wächter und bietet uns in seinem
Heiligtum den Schutz des Lebens und den Frieden des Herzens. Gott ist
unser Vater und wir sind seine Kinder, und Er will durch sein Heiligtum in
uns die Liebe zu ihm und zu den gesamten Menschheit befestigen.'
Diese Rede, welche inhaltlich wie sprachlich als ein Meisterwerk zu
bezeichnen ist, wird jedenfalls dem Druck übergeben werden, was wir mit
Freuden begrüßen. Mit dem großen marsch aus 'Prometheus' von
Beethoven schloss der Gottesdienst, dessen Feierlichkeit durch die
Mitwirkung der Regimentskapelle unter persönlicher Leitung des Herrn
Kapellmeisters Krietsch sehr gehoben wurde.
Abend sechs Uhr fand im Hotel Bloch ein Festessen für die geladenen
Ehrengäste statt, dem Tags darauf ein zweites im Central-Hotel folgte.
Die neue Synagoge wurde zum großen Teil aus eigenen Mitteln der
israelitischen Gemeinde gebaut. Der Staat spendete einen Beitrag von
16.000 Mark, die Stadt einen solchen von 5.000 Mark. An der Ausführung
sind mehrere Zaberner Firmen beteiligt. Es lieferten Gebrüder Kuhn die
Decke, Zimmermeister Eitel die Bänke, Schlossermeister Hämmerlin das
Gitter. Malermeister Hirschler die Malereien, Tapezierer Misbach die
Dekorationen und die Einrichtung des Allerheiligsten. Ein Besuch der
Synagoge wird jedermann überzeugen, dass diese Firmen ihr Möglichstes
getan und mit ihren Leistungen Ehre einlegen. An der übrigen Einrichtung
sind zumeist Straßburger Häuser beteiligt.
Schließlich ist noch des Kommunalbaumeisters Herrn Hannig zu gedenken,
der die Pläne zum Haus entworfen, und dem die israelitische Gemeinde
nicht nur ihr schmuckes Gotteshaus, sondern die Stadt Zabern auch ein
neues, stilvolles öffentliches Gebäude verdankt.
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Weiterer Bericht zur Einweihung |
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. März 1900: "In Zabern
(Unter-Elsass) wurde vorigen Freitag die neue Synagoge mit großer
Feierlichkeit eingeweiht. Dieser Tag war nach dem Zaberner Wochenblatt ein
Festtag für die israelitische Gemeinde, dem auch alle anderen Andersgläubige
teilnahmsvoll gegenüberstanden, die an keinem friedliche
Nebeneinanderwohnen der einzelnen Konfessionen keinen Anstoß nehmen. Die
Feier ging in folgender Weise vor sich: Am Vormittag wurde beim
Morgengottesdienst von der alten Synagoge, die 124 Jahre lang ihrer
Bestimmung gedient hatte, Abschied genommen. Oberrabbiner Ury überhab an
der Pforte der neuen Synagoge den Schlüssel dem Präsidenten der
Gemeinde, der ihn dem Ortsrabbiner überreichte. Dr. Staripolsky ersuchte
nun in einer kurzen Ansprache den Herrn Bezirkspräsidenten Halm, als den
Vertreter des Kaisers, die Eröffnung des Hauses, das unter dem Schutze
Gottes und dem Beistand der Regierung entstanden, vorzunehmen. Nach dem
Umzug mit der Tora-Rolle hielt Oberrabbiner Ury eine Ansprache, in der er
die Verdienste des seligen Rabbiners Dreyfuß und die des jetzigen
Stadtrabbiners feierte. Hierauf hielt Rabbiner Dr. Staripolsky die
Weihepredigt, die, wie allgemein anerkannt wird, sprachlich und inhaltlich
eine Musterleistung war und großen Eindruck machte. Die neue Synagoge
wurde zum großen Teile aus eigenen Mitteln der israelitischen Gemeinde
gebaut. Der Staat spendete einen Beitrag von 16.000 Mark, die Stadt einen
solchen von 5.000 Mark." |
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Festessen anlässlich der Einweihung mit
patriotischen Ansprachen |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1900: "Zabern, 15. März
(1900). Über den Verkauf des Festessens in dem unter Aufsicht des
Rabbiners stehenden Central-Hotel anlässlich der Einweihung der neuen
Synagoge wird geschrieben: um 5 Uhr versammelte sich der größte Teil der
hiesigen israelitischen Bevölkerung, um die vollbrachte Weihe ihrer
Synagoge würdig durch ein Festessen abzuschließen. An der Spitze der
Tafel bemerkten wir den Herrn Bürgermeister Regierungsassessor Dr. Weber,
dessen Frau Gemahlin, Stadtrat Guntz, Herr Oberrabbiner Ury, Herrn
Stadtrabbiner Dr. Staripolsky und noch andere.
Herr Rabbiner Dr. Staripolsky widmete sein erstes Glas des Kaisers Majestät,
hervorhebend, dass wie bei Gott die Liebe in ehrfurchtsvollem Gebete
Ausdruck findet, ebenso es Pflicht eines treuen Untertan ist, bei
jeglicher Festesfreude, die ihm im engeren Kreise der Seinigen zuteil
wird, seine Liebe zu dem Landesvater, durch dessen Schutz solche ungestörte
Freude denkbar ist, durch Dank und Huldigung Ausdruck zu verleihen und
forderte die Gesellschaft auf, mit ihm in den Ruf einzustimmen: 'Seine
Majestät der Kaiser lebe hoch', welcher mit Begeisterung von der
Festversammlung erwidert wurde. Die Musik spielte die Kaiserhymne.
Herr Oberrabbiner Ury toastete auf das gute Einvernehmen der
Kultusgemeinde mit den Einwohnern der Stadt Zabern. Herr Stadtrat Schwab
toastete auf die Stadt, den Bürgermeister, den Rabbiner Dr. Staripolsky,
bei dem er rühmend hervorhob, dass weder die Ankämpfungen der
Synagogenverwaltung, noch Mühe und Geldopfer ihn an der Förderung des
Baues hindern konnten; zuletzt waren auch die Damen erwähnt worden.
Dieser Toast en masse veranlasste der Herrn Rabbiner Dr. Staripolsky zu
einem humorvollen Trinkspruch auf die Damen. Donnernder Applaus ward
dieser Rede zuteil. Der Herr Bürgermeister widmete sein Glas dem Gedeihen
der Kultusgemeinde.
Der Abend verlief in angenehmer Unterhaltung. Herrn Stadtrat Schwab gebührt
besonderer Dank für die korrekte Durchführung des wohl gelungenen
Festes." |
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude
zweckentfremdet als Versammlungsraum und Werkstatt eines NS-Fliegerkorps. Am 3.
September 1950 konnte die Synagoge wieder als jüdisches G"tteshaus
eingeweiht werden.
Adresse/Standort der alten Synagoge: Rue De L'Ancienne Synagogue,
67700 Saverne
Adresse/Standort der neuen Synagoge: Rue du 19 Novembre, 67700 Saverne
Fotos/Darstellungen
Historische
Darstellungen |
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Historische Ansichtskarte mit
der Synagoge (links oben) |
Zur Einweihung der Synagoge
mit Werbung
für das jüdische Hotel von Meyer Marx
(das in den Berichten oben immer wieder
genannte "Central Hotel" |
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unten: Historische Ansichtskarte
der Synagoge
(Sammlung Hahn) |
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Neuere Fotos
(Fotos Hahn, Aufnahmedatum 28.5.2004) |
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Die 1898-1900 erbaute
Synagoge
von Westen |
Synagoge
von Osten |
Portalinschrift: "Also
spricht der Ewige:
Der Himmel ist mein Thron und die Erde
der Schemel
meiner Füße" (Jesaja 66,1) |
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Innenaufnahmen
der Synagoge während der Hundertjahrfeier am 26.März 2000;
Quelle dieser Fotos: hier
anklicken und weiter zu: "cérémonie du centenaire" |
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Die Synagoge
im Spätsommer 2007
(Fotos: Hahn; Aufnahmen erstellt am "Europäischen Tag der
Jüdischen Kultur" am 2.9.2007) |
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Außenaufnahmen
der Synagoge |
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Blicke zum
Toraschrein mit Bima / Vorlesepult |
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Der
Chanukkaleuchter |
Der große Kronleuchter |
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Der Toraschrein
ist geöffnet: die Torarollen |
Gesamtansicht des Betsaales
der Männer |
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Sitze rechts und
links des Toraschreines für Kantor und Rabbiner |
Das Harmonium (kleine Orgel) |
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Farbfenster an
den Seiten |
Blick zur
Frauenempore |
Gedenktafel für die im Ersten
Weltkrieg
Gefallenen und die Opfer des Holocaust |
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Blick von der
Frauenempore |
Der Kronleuchter - von der
Frauenempore aus gesehen |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 33.114.
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Gerd Mentgen: Studien zur Geschichte der Juden im
mittelalterlichen Elsass. Forschungen zur Geschichte der Juden. In.
Schriftenreihe der Gesellschaft zur Erforschung der Geschichte der Juden e.V.
Verlag Hahnsche Buchhandlung Hannover 1995. |
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